Kompletten Server kopieren/umziehen

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Kompletten Server kopieren/umziehen

Beitrag von Alternativende » 02.02.2016 12:00:29

Hallo zusammen,

ich habe folgendes Projekt vor den Füßen und hätte gerne mal die ein oder andere Meinung dazu gehört.

Ein alter Virtualisierungsserver, der mit Proxmox betrieben wird soll auf einen neuen Server umgezogen werden. Der bisherige läuft ebenso wie der neue auf richtiger Serverhardware mit RAID-Controller.

Meint ihr es wäre machbar wenn ich mit Ghost4Linux von einer LiveCD starte, das ganze System in ein Image schreibe, dieses auf dem neuen zurückspiele und mit Gparted die Plattengrößen anpasse?

Ich könnte zwar grundsätzlich auch Proxmox neuinstallieren und die Maschinen zurücksichern, aber die angepassten Konfigurationen gingen mir in diesem Fall verloren.

r4pt0r
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Re: Kompletten Server kopieren/umziehen

Beitrag von r4pt0r » 02.02.2016 12:37:29

Das ganze wird ja hoffentlich auf LVM aufgesetzt sein - wenn also das Dateisystem umgezogen werden soll, mach es auf LVM-ebene und migriere die benötigten LVs.

Und viel einfacher: die VMs von einem Host zum anderen migrieren. Das geht mit Proxmox absolut unkompliziert über die Verwaltungsoberfläche. Dabei werden alle images und Konfigurationen mit übernommen. Liegen die VMs auf LVs (und wenns schneller gehen soll), nimmt man ausreichend große Platten, verschiebt das/die LV(s) auf diese und zieht sie am Zielhost in die neue VG. Die VM-Einstellungen kann man ggf per migration oder von Hand übertragen.

Von kompletten Systemimages würde ich an Servern abstand halten - ist zu unflexibel und meistens ist es nicht verkehrt auf neuer Hardware in ein frisch konfiguriertes System zu migrieren.
Wenn beide Systeme im Einsatz bleiben kann man auch einen Cluster einrichten und die VMs auf beiden verteilen (Lastverteilung) bzw hochverfügbar mit fallback konfigurieren (bei Windows-VMs kann man sich statt HA aber auch ein Bein absägen - macht mehr spaß...)


Zum RAID-Controller: Um migrationen in Zukunft zu vereinfachen, reiche am neuen System alle Platten als JBOD oder zumindest "Single" durch bzw der Modus, in dem der Controller kein proprietäres Format oder Konfiguration auf die Platten ablädt. Bei Controllerdefekt hat man sonst ggf ne ladung teure Briefbeschwerer (rede leider aus Erfahrung...)
RAID sollte man heutzutage per Software (md-raid / lvm, zfs...) lösen - das ist heutzutage sogar oft performanter als HW-Raid und _VIEL_ flexibler und wartungsfreundlicher. Allein wenn man migrationsmöglichkeiten zwischen RAID-Levels anschaut - viele Controller sind da so flexibel wie ein Block Granit...
Rechnet man dann noch den Preisunterschied zwischen einem normalen HBA und einem vollwertigen HW-Controller mit ausreichend RAM und BBU kann man am HBA auch einfach noch mehr Platten dazustecken und über mehrere mirror stripen um die performance zu erhöhen. Die meisten (alle?) Controller kennen nur RAID-10 mit 4 platten - sw-raid kann ggf über beliebig viele mirrors stripen, mit entsprechend deutlich höheren IOPS und durchsatzraten.

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Re: Kompletten Server kopieren/umziehen

Beitrag von Alternativende » 04.02.2016 09:05:48

Hallo,
zunächst einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort auf meine Frage.

Ich schließe daraus für mich das ich wohl (wiedereinmal) Proxmox auf dem neuen Gerät neuinstalliere und dann die VM´s über NFS oder SCP kopiere. Danach muss ich glaube ich nur noch die Configs kopieren und kann wieder loslegen, oder?
Ein Cluster kommt leider nicht infrage da wir mit dem neuen Server verstärkt Strom sparen wollen und alte Geräte raus sollen.

Zu Deinen RAID-Erfahrungen kann ich leider nicht viel beitragen. Die Leute von Proxmox lieben HW-Controller und unterstützen aus Prinzip kein SW-RAID. Ich persönlich habe bisher auch immer HW vorgezogen und will das auch kurz erläutern.

Gerade gestern hatte ich in einem HP-Server eine kaputte Platte, dies wurde mir durch eine LED am Gehäuse signalisiert. Der Austausch hat etwa eine Minute gedauert. Alte Platte raus, neue rein, reboot und schauen ob er sich im Rebuild befindet, was er auch tat. Das war alles.

Deine Argumentation scheint mir aber auch schlüssig, gerade was die Flexibilität angeht. Derzeit bin ich aber eher auf dem Dampfer der Virtualisierung unterwegs und mit dieser habe ich ja grundsätzlich immer folgendes Setup.

- Proxmox oder Debian mit KVM als Plattform
- Darauf alle VM´s mit wichtigen Daten, Configs und Diensten

Wenn nun etwas schief gehen sollte mit der Hardware habe ich von allen VM´s regelmäßig erstellte Disaster-Recoverys. Es bleibt mir also nur die Neuinstallation von Proxmox und das einspielen der Configs aus dem Backup übrig. Dies geht natürlich nur wenn die Configs auch gesichert werden. Falls nicht sollte dies aber auch nicht dramatisch sein, denn die VM´s sind ja da, richtig?

Zur Performance kann ich grundsätzlich wenig sagen da die meisten Standorte recht klein sind und Performance eher untergeordnet ist von der Wichtigkeit her.

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Re: Kompletten Server kopieren/umziehen

Beitrag von r4pt0r » 04.02.2016 14:34:26

Alternativende hat geschrieben:Hallo,
zunächst einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort auf meine Frage.

Ich schließe daraus für mich das ich wohl (wiedereinmal) Proxmox auf dem neuen Gerät neuinstalliere und dann die VM´s über NFS oder SCP kopiere. Danach muss ich glaube ich nur noch die Configs kopieren und kann wieder loslegen, oder?
Ein Cluster kommt leider nicht infrage da wir mit dem neuen Server verstärkt Strom sparen wollen und alte Geräte raus sollen.
Die VMs NICHT von hand kopieren, sondern einfach per Proxmox-oberfläche migrieren. Dabei wird alles übertragen was die VM benötigt um am neuen Server einfach wierder gestartet zu werden.
Von Hand würde ich das nur machen wenns pressiert und man ne VM mit riesigem Datengrab migrieren muss - dass kann über LAN ziemlich lange dauern...
Da Proxmox eigentlich auch nur KVM/Qemu im Hintergrund nutzt, kann man natürlich auch direkt die dort mitgelieferten Tools für die Migration nutzen - muss dann aber das was Proxmox zusätzlich "braucht" von Hand anlegen. Die Verwaltungsoberfläche ist da wirklich bedeutend einfacher/angenehmer.

Das gesamte System klonen würde ich nur bei identischer Hardware machen, da hält sich das anschließende Chaos in grenzen. Ansonsten produzieren udev-regeln und angepasste Startscripte eher so viel Müll, dass man länger mit zurechtflicken beschäftigt ist als wenn man neu aufsetzt.
Zu Deinen RAID-Erfahrungen kann ich leider nicht viel beitragen. Die Leute von Proxmox lieben HW-Controller und unterstützen aus Prinzip kein SW-RAID. Ich persönlich habe bisher auch immer HW vorgezogen und will das auch kurz erläutern.

Gerade gestern hatte ich in einem HP-Server eine kaputte Platte, dies wurde mir durch eine LED am Gehäuse signalisiert. Der Austausch hat etwa eine Minute gedauert. Alte Platte raus, neue rein, reboot und schauen ob er sich im Rebuild befindet, was er auch tat. Das war alles.
Ich betreibe beide Proxmox-Nodes nur noch auf md-raid, das läuft schöner als mit HW-Raid. Den Proxmox-spezifischen Tools ist das wursch ob da md-raid, LVM oder sonstwas unterhalb vom Dateisystem arbeitet - LVM kann sogar schon länger direkt per Weboberfläche verwaltet und LVs nativ als Storage an VMs durchgereicht werden. Wenn die VMs auf eigenen Platten liegen ist die Migration der VMs zu nem anderen Server noch einfacher: Platten raus, Platten rein. Mit HW-RAID geht das nur zwischen identischen Controllern (und auch da nur bedingt...).
Zudem kommt smartd sauber an die Platten ran, was bei vielen Controllern nicht funktioniert wenn die Platten nur noch als LUN ans OS durchgegeben werden. Fällt ne Platte aus bzw ist kurz davor, bekomm ich ne email vom smartd, md-raid nimmt sich automatisch die Spareplatte und fängt mit dem rebuild an. Rebuild, umkonfiguration (vergrößern), Plattentausch etc alles bequem online. Keine reboots, keine Downtime und keiner muss ständig auf LEDs schauen (KA wann ich eine der Kisten zum letzten mal angeschaut hab...)
Aber soll ja Menschen geben die sich gerne mit tw-cli oder megactl rumschlagen (und kleine Kinder fressen... ) :wink:

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Re: Kompletten Server kopieren/umziehen

Beitrag von Alternativende » 22.02.2016 16:06:39

Kurzer Nachtrag: Ich habe die erste Maschine mittels folgender Kommandos kopiert.

Code: Alles auswählen

root@PVE01:/etc/pve/qemu-server# scp -r * 192.168.1.240:/etc/pve/qemu-server/

Code: Alles auswählen

root@PVE01:/var/lib/vz/images# scp -r 100/ 192.168.1.240:/var/lib/vz/images/
Danach taucht sie im Webinterface auf und ließ sich problemlos starten.

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