Philosophie: Evolution

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domo
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Beitrag von domo » 20.07.2004 15:35:03

AspeLin hat geschrieben: Um das Ganze wieder anzukurbeln (mit Bezug): Kein Mensch weiß, was eigentlich Moral oder "gut" ist. Einige (dämliche) Philosophen knobeln daran schon tausende Jahre. Aber ein Stern (aus dem ja auch wir entstanden sind) ist doch genausowenig moralisch oder unmoralisch, gut oder schlecht. Wann sollen sich da die Moral und das Gute dazwischengeschoben haben? Irgendwie in die Ursuppe gefallen? Man, sieht der Pferdekopfnebel heute wieder falsch und schlecht aus :lol:!
Das was wir so nennen, erleichtert wohl eher das Sozialleben und ist ein evolutionäres Anhängsel, das objektiv betrachtet wertneutral ist, oder?
Lies mal wieder die Bibel ! Und bevor du jetzt Abwehrreaktionen zeigst - Oh, nein, nicht dieses alte Buch - so sage ich dir, dass ich das kürzlich mal getan habe und ich überhaupt nicht religiös bin. Ich war ganz einfach erstaunt, wie anders das tönt, wenn man es selber liest und nicht irgend ein religiöser Fanatiker einem das Zeug an den Kopf wirft...

Konkret: Das was du da im Zitat sagst - wertneutrale Welt, gut versus schlecht, wie kommt das auf diese Welt - ist Inhalt des sogenannten Sündenfalls (im 1. Buch Mose zu finden). Was mich so erstaunt hat, war der genaue Wortlaut: "Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist."

Hehe: Das Paradies war - laut diesem alten Buch - der Zustand, als die Menschen nicht wussten, was gut und böse ist. Die Welt war für diese Menschen wertneutral, keine Moral, keine Gesetze, nichts. Einfach nicht wissen, was gut und böse ist. Einfach leben. Sich nicht als Gott aufspielen.

Ist das nicht eine erstaunlich radikale Weltsicht für so ein altes Buch?

Sorry, falls ich dich mit Bibelzitate langweile, aber es ist mir halt beim Lesen deines Beitrages gleich wieder eingefallen.

Have fun
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npi
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Beitrag von npi » 20.07.2004 15:43:26

HELLinG3R hat geschrieben: ein weiterer Denkanstoss - sag mir bite mal einer, wielange eine sekunde ist, ohne irgendwie auf Zeit bezug zu nehmen! (Man kann Zeit nicht ohne Zeit erklären)
eine Sekunde ist definiert als die Dauer, die ein - ich glaube - Cäsium Atom für eine bestimmte Anzahl Schwingungen braucht. Kann man also gut ohne Zeit erklären.
Natürlich ändert das nichts daran, das Zeit für uns schwer zu greifen ist, ich denke vor allem deshalb, weil wir uns darin nicht bewegen können (noch nicht ;-) ).

gruß,
npi

/EDIT: hab nochmal recherchiert wegen der Sekunde:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sekunde hat geschrieben:Eine Sekunde ist definitionsgemäß das 9.192.631.770-fache der Periode einer Mikrowelle, die mit einem ausgewählten Niveauübergang im Cäsiumatom in Resonanz ist.
"Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter!"
--Buzz, Toystory

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HELLinG3R
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Beitrag von HELLinG3R » 20.07.2004 16:39:46

npi hat geschrieben:hab nochmal recherchiert wegen der Sekunde:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sekunde hat geschrieben:Eine Sekunde ist definitionsgemäß das 9.192.631.770-fache der Periode einer Mikrowelle, die mit einem ausgewählten Niveauübergang im Cäsiumatom in Resonanz ist.
ohne dir zu nahe treten zu wollen, du hast mich nicht verstanden.
Die definition bezieht sich sehr wohl auf zeit (nämlich auf die Vergangenheit, die aber keine Realität beinhaltet, da sie nur noch eine Erinnerung ist - in diesem falle der Zeitunterschied der schwingungen)

Weil die Vergangenheit nur eine Erinnerung ist (ausserdem keine konsistente, jeder erinnert sich anders) und die Zukunft reine Fiktion, dürften Zeitreisen unmöglich sein.

daraus folgt auch, dass man Zeit nicht messen kann. Jeglicher Versuch ist in irgendeiner weise auf die Abfolge von Dingen gebunden (Radioaktiver Zerfall, die Schwingungen eines Uhrpendels etc), Zeit ist eine reine Menschliche Einbildung; die ausserdem noch verschieden wahrgenommen wird (Einstein'sche Relativitätstheorie)

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AspeLin
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Beitrag von AspeLin » 21.07.2004 19:17:36

Ich hab den Artikel zwar nicht gelesen, aber so wie ich das jetzt verstanden habe, meinen die, daß Vergangenheit und Zukunft nicht physisch vorhanden sind, daß wir uns also nicht wie eine Nadel auf einer Schallplatte in einer Spur durch die Zeit bewegen, sondern daß die Gegenwart das einzige ist, was messbar und gegenständlich existiert.
Diese "Erkenntnis" ist eigentlich trivial. Es ist nicht neu, daß "Zeit" ein abstrakter menschlicher Begriff ist, der ein Maß für Veränderungen der beobachtbaren Umwelt ist. Wir erkennen verstrichene Zeitspannen nur daran, daß sich etwas um uns verändert hat. Die Erde hat ihre Position zur Sonne verändert, die Bäume werfen ihr Laub ab, wir bekommen Falten und graue Haare, denken einen Gedanken. Der Absolute Stillstand würde den Stillstand der Zeit bedeuten.
Wir wissen, daß u.a. Masse einen Einfluß auf den messbaren Ablauf der Zeit hat. Bewege ich mich von der Erde weg, verläuft die Zeit für mich - relativ zu der Zeit auf der Erde - "langsamer" ab. Ich würde die Bewegungen auf der Erde wie in Zeitlupe wahrnehmen, während ich für die Menschen auf der Erde schnell altern würde. Das bedeutet, daß sich die Atome und die subatomaren Teilchen langsamer bewegen, wenn sie sich von einem Gravitationsfeld entfernen. Das ganze Universum ist von sich überlagernden Gravitationsfeldern durchzogen. Die Geschwindigkeit der Zeit in einem Beobachtungsraum hängt also von den Gravitationsfeldern ab, die ihn durchziehen.
Man kann sagen, das Vakuum ist wie ein unausgelasteter Prozessor, und die Atome (oder ihre Bestandteile) sind die Bits. Je mehr Bits durch den Prozessor gehen, desto langsamer wird seine Verarbeitungsleistung. Je mehr Atome sich in einem Raum befinden, desto langsamer vergeht dort die Zeit.
Täuschung ist das Silikon der Postmoderne.

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HELLinG3R
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Beitrag von HELLinG3R » 22.07.2004 08:53:15

exakt!

Ich finde es nur erstaunlich was das eigentlich bedeutet:
Dass sich unser gesamtes Leben in einem unheimlich kurzen augenblick abspielt!
wir leben sozusagen nur jetzt in ebendiesem moment, der rest ist illusion; dieser eine Moment verändert sich halt ständig.

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