Sprachliche Zerfallserscheinungen?

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rockyracoon
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von rockyracoon » 08.04.2017 18:11:58

In Deutschland bestimmt "der" oder "die" bei bestimmten Wörtern, ob sie im Plural oder Singular gemeint sind (der Knochen / die Knochen). Im Angelsächsischen ist mit dem "the" etwa bei "computer" der Singular oder Plural nur aus dem Kontext ableitbar.
Zuletzt geändert von rockyracoon am 09.04.2017 12:46:47, insgesamt 1-mal geändert.

guennid

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von guennid » 08.04.2017 18:32:59

Immer langsam mit den jungen Pferden!

Wenn ich dicct.cc richtig lese, gibt's im Englischen sehr wohl den Plural "computers".

maroc

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von maroc » 08.04.2017 18:46:02

guennid hat geschrieben:Wenn ich dicct.cc richtig lese, gibt's im Englischen sehr wohl den Plural "computers".
Genau so ist es, wie bei fast allen englischen Wörtern wird auch der Plural von "computer" durch ein angehängtes "s" gebildet:

computer – computers

Wenn ein englisches Substantiv im Singular auf "s" oder "sh" endet, lautet die Pluralendung "es":

bus – buses
fish – fishes (Edit: schlechtes Beispiel, der übliche Plural lautet "fish"; "fishes" nur bei unterschiedlichen Fischarten :mrgreen: )

Darüber hinaus gibt es noch einige unregelmäßige Ausnahmen, z. B.:

woman – women
mouse – mice
goose – geese
sheep – sheep (das wäre ein Beispiel für einen mit dem Singular identischen Plural)
Zuletzt geändert von maroc am 08.04.2017 19:05:21, insgesamt 4-mal geändert.

Liffi
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von Liffi » 08.04.2017 18:46:13

rockyracoon hat geschrieben:Im Angelsächsischen ist mit dem "the" etwa bei "computer" der Singular oder Plural nur aus dem Kontext ableitbar.
Im Englischen gibt es gar nicht so viele Worte, die einen "komischen" Plural haben. Was dort aber unheimlich nervt, ist die Aussprache[1].

[1]https://www.youtube.com/watch?v=tfRSvTSY0d4

guennid

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von guennid » 08.04.2017 19:09:40

Dann will ich doch mal als Frage in die Runde werfen: Wer empfindet "Auf niemands Computern hat niemand Zugriff" als sprachlich unzulässig?

rockyracoon
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von rockyracoon » 08.04.2017 19:12:25

@Liffi:
Was dort aber unheimlich nervt, ist die Aussprache[1].
Yep.

@guennid:
Dann will ich doch mal als Frage in die Runde werfen: Wer empfindet "Auf niemands Computern hat niemand Zugriff" als sprachlich unzulässig?
Ich. Aber so wie Du fragst, liege ich dann sich falsch... :roll:
Zuletzt geändert von rockyracoon am 09.04.2017 11:29:28, insgesamt 9-mal geändert.

maroc

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von maroc » 08.04.2017 19:25:12

guennid hat geschrieben:Dann will ich doch mal als Frage in die Runde werfen: Wer empfindet "Auf niemands Computern hat niemand Zugriff" als sprachlich unzulässig?
Grausig! 8O Der Satz verlangt nach einem Akkusativ-Objekt, und der Akkusativ Plural lautet "Computer".

"Computern" ist hingegen der Dativ Plural, also richtig z. B. im Satz "Ich habe meinen beiden Computern neue Mäuse spendiert."

scientific
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von scientific » 08.04.2017 19:31:52

niemand hat geschrieben:Bin sicher zu ungebildet.
Keine Ahnung, was du mit dieser wiederholten Provokation erreichen willst.
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

guennid

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von guennid » 08.04.2017 19:37:32

@maroc

Stimmt! Da hat mich vielleicht mein Hessisch auf Abwege geführt! :mrgreen:

rockyracoon
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von rockyracoon » 08.04.2017 19:41:20

Da hat mich vielleicht mein Hessisch auf Abwege geführt!
Und da täte sich ein neuer Aspekt auf: die Eigenwilligkeit von Dialekten.

Beispiel:
> Komm, wir gehn bei Oma. (Muuuuahhh).

maroc

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von maroc » 08.04.2017 19:46:02

@guinnid
Das Tückische ist wohl, dass es "auf" ja auch mit Dativ gibt, z. B. in "Auf meinen Computern kleben viele bunte Sticker". Und die Liebeserklärung "Ich stehe auf dir" [statt "Ich stehe auf dich"] kommt sicher nicht bei allen Angebeteten gut an. :wink:

guennid

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von guennid » 08.04.2017 19:57:27

"Auf meinen Computern kleben viele bunte Sticker". Hoffentlich setze ich mich jetzt nicht wieder ins Unrecht:
das ist kein Akkusativ, sondern ebenfalls Dativ: Auf dem Computer :wink:

Im Hessichen haben wir nicht nur "gelle", sondern auch solche Eigentümlichkeiten wie "das Teil da ist mir", statt "...gehört mir" oder "...ist meines" :wink:
"Ich stehe auf dir"
Hätte ich jetzt für Berlinerisch mit Gymasialbildung (wegen fehlendem Icke) gehalten. :mrgreen:

maroc

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von maroc » 08.04.2017 20:07:22

guennid hat geschrieben:"Auf meinen Computern kleben viele bunte Sticker". Hoffentlich setze ich mich jetzt nicht wieder ins Unrecht:
das ist kein Akkusativ, sondern ebenfalls Dativ: Auf dem Computer :wink:
Du hast völlig recht, ich hatte meinen Fehler gerade selbst schon entdeckt und korrigiert! In meinem an sich korrekten Beispielsatz ist es der Dativ Plural.
guennid hat geschrieben:Im Hessichen haben wir nicht nur "gelle", sondern auch solche Eigentümlichkeiten wie "das Teil da ist mir", statt "...gehört mir" oder "...ist meines" :wink:
Die Hessen kommen ja bekanntlich ohne Genitiv aus: "Dem Hans sein Fußball." :wink:
Nachtrag: Noch schöner find ich solche Konstruktionen wie "Is des Ihne Ihrn Kowwer?" (Für Dich brauche ich das nicht zu übersetzen, für alle anderen: "Ist das Ihr Koffer?") Als Frankfodder im Exil muss ich erst wieder ins Babbele nei komme ...

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 08.04.2017 20:31:18

Dann will ich doch mal als Frage in die Runde werfen: Wer empfindet "Auf niemands Computern hat niemand Zugriff" als sprachlich unzulässig?
Auf meinen Computern habe ich Zugriff. Auf alles. Damit ist nichts verkehrt.
Keine Ahnung, was du mit dieser wiederholten Provokation erreichen willst.
Zielte auf das Gefasel von Bildungselite und blub. Fühlst du dich angesprochen? Zu dieser zähle ich nämlich eindeutig nicht, und doch bemühe ich mich um ordentliches Deutsch und erwarte das auch von jedem, der ernsthaft mit mir kommunizieren möchte.

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von scientific » 08.04.2017 21:49:26

Ok.
Du bist offenbar auf Krawall gebürstet...

Da mach ich nicht mit.
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
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kruhling
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von kruhling » 10.04.2017 20:06:59

Kaum ist man "ein"mal ein paar Tage nicht da, schon nimmt das Thema ungeahnte Wendungen... spannend....
Grüße, Kruhling

Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht hinter ihr stehe. ( Werner Finck )

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von rockyracoon » 10.04.2017 20:22:48

@kruhling:
Kaum ist man "ein"mal ein paar Tage nicht da, schon nimmt das Thema ungeahnte Wendungen... spannend....
Das würde Alles nicht passieren, wenn die Leute endlich mehr Käsekuchen essen würden!

kruhling
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von kruhling » 11.04.2017 07:13:21

Da hast du absolut recht. Käsekuchen ist die Lösung.
Grüße, Kruhling

Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht hinter ihr stehe. ( Werner Finck )

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von paedubucher » 12.04.2017 21:42:22

Zu diesem Thema gibt es scheinbar viel zu sagen. :)

Zum Thema Dialekte wollte ich noch anmerken, dass ich die sehr wohl für eine Bereicherung halte. Bei uns in der Schweiz kann man anhand der Aussprache einiger weniger Vokabeln ziemlich genau bestimmen, wo einer herkommt. Wichtig ist aber eine gemeinsame Standardsprache, gerade im schulischen oder geschäftlichen Umfeld.

Noch etwas: Wenn von einer "Denke" oder einer "Schreibe" die Rede ist, bekommt ihr dann auch eine "Staune"?
Habe nun, ach! Java
Python und C-Sharp,
Und leider auch Visual Basic!
Durchaus programmiert mit heissem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor.

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von smutbert » 12.04.2017 22:14:58

paedubucher hat geschrieben:[…]
Noch etwas: Wenn von einer "Denke" oder einer "Schreibe" die Rede ist, bekommt ihr dann auch eine "Staune"?
Ja, aber nicht so schlimm, wie wenn einer „in die Pedalen tritt“.

BenutzerGa4gooPh

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 12.04.2017 22:18:20

Wie kommt denn die neuerdings häufige, neumodische (?) Verwechslung des Hilfsverbes im Perfekt (vollendete Gegenwart) zustande? Dialekt?
Beispiel: Ich habe in der Ecke gestanden. Falsch dürfte sein: Ich "bin" ... gestanden.

Ich bin gegessen - wird glücklicherweise (oder noch nicht) gesagt, zumindest nicht ohne Hilfsverb "worden" im passiven Perfekt. Post mortem redet man sowieso weniger. :mrgreen:

Ich bin keine Lehrerin geworden, aber warum bin ich nicht gegessen geworden?

guennid

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von guennid » 13.04.2017 08:33:33

"Is des Ihne Ihrn Kowwer?"
:THX:
https://www.youtube.com/watch?v=BWCwWP4lucs

@Jana
Perfektbildung: http://www.duden.de/sprachwissen/sprach ... -sein--em-

worden/geworden: "worden", wenn das Vollverb bereits im Partizip Perfekt vorliegt ("gegessen"), im Satz mit der "Lehrerin" gibt's kein (Voll-)Verb, ergo bist du's leider nicht "geworden". :wink:

BenutzerGa4gooPh

Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 13.04.2017 08:43:19

@guennid: Erklärung und Link haben ja gleich beides beantwortet! :THX:
Aber:
... ich bin geschwommen, sie hat gejoggt – sie ist gejoggt.
Englische Verben mit deutschen Vor-/Nachsilben/Konjugationen - igitt, igitt - entspricht so gar nicht meinem Geschmack.

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hikaru
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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von hikaru » 13.04.2017 09:19:14

paedubucher hat geschrieben:Bei uns in der Schweiz kann man anhand der Aussprache einiger weniger Vokabeln ziemlich genau bestimmen, wo einer herkommt.
Das ist wohl geografisch bedingt und könnte man als "linguistische Evolution" bezeichnen.
Überall dort, wo es große Reisehindernisse gibt (Gebirge, große Flüsse, etc.) haben sich auf kleinem Raum relativ große kulturelle Unterschiede entwickelt, einfach weil der regelmäßige Austausch fehlte. Und zur Kultur gehört auch Sprache. Ich bin mir sicher, wenn du 200 Jahre alte Dorfchroniken studierst wirst du feststellen, dass es in deinen Nachbartälern auch andere Bräuche gab.
paedubucher hat geschrieben:Noch etwas: Wenn von einer "Denke" oder einer "Schreibe" die Rede ist, bekommt ihr dann auch eine "Staune"?
Friedrich der Zweite hätte vermutlich ja gesagt.

smutbert hat geschrieben:Ja, aber nicht so schlimm, wie wenn einer „in die Pedalen tritt“.
Als Redewendung finde ich das gar nicht schlimm. Natürlich tritt man dabei nicht wortwörtlich "in" die Pedalen, aber die Pedalen sind nunmal die Endpunkte des Gesamtsystems Kurbel* und Kontaktflächen zwischen Kurbelsystem und Fahrer.
Insofern finde ich "in die Pedalen treten" als Verkürzung von "an den Pedalen angreifend in das Kurbelsystem treten" gar nicht verkehrt, denn wenn man einen "Bounding Cuboid" um das System zieht, dann tritt man wirklich "in" das System.
Beim Auto stört sich auch keiner daran, "Gas zu geben" oder am Klavier/PC "in die Tasten zu hauen".

*) Kurbel + Kurbelarm + Pedalen (+ Tretlager)

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Re: Sprachliche Zerfallserscheinungen?

Beitrag von scientific » 13.04.2017 09:39:48

Na beim Radeln (nicht das mit der Pizza) hat auch niemand was gegen "in die Pedale treten". Aber die synonyme Bedeutung für "in die Gänge kommen" (auch lustig) oder "rasch zu beginnen" ist halt für österreichische Ohren unerträglich "bundesdeutsch"...

Btw... Beim Elektromotor Gas geben ist halt ein bisser absurd. Beim klassischen ohne Einspritzpumpe Benziner hingegen nicht. Beim Diesel allerdings ists auch absurd...
Dafür" krachen" Journalisten gern mal mit 160 "Stundenkilometern" gegen die technische Sprachwand...
dann putze ich hier mal nur...

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