[gelöst] Wie erstelle ich ein Iso-Image im Terminal?

[Houbey]

Hallo Debianer,

wenn ich ein Iso-Image erstelle, dann nutze ich immer dafür xfburn. Da kann man dann bequem die jeweilige Datei oder den Ordner reinziehen und dann einen Haken setzen das man nur ein Iso-Image erstellen möchte. Klappt auch alles ganz toll.

Ich würde aber nun gerne wissen, welcher Befehl von xfburn ausgeführt wird um dieses über das Terminal zu erstellen? Ich würde nämlich gerne auch über das Terminal ein herkömmliches Iso-Image erstellen. Weiß jemand wie das funktioniert?

[cryptosteve]

Moin,

Gucke mal, ob xorriso Deine Anforderungen erfüllt.

Edit: Quatsch, ich meinte genisoimage. Sehe aber gerade, dass das ein Replacement ist https://wiki.debian.org/genisoimage

[Houbey]

Hallo cryptosteve,

dankeschön für deine Antwort. Ich schaue mir das direkt an.

Weißt du aber auch, welcher Befehl ausgeführt wird im Hintergrund, wenn man bei Xfburn ein Iso-Image erstellt?

[Meillo]

Ich hab's immer so gemacht:

Code: Alles auswählen

genisoimage -o disk.iso -J -R files...

[Houbey]

Hallo Meillo,

wenn ich das in der Manpage richtige lese, dann ist das -o der Befehl für das Output, sprich, hinter dem -o kommt direkt immer das neu erstellte .iso sowie das -R steht für Rock Ridge. Wann benutzt man denn Rock Ridge? Das -J stellt ein reguläres Joilet ISO9660 her, oder? Hat das Vorteile, wenn man -J und -R mit angibt oder reicht auch nur

Code: Alles auswählen

genisoimage -o Datei.iso Quelle

[Meillo]

wenn ich das in der Manpage richtige lese, dann ist das -o der Befehl für das Output, sprich, hinter dem -o kommt direkt immer das neu erstellte .iso

Ja.

sowie das -R steht für Rock Ridge. Wann benutzt man denn Rock Ridge? Das -J stellt ein reguläres Joilet ISO9660 her, oder? Hat das Vorteile, wenn man -J und -R mit angibt

Rock Ridge und Joliet sind zwei (verschiedene) Verfahren, um lange Dateinamen oder lange Pfadnamen zu erlauben. Ersteres ist fuer die GNU/Linux-Welt, zweiteres fuer die Windows-Welt ... AFAIR. Man kann beides kombinieren. Ich habe das einfach immer mit angegeben. Du kannst die zwei Optionen aber natuerlich auch weglassen.

[Houbey]

Aha, also hat dieses -R und -J nur was mit der Dateinamenlänge zu tun. Wenn man das weglassen würde, würde ja das System wo man es erstellt hat (in meinem Falle Linux) dann ab einer gewissen Länge rum meckern? Weil wenn das so ist, dann würde ich natürlich gleich -R und -J dazu setzen wie du das auch machst.

Aber mir kann keiner sagen welcher Befehl xfburn verwendet wenn man im GUI den Haken setzen das er nur eine ISO erstellen soll und man auf "brennen" drückt?

[KBDCALLS]

Wenn man die Abhängigkeiten von xfburn ansieht dann werkelt im Hintegrund libisofs6 Also eine Biblithek die von xfburn genutzt wird. genisoimage kann man auf der Kommandozeile nutzen. Oder mkisofs. Das gehört zu den cdrtools. Muß man sich leider selbst paketieren. Debian und Jörg Schilling haben sich verkracht und bislang noch nicht wieder zu Potte gekommen.

[scdbackup]

Hi,

xorriso hat einen mkisofs/genisoimage Emulator. Solange man nicht gerade
zusaetzlich ein HFS oder UDF Filesystem haben will, lassen sich die
mkisofs Optionen mit xorrisofs benutzen.

Code: Alles auswählen

xorrisofs -o disk.iso -J -R files...

(xorriso hat eine eigene Kommandosprache, die bei Datenbackups und
Manipulation von existierenden ISOs deutlich ausdrucksstaerker ist als
die Optionen von mkisofs. Kommt natuerlich drauf an, ob man sowas braucht.)

Wegen Rock Ridge und Joliet:

Wenn man das ISO mit GNU/Linux oder einem anderen Unix lesen will, dann
ist Rock Ridge fast Pflicht. Linux wuerde zwar nicht meckern, koennte
aber nur die ziemlich oeden ISO 9660 Namen anzeigen, weil nix anderes
drinsteht im ISO. Ausserdem speichert Rock Ridge POSIX Fileattribute
wie Besitzernummer und Zugriffsrechte. Darum stellt xorriso Rock Ridge
auch dann her, wenn man nicht die Option -R angibt.
Die Leute benutzen oft Option -r statt -R, um alle Zugriffsrechte auf
Nur-Lesen zu stellen und die Files dem User Nummer 0 zu uebereignen.
Fuer Backupzwecke ist es natuerlich besser, die Rechte und den Besitzer
zu lassen wie auf der Platte.

Joliet macht man, wenn man das ISO auf MS-Windows mit (bis 64 Zeichen
langen) originalen Namen angezeigt haben will.

xorriso und Xfburn benutzen beide libisofs. Es gibt also kein externes
Programm, das Xfburn per Befehlszeile starten wuerde. Man muesste aber
so ziemlich alles, was Xfburn mit ISOs macht, mit xorriso auch hinkriegen.
Und noch ein bisschen mehr.
Wenn Du sagst, welche Optionen Du Dir bei Xfburn eingestellt hast und
wie Du die Files fuer das ISO zusammenstellst, kann ich genauere Vorschlaege
machen. ZB.

Code: Alles auswählen

xorrisofs -o image.iso -R -graft-points /pfad/im/iso=/pfad/auf/der/platte ...

KBDCALLS schrub:
> Debian und Jörg Schilling haben sich verkracht und bislang noch nicht
> wieder zu Potte gekommen.

Das jaehrt sich naechsten Monat zum zehnten Male
https://lists.debian.org/debian-devel-a ... 00002.html


Have a nice day

Thomas

[Meillo]

@scdbackup: Danke fuer die detaillierten Infos!

[Houbey]

Okay, alles klar. Ich danke euch schon einmal für eure zahlreichen Antworten.

Dann werde ich mal schauen was ich dann am Ende nehme für ein Paket. Mich hätte halt echt mal interessiert, was xfburn im Hintergrund für einen Befehl benutzt, um ein Iso-Image zu erstellen. Ich hatte natürlich auch schon einmal versucht xfburn im Terminal zu starten und als ich ein Iso erstellt habe, gehofft das etwas angezeigt wird, aber leider nicht.

Ist vielleicht auch nicht möglich herauszufinden, welcher Befehl benutzt wird wenn xfburn mittels libisofs6 ein Iso erstellt.

[Meillo]

Mich hätte halt echt mal interessiert, was xfburn im Hintergrund für einen Befehl benutzt, um ein Iso-Image zu erstellen.

xorriso und Xfburn benutzen beide libisofs. Es gibt also kein externes Programm, das Xfburn per Befehlszeile starten wuerde.

Ist vielleicht auch nicht möglich herauszufinden, welcher Befehl benutzt wird wenn xfburn mittels libisofs6 ein Iso erstellt.

Dazu musst du in den Code schauen. Meist erfordert die Benutzung solcher Bibliotheken aber nicht nur einen einzigen Funktionsaufruf, sondern man muss zuerst Datenstrukturen zusammenbauen und dann mehrere Funktionen, Schritt fuer Schritt, aufrufen. Wenn du aber die Bibliothek nicht selbst verwenden willst, dann hilft dir dieses Wissen wenig.

Wahrscheinlich wirst du wissen wollen, welchem Kommandozeilenbefehl die interne Bibliotheksnutzung entspricht. Dazu wird man in den Code schauen muessen ... oder die Entwickler fragen: http://goodies.xfce.org/projects/applic ... rn#authors

[Meillo]

in den Code schauen

Hab ich nun selbst getan, und zwar folgendermassen.

libisofs API-Dokumentation:

Code: Alles auswählen

wget http://http.debian.net/debian/pool/main/libi/libisofs/libisofs_1.4.4.orig.tar.gz
tar xzf libisofs_1.4.4.orig.tar.gz
less libisofs-1.4.4/doc/Tutorial

Nachdem man weiss wie die Funktionen heissen, xfburn sources runterladen und drin suchen:

Code: Alles auswählen

git clone https://git.xfce.org/apps/xfburn
cd xfburn
grep -r --color '\<iso_[a-zA-Z0-9_]* *(' *

Okay, zugegeben, ich habe von der Reihenfolge zuerst nach Gefuehl im xfburn-Code gestoebert, dann die API-Doku angeschaut und dann nochmal genauer bei xfburn geschaut.

Mit dieser Hilfestellung solltest du dir deine Frage selbst beantworten koennen, insofern du ein grundsaetzliches Verstaendnis von Programmcode hast.

[scdbackup]

Meillo schrieb:
> In den Code schauen

Didaktisch am zugaenglichsten ist wohl

http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo/demo.c

das einige Gesten von libisofs vorfuehrt. ZB. Imageherstellung:

Code: Alles auswählen

demo/demo -iso -R -V "MEIN_ISO" /Mein/Directory/Pfad ergebnis.iso

Zunaechst werden die Eingaben geprueft und Einstellungen gemacht:
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo.c#L337
Dann wird das libisofs Modell des Filesystembaums erzeugt
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo.c#L344
und nochmal Einstellungen gemacht:
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo.c#L375


Der Erzeugungs-Thread und das struct burn_source Objekt werden erzeugt:
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo.c#L385
Der neue libisofs Thread schaufelt dann sein ISO Image als Datenstrom in
die burn_source, wo der main-Thread sie per burn_source.read_xt() abliest
und in den Ergebnisfile schreibt:
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... emo.c#L393

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Xfburn baut zunaechst ein Modell des Filesystembaums im Glib Objektsystem.
Das stuerzt dann leider auch gerne mal ab (ich hab da ne unpopulaere Theorie
warum).

Wenn die Komposition fertig ist, wird das Gtk Modell ins libisofs Modell
uebertragen:
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... n.c/#L2004
(libisofs stuerzt dabei wesentlich weniger gerne ab.)


Die eigentliche Erzeugung des ISO beginnt mit dem Setzen einiger einstellbarer
Eigenschaften ab:
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... og.c/#L648
und der Erzeugung des "Brenn"-Threads durch iso_image_create_burn_source()
in:
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... og.c/#L665

Dann schafft libisofs wieder von alleine vor sich hin und pumpt das Ergebnis in
das struct burn_source Objekt. Aus dem saugt xfburn dann die Daten ab und
schreibt sie in den ISO Image File.
xfburn erzeugt dazu einen weiteren Thread "burn_iso"
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... og.c/#L688
der die Daten per Methode .read_xt() aus dem burn_source Objekt liest:
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... og.c/#L493
Diese Daten schreibt der "burn_iso" Thread dann in den ISO Image File:
http://sources.debian.net/src/xfburn/0. ... og.c/#L494

--------------------------------------------------------------------------

xorriso macht es etwas anders. Es baut den Filesystembaum gleich im Modell
von libisofs auf (hab ich schon erwaehnt, dass das nicht abstuerzt ?),
benutzt libburn auch zum Schreiben in Image Files, und stellt per Abfragen
an libisofs und libburn fest, ob das Schreiben schon fertig ist.

--------------------------------------------------------------------------

(Ich bin Entwickler in libisofs, libburn, und xorriso, aber nicht in Xfburn.)

[scdbackup]

Ich vergass, auf die API Spezifikation von libisofs zu verweisen:
http://bazaar.launchpad.net/~libburnia- ... libisofs.h

[Meillo]

(Ich bin Entwickler in libisofs, libburn, und xorriso, aber nicht in Xfburn.)

Sehr schoen!

[Houbey]

Dankeschön euch allen für eure Antworten und Informationen. Ich setze den Beitrag dann erstmal auf gelöst.

[Houbey]

Ich habe da nochmal eine Frage...

Ich habe nun genisoimage installiert, nachdem ich irgendwie mit xorriso nicht so ganz zufrieden bin. Keine Ahnung wieso. Naja, auf jedenfall habe ich im Debian Wiki gelesen, das man da ein Beispiel stehen hat welche dann so aussieht:

Code: Alles auswählen

genisoimage -v -J -r -V MY_DISK_LABEL -o /home/user/file.iso /home/user/for_iso

Da wurden ja nun -v, -r und -V geschrieben. Sollte man diese immer machen dann? Es wird ja irgendwie von Debian selber empfohlen oder nicht? Dann habe ich nochmal weiter vorne im Beitrag hier gelesen, das man mir hier aber schrieb z.b. das -R gewählt werden kann, aber wieso ist das -R denn nun groß? Wo doch Debian im Wiki schreibt das -r das Rock Ridge erstellt oder?

[DeletedUserReAsG]

Entschuldige, aber es gibt eine Manpage. In der sind sämtliche Optionen ziemlich gut erklärt.

[Meillo]

Vielleicht hat's dir ja bislang noch nie jemand erzaehlt, aber bei Unix gibt es so ein grossartiges Konzept, das nennt sie Manpages, und das Tolle daran, da steht ganz genau drin, was diese ganzen Switches machen. Du wirst es nicht glauben, aber diese Manpages sind super detailliert und liefern dir Antworten. Probier's mal aus! Ist halt 'n ganz neues Gefuehl, wenn du nur Websuchen gewoehnt bist, aber deine Fragen werden einfach beantwortet sein ... total direkt und definitiv! Ist 'ne unglaubliche Erfahrung. Das musst du dir echt mal geben!

Code: Alles auswählen

man genisoimage

Edit: Mist, zu spaet ... aber ich musste ja auch viel mehr tippen.

[Houbey]

Okay, alles klar. Danke.

[Meillo]

Okay, alles klar. Danke.

Wenn du die Aussagen der Manpage nicht verstehst kannst du dich ja nochmal melden. (Ernst gemeint.)