guennid hat geschrieben:Ich habe es mir angesehen hikaru. "Die heimliche Revolution - Frauen in Saudi Arabien", 10.01.2017,18:00 Uhr auf Phönix. Die Doku ist aber ein oder zwei Jahre älter. Und ich konnte es nicht so finden, wie von dir erinnert. Im Falle von Unterhaltsansprüchen ging es immer nur um Ansprüche aus Eheverhältnisssen, nicht gegenüber Vätern oder Brüdern.
Hast du zufällig einen Link zu der Sendung? In der Mediathek ist sie nicht zu finden und wenn ich gewusst hätte, dass ch am nächsten Tag hier darüber diskutieren werde, dann hätte ich sie vielleicht aufmerksamer verfolgt.
Ich bin mir nach wie vor sicher, das mit den Vätern und Brüdern gehört zu haben, aber es mag sein, dass ich da irgendwelche Zusammenhänge durcheinanderwürfle.
guennid hat geschrieben:Was die Unverheirateten anging, so kommentierten die Macherinnen der Doku, dass immer häufiger dieser Lebenentwurf (keine Heirat) gewählt werde. Aber da ging's dann nicht um Versorgungsansprüche.
Ja, das war ein weiterer Punkt der behandelt wurde.
guennid hat geschrieben:Die Mädels waren ganz schön cool drauf - aber alle Akteurinnen waren Angehörige der Oberschicht, mindestens der gehobenen Mittelschicht.
Das fand ich auch erst, aber die Sache mit den Unterhaltsansprüchen hatte mich dann doch deutlich irritiert. Deshalb war mir das auch (falsch?) im Gedächtnis geblieben.
guennid hat geschrieben:Ich vermute, die Saudis haben historisch gelernt, und zwar aus dem Untergang des Schah-Regimes im Iran.
Ich denke, hier kommt es darauf an, wen du mit "die Saudis" meinst. Für das Volk mag das gelten, aber zumindest bei Teilen der wahabistisch geprägten Regierung würde ich es bezweifeln.
TomL hat geschrieben:hikaru hat geschrieben:und also solcher unbedingt für eine gemeinsam erlebtes und politisch gemeinsam geführtes westliches Europa. Ich bin aber gleichermaßen und ebenfalls ohne jeden Zweifel auch ein Fan kultureller Globalisierung
Dann wirst du dich unweigerlich in Widersprüche verstricken, denn die Werte und Kultur des "Westens" sind mit den Vorstellungen in manchen anderen Kulturkreisen inkompatibel.
Nicht zwingend.... es würde funktionieren, wenn der eine nicht seine Lebensweise bzw. sein Weltbild dem anderen abverlangen würde und nicht seine eigene Lebensart mit Nachdruck in der Heimat des anderen erzwingen wollte, indem z.B. muslimische Frauen hier in Europa auf die Vollverschleierung verzichten würden, und ebenso selbstverständlich europäische Frauen auf Reisen im muslimischen Heimatland auf die Zuschaustellung von zuviel Haut verzichten würden.
Eben das halte ich zumindest in Teilen für utopisch. Es funktioniert nur bei Themen zu denen eine Seite eine Meinung hat, die andere Seite aber nicht. Dann kann man sich auf die Praxis desjenigen mit der Meinung einigen. Wenn aber beide eine Meinung haben, und zwar eine unterschiedliche, dann wird man da nicht zusammenkommen.
Eine muslimische Frau, die sich aus Überzeugung (nicht als Mode) verschleiert, wird das auch hier tun wollen, denn ihre Überzeugung bleibt die gleiche. Ebenso wird eine westliche Frau, die Verschleierung als ihrer Meinung nach islamisches Unterdrückungssymbol ablehnt, sich auch in islamischen Ländern nicht verschleiern wollen.
Beides zusammen geht nur in einer Gesellschaft, die jedem die völlige Freiheit lässt, sich zu verschleiern oder nicht. Diese Freiheit bietet aber keine der Gesellschaften. Man wird als Angehöriger der jeweiligen Minderheitenposition auf jeden Fall stigmatisiert.
TomL hat geschrieben:Aus Repekt vor dem islamischen Glauben sollte sich gerade bei dem Aspekt die hier gewohnte Freizügigkeit auf das Urlaubs-Camp-Gelände beschränken. Wenn ich Gast bin, habe ich mich den Regeln anzupassen, die ich dort vorfinde... und dabei steht es mir nicht zu, dass zu kritisieren. Wenn mir das jedoch nicht gefällt, muss ich halt wieder gehen. Das gleiche erwarte ich von Muslimen, die mit unserer Normalität nicht klar kommen.
Du erwartest also von der aus Überzeugung verschleierten Muslimin, dass sie sich hier in Deutschland nur in "Verschleierungsreservaten" aufhält? So funktioniert aber keine Gesellschaft, denn das verhindert Integration und führt zu Ghettobildung.
TomL hat geschrieben:Ich glaube sogar, dass das alles noch viel dichter verzahnt ist, als uns hier allen bewusst ist. Und jeder, der hier in DE Konsument ist, ist gleichzeitig auch Teilhaber und Mitverursacher dieser Misere... und wenn man sich aus dem "Wir" herausnehmen will, ist es nur das, was Mausfeld schon als "bequemes Verleugnen" bezeichnet hat.
Genau deshalb kann sich guennid mMn auch nicht aus meinem "wir" herauswinden.
TomL hat geschrieben:Ich bin mir also gar nicht so sicher wie viel unsere "Werte" überhaupt wert sind, wenn wir sie uns nur deshalb leisten können, weil wir sie anderen vorenthalten, bzw. nur so lange leisten wollen, so lange sie uns bequem sind.
Warum bist Du da unsicher?
Ich bin mir nicht unsicher, ich habe es nur vorsichtig formuliert - leider auf Kosten der Klarheit. Ich denke wir überbewerten unsere westlichen Werte, sowohl in ihrer moralischen Überlegenheit als auch in ihrer Standhaftigkeit.
spiralnebelverdreher hat geschrieben:Es gibt sehr wohl einige Demos, die etwas geändert haben. Zwei Beispiele:
Studiengebühren in Hessen wurden von CDU/FDP 2006 eingeführt und nach außerparlamentarischen Druck (u.a. viele Demos und einige Krezungsblockaden hier in Frankfurt) vom Landesparlament (mit Stimmen von SPD/Grüne/Linke) im Jahr 2008 abgeschafft. Die anschließend wieder regierende CDU/FDP Koalition hätte sie wieder einführen können, hat aber darauf klugerweise "verzichtet".
Studiengebühren sind trivial. Die sorgen nur für Geld, was zwar schön für den Haushalt ist, aber keine machtpolitische Bedeutung hat.
spiralnebelverdreher hat geschrieben:Im Januar und Februar 2012 hatten europaweit Zehntausende gegen das Handelsabkommen "Anti-Counterfeiting Trade Agreement ACTA" protestiert. Die ACTA-Gegner kritisierten eine einseitige Ausrichtung auf die Interessen von Rechteinhabern wie etwa der Unterhaltungsindustrie. Das europäische Parlament hat dann das Abkommen abgelehnt.
Die Gefahr die von ACTA ausging ist aber keinesfalls gebannt. Es besteht immer noch die Möglichkeit, die Inhalte von ACTA via CETA oder TTIP über die Hintertür einzuführen.
Merke: Nur weil das Volk sich mehrheitlich gegen ein Abkommen erfolgreich gewehrt hat heißt das noch nicht, dass die dahinterstehenden Ideen vom Tisch sind. Wenn ein Vier-Buchstaben-Abkommen scheitert steht schon das nächste bereit und das ganze Spiel geht von vorne los.
spiralnebelverdreher hat geschrieben:Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Erfolge außerparlamentarischer Initiativen im kollektiven Gedächntnis weniger stark haften bleiben als die unbestreitbaren Misserfolge.
Es gab aber bei ACTA keinen Erfolg, es war höchstens ein Teilerfolg. Keiner der Gegner hat ein Problem damit, dass ein Abkommen mit dem Titel "Anti-Counterfeiting Trade Agreement" verabschiedet wird. Das Problem sind die Inhalte. Und die sind trotz Ablehnung durch die Bevölkerung nach wie vor präsent. Die Befürworter müssen nur ihre Salami etwas feiner schneiden, so wie die Vorratsdatenspeicherung jetzt eben Mindestspeicherfrist heißt.