Berliner Erklärung

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maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 26.08.2016 23:14:05

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ralli hat geschrieben:Ihr seid dann alle herzlichst eingeladen, Euch an dieser Diskussion zu beteiligen.
[...]
Es geht natürlich auch um das neoliberale Dogma und wie die "Qualitätsmedien" diese durch ihre Manipulationen unterstützen, indem sie wahre Sachverhalte verschleiern oder erst garnicht veröffentlichen, was für mich auch einer Zensur gleichkommt.
Nach einer Einladung zu einer unvoreingenommenen und ergebnisoffenen Diskussion will mir das, ehrlich gesagt, nicht gerade klingen. Das Urteil über die "manipulativen" und "zensierenden" "Mainstreammedien" ist bereits gefallen, bevor die Diskussion überhaupt richtig begonnen hat. Ein Qualitätsprädikat jenseits der Gänsefüßchen sprichst Du jeglichen Produkten der "Qualitätsmedien" anscheinend von vorneherein kategorisch ab. Eine solche Medienkritik schreibt, so will es mir scheinen, an ihrem eigenen intellektuell verbrämten Neusprech-Wörterbuch und läuft Gefahr, in den Denkschablonen ihrer je eigenen politischen Weltanschauung gefangen zu bleiben.
Und am Ende geht es mir auch darum, ob wir es schaffen, die Mainstreammedien zu entlarven.
Genau, die Entlarvung ist bereits als Prämisse, sozusagen als Losung vorgegeben. Und an die Diskutanten wird die hehre Aufgabe delegiert, fleißig Argumente zusammenzutragen, um die Prämisse zu erhärten. Liegt darin nicht auch ein bisschen Selbstentlarvung? Oder geht so die oben angesprochene Dialektik?

Sorry, wenn meine Einlassung etwas hart klingt. Ich will Euch keinesfalls von Eurer Diskussion abhalten, nur müsstet Ihr vielleicht nach diesem kleinen Fehlstart einen neuen Anlauf nehmen ...

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ralli
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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von ralli » 27.08.2016 07:28:42

@maroc, Danke für Deine Kritik, gänzlich wertneutral an die Sache heranzugehen, erscheint mir auch wichtig, dürfte aber auch äußerst schwierig sein, aber ergebnisoffen solle es schon sein. Denn wenn Sachverhalte oder sogenannte Tatsachenbehauptungen auf den Prüfstand kommen, sind sie niemals wertfrei, denn sonst bedürften sie keiner Validierung. Dazu zählen auch persönliche Meinungen oder politische Positionen, die natürlicherweise immer subjektiv und damit wertbeladen sind.

Da ich hier gefragt wurde, wie ich mir gewaltfreie Formen des Widerstandes vorstelle, will ich nun mal etwas konkreter werden. Es gibt viele verschiedene Formen der Liebe, aber Ethik ist für mich die höchste Form der Liebe. Das Fundament eines gewaltfreien Widerstandes ist die Ethik. Die Quellen aus denen mein ethisches Handeln lebendig wird, ist für mich die Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit. Das sind bewußtseinserweiternde Substanzen, die bei kritischen Geistern den geistigen Horizont erweitern. Und es würde mich ehren, wenn ich Dich @hikaru ins Boot bekäme. Bei Deinem analytischen, messerscharfen Verstand bedarf es nicht der Überredung, sondern der Überzeugung. Die Aufklärung im Geiste des deutschen Idealismus voranzutreiben, ihn gar wiederzubeleben, das ist der Anspruch, an dem ich mich messen lassen möchte. Natürlich sind auch alle anderen kritischen Geister in diesem Forum (und davon gibt es eine ganze Menge), ebenfalls zu einer fruchtbaren und konstruktiven Diskussion eingeladen. Diese Art der friedlichen Auseinandersetzung ist mein Beitrag für einen gewaltfreien Widerstand.

Im übrigen bin ich ein Mensch und als solcher niemals gänzlich vorurteilsfrei. Mein Anspruch war und ist es nicht, pefekt zu sein. Wer diesen Zustand erreicht hat, kann sich ja heilig sprechen lassen ... Und solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, sehe ich große Defizite in der Berichterstattung der Mainstreammedien. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren. Genau deshalb sollten wir diese Diskussion führen. Im übrigen werde ich diese Analyse so oder so machen, denn ich habe frühzeitig gelernt, die Dinge für mich selbst zu tun. Das bewahrt mir auch meine Unabhängigkeit. Allerdings fände ich es schön, wenn wir gemeinschaftlich etwas herausarbeiten würden, denn meine Meinung erhebt nicht den Anspruch eines Alleinstellungsmerkmales. Außerdem wären Beispiele wünschenswert, wie diese Ethik in das gesellschaftliche Leben integriert werden kann und wie sie auch individuell täglich von jedem selbst in die Lebenswirklichkeit umgesetzt wird. Denn alles Theoretisieren ist sinnlos, wenn dem nicht ein konkretes Handeln folgt.
Wer nicht lieben kann, muß hassen. Wer nicht aufbauen kann muß zerstören. Wer keine Brücken baut, muß spalten.

TomL

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von TomL » 27.08.2016 21:17:19

Ein paar Reaktionen (u. a. auf Postings von Hikaru und Ralli) haben mich doch einigermaßen … na, ich will nicht sagen schockiert, aber doch ziemlich erschrocken. Ich gebe zu, dass die meinen Horizont anscheinend übersteigen, aber dennoch erkenne/vermute ich irgendwie genau da die Ursache all unserer Probleme hier in Deutschland. Und genau diese Postings bestärken mich in meiner Meinung, dass hier überhaupt nichts mehr geändert werden kann. Insofern schließe ich mich der von mir auch bei Hikaru vermuteten Resignation an….. alles bleibt, wie es ist, bzw. es wird unaufhaltsam alles noch viel schlimmer kommen. Dazu mal ein kleines Gedankenspiel…..

Ein Maurer und ein Zimmermann betrachten aus Interesse ein altes Fachwerkhaus und stellen gemeinsam und übereinstimmend einige gravierende Strukturschäden fest. Der Maurer sagt „Der Pfosten unter dem Sturz und die tragende Wand dahinter sind wegen der vom Dach kommenden Nässe morsch und müssen umgehend erneuert werden“. Der Zimmermann sagt „Der Dachstuhl hat wegen mehrerer gebrochenen Pfannen an einigen Stellen Nässe gezogen, ist bedenklich morsch und an einigen anderen Stellen ist der Wurm drin. Das ist dringend zu erneuern.“ Beide sind sich einig darin, dass ein Bruch des einen auf jeden Fall den Bruch des anderen nach sich zieht. Und sie sind sich ebenfalls einig über das, was zu tun ist, um den alten Bau erfolgreich zu retten.

An diesem Punkt angekommen wird aber nicht gehandelt und der Bau gerettet, sondern ein „intellektueller hochwohlgeborener“ mit guter Ausbildung und noch besserer Diskussions- und Streitkultur stellt fest „Neee, so geht das aber nicht…. einmal drauf gucken und zu wissen, was zu tun ist, entspricht ja in keinster Weise einem geordneten und regelkonformen Vorgehen. Einfach das Ergebnis vorwegzunehmen und dementsprechend zu handeln gibt’s nicht…. schließlich greift ja hier auch öffentliches Interesse wegen Denkmalschutz. Zuallererst ist ja wohl mal ein amtliches Gutachten über den tatsächlichen Zustand der Bausubstanz erforderlich. Wir brauchen eine ordentliche Beschreibung des Ist-Zustandes, um danach ergebnisoffen mögliche Lösungen zu diskutieren. Dazu müssen das Amt für Denkmalschutz, das Bauamt und das Ordnungsamt hinzugezogen werden. Wenn der Ist-Zustand festgestellt wurde und in ordentlichen Unterlagen dokumentiert ist, ist als nächstes eine Expertise durch Sachverständige über die möglichen bzw. zu treffenden Maßnahmen erforderlich. Und dann diskutieren wir das weitere Vorgehen in den nächsten Ratssitzungen. Abschließend erfolgt dann eine EU-weite Ausschreibung“ (.… die dann mit der Feststellung im Sande verläuft (meine zyn. Anmerk.) „Für den Pfosten, eine neue Dachpfette plus ein paar Latten, sowie Austausch der kaputten Pfannen ist jetzt kein Budget mehr vorhanden.“)

Fazit:
Wir beschäftigen uns in Deutschland nicht mehr mit der Lösung von offensichtlichen Problemen, sondern primär nur noch mit dem Wortlaut von Problembeschreibungen, die so vielen gerecht werden muss, dass wirksame Lösungen gar nicht mehr möglich sind. Unser Land wird nicht von rechts-ideologisch motivierter Gewalt totgeprügelt, auch nicht von links-ideologisch motivierter Gewalt, ebensowenig von banaler Jugendgewalt und auch nicht von islamistisch motivierter Gewalt. Unser Land wird von intellektuellen Zeitgenossen, die jegliches Handeln blockieren, schlichtweg ins Koma diskutiert. Unser Problem sind nicht die gewaltbereiten Minderheiten, sondern die Unfähigkeit unserer Obrigkeiten angemessen und unmittelbar pragmatisch zu handeln. Die Angst davor, nach einer getroffenen Entscheidung in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden ist so groß, dass sie sich alle nur noch in ergebnislosen Diskussionen verstricken, dabei gleichzeitig öffentlich palavern und angemessene Aktivität nur vortäuschen. Und sie merken dabei nicht, dass sie damit keine Problemlöser sind, sondern maßgeblich zum Bestandteil der Probleme geworden sind. Ich erinnere mich hierbei nur an diese unglaubliche Farce der letzten Woche mit dem Burkaverbot, wo einer unserer „hochwohlgeborenen intellektuellen Excepetenzen“ feststellt, dass eine Burka mit dem Nikolauskostüm zu Anfang Dezember oder der Karnevals-Kostümierung gleichzusetzen ist. So etwas lächerliches ist kaum noch zu begreifen. Wie kann man über so einen Mist überhaupt diskutieren? Wieso sollte überhaupt jemand das Recht haben, jemand anderem seine private Kleidung vorzuschreiben? Meine Meinung ist, eine Burka, Nikab oder auch Burkini sollte für einen deutschen Bürger kein wirkliches Diskussionsthema sein, das ist Privatsache. Punkt! Allerdings, (jetzt kommts) wenn ich „deutschen Bürger“ sage, dann meine ich damit selbstverständlich auch einen afrikanisch-stämmigen Christen, ebenso einen arabisch-stämmigen Juden, einen asiatisch-stämmigen Moslem oder auch einen deutschen Buddhisten. Religion, Hautfarbe und Nachbarschaft ja oder nein ist mir dabei völlig egal. Aber die Gemeinsamkeit dieser „bunten“ Deutschen muss sein, sich als Deutsche zu fühlen, unser Land als unsere gemeinsame Heimat zu betrachten und für unsere freie, gleichberechtigte (Mann, Frau, gleichgeschlechtliche Beziehungen), ungezwungene Lebensart und unsere Kultur einzustehen und auch dafür zu kämpfen. Die Burka steht im krassen Widerspruch zu unserer Lebensart. Es widerstrebt mir und meiner Überzeugung aber dennoch zutiefst, muslimische Familien mit dieser Tradition per Gesetz und Verbot zu kriminalisieren. Aber ich bin genauso davon überzeugt, dass solche traditionsbewussten muslimischen Familien sich nie unserer Lebensweise anpassen werden oder sie akzeptieren, sondern das sie stattdessen unsere Lebensart sogar abschaffen würden, wenn sie es könnten. Verbote lösen jedenfalls keine Probleme, aber der Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung verbunden mit der Bitte, diese Tradition in ihrer wirklichen eigentlichen Heimat zu leben, würde die Probleme lösen. Aber stattdessen diskutieren wir ein Nikolauskostüm…..

Mich kotzt dieses politische Lamentieren einfach nur noch an. Und handeln anstatt zu lamentieren würde diese Berliner Erklärung vermutlich einfach überflüssig machen. Und falls jetzt wieder jemand auf die glorreiche Idee kommt, man könne mich nun in die rechte Ecke stellen und mich mit dieser Feststellung mundtot machen und damit eine freie Meinungsäußerung erfolgreich verhindern, so sei ihm gewiss, dass beides nicht zutrifft. Für mich steht nur eines fest, und zwar, dass sich nichts ändern wird. Unzufriedenes und ergebnisloses Lamentieren bleibt das, was es ist: unzufriedenes und ergebnisloses Lamentieren. Ich bin in der glücklichen Situation, dass mich das "es wird noch schlimmer" nicht mehr betrifft. Bedauerlicherweise ist das mit dem Umstand des Altseins verbunden.... aber man kann ja nicht alles haben.

maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 27.08.2016 23:23:50

@TomL

Du siehst in der Burkadiskussion eine Farce und regst Dich trefflich darüber auf, wie man "über so einen Mist" überhaupt diskutieren könne – was Dich aber keineswegs davon abzuhalten scheint, umgehend Deinen eigenen Diskussionsbeitrag zum Thema abzuliefern. :wink: Führst Du so nicht Dein Anliegen ein wenig ad absurdum?

In der Burkafrage bin ich im Großen und Ganzen Deiner Meinung (für die Dich wohl kaum jemand in die von Dir befürchtete "rechte Ecke" stellen wird). Und doch glaube ich, daß öffentliche Diskurse nun einmal ein unverzichtbares Element jeder Demokratie sind, auch wenn so manches "Gelaber" zugegebenermaßen schon mal nerven kann. Wer gegen ein Burkaverbot ist, sollte grundsätzlich bereit und fähig sein, die Argumente der Gegenseite anzuhören, zu ertragen und vielleicht sogar die eigene, vermeintlich felsenfeste Überzeugung ein wenig ins Wanken geraten zu lassen.

Das eigentliche Problem ist m. E. nicht, dass zu viel diskutiert wird, sondern dass eine zunehmend in disparate Lager zerfallende Öffentlichkeit gerade keine Ebene mehr findet, um ihre Kontroversen respektvoll (aber gerne auch hart in Sache) auszutragen. Die Diskurse vermehren und verschärfen sich (etwa auch durch das Netz) zwar einerseits geradezu explosiv. Gleichzeitig, so meine Befürchtung, verkümmert aber die Diskussionskultur. In der Folge ziehen viele Menschen sich entweder (wie Du oder hikaru?) in die verbitterte Resignation zurück – oder aber sie lassen, aufgehoben in der Parallelwelt der eigenen politischen Ideologie, ihrer Empörungsenergie freien Lauf, ohne für einen vernünftigen Meinunsgaustausch noch wirklich erreichbar zu sein.

Klar, manche intellektuelle Meinungsmacher haben sich wohl von der breiten Bevölkerung entfremdet, die sich dann wiederum nicht in den Medien repräsentiert findet. Andererseits vermögen Intellektuelle immer wieder auch Ideen zu liefern, die uns faszinieren und weiterbringen (was für hikaru Rainer Mausfeld ist, ist für mich dann vielleicht Hartmut Rosa). Antiintellektualismus war, nebenbei bemerkt, schon seit jeher eine Strategie von Diktatoren, um die Menschen auf ihre Seite zu ziehen.

TomL

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von TomL » 28.08.2016 00:17:13

maroc hat geschrieben:Du siehst in der Burkadiskussion eine Farce und regst Dich trefflich darüber auf, wie man "über so einen Mist" überhaupt diskutieren könne – was Dich aber keineswegs davon abzuhalten scheint, umgehend Deinen eigenen Diskussionsbeitrag zum Thema abzuliefern. Führst Du so nicht Dein Anliegen ein wenig ad absurdum?
Nein, absolut nicht, allenfalls dadurch, dass Du meine Intention missverstehst. Wie ich schon sagte, die Burka an sich interessiert mich nicht im Geringsten, eine Diskussion darüber ist m.E. unnötig, wie sich Mann/Frau kleidet ist seine/ihre Privatsache. Das habe ich weder zu kritisieren oder zu bewerten, noch zu verbieten. Es gibt Nudistencamps, Du glaubst gar nicht, wie unendlich groß mein Desinteresse daran wäre, wenn es i.ü.S. Burka-Camps gäbe, in denen sich gleichgesinnte deutsche Frauen zum Tragen der Burka treffen würden, wenn sie es ganz unmuslimisch zu irgendeinem empfundenen Vergnügen täten und selbst wenn sie auch so als Gruppe in der Öffentlichkeit auftreten würden. Natürlich nur.... wenn sie ansonsten ganz normal in den deutschen Alltag integriert sind und ebenso natürlich alles und jeden so akzeptieren, wie er ist. Jeder soll das in seiner Freizeit tun, was ihn glücklich macht. Aber er hat gottverdammtnochmal nicht meine Art zu leben in Fage zu stellen, oder mich zu kritisieren, weil ich nicht das gleiche wie er tue, oder schlimmstenfalls meine Frau als Schlampe zu betrachten, nur weil sie bei den derzeitigen 37° keine Burka trägt, sondern in Shorts und ärmellosen Top rumläuft und draussen entlang der Strasse die Beete gießt. Mir geht es beim Tragen der Burka absolut nicht um die Burka, sondern allein um die damit einhergehende komplett kontroverse bzw. absolut inkompatible Einstellung dieser Familien zu unserer Lebensart.

Du sagst, in einer Demokratie muss man die Argumente des anderen aushalten. Ja, absolut richtig. Und genau das passiert in ganz EU erfolgreich seit Monaten, man kennt alle Seiten, man hat alle Seiten gehört. Aber was hier momentan abgeht, ist einfach nur permanentes weiterdiskutieren (mit meinen Worten endloses labern und wiederkäuen). Und mittlerweile sehe ich das als nichts anderes mehr, als den dummen Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Und genau das habe ich satt.

Nachtrag vom Sonntag-Morgen ...
...und um zum Eingangsthema zurückzukehren. Meiner Meinung nach ist die "Berliner Erklärung" nichts was wir wirklich brauchen und nichts, worüber diskutiert werden muss. Es ist ebenso wie der zitierte Beitrag zum Nikolauskostüm nur eine unwirksame Reaktion auf gewisse Symptome, politisches Gelaber und Gezerre. Ich will, dass die ständige Diskussion über die Farbe und Größe der vielen Pflaster aufhört, mit denen die wirklichen Symptome lediglich verdeckt und versteckt werden sollen. Wir streiten endlos über die Farbe des Pflasters, über die Größe, ob es durchsichtig sein kann, ob eine bestimmte Farbe oder Aufdrucke vielleicht religiöse Gefühle verletzen könnten, ob es wasserfest sein muss, oder hautfreundlich, über die Klebeeigenschaften, ob das abziehen schmerzhaft ist, usw.usw. Dabei übersehen wir, dass sich die Wunden immer weiter entzünden, der Krankheitsherd sich immer weiter ausbreitet. Das ist geradezu grotesk. Wir brauchen nicht ständig neue Pflastertypen und wieder neue Diskussionen darüber. Schluss mit dem Abdecken von Symptomen, stattdessen die Wunde reinigen und desinfizieren, zunähen und heilen lassen. Dann endet auch das lamentieren über die Verletzung und den Eingriff in die Bürgerrechte mit der dann gegenstandslosen Berliner Erklärung und das unerträgliche Gelaber über das Burka-Verbötchen.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von weshalb » 28.08.2016 12:53:47

@TomL.


Die ganzen "Diskussionen" und bürokratischen Balanceakte sind doch ein probates Mittel der Augenwischerei und Zieldurchsetzung ...unter dem Motto: "Schön, dass wir drüber gesprochen haben. Demokratie ist uns wichtig" oder "Gesetz ist Gesetz, auch wenn wir es schnell wirtschaftskonform anpassen mußten." Ich muss dir deshalb voll und ganz zustimmen, man darf tatsächlich nie vergessen, dass dadurch in Deutschland knallharte Fakten geschaffen werden, die das Volk benachteiligen. Es wehrt sich ja eh niemand und wenn doch, versucht man es später eben nochmal oder macht es trotzdem.

Es gab mal eine Studie zur Überwachung. Die Gesetze, die da verabschiedet wurden, dienten in erster Linie den Herstellern diverser Techniken dazu. Anders wird es bei Sigis Smartmeterwahn für Privathaushalte auch nicht aussehen. Wirtschaft, Wirtschaft und nochmals Wirtschaft....heute lassen wir im Nahen Osten indirekt ein paar Bomben fallen (siehe A.M. Unterschrift zum Waffendeal 2013 an Saudi Arabien oder Ramstein ) und ein paar Jahre später sollen wir die ausgebombten Kopftücher streicheln, weil die hiesige Großwirtschaft eine Art Neokolonialismus mit den erhofften und von uns querfinanzierten Billiglöhnern betreiben möchte.

Die Wirtschaft in diesem Land hat es in meinen Augen vollends geschafft, die wichtigsten Regierungspositionen zu korrumpieren und es ist dabei egal, wie die Partei heißt, die gerade an der Macht ist. Da können wir diskutieren, demonstrieren und palabbern so viel wir wollen.

Ja, es wird immer schlimmer und man kann nur zusehen, privat das Beste draus zu machen.

maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 28.08.2016 13:29:46

TomL hat geschrieben:
maroc hat geschrieben:Du siehst in der Burkadiskussion eine Farce und regst Dich trefflich darüber auf, wie man "über so einen Mist" überhaupt diskutieren könne – was Dich aber keineswegs davon abzuhalten scheint, umgehend Deinen eigenen Diskussionsbeitrag zum Thema abzuliefern. Führst Du so nicht Dein Anliegen ein wenig ad absurdum?
Nein, absolut nicht, allenfalls dadurch, dass Du meine Intention missverstehst.
Ja, wahrscheinlich übersteigt das jetzt wirklich mein intellektuelles Verständnisvermögen. :oops: Ich kapier's echt nicht: Du lässt Dich in Deiner letzten Antwort ja schon wieder über die Burkafrage aus, obwohl Du doch nach eigenem Bekunden jede Diskussion darüber als kontraproduktiv erachtest!? Oder wolltest Du mir auf diese Weise eine Vorstellung davon vermitteln, wie einem Laberei auf den Keks gehen kann? Das wäre Dir dann gelungen, und ich verabschiede mich erst einmal ins Schwimmbad. :roll:

Das heißt eine Frage hätte ich doch noch an Dich und Mitstreiter "weshalb": Wenn Ihr die ewige und lähmende Diskutiererei so leid seid, muss Euch doch wenigstens Angela Merkel imponieren mit ihrer beherzten Entscheidung, die Grenze für Flüchtlinge zu öffnen?

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von weshalb » 28.08.2016 14:05:45

Das heißt eine Frage hätte ich doch noch an Dich und Mitstreiter "weshalb": Wenn Ihr die ewige und lähmende Diskutiererei so leid seid, muss Euch doch wenigstens Angela Merkel imponieren mit ihrer beherzten Entscheidung, die Grenze für Flüchtlinge zu öffnen?
Beherzt? Eher geplant. Dieser Regierung traue ich sogar ein Gesetz zur Burkapflicht in bestimmten Gegenden zu, damit sich die neuen Lohnsklaven wie zu Hause fühlen. Solange die Kommazahl bei einigen Unternehmen dadurch stimmt, muss da doch was zu machen sein. :D :) :lol:

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 28.08.2016 15:12:47

maroc hat geschrieben: Wenn Ihr die ewige und lähmende Diskutiererei so leid seid, muss Euch doch wenigstens Angela Merkel imponieren mit ihrer beherzten Entscheidung, die Grenze für Flüchtlinge zu öffnen?
Wieso? Grosse Worte, keine Vorbereitungen für die Menschen, Überlastung der Länder, Landkreise und Gemeinden, schnelle Verabschiedung von "Willkommenskultur", Türkei-Deal und -Arschkriecherei, jetzt auch noch Schiss in der Hose - oder wie nennt ihr die Berliner Erklärung? Der Angstschiss, also die Massnahmen zeigen neben Angst vor westlich-selbstverschuldetem Terrorismus auch einige Angst vor deutschen Bürgerrechten, somit deren Inhabern.

Imponierend wäre, die Waffenexporte und Auslandseinsaetze zu stoppen und damit mal ein (Christdemokratisches) Zeichen zu setzen!!! Hätte man auch Geld für Flüchtlinge und eigene Rentner, Bedürftige etc.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von ralli » 28.08.2016 15:37:13

Da bin ich ganz nah bei Dir Jana. Wie ich sehe, bist Du gut erholt aus dem Urlaub zurück. :mrgreen: Genau dieses christdemokratische Zeichen wäre die Art von umgesetzter Ehtik, die ich mir vorstelle. Was an dieser Partei überhaupt noch christlich ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Aber Mogelpackungen gibt es ja auch in anderen Parteien. Was an den Sozialdemokraten noch sozial ist, kann ich nicht im entferntesten erkennen. Warscheinlich ließe sich diese Liste fortsetzen, wenn wir noch genauer hinschauen. Etikettenschwindel, wohin ich schaue. Ich würde mich im übrigen freuen, wenn Du Dich auch rege und lebendig in diese von mir vorgeschlagene Thematik einbringen würdest.
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Re: AW: Berliner Erklärung

Beitrag von TomL » 28.08.2016 18:55:19

maroc hat geschrieben:Ja, wahrscheinlich übersteigt das jetzt wirklich mein intellektuelles Verständnisvermögen.
Ja, ich gebe zu, dass es wirklich schwer zu begreifen ist, wenn ich gegen die staatliche Einmischung (insbesondere durch Verbote oder Gesetze) bin, welche Kleidung ein Mensch in seinem privaten Leben tragen darf oder gar zu tragen hat. Aber hinsichtlich Deines Respektes der Individualität eines Menschen, seine Selbstbestimmung (die auch die private Kleiderwahl betrifft) und möglicherweise vorhandenen Defizite dazu, bin ich leider außerstande, Dir zu helfen. Ich entschuldige mich dafür.
maroc hat geschrieben:Oder wolltest Du mir auf diese Weise eine Vorstellung davon vermitteln, wie einem Laberei auf den Keks gehen kann?
Du solltest deinen Hinweis auf Demokratie, sowie respektieren und ertragen anderer Meinungen aus deinem Vorposting entfernen. Denn das verkaufst du anscheinend -wie sich jetzt erkennen lässt- offensichtlich nur als die Wahrheit anderer, und Deine scheint dann doch eine andere zu sein.

Viel Spaß beim Schwimmen.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von spiralnebelverdreher » 28.08.2016 19:37:39

weshalb hat geschrieben: ... Dieser Regierung traue ich sogar ein Gesetz zur Burkapflicht in bestimmten Gegenden zu, damit sich die neuen Lohnsklaven wie zu Hause fühlen.
Hast du ein Beispiel von ähnlichem Vorgehen unserer Regierung in der Vergangenheit zur Hand, das deine Vermutung bestärken könnte? Oder ein Zitat eines Politikers der Regierungskoalition? Oder sind das einfach nur deine Alpträume?

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von weshalb » 28.08.2016 23:20:51

@spiralnebelverdreher
Na ja, wer zwischen den Zeilen liest, sollte meine beabsichtigte Provokation schon verstehen können. Obwohl, war da nicht sogar mal was vom geplanten Schweinefleischverbot in öffentlichen Kantinen?

Anderseits finde ich die Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung ja schon gruselig genug. Da erzählte man uns nach dem 11 September gebetsmühlenartig was von einer islamisch terroristischen Bedrohung und Schwups gab es neue Sicherheitsgesetze, die in erster Linie Nichtmuslime betraf. Nun ließ man mit dem außer Kraft setzen vom Schengen merkwürdiger Weise Millionen von Muslime eben aus genau diesen Krisengebieten und oft ohne Passprüfung ins Land, um uns heute auf eine neue Sicherheitslage mit Bundeswehr im Inneren und Gesichtsscan einzuschwören.

Dann schau dir auch mal an, wie "resolut" nun mit den sogn. Kinderehen umgegangen wird, gerade wo das neue Jugendschutzgesetz ja folgendes beinhaltet:
Sex mit unter 18-Jährigen kann strafbar sein

Sex mit Jugendlichen unter 18 Jahren ist für Jugendliche und Erwachsene verboten, wenn dabei eine Zwangslage ausgenutzt wird. Für Volljährige ist Sex mit Jugendlichen unter 18 Jahren nicht erlaubt, wenn Entgelt geleistet wird. Bei einem Vergehen kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren verhängt werden. Ebenfalls strafbar ist Sex mit Jugendlichen unter 16 Jahren, wenn Personen über 21 Jahre dabei die fehlende Fähigkeit des Opfers zur sexuellen Selbstbestimmung ausnutzen.
Wie gesagt, ich traue dieser Regierung tatsächlich alles Mögliche zu und das nicht zu unser Gunsten.

maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 29.08.2016 16:18:53

spiralnebelverdreher hat geschrieben:
weshalb hat geschrieben: ... Dieser Regierung traue ich sogar ein Gesetz zur Burkapflicht in bestimmten Gegenden zu, damit sich die neuen Lohnsklaven wie zu Hause fühlen.
Hast du ein Beispiel von ähnlichem Vorgehen unserer Regierung in der Vergangenheit zur Hand, das deine Vermutung bestärken könnte? Oder ein Zitat eines Politikers der Regierungskoalition? Oder sind das einfach nur deine Alpträume?
weshalb hat geschrieben:@spiralnebelverdreher
Na ja, wer zwischen den Zeilen liest, sollte meine beabsichtigte Provokation schon verstehen können. Obwohl, war da nicht sogar mal was vom geplanten Schweinefleischverbot in öffentlichen Kantinen?
Klar, Satire ist erlaubt, sollte jedoch auch einen wahren Kern enthalten. Für die von Dir suggerierte geplante Anwerbung von Flüchtlingen als, wie Du es zynisch ausdrückst, "billige Lohnsklaven" kann ich jedoch keine Anzeichen erkennen, vielmehr erscheint Deine Theorie mir im Licht der folgenden Fakten extrem unwahrscheinlich:
  • Asylbewerber unterliegen immerhin einem dreimonatigen Beschäftigungsverbot.
  • Die Beschäftigung von Flüchtlingen wird durch verschiedene Hürden oft erheblich erschwert: Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse gestaltet sich langwierig; Unternehmen, die Flüchtlinge einstellen möchten, sehen sich mit einem hohen bürokratischen Aufwand konfrontiert; die Unsicherheit über die Aufenthaltsdauer eines Flüchtlings (z. B. wegen drohender Abschiebung) verhindert oft eine Einstellung.
  • Bis Anfang August lag vor der Einstellung eines Flüchtlings zusätzlich die sogenannte Vorrangprüfung: Gab es passende deutsche Bewerber, lehnte die Arbeitsagentur im Allgemeinen die Einstellung eines Flüchtlings ab. Diese Regelung wird nun immerhin für 3 Jahre ausgesetzt.
  • Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist grundsätzlich schwierig und langwierig und erfordert kostenintensive Qualifizierungs- und Sprachförderungsmaßnahmen. Von billigen Lohnsklaven kann deshalb kaum die Rede sein.
  • Eine massenhafte Einstellung von Flüchtlingen durch die deutsche Industrie ist bislang nicht erkennbar. Eine Erhebung hat kürzlich ergeben, dass die 30 großen DAX-Unternehmen insgesamt nur 80 Flüchtlinge beschäftigen (davon allein 50 bei der Telekom).
  • Die Arbeitgeberorganisationen fordern von der Politik seit langem die gezielte Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland, nicht jedoch ungelernter "Arbeitssklaven".
  • Dass Angela Merkel wegen des Massenandrangs über die Balkanroute die Grenze kurzfristig öffnete, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundesregierung grundsätzlich dem weiteren Flüchtlingszuzug einen Riegel vorschieben will. Aus diesem Grund wurde ein tatsächlich schmutziger Deal nicht nur mit der Türkei abgeschlossen, sondern wird – weniger bekannt – ähnlich auch mit despotischen afrikanischen Unrechtsregimen angestrebt.
So gesehen beschreibt Deine Theorie wohl kaum die deutsche Wirklichkeit, sondern, sorry, vielleicht doch eher die in einem phantasierten Absurdistan.

Als Quelle zur Vertiefung einiger der o. g. Punkte verweise ich gerne auf einen Artikel, der auf ZEIT-Online erschienen ist.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von ralli » 29.08.2016 16:26:58

@maroc +1 :THX:

Also es geht auch sachlich ohne Stammtisch Plattitüden (damit meine ich ausdrücklich nicht Dich!). Genau so stell ich mir eine lebendige Diskussion vor, sachlich, mit belegten Quellen und Fakten und ebenfalls wichtig:

Der Respekt vor der Meinung Andersdenkender. DANKE!

Mir gelingt das auch nicht immer, aber ich bemühe mich.
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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 29.08.2016 16:37:20

@maroc:

Du beschreibst recht korrekt den momentanen Zustand. (Wenn auch dieser momentane Zustand teilweise erzwungen wurde durch nicht vorhergesehene aber leicht vorhersehbare Probleme. Manche der aufgeführten Stichpunkte sind auch recht neu, sehr kurzfristig eingeführt. :wink: )

Aber viele, auch und vor allem Regierung, Industrie und Lobbyisten und Berater denken etwas weiter: Viele der Flüchtlinge und deren Kinder werden durch den Staat, Jobcenter, Schulen, Ausbildungsbetriebe aus- oder weitergebildet - und treten morgen in den Konkurrenzkampf mit Deutschen um Arbeitsplätze und Lehrstellen (bzw. Leerstellen) ein. Wird die Bereitschaft, höhere REALLÖHNE - der Arbeitsproduktivität angemessen - zu zahlen, nicht unbedingt erhöhen. Ebenso nicht die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer bezüglich Lohn und Gehalt. Man erinnere sich bitte an die Folgen von HartzIV! Ein Arbeitslosenheer bestimmter Groeße ist erwünscht. Verdeckte Arbeitslosigkeit und sog. "prekaere Beschaeftigungsverhaeltnisse" sagt uns ja die "Statistik" nicht mehr. Die Wirtschaft brummt, die Steuereinnahmen sprudeln, die Zinsen sind niedrig. Manche Gewerkschaften halten nicht immer die Klappe ... .

Und man hat sicher auch mit mehr Fachkräften gerechnet, bisherige Anwerbeprogramme waren nicht so erfolgreich. Viele Syrer sollen doch angeblich gut ausgebildet sein. Die Anderen kommen schon oder bald aus "sicheren Herkunftsländern".

Viele zuwanderungseinschraenkende Massnahmen mussten erfolgen, weil Deutschland einen Zustrom in dem Maße nicht dauerhaft verkraftet - UND man wohl auch vorerst genug hat - im doppeldeutigen Sinn.

Ich will keine Verschwörung wittern, aber ABSEHBARE Folgen hat Einwanderung und jedes Ding hat mindestens zwei Seiten - wenn nicht mehr. :mrgreen:

(Bauindustrie, Wohnungswirtschaft, Konsumgueterindustrie, deren Zulieferer, Handel, soziale Dienste und Beamten(un)wesen werden wachsen. Bis die Flüchtlinge produktiv werden, kommt es zu erheblichen staatlichen Mehrausgaben. Die derzeit " sprudelnden" Steuereinnahmen bedeuten höhere Steuern für alle - auch bei gleichen Prozenten! Die logicherweise steigende Arbeitsproduktivität habt ihr in euren Reallöhnen sicher nicht bemerkt? Meist nur Inflationsausgleich?)

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von hikaru » 29.08.2016 17:37:53

Hui, ist hier was los!
Ich kann nicht mehr allem wirklich folgen, daher ist da hier nur ein Versuch des Wiedereinstiegs in den Thread.
maroc hat geschrieben:Genau, die Entlarvung ist bereits als Prämisse, sozusagen als Losung vorgegeben. Und an die Diskutanten wird die hehre Aufgabe delegiert, fleißig Argumente zusammenzutragen, um die Prämisse zu erhärten. Liegt darin nicht auch ein bisschen Selbstentlarvung? Oder geht so die oben angesprochene Dialektik?
:THX:
ralli hat geschrieben:Da ich hier gefragt wurde, wie ich mir gewaltfreie Formen des Widerstandes vorstelle, will ich nun mal etwas konkreter werden. Es gibt viele verschiedene Formen der Liebe, aber Ethik ist für mich die höchste Form der Liebe. Das Fundament eines gewaltfreien Widerstandes ist die Ethik. Die Quellen aus denen mein ethisches Handeln lebendig wird, ist für mich die Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit. Das sind bewußtseinserweiternde Substanzen, die bei kritischen Geistern den geistigen Horizont erweitern. Und es würde mich ehren, wenn ich Dich @hikaru ins Boot bekäme.
Ich fürchte, damit kriegst du mich nur schwer ins Boot. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich den Einstieg schwierig finde.
Auf das Wort "Liebe" wäre ich im Kontext mit Widerstand (wenn auch gewaltfrei) wohl allein gar nicht gekommen. "Ethik", "Gerechtigkeit" und "Freiheit" sind höchst subjektiv, hängen also ohne nähere Erläuterung für mich in der Luft. Mit deinem Begriff von "Wahrhaftigkeit" habe ich seit jeher Probleme. Ich glaube ich habe das Wort an sich nie wirklich verstanden, vielleicht weil es sich nicht im naturwissenschaftlichen Sinn deterministisch erfassen lässt. Ich bin ja diesbezüglich etwas scheuklappig.
Außerdem fehlt mir generell ein Handlungsvorschlag für den Fall, dass die Gegenseite auf unsere Vorschläge/Forderungen mit "Nö, will ich nicht!" antwortet. Das geht mir z.B. mit dem DiEM25-Manifest auch so, an sich ein nettes Dokument, aber leider völlig zahnlos.
TomL hat geschrieben:Unser Problem sind nicht die gewaltbereiten Minderheiten, sondern die Unfähigkeit unserer Obrigkeiten angemessen und unmittelbar pragmatisch zu handeln.
Ich denke das Problem ist nicht (erst) die Unfähigkeit, sondern (schon) die Unwilligkeit.
maroc hat geschrieben:(was für hikaru Rainer Mausfeld ist, ist für mich dann vielleicht Hartmut Rosa)
Danke für's "Namedropping"! Dem Wikipediaartikel zufolge scheint Rosa einen näheren Blick wert zu sein.
TomL hat geschrieben:Es gibt Nudistencamps, Du glaubst gar nicht, wie unendlich groß mein Desinteresse daran wäre, wenn es i.ü.S. Burka-Camps gäbe, in denen sich gleichgesinnte deutsche Frauen zum Tragen der Burka treffen würden, wenn sie es ganz unmuslimisch zu irgendeinem empfundenen Vergnügen täten und selbst wenn sie auch so als Gruppe in der Öffentlichkeit auftreten würden.
Ich überanalysiere den Vergleich mal:
Nudisten (ich mag den Begriff "FKK" lieber, weil ich mir da sicher bin, dass nichts Schlüpfriges mitschwingt) werden deshalb in Camps gesperrt, weil die allgemeine Öffentlichkeit den Anblick ihrer nackten Körper nicht "ertragen" möchte. Viele (nicht alle) FKKler hätten überhaupt kein Problem damit, auch außerhalb der Camps keine Kleidung zu tragen.
Bei Burkaträgerinnen verhält sich das grundsätzlich anders. Es geht einerseits darum, dass Männer (denen kategorisch unterstellt wird, ihre Triebe nicht unter Kontrolle zu haben) vor sich selbst geschützt werden indem sie nicht durch den Anblick einer sufur gekleideten Frau getriggert werden, und andererseits darum, die Frauen präventiv vor getriggerten Männern zu schützen, indem diese durch die Verschleierung gar nicht erst getriggert werden.

FKKler in Camps zu sperren dient also ausschließlich dem "Schutz" der Öffentlichkeit, während das Tragen einer Burka ganz erheblich dazu dient, die Trägerin vor der Öffentlichkeit zu schützen. Daher ergeben Burka-Camps keinen Sinn, denn die Burka entfaltet ihre Wirkung nur in der Öffentlichkeit.

Andersrum wird ein Schuh daraus:
Man könnte Camps einrichten, in denen sich sonst Burka-tragende Frauen ohne Burka bewegen können. Die Idee ist nicht neu. Diese Camps nennt man "Harem", da sich Frauen dort ohne Konsequenzen fürchten zu müssen haram kleiden können.
In abgeschwächter Form gibt es Ähnliches in FKK-Camps, denn dort ist es verpöhnt sich bekleidet zu bewegen. Allerdings erhält diese Regelung natürlich nie einen höheren Status als den einer Hausordnung.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von ralli » 29.08.2016 20:10:33

@hikaru, ich habe von Dir nicht wirklich etwas anderes erwartet. Immerhin ist es mir gelungen, Dich ein wenig aus der Reserve zu locken ...Das aber schmälert meine Wertschätzung für Dich nicht im Geringsten, auch wenn das nicht auf Gegenliebe stößt.

Was ist so schwierig an dem Begriff Wahrhaftigkeit zu verstehen?

Zum Vestehen können gehört allerdings auch ein verstehen wollen .....

Auszug aus aus Wikipedia:

Wahrhaftigkeit ist eine Denkhaltung, die das Streben nach Wahrheit beinhaltet. Wahrhaftigkeit ist keine Eigenschaft von Aussagen, sondern bringt das Verhältnis eines Menschen zur Wahrheit oder Falschheit von Aussagen zum Ausdruck. [1] Die Wahrhaftigkeit kann falsche Aussagen nur durch einen Irrtum hervorbringen. Zur Wahrhaftigkeit gehört die Bereitschaft für wahr Gehaltenes zu überprüfen.

Wahrhaftigkeit bezeichnet das subjektive „Für-Wahr-Halten“ der eigenen Aussage in einem konkreten Kontext.

Für mich selber beinhaltet dieser Begriff noch viel mehr. Nämlich, das ich für mein Tun und Unterlassen verantwortlich bin. Aber das will ich nicht weiter vertiefen.

Philosophie, nein danke, Ethik nein danke, das habe ich schnell begriffen. Muß auch nicht, macht nichts.

Aber ohne den Anspruch einer wie immer gearteten Ethik können wir zukünftig keine Gesellschaft mit mehr Menschlichkeit gestalten.

Wie die aussehen mag, darüber ließe sich trefflich streiten.

Und Gelassenheit entsteht durch Loslasssen.

Deshalb lasse ich jetzt los.

Meine zutiefst humanistische Grundhaltung werde ich mir bewahren. Und ein politischer Mensch werde ich auch bleiben.

Wie sollen wir zu einer besseren Wahrheit kommen, wenn wir uns scheuen, die gegenwärtige Wahrheit anzunehmen und um eine neue Warheit zu ringen?

Wie wollen wir wieder zur gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Harmonie zurück finden, wenn wir die eigenen Fehler und Defizite nicht zur Kenntnis nehmen wollen, oder von Anderen nicht zur Kenntnis nehmen lassen?


Und zu guter Letzt, das Wort Ausländer existiert für mich nicht, denn ich bin und fühle mich als Weltbürger und somit Kosmopolit.

Und ich würde nicht einen Augenblick daran verschwenden, mir Gedanken darüber zu machen, was andere Menschen für Kleider bevorzugen. Heute sind es Kleider, morgen die Hautfarbe und übermorgen die Religion, die nicht in unser Weltbild passt. Das hatten wir doch alles schon mal.

Meinem Verständnis von Toleranz entspricht das nicht.

Flüchtlinge sind Menschen, die aus tiefster Not zu uns gekommen sind. Da ist es ein Gebot der Nächstenliebe, das wir Ihnen helfen und Sie nicht nur dulden. Und die Angst, das sie uns Arbeit oder was auch immer wegnehmen, ist völlig unbegründet. Allein schon deshalb, weil in Wirklichkeit die Hartz IV Empfänger insbesondere aber die Langzeitarbeitslosen, längst abgeschrieben sind.

Und der Begriff "Lohnsklaven" verrät auch viel.... über die geistige Gesinnung und Verwahrlosung unserer Gesellschaft.

Also schönen Abend noch....
Wer nicht lieben kann, muß hassen. Wer nicht aufbauen kann muß zerstören. Wer keine Brücken baut, muß spalten.

TomL

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von TomL » 29.08.2016 22:02:29

hikaru hat geschrieben:Ich überanalysiere den Vergleich mal:
Nun ja, was mein Denken angeht, war diese Überanalyse unnötig. Sicher, mein Vergleich war möglicherweise ein bischen sehr erfindungsreich, oder auch gewagt, mag so sein. Und natürlich kenne ich auch den Grund (die männlichen Triebe) für die Burka... aber auch das war für mich in meinem phantasiereichem Vergleich eher irrelevant, da ja sogar im FKK-Camp kultivierte Männer ihre Triebe (anscheinend) im Griff haben. Für mich waren das ganz abstrakt einfach nur zwei diametral entgegengesetze Aspekte, völlig unberücksichtigt von den dahinter stehenden Motiven - also völlig unbekleidet vs. 100%-bekleidet. Beides erregt in gewisser Weise Aufsehen in der Öffentlichkeit.

Letztendlich gings mir dabei aber nur um diese eine für mich wichtige Kernaussage ist "Du glaubst gar nicht, wie unendlich groß mein Desinteresse daran wäre,...", was bedeutet, dass es mir absolut gleichgültig ist, wie sich jemand kleidet, ganz egal wie, nackig oder eben auch mit Burka oder Nikab..... sofern diese Kleidung nicht gleichzeitig eine Einstellung von Intoleranz bzw. Ablehnung der 'offeneren' Kleidung anderer oder sogar eine menschliche Abwertung gegenüber den anderen wenig-bekleideten beinhaltet. Was 'eine' andere (eben auch mal wenig) trägt oder eben nicht trägt, hat auch den Ehemann oder die Söhne der Burkatragenen Ehefrau nicht zu interessieren oder er hat schon mal gar nicht deshalb den anderen Menschen "niedriger" zu bewerten.

Ich bin der Meinung, dass ein Burka-Verbot hinsichtlich einer Neuausrichtung der persönlichen Einstellung der Betroffenen gar nichts bewirkt. Ein Verbot ändert kein generationen-altes tradtionelles Denken.... niemals in einer einzigen Generation in einer neuen Heimat innerhalb einer etablierten (größeren und gleichgesinnten) Gemeinde. Und wo gibts denn sowas überhaupt, dass der Staat vorschreibt, welches "Kleid" eine Frau in der Öffentlichkeit nicht tragen darf? Welches Verbot kommt dann danach?

maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 29.08.2016 23:05:32

Jana66 hat geschrieben:
Aber viele, auch und vor allem Regierung, Industrie und Lobbyisten und Berater denken etwas weiter: Viele der Flüchtlinge und deren Kinder werden durch den Staat, Jobcenter, Schulen, Ausbildungsbetriebe aus- oder weitergebildet - und treten morgen in den Konkurrenzkampf mit Deutschen um Arbeitsplätze und Lehrstellen (bzw. Leerstellen) ein. Wird die Bereitschaft, höhere REALLÖHNE - der Arbeitsproduktivität angemessen - zu zahlen, nicht unbedingt erhöhen. Ebenso nicht die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer bezüglich Lohn und Gehalt.
Ich glaube, diese Konkurrenzängste, dass die Flüchtlinge den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne senken, sind weitgehend unbegründet. Zusätzlich geschürt vielleicht auch durch rechte wie linke Populisten, die hier ihre Chance wittern. Ich möchte nicht zu blauäugig und optimistisch klingen, aber die meisten Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind doch unter 30 Jahre alt. So tragen sie in Wahrheit zur Schließung der demographischen Lücke bei, die durch die Überalterung der deutschen Bevölkerung entstanden ist. Sind sie erst einmal in den Arbeitsmarkt integriert, werden sie zur Entlastung des Rentensystems beitragen, worüber wir uns doch freuen sollten. Und bis es soweit ist, entstehen durch die Flüchtlinge übrigens auch neue Stellen für Deutsche – etwa in den Bereichen Betreuung, Versorgung und Sprachunterricht und meinetwegen auch bei der Polizei. :wink:

DeletedUserReAsG

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von DeletedUserReAsG » 30.08.2016 07:20:03

Ich glaube, diese Konkurrenzängste, dass die Flüchtlinge den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne senken, sind weitgehend unbegründet.
Und doch wurden sie aktiv durch die Politik geschürt, indem das Märchen der zuwandernden Fachkräfte lanciert wurde.

BenutzerGa4gooPh

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 30.08.2016 09:47:37

maroc hat geschrieben:So tragen sie in Wahrheit zur Schließung der demographischen Lücke bei, die durch die Überalterung der deutschen Bevölkerung entstanden ist. Sind sie erst einmal in den Arbeitsmarkt integriert, werden sie zur Entlastung des Rentensystems beitragen, worüber wir uns doch freuen sollten.
Das ist ein sehr weites Feld, das du hier benennst:

Wieso existieren überhaupt Konkurrenzängste? Schon lange Mangel an bezahlbaren Wohnungen, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Erhöhung notwendiger Staatsausgaben (20 Mrd/Jahr für die Neuen), kein Vertrauen in offizielle Aussagen und Vorbereitung der "Willkommenskultur", schneller Abschied von dieser.

Existiert überhaupt eine demografische Lücke? (Arbeitsproduktivität/Maschinen vs. Arbeitskräftebedarf, Auslagerung von Arbeitsplätzen und Produktion ins Ausland)

Ist die Finanzierung der Sozialsysteme durch wenige Beitragszahler (Privatversicherte sind ja ausgenommen) gerecht?

Ist bei unserer Arbeitsproduktivität, daraus resultierender Steuereinnahmen und den niedrigen Reallöhnen nicht eine zusätzliche Steuerfinanzierung der Sozialsysteme möglich und nötig? Würden dann indirekt alle zahlen! (Krankenversicherungsbeiträge für Arbeitgeber wurden übrigens eingefroren.)

Warum existiert eine angebliche "demografische Lücke"? Soziale Unsicherheit von Frauen und Familien? 2 NOTWENDIGE Hauptverdiener? Früher ging ein Mann arbeiten und die Familie konnte sich noch ein Reihenhäuschen leisten. Die DDR war ärmer und hatte diese angebliche Lücke nicht. Trotz 2 Hauptverdienern. Alleinstehende Mütter sind heutzutage voll benachteiligt!!!
maroc hat geschrieben:Und bis es soweit ist, entstehen durch die Flüchtlinge übrigens auch neue Stellen für Deutsche – etwa in den Bereichen Betreuung, Versorgung und Sprachunterricht und meinetwegen auch bei der Polizei. :wink:
Nur Ausgaben, keine Wertschöpfung. Na vielleicht irgendwann - so unsere immer produktiver werdenden Maschinen und die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer eventuell noch zusätzliche Menschen brauchen. Glaube ich nicht. Trotz angeblicher demografischer Lücke gab und gibt es wohl genug Arbeitslosigkeit!

Des Weiteren mache ich mal eine Annahnme: Angenommen, in ein Dof von 100 Einwohnern ziehen 10 zu. Alle haben die gleiche Kriminalitätsrate (also pro Kopf). Absolut gesehen werden die Kriminalitätsfälle im Dorf um 10 Prozent steigen. Bei Zuzug von Menschen mit sozialen Problemen (geringen Einkommen) könnte die Kriminalitätsrate auch höher sein.

Also unbegründet sind Ängste nicht. Probleme in Wohngebieten existieren bereits: Lärm zu Unzeiten, Unsauberkeit/Müll, sexuelle Belästigung, Diebstahl, Sozialbetrug etc. Und mangelnde Betreuung/Kontrollen durch Landratsamt, Jobcenter, Kommunen. Die Probleme kenne ich von einer "menschlichen Primärquelle". Idealismus und Augenverschließerei sind etwas fehl am Platze. Die Menschen sind da und Probleme müssen genannt und menschlich aber ohne falschen Idealismus gelöst werden! Da haben wir wieder ein Problem: Wir konnten nicht mal vorher wesentliche, soziale Probleme lösen.

Die Berliner Erklärung ist das beste Beispiel für Populismus, Aktionismus, heiße Luft. Beruhigung der Stammtischgemüter und Ge-BILD-eten, Wahlkampf. Alle wussten vorher, dass sich das Meiste gar nicht durchsetzen lässt, nicht verfassungskonform ist, Beispiel Burkaverbot widerspricht dem Recht auf freie Religionsausübung. Angeblich sollen auch nur etwa 100 Frauen in Deutschland dieses elegante Teil tragen. Also man hat sich wieder mal ein absolut wichtiges, alle berührendes, dringend zu lösendes Thema ausgesucht. Erinnert mich an eine Heißluft-Diskusion über Kreuze in Schulen.

Mein Vertauen in die Problemlösungsfähigkeit der Regierung ist nicht so ausgeprägt. Beispiel Störerhaftung: Vollmundig angekündigt und nichts passiert. Mit etwas gutem Willen würde man die vollmundige, mediale Ankündigung als politische, die Ausführung als gestzgeberische Dummheit bezeichen, mit etwas weniger guten Willen als Unfähigkeit oder Angst vor den eigenen Bürgern! Hätte man wenigstens die mediale Ankündigung als nunmehr offensichtliche politische Dummheit weggelassen!
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 30.08.2016 12:03:32, insgesamt 4-mal geändert.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von ralli » 30.08.2016 10:40:20

Falsch! Es passiert nichts, was politisch nicht gewollt ist. Wenn soziale Probleme nicht angepackt oder ädäquat gelöst werden, ist der Umkehrschluß, das dieses politisch nicht gewollt und erwünscht ist. Ist doch ganz einfach, oder?
Wer nicht lieben kann, muß hassen. Wer nicht aufbauen kann muß zerstören. Wer keine Brücken baut, muß spalten.

maroc

Re: Berliner Erklärung

Beitrag von maroc » 30.08.2016 12:36:31

Jana66 hat geschrieben: Des Weiteren mache ich mal eine Annahnme: Angenommen, in ein Do[r]f von 100 Einwohnern ziehen 10 zu. Alle haben die gleiche Kriminalitätsrate (also pro Kopf). Absolut gesehen werden die Kriminalitätsfälle im Dorf um 10 Prozent steigen.
Mit solchen Milchmädchenrechnungen lassen sich Menschen natürlich schon durch ihre bloße Existenz kriminalisieren. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: In Wahrheit ist nach dem Anstieg der Einwohnerzahl des Dorfes nicht nur die Zahl der potentiellen Täter, sondern auch die der potentiellen Opfer um zehn Prozent gestiegen. Mathematisch betrachtet hat sich also das Risiko eines Dorfbewohners, Opfer von Kriminalität zu werden, durch den Zuzug der Neubürger nicht verändert.

Davon abgesehen stellst Du natürlich viele bedenkenswerte Fragen, auf die ich auch keine Patentantworten parat habe. Flüchtlinge und andere Randgruppen dürfen jedoch nicht (auch nicht indirekt) verantwortlich für gesellschaftliche und politische Fehlentwicklungen gemacht werden, deren Ursachen ganz wo anders liegen.

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Re: Berliner Erklärung

Beitrag von hikaru » 30.08.2016 14:31:27

ralli hat geschrieben:Was ist so schwierig an dem Begriff Wahrhaftigkeit zu verstehen?
Dass da irgendwie das Wort "Wahrheit" mitschwingt, es aber nicht das selbe sein kann, denn sonst bräuchte man ja nicht zwei Begriffe.
ralli hat geschrieben:Auszug aus aus Wikipedia:

Wahrhaftigkeit ist eine Denkhaltung, die das Streben nach Wahrheit beinhaltet. Wahrhaftigkeit ist keine Eigenschaft von Aussagen, sondern bringt das Verhältnis eines Menschen zur Wahrheit oder Falschheit von Aussagen zum Ausdruck. [1] Die Wahrhaftigkeit kann falsche Aussagen nur durch einen Irrtum hervorbringen. Zur Wahrhaftigkeit gehört die Bereitschaft für wahr Gehaltenes zu überprüfen.

Wahrhaftigkeit bezeichnet das subjektive „Für-Wahr-Halten“ der eigenen Aussage in einem konkreten Kontext.
Mein Problem geht schon damit los, dass "Wahrheit" ohne Kontext nicht klar definiert ist.
In der Mathematik kann ich eine Gleichung der Form X+Y=Z aufstellen und je nachdem was ich da für Zahlenwerte einsetze kann ich hinterher eine klare Entscheidung treffen ob die Ausage der Gleichung wahr oder falsch ist.

Bei Allem was mit Menschen und ihren Moralvorstellungen zu tun hat funktioniert dieser deterministische Ansatz nicht. Du magst meinen, dass der Mensch von Grund auf gut ist, ich dagegen nicht. Und keiner könnte sich ein Urteil darüber erlauben, wer von uns beiden Recht hat.
Wenn es nur um mein eigenes Selbst geht, also um den Kontext den auch Bollnow benutzt, dann muss ich in Betracht ziehen, dass ich ein Produkt meiner Umgebung bin. Ich wurde von meinen Eltern erzogen, von meinen Lehrern gebildet und von vielen anderen Personen und Ereignissen geformt. Zu behaupten ich selbst handle wahrhaftig würde also bedeuten zu beurteilen, dass ich alle diese Einflussfaktoren abschätzen kann. Dieses Urteil traue ich mir nicht zu, denn ich kann nicht mit Sicherheit ausschließen, irgendeiner Propaganda oder Indoktrination aufgesessen zu sein die ich nicht als solche erkenne und die meine Wahrhaftigkeit kompromittiert.
ralli hat geschrieben:Für mich selber beinhaltet dieser Begriff noch viel mehr. Nämlich, das ich für mein Tun und Unterlassen verantwortlich bin. Aber das will ich nicht weiter vertiefen.
Schade! Gerade das fände ich interessant. Ich habe nämlich die Vermutung, dass deine ganz persönliche Definition von Wahrhaftigkeit eine Art von Gefühl oder Geisteshaltung ist, die sich wenn überhaupt, dann nur schwer in Worte fassen lässt. Gerade deshalb fände ich es interessant, wenn du es dennoch versuchst.
ralli hat geschrieben:Philosophie, nein danke, Ethik nein danke, das habe ich schnell begriffen. Muß auch nicht, macht nichts.
Ich habe nichts gegen Philosophie oder Ethik. Ich würde nur Mausfelds Thesen zunächst lieber auf einer psychologischen (vermeintlich rationaleren) Ebene diskutieren um sicherzustellen, dass alle über das Gleiche reden, bevor vielleicht alle aneinander vorbeiphilosophieren, weil jeder etwas anderes meint.

maroc hat geschrieben:Sind sie erst einmal in den Arbeitsmarkt integriert, werden sie zur Entlastung des Rentensystems beitragen, worüber wir uns doch freuen sollten.
Aber reicht denn die bloße Integration in den Arbeitsmarkt oder braucht es nicht auch eine Integration in die deutsche Gesellschaft?
Ich kenne viele Beispiele von Gastarbeitern, die zwar in den deutschen Arbeitsmarkt integriert sind, aber nicht in die deutsche Gesellschaft. Dabei geht es keineswegs nur um niederqualifizierte Tätigkeiten, sondern hauptsächlich um hochqualifizierte Akademiker verschiedener Nationalitäten. Die meisten davon können auch nach Jahren kein oder kaum Deutsch und leben gewissermaßen in "Akademikerghettos" in denen überdurchschnittlich viele ihrer Landsleute leben. Inzwischen gibt es sogar Zuzug von ebenfalls hochqualifizierten Akademikern in diese Ghettos, die sich aber auch kaum noch auf Englisch verständigen können, sondern nur in ihrer Muttersprache. Das funktioniert innerhalb der Parallelgesellschaft des Ghettos gut, aber außerhalb sind sie allein praktisch nicht mehr kommunikationsfähig. Da frage ich mich schon, wie die gesamtgesellschaftliche Perspektive aussehen soll.

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