Warum kann ich mich nach dem Lesen der letzten Post's des Eindrucks nicht erwehren, das wir uns im Kreise drehen?
Selbst über grundlegende und elementare Begriffe wie Menschenrechte oder Menschenwürde gibt es hier keinen Konsens. Menschenrechte und Menschenwürde müssen nicht erkämpft werden, denn wir sind in der komfortablen Lage, im Besitz derselben zu sein. Allerdings würde ich der Behauptung zustimmen, das sie permanent angegriffen und deshalb verteidigt werden müssen.
Das ist mein augenblicklicher Standpunkt. Mein Standpunkt ist aber niemals statisch, sondern dynamisch und ändert sich je nach neuer Erkenntnis.
Dabei wollen wir doch alle sicherlich dasselbe, nämlich eine bessere und gerechtere Welt, die sich durch ein friedfertiges und menschliches Miteinander auszeichnet.
Warum driften unsere Meinungen aber immer wieder so auseinander?
Ist unser Bewußtsein schon so sehr eingetrübt, das wir unsere Lebenswirklichkeit nur noch verzerrt wahrnehmen?
Das Wort Populismus ist ein wirklich gutes Beispiel dafür, das es zu jeder Diskreditierung und Diskriminierung Andersdenkender taugt und auch mißbraucht wird.
Wenn es überhaupt jemals einen zu ächtenden und puren Populismus gab, dann war es der Populismus Göbbels.
Aber das ein heutiger Politiker mit Worten wirbt und damit auch versucht, die Bürger zu erreichen, ist doch eine völlig normale Sache. Das er bewegen will und sich daher eher an die Emotionen richtet als an den Verstand, ist natürlich Kalkül, Strategie und Taktik.
Mit einer Hand voll von Intellektuellen und Verstandesmenschen allein läßt sich doch auch keine Wahl gewinnen.
Es ist schon unsere Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen und diejenigen zu entlarven, die mit vielen blumigen Worten absolut nichts zu sagen haben. Aber diese Worthülsenakrobatiker sind doch mittlerweile bekannt.
Statt über Inhalte von Demokratie zu diskutieren, arbeiten wir uns an Personen und uns selbst ab.
Prof. Dr. Mausfeld und Carolin Emcke sind für mich schon integre Persönlichkeiten. Sie mögen auch Ihre Schwächen, Ecken und Kanten haben, aber populistisch sind sie für mich keinesfalls. Und Prof. Dr. Mausfeld bemüht sich um Aufklärung und hat sich auch Verdienste um die sogenannte weiße Folter gemacht.
War Jesus ein Populist?
War Martin Luther King ein Populist?
Die tägliche Werbung bedient sich auch populistischer Methoden.
Sind wir nicht alle ein wenig populistisch, wenn wir für unseren Standpunkt und unsere Positionen werben?
Leider ist Populismus zum politischen Kampfbegriff verkommen.
Auch ich denke, das wir bereits in einem postdemokratischen Zeitalter angekommen sind.
Das diese Annahme nicht auf Gegenliebe stößt und strittig ist, versteht sich selbst.
Deshalb wird es auch nie Veränderungen geben, die das etablierte politische System in Frage stellt. Eher friert die Hölle zu, bevor es zu einer direkten Demokratie in Form von Volksbefragungen in unserem Lande kommt.
Das die Tagesschau (um ein Medium herauszugreifen, wo es mir besonders aufgefallen ist) tendenziös und teilweise einseitig berichtet, wird doch wohl niemand ernsthaft bestreiten. Das Fakten verschleiert und wenn es überhaupt nicht mehr anders geht, weichgespült werden, ist schon an der Wortwahl ersichtlich. VW hat nicht betrogen, sondern geschummelt. Das es Rußlandbashing gibt, ist auch nicht zu übersehen. Wenn die Kommentare zu einem Bericht zu bissig werden, wird kurzerhand die Kommentarfunktion geschlossen. Das alles und viel mehr ist kein Zufall. Seriöser Journalismus, wie ich ihn verstehe, sieht anders aus. Gleichzeitig bin ich aber nicht so naiv anzunehmen, das es so etwas wie einen völlig unabhängigen Journalismus gibt, der in unserer Medienlandschaft auch nur 1 Jahr überleben würde. Auch die Printmedien bedienen doch ihre Klientel, was ich auch verstehe.
Lügenpresse ist zugegebener Maßen zugespitzt und dann doch eher eine unzulässige Verallgemeinerung.
Auch das Wort Eliten wird natürlich als politischer Kampfbegriff eingesetzt. Wer aber ist denn für das Elend in dieser Welt verantwortlich? Sind das nicht die Macht- und Geldeliten?
Und ich möchte noch erwähnen, das ich mit der scharfsinnigen Analyse über den Zusammenhang von VDS und Terrorismus ganz im Einvernehmen mit Thomas bin, der die politische Entwicklung treffend auf den Punkt gebracht hat. Und dem habe ich wirklich nichts hinzuzufügen, weil es für mich vollkommen stimmig ist, was Thomas schreibt.
Ansonsten sind alle Beiträge schon auf hohem Niveau und damit ist niemand ausgenommen. Auch Jana hat mit Ihrer Kritik an den herrschenden Verhältnissen völlig Recht.
Für die Elbphilharmonie wurden fast 750 Millionen Euro rausgehauen, für die Sanierung von Schulen und Straßen ist kein Geld da, geschweige denn von ausreichend bezahlbaren Kita Plätzen in Hamburg.
So das war ein kleiner Streifzug durch die letzen hinzugekommenen Threads, auf alles einzeln einzugehen, ist zeitlich fast unmöglich. Dennoch möchte ich den Anschluß nicht völlig verpassen.
PS: Gerade noch gelesen:
Jana66 hat geschrieben:Am Ende haben wir hier im Thread vermutlich alle die gleichen humanistischen Werte und sehen gesellschaftlichen Verbesserungsbedarf. Die Unterschiede bestehen m. E. nur in der jeweiligen Sicht auf die momentanen Zustände (Demokratie oder nur noch Reste derer, Medienqualität) sowie im "wie ändern". Manche von uns haben sogar Angst, die derzeitigen Zustände könnten die Demokratie oder deren Reste noch völlig vernichten, zur Erinnerung: Hitler wurde gewählt. Ich denke, wir müssen uns nicht persönlich angreifen, gibt sinnvollere politische Gegner.
Ganz genau so sehe ich es auch.
Wer nicht lieben kann, muß hassen. Wer nicht aufbauen kann muß zerstören.