Minimalinstallation funktioniert nicht

[ralli]

Ich habe hier die Installations CD für den XFCE Desktop. Nun wollte ich eine Minimalinstallation machen, lasse es laufen, bis Taskel angezeigt wird und wähle den XFCE Desktop ab. Und was passiert, nach weiter will er über 1500 Pakete holen und installiert selbstständig den Gnome Desktop. Dabei wollte ich überhaupt keinen Desktop, sondern nach der Minimalinstallation den X Server wie von der Vorgängerversion gewohnt installieren und danach den Openbox Fenstermanager. Was läuft hier falsch oder was mache ich falsch? Geht das nicht mehr auf diese Art und ist diese Vorgehensart obsolet?

[Apfelmann]

Für die Minimalinstallation habe ich immer die 1.debian - CD/DVD, oder eine Netzinstallations-CD verwendet,
die fertigen Desktop-Installationen lassen sich wohl beim Installieren nicht mehr verändern.

LG

[guennid]

tasksel benutzt man nicht bei einer Minimalinstallation. Grundsystem, bootloader, fertig.

Noch minimaler geht's mit debootstrap.

Grüße, Günther

[hikaru]

Vorsicht, teils Spekulation (nur theoretisch hergeleitet, nicht getestet):

In Tasksel gibt es zwei Kategorien von Haken für Desktops:
1. Der übergordnete "Desktop Environment"-Haken, der task-desktop installiert.
2. Die untergeordneten Haken für eine konkrete Desktopauswahl, auf dem Xfce-Image würde der wegen der Vorauswahl standardmäßig task-xfce-desktop installieren.

Die untergeordneten Desktop-Pakete sind Empfehlungen (Recommends) des übergeordneten Meta-Pakets.
Wenn du nun NUR den untergeordneten Haken entfernt hast, aber den übergeordneten hast stehen lassen, dann wird task-desktop den ersten empfohlenen Desktop installieren, und der ist immer Gnome, unabhängig davon, welches Image du heruntergeladen hast.

Ich habe bei Installationen von der Xfce1-CD jedenfalls immer beide Haken entfernt wenn ich ein Minimalsystem wollte und habe dann auch genau das bekommen.

[MSfree]

tasksel benutzt man nicht bei einer Minimalinstallation. Grundsystem, bootloader, fertig.

Naja, die normalen Debian-Installer laufen am Ende immer ins tasksel. Ich halte es dabei immer so, daß ich alle gesetzten Häkchen entferne. Danach werden keine Pakete durch tasksel vorausgewählt und installiert.

Was ich hinterher an Software benötige, wird mit apt-get nach dem ersten Boot nachinstalliert, wobei ich vorher immer die meines Erachtens lästigen Recommends abschalte.

[uname]

Hört sich sehr plausibel an. Nicht dasss ich es benötige, aber kann man bei der Installation von CD bereits am Anfang die Installation von "Recommends" und/oder "Suggests" unterbinden, was auch die Installation des Desktops aber auch einiger anderer Pakete unterbinden würde. Soweit ich mich erinnere entferne ich auch alle Desktop-Haken.

Ich installiere im übrigen meist per Netinstall mit unfreien Treibern [1] oder falls der Rechner (vor allem sehr alte Rechner) Probleme beim kontinuierlichen Lesen von CD/USB bei der Installation bekommt den Umweg über grml-small [2] mit grml-debootstrap [3] in Verbindung mit dem Booten "toram". Verstehe sowieso nicht warum der Debian-Installer aus dem Internet die Pakete zieht und dann immer auf der CD-ROM noch rumlesen will. Leider ist die aktuelle GRML-Version etwas veraltet. Schade hat mir immer gut gefallen. Ach ja man kann natürlich auch ein beliebiges Live-Debian booten und grml-debootstrap nachinstallieren und dann installieren. Ist einfacher zu nutzen als das normale debootstrap ohne einen Wrapper. Hatte früher Crunchbang dafür genutzt. Gibt es aber leider auch nicht mehr in der alten Version.

[1] http://cdimage.debian.org/cdimage/unoff ... -firmware/
[2] https://www.grml.org
[3] https://grml.org/grml-debootstrap

[hikaru]

aber kann man bei der Installation von CD bereits am Anfang die Installation von "Recommends" und/oder "Suggests" unterbinden,

Es ist zumindest nicht vorgesehen. Du könntest aber mal probieren, dem Installer eine apt.conf unterzuschieben, bevor er mit dem Runterladen der Pakete beginnt.

Verstehe sowieso nicht warum der Debian-Installer aus dem Internet die Pakete zieht und dann immer auf der CD-ROM noch rumlesen will.

Weil der User es so will. Wenn er sich die CD1 besorgt hat, dann weil er von dort so weit wie möglich die Pakete haben will (z.B. weil sein Internet langsam ist). Wer alles aus dem Netz haben will nimmt eben den Netinstaller.

[uname]

Wer alles aus dem Netz haben will nimmt eben den Netinstaller.

Ich nutze seit Jahren den Netinstaller. Auch der greift soweit ich mich erinnere immer mal wieder gerne auf die CD-ROM zu.

[MSfree]

Wer alles aus dem Netz haben will nimmt eben den Netinstaller.

Ich nutze seit Jahren den Netinstaller. Auch der greift soweit ich mich erinnere immer mal wieder gerne auf die CD-ROM zu.

Der Netinstaller muß eigene Software nachladen und bringt auch schon ein minimales Grundsystem mit, um das Bootstrap-Problem zu lösen. Kein Wunder, daß der auf die CD zugreift. Immerhin ist auch der Netinstaller inzwischen fast 300MB groß.

[ralli]

Danke, ich habe den Netinstaller benutzt, der aber auch taskel zur Auswahl anzeigt. Der Haken daran ist, das der übergordnete "Desktop Environment"-Haken deaktiviert werden mußte. Hikaru hatte Recht.

[TuxPeter]

Ja, in diese Falle bin ich auch schon gelaufen, weil ich unter "Desktop Environment" eben nur den Desktop mit vielleicht ein paar Dienstprogrammen verstanden habe. Und habe dann z.B. auf einen schwächlichen Laptop das ganze LO- und Gimp-Zeug, obwohl ich es dort nie brauche.

[guennid]

Ich behaupte mal, wenn man sich ein wenig auskennt und minimal installieren will, kann man - meiner unmaßgeblichen Meinung nach - im Installer den "Experten"-Modus wählen und bei dem überspringt man einfach tasksel (nennt sich dort, glaube ich: Paketauswahl) - ohne sich Gedanken um über- und und untergeordnete Desktop-Häkchen machen zu müssen.

Aber die Idee, dem Installer eine apt.conf unterzujubeln ist nicht schlecht, werde ich gelegentlich probieren.

Grüße, Günther

[uname]

Ich finde schon man könnte mal einen Bug-Report schreiben, damit das Problem im Folgerelease gelöst wird. Denn sinnvoll ist das Verhalten nicht. Wer schreibt den Bug-Report?

[MSfree]

Aber die Idee, dem Installer eine apt.conf unterzujubeln ist nicht schlecht, werde ich gelegentlich probieren.

Ich könnte mir vorstellen, daß man damit Probleme bekommen kann.

Der Netinstaller läßt dich an einer Stelle konfigurieren, von welchem Debian-Mirror Softwarepakete geladen werden sollen und welcher Proxy (sofern relevant) genutzt werden soll, um das Basissystem zu installieren. Dazu wird eben auch eine apt.conf vom Installer erzeugt. Im simpelsten Fall überschreibt der Installer einfach deine untergeschobene Datei, im dümmsten Fall bringst du den Installer damit zu einem vorzeitgen Ende.

[rendegast]

Beim Installer auf der Hilfskonsole F4

Code: Alles auswählen

# apt-config --help
...
  -o=? Set an arbitrary configuration option, eg -o dir::cache=/tmp

oder 'echo ...... > /etc/apt.conf.d/meine'
Dann auf der Installerkonsole die Paketauswahl nochmal aufrufen.

[gnu]

Mein Versuch ein minimales Debian (in einer VM) zu installieren war fast erfolgreich:

Zuerst Debian 8 stable von einem CD-Image installiert (nur CD1),
während der Installation keinen Netzwerkspiegel ausgewählt.

Folglich standen im Installationsschritt "zusätzliche Software installieren nur "Debian desktop environment" und "Standard Systemwerkszeuge" zur Auswahl.
Ersteres habe ich nicht ausgewählt, letzteres schon.

Dann nach der erfolgreichen Installation (nach vergeblichen Versuchen mit apt-get etwas zu installieren) die sources.list, um die folgenden beiden Einträge erweitert:

Code: Alles auswählen

deb http://ftp.de.debian.org/debian/ jessie main
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ jessie main

sodass nun folgende Einträge eingetragen waren:

Code: Alles auswählen

deb cdrom:[Debian GNU/Linux 8.3.0 _Jessie_ - Official amd64 CD Binary-1 20160124-20:11]/ jessie main

deb http://security.debian.org/ jessie/updates main
deb-src http://security.debian.org/ jessie/updates main

deb http://ftp.de.debian.org/debian/ jessie main
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ jessie main

Dann den Befehl

Code: Alles auswählen

apt-get --no-install-recommends install task-lxde-desktop

eingegeben, woraufhin ich aufgefordert wurde wieder die Installations-CD einzulegen - ich vermute das lag daran, dass sie in der sources.list der erste Eintrag war (habe diese Zeile dann später entfernt).
Die Installation war erfolgreich und nach einem Neustart hatte ich, wie gewünscht, einen grafischen Login-Screen und die LXDE-Desktopoberfläche und nur 9 Einträge in der Programmliste! (4 bei Zubehör, 5 bei Systemwerkzeuge)

Auch die Installation von weiteren Programmen funktionierte problemlos.


Aber natürlich habe ich doch irgendetwas falsch gemacht, denn:

1. Ich bekomme nach der Anmeldung folgende Fehlermeldung angezeigt:

GDBus.Error:org.freedesktop.DBus.Error.ServiceUnknown: The name org.freedesktop.PolicyKit1 was not provided by any .service files

2. Ich kann bei Einstellungen > Erscheinungsbild > Farben kein eigenes Farbschema einstellen.

3. Ich habe zwar die Einträge Benutzer wechseln, Computer sperren, Logout und Abbrechen, allerdings nicht Neustart, Ruhezustand und Herunterfahren.

4. Im Benutzerordner befinden sich nur die Ordner Desktop und Downloads

Man kann eben nicht alles haben
Aber interessieren würde mich schon, wo der Fehler liegt, die recommended-Pakete, die ich ja absichtlich nicht installiert habe, können der Beschreibung nach [1] nicht schuld sein...

Vermutlich fehlt etwas von task-desktop

edit: alsa-base, alsa-utils und xdg-utils nachinstalliert - keines dieser drei pakete aus task-desktop hat das Problem gelöst.

[1] https://packages.debian.org/jessie/task-lxde-desktop

[hikaru]

1. Ich bekomme nach der Anmeldung folgende Fehlermeldung angezeigt:

GDBus.Error:org.freedesktop.DBus.Error.ServiceUnknown: The name org.freedesktop.PolicyKit1 was not provided by any .service files

[..]

3. Ich habe zwar die Einträge Benutzer wechseln, Computer sperren, Logout und Abbrechen, allerdings nicht Neustart, Ruhezustand und Herunterfahren.

Da fehlt wohl policykit-1.

Die Minimalinstallation von LXDE geht allerdings noch minimaler. So gehe ich für gewöhnlich dabei vor (aus dem Gedächtnis):
1. Minimalinstallation vom Netinstaller ohne irgendwelche Punkte in Tasksel auszuwählen (also nicht mal "Standard-Systemwerkzeuge").
2. Im gestarteten System Recommends über apt.conf abschalten.
3. Pakete installieren: den zur Hardware passenden Grafiktreiber, bei mir meist xserver-xorg-video-intel; xserver-xorg; x11-utils; xinit; lxde-core; lxterminal; zusätzlich mag ich noch vim; mc und slim.
4. Jetzt schaue ich, was ich sonst noch gern hätte. Dabei kommen meist Opengl-Pakete, ein Browser und die Infrastruktur zum Musikabspielen heraus.

[guennid]

während der Installation keinen Netzwerkspiegel ausgewählt.

Das war ein Fehler. Für Minimalismus spielt diese Abwahl absolut keine Rolle, wird aber, wie gesehen, hinterher hinderlich. Ansonsten trifft hikaru das Wesentliche.
Wer sich eine auszubauende Minimalinstallation zutraut, sollte vielleicht auch den "Expertenmodus" des Installers benutzen. Ich kann mir vorstellen, dass der selbsterklärender ist als die GUI. Weiß ich aber auch nicht, da ich letztere nie benutzt habe (als ich mit Debian anfing gab's "so'n neumodischen Kram" [niemand] noch nicht ).

Grüße, Günther

[hikaru]

Wer sich eine auszubauende Minimalinstallation zutraut, sollte vielleicht auch den "Expertenmodus" des Installers benutzen. Ich kann mir vorstellen, dass der selbsterklärender ist als die GUI.

Soweit ich mich erinnere gibt es sowohl vom Normalen als auch vom Experteninstaller eine TUI- und eine GUI-Version, die sich in der Funktionalität nichts nehmen.
Meine Erinnerungen sind aber aus Etch- bzw. Lenny-Zeiten. Sie könnten also schon etwas verschwommen oder schlicht überholt sein.

[gnu]

Da fehlt wohl policykit-1.

Respekt, genau das war es.
Das Nachinstallieren hat Problem 1, 3 und 4 gelöst, nur 2. (eigenes Farbschema) funktioniert noch nicht.

Farbschemata werden vom momentan gewählten Thema nicht unterstützt

Thema heißt Raleigh, ich versuche mal ein anderes zu installieren.

Soweit ich mich erinnere gibt es sowohl vom Normalen als auch vom Experteninstaller eine TUI- und eine GUI-Version, die sich in der Funktionalität nichts nehmen.

Ja, die Unterschiede zwischen der TUI- und GUI-Version eines Installationstyps sind nach wie vor nur optisch.

Das war ein Fehler. Für Minimalismus spielt diese Abwahl absolut keine Rolle, wird aber, wie gesehen, hinterher hinderlich.

Stimmt.

Wer sich eine auszubauende Minimalinstallation zutraut, sollte vielleicht auch den "Expertenmodus" des Installers benutzen.

Ich habe es mal ausprobiert, ich kann nachvollziehen warum der Expertenmodus so beliebt ist. Allerdings müsste ich erstmal genau nachlesen, wofür welches Paket gebraucht wird, um bei "zusätzliche Software auswählen" eine vernünftige Entscheidung treffen zu können.

Danke für eure Hilfe

[guennid]

Allerdings müsste ich erstmal genau nachlesen, wofür welches Paket gebraucht wird

"Erstmal" musst du das nicht. "Erstmal" musst du nur wissen, was du "gebrauchen" willst. Um die Abhängigkeiten kümmert sich dann apt. Einzige mir bekannte Ausnahme: ein funktionierender händisch aufgesetzter X-Server.

Grüße, Günther

[gnu]

"Erstmal" musst du nur wissen, was du "gebrauchen" willst. Um die Abhängigkeiten kümmert sich dann apt.

Hallo Günther, das weiß ich (Ich ging davon aus, dass die Standard-Systemwerkzeuge und der task-lxde-desktop schon alles enthalten) - ich meinte damit diesen Schritt:
https://youtu.be/xqVsS73kWNc?t=51s
Aber hier muss man nichts auswählen,
nur wenn man nichts auswählt, dann unterscheidet sich die Experteninstallation nicht von der normalen.

Wie in meinem Fall gezeigt, klappt das mit den Abhängigkeiten nicht immer zu 100 % (kein Vorwurf, etc. nur eine Feststellung).

[guennid]

youtube interessiert mich nicht und funktioniert hier (wahrscheinlich demgemäß) auch nicht, insofern kann ich nicht nachvollziehen, was du mir sagen wolltest.

Die Option zusätzliche Software installieren" kenne ich nicht. Vielleicht doch graphischer Expertenmodus? Im Installer benutze ich lediglich "Grundsystem" und "bootloader". Alles andere hinterher per apt-get.

Grüße, Günther

[gnu]

"zusätzliche Software installieren" kenne ich nicht.

Der Schritt heißt "Load installer components from CD"

"zusätzliche Software auswählen" heißt eigentlich "Softwareauswahl" [1] (wird hier öfter als "task-select" bezeichnet) und kommt später

[1] http://wiki.debianforum.de/Jessie_f%C3% ... .C3.A4hlen

[guennid]

Der Schritt heißt "Load installer components from CD"

Nun ja, die wirst du brauchen, aber der installiert keine Pakete auf deinen Datenträger. Keine Ahnung, warum diese Frage überhaupt gestellt wird (ist vielleicht das, was diesen Modus expertig macht ).

"zusätzliche Software auswählen" heißt eigentlich "Softwareauswahl" [1] (wird hier öfter als "task-select" bezeichnet)

Eben. Und das benutze ich nicht.

Grüße, Günther