Einplatinencomputer Verbrauch

Debian auf Notebooks und speziellen Geräten wie eingebetteten Systemen, Routern, Set-Top-Boxen, ...
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Raul
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Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von Raul » 04.11.2015 16:31:13

Hallo,

ich platze einmal hier rein mit meiner Frage.

Leider fehlt von den Herstellern die Angaben des Verbrauches im Standby, Normal und Volllast bei Einplatinencomputer.

Ich suche einen, der Normal bei 2 - 5 Watt liegt. Volllast nicht über 8 Watt.

Als Dauerläufer, Server.
2 oder 4 Kern CPU mit Netzwerk und SATA oder mSata Anschluss. Am besten SSD gleich auf Platine steckbar.
HDMI (TFT Ausgang) und 2 USB.
RAM 1 - 2 GB.

Bevor ich hin und her schicke und messe, vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, damit ich die Suche einschränken kann.
Preis ist zweitrangig, Qualität wichtiger.

So, nun warte ich auf Antworten.
Raul

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hikaru
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von hikaru » 04.11.2015 18:06:23

Ich habe hier ein Cubieboard2, das für gewöhnlich von einer HDD bootet, aber auch auf dem NAND sitzt ein Debian.

Messwerte:

Code: Alles auswählen

         NAND HDD
standby: 0,1W 0,2W
idle   : 2,1W 4,1W
Last   : 3,6W 6,1W
"Last" bedeutet 2x cat /dev/zero > /dev/zero
Das ist nicht wirklich Volllast weil nicht alle Teile der CPU belastet werden, kommt aber realen Lastbedingungen einigermaßen nahe. Vielleicht schlägst du nochmal 20% beim Verbrauch drauf, falls du wirklich 100% Last anlegen willst, wie z.B. mit Debianmlucas, was ich auf Anhieb nicht auf armhf compiliert bekam. Der Verbrauch schwankte unter Last um ca 0,1W nach oben und unten. Angegeben ist der geschätzte Mittelwert.
Auf den Systemen läuft jeweils ein abgespeckter LXDE-Desktop. Damit wird die CPU allein mit ca. 3% belastet. Das ist beim idle-Verbrauch mit einzukalkulieren. Hier waren keine Schwankungen zu sehen.
Das Messgerät war ein Brennenstuhl PM 231 E. Angeschlossen waren ein LAN-Kabel, ein HDMI-Kabel samt Fernseher, eine USB-Tastatur und beim HDD-Test eine WD1200BEVT.

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smutbert
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von smutbert » 04.11.2015 19:09:07

Mein Cubietruck lag mit Debian bei ungefähr 1,5 W im Leerlauf soweit ich mich erinnere. Gelaufen ist er ohne grafische Oberfläche von µSD-Karte ohne weitere angeschlossene Geräte. Gemessen habe ich das allerdings sekundärseitig (~300 mA bei 5 V).

Raul
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von Raul » 04.11.2015 23:24:12

Das klingt gut. Mit einer kleinen SSD würde es sich sparsam verhalten.

Reicht die CPU für einige PHP Zugriffe mit Datenbank, gleichzeitig ca. 5 bis 15 Zugriffe vom mittleren Anspruch?

Gruss, Raul

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hikaru
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von hikaru » 04.11.2015 23:36:24

Da müsstest du mal "mittleren Anspruch" präzisieren. Gefühlt ist der Allwinner A20 in Sachen Rechenleistung knapp unter dem Niveau der frühen Intel Atoms (z.B. N270), was sich auch etwa mit 7zip-LZMA-Benchmarks deckt. [1]

Abseits vom Technischen sei vielleicht erwähnt, dass Allwinners Einstellung zur Einhaltung Freier Softwarelizenzen zweifelhaft ist. [2]
Ich würde mir daher heute keine Platine mit Allwinner-SoC mehr zulegen. Wie du dazu stehst ist natürlich dir überlassen.

[1] http://www.7-cpu.com/
[2] http://linux-sunxi.org/GPL_Violations

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gehrke
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von gehrke » 04.11.2015 23:49:15

Ich würde noch die PC Engines apu1d4 in die Runde werfen, habe aber keine Möglichkeit, den Energieverbrauch korrekt zu messen...
http://www.youtube.com/watch?v=PpUrMk3g_og (Angriff auf die Freiheit von Ilija Trojanow / Juli Zeh) - let’s encrypt

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catdog2
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von catdog2 » 05.11.2015 00:16:22

Abseits vom Technischen sei vielleicht erwähnt, dass Allwinners Einstellung zur Einhaltung Freier Softwarelizenzen zweifelhaft ist. [2]
Ich würde mir daher heute keine Platine mit Allwinner-SoC mehr zulegen. Wie du dazu stehst ist natürlich dir überlassen.
Wobei du andererseits mit dem A20 recht gut da stehst mittlerweile (dank der Arbeit der Community). Zumindest für die headless Benutzung ist das meiste relevante inzwischen im Mainline Kernel oder kurz davor [1]. Wird vmtl. schwer was "besseres" zu finden was preislich irgendwie mithalten kann (die Teile sind halt verfügbar und spottbillig).
Reicht die CPU für einige PHP Zugriffe mit Datenbank, gleichzeitig ca. 5 bis 15 Zugriffe vom mittleren Anspruch?
Schwer zu sagen. Prinzipiell würde ich sagen wird so ein Teil schon packen aber andererseits ist die Effizienzskala bei typischen PHP Anwendungen ja erfahrungsgemäß nach unten offen. :twisted:

[1] http://linux-sunxi.org/Linux_mainlining_effort
Unix is user-friendly; it's just picky about who its friends are.

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mistersixt
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von mistersixt » 05.11.2015 09:22:50

Hier gibt es noch ein paar Messwerte für Raspberry, Banana-Pi und A10-OLinuXino:

http://hardware-libre.fr/2014/06/raspbe ... rformance/

Gruss, mistersixt
--
System: Debian Bookworm, 6.5.x.-x-amd64, ext4, AMD Ryzen 7 3700X, 8 x 4.0 Ghz., Radeon RX 5700 XT, 16 GB Ram, XFCE

Raul
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von Raul » 05.11.2015 11:56:26

Abseits vom Technischen sei vielleicht erwähnt, dass Allwinners Einstellung zur Einhaltung Freier Softwarelizenzen zweifelhaft ist. [2]
Ich würde mir daher heute keine Platine mit Allwinner-SoC mehr zulegen. Wie du dazu stehst ist natürlich dir überlassen.
Von Intel hatte ich noch ein Einplatiner gesehen. Wobei ich denke der Verbrauch liegt höher.

Ich selbst möchte Software unter WINE installieren und ein PHP Server.

DeletedUserReAsG

Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von DeletedUserReAsG » 05.11.2015 12:12:33

Ich selbst möchte Software unter WINE installieren […]
Dann fallen die ganzen ARMe ja schonmal weg, und du wirst mit dem höheren Verbrauch eines x86-Boards leben müssen. Wäre nicht schlecht gewesen, die Info hätte im Eingangsbeitrag gestanden – hätte den Leuten Zeit und Arbeit gespart.

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hikaru
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von hikaru » 05.11.2015 12:38:20

5 bzw. 8W mit x86 lässt nicht viel Spielraum.
Falls du dich mit einer verlöteten SSD statt des SATA-Anschlusses begnügen kannst, könnte eine Zotac Zbox PI320 oder PI321 ein Kandidat sein. Die sollten laut [1] innerhalb deiner Leistungsaufnahmegrenzen zu betreiben sein.

[1] http://www.technikaffe.de/anleitung-226 ... co_im_test

Raul
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von Raul » 05.11.2015 18:50:58

Wäre nicht schlecht gewesen, die Info hätte im Eingangsbeitrag gestanden – hätte den Leuten Zeit und Arbeit gespart.
Der Fakt hat sich erst im Gespräch ergeben, ich ging davon aus, dass ich über Linux und WINE anschließend alles installieren kann, ohne Prozessorbeschränkung.

Der Zotac als kleines Allroundtalent sieht doch vielversprechend aus.

Vielen Dank erstmal, ich werde mir das Gerät genauer anschauen.

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smutbert
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von smutbert » 05.11.2015 20:05:50

Eigentlich geht es ja mit qemu eh (vermute ich) - zumindest für proprietäre Druckertreiber, die es nur in einer i386-Ausführung, nicht aber für arm gibt, ist das eine Lösung (darüber war in der c't vor nicht allzulanger Zeit ein Artikel). Nachdem das ganze aber ziemlich viel Performance kosten dürfte, ist das wohl nur in wirklich wenigen Situationen eine gangbare Lösung.

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catdog2
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von catdog2 » 05.11.2015 22:19:20

Man kann wine wohl mit qemu-user verheiraten, die Performance dürfte unterirdisch sein. ;)
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von ChronoBoost » 06.11.2015 20:29:02

Ich fand diesen Artikel ganz informativ:
http://www.computerbase.de/2015-11/beeb ... -nuc-test/

Meine Schlussfolgerungen:
  • Mit 3W im Leerlauf scheint x86 wohl so langsam beim Stromverbrauch zu ARM aufzuschließen.
  • Die N3xxx "Braswell" Reihe unterstützt auch AES-NI
  • Der N3700 erzielt immerhin 1824/529 (Multi-/Singlethread) im Passmark. Für einen Desktop wäre mir das zu wenig, aber für einen kleinen Server würde das wohl ausreichen.
  • Die NUCs sind höherpreisig als ARM-Boards, Vorteile sind m.E. aber
    • Debian-Standardkernel
    • Die am weitesten verbreitete Architektur + 64Bit
    • Opensource Grafik
    • Speicher individuell konfigurierbar (max. 8GB/manche Boards 16GB)
    • GBit Netzwerk
    • USB 3.0
    • SATA

DeletedUserReAsG

Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von DeletedUserReAsG » 06.11.2015 22:40:33

… ich hatte in der Tat auch die x86-Boards vergessen, die heutzutage in Tablets und Co eingebaut werden und dementsprechend auf geringen Verbrauch hin optimiert sind. Möglicherweise gibt es bei den derartigen Atoms Chips und Chipsätze, mit denen die anvisierten Werte gehalten werden könnten. Ob man aber solche Systeme in der gewünschten Form als Einplatinenrechner bekommt, weiß ich nicht.

Zu Windowssoftware unter Wine auf x86 via quemu auf ‘nem kleinen ARM – wenn man so richtig viel Zeit hat, könnten einfache Sachen so sogar laufen. Gut, vielleicht nicht sowas Komplexes, wie Solitär oder Minesweeper, oder gar dieser Editor, aber … ähm … sicher findet sich irgendwas.

Raul
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Re: Einplatinencomputer Verbrauch

Beitrag von Raul » 07.11.2015 23:58:11

Ich würde noch die PC Engines apu1d4 in die Runde werfen, habe aber keine Möglichkeit, den Energieverbrauch korrekt zu messen...
Liegen zwischen 6 - 12 Watt. Der große Vorteil daran ist die freie Kombinierbarkeit von zusätzlicher Hardware und Betriebssysteme.

Zu dem Zotac:
Das Zotac Pi320 pico hat einen 32-bit Bootloader, was für eine schnelle Linuxinstallation ungünstig ist. Dafür gibt es Anleitungen.

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