Kann man/frau anders sehen, z. B. verstehe ich Frau Emckes Worteralli hat geschrieben:Was die andauernden Forderungen nach Lösungen angeht, so möchte ich schließen und sagen:
Wir müssen nicht immer wieder den uneinlösbaren Anspruch erheben, was die Gesellschaft uns geben soll oder zu geben hat, sondern uns ernsthaft darum bemühen, was wir bereit sind, der Gesellschaft zu geben.
so:Menschenrechte sind kein Nullsummenspiel. Niemand verliert seine Rechte, wenn sie allen zugesichert werden. Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird. Zuneigung oder Abneigung, Zustimmung oder Abscheu zu individuellen Lebensentwürfen, sozialen Praktiken oder religiösen Überzeugungen dürfen keine Rolle spielen. Das ist dochder Kern einer liberalen, offenen, säkularen Gesellschaft.
Um Menschenrechte muss man nicht betteln, sie stehen Jedem zu. Wenn man darum betteln muss, hat sich die Gesellschaft zu ändern oder muss verändert werden!
Dann darf jeder einen Text lesen und jeder wird Texte entsprechend seinen Fähigkeiten, Erfahrungen und Liebhabereien anders verstehen. Nicht allen gefällt jeder Roman, jede Literatur, jede Philosophie, jede Rede,
Der Kontext der Rede ist eine Danksagung nach der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Die Zuhörerschaft waren wohl Literaturschaffende, Literaturvermarktende. Literaturinteressierte und Journalisten - also wohlhabendes, wohlanständiges Bildungsbürgertum. Nicht jedem ist gegeben, dem Gegenüber einen Spiegel vorzuhalten, also um die Harmonie aufrecht zu erhalten, redet am besten über Dritte, fordert von Dritten. Vermutlich deshalb dreht sich die Rede hauptsächlich um die persönliche Toleranz gegenüber Homosexuellen, Ausländern, Menschen mit anderen Religionen. Ist auch wichtig - aber dem wohlsituierten Bildungsbürgertum wird diese Toleranz wohl nicht abgehen, also Kuschelharmonie bewahrt.
Meines Erachtens gibt es 2 Wege zu Menschenrechten, die unklar ausgedrückt wurden: Bottom up und Top Down. Zu Bottom Up zähle ich beispielsweise persönliche Toleranz gegenüber Anderen, die Frau Emcke lange beschreibt und einfordert. Zu Top Down zähle ich u. a. in Verfassung und Gestzen festgemeißelte und garantierte Menschen- und BÜRGERRECHTE - die von der Exekutive auch durchgesetzt werden.
Frau Emcke spricht den Säkularstaat an. Hat mir gefallen. Arabische Staaten, in denen Frieden herrscht oder herrschte, dort war es doch häufig so: Machthabende Sunniten unterdrücken Schiiten. Im Nachbarland ist es umgekehrt. Nach ameikanischer Invasion im Irak haben sich oder besser wurden per Marionettenregierung auch nur die Unterdrückungsverhältnisse umgekehrt. Also den verfassungsmäßig garantierten Säkularstatt finde ich wichtig und bin Frau Emcke für die kleine Erinnerung daran und das veranlasste Nachdenken darüber dankbar.
Kommt leider nur kurz und undeutlich weg.Eine freie, säkulare, demokratische Gesellschaft ist etwas, das wir lernen müssen. Immer wieder. Im Zuhören aufeinander. Im Nachdenken über einander. Im gemeinsamen Sprechen und Handeln. Im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten. Und nicht zuletzt im gegenseitigen Zugestehen von Schwächen und im Verzeihen.
Dann noch ein Gedanke zu Rede:
Ist sicher so - aber Deutschland hat einen Gutmenschen-Fehler: Eine Minderheit ist doof und kriminell, dann kommen Gutmenschen und schränken Bürgerrechte für alle ein - kapieren nicht, warum das in Wirklichkeit geschieht, gibt ja auch Vorwände - oder lassen es widerspruchslos geschehen, akzeptieren das: 1 oder 2 Attentate (bei der Schaffung des Gesetzes vermutlich in Frankreich), BND-Gesetz. Kinderpornografie, Überwachung. Facebook-Hasskommentare, Einschränkung der Meinungsfreiheit für alle? Wer kann bei entsprechenden Gesetzen und Maßnahmen zwischen Hasskomentar und sachlicher Kritik unterscheiden, wer traut sich letzteres noch? Auch und vor allem bei sachlicher Kritik an Flüchtlingspolitik und negativem Verhalten von Flüchtlingen wird oft die gutmenschliche Nazikeule geschwungen. Oft von Leuten, die damit nicht direkt umgehen müssen (Flüchtlingsversorgung, Nachbarschaft etc.) und so eine "rosa-soziale" Brille, wenn nicht gar Filzbrille tragen. Nicht alle Flüchtlinge sind nett, sozial, bemühen sich.Sie stehen vielleicht nicht selbst auf der Straße und verbreiten Angst und Schrecken, die Populisten und Fanatiker der Reinheit, sie werfen nicht unbedingt selbst Brandsätze in Unterkünfte von Geflüchteten, reißen nicht selbst muslimischen Frauen den hijab oder jüdischen Männern die Kippa vom Kopf, sie jagen vielleicht nicht selbst polnische oder rumänische Europäerinnen, greifen vielleicht nicht selbst schwarze Deutsche an – sie hassen und verletzen nicht unbedingt selbst. Sie lassen hassen.
Das ehe ich als Gefahr, wenn man Facebok-Kommentare zu hochspielt. Hat Frau Emcke nicht wortwörtlich getan, aber in die Kerbe geschlagen - vmtl. vor unbeteiligten Dritten (Bildungsbürgern). Sehr mutig und zielführend, Frau Emcke. Man kann das Radio oder Facebook auch abschalten - anstatt in den Medien allen und jeden Mist breitzulatschen. Das Internet drängt sich niemand auf und Facebook wird die Zivilisation nicht gefährden. Die weitere Einschränkung von Bürgerrechten jedoch die Reste unsere Demokratie.
EDIT: Es ging mir rein um die Rede an sich, die Person Emcke oder deren bisheriges Wirken und Handeln war wohl nicht das Thema dessen, der gepostet hat (spiralnebelverdreher), und ich sehe das auch als anderes Thema oder eine Erweiterung.
EDIT2: Diese Rede auf einer AFD-, NPD- oder Pegida-Veranstaltung gehalten wäre bewunderungswürdig - so war sie wohl Wasser in den Rhein.
EDIT3: Bevor ich für den Gebrauch des Schubkastens "Gutmensch" kritisiert werde, meine persönliche Definition: Idealistische, dabei Tatsachen übersehende Philanthropen, die mit dem Po mehr einreißen als sie mit dem Händen aufbauen, dabei andere mit Totschlagargumenten nerven oder sinnlos einschränken. Oftmals als Außenstehende, die die oft schmutzige Realität nicht kennen - oder an dieser aus etwas Abstand verdienen - oder Menschen, denen die Realität einfach nicht in's Weltbild passt. Für einen anderen "Fachteminus" wäre ich dankbar, bis dahin passt es so.