Hui, ist hier was los!
Ich kann nicht mehr allem wirklich folgen, daher ist da hier nur ein Versuch des Wiedereinstiegs in den Thread.
maroc hat geschrieben:Genau, die Entlarvung ist bereits als Prämisse, sozusagen als Losung vorgegeben. Und an die Diskutanten wird die hehre Aufgabe delegiert, fleißig Argumente zusammenzutragen, um die Prämisse zu erhärten. Liegt darin nicht auch ein bisschen Selbstentlarvung? Oder geht so die oben angesprochene Dialektik?
ralli hat geschrieben:Da ich hier gefragt wurde, wie ich mir gewaltfreie Formen des Widerstandes vorstelle, will ich nun mal etwas konkreter werden. Es gibt viele verschiedene Formen der Liebe, aber Ethik ist für mich die höchste Form der Liebe. Das Fundament eines gewaltfreien Widerstandes ist die Ethik. Die Quellen aus denen mein ethisches Handeln lebendig wird, ist für mich die Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit. Das sind bewußtseinserweiternde Substanzen, die bei kritischen Geistern den geistigen Horizont erweitern. Und es würde mich ehren, wenn ich Dich @hikaru ins Boot bekäme.
Ich fürchte, damit kriegst du mich nur schwer ins Boot. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich den Einstieg schwierig finde.
Auf das Wort "Liebe" wäre ich im Kontext mit Widerstand (wenn auch gewaltfrei) wohl allein gar nicht gekommen. "Ethik", "Gerechtigkeit" und "Freiheit" sind höchst subjektiv, hängen also ohne nähere Erläuterung für mich in der Luft. Mit deinem Begriff von "Wahrhaftigkeit" habe ich seit jeher Probleme. Ich glaube ich habe das Wort an sich nie wirklich verstanden, vielleicht weil es sich nicht im naturwissenschaftlichen Sinn deterministisch erfassen lässt. Ich bin ja diesbezüglich etwas scheuklappig.
Außerdem fehlt mir generell ein Handlungsvorschlag für den Fall, dass die Gegenseite auf unsere Vorschläge/Forderungen mit "Nö, will ich nicht!" antwortet. Das geht mir z.B. mit dem DiEM25-Manifest auch so, an sich ein nettes Dokument, aber leider völlig zahnlos.
TomL hat geschrieben:Unser Problem sind nicht die gewaltbereiten Minderheiten, sondern die Unfähigkeit unserer Obrigkeiten angemessen und unmittelbar pragmatisch zu handeln.
Ich denke das Problem ist nicht (erst) die Unfähigkeit, sondern (schon) die Unwilligkeit.
maroc hat geschrieben:(was für hikaru Rainer Mausfeld ist, ist für mich dann vielleicht Hartmut Rosa)
Danke für's "Namedropping"! Dem Wikipediaartikel zufolge scheint Rosa einen näheren Blick wert zu sein.
TomL hat geschrieben:Es gibt Nudistencamps, Du glaubst gar nicht, wie unendlich groß mein Desinteresse daran wäre, wenn es i.ü.S. Burka-Camps gäbe, in denen sich gleichgesinnte deutsche Frauen zum Tragen der Burka treffen würden, wenn sie es ganz unmuslimisch zu irgendeinem empfundenen Vergnügen täten und selbst wenn sie auch so als Gruppe in der Öffentlichkeit auftreten würden.
Ich überanalysiere den Vergleich mal:
Nudisten (ich mag den Begriff "FKK" lieber, weil ich mir da sicher bin, dass nichts Schlüpfriges mitschwingt) werden deshalb in Camps gesperrt, weil die allgemeine Öffentlichkeit den Anblick ihrer nackten Körper nicht "ertragen" möchte. Viele (nicht alle) FKKler hätten überhaupt kein Problem damit, auch außerhalb der Camps keine Kleidung zu tragen.
Bei Burkaträgerinnen verhält sich das grundsätzlich anders. Es geht einerseits darum, dass Männer (denen kategorisch unterstellt wird, ihre Triebe nicht unter Kontrolle zu haben) vor sich selbst geschützt werden indem sie nicht durch den Anblick einer sufur gekleideten Frau getriggert werden, und andererseits darum, die Frauen präventiv vor getriggerten Männern zu schützen, indem diese durch die Verschleierung gar nicht erst getriggert werden.
FKKler in Camps zu sperren dient also ausschließlich dem "Schutz" der Öffentlichkeit, während das Tragen einer Burka ganz erheblich dazu dient, die Trägerin vor der Öffentlichkeit zu schützen. Daher ergeben Burka-Camps keinen Sinn, denn die Burka entfaltet ihre Wirkung nur in der Öffentlichkeit.
Andersrum wird ein Schuh daraus:
Man könnte Camps einrichten, in denen sich sonst Burka-tragende Frauen ohne Burka bewegen können. Die Idee ist nicht neu. Diese Camps nennt man "Harem", da sich Frauen dort ohne Konsequenzen fürchten zu müssen haram kleiden können.
In abgeschwächter Form gibt es Ähnliches in FKK-Camps, denn dort ist es verpöhnt sich bekleidet zu bewegen. Allerdings erhält diese Regelung natürlich nie einen höheren Status als den einer Hausordnung.