Leben wir alle in einer Filterblase?

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dBob87
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Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von dBob87 » 18.05.2017 15:30:28

Hallo,

spätestens nach der Amerika-Wahl und dem Brexit wurde in den Medien ja viel über sogenannte Filterblasen und Echo-Räume diskutiert, also den Effekt, dass im Internet und insbesondere in soziale Medien relativ homogene, von einander abgeschottete Meinungsräume entstehen können sollen.

Neben den Nutzern selbst kann wohl auch die Software dazu beitragen - etwa wenn ein Algorithmus auf Basis meines bisherigen Verhaltens Inhalte auswählt und mir präsentiert, von denen er glaubt, dass sie meinen Interessen entsprechen (und mich schließlich zum Anklicken eines Werbebanners verleiten) könnten, und ich dadurch von abweichenden Informationen und Meinungen fern gehalten werde. Für mich ist solche Gefahr der Bevormundung ein zentraler Grund für die Benutzung von Open Source Software wo immer es geht, und hat mich vor ein paar Jahren zuerst zu SUSE, dann zu Linux Mint und vor zwei Jahren zu Debian geführt, wo ich (zufrieden) hängen geblieben bin.

Aktuell habe ich die Möglichkeit, das Thema Filterblasen und Echo-Räume in meiner Doktorarbeit zu untersuchen, und führe dazu gerade eine erste kurze Online-Befragung zum Thema "Einstellungen und Internetnutzung" durch, für die ich mich über Teilnehmer sehr freuen würde:
  • Teilnehmer: Teilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Minuten
  • Aufwandsentschädigung: Es werden 2 Amazon-Gutscheine zu je 25€ verlost
Der Fragebogen ist hier verfügbar: https://www.soscisurvey.de/falcon/
Und auf der Homepage unseres Lehrstuhls gibt es weitere Informationen (3. Absatz): http://www.phil.uni-passau.de/mensch-ma ... forschung/

Ich freue mich wirklich sehr über jeden Teilnehmer und stehe natürlich bei Fragen zur Verfügung.

Danke!

(Ich hoffe, dieser Post ist in Ordnung, falls nicht, bitte sagen)

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seep
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von seep » 18.05.2017 15:58:50

dBob87 hat geschrieben:... erste kurze Online-Befragung
...
[*] Dauer: ca. 20 Minuten
Finde den Fehler. :? Ich denke, es ist fair darauf hinzuweisen, dass (mir) solch eine Umfrage viel zu umfangreich ist. Zudem fehlen mir die Antwortmöglichkeit "keine Antwort". Ich habe daher gleich auf der dritten Seite abgebrochen.

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hikaru
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von hikaru » 18.05.2017 16:16:00

seep hat geschrieben:Zudem fehlen mir die Antwortmöglichkeit "keine Antwort". Ich habe daher gleich auf der dritten Seite abgebrochen.
So weit bin ich gar nicht gekommen. Bevor ich mir Gedanken über konkrete Fragen mache, möchte ich mir gern einen Gesamtüberblick über den Fragenkatalog verschaffen um abschätzen zu können ob sich die Mühe überhaupt lohnt. Leider geht das nicht ohne die erste Seite auszufüllen und ich vermute es wird später nicht besser.

Ich finde es außerdem unseriös, Teilnehmer mit Leckerlis anzufüttern - insbesondere mit Einkaufsgutscheinen zu Unternehmen mit bekanntermaßen fragwürdigen Geschäftspraktiken.

Zur Frage in der Überschrift:
Natürlich! Und das war schon immer so. Nur gab es früher kein Wort dafür.


Edit:
Zur Ehrenrettung des Fragebogens sei gelobt, dass die Website offenbar ohne nachgeladene Scrite auskommt. Das ist bei solchen Umfragen leider nicht selbstverständlich.

dBob87
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von dBob87 » 18.05.2017 16:33:53

Danke für das Feedback, ich möchte kurz darauf antworten:
Finde den Fehler. :? Ich denke, es ist fair darauf hinzuweisen, dass (mir) solch eine Umfrage viel zu umfangreich ist.
Das ist, denke ich, sehr subjektiv :). Es gibt auch Studien mit 45-60 Minuten Bearbeitungszeit. Sehr kurze Umfragen sind bei ernsthafter Forschung einfach nicht möglich, da man immer verschiedene hypothetische Effekte statistisch testen möchte, wozu ausreichend Variablen mit ausreichender Redundanz erhoben werden müssen, um dann reliable Ergebnisse zu erhalten. Dafür gibt es ja dann auch ein kleines Incentive.
Zudem fehlen mir die Antwortmöglichkeit "keine Antwort". Ich habe daher gleich auf der dritten Seite abgebrochen.
Ja, das stimmt. Sie fehlt auf den ersten Seiten absichtlich, da dies die zentralen Daten für die Studie sind, ohne die ein Datensatz nicht auswertbar ist. Auf den weiteren Seiten bestünde diese Option hingegen schon.
Bevor ich mir Gedanken über konkrete Fragen mache, möchte ich mir gern einen Gesamtüberblick über den Fragenkatalog verschaffen um abschätzen zu können ob sich die Mühe überhaupt lohnt.
Das möchte wohl jeder, bevor er teilnimmt. Als Verantwortlicher muss man aber abwägen, was hilfreicher bzw. weniger abschreckend für die meisten Teilnehmer ist: Ein extrem ausführlicher Text auf der ersten Seite mit allen kommenden Fragen, oder ein kürzerer, der, wie hier geschehen, nur die zentralen Themen, zu denen Fragen kommen werden, nennt. In diesem Fall fiel die Wahl auf zweiteres.
Ich finde es außerdem unseriös, Teilnehmer mit Leckerlis anzufüttern - insbesondere mit Einkaufsgutscheinen zu Unternehmen mit bekanntermaßen fragwürdigen Geschäftspraktiken.
Das ist lustig, weil ich genauso empfinde, und selbst kein Amazon-Konto habe und auch so (z.B. mit Buch- und DVD-Lieferungen zum lokalen Buchhändler) ganz gut lebe. Allerdings weiß ich auch, dass es eben nicht jeder so macht, und für viele ein Amazon-Gutschein eben die größte Flexibilität darstellt. Auch das ist wieder ein Kompromiss.

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hikaru
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von hikaru » 18.05.2017 16:48:19

dBob87 hat geschrieben:Als Verantwortlicher muss man aber abwägen, was hilfreicher bzw. weniger abschreckend für die meisten Teilnehmer ist: Ein extrem ausführlicher Text auf der ersten Seite mit allen kommenden Fragen, oder ein kürzerer, der, wie hier geschehen, nur die zentralen Themen, zu denen Fragen kommen werden, nennt.
Diese Abwägung ist eine Milchmädchenrechnung. Als Teilnehmer muss man ohnehin alle Fragen bearbeiten. Ob man sie alle auf einmal sieht oder nach und nach ist dafür irrelevant.
Wer nach der Hälfte der Fragen meint es sei ihm zu viel, der bricht eh ab, egal ob er sie von Anfang an gesehen hat oder erst mittendrin zu dem Schluss kommt. Das Einzige was du durch die Stückelung gewinnst sind Teilnehmer, welche die Umfrage anfangen, mittendrin merken dass es ihnen zu viel wird, die sich aber wegen des Leckerlis durch den Rest durchklicken. Die Ergebnisse dieser Fragebögen sind eh Schrott.
dBob87 hat geschrieben:Das ist lustig, weil ich genauso empfinde, und selbst kein Amazon-Konto habe und auch so (z.B. mit Buch- und DVD-Lieferungen zum lokalen Buchhändler) ganz gut lebe. Allerdings weiß ich auch, dass es eben nicht jeder so macht, und für viele ein Amazon-Gutschein eben die größte Flexibilität darstellt. Auch das ist wieder ein Kompromiss.
Ich verstehe deinen Begriff von "Kompromiss" nicht. Wenn du selbst nicht hinter der Methode mit den Leckerlis stehst, was hindert dich dann daran, gar keine Belohnung anzubieten?

dBob87
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von dBob87 » 18.05.2017 17:19:09

Diese Abwägung ist eine Milchmädchenrechnung. Als Teilnehmer muss man ohnehin alle Fragen bearbeiten. Ob man sie alle auf einmal sieht oder nach und nach ist dafür irrelevant.
Technisch gesehen stimmt das, psychologisch leider nicht. :) Es wird ja auch untersucht, welche Wirkungen welches Fragebogendesign auf den Teilnehmer hat, und aus diesen Befunden weiß man z.B. auch, dass zuviele Inhalte auf einer Seite, die Scrollen notwendig machen, zu Abbrüchen oder zum Übersehen von Fragen und dadurch zu Frustration führen. Nicht bei allen, aber bei genug, um es zu berücksichtigen.
Ich verstehe deinen Begriff von "Kompromiss" nicht. Wenn du selbst nicht hinter der Methode mit den Leckerlis stehst, was hindert dich dann daran, gar keine Belohnung anzubieten?
Die Tatsache, dass viele potentielle Teilnehmer anderen empfinden und sich über eine solche Möglichkeit als Anerkennung für ihre Zeit freuen könnten, und um die Teilnehmer geht es ja. :) Dass Incentives eine negative Wirkung auf die Korrektheit der Antworten haben kann man dank der oben genannten Methodenforschung glücklicherweise für normale Beträge auch ausschließlichen bzw. eine mögliche Verzerrung auch kontrollieren.

Nochmal Danke für das Feedback, ich werde es in zukünftigem wohl durch noch detailliertere Infos und Hinweise auf den ersten Seiten berücksichtigen.

Auch danke, für jeden, der teilgenommen hat oder noch teilnimmt.

Radfahrer

Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von Radfahrer » 18.05.2017 21:02:31

Ich mach auch mal mit:
Leben wir alle in einer Filterblase?
Ja.
(fertig)

Ozelot
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von Ozelot » 18.05.2017 21:18:42

Ich war mal so neugierig und habe mich ganz durchgeklickt. Manche Klicks waren dann halt leider willkürlich, weil die Frage entweder nicht sinnvoll oder keine sinnvolle Antwort dabei war.

Ich kann Euch gerne auch detailreicheres Feedback geben, wenn ihr wollt, aber großenteils finde ich die Fragen suggestiv, inkohärent und wissenschaftlich nicht seriös.

Vor allem finde ich es mächtig irritierend, daß eine Hälfte der Fragen nur schwarz-weiß malt: Es geht um Meinungen zu allerlei Platitüden, bei denen man immer nur ja oder nein sagen darf. Hier wird man also zum groben Denken gezwungen. Dann aber besteht die andere Hälfte aus Fragen, die in minutiöser Weise gerade die Vorlieben hinsichtlich feiner oder grober Denkweisen abzutasten versuchen. Und aus solchen Selbstreflexionen soll dann wohl geschlossen werden, wer simpel und wer komplex denkt. Wenn ja, wird das großer Unsinn.

Das Fragen nach Vorlieben hinsichtlich Komplexität finde ich generell merkwürdig, denn erstens sucht man sich die Komplexität von Problemen nicht aus - man reagiert auf sie. Und wenn man zum Simplifizieren oder zum Kompliziert machen neigt, dann wird man das kaum bewußt tun. Was ihr dabei abfragt ist daher eher das Selbstbild als Kritischer/Intellektueller Bürger, aber nicht das tatächliche Problemlöseverhalten.

Ist Euch außerdem klar, daß ihr im Debianforum definitiv keine repräsentative Stichprobe bekommt, was Dinge wie Internetnutzung und Soziale Netze angeht?

P.S.: Was der Satz "Es gefällt mir sehr, Neues entweder zu mögen oder es abzulehnen." bedeuten soll, erschließt sich mir immer noch nicht.

KP97
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von KP97 » 18.05.2017 21:34:37

dBob87 hat geschrieben:[*] Teilnehmer: Teilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren
Habt ihr das nicht gelesen? Ist extra fett hinterlegt...
Hikaru, darfst Du da noch mitmachen? Radfahrer und Ozelot, ihr Beiden ja wohl nicht mehr...und ich schon gar nicht...
Tja, da sieht es hier im Forum mit Teilnehmern aber ziemlich mau aus, soweit ich weiß, ist hier der Altersdurchschnitt um einiges höher.

Radfahrer

Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von Radfahrer » 18.05.2017 21:44:21

Ich bin einfach davon ausgegangen, dass das gefühlte Alter gemeint ist. Das schwankt bei mir zwischen 13 und 85. :mrgreen:

Ozelot
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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von Ozelot » 18.05.2017 21:45:44

Woher willst Du wissen, wie alt ich bin ? ;-)

(Im Übrigen hat Radfahrer recht.)

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Re: Leben wir alle in einer Filterblase?

Beitrag von novalix » 19.05.2017 01:00:04

Ah, "selektive Mediennutzung".
Also ich lese gerne den Wikipedia-Artikel über Ethnomethodologie; auch mehrfach.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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