Heise-Kommentar: Ubuntu ist Größenwahn

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owl102

Re: Heise-Kommentar: Ubuntu ist Größenwahn

Beitrag von owl102 » 16.04.2017 17:32:36

Benno007 hat geschrieben:Mark hat recht: Die Community ist scheinheilig: Auf der einen Seite gegen die Dominanz von Apple und Android meckern, auf der andren Seite sind es dieselben Leute, die ein neues Mainstream OS wie Ubuntu Phone um jeden Preis verhindern und schlechtreden wollen.
Das ist mir jetzt viel zu einfach gestrickt und deckt sich auch nicht mit meinen Erfahrungen unter Freunden/Bekannten/Arbeitskollegen.

Ubuntu wurde von vielen genutzt und gelobt, bis Ubuntu 10.04 erschien. Dies war auch der Zeitpunkt, als ich zähneknirschend zu Debian gewechselt bin, weil ich trotz wochenlangem Gebastel nicht alle Probleme in den Griff bekam, und Debian Lenny einfach so viel besser out-of-the-box lief. (Und Ubuntu 8.04 recht problemlos war und mir die 2 Jahre gute Dienste leistete.) Ubuntu 12.04 hatte ich auch ausprobiert, war aber noch schlechter als 10.04. Ubuntu 14.04 war die letzte Version, die ich mir jemals angeschaut hatte.

Und ich bin alles andere als ein Distro-Hopper. Wäre Ubuntu weiterhin stabil und problemlos gewesen, würde ich es vermutlich immer noch einsetzen.

Ich kenne viele Leute, die nicht freiwillig von Ubuntu/Unity weg sind. Sie mochten Unity, waren aber einfach nicht mehr bereit, die Instabilitäten in Kauf zu nehmen. Ein Bekannter von mir war sehr leidensfähig, aber als bei der nächsten LTS-Version nicht einmal mehr das Netzwerk lief, ohne das LAN-Kabel vorher aus- und wieder einzustecken, war auch bei ihm der Zeitpunkt gekommen, sich von Ubuntu zu verabschieden. (BTW: Jede andere Live-Distribution, die wir ausprobiert hatten, zeigte dieses Problem nicht.)

Ich war bereit, mir das Ubuntu Phone zu kaufen, die Entscheidung war gefallen. Leider konnte ich es nicht kaufen, ich hätte an einer "Verlosung" teilnehmen müssen, und als Gewinner hätte ich es dann kaufen dürfen. WTF? So ist es halt ein altes Jolla stattdessen geworden.

Ich war bereit, mir das Ubuntu Tablet zu kaufen, nachdem es mit dem Jolla Tablet nicht geklappt hatte. Die Reviews waren aber so unterirdisch, daß ich davon Abstand genommen habe. (Und ich weiß immer noch nicht, welches Tablet ich kaufen soll.)
Ubuntu hatte schon immer eine andere Philsophie als Debian.
Und die ist? "Stability sucks"?

Ich weiß natürlich nicht die Hintergründe über diese ganzen Fehltritte. Es hatte jedoch bei mir den Eindruck hinterlassen, als hätte sich Canonical mit all dem einfach völlig übernommen. Gestützt wird dieser Eindruck IMHO durch den Unity-Umbau-Wahnsinn, und den Versuch, letztendlich Unity 7 und 8 parallel zu entwickeln, weil man es nicht geschafft hatte, Unity 8 auf den Desktop zu bringen. Daher passt "Ubuntu ist Größenwahn" IMHO schon ganz gut. Ist das jetzt Schlechtreden? Vielleicht. Ist das Schadenfreude? Nein, ganz im Gegenteil. Ein Milliardär pumpt Geld in freie Software, setzt Impulse und sorgt für eine einfach zu installierende und bedienbare Debian-basierte Distribution. Die Hoffnungen waren groß, vielleicht zu groß, und um so größer (zumindest bei mir) war die Enttäuschung all die letzten Jahre.
andere wollen fast schon Richtung Arch alles per Hand bauen und verstehen und damit als Techniker unter sich bleiben.
Das ist mir auch zu einfach gestrickt. Ja, ich kenne auch Arch-Anwender, die "Ich fahre Arch" grundsätzlich von oben herab sagen und sich für was besonderes/tolles halten, aber die Mehrzahl fällt IMHO nicht darunter.

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