Ich bin vor der Zeit geboren und aufgewachsen, als Opfer als Schimpfwort gebraucht wurde. Dementsprechend existiert es mit dieser Konnotation nicht in meinem Wortschatz.
Ich meine Opfer im Sinne einer Opfermentalität im Gegensatz zur Schöpfermentalität.
In diesem Kontext definiere ich ein Opfer so, dass es immer Opfer der Umstände ist, für nichts etwas kann, was ihm passiert, keinerlei Gestaltungsmöglichkeit hat, und alle anderen für das eigene Unglück verantwortlich sind.
Also, wenn ein solches "Opfer" Amok läuft und nachher dieses damit begründet, dass die anderen ihn permanent gereizt und gehänselt hätten, dann entschuldigt er sein Verhalten damit, dass die anderen dafür verantwortlich wären.
Solch einem Opfer fehlt es in diesen Momenten (oder auch in der Grundeinstellung) an der Fähigkeit darüber nachzudenken,
- was man selber dazu beigetragen hat, dass etwas so geworden ist, wie es ist, bzw.
- was man selber dazu beitragen kann, dass etwas sich anders entwickelt, als man befürchtet, bzw.
- wie man selber eine Situation so bewerten kann, dass es einem gut geht.
Wenn jetzt Hater hergehen und systemd als den Untergang des Abendlandes, oder zumindest der eigenen Existenz ansehen, Herrn Pöttering beschimpfen deswegen und damit begründen, dass Herr Pöttering ja auch pöbelt... Dann ist das nach meiner Definition eindeutig eine Opfermentalität... Und die hat noch sehr selten jemandem oder gar einem System auf Dauer geholfen.
Und wenn dann ALLES, was nicht funktioniert, einem $SCHIMPFWORT systemd in die Schuhe geschoben wird, man sich aber standhaft dagegen wehrt, sich damit auseinanderzusetzen (um ev. draufzukommen, dass das, was man von $SCHIMPFWORT systemd denkt, ja gar nicht stimmt), oder Bugreports zu verfassen (weil $SCHIMPFWORT systemd ist ein $ZWEITES_SCHIMPFWORT und muss sterben, und LP mit dazu)... dann ist das ebenso eine Opfermentalität...
DAS meine ich mit "Opfer"