Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Alles rund um sicherheitsrelevante Fragen und Probleme.
Radfahrer

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Radfahrer » 28.07.2016 17:31:05

WindowsProfi30Jahre hat geschrieben:Nochmals gefragt, wenn ich denn den Verdacht habe, dass evtl. Viren / Trojaner und Co. auf meinem Debian System eingedrungen sind, wie auch immer, ...
Wie kommst du denn zu diesem Verdacht?
Und von wie vielen Linux-Viren hast du denn schon gehört, die erfolgreich Systeme infiziert haben?

Zu diesem Eset-Dingens....

Zitat von der Webseite:
Starker, proaktiver Schutz entdeckt auch neue Schädlinge sofort und sorgt für beste Sicherheit.

Alleine dieser Spruch reicht doch schon. Schlangenöl, weiter nichts. :roll:

Ich habe noch nie so einen Blödsinn benutzt.

cosmac
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von cosmac » 28.07.2016 23:12:42

WindowsProfi30Jahre hat geschrieben:Nochmals gefragt, wenn ich denn den Verdacht habe, dass evtl. Viren / Trojaner und Co. auf meinem Debian System eingedrungen sind, wie auch immer, wie stelle ich das am einfachsten fest und wie werde ich diese am einfachsten wieder los.
Du solltest niemals so einen Verdacht haben, sondern davon ausgehen, dass es so ist. Feststellen kann man es z.B. mit Debiantripwire. Das ist ein "Virenscanner", der ganz simpel jede Veränderung an irgendeiner Datei und natürlich auch neue Dateien findet. Deshalb findet er auch beliebig neue Viren und braucht keine Updates, die bei normalen Scannern im Zweifelsfall zu spät kommen.

Los wird man diese Teile noch einfacher mit einer Neu-Installation. Das ist allerdings auch die einzige realistische Möglichkeit.

Wenn man direkt nach dem Booten, evt. schon in der initrd, tripwire laufen lässt, kann man ziemlich sicher sein, dass das System sauber ist. Natürlich braucht tripwire auch eine Datenbank (mit einem Hash jeder Datei im Originalzustand). Ein Angreifer kann also ein Systemprogramm austauschen und den passenden Wert in die Datenbank eintragen. Oder er modifiziert das tripwire-Programm. Deshalb sollten diese Daten auf einer schreibgeschützen Partition liegen. Dann kann der Angreifer noch ein Programm so modifizieren, dass die gefälschte Version den gleich Hash liefert wie die echte. Trotzdem sollten Script-gesteuerte Angriffe damit unmöglich sein.

Interavtive Angriffe sind natürlich immer möglich. Dagegen kann man nur möglichst viele Hürden aufbauen. Zum Beispiel könnte man die tripwire-Dateien auf CD brennen. Das nützt aber genau garnichts, weil dann einfach der Aufruf in der initrd so umgebaut wird, dass er immer "o.k." liefert. Aber es hält den Angreifer zumindest auf.

An der Stelle kommt das System in einer VM oder auf einer eigenen Partition ins Spiel. Das bietet keine zusätzliche Sicherheit weil das Image/die Partition ja vom Normal-System aus manipuliert werden kann. Dagegen könnte man einen Kernel bauen, der das Dateisystem nicht mounten kann. Für Updates würde man einen anderen vom USB-Stick booten. Der Angreifer müsste also einen eigenen Kernel booten und das sollte eigentlich auffallen. Er kann aber auch ein Programm mitbringen, das die Partition direkt beschreiben kann. Aber es hält ihn zumindest ein wenig auf.


Das alles gesagt habend: es geht viel einfacher. Ich warte einfach, bis deine Bank ein offizielles Update des Banking-Programms veröffentlicht und tausche das auf ihren Webserver gegen meine Version aus. Du bekommst also einen offiziellen Trojaner, der natürlich auch von tripwire als echt anerkannt wird. Das ganze restliche System darf so sicher sein wie du willst. Innen drin kann ich alles manipulieren, was du eingibst und siehst. Und das ohne Keylogger oder Programme, die ein Virenscanner finden könnte -- es gibt ja keine, nur das Original-Programm.

Jetzt hängt die ganze Sicherheit an der Hardware des TAN-Generators. Evt. kann ich einfach die Anzeige manipulieren, das Gerät kommuziert ja mit dem Original-Programm. Wenn das nicht geht, hilft ein Firmware-Update. Das geht eigentlich bei jeder Hardware, die Frage ist nur, wie umständlich. Wenn die Bank Komfort bieten und gleichzeitig Kosten sparen möchte, gibt es ein Online-Update...


TLDR: gib dir keine Mühe, bis jetzt ist noch jedes Verfahren geknackt worden. Angreifer sind immer einen Schritt voraus, Virenscanner haben keine Chance.
Beware of programmers who carry screwdrivers.

tobo
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von tobo » 29.07.2016 02:01:27

WindowsProfi30Jahre hat geschrieben:unter Windows sind sie meiner persönlichen Meinung nach ein unbedingtes MUSS, dass kann ich aus meiner langen Erfahrung mit Windows und Viren auf jeden Fall sagen, seit Windows 311 zumindestens.
Meiner Meinung nach hast du da absolut recht. Und auch dann, wenn solch ein System, gegen alle Geflogenheiten, nur mit Benutzerrechten betrieben wird. Allerdings helfen diese Scanner zuverlässig nur gegen solche Schädlinge, die auch bekannt sind. Alles andere was da versprochen wird (Heuristiken, die modifizierte Varianten erkennen etc.), das kannst du alles in die Tonne treten. Die haben damals beim Bundestrojaner (nach einer 50/50 Erkennung verschiedener Virenscanner) nur leicht die Signatur verändert (also nichts an der Wirkweise geändert) und hatten danach eine Erkennung von 0/50.
Nochmals gefragt, wenn ich denn den Verdacht habe, dass evtl. Viren / Trojaner und Co. auf meinem Debian System eingedrungen sind, wie auch immer, wie stelle ich das am einfachsten fest und wie werde ich diese am einfachsten wieder los.
Hast du dir durch eine Sicherheitslücke einen Schädling eingefangen und der hat root-Rechte erlangt, dann kannst du auf diesem System absolut niemandem mehr vertrauen. Keinem Virenscanner, keinem tripwire, keinem gar nichts. Punkt. Du kannst nicht mal mehr der Detektierung dieses Schädlings durch irgendeine Software auf diesem System trauen. Scannen musst du von außerhalb mit z.B. einer aktuellen Anti-Viren-Live-CD (inklusive Linux-Viren-Signaturen!?). Entfernung bzw. Bereinigung dann auch von dort, falls das möglich ist. Andernfalls System neu aufsetzen. Alles unter der Prämisse, es ist nur die Festplatte betroffen.
Bietet in solch einem Fall ein Virenscanner wie der genannte [..] einen sinnvollen Schutz bzw. Lösung um das virenverseuchte Sytstem wieder virenfrei zu bekommen oder gibt es bessere Lösungen?
Mal angenommen das Teil hätte Signaturen zu Linux-Schädlingen und würde überhaupt in Frage kommen und man liest dann diesen Satz, den Radfahrer da zitiert hat, dann sollte man schon rein aus Prinzip einen weiten Bogen um diese Software schlagen!?

DeletedUserReAsG

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 29.07.2016 06:48:05

TLDR: gib dir keine Mühe, bis jetzt ist noch jedes Verfahren geknackt worden.
Hättest du mal eine Quelle für einen Vorfall mittels externem TAN-Generator (diese Dinger mit dem Flickercode)? Meinem Verständnis nach ist das verfahrensbedingt nicht möglich, solange der User nicht blind auf „Ok“ drückt, sondern liest, was das Display anzeigt, und entsprechend würde mich sehr interessieren, wo da die Schwachstelle war/ist.

guennid

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von guennid » 29.07.2016 08:32:18

Interessiert mich auch.

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von TRex » 29.07.2016 08:52:11

niemand hat geschrieben:...der User nicht blind auf „Ok“ drückt [..] wo da die Schwachstelle war/ist.
Da ist die Schwachstelle. Wenn du die eliminieren willst, denke an Schulrechner und andere Einrichtungen mit "öffentlichem" Zugang, wo mit 3rd-party-software der Rechner solange vernagelt wird, bis außer den findigen Schülern keiner mehr durchblickt, was noch möglich ist.
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guennid

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von guennid » 29.07.2016 08:57:37

TRex, ich verstehe das leider nicht, bzw. bin nicht in der Lage, dein Szenario auf meine Situation: Heimrechner und kabelgebundenes VDSL als Internet-Zugang zu beziehen.
Zuletzt geändert von guennid am 29.07.2016 09:00:19, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von B52 » 29.07.2016 08:58:14

Milbret hat geschrieben:@WindowsProfi30Jahre
Du bist beim Thema Linux + Viren aus meiner Sicht etwas zu paranoid.
schön gesagt! :THX:

auf jeden Fall hat es WindowsProfi ein weiteres mal geschaft, in ein Hornissennest zu stechen, was die Anzahl an Antworten ja bestätigt...

Homebanking, Viren und Sicherheit - eine heisse Diskussion ist hier bereits Garantie!

allen ein schöne und hoffentlich Virenfreies Weekend :mrgreen:

LG B-52
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Das Gegenteil ist schon schwieriger.»
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von TRex » 29.07.2016 09:27:00

guennid hat geschrieben:TRex, ich verstehe das leider nicht, bzw. bin nicht in der Lage, dein Szenario auf meine Situation: Heimrechner und kabelgebundenes VDSL als Internet-Zugang zu beziehen.
Einfacher ausgedrückt: du kannst deine Sicherheit mit Knautschzonen und Gummistiefeln mit Stahlkappen erhöhen, aber letztlich liegts an dir, dich zu schützen und nicht blindlings über ne Klippe zu laufen, nur weil dich niemand aufgehalten hat. An der Stelle muss ich aber differenzieren zwischen der Prävention von aktiven Angriffen vs. allen Formen von clickbait, wo der Anwender irgendetwas tun muss, um sich zu infizieren. Ich beziehe mich dabei ausschließlich auf letzteres, und das ist das Einfallstor. Insbesondere bei deinem "Heimrechner mit kabelgebundenem $Internetanschluss" hat ein Angreifer es vergleichsweise schwer... und wenn du keine speziellen Feinde hast, wird sich kaum einer die Mühe machen, dich im speziellen anzugreifen.

Disclaimer: XSS-Attacken auf deinen Router und ähnliche Massenangriffe muss man natürlich weiterhin verhindern. Dazu installiert man sich aber keinen Virenscanner, sondern schottet zb den Router ab.
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 29.07.2016 09:47:00

Da ist die Schwachstelle. Wenn du die eliminieren willst, denke an Schulrechner und andere Einrichtungen mit "öffentlichem" Zugang, wo mit 3rd-party-software der Rechner solange vernagelt wird, bis außer den findigen Schülern keiner mehr durchblickt, was noch möglich ist.
Hmm … ich verstehe unter „ist geknackt worden“ nun nicht gerade, dass es bei falscher Anwendung unsicher sein könnte, sondern dass das Verfahren selbst als unsicher anzusehen ist. Wenn jemand nicht liest, was das Gerät anzeigt, und daher eine TAN für ganz andere Überweisungsparameter generiert als beabsichtigt und damit Geld verliert, ist das imho kein Problem des Verfahrens – bei korrekter Anwendung des Verfahrens wäre das schließlich aufgefallen.

In einem solchen Fall muss der Angreifer aber vorher auch die PIN für den Bankaccount abgegriffen haben – und das wäre ein Punkt, an dem z.B. ein eigener User für’s Banking oder gar eine VM sehr wohl eine gewisse zusätzliche Hürde für einen Angreifer darstellen kann: wenn ich mir beim normalen Arbeiten/Surfen/Mailanhängeanklicken/wasauchimmer einen Trojaner mit Keylogger o.Ä. einfange, ist der bei ansonsten vernünftiger Konfiguration des Systems erstmal auf den Account dieses Users beschränkt. Logge ich mich also für Bankangelegenheiten mit einem nur dafür vorgesehenen Account ein, ist der Trojaner des anderen Users im Idealfall gar nicht gestartet. Allerdings muss man auch da einige Dinge beachten (eigene Instanz von X, nicht alles mit sudo starten, etc.), und eine absolute Sicherheit gibt dann auch nicht, weil’s die nie gibt – aber dass es keine absolute Sicherheit gibt, sollte nicht dazu führen, dass man die Hürde für ’nen Angreifer nicht so hoch, wie mit für einen persönlich vertretbarem Aufwand möglich ist, machen sollte. Nur meine Meinung …

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Lord_Carlos » 29.07.2016 11:45:31

B52 hat geschrieben: auf jeden Fall hat es WindowsProfi ein weiteres mal geschaft, in ein Hornissennest zu stechen, was die Anzahl an Antworten ja bestätigt...
Wird mal wieder Zeit fuer einen richtigen ~SystemD~ faden :)

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von WindowsProfi30Jahre » 29.07.2016 17:43:39

Hallo,

wäre denn nicht die Desinfect DVD von heise die Lösung um eine sinnvolle Virenscannerfunktion unter Debian zu machen ?

Code: Alles auswählen

[code]http://www.heise.de/security/meldung/Komfortabel-Viren-jagen-Desinfec-t-2016-ist-da-3220381.html
[/code

Viren-Signaturen inklusive

Die drei kommerziellen Viren-Scanner von Avira, Eset und Kaspersky stellen ein Jahr lang kostenlos frische Viren-Signaturen zur Verfügung. Der Open-Source-Scanner ClamAV ist von Haus aus gratis.
Mit Desinfec't können Sie Windows aus sicherer Entfernung auf Schädlinge untersuchen, denn das Tool bootet abgeschottet als eigenständiges Live-System von DVD oder USB-Stick.

Also für Linux nicht geeignet ? Dazu habe ich eine Anfrage bei heise gestellt, mal sehen was die antworten.

Tschüss

WindowsProfi30Jahre

DeletedUserReAsG

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 29.07.2016 17:54:39

Du stellst ’ne Anfrage zu etwas, das offensichtlich ist und eindeutig in der Beschreibung steht? Nun ja …

Fossler69
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Fossler69 » 29.07.2016 18:59:50

niemand hat geschrieben:wenn ich mir beim normalen Arbeiten/Surfen/Mailanhängeanklicken/wasauchimmer einen Trojaner mit Keylogger o.Ä. einfange
oder Dir beim Ansehen einer Webseite eines Deiner Augen aus der Augenhöhle fällt... :facepalm:

DeletedUserReAsG

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 29.07.2016 19:01:27

Mir erschließt sich der Kontext gerade nicht. Möchtest du ihn erläutern?

Fossler69
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Fossler69 » 29.07.2016 19:11:51

niemand hat geschrieben:Mir erschließt sich der Kontext gerade nicht.
Das ist offensichtlich...
niemand hat geschrieben:Möchtest du ihn erläutern?
Nicht mehr notwendig. Alles, was gesagt werden musste, wurde bereits gesagt...

DeletedUserReAsG

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 29.07.2016 19:18:40

Mit anderen Worten: du weißt auch nicht so genau, was du eigentlich sagen wolltest.

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Milbret » 30.07.2016 20:55:04

@WindowsProfi30Jahre
Irgendwie habe ich das Gefühl ich lag mit meiner Paranoia Aussage nicht ganz falsch.
In den Jahren die ich nun Debian Systeme aufsetze und verwalte habe ich noch nie einen Virus für Linux gesehen.
Du musst mir mal erklären, wie du den auf den Verdacht kommst, dass du einen Virus hast?

Ich vermute eher mal, dass dort entweder was passiert, was du mangels Kentnissen nicht nachvollziehen kannst, oder du hast auf deiner Kiste z.B. einen SSH Zugang mit gammligen Zugangsdaten am laufen.
Dann hättest du aber ein Sicherheitsproblem als vielmehr einen Virus.
Aber hier würde ich mich über Details erfreuen.

Wie gesagt, halte ich von Eset und co. Virenscannern für Linux nichts.
Auf Windows mögen die vielleicht als Kostenlose Varianten einen Grundschutz bieten, aber dieser ist bei Linux in der Form eher überflüssig.

Linux hat mehr mit Sicherheitslücken probleme als mit Viren.
Hier sind meistens Schwachstellen im Kernel oder in wichtigen Komponenten in meistens alten Distributionen, die in Unternehmensumgebungen laufen, ein Problem.
Wenn man ein recht aktuelles Debian hat und regelmäßig die Sicherheitsupdates einspielt, ist man meiner Erfahrung innerhalb von 48 Stunden im maximal Fall die Lücke los.
Unter Windows lässt sich Microsoft hier gerne mal bis zum nächsten Patchday oder auch mal länger Zeit.

Aber wie gesagt, würde ich gerne wissen wie du auf die Viren Vermutung kommst.
Halte die nämlich für ziemlichen Mumpits.

Martin
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Ansonsten GPL/GNU/Linux/Debian/Free Software 4 Ever :D

Knexi
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Knexi » 03.08.2016 11:13:15

Es gibt schon ein paar Wege dein Debian System abzusichern. Ob dies wirklich notwendig ist ist dann wieder eine andere Frage. Für jedes Quäntchen an Sicherheit musst du einen enormen Aufwand investieren. Ich versuche die Möglichkeiten in steigendem Umfang und Schwierigkeitsgrad aufzulisten.
Grundsätzlich solltest du aber mit einem vollkommen gepatchten System keine großen Security Probleme haben.
Dennoch gibt es grundsätzliche konzeptionelle Probleme wie die fehlende Process Isolation in X-Server (dass kann leider Windows besser). Mit Wayland wird das Problem dann irgendwann gelöst sein.

Zum Thema Virenscanner: Virenscanner finde ich vollkommenen Humbug vor allem unter Linux. Virenscanner erhöhen die Angriffsfläche sogar ungemein wie uns der Sicherheitsforscher Tavis Ormandy immer wieder aufs neue beweist und in allen großen Virenscannern Lücken findet. Diese Lücken sind zum Teil so kritisch und peinlich, wobei es leute der IT-Sec Industrie eigentlich besser wissen sollten.
Auch andere Pseudo Tools für Ebanking etc solltest du meiden

Nun zu den Dingen die du tun kannst:

1.) Basics

- regelmäßige Updates (mindestens 1x täglich)
- keine Pakete installieren die du nicht brauchst (Installation neuer Pakete eventuell mit --no-install-recommends --no-install-suggests)
- keine Software mit zu vielen Abhängigkeiten
- Browser Addons
-- Adblocker: uBlock Origin oder Adblock Plus (gegen Malwaretising)
-- NoScript (gegen Javascript attacks)
-- eventuell auch https-everywhere (um https zu forcen und MITM Attacks zu erschweren)
- Dienste die du nicht benötigst deaktivieren
- nur am User Account arbeiten (nicht am root anmelden etc)
- basic iptables script
- die üblichen sysctl.conf Tweaks
- eventuell 027er umask

Du kannst auch deine Konfiguration mit Tools wie zB Lynis scannen

Bis zu diesen Punkt sind die Dinge relativ einfach umsetzbar. In den folgenden Punkten ist ein weiterer Zugewinn an Sicherheit mit enormen Aufwand verbunden. Jedoch kann vor allem grsecurity (im Abschnitt 3) enorm gegen sogenannte Zero-Day-Exploits helfen. Bei der Konfiguration können einem aber graue Haare wachsen.

2.) Advanced: Mandatory Access Control (einfache Variante): mit Hilfe von Apparmor

Apparmor verwenden und Profile für alle Programme die mit dem Internet kommunizieren (Browser, E-Mail client ...) und alle Programme die Dateien aus dem Internet lesen (PDF-Reader, diverse Media und Musikplayer) erstellen.


3.) Expert: Kernel Patches und RBAC Access Control mit grsecurity + PAX

Diese Maßnahme bietet dir eine sehr hohe Sicherheit, bei der Konfiguration können dir aber graue Haare wachsen. Du musst den Linux Kernel selbst kompilieren und patchen und nach dem Neustart funktioniert nicht mal mehr der X-Server, du musst also dann direkt in ein Terminal wechseln und erst mal grundlegende Sachen in RBAC konfigurieren bevor du deinen Rechner in irgendeiner Weise wieder nutzen kannst.


Lg

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von TRex » 03.08.2016 15:07:56

Whitelists sind sicherer als Blacklists, darum ziehe ich uMatrix vor.

https://github.com/gorhill/uMatrix/wiki
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von uname » 04.08.2016 22:23:00

Ich habe nicht alles gründlich gelesen. Aber ich wurde immerhin zitiert. Interessant wäre zu erfahren, um welches Homebanking-Verfahren sich es handelt und vor allem welche Sicherheitsmechanismen es nutzt. Moderne Verfahren wie mit externen Kartenleser sind darauf ausgelegt, dass es bei korrekter Anwendung gar nicht zu einem Betrug kommen kann. Statt von Windows auf Debian umzusteigen lohnt sich evtl. mehr der Wechsel der Bank zu einem Malware-sicheren Homebanking-Verfahren (natürlich nur bei korrekter Anwendung).

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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von Milbret » 05.08.2016 12:56:40

@uname
Da der TE auch Sorgen um Viren etc. hat, muss der Umstieg nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Den es geht hier sowohl um das Home-Banking als auch das Thema mit Viren, Trojaner, Keylogger etc.

Also quasi um zwei Themen.
Das Homebanking, wie ich schon schrieb, kann man mit externen TAN Generator machen.
Mache ich so über den Browser seit Jahren unter Windows und hatte da noch nie Probleme, da dies durch das Konzept fast ausgeschlossen ist.
Lediglich wenn man auf einer Fake Seite den Prozess durchführen würde, würde man eben eine TAN liefern und den Betrag ggf. an einen unberechtigten senden.
Aber dies ist dir bekannt :)

Bei den Viren Thema würde ich einen Umstieg, wenn es eben so kritisch ist, nicht ganz ausschließen.
Der TE will aber auch einen Linux Virenscanner, was ich aber für Unsinn unter Linux halte.
Unter Windows mag dies bis zu einem bestimmten Grad noch gerechtfertigt sein aber unter Linux sind Virenscanner aus meiner sicht nicht brauchbar.

Martin
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von uname » 06.08.2016 21:50:49

Sehe ich ähnlich. Ich halte selbst Virenscanner für Android für sinnlos. Wenn man Software nur aus den Paketquellen bzw. AppStore lädt wird ja wohl der Betreiber des Stores sämtliche Virenscanner bereits darauf angesetzt haben. Außerdem stellen Virenscanner generell ein Sicherheitsproblem dar. Der Anwender soll nur mit Benutzerrechten arbeiten und der Virenscanner ist "root". So viel Vertrauen kann und will ich keinem Virenscanner entgegenbringen. Weder unter Linux noch unter Android. Bei Windows müsste ich drüber nachdenken, sofern ich Windows nutzen würde.

DeletedUserReAsG

Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von DeletedUserReAsG » 06.08.2016 22:42:58

Ich halte selbst Virenscanner für Android für sinnlos. Wenn man Software nur aus den Paketquellen bzw. AppStore lädt wird ja wohl der Betreiber des Stores sämtliche Virenscanner bereits darauf angesetzt haben.
Hmm … ich bin da ’n bisschen unschlüssig. Malware (ich mag hier nicht von Viren reden, deren große Zeit war einmal) kommt ja nunmal nicht nur über Apps ins Haus. Man erinnere sich nur an etwa Stagefright (seitdem die Lücken Namen bekommen, ist’s tatsächlich einfacher, sich an sie zu erinnern) und auch danach gab’s einige ziemlich problematische Lücken, die’s ermöglicht haben, über manipulierte Seiten oder auch nur Bilder/Videos Schadcode auf ein Gerät zu bekommen.

Ich persönlich halte Android für ‘n ziemlich breites Ziel für Malware: veraltete Versionen, nie geupdatete Geräte, die permanent am Netz hängen (teils über ’n Interface, das ziemlich schwer zu überwachen ist), verschiedene Wege, mit Push-Nachrichten Bugs zu triggern, undokumentierte Zugriffsmethoden über z.B. das Baseband, etc., pp., gepaart mit Bilderbuch-DAUs, die’s bedienen.

Virenscanner und Security-Apps auf der anderen Seite sind mir ebenso suspekt: laufen sie innerhalb des Sicherheitskontextes von Android (jede App hat ihre eigene UID, ihren eigenen Platz im Speicher und kann nur über eng definierte Schnittstellen mit anderen Apps kommunizieren), können sie das Gerät nicht umfassend auf Malware hin überwachen, laufen sie als Root, muss das Gerät vorher gerootet sein und jegliches Sicherheitsproblem führt gnadenlos dazu, dass man dem ganzen Gerät nicht mehr trauen kann, bevor man es nicht neu geflasht hat.

Meine Haltung gegenüber Android ist daher pragmatisch: ich gehe einfach davon aus, dass das Gerät nicht integer ist – und vertraue dem so wenig schützenswerte Daten an, wie möglich. Ich mache meinen Bankingkram nicht darüber, ich nehme es nicht überall mit, ich führe mein Tagebuch nicht darauf, ich greife auch nicht mit schützenswerten Logindaten auf Sachen zu (so habe ich z.B. für Mail einen Account, den ich vom Telephon aus nutze, während die „wichtigen“ Accounts Systemen vorbehalten bleiben, denen ich weiter traue), und so weiter. Es erstaunt mich allerdings sehr, mit welcher Naivität einige Leute ihr Telefon benutzen – Forenpasswörter werden bei Tapatalk hinterlegt, sämtliche Kontaktdaten bei Facebook via Whatsapp, Standortverläufe werden heutzutage wohl über so’n AR-Spiel mit japanischen Phantasiefiguren generiert, […]

Gut, war jetzt OT – aber dem Threadstarter stehen in diesem Thread sowieso schon wieder zuviele Wörter, so dass das wohl okay sein wird. scnr

Etwas halbwegs On-Topic:
Lediglich wenn man auf einer Fake Seite den Prozess durchführen würde, würde man eben eine TAN liefern und den Betrag ggf. an einen unberechtigten senden.
Davon ausgehend, dass es noch um den TAN-Generator geht: nicht mal das ist einfach möglich, solange nur vor dem Generieren der TAN geschaut wird, was das Display des Generators anzeigt.
[…] unter Linux sind Virenscanner aus meiner sicht nicht brauchbar.
Gibt es überhaupt generische Linuxviren/-trojaner/-würmer, die ein solchen Scanner finden könnte? Ich meine, es gibt auch rkhunter und so Kram (der meist eh so eingesetzt wird, dass er wirkungslos ist: wenn ich ein Rootkit entwickeln würde, wäre das erste, was ich nach Erlangung von UID 0 implementieren würde, dass es den bekannten Suchtools eine heile Welt zurückgibt – wenn, dann müsste sowas von ’nem externen System aus laufen gelassen werden), aber ist Malware für Linux bekannt, die tatsächlich Bankingdaten abzufischen versucht?

uname
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Re: Debian 8.5 homebanking Sicherheit

Beitrag von uname » 08.08.2016 09:49:56

Davon ausgehend, dass es noch um den TAN-Generator geht: nicht mal das ist einfach möglich, solange nur vor dem Generieren der TAN geschaut wird, was das Display des Generators anzeigt.
Durch Malware (z.B. Testüberweisung/Rücküberweisung) wird dem Anwender im Browser alles erzählt ... nur nicht die Wahrheit. Damit die Malware jedoch die Transaktion abschließen kann, muss der Anwender seine EC-Karte (EMV-Chip) in den Leser stecken, die Transaktionsdaten des Angreifers bestätigen und die aus Transaktionsdaten und EMV-Chip generierte TAN an seine Bank schicken. Da der Anwender natürlich nicht einfach die Informationen am Leser durchklickt, sondern ordentlich liest und ihm bekannt ist, dass es Testüberweisungen oder Rücküberweisungen nicht gibt, fällt der Betrug natürlich sofort auf. Eine TAN generiert man nur für die Transaktionen, die man tatsächlich durchführen will (es geht ja immerhin um das eigene Geld). Selbst bei Windows, Malwarebefall und Verzicht auf Virenscanner funktioniert das vollkommen fehlerfrei und sicher. Dass aufgrund von Malware generell lesend auf das Konto zugegriffen wird oder wurde ist bekannt und stellt kein ernsthaftes Risiko dar.

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