Inbetriebnahme
Gleich beim Auspacken des Jolla stieß ich aufs erste Problem: Meine SIM-Karte passte nicht rein, weil das jolla einen Micro-SIM-Slot hat. Das war kein großes Problem, ich holte mir gleich am nächsten Tag eine passende SIM-Karte (Ist bei den meisten Anbietern heute kostenlos austauschbar), aber am ersten Abend musste ich mich mit dem Betrieb im WLAN begnügen.
Nach dem Einschalten kam schon das erste Update für Sailfish OS. Es gibt immer monatlich Updates, jeweils am Monatsanfang. Eine Ausnahme war jetzt der August, da gab es eine Sommerpause. Ich bekam also noch das Juli-Update.
Das Betriebssystem
Im Großen und Ganzen finde ich das Jolla-eigene Betriebssystem Sailfish OS sehr gut gelungen. Das Bedienkonzept mit der Gestensteuerung finde ich grandios und gut durchdacht. Allerdings ist eine kleine Eingewöhnung dafür notwendig. Man sollte sich auf jeden Fall durch das mitgelieferte Tutorial durcharbeiten, das beim ersten Einschalten automatisch gestartet wird. Wenn man sich damit vertraut gemacht hat, will man ein Smartphone gar nicht mehr anders bedienen
. Zumindest geht es mir so.Das System läuft sehr performant. Da und dort sind leider noch gröbere Bugs zu finden, manchmal kommt es auch noch zu Abstürzen. Zum Glück gibt es monatlich Updates fürs Betriebssystem. Das ist sehr erfreulich, speziell wenn man schon andere Erfahrungen mit Billig-Androiden gemacht hat.
Der Unterbau von Sailfish OS ist ein vollwertiges Linux-System. Für Nerds interessant ist die Terminal-App, die installiert wird, wenn man in den Einstellungen den Developer Modus aktiviert. Damit hat man eine vollwertige Shell wie bei einem Desktop-Linux. Gut, man muss dabei an einem Touchscreen mit virtueller Tastatur arbeiten, aber auch dafür ist die Terminal-App relativ gut umgesetzt.
Apps
Sailfish OS kann sowohl native Apps auf Basis von Qt5 als auch Android-Apps ausführen. Der Jolla Store hat Apps beider Typen im Angebot. Zusätzlich kann man beliebige alternative Android-Stores installieren, von Jolla werden Aptoide und der Yandex Store mitgeliefert. Der Google Play Store steht offiziell nicht zu Verfügung, da er nur auf Android-Geräten läuft, die von Google lizensiert sind. Weiters zu empfehlen ist das Warehouse von openrepos.net. Dort stellen Entwickler neueste Versionen von nativen Sailfish-Apps online, die es im offiziellen Store teilweise noch nicht gibt.
Besonders zu erwähnen ist das Live-Multitasking auf Sailfish OS: Am Hauptbildschirm sieht man die Miniansicht von bis zu neun gerade laufenden Apps. Darüber hat man die volle Kontrolle, man kann Apps jederzeit beenden. Viele native Apps liefern auch Steuermöglichkeiten über Wischgesten über der Miniansicht.
Im Großen und Ganzen ist das App-Angebot schon sehr gut, auch an nativen Apps. Die Auswahl an Android-Apps ist natürlich riesig, allerdings passen sie optisch nicht so gut zum System wie native Apps und haben natürlich auch nicht die Gestensteuerung
. Die Hardware
Die Kritiken bemängeln oft die eher mittelmäßigen Hardwarespezifikationen des Jolla. Tatsächlich hat das Jolla nicht die schnellsten Prozessoren, die es am Markt gibt. Die muss es aber auch nicht haben, da Sailfish OS auch so sehr performant läuft. Ich kann jedenfalls nicht sagen, dass das System langsam wäre. Möglicherweise nehmen diese Kritiker die Hardwareanforderungen von Android als Maßstab, die etwas höher sein dürften.
Das Handy hat einen Micro-SD-Slot und einen wechselbaren Akku, zwei Dinge, die es bei manchen High-End Geräten nicht mehr gibt. Leider bietet Jolla noch keine Ersatzakkus im Onlineshop an.
Die Kamera ist ganz in Ordnung, aber nicht überragend. Auch das ist ein häufig genannter Kritikpunkt. Ich kann damit leben, da ich für bessere Fotos eh eine Digitalkamera nehme. Dennoch ist es ein wenig schade, da die Kamera-App von Sailfish OS verdammt gut ist und viele Konfigurationsmöglichkeiten bietet.
Zu guter letzt ist noch "The Other Half" zu erwähnen. Das sind die funktionellen Rückendeckel des Jolla, welche mit dem Gerät über spezifizierte Schnittstellen kommunizieren und somit die Funktionalität des Geräts erweitern können. Die Other Halfs, die es derzeit im Jolla-Shop gibt, ändern nur das Hintergrundbild und das Farbschema der Oberfläche, sind also nicht mehr als eine nette Spielerei. Viele Bastler tüfteln aber schon an komplexeren Other Halfs, so gab es schon in limitierter Stückzahl ( ich glaube 100 Stück) von einem Bastler Hardwaretastaturen als Other Half zu kaufen. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.
Community
Insgesamt ist die Community um Sailfish OS schon relativ groß. Da Sailfish OS der Nachfolger des Nokia-Systems Meego ist, gibt es relativ viele App-Entwickler, die mit dem System grundsätzlich vertraut sind.
Für die Community hat Jolla ein Forum auf https://together.jolla.com/ eingerichtet. Dieses Forum ist offen für Bugreports, Fragen und Anregungen.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Jolla. Es ist auf jeden Fall eine gute Alternative für Freunde von Linux und Leute, die gern etwas neues ausprobieren. Aber auch für weniger technikaffine Leute ist es durchaus ein interessantes Smartphone.
Falls es Fragen gibt, nur zu
