Einarbeitung in neue Systeme und die Sache mit dem Klick

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weedy
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Einarbeitung in neue Systeme und die Sache mit dem Klick

Beitrag von weedy » 08.01.2017 00:45:30

Hi,

wenn man sich in neue Systeme einarbeitet, Programmiersprachen, Distributionen, Packages mit interessantem theoretischen Hintergrund, was auch immer, kann es vorkommen, dass man auf Anhieb versteht und das neuerworbene Wissen sofort anwenden kann.

Meist hat man dann auch verstanden, warum man dies oder das verstanden hat und versteht die Herangehensweise des Verstehens, was auch interessant ist bzgl. maschinellen Lernens - die Frage nach: "kann eine Software ein System verstehen, wenn ja, wie, in welchen Schritten könnte sie vorgehen, kann sie dann Hilfestellung zb. als Expertensystem bieten", usw, usf.

Dann gibt es aber noch die Systeme, die eine echte harte Nuss sind. Man schlägt sich ein paar Tage damit herum, versucht die Formeln zu verstehen, die in der Dokumentation stehen, versucht die Dokumentation und die Beispiele zu verstehen, und kommt nicht so recht voran, wie man es gewohnt ist. Aber irgendwann kommt der Punkt, da kann man das grosse Ganze plötzlich deutlich erkennen und man fragt sich, "warum habe ich das nicht gleich gesehen?".

So geht es mir gerade mit Dynare, einem recht interessanten Paket in debian-jessie (, welches man durchaus als ein System im obigen Sinne verstehen kann).

Doch ist man in so einem Fall weit davon entfernt, zu versteheh, wie der "Klick" zustandekam. Und um nochmal den Vergleich zum maschinellen Lernen zu ziehen: Hier sind natürlich die neuronalen Netze klar im Vorteil. Wir wissen nicht, wie , aber dass sie funktionieren, wissen wir.

Das Konzept gibt es schon ewig, seit der Erfindung des Perzeptrons annodazumal, aber erst heute haben wir die Rechenleistung für solche Kapriolen. CPUs, Grakas, FPGas, Asics.

Und den riesen Vorteil, dass alle Software die all die Eigenbrötler in den 70er Jahren hochoptimiert programmiert haben, wir heute in einem Affenzahn ausführen lassen können.

Damit meine ich auch die KI-technisch bislang gescheiterten logischen Konzepte in Sprachen, wie Prolog. Gerade heute lohnt es sich, sich mit derartigen Sprachen zu befassen. Die Antworten kommen schneller. Man kann dem Rechner heute einfach mehr abverlangen.

Und so will ich meine Abhandlung beenden mit den Worten von Agent Smith, aus Matrix 1999: "Nimm nie einem Menschen, wenn Du dafür eine Maschine nehmen kannst."

Gruß

TuxPeter
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Re: Einarbeitung in neue Systeme und die Sache mit dem Klick

Beitrag von TuxPeter » 08.01.2017 10:06:13

Weiß nicht genau, ob ich wenigstens ungefähr verstehe, was du damit sagen willst. Dennoch möchte ich anmerken, dass ich dem Konzept der KI recht reserviert gegenüberstehe. Weil nämlich auch das Konzept oder gar die Existenz der NI (= natürliche Intelligenz) äußerst ungesichert erscheint, jedenfalls beim Menschen, sieht man sich nur den beklagenswerten Zustand an, in den er alles versetzt, was er sich angeeignet hat.

Früher hoffte man, die Enkel würden es besser ausfechten was sich als trügerisch erwiesen hat; die Hoffnung, die Maschinen werden es besser machen, wenn sie uns erst übersteigert haben, mag genauso bescheuert sein wie die, dass die Außerirdischen dereinst hier landen und uns den Frieden und die Weisheit lehren werden.

Was den lerntheoretischen Klick betrifft, so meine ich, das dieser das Geräusch darstellt, wenn sich neues Wissen ins mehr oder weniger mühevoll aufgespannten Netz des bereits vorhandenen einklinkt.

guennid

Re: Einarbeitung in neue Systeme und die Sache mit dem Klick

Beitrag von guennid » 08.01.2017 10:38:26

TuxPeter hat geschrieben:die Hoffnung, die Maschinen werden es besser machen, wenn sie uns erst übersteigert haben, mag [...] bescheuert sein.
Mich beschäftig mehr die Frage, was dann für diese "Maschinen" :?: "unsere Enkel" sein werden. Für mich wird's wohl nicht mehr relevant sein. :wink:

Grüße, Günther

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novalix
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Re: Einarbeitung in neue Systeme und die Sache mit dem Klick

Beitrag von novalix » 08.01.2017 13:06:18

Tja, das wirft dann das alte Münchhausen-Problem des Sich-am-eigenen-Schopf-aus-dem-Sumpf-ziehen auf:
Man braucht ein Gehirn, um ein Gehirn zu verstehen.
Paraphrasiert bedeutet das, dass man das Gehirn nur mit Mitteln des Gehirns, also in dessen Grenzen, verstehen kann.
Hätte man das Gehirn (in diesen Grenzen) verstanden, was hätte man dann gewonnen?
Möglicherweise lediglich die Erkenntnis, dass so ein Gehirn alleine gar nichts taugt. Man braucht dann wohl auch noch einen möglichst vollständigen Körper drumherum. Bei dem ist allerdings auch nicht so ganz klar: Wo fängt er an, und wo hört er auf?
Ohne Luft, Wasser und Nahrung von "außen", ohne eingebettete Bakterien, taugt so ein Körper ja auch nichts; produziert keinen Geist.
Produziert ein Körper überhaupt Geist?
Wenn ja, wie ist dieser beschaffen?
Ein einzelner Körper vom Typus "Mensch" in die Welt geworfen, welche Art Geist kann der schon aus sich heraus holen? Ersetze in der voranstehenden Frage "Mensch" durch "Ameise".
Eine einzelne Ameise macht (fast) nichts. Man braucht wohl ganz viele Ameisen, die einen "Staat" bilden.
Bilden Ameisen automatisch einen Staat, ein System, aus dem einfachen Umstand heraus, dass sie viele sind?
Bilden sie überhaupt ein System, oder ist das wieder nur eine Kategorisierung, die die Grenzen/Gewohnheiten unseres Erkennens aufzeigt?
Möglicherweise ist die ganze Evolutionstheorie ja nur ein perfider Trick unserer Gehirne, um einen kniffligen Komplex von Fragestellungen sauber verpackt ganz hinten im Büroschrank unserer Erkenntnis abzulegen, damit wir uns wichtigeren Problemen widmen können, z.B: Sucht Deutschland wirklich einen Superstar oder etwas ganz anderes?
Zum Schluß: Bringen uns diese Fragen überhaupt weiter und wenn ja, wo sind wir dann?

tl;dr: Ich finde neuronale Netze auch spannend.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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