Debians Init-System der Zukunft

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Saxman
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Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Saxman » 20.07.2013 10:19:34

Auf Debian-Devel wird wieder heiß diskutiert [1]. Bevor hier wieder Links zu Artikeln in der Popcornpresse auftauchen, lege ich für euch mal kurz einen Finger an den Puls der Diskussion. :wink:

Diesmal geht es um das Init System. Da Debiansysvinit mittlerweile etwas betagt ist und für viele als nicht mehr zeitgemäß gilt, ist debian wie viele andere Distributionen auf der Suche nach einem modernen Initsystem. Kurz und knapp, hat sich die Diskussion bei Debian auf 3 Kandidaten verengt: Debiansystemd, Debianupstart und OpenRC. Ein klarer Favorit kann bisher nicht ausgemacht werden, für jeden der 3 gibt es sowohl Vor als auch Nachteile. Die Diskussion ist sehr hitzig und nicht immer unbedingt sachlich. Nichts desto trotz, sehr spannend und informativ.

Als zu den Kandidaten: systemd wird unter der Federführung von fedora (redhat) entwickelt und stammt unter anderem vom Entwickler von Pulseaudio Lennart Poettering. upstart ist ein Ubuntu Eigengewächs und wurde von Scott James Remnant auf Grundlage des Codes von SysVinit entwickelt. OpenRC ist das Standardinitsystem von Gentoo und wird aktuell für Debian im Rahmen des GSoC betreut.

[1] http://www.mail-archive.com/debian-deve ... 16288.html
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catdog2
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von catdog2 » 20.07.2013 12:29:00

Upstart steht als typisches nix halbes und nix ganzes Ubuntu nih Syndrom Projekt wirklich noch zur Diskussion?
Systemd hat einige gute Ansätze wie z.B. diese kurzen service files anstatt der länglichen, kompliziert aussehenden Skripte, die zu 90% die Kopie einer Vorlage darstellen. Auch als Vorteil sehe ich dass es sich klar auf Linux ausrichtet und dessen Features auch bedingungslos nutzt. Dann benutzt man halt für den freeBSD Port und für die HURD Spielwiese ein anderes init System. Das einzige was dagegen spräche scheint ja zu sein, dass man init scripte und config files für systemd bereit halten müsste aber das wird sich ja lösen lassen. Nachteile sehe ich, dass es ein bisschen zur Eierlegenden Wollmilchsau neigt.
Und OpenRC naja schwer einzuschätzen, man findet wenig konkretes zum lesen.
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Saxman
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Saxman » 20.07.2013 13:07:30

Naja, ich kann die Bedenken gegen systemd durchaus nachvollziehen. systemd hat nichts mehr mit dem Unix Prinzip zu tun.
Write programs that do one thing and do it well. Write programs to work together. [...]
systemd hat im Gegenteil, wie du schon erkannt hast, die Tendenz alles selber zu erledigen. Dadurch steigt unweigerlich die Komplexität. Auch die reine Konzentration auf Linux sehe ich nicht als Vorteil. Debian ist mehr als nur Linux und hier eine Kernkomponente so stark an die Linux Variante zu binden ist für die Entwicklung der anderen Debian Varianten sehr erschwerend. Die Manpower ist nicht ausreichend um auf Dauer zusätzliche weitere Initsysteme zu pflegen. Und da die Portabilität hier per Designentscheidung nicht angestrebt wird, wäre das ein bleibender Zustand. Ich sehe auch nicht, warum debian sich hier unbedingt an Designentscheidungen anderer ausrichten muss.
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von M. Linux » 20.07.2013 13:27:41

Würde jetzt auch eher zu systemd tendieren. Upstart als Canonical Eigenentwicklung sowie entsprechende "Abhängigkeiten" bezüglich der Entwicklung würde ich auch eher ausschliessen. Open RC kenne ich überhaupt nicht. Kenn jemand aus technischer Sicht die Unterschiede zwischen den drei Systemen und könnte sie kurz beschreiben oder gibt es allenfalls gute Links wo man Informationen findet?

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catdog2
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von catdog2 » 20.07.2013 13:57:52

Debian ist mehr als nur Linux und hier eine Kernkomponente so stark an die Linux Variante zu binden ist für die Entwicklung der anderen Debian Varianten sehr erschwerend. Die Manpower ist nicht ausreichend um auf Dauer zusätzliche weitere Initsysteme zu pflegen. Und da die Portabilität hier per Designentscheidung nicht angestrebt wird, wäre das ein bleibender Zustand.
Portabilität hat nicht vor Vorteile, es steigert die Komplexität teils extrem und jede Änderung muss auf allen Systemen getestet werden. Es hilft dir im Zeifel auch nix, wenn das Ding grundsätzlich portabel ist aber Upstream sich eigentlich nur um Linux kümmert. Da bleibt auch wieder alles an Debian hängen.
Ich sehe auch nicht, warum debian sich hier unbedingt an Designentscheidungen anderer ausrichten muss.
Naja wenn die anderen so ziemlich der Rest der Linux Welt ist, dann brauchts auch wieder einiges an Manpower als Außenseiter alles auf das eigene System anpassen zu müssen. Es sieht ja so aus als ob alles bedeutende Richtung systemd tendiert. Ausser gentoo was generell immer ein bisschen anders ist und Ubuntu was krampfhaft (nih) anders sein will. :)

Mir fehlt aber auch der tiefere Einblick in die einzelnen Alternativen um abschließend sagen zu können was man nehmen sollte.
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Dogge
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Dogge » 20.07.2013 14:21:22

Ich habe vor der Neuinstallation wegen meines neuen Laptops mal ein paar Monate systemd eingesetzt. Schien eigentlich problemlos zu laufen. Da ich aber nicht in den Tiefen meines Systems herumwerkele war der einzige Unterschied, den ich bemerkte ein anderes Kommando um Dienste zu beenden, starten oder neu zu starten. ;)
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von cosmac » 20.07.2013 16:51:05

hi,
catdog2 hat geschrieben:Systemd hat einige gute Ansätze wie z.B. diese kurzen service files anstatt der länglichen, kompliziert aussehenden Skripte, die zu 90% die Kopie einer Vorlage darstellen.
Das kann man schlecht vergleichen, die service files enthalten nur Konfiguration, mit den init-Scripts kann man alles machen, was die Shell hergibt. Wenn dem systemd eine Funktion fehlt, ist an der Stelle Feierabend; das Script kann ich jederzeit um beliebige Funktionen erweitern. Dass Debian das so exzessiv ausnutzt, finde ich auch nicht schön. Aber wenn man so ein Script auf die Funktionalität von systemd reduziert, bleibt oft nur eine Zeile übrig (na gut, plus Kommentare und Header).

Für die service files muss man mal wieder eine neue Sprache lernen. Und ich fürchte, das wird genauso aussichtslos wie beim udevd, nachdem die beiden jetzt zusammen gehören. Die Fehlersuche wird deshalb auch nicht einfacher, dazu kommt noch, dass man im Quelltext vom systemd suchen muss.

Dank "dependency based boot" gibt's auch noch eine Fehlerquelle mehr. Niemand erwartet, das ein neues Init-System tausende von Abhängigkeits-Kombinationen richtig beherrscht, noch dazu dynamisch. Aber mit systemd werden solche Probleme mit selten genutzten Paketen wohl nicht gefixt werden, weil das alte Paket nicht zum Design von systemd passt.

Wie funktioniert eigentlich das syslog mit systemd? Es gibt keinen Paketkonflikt mit rsyslog obwohl systemd alle messages abfängt. Wird der rsyslogd einfach nicht mehr gestartet obwohl er installiert ist?
systemd for Administrators hat geschrieben:The log data shown comes from three sources: everything any of the daemon's processes logged with libc's syslog() call, everything submitted using the native Journal API, plus everything any of the daemon's processes logged to STDOUT or STDERR.
Auf der Seite wird auch erklärt, warum das eine Datenbank sein muss, unglaublich. Und selbst wenn man die Meldungen aus dieser Datenbank wieder heraus bekommt: die liegt per default in einem tmpfs -- einfach genial. Ich lasse ein paar Rechner mit /var/log im tmpfs laufen, aber per Default? 8O

Auf der einen Seite vertraue ich ja auf Debian, dass es weiterhin Alternativen geben wird. Aber man muss befürchten, dass einige Programme vom systemd technisch abhängig werden so wie der xserver vom udevd. Dann hilft auch Debianequivs nicht mehr und dann?
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von catdog2 » 20.07.2013 17:24:01

Das kann man schlecht vergleichen, die service files enthalten nur Konfiguration, mit den init-Scripts kann man alles machen, was die Shell hergibt
Ist es sinnvoll an dieser Stelle alles machen zu können? Beliebigen Code irgendwo zur Ausführung bringen kann man immer dann kann man sich aber auch auf gar nix verlassen. Gib mal ein Beispiel was man damit nicht abdecken kann.
Für die service files muss man mal wieder eine neue Sprache lernen. Und ich fürchte, das wird genauso aussichtslos wie beim udevd, nachdem die beiden jetzt zusammen gehören. Die Fehlersuche wird deshalb auch nicht einfacher, dazu kommt noch, dass man im Quelltext vom systemd suchen muss.
Sieht jetzt eher einfach aus: https://wiki.archlinux.org/index.php/Systemd/Services , Dokumentation scheint auch reichlich vorhanden zu sein.
Dank "dependency based boot" gibt's auch noch eine Fehlerquelle mehr. Niemand erwartet, das ein neues Init-System tausende von Abhängigkeits-Kombinationen richtig beherrscht, noch dazu dynamisch. Aber mit systemd werden solche Probleme mit selten genutzten Paketen wohl nicht gefixt werden, weil das alte Paket nicht zum Design von systemd passt.
Debian benutzt jetzt schon dependency based boot, funktioniert Problemlos oder was meinst du?
Auf der Seite wird auch erklärt, warum das eine Datenbank sein muss, unglaublich. Und selbst wenn man die Meldungen aus dieser Datenbank wieder heraus bekommt: die liegt per default in einem tmpfs -- einfach genial. Ich lasse ein paar Rechner mit /var/log im tmpfs laufen, aber per Default? 8O
Da frag ich mich allerdings auch was der mist soll.
so wie der xserver vom udevd.
Oh automatische Hardwareerkennung und input hotplugging sind ja Teufelszeug, am besten alles schön statisch wie vor 20 Jahren.
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von cosmac » 20.07.2013 18:03:26

catdog2 hat geschrieben:
Das kann man schlecht vergleichen, die service files enthalten nur Konfiguration, mit den init-Scripts kann man alles machen, was die Shell hergibt
Ist es sinnvoll an dieser Stelle alles machen zu können?
Jein, User dürfen ja offiziell kein Script ändern. Aber wenn ein Maintainer eine neue Funktion braucht, muss er hoffen, dass systemd die irgendwann bereit stellt -- oder er baut sie einfach in sein Script ein. Oder: Ich als Benutzer kann z.B. mit einem Stecker im Com-Port wählen, welche Init-Scripte beim booten ausgeführt werden.
Sieht jetzt eher einfach aus: https://wiki.archlinux.org/index.php/Systemd/Services , Dokumentation scheint auch reichlich vorhanden zu sein.
Klar sieht das einfach aus, ist ja nur Konfiguration. Zum udevd gab's auch reichlich veraltete Dokumentation, weil sich ständig alles geändert hat. O.K., ich muss zugeben, ich hab' noch nicht gesucht, schließlich will ich den systemd nicht installieren.
Dank "dependency based boot" gibt's auch noch eine Fehlerquelle mehr. Niemand erwartet, das ein neues Init-System tausende von Abhängigkeits-Kombinationen richtig beherrscht, noch dazu dynamisch. Aber mit systemd werden solche Probleme mit selten genutzten Paketen wohl nicht gefixt werden, weil das alte Paket nicht zum Design von systemd passt.
Debian benutzt jetzt schon dependency based boot, funktioniert Problemlos oder was meinst du?
Debian legt Wert darauf, dass die neue Technik kompatibel ist und funktioniert. Beim systemd sieht es eher so aus: "wir wissen, was richtig und falsch ist und wir wissen, was der User braucht und was nicht". Z.B. gab's die Forderung, jeden daemon umzubauen (er darf nicht forken oder so), damit der unter systemd laufen kann.
so wie der xserver vom udevd.
Oh automatische Hardwareerkennung und input hotplugging sind ja Teufelszeug, am besten alles schön statisch wie vor 20 Jahren.
Überhaupt nicht, hotplugging für X war mir so wichtig, dass ich dafür den udevd umgebaut habe und laufen lasse.
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von jkoerner » 20.07.2013 19:11:43

Da ich mein Debiansystem für die Arbeit benötige muß es zuverlässig das erfüllen was ich von installierten Programmen erwarte.
Systemd hat einige Dienste, die per Standard reibungslos starten sollten und auch dafür programmiert waren, nicht starten lassen. Das war nur über (manuelle) Umwege zu erreichen. So etwas ist für mich ein KO-Kriterium.
Wer die Zeit hat und es als Herausforderung begreift darf gerne frickeln. Ich mach‘ es nicht mehr bei so wichtigen Sachen wie dem Systemstart und damit verbundenen Diensten.

Wenn ein Programm so zuverlässig arbeitet wie sysvinit muß es dann aber in anderer Hinsicht ein Fortschritt sein. Sonst benötigt man es nicht.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von JTH » 20.07.2013 22:41:05

cosmac hat geschrieben:Wie funktioniert eigentlich das syslog mit systemd? Es gibt keinen Paketkonflikt mit rsyslog obwohl systemd alle messages abfängt. Wird der rsyslogd einfach nicht mehr gestartet obwohl er installiert ist?
Im Fedora-Lager gibt’s gerade eine (hitzige) Diskussion, nur noch auf das Journal von systemd zu setzen [1].

[1] https://lists.fedoraproject.org/piperma ... 85329.html
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Re: AW: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Colttt » 20.07.2013 22:59:06

Upstart ist nicht nur schlecht wenn sich da ein paar ran setzen die ahnung habn ists sogar ganz gut, abr man sollte sich fragen warum man sysinit ersetzen will und ob es wirklich vorteile gibt..
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von photor » 22.07.2013 18:52:45

Dogge hat geschrieben:Ich habe vor der Neuinstallation wegen meines neuen Laptops mal ein paar Monate systemd eingesetzt. Schien eigentlich problemlos zu laufen. Da ich aber nicht in den Tiefen meines Systems herumwerkele war der einzige Unterschied, den ich bemerkte ein anderes Kommando um Dienste zu beenden, starten oder neu zu starten. ;)
In die gleiche kerbe kann ich auch hauen: meinen kleinen alten Laptop habe ich letztens mit ArchLinux gefüllt. Dort wird systemd als Init-System einegsetzt (genau genommen, war das ein Grund, ArchLinux auszuprobieren). Was mir direkt aufgefallen ist; der Rechner war um einiges schneller "da" als die Debian-Installation (das geht jetzt bitte NICHT gegen Debian :) ). An die neuen Befehle zum starten, stoppen, restarten, reloaden etc kann man sich gewöhnen. Der Lappy hat aber auch keine soo komplizierte Installation (kein Gnome, kein KDE wegen zu wenig Speicher; xfce als grafische Oberfläche).

Was ich nicht beurteilen kann, ist, wie sich das Ganze von Entwickerseite warten lässt. Ich selbst habe selten in den Init-Ablauf eingreifen müssen.

Nur ein keliner Einwurf,

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von schorsch_76 » 22.07.2013 20:42:53

Was mich an systemd stört ist, das es die Unixphilosophie "Ein Tool für genau einen Zweck" bricht.
  • syslog Ersatz
  • init Kontrolle
  • Bruch mit andern Unixoiden Systemen. Insbesondere Debian/kfreebsd.
Auch unter Debian habe ich schon systemd eingesetzt. Bei mir war der boot bis zum Loginmanager gleich lang wie mit sysvinit.

Gruß
schorsch

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von nudgegoonies » 26.07.2013 10:34:01

photor hat geschrieben:In die gleiche kerbe kann ich auch hauen: meinen kleinen alten Laptop habe ich letztens mit ArchLinux gefüllt. Dort wird systemd als Init-System einegsetzt (genau genommen, war das ein Grund, ArchLinux auszuprobieren). Was mir direkt aufgefallen ist; der Rechner war um einiges schneller "da" als die Debian-Installation (das geht jetzt bitte NICHT gegen Debian :) ).Photor
Es kommt auch darauf an, was für eine Installation Du gemacht hast. Mit oder ohne Desktop, wie sind die Desktops konfiguriert, wie viele Dienste laufen da beim einen und beim anderen. Man kann nur dann beurteilen was schneller ist, wenn man exakt die selbe Installation verwendet und wirklich nur das Init-System austauscht. Alles andere halte ich für einen Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.
Soft: Bullseye AMD64, MATE Desktop. Repo's: Backports, kein Proposed, eigene Backports. Grafik: Radeon R7 360 MESA.
Hardware: Thinkstation S20, Intel X58, 16GB, Xeon W3530, BCM5755 NIC, EMU10K1 SND, SATA SSD+HDS und DVD+RW.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von artemis » 26.07.2013 11:53:21

schorsch_76 hat geschrieben:Was mich an systemd stört ist, das es die Unixphilosophie "Ein Tool für genau einen Zweck" bricht.
Ist dass denn so? Ich weiß es nicht genau, aber ich meine, dass es zwar ein Projekt ist, aber in mehrere Programme unterteilt ist... (?)
schorsch_76 hat geschrieben:Auch unter Debian habe ich schon systemd eingesetzt. Bei mir war der boot bis zum Loginmanager gleich lang wie mit sysvinit.
Hattest du systemd nur installiert oder auch aktiviert:
README.Debian hat geschrieben:To test systemd, add:
init=/bin/systemd
to the kernel command line and then rebooting, or install the systemd-sysv package.
Wobei ich auch damit keine großen Änderungen feststellen konnte...

MfG,
artemis

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Dogge » 26.07.2013 12:08:59

Ich hatte das in Grub geändert. Ob der Bootvorgang nun schneller oder langsamer wurde konnte ich nicht feststellen, da ich die Zeiten nicht messe und ja auch nicht jede Woche boote...
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von schorsch_76 » 26.07.2013 12:18:48

artemis hat geschrieben: Hattest du systemd nur installiert oder auch aktiviert:
README.Debian hat geschrieben:To test systemd, add:
init=/bin/systemd
Ganz genau so war es auch aktiviert. Es verändert sich ja auch das Bootverhalten und die Ausgabe ;)

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von smutbert » 26.07.2013 12:31:02

Also bei mir ist systemd schon spürbar schneller. Mein System liegt auf einer SSD und wenn ich mit sysvinit starte sehe ich einige Sekunden lang den Splash Screen von plymouth, verwende ich dagegen systemd kommt der PC gar nicht dazu den Splash Screen darzustellen - bis das Logo des sich einschaltenden Bildschirms weg ist, wartet auch schon der Anmeldebildschirm.

Etwas anderes was ich früher immer wieder einmal und jetzt aktuell wieder ausprobiert habe ist Debianfile-rc. Das Paket ersetzt nicht etwa init sondern nur das System mit den Symlinks in /etc/rc?.d mit einer einzigen Konfigurationsdatei (/etc/runlevel.conf). In der wird festgelegt welche Dienste in welchem Runlevel gestartet und gestoppt werden.
Das blöde ist nur, dass systemd für Dienste, die (noch) nichts von systemd wissen, also nur die althergebrachten Startskripte in /etc/init.d mitbringen, von systemd nicht mehr gestartet werden, wenn man Debiansysv-rc durch Debianfile-rc ersetzt (besonders aufgefallen sind mir Debiangdm3 und Debianconsole-setup).

jetzt bin ich mir unsicher ob mir systemd oder das klassische init & file-rc statt sysv-rc besser gefallen soll.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von KP97 » 26.07.2013 13:56:55

Auch ich setze seit langer Zeit file-rc ein, welches mit Systemd nicht kompatibel ist.
Aber ein bloßes Installieren des Paketes systemd und das Ändern der Kernelzeile macht auf Debian keinen Unterschied, da ja weiterhin die
vorhandenen Initscripte benutzt werden. Dies haben ja auch einige User hier bereits festgestellt. Auch fehlen jede Menge der Service-Dateien, was die ganze Sache sehr unübersichtlich macht. Getestet hatte ich das auf einer gesonderten Testpartition.
Um zu erfahren, wie Systemd nun wirklich funktioniert, habe ich mir ein Arch Linux installiert, was meines Wissens die einzige Distri ist, die das Prinzip komplett umgesetzt hat. Und siehe da, die Service-Dateien waren vollzählig und der Start war gefühlt auch wohl etwas schneller.
Aber das ist nicht so aussagekräftig, da ja auch einige Programme fehlten.
Das Handling ist allerdings gewöhnungsbedürftig und die Pflege der Service-Dateien auch nicht mal eben so umzusetzen.
Da muß man sich schon gezielt mit auseinandersetzen.
Ebenso ist das Prinzip des Journals, was wir als Syslog kennen, sehr umständlich. Auf Anhieb habe ich keine Möglichkeit gefunden, da mal hineinzusehen. Ich habe dann aber auch nicht weiter gesucht, fand ich schon ziemlich nervig.
Letztlich bin ich froh, daß es bei Debian noch file-rc und die Initscripte gibt. Da läßt sich ein eigenes Script mal schnell unterbringen, was mit Systemd erst durch das Schreiben eines neuen Services möglich ist.
Von Systemd war ich nicht sonderlich begeistert, daher hoffe ich, daß wir bei Debian noch etwas davon verschont werden.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von smutbert » 26.07.2013 14:07:35

zwischen dem Systemstart mit init und systemd ist, wie ich geschrieben habe, schon ein Unterschied. Vielleicht wäre er wäre bei vollständigerer Umsetzung größer.
rsyslog läuft auch mit systemd einwandfrei - ich habe den Eindruck, dass das journal von systemd viele Meldungen gar nicht erfaßt und (noch) gar kein vollständiger Ersatz sein will.

Aber egal ob es einmal zum Standard wird oder nicht, glaube ich, dass uns Debian auf jeden Fall die Wahl lassen wird, wie es ja jetzt schon ist.

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von storm » 28.07.2013 13:07:05

Was mich an dieser Diskussion (nicht hier, sondern generell ob systemd als init-System zum Einsatz kommen soll) schon seit einiger Zeit stört ist, dass systemd einen ganzen Sack voll Ideen aufgegriffen hat, die vorher schon existierten, aber jetzt, in der Diskussion, ob systemd der Ersatz sein soll, keine gleichwertige Chance haben.
Jahrelang lief hier runit als init-System sehr gut, wenn auch mit einigem Aufwand zur Anpassung (der sysvinit-Kram sollte schon aus Komfortzwecken weiter funktionieren und mit essential-Status wird man den Kram eh nicht los). Und wenn man sowas wie runit und systemd nebeneinander stellt und die Funktionalität vergleicht, fragt man sich schon, warum jetzt auf Teufel komm raus systemd das neue Goldkalb ist. Erst recht, wenn systemd in vielen Belangen eigentlich das komplette Gegenteil der Gedanken hinter runit darstellt.
drivers/ata/libata-core.c: /* devices which puke on READ_NATIVE_MAX */

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Saxman » 29.10.2013 11:54:00

Kleines Update zum Stand der Dinge: Debians tech-ctte (technical committee) befasst sich seit kurzem mit der Sache: Debian Bugreport727708.
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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von Jerry » 29.10.2013 12:28:53

Ich bin echt gespannt wie das aus geht, mMn. ist die Abhängigkeit von Gnome zu systemd echt gefährlich für freie Software. Sie verhindert ein freies Entscheiden und das nicht nur für die Anwender sondern auch für die Entwickler.
Selbst der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt Lao Tse (~ 600-400 v. Chr.)

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Re: Debians Init-System der Zukunft

Beitrag von DerChris » 29.10.2013 18:21:28

Pro-Linux bringt auch was zum Thema.
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