Petition gegen Studiengebühren

Smalltalk
Benutzeravatar
Dark-Kamui
Beiträge: 439
Registriert: 16.12.2002 20:20:42
Wohnort: Rosenheim (Oberbayern)

Petition gegen Studiengebühren

Beitrag von Dark-Kamui » 10.11.2004 21:56:07

Hallo Studenten,

das Thema Studiengebühren klopft lautstark an die Tür.
Tatsächlich besteht die Möglichkeit, dass diese früher kommen als gedacht.
Deswegen eilt zu folgender Homepage und tragt Euch ein:

_http://www.foruni.de/petition/indexpet.htm_
(http://www.foruni.de/petition/indexpet.htm)

Schickt das Ding an alle Hochschulen und Studenten, die Ihr kennt, weiter.

Es geht hier um den Versuch, 1000.000 Stimmen zusammenzukriegen (die
Aktion ist jetzt bei ca. 165.000, also nicht ganz 1/6) - es gibt da nämlich
eine EU Richtlinie, nach der Petitionen, die von über 1.000.000 EU-Bürgern
unterzeichnet werden, vom Gesetzgeber nicht übergangen werden können.

Wehrt Euch, es geht um unser Geld! Wir sind die Zukunft dieses Landes!


PS.: Schickt diese Mail bitte an andere Studenten, so dass diese auch
hiervon erfahren und sich eintragen können.
Ich veröffentliche das mal hier weil ich ja weiß das ihr auch teilweise studiert. Gibt es weiter an Kollegen, Freunde etc.
Gruss David
Gruss David
Nyx: Athlon64 3000+ | 512MB RAM | ATI Radeon 9800Pro 128MB
Raziel: PentiumM 1,3GHz | 512MB RAM | Intel 855GM
Prometeus: Pentium3 666MHz | 384MB RAM | Nvidia Geforce2MX

Benutzeravatar
hacman
Beiträge: 209
Registriert: 24.04.2004 13:05:48
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von hacman » 10.11.2004 22:11:33

Nur weil ich studiere heißt das ja nicht automatisch, daß ich gegen Studiengebühren bin. Unter bestimmten Bedingungen fände ich das nämlich sehr sinnvoll.
Der zentrale Punkt ist für mich die Verwendung der Gelder. Wenn die direkt an meinen Fachbereich gehen, damit die damit neue Geräte/Bücher/Ausstattung anschaffen können, wäre das echt cool. Was wir hier so rumstehen haben ist teilweise echt nur noch traurig...
Deswegen finde ich es schwierig das kategorisch abzulehnen, anstatt die Möglichkeit zu nutzen diesen Prozess zu beeinflussen.

hacman

PS: Mal ganz davon abgesehen, daß es eine ziemlich schwachsinnige Idee der SPD war das per Bundesgesetz verbieten zu wollen. Weiß doch jeder, das Bildung Ländersache ist...
-----BEGIN GEEK CODE BLOCK-----
Version: 3.1
GE/CS d- s++:+ a- C+++ USL++++ P+ L+++ E--- W+++ N++ o-- K w--- O- M- V-- PS++ PE Y+ PGP++ t++ 5++ X- R !tv b+++ DI++ D++ G e+++ h-- r++ y?
-----END GEEK CODE BLOCK-----

Benutzeravatar
Dark-Kamui
Beiträge: 439
Registriert: 16.12.2002 20:20:42
Wohnort: Rosenheim (Oberbayern)

Beitrag von Dark-Kamui » 10.11.2004 22:30:29

Ich bin da sehr skeptisch, weil bei uns an der FH dürfen wir 50 Euro Verwaltungsgebühr zahlen, davon sieht aber die FH keinen Cent, Finanzlöcher stopfen fürs Land ... Die 35 Euro Studentwerkbeitrag sehe ich ein, weil man aber immerhin sieht wohin das Geld geht.
Das die Ausstattung an manche Hochschule wirklich bitter ist, ist mir auch bewusst, doch sehe ich das auch so, die Länder sparen erstmal die Hochschulen kaputt und dann sollen es die Studenten die Finanzierung stellen?
Also ich weiß jedenfalls das ich finanziell an den möglichen 600 Euro pro Semester die in Bayern drohen hart zu schlucken habe.
Gruss David
Nyx: Athlon64 3000+ | 512MB RAM | ATI Radeon 9800Pro 128MB
Raziel: PentiumM 1,3GHz | 512MB RAM | Intel 855GM
Prometeus: Pentium3 666MHz | 384MB RAM | Nvidia Geforce2MX

Benutzeravatar
hacman
Beiträge: 209
Registriert: 24.04.2004 13:05:48
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von hacman » 11.11.2004 00:52:28

Skeptisch bin ich da auch. Aber Totalverweigerung bringt IMHO nix. Das kennen die Politiker schon. Da heißt es dann bloß: Die Studenten mal wieder... War doch klar.

Übrigens: Das mit dem Kaputtsparen ist zwar ein ein beliebtes Argument, aber ziemlicher Blödsinn. Der Staat muß an allem sparen und das trifft halt die Ausbildung genau so wie alle anderen Bereiche. (Siehe Hartz IV, Bundeswehrreform, ...)
Wir müssen halt den Mist ausbaden, den uns unsere Eltern eingebrockt haben.

Vielleicht sehe ich das als Informatiker auch zu simpel. Immerhin gehören wir definitiv zu den Studentengruppen, die noch am wenigsten Probleme mit Geld verdienen haben.

hacman
-----BEGIN GEEK CODE BLOCK-----
Version: 3.1
GE/CS d- s++:+ a- C+++ USL++++ P+ L+++ E--- W+++ N++ o-- K w--- O- M- V-- PS++ PE Y+ PGP++ t++ 5++ X- R !tv b+++ DI++ D++ G e+++ h-- r++ y?
-----END GEEK CODE BLOCK-----

Benutzeravatar
Wolf012
Beiträge: 75
Registriert: 03.09.2004 21:57:55
Wohnort: Linz

Beitrag von Wolf012 » 11.11.2004 09:39:11

Nur weil ich studiere heißt das ja nicht automatisch, daß ich gegen Studiengebühren bin. Unter bestimmten Bedingungen fände ich das nämlich sehr sinnvoll.
Der zentrale Punkt ist für mich die Verwendung der Gelder. Wenn die direkt an meinen Fachbereich gehen, damit die damit neue Geräte/Bücher/Ausstattung anschaffen können, wäre das echt cool. Was wir hier so rumstehen haben ist teilweise echt nur noch traurig...
Deswegen finde ich es schwierig das kategorisch abzulehnen, anstatt die Möglichkeit zu nutzen diesen Prozess zu beeinflussen.
Ich studiere in Österreich und habe selbiges gedacht. Vermutlich ist es in Deutschland nicht viel anders als hier: Die Studienbeiträge wandern zwar an die Unversitäten, dafür werden andere Mittel gekürzt. Unter dem Strich kommt weniger zu den Unis als vorher. Hier wurde der Schwachsinn den diverse Politiker erzählen geglaubt, macht nicht den selben Fehler - es wird nichts besser.

Benutzeravatar
AspeLin
Beiträge: 664
Registriert: 19.06.2003 16:06:16
Wohnort: Berlin

Beitrag von AspeLin » 11.11.2004 11:14:43

Wolf012 hat geschrieben:Hier wurde der Schwachsinn den diverse Politiker erzählen geglaubt, macht nicht den selben Fehler - es wird nichts besser.
Mit den Studiengebühren soll der Bundeshaushalt auf Kosten finanzschwacher Studenten teilsaniert werden, in der Regel werden die Hochschulen von dem Geld nichts bekommen. Nebeneffekt: Die überfüllten Universitäten werden leerer, das quantitative Verhältnis von Lehrenden und Lernenden verbessert sich zugunsten der Qualität der Veranstaltungen. Es werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wobei der Staat dazu kein Geld ausgeben muß, sondern sogar einnimmt.
Gerecht ist das aber nicht. Es hat schon seinen Grund, warum Studiengebühren (noch) Bundesweit durch das Grundgesetz verboten sind. Der Zugang zur Bildung soll unabhängig vom sozialen Status der Studenten sein, um dem Anspruch, eine leistungsorientierte Gesellschaft zu sein, gerecht zu werden. Daher ist es auch legitim, daß sich der Bund mit diesem Gesetz in die Länderangelegenheit "Bildung" eingebracht hat.
Es ist immer öfter festzustellen, daß in dieser und anderen Fragen die von der Regierung vorgegebenen Argumentationsmuster kritiklos übernommen, geglaubt und weitergetragen werden.
Hauptargument für sämtliche Einschnitte seitens der Regierung ist die hohe Staatsverschuldung. Tatsache ist, daß die von den Banken an den Bund vergebenen Kredite nicht bloße Kredite sind, sondern Investitionen. Mit diesem Geld werden Rahmenbedingungen für Unternehmen geschaffen, von denen vor allem die Banken profitieren. Unternehmen verhalten sich also zu Staatskrediten wie Feldfrüchte zum Dünger. Die Rückzahlung durch den Staat ist nur eine absichernde Option. Banken verschenken kein Geld.
Täuschung ist das Silikon der Postmoderne.

Benutzeravatar
empty_string
Beiträge: 703
Registriert: 19.07.2003 21:26:07

Beitrag von empty_string » 11.11.2004 15:02:23

Es gab doch auch immer die Überlegungen, nicht Studiengebühren generell einzuführen, sondern nur ab der Regelstudienzeit. So zu mindest war es in Sachsen mal angedacht. Das soll den Effekt bringen, Dauerstudenten davon ab zu halten ihr Studium in die Länge zu ziehen. An sich keine schlechte Idee. Nur muss man bedenken, dass es fast immer gar nicht möglich ist die Regelstudienzeit einzuhalten, wenn Unis eine Auslastung von z.B. 400% haben. Dann passiert es ganz schnell das man sich nicht mehr in Übungsgruppen einschreiben kann, Kurse voll sind und man gezwungen ist ein Semester zu warten. Eigentlich ein Teufelskreis. Man müsste die Lehrverhältnisse/Qualität des Studiums zuerst verbessern, mit Geld was erst in die Kasse kommt wenn man die übrig gebliebenen, (absichtlichen) Langzeitstudenten, 2. Studium, ... abkassiert.

Eine weitere, nicht zu vernachlässigende Einnahmequelle der Bildungseinrichtungen sind die Rückzahlungsforderungen aus Bafög Betrügen. Das soll in manchen Fällen mehr als ein paar Millionen (!) pro Uni (!) sein (Kann ich leider nicht belegen, über infos wäre ich dankbar). Eigentlich Geld was verwendet werden kann, wenn man bedenkt das sonst nur die Hälfte zurück zu zahlen ist.
Debian seit 2001, jetzt mit trixie.

Benutzeravatar
benebeck
Beiträge: 431
Registriert: 14.10.2003 15:37:48
Wohnort: Giessen

Beitrag von benebeck » 11.11.2004 19:08:01

hmm....
ich denke mit der Einstellung "Ich bin gegen Studiengebühren, weil dann damit nur Haushaltslöcher gestopft werden" kommen wir nicht unbedingt weiter. Denn so wie es momentan an den Unis (zumindest meiner) aussieht, kann es eben auch nicht bleiben.
Ich glaube dass es an sich keine bessere Investition geben kann, als in die eigene Ausbildung. Dafür muss einfach mehr Geld her! Wichtig ist natürlich, dass jeder der will und kann auch studieren darf, wir brauchen also (ähnlich wie Bafög) eine Möglichkeit, ein Studium finanziert zu bekommen. Auch wenn das bedeutet, dass man das später zurückzahlen muss.
Ein anderer ganz wichtiger Schritt ist ausserdem, das sich die Unis die Studenten selbst aussuchen. Es gibt halt leider zu viele Studenten, die "halt mal so BWL studieren" , weil sie halt gerade nach dem Abi nicht wussten, was sie tun sollen. Nach 4 Semestern geht man dann gefrustet ohne Abschluß von der Uni und hat selbst viel Zeit und die Uni viel Geld verloren.

mfg benebeck

Benutzeravatar
AspeLin
Beiträge: 664
Registriert: 19.06.2003 16:06:16
Wohnort: Berlin

Beitrag von AspeLin » 11.11.2004 21:19:26

benebeck hat geschrieben: ich denke mit der Einstellung "Ich bin gegen Studiengebühren, weil dann damit nur Haushaltslöcher gestopft werden" kommen wir nicht unbedingt weiter. Denn so wie es momentan an den Unis (zumindest meiner) aussieht, kann es eben auch nicht bleiben.
Wenn das Geld der Studenten zweckentfremdet ausgegeben wird, wird es aber so bleiben. Das regt mich daran so auf. Und dann kommt wieder Stolpe oder ein anderes Finanzgenie und verpulvert unsere "Studiengebühren".
benebeck hat geschrieben: Es gibt halt leider zu viele Studenten, die "halt mal so BWL studieren" , weil sie halt gerade nach dem Abi nicht wussten, was sie tun sollen. Nach 4 Semestern geht man dann gefrustet ohne Abschluß von der Uni und hat selbst viel Zeit und die Uni viel Geld verloren.
Es ist wirklich merkwürdig, daß jetzt so viele studieren wollen, wo doch so gute Bedingungen am Arbeitsmarkt herrschen! Das ist der Segen der Globalisierung, indem wir mehr Bla-Eigen-Bla-Verantwortung-Bla brauchen. Aber bitte nicht studieren, sondern für einen Euro plus AG II eigenverantworlich den Stadtpark saubermachen! Besser den Spatz in der Hand, werden sich viele denken, die trotzdem studieren wollen, auch wenn sie unsicher sind.
Studiengebühren sind für Studenten nur dann gut, wenn dahinter ein durchdachtes Konzept steht und bei der Erhebung differenziert wird (z.B. Sonderfall Kindererziehende). Andernfalls freue ich mich schon auf eventuelle _Nachbesserungen_, die inzwischen zum Standard des halbherzigen politischen Handwerks geworden sind!
Täuschung ist das Silikon der Postmoderne.

storm
Beiträge: 1581
Registriert: 01.05.2004 13:21:26
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz
Wohnort: DE

Beitrag von storm » 12.11.2004 00:13:10

empty_string hat geschrieben:Es gab doch auch immer die Überlegungen, nicht Studiengebühren generell einzuführen, sondern nur ab der Regelstudienzeit. So zu mindest war es in Sachsen mal angedacht. Das soll den Effekt bringen, Dauerstudenten davon ab zu halten ihr Studium in die Länge zu ziehen.
...
Fakt ist, dass man in Sachsen nach 8+4 Semestern FH gekickt wird. Diese Lösung ist verglichen mit anderen existierenden Lösungen die dümmste und schlimmste überhaupt.
Ich denke auch, dass man schon irgendein Mittel gegen endloses Studieren haben sollte. Obwohl keine einzige bisherige Massnahme die wirklichen Ursachen bekämpfen will. Warum studieren denn heut so viele so lange?
Jeglichem Argument von _Politikern_ ist daher zu misstrauen. Man hat genug gehört um zu wissen, dass keiner eine vernünftige Idee hat. Also wird von denen die Keule ausgepackt und nach unten verordnet.
Das irrsinnige ist ja, dass zB die Gebührenlösung das Problem nur verschärft, Studenten müssen(soweit nicht vom Elternhaus finanziert) arbeiten und die Leistung fürs Studium nimmt wiederrum ab. Der Gleichheitsgrundsatz ist doch eh schon lange dahin. Und von den Gebühren werden die Schulen nichts sehen.

Ich unterstütze die Petition auf jeden Fall, obwohl es mich, wie bei anderen Anlässen, eher an Don Quijote erinnert. :)

ciao, frank (Student)
drivers/ata/libata-core.c: /* devices which puke on READ_NATIVE_MAX */

Benutzeravatar
pierre
Beiträge: 363
Registriert: 03.12.2003 21:21:34
Wohnort: Berlin

Beitrag von pierre » 12.11.2004 10:44:19

Ich wollte mich mal dazu zu Wort melden. Ich bin vielleicht noch im Abi, aber das Studium soll wenn möglich, gleich im Anschluss folgen.
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die mal so nebenbei BWL studieren, ich hab ein Studium a la "Amt des Studienrates im Fachbereich Informatik und Geographie/Mathematik (da bin ich noch unentschlossen)" in Sicht. Problem hierbei in Berlin, es ist ein Bachelor-Master Studiengang und erst nach dem Master hab ich mein erstes (von zwei) Staatsexamen. Mal grob gerechnet:
6 Semester ein Kombinationsbachelor
4 Semester Master
24 Monate Referenadrium

machen 10 Semester studieren und 24 Monate sowas in der Art wie nen halber Lehrer, erst nach 7 Jahren kann ich mein eigenes und ausreichendes Geld verdienen. Da Frage ich mich doch mal echt, wo das hinführen soll. Nicht nur das, an der HU liegen die Informatik und Geographie Studiengänge/Vorlesungen zu 70% im selben Zeitraum, ergo ich müsste mindestens 2 Semster raufpacken. Falle ich somit auch unter den Begriff Langzeitstudent, nur weil ich mehrere Semester zusätzlich machen muss(!). Ich gehöre nicht zu einer Familie, die gerade soviel Geld hat, ganz nebenbei gibt es dort zwei, die studieren wollen, und nach Abschluss meines Abis geht meine Schwester in die Schule. Gibt es sowas wie ein Bildungszuschuss? Nicht BaFög, das kann man teilweise vergessen, auch wenn ich es wohl oder übel beantragen werde, ich versuche schon von vorneherein mindestens 1/4 zurückzulegen, ob das hinhaut ist fragwürdig. Die Leute, die nichts mit sich anzufangen wissen, müssen bestraft werden, aber wenn ich weiß, was ich machen will, dann sollte man mir auch die Chance lassen. Wir wissen ja: Ohne Geld geht's natürlich nicht. Mir war schon vorher klar, dass ich sowas wie BaFög brauche, aber nun ist es Pflicht und so wie es aussieht wird es nicht reichen.
Vielleicht hab ich ja Glück und es ändert sich noch so einiges. Ich bin nunmal kein Gegner der Studiengebühren, wenn es die betrifft, die einfach das BaFög ausnutzen oder meinen ich springe mal um und entscheide mich mal für Informatik und morgen kommt auf einmal Jura. Zum Beispiel könnte man die Studenten dazu bringen ihr Studium nicht abzubrechen oder nicht immer wieder zu wechseln, mit Hilfe von Studiengebühren oder "Studienstrafen". Für Erststudenten wäre auch eine Art Steuersatz praktisch, damit würden sogar die sozial Schwächeren eine Chance auf Bildung haben. Wollen wir denn sowas wie US Verhältnisse, wo man auf ein Stipendium hoffen muss?

Grüße
Pierre der gerade seine halbe Freistunde für diesen Text gebraucht hat.

Maj0r
Beiträge: 476
Registriert: 08.12.2003 14:52:39
Wohnort: Jüchen, Ne
Kontaktdaten:

Beitrag von Maj0r » 12.11.2004 11:21:48

Auf die Gefahr hin, mich total zu outen:

Ich bin der Meinung, dass man ruhig Beiträge für die Uni bezahlen sollte. Es wird eine Leistung vom Staat erbracht und Studenten nutzen diese.
Es wär zwar schön, wenn das Geld in die Unis wandert, aber wenn ich ein Auto kaufe, kann ich auch nicht bestimmen, wofür das Autohaus mein Geld verwendet.
Wenns natürlich dafür eine gesetzliche Regelung gibt, sieht das natürlich etwas anders aus.

Das Leben ist hart und wenn man sich kein Studium leisten kann, dann sollte man vielleicht eine normale Ausbildung machen und ggf. ein berufsbegleitendes Studium nutzen.

"Wir sind die Zukunft von morgen"... Warum bezahlen Betriebe an Angestellte mit Lehre + FH-Abschluss etwa genauso viel, wenn der vollwertige Abschluss höher angesehen ist ?
Im jetzigen Betrieb fangen viele an, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben (meist Informatik oder Mathematik). Deren Einstiegsgehalt bekam ich nach meinem 3. Jahr, ein Jahr nachdem ich die 2-jährige Lehre zum Fachinformatiker abgeschlossen habe. Die Aufstiegschancen sind die gleichen. Das Studium dauert bei mir an, aber was solls, ich bezahl es auch und ich muss es mit dem Job vereinbaren...

ernohl
Beiträge: 1181
Registriert: 04.07.2002 08:11:56
Wohnort: HL

Beitrag von ernohl » 12.11.2004 11:48:47

Mal zwei Beispiele aus meinem unmittelbarem Umkreis:

Fall1: IT-Consultant, 45, selbständig, "verkauft" sich und etliche Subunternehmer an namhafte deutsche/europäische Firmen zu wirklich guten Tagessätzen.
Seit einigen Jahren als Medizinstudent eingeschrieben, hat aber seit 2 Jahren (vergeigte Klausuren) keine Uni mehr von innen gesehen.

Fall2: IT-Consultant, Ende 30, Angestellter bei einem der weltweit größten Softwarehersteller. Seit ewigen Jahren eingeschriebener Student (Maschinenbau). Hat seit mindestens 5 Jahren keinen Hörsaal oder Studienunterlagen gesehen (eigene Aussage).

Interessant an der Geschichte: Dauergespräch zwischen den beiden ist, wie man mit dem Studentenausweis immer neue Vergünstigungen / Ermäßigungen 'rausholen kann. Und nun frage ich mich, wer dies alles bezahlt, direkt oder indirekt. Ob gezielt eingesetzte Studiengebühren solchen Missbrauch vielleicht doch eingrenzen könnten?
storm hat geschrieben:Jeglichem Argument von _Politikern_ ist daher zu misstrauen. Man hat genug gehört um zu wissen, dass keiner eine vernünftige Idee hat. Also wird von denen die Keule ausgepackt und nach unten verordnet.
Es gibt zwar unzählige Politiker, aber selten mal zwei übereinstimmende Politiker-Meinungen. Es fällt uns zwar deshalb schwer, aber wir schaffen das schon: WIR SIND DAGEGEN! IMMER!
Gruß
ernohl

Benutzeravatar
Natas12
Beiträge: 1751
Registriert: 12.04.2002 20:59:12

Beitrag von Natas12 » 12.11.2004 12:34:12

diejenigen aus dem politischen system, die gerne studiengebühren erheben würden, haben selbst 18 + x semester jura oder sonst was studiert - natürlich ohne zu bezahlen (z.B. herr westerwelle). und auch diejenigen, die ein studium abgeschlossen haben, gut verdienen und nun ihre kinder auf die uni schicken wollen, haben ein interesse daran, die universität für sich exklusiv zu beanspruchen (um die soziale laufbahn ihrer kinder abzusichern).

über den effekt der sozialen selektion durch studiengebühren wurden ebenfalls genügend bücher von soziologen verfasst - selbst bei großzügiger vergabe von stipendien sind untere schichten an den universitäten unterrepräsentiert (in den ländern, die gebühren erheben), was damit zusammenhängt, dass die psychologischen hürden für die sog. "bildungsfernen schichten" erneut erhöht werden (für experten: habitus, aneignungssinn, etc.).

aber da die "bildungsfernen schichten" ohnehin jedem egal sind, nach dem motto: soziale gleichheit ist kommunismus! (zudem: die sollen eben ihre 42 + x stunden in der fabrik arbeiten und nicht unsere tollen universitäten mit ihrer hohen geburtenrate vollspammen), wird das wohl ein zu vernachlässigendes argument sein.

von der knete der gebühren sieht die uni natürlich nix - denn im selben atemzug werden die zuschüsse von den ländern gekürzt. und auch so schließe ich mich bestimmt nicht dem neoliberalen (in wirklichkeit arschkonservativen) diskurs an, der den studenten zum "zahlenden kunden" machen will, da ja dann bestimmt "alles besser" wird (nach dem motto: wenn unser markt nicht funktioniert, dann nur deshalb, weil wir noch nicht genügend "markt" haben).

gruß,
TINA
"In den reichen Ländern hat die Freiheit gesiegt - mit all den schrecklichen Folgen, die das für die anderen mit sich bringt und noch bringen wird. Die Demokratie ist auf andere Epochen verschoben." (L. Canfora)

Benutzeravatar
pierre
Beiträge: 363
Registriert: 03.12.2003 21:21:34
Wohnort: Berlin

Beitrag von pierre » 12.11.2004 15:56:29

Maj0r hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass man ruhig Beiträge für die Uni bezahlen sollte. Es wird eine Leistung vom Staat erbracht und Studenten nutzen diese.
Gegen Gebühren im Maße hab ich auch nichts, aber gegen Gebühren die ich als Bürger der unteren Schichten nicht zahlen kann. Ein gestaffeltes System wäre z.B. auch eine Möglichkeit und wie schonmal unsere Bildungsministerin gesagt hatte: "Bildung soll kein Luxusgut sein." sollte man sich dabei etwas gründliches Ausdenken und nicht sagen: die Uni verlangt 600¤ pro Semester und diese 300¤ und soweiter... 600¤ pro Semster macht umgerechnet ja schonmal 1200¤ pro Jahr.
Maj0r hat geschrieben:Das Leben ist hart und wenn man sich kein Studium leisten kann, dann sollte man vielleicht eine normale Ausbildung machen und ggf. ein berufsbegleitendes Studium nutzen.
Na dann hät ich ja Abi, geschweigedenn Gymnasium NIE machen müssen, pardon ich hab es gewählt, weil ich ein größeres Ziel als eine Ausbildung im Auge hatte. Nun bin ich mir mit Lehramt S5 (Amt des Studienrates) so ziemlich sicher, dass es so lange dauert, dafür kann ich nichts.
ernohl hat geschrieben:Interessant an der Geschichte: Dauergespräch zwischen den beiden ist, wie man mit dem Studentenausweis immer neue Vergünstigungen / Ermäßigungen 'rausholen kann. Und nun frage ich mich, wer dies alles bezahlt, direkt oder indirekt. Ob gezielt eingesetzte Studiengebühren solchen Missbrauch vielleicht doch eingrenzen könnten?
Und woher haben sie noch ihren Studentenausweis? Sowas sollte kontrolliert werden, obwohl sie ja damit als Langzeitstudenten eingetragen sind, ergo kann da das Land ja wieder Gebühren verhängen, aber durchsetzen tun die wenigsten.
Nach irgendsonem Gesetz heißt es ja, dass jedem eine Chance auf ein Erststudium gegeben werden soll.
Natas12 hat geschrieben:[...]haben ein interesse daran, die universität für sich exklusiv zu beanspruchen (um die soziale laufbahn ihrer kinder abzusichern).
Egoismus der oberen Schichten halt, sie könnten doch ihre Kinder an Privatuniversitäten stecken, da kann ich es schon verstehen und sowas gibt es auch hier in Deutschland und da sind sie garantiert unter sich und können ihre Nasen gemeinsam hoch in den Wind stecken.
Natas12 hat geschrieben:aber da die "bildungsfernen schichten" ohnehin jedem egal sind, nach dem motto: soziale gleichheit ist kommunismus!
Wieso sollte das nur im Kommunismus zutreffen? Mit der sozialen Marktwirtschaft haben sich eigentlich die EU Staaten zugesichert, für ihre Bürger Überlebenschancen zu sichern und somit eine etwas angegleichte Gesellschaftsordnung zu schaffen. Ausserdem sieht man es am Sozialismus, dass selbst dort eine Selektion stattfand(Arbieter, Interlektulle, ...), also nichts mit Schichtenaufhebung. Nicht das der Sozialismus gleich Kommunismus ist, aber in der Theorie sollte er daran kommen.

Ausserdem wird meiner Ansicht nach eh vieles von Maschinen ersetzt und somit ist heutzutage Intelligenz gefordert.

Für mich stellt sich nur die Frage, wieso man überhaupt auf die Idee kam Studiengebühren in Erwägung zu ziehen? Wegen Geldproblemen? Falls dem so ist, sollten sie sich erstmal was einfallen lassen, wie man die jetzigen freien Arbeitsplätze voll bekommt, es gibt durchaus viele Menschen, die es sich von Vater Staat sehr gemütlich machen. Man sollte aber mit diesem Gesetzen/Verordnungen etc. dennoch versuchen, die Menschen, die wirklich keine Arbeit finden weitesgehend zu verschonen.

Jetzt hab ich hier relativ viel geschrieben, aber das ist meine Meinung zu einigen der hier gefallenen Bemerkungen.

Maj0r
Beiträge: 476
Registriert: 08.12.2003 14:52:39
Wohnort: Jüchen, Ne
Kontaktdaten:

Beitrag von Maj0r » 12.11.2004 18:41:40

pierre hat geschrieben:
Maj0r hat geschrieben:Das Leben ist hart und wenn man sich kein Studium leisten kann, dann sollte man vielleicht eine normale Ausbildung machen und ggf. ein berufsbegleitendes Studium nutzen.
Na dann hät ich ja Abi, geschweigedenn Gymnasium NIE machen müssen, pardon ich hab es gewählt, weil ich ein größeres Ziel als eine Ausbildung im Auge hatte. Nun bin ich mir mit Lehramt S5 (Amt des Studienrates) so ziemlich sicher, dass es so lange dauert, dafür kann ich nichts.
Ohne Abi hätte ich nicht gleichzeitig mit der Ausbildung das Studium beginnen können.

Benutzeravatar
AspeLin
Beiträge: 664
Registriert: 19.06.2003 16:06:16
Wohnort: Berlin

Beitrag von AspeLin » 13.11.2004 01:29:17

pierre hat geschrieben: Ausserdem sieht man es am Sozialismus, dass selbst dort eine Selektion stattfand(Arbieter, Interlektulle, ...), also nichts mit Schichtenaufhebung.
Die bessere Unterscheidung wäre wohl Bonzen und Idealisten gewesen.
pierre hat geschrieben: Ausserdem wird meiner Ansicht nach eh vieles von Maschinen ersetzt und somit ist heutzutage Intelligenz gefordert.
Was meinst Du mit Intelligenz? Den Druck auf den Ja-Die-Maschine-Funktioniert-Noch-Knopf?
pierre hat geschrieben: Für mich stellt sich nur die Frage, wieso man überhaupt auf die Idee kam Studiengebühren in Erwägung zu ziehen? Wegen Geldproblemen? Falls dem so ist, sollten sie sich erstmal was einfallen lassen, wie man die jetzigen freien Arbeitsplätze voll bekommt [...]
Freie Arbeitsplätze sind Mangelware.
Täuschung ist das Silikon der Postmoderne.

Benutzeravatar
Natas12
Beiträge: 1751
Registriert: 12.04.2002 20:59:12

Beitrag von Natas12 » 13.11.2004 13:09:44

bis in die 70er jahre war das ostdeutsche bildungssystem eindeutig "durchlässiger" als das westdeutsche (was einer der gründe war, warum es möglich war, den mächtigen im westen das bafög aus den taschen zu ziehen).
anders als in westdeutschland, wo der anteil der arbeiterkinder an den universitäten auf einem niedrigen niveau stagniert (und momentan fällt) - dies lässt sich in zahlreichen büchern zur sozialstruktur deutschlands nachsehen (gibt es bei der bundeszentrale für politische bildung für 2 euro). danach rissen sich die sed-bonzen das bildungssystem unter den nagel (unterschiedliche systeme können manchmal eben sehr ähnliche verhaltensweisen auslösen).

auch was die förderug von frauen anging, war das ostdeutsche system weitaus leistungsfähiger als das westdeutsche. das will heute (in einer zeit, in der SED-diktatur mit ns-diktatur gleichgesetzt wird) leider keiner mehr hören...
"In den reichen Ländern hat die Freiheit gesiegt - mit all den schrecklichen Folgen, die das für die anderen mit sich bringt und noch bringen wird. Die Demokratie ist auf andere Epochen verschoben." (L. Canfora)

Benutzeravatar
benebeck
Beiträge: 431
Registriert: 14.10.2003 15:37:48
Wohnort: Giessen

Beitrag von benebeck » 13.11.2004 13:27:11

@natas:
Die Probleme, die Du da ansprichst, fangen aber schon früher an, nicht erst an der Uni. Wenn man sich mal anschaut, wer Abi macht, dann sind das oft Kinder von Akademikern bzw Eltern die selbst mal Abi gemacht haben.

mfg benebeck

Maj0r
Beiträge: 476
Registriert: 08.12.2003 14:52:39
Wohnort: Jüchen, Ne
Kontaktdaten:

Beitrag von Maj0r » 13.11.2004 16:29:51

benebeck hat geschrieben:@natas:
Die Probleme, die Du da ansprichst, fangen aber schon früher an, nicht erst an der Uni. Wenn man sich mal anschaut, wer Abi macht, dann sind das oft Kinder von Akademikern bzw Eltern die selbst mal Abi gemacht haben.

mfg benebeck
Ich weiss ja nicht wo ihr wohnt, aber als ich vor fünf Jahren Abi gemacht habe, hatten sehr viele Eltern (auch meine) nur Volksschulabschluss, was bedeutet, dass sie die Schule nach dem 8. Jahr verlassen haben.
Das hat auch nix Mit Blödheit zu tun, sondern lag halt einfach an den damaligen Umständen.

Benutzeravatar
benebeck
Beiträge: 431
Registriert: 14.10.2003 15:37:48
Wohnort: Giessen

Beitrag von benebeck » 14.11.2004 11:13:29

So hab ich das nicht gemeint. Ich habe mal gelesen (ich weiss allerdings nicht mehr genau wo) , dass z.B. in Bayern, also dem Bundesland, das sich so für seine tollen Schulen /beste Bildung/etc rühmt, mittlerweile fast nur noch Kinder Abi machen, deren Eltern auch Abi haben. Ich lass mich da aber gerne korrigieren......
Ich wollte nur sagen, dass Bildung leider oft mit dem sozialen Status zusammenhängt und es eben nicht für alle gleich möglich ist, ne gute Ausbildung zu bekommen.

mfg benebeck

Benutzeravatar
Natas12
Beiträge: 1751
Registriert: 12.04.2002 20:59:12

Beitrag von Natas12 » 14.11.2004 11:44:38

unterschreib. kann man in der pisa-studie nachlesen, (die nebenbei alle konservativen leistungsideologien der bildungspolitik widerlegt).
bayern rühmt sich geradezu damit, dass es ihnen besser als anderen ländern gelingt, die unerwünschten klassen von den schulen fernzuhalten. damit hält man sie auch von bildungszertifikaten ab, die über die zugehörigkeit zu bestimmten positionen (und damit zu macht, geld, chancen) entscheiden.

mit intelligenz hat das leider sehr wenig zu tun... und leider ist das gesamte bildungssystem auf die fähigkeiten derer zugeschnitten, die auch von diesem bildungssystem profitieren - in erster linie also akademikerkinder und co. diese kinder sind deshalb so erfolgreich und daher wie für dieses system "gemacht", weil das system für sie gemacht ist. je mehr kinder aus den unteren schichten in dieses system eindringen, umso stärker "stören" sie diese unausgesprochenen gesetze und umso stärker geraten die privilegien der privilegierten in gefahr. das darf natürlich nicht sein. und so werden eben pseudo-demokratische "einstufungstests" und angeblich "neutrale" leistungstests ab der grundschule verordnet, als ob alle die gleichen voraussetzungen hätten. wenn wissen über die deutsche sprache abgefragt wird, ist es wohl klar, dass das kind gewinnen wird, welches den schiller schon mit der muttermilch aufgenommen hat... (vor allem, weil schiller und nicht comics abgefragt werden).

da könnte man manchmal wirklich kotzen... :-/
"In den reichen Ländern hat die Freiheit gesiegt - mit all den schrecklichen Folgen, die das für die anderen mit sich bringt und noch bringen wird. Die Demokratie ist auf andere Epochen verschoben." (L. Canfora)

Benutzeravatar
benebeck
Beiträge: 431
Registriert: 14.10.2003 15:37:48
Wohnort: Giessen

Beitrag von benebeck » 14.11.2004 12:08:24

Code: Alles auswählen

(vor allem, weil schiller und nicht comics abgefragt werden). 
hmm, das klingt ja fast so, als ob Du forderst, dass in der Schule Comics abgefragt werden sollen.
Ich glaube das viele Eltern nicht erkennen, wie wichtig gute Schulleistungen für später sind und dann bekommt der Sohnemann halt eben n neues Comic. "Die Schule wirds schon richten, dafür sind die ja da." FALSCH. Bildung und Erziehung fängt zuhause an!!!
Eine Bekannte ist Grundschullehrerin und was die erzählt ist der Horror. Da kommt ein Viertel der Klasse ohne Frühstück in die Schule, weil sich da zuhause keiner drum kümmert (und das ist oft kein finanzielles Problem!). Dass das dann mit den Noten nichts wird ist kein Wunder.
Ich finde Lesitungstests an sich nicht schlecht, WENN für alle die gleichen Bedingungen gelten. Aber nur das Schulsystem für Versäumnisse im Elternhaus verantwortlich zu machen ist eben auch keine Lösung.

mfg benebeck

Benutzeravatar
Natas12
Beiträge: 1751
Registriert: 12.04.2002 20:59:12

Beitrag von Natas12 » 14.11.2004 15:09:08

na ja - es gibt doch keinen "intrinsischen" wert, der schiller "wertvoller" macht als comics. und wieviel haben comics mit unserer gesell. realität zu tun, im gegensatz zu schiller, der für einen heute lebenden menschen herzlich wenig bedeutung hat?

ich will damit nur sagen, dass ein bestimmter lit. kanon auch das produkt eines machtverhältnisses ist und dass der kanon von denen definiert wird, die von ihm profitieren. damit will ich nicht behaupten, dass schiller und co. wertlos sind, aber gerade die fixierung des schulsystems auf die weimarer klassik ist ein relikt von vor 100 jahren, als mit literatur auch "nationale größe" kommuniziert werden sollte... ;-) es gibt auch lehrmethoden, bei denen z.b. im deutschunterricht "schichtspezifische" texte vorgelegt werden, die die kinder auswählen und dann analysieren sollen: vom comic bis zum handbuch ist alles dabei und jeder nimmt sich, was er "kann".

ansonsten stimme ich dir - erneut - zu. es treten kumulationen von effekten auf: unterschichtskinder werden anders erzogen, anders ernährt, anders gefördert (wenn überhaupt), sind häufiger krank, unaufmerksam, gewalttätig, etc, wobei sich alle einzelnen faktoren wechselseitig bedingen (so leben unterschichten in schlechteren, ungesünderen wohnverhältnissen, geben überproportional viel für konsumwaren und wenig für kulturgegenstände aus - was auch zeigt, dass förderung nicht ausschließlich eine geldfrage ist).

das ergebnis sieht man dann, wie du gesagt hast, an den noten (obwohl es auch hier den effekt gibt, dass bei formal gleicher leistung unterschichts- und migrantenkinder schlechtere noten bekommen als akademikerkinder - da gibt es studien zu).

ich will die schule nicht für alles verantwortlich machen (oh je, mein bruder ist lehrer - was DER mir erzählt...). allerdings ist die schule für mich der einzige "hebel", an dem man ansetzen kann, um auch "bildungsfernen" schichten zu einem aufstieg zu verhelfen - denn auf das elternhaus hat man ja leider keinen zugriff...

oder, um es zusammenzufassen: ich bin mordsmäßig froh, dass ich mir heute den schulstress nicht mehr antun muss und (zumindest biologisch, lol) erwachsen bin... ;-)
"In den reichen Ländern hat die Freiheit gesiegt - mit all den schrecklichen Folgen, die das für die anderen mit sich bringt und noch bringen wird. Die Demokratie ist auf andere Epochen verschoben." (L. Canfora)

Benutzeravatar
benebeck
Beiträge: 431
Registriert: 14.10.2003 15:37:48
Wohnort: Giessen

Beitrag von benebeck » 14.11.2004 15:41:34

Full Ack :)

Antworten