Jana66 hat geschrieben:hikaru hat geschrieben:Da müsste man erstmal ein Reformationsziel definieren.
Ich schlage absichtlich nicht die momentane Definition des Begriffes nach, Umformung, Umgestaltung muss genügen. Evangelische Kirchen werde auch als Reformierte Kirchen benannt, obwohl es Abspaltungen der katholischen Kirche sind. Oder eben Neugründungen. Krankenversicherungen wurden reformiert, dazu oft Beiträge erhöht, Leistungen gesenkt, Beiträge "eingefroren". Nehmen wir den Begriff als zeitgemäße Anpassungen ohne prinzipielle Änderungen.
Schade! Ohne zu klären, worüber man überhaupt redet, ergeben Diskussionen weder Sinn, noch machen sie Spaß.
"zeitgemäß" ist auch nur ein Buzzword, das ohne nähere Erläuterung keine Bedeutung hat. Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung du die katholische Kirche verändert sehen willst. Daher kann ich auch keine Aussage darüber treffen, ob ich das für realistisch halte.
Jana66 hat geschrieben:Da sehe ich neben einem Vorsitzenden auch eine Herrscher-Elite. In der DDR nannte sich das Politbüro.
So lange der Vorsitzende fest im Sattel sitzt, leckt der Apparat aber nur seine Stiefel. Sowohl Ulbricht als auch Honecker wurden erst abgesetzt, als sie tatterig wurden.
AndreK hat geschrieben:Die KPDSU wurde nicht tod rationalisiert.
Hat auch keiner beauptet. Jana sprach davon, dass sie totreformiert wurde. Eine Reform muss aber nicht rational sein und eine Rationalisierung muss nicht zwingend reformerischen Motiven entspringen.
Jana66 hat geschrieben:Hat die politische Realität in China noch viel mit Maos Regime und Politik und Theorie gemein?
Nur auf dem Papier.
Jana66 hat geschrieben:Oder ist sie mittlerweile wirtschaftlich erfolgreich und hat den Hunger in einem Riesenreich und Vielvölkerstaat besiegt?
Jein. Ja zum ersten Teilsatz, Nein zum zweiten. China als Gesamtstaat gesehen ist natürlich wirtschaftlich erfolgreich. Aber der Hunger ist nicht besiegt. Teilweise ist der Hunger Grund für den wirtschaftlichen Erfolg, denn innerhalb Chinas gibt es eine ungeheuer große Schere zwischen arm und reich. Wenn einem als Unternehmer hunderte von Millionen potenzielle Sklaven zur Verfügung stehen, dann ist das einfach ein starker Wettbewerbsvorteil.
Jana66 hat geschrieben:Ist sie für die chinesische Mentalität angemessen?
In großen Teilen. China ist nicht so von Individualismus geprägt wie der Westen. Dort hat das Wohl der Gemeinschaft/des Staates einen ganz anderen Stellenwert. Das soll nicht heißen, dass es Chinesische Arbeiter ok fänden, unter sklavenartigen Bedingungen zu leben, aber wenn es zum Erfolg Chinas beiträgt, dann lässt sich dieses Opfer für den Einzelnen einfacher ertragen.
maroc hat geschrieben:Taugt eine Verfassung etwas, dann sind doch Hinrichtungen "verfassungsfeindlich" oder, besser gesagt: sie sind ein klarer Verstoß gegen die Verfassung.
Das kommt darauf an, was in der Verfassung steht. Natürlich kann man Verfassungen so formulieren, dass sie Todesstrafen legitimieren. Ob so eine Verfassung dann etwas "taugt" ist ein Werturteil, und damit abhängig von den moralischen Vorstellungen des Beurteilenden.
Jemand der andere Moralvorstellungen hat als du, muss nicht zum selben Urteil bezüglich der "Tauglichkeit" kommen.
maroc hat geschrieben:Und dass öffentliche Hinrichtungen abschreckend wirken, darf bezweifelt werden – viel wahrscheinlicher scheint mir, dass sie auf die meisten Zuschauer, je nachdem, entweder traumatisierend oder verrohend wirken.
Wenn jemand der durch eine öffentliche Hinrichtung so traumatisiert wird, dass er es nicht mehr wagt zu opponieren, dann hat die öffentliche Hinrichtung als Abschreckungsmittel funktioniert.
Natürlich gibt es auch Menschen, die durch die wahrgenommene Ungerechtigkeit solcher Aktionen erst zu Oppositionellen werden, daher kann die Abschreckungswirkung von öffentlichen Hinrichtungen natürlich bezweifelt werden. Das ist aber kein binäres entweder/oder-Szenario, sondern läuft auf die Überlegung hinaus, ob man durch öffentliche Hinrichtungen mehr Oppositionelle in die Passivität drängt oder mehr aktive Oppositionelle schafft.
Am Ende ist es reine Statistik. Hier humanistisch zu argumentieren ergibt keinen Sinn, denn jemand der überhaupt solche statistischen Überlegungen anstellt, ist auf moralischer Ebene gar nicht erreichbar.