Debians Init-System der Zukunft

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PeteMaravich
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von PeteMaravich » 07.03.2014 18:35:11

Ich finde systemd eine hervorragende Lösung, die vieles besser und auch einfacher macht. Was mir an dem neuen Ansatz gefällt: Er ist eine gut durchdachte und systematische Lösung. SysVinit mit seinen Skripten hallte ich eher für Gefrickel.

Ich kann auch nicht sehen, dass systemd den Unix-Ansatz verletzt, also für jede Anwendung ein spezielles Programm. Systemd ist schließlich keine Anwendung, kein Werkzeug, sondern ein Systembestandteil, der mithilfe geeigneter Abstraktionen viele bisherigen Lösungen überflüssig macht. Und wenn man systemd nicht mag, weil er den Unix-Ansatz verletzt sieht, der müsste eigentlich auch gegen den Linux-Kernel sein.

Praktisch sieht es so aus, dass meine Rechner besser laufen als vorher. Mein Netbook mit 1 GB RAM hat nach dem Start von Gnome weniger als 200 MB belegt. Das System läuft besser als je zuvor.

nudgegoonies
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von nudgegoonies » 09.03.2014 08:44:14

PeteMaravich hat geschrieben:Mein Netbook mit 1 GB RAM hat nach dem Start von Gnome weniger als 200 MB belegt.
Könnte dies an der "socket/port activation" liegen? So wie ich es verstanden habe, werden daemons ja erst dann gestartet, wenn man auf sie zugreift. Somit würde nach dem Start noch gar nicht so viel verbraucht. Sobald jeder Daemon einmal angefasst wurde, müsste der Speicherverbrauch eigentlich fast identisch sein. Ich habe in einer KVM mal ein nacktes Debian SID auf systemd umgestellt. Die Startmeldungen waren ja wirklich überhaupt nicht mehr zu sehen, so schnell ging das. Das würde zu der "socket/port activation" passen.
Soft: Bullseye AMD64, MATE Desktop. Repo's: Backports, kein Proposed, eigene Backports. Grafik: Radeon R7 360 MESA.
Hardware: Thinkstation S20, Intel X58, 16GB, Xeon W3530, BCM5755 NIC, EMU10K1 SND, SATA SSD+HDS und DVD+RW.

PeteMaravich
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von PeteMaravich » 10.03.2014 06:46:47

nudgegoonies hat geschrieben:
PeteMaravich hat geschrieben:Mein Netbook mit 1 GB RAM hat nach dem Start von Gnome weniger als 200 MB belegt.
Könnte dies an der "socket/port activation" liegen?
Bestimmt liegt es daran. Aber da ich ohnehin meist nur surfe (ist schließlich ein Netzbuch :-) ), brauche ich die meisten Dämonen auch nicht. Im Großen und Ganzen läuft das System nun runder. Meine Workstation mit 4 GB genauso. Zwar braucht die mehr RAM als das Netbook, aber das mag wohl an den Caches liegen. Wenn der Rechner erkennt, dass genug RAM da ist, geizt er umso weniger mit Festplattencache. Und meines Wissens gibt es immer noch Optiminierungspotential. Wenn ich lese,dass consolekit durch systemd überflüssig wird, dann würde ich gerne darauf verzichten. Ausprobiert habe ich schon, Gnome läuft auch ohne consolekit, aber dann kann man den Rechner nicht mehr in Bereitschaft schicken.

wanne
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von wanne » 10.03.2014 10:35:07

RAM"verbrauch" hängt in erster Linie von der messtechnik und den Einstellungen ab. Du kannst dem Kernel auch sagen, dass er nur die ersten 256MiB von deinem RAM nehmen soll. Wird dein System total lahm aber dafür hast du wunderbar RAM gespart.
Und zu nur browsen: Nach Egoshooter-Spielen so ziemllich das Anspruchsvollste was ein rechner so macht.
Wenn man ihm genug RAM zur verfügung stellt nimmt der FF sich erstmal ein knappes GiB ohne dass man überhaupt irgend was aufruft. Und Prinzipiell wäre es toll wenn das GiB schon vor dem start im RAM wäre. Deswegen startet Konqueror hier so wunderbar schnell. 99% hat KDE einfach schon im RAM liegen bevor der startet. Google hat das kapiert. Da wird kein Programm mehr beendet bevor der RAM benötigt wird.
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

nudgegoonies
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von nudgegoonies » 10.03.2014 13:08:39

...zumal der Linux Kernel den Speicher sowieso lazy allokiert http://landley.net/writing/memory-faq.txt
Soft: Bullseye AMD64, MATE Desktop. Repo's: Backports, kein Proposed, eigene Backports. Grafik: Radeon R7 360 MESA.
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tHoRax
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von tHoRax » 10.03.2014 20:51:07

Praktisch sieht es so aus, dass meine Rechner besser laufen als vorher. Mein Netbook mit 1 GB RAM hat nach dem Start von Gnome weniger als 200 MB belegt. Das System läuft besser als je zuvor.
Finde diesen Fred seit seiner Erstellung sehr interessant,habe es aber unter frischgebackenenem stable es nicht hinbekommen, sysvinit de-zu-installieren und stattdessen das "schnellere", "debian-zukünftige" :) init-System zu installieren...
Ich kann nach dem das "frischgebackene" stable mit sysvinit installiert wurde zwar ein apt-get install systemd systemd-init-system installieren,aber sobald ich das alte init-system(sysvinit) von der Platte haben möchte, kommt es dazu:
root@m3c:/home/m2c# apt-get purge sysvinit
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut.
Statusinformationen werden eingelesen.... Fertig
Die folgenden Pakete werden ENTFERNT:
sysvinit*
WARNUNG: Die folgenden essentiellen Pakete werden entfernt.
Dies sollte NICHT geschehen, außer Sie wissen genau, was Sie tun!
sysvinit
0 aktualisiert, 0 neu installiert, 1 zu entfernen und 0 nicht aktualisiert.
Nach dieser Operation werden 283 kB Plattenplatz freigegeben.
Sie sind im Begriff, etwas potentiell Schädliches zu tun.
Zum Fortfahren geben Sie bitte »Ja, tue was ich sage!« ein.
?]
Habe ich in dieser Hinsicht was falsch verstanden oder gar interpretiert?
Wie macht ihr denn das?
Würde ich zum Fortfahren "ja" wählen, würde es vieles von der Platte hauen und das System würde dann nicht mehr laufen.Oder habt ihr das so hinbekommen, dass ihr das neue init-system parallel zu sysvinit installiert, ist es so zu verstehen?
Ich würde mal systemd gerne ausprobieren auf meinem asus eepc-1201pn,aber wie schon oben beschrieben, klappt es nicht...
/ASUS-F751S/ Intel Pentium N3710 @ 2.560Ghz
VGA compatible controller: Intel Corporation Atom/Celeron/Pentium Processor x5-E8000/J3xxx/N3xxx Integrated Graphics Controller (rev 35)
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von JTH » 10.03.2014 21:38:58

jimmy lukuluku hat geschrieben:Oder habt ihr das so hinbekommen, dass ihr das neue init-system parallel zu sysvinit installiert, ist es so zu verstehen?
Genau, du kannst beides parallel installiert haben. Um dann mit systemd zu starten, gibst du dem Kernel noch einen init-Parameter mit. Für Grub änderst du zum Beispiel in /etc/default/grub die entsprechende Zeile, dass sie so oder ähnlich aussieht:

Code: Alles auswählen

GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="quiet init=/lib/systemd/systemd"
update-grub danach nicht vergessen. Falls es dabei Probleme gibt, kannst du den init-Teil beim Booten im Grub-Menü auch jederzeit wieder entfernen (nicht dauerhaft, nur für den Start).
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von MrGerardCruiz » 11.03.2014 13:44:27

Heieiei wenn man schon am Init System rumspielt, sollte man doch wohl Wiki Artikel lesen können. Das ist doch hier lang und breit erklärt:
https://wiki.debian.org/systemd
http://www.curius.de - Ein paar pragmatische Gedanken zu Linux, KDE und Datenschutz

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von photor » 11.03.2014 19:58:49

Moin Forum,

ich habe den Schritt jetzt auch mal getan: systemd aktiviert. Das Teil bootet jetzt ja, wie die Feuerwehr :)

Allerdings habe ich noch ein Problem, dass der sshd nicht startet:

Code: Alles auswählen

root@picard:~# systemctl list-units
UNIT                                      LOAD   ACTIVE SUB       DESCRIPTION
[...]
speech-dispatcher.service                 loaded active exited    LSB: Speech Dispatcher
ssh.service                               loaded failed failed    OpenBSD Secure Shell server
sysfsutils.service                        loaded active exited    LSB: Set sysfs variables from /etc/sysfs.c
systemd-hostnamed.service                 loaded active running   Hostname Service
systemd-journald.service                  loaded active running   Journal Service
systemd-logind.service                    loaded active running   Login Service
[...]
... und ich kann ihn auch nicht nachstarten:

Code: Alles auswählen

root@picard:/etc/systemd# systemctl enable sshd
Failed to issue method call: No such file or directory
Aber eigentlich wollte ich gar nicht nach einer Lösung dafür fragen, sondern eher, wo wird systemd im Zusammenhang mir Debian diskutiert - auf User-Level? Ich wollte micht nicht zu tief in die Eingeweide begeben.

Ciao,

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von JTH » 11.03.2014 21:49:36

photor hat geschrieben:

Code: Alles auswählen

root@picard:/etc/systemd# systemctl enable sshd
Failed to issue method call: No such file or directory
Aber eigentlich wollte ich gar nicht nach einer Lösung dafür fragen […]
Trotzdem: Der Service heißt in dem Fall ssh, ohne d. Und sofort starten tust du mit systemctl start, systemctl enable sorgt nur für automatisches Starten beim Booten ;)
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von photor » 13.03.2014 18:01:31

Jo, du hast recht. Und dann tut's auch.

Hab jetzt nur noch das alte Problem, dass die Netzkarte nicht immer will :? Das hat sich auch mit systemd nicht geändert.

Ciao,

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von catdog2 » 13.03.2014 19:02:02

Was systemd fixt nicht automatisch Probleme mit Hardware? Skandal! ;)
Unix is user-friendly; it's just picky about who its friends are.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von photor » 13.03.2014 19:45:36

Nee, das nicht. Aber eine kleine Hoffnung darf man doch haben, oder? :wink:

Ciao
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von alexander_ro » 02.04.2014 20:58:15

Es war ja nicht viel was anderes zu erwarten. Aber die homgenität auf verschiedenen Plattformen zu Opfern nur um eine altes System durch ein neues mit schlechter Architektur zu ersetzen ist zwar der Mainstream zerstört aber den wichtigsten Vorteil von Debian. Schade darum es war die letzte gute Linuxdistribution ... :(

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von niesommer » 03.04.2014 11:00:36

Das dürfte euch interessieren: http://www.pro-linux.de/news/1/20949/ke ... stemd.html
insbesondere ganz unten der letzte Satz.
Gruß niesommer

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von alexander_ro » 03.04.2014 13:44:18

Wie wäre es denn mit sowas: http://smarden.org/runit/?
Wurde gar nicht vorgeschlagen oder?

Gerade einen Artikel im Linux-Magazin gelesen das klang auf den ersten Blick nicht so übel. Es gibt ja sogar schon fertige Pakete bei Debian dafür. Ich habe es aber noch nicht ausprobiert.

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