ZFS/ZoL und Linux 5.0

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jph
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ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von jph » 15.01.2019 21:25:15

Die Kernel-Entwickler ziehen in Sachen ZFS/ZoL mit Linux 5.0 die Lizenzdaumenschrauben an.

https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 74619.html
https://www.golem.de/news/kernel-zfs-fu ... 38698.html

Wie wird Oracle darauf reagieren? Und: wird das mittelfristig Btrfs beflügeln?

(Die Flamewars können von mir aus bei Heise und Golem bleiben… brauche ich nicht unbedingt hier. Bitte geht respektvoll miteinander um)

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hikaru
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 15.01.2019 23:07:54

jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 21:25:15
Wie wird Oracle darauf reagieren?
Gar nicht. Oracle hat zfs unter CDDL von Sun übernommen. Die könnten kaum die Lizenz wechseln, selbst wenn sie wollten, denn dazu müssten sie entweder die Originalautoren um Erlaubnis fragen, oder deren Code austauschen.
Beides schätze ich vom Aufwand her nahe an unmöglich ein.
Falls die Entscheidung von GKH so stehen bleibt*, ist was realistischerweise passieren wird, dass zfs ein dkms-Modul werden wird. Dann verbraten ein Haufen Leute unnötig Strom zum Bauen des Moduls, statt dass es einmal der Distributor macht, aber mehr wird nicht passieren.
jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 21:25:15
Und: wird das mittelfristig Btrfs beflügeln?
Zumindest wegen der Lizenzgeschichte wird es nichts geben außer einem Strohfeuer - bis alle mitgekriegt haben, dass sich mit der dkms-Lösung praktisch nichts ändert.


*) Ich könnte mir vorstellen, das Linus dazu nochmal ein Wörtchen sagt, insbesondere seit seinem Sinneswandel, dass doch bitte alle lieb miteinander spielen sollen.


Edit:
Debianzfs-dkms ist ja schon ein dkms-Paket. Also wird sich in der Praxis exakt gar nichts ändern.

reox
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von reox » 16.01.2019 14:54:53

Was ich nicht ganz verstehe: In wie fern löst ein dkms das Lizenz problem?
Weil ich den Code selber kompiliere gilt die Lizenz nicht mehr? Oder einfach wo kein Kläger da kein Richter?

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hikaru
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 16.01.2019 15:48:23

GPL und CDDL beziehen sich nur auf das Verbreiten der Software, nicht auf deren Nutzung. Probleme entstehen, wenn man Code inkompatibler Lizenzen mischt und das Ergebnis (hier ein Binary in Form eines Kernelmoduls) verbreitet.
dkms löst das Problem, indem es die Verbreitung gemischter Werke vermeidet. Du beziehst den Kernel und den Code für das zfs-Modul getrennt voneinander und erstellst erst auf deienm System ein gemischtes Werk in Form eines binären Kernelmoduls. dkms vereinfacht den Modulbau dermaßen, dass du bei der Installation abgesehen von einem CPU-Spike gar nicht mitbekommst, das da kein gewöhnliches Binärpaket installiert wurde.

Das gebaute Modul darfst du dann benutzen aber nicht verbreiten.

reox
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von reox » 16.01.2019 16:35:09

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.01.2019 15:48:23
GPL und CDDL beziehen sich nur auf das Verbreiten der Software, nicht auf deren Nutzung.
Ah ja richtig, ok dann macht das sinn.

schwedenmann
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von schwedenmann » 16.01.2019 17:38:11

Hallo


Konkret geht es doch um diese Funktion


zitiert nach dem oben verlinkten 1. Heise-Artikel
Konkret geht es hier um den Zugriff auf die Fließkommafunktionen von x86-CPUs, die bislang über die Funktionen __kernel_fpu_begin() und __kernel_fpu_end() erfolgten. Diese wurden mit Version 5.0 entfernt, da kein im Mainstream-Kernel enthaltener Code mehr diese Funktionen nutzt und sie darüber hinaus schon seit langem als "deprecated", also abgekündigt, markiert wurden.

Zol muß "nur" den Aufruf dieser Funktion unterbinden, dann benötigt ZoL doch kein dkms mehr, oder sehe ich das was falsch.
Siehe dazu den letzten Abschniiit (update) des 1. heise Artikels.

mfg
schwedenmann

P.S.
was macht diese Funktion eigentlich und warum benötigt (anscheinend aber nicht zwingend), bzw. kann ZoL die Nutzung deaktivieren ?

dufty2
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von dufty2 » 16.01.2019 17:42:06

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 23:07:54
Gar nicht. Oracle hat zfs unter CDDL von Sun übernommen. Die könnten kaum die Lizenz wechseln, selbst wenn sie wollten, denn dazu müssten sie entweder die Originalautoren um Erlaubnis fragen, oder deren Code austauschen.
Nö.
Oracle hat ja SUN aufgekauft und damit alle Rechte miteingekauft.
Als Entwickler einer Firma tritts Du quasi alle Rechte ab, genauer: alle Rechteverwertung Deines Codes,
dafür wirds Du ja mit Deinem Gehalt entlohnt.
Rein rechtlich - ;) - bleibst Du der Urheber - was Dir aber in der Praxis so gut wie nichts mehr bringt.

Anders schaut es natürlich bei Code von Hobby-Programmieren/Selbstständigen aus, da müsste Oracle tatsächlich nachfragen.

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hikaru
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 16.01.2019 18:13:07

dufty2 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.01.2019 17:42:06
Als Entwickler einer Firma tritts Du quasi alle Rechte ab, genauer: alle Rechteverwertung Deines Codes,
dafür wirds Du ja mit Deinem Gehalt entlohnt.
Erkläre diese Sichtweise mal einem chinesischen Entwickler! ;)

Allgemein wird Urheberrecht international sehr unterscheidlich gehandhabt. Die Angelsachsen kennen es praktisch gar nicht. Da gibt es nur Copyright, was viel mehr Verwertungsrecht als Urheberrecht ist. SUN war ganz im Gegenteil zu Oracle auch eher FLOSS-freundlich. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht wenige SUN-Mitarbeiter gab, die explizit in ihren Verträgen Klauseln hatten, welche ihnen ein Mitspracherecht bei der "feindlichen Relizensierung" ihres Codes einräumte - insbesondere vor dem Hintergrund der praktisch hauseigenen eher liberalen CDDL, welche schon damals im Wettberwerb zur eher restriktiven GPL stand.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von r4pt0r » 17.01.2019 16:11:11

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 23:07:54
jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 21:25:15
Wie wird Oracle darauf reagieren?
Gar nicht. Oracle hat zfs unter CDDL von Sun übernommen. Die könnten kaum die Lizenz wechseln, selbst wenn sie wollten, denn dazu müssten sie entweder die Originalautoren um Erlaubnis fragen, oder deren Code austauschen.
Zudem hat OpenZFS nichts mit Oracle am Hut und 'Oracle ZFS' entspricht zum Großteil noch immer der Codebasis zum Zeitpunkt der Annihilation von Sun, da sämtliche wichtigen Entwickler (nicht nur von ZFS) sofort danach abgewandert sind. Dank der CDDL kann Oracle keine Patches gegen OpenZFS oder neue Features in sein (de facto proprietäres, da kein Quellcode veröffentlicht wird und die Binaries nur unter EULA veröffentlicht werden) ZFS aufnehmen, hinkt in vielen Bereichen daher noch gewaltig hinterher. Oracle hat auch keinerlei Rechte oder Befugnisse an/über OpenZFS, kann in desem Fall also überhaupt nicht "reagieren". Zudem hat Oracle bisher OS-Projekte ausschließlich zerstört, ausbluten lassen und ggf in eigene, proprietäre Software eingegliedert oder überführt - da friert eher die Hölle zu als dass Oracle irgendwas in eine (andere) OS-Lizenz überführt geschweige denn überhaupt einen Finger für ein OS-Projekt krumm macht...

Aber auch OpenZFS wird garantiert keine Neulizenzierung vornehmen, erst recht nicht hin zu einer Viralen und restriktiven Lizenz wie der GPL.


Was den Schmarrn im 5.0 Kernel betrifft bzw das Theater das darum betrieben wird, ist das wohl einfach wieder Lizenz-FUD der von ein paar wenigen egomanen vorangetrieben wird, die mehr Interesse an persönlicher Politik und der Pflege ihres "not invented here"-Syndroms haben als an funktionierendem Code. Leider ist das ja mittlerweile in vielen Linux-Projekten die Norm geworden... :roll:
Dass man damit in erster Linie sich selbst und den Entwicklern schadet, wird von diesen GPL-Kreuzzüglern grundsätzlich ignoriert bzw es sind natürlich immer die anderen Schuld, weil die eine "böse Lizenz" haben. :facepalm:


Da OpenZFS klar in upstream/core und OS-spezifsche ports gegliedert ist schießt sich mit dieser Aktion aktuell nur Linux selbst ins Knie. Der Windows-Port soll dieses Jahr wohl sogar ein Testrelease bekommen, somit wäre Linux im schlimmsten Fall sogar das einzige OS das kein ZFS unterstützt.

BTRFS wird davon sicher nicht 'profitieren' - da es ganz klar nie mit dem Maßstab "production safe" entwickelt wurde und mittlerweile sämtliche größeren Firmen die Unterstützung bzw Entwicklungsarbeiten eingestellt haben. BTRFS wird also weiterhin eine Totgeburt bleiben.
Wenn überhaupt jemand Profitiert, sind das FreeBSD und illumos - da beide noch mehr als bisher die de-facto Standard-Entwicklungplatformen für ZFS sein/bleiben werden und - sofern der CDDL-FUD und gezielte blockade von OpenZFS in Linux weiter betrieben wird - dürften auch einige Entwickler und Firmen (wieder) zu FreeBSD oder illumos abwandern (ich denke da z.B. speziell an Nexenta, die einen großen Teil an OpenZFS/ZoL-Entwicklern beschäftigen).

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von MSfree » 17.01.2019 16:31:57

r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.01.2019 16:11:11
Was den Schmarrn im 5.0 Kernel betrifft bzw das Theater das darum betrieben wird, ist das wohl einfach wieder Lizenz-FUD der von ein paar wenigen egomanen vorangetrieben wird, die mehr Interesse an persönlicher Politik und der Pflege ihres "not invented here"-Syndroms haben als an funktionierendem Code.
Vielleicht solltest du dich mal ein wenig mit Urheberrecht beschäftigen, bevor du so abfällig über die Softwaremaintainer urteilst.

Von denen hat nämlich keiner Lust, von einem Softwareriesen wie Oracle wegen Lizenzverletzungen verklagt zu werden und im Zweifelsfall mehrere Millionen Euro Schadensersatz zahlen zu müssen. Schau doch einfach mal die Lizenzstreitigkeiten zwischen Apple und Qualcomm an, da geht es um Summen, daß es einem schwindelig wird. Klar, man kann jetzt sagen, daß es keinen falschen trifft. Die Linuxgemeinde könnte aber einpacken, wenn sie mit solchen Streitigkeiten konfrontiert wird.

Insofern ist das alles andere als Eitelkeit, Kreuzzug oder FUD, es ist ganz einfach Selbstschutz, Software mit inkompatibler Lizenz nicht so zu vermengen, daß es urheberrechtlich gefährlich wird.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von r4pt0r » 17.01.2019 17:15:26

Nochmal: Oracle hat keine Rechte am Quellcode von OpenZFS. Dafür hat Paragaph 2.1c) gesorgt:
(c) The licenses granted in Sections 2.1(a) and (b) are effective on the date Initial Developer first distributes or otherwise makes the Original Software available to a third party under the terms of this License.
Als Sun ZFS unter CDDL veröffentlicht hat wurde diese Codebasis unwiderruflich nach den Bedingungen der CDDL frei verfügbar gemacht. Selbes gilt für die Codebasis von OpenSolaris, aus der illumos hervorgegangen ist. Oracle handelte Lizenzwidrig als sie aufhörten Quellcode für OpenSolaris und ZFS zu veröffentlichen und beides nur noch in binärform unter EULA verfügbar machten.

Die CDDL erlaubt die Verbreitung auch als Teil eines größeren Werkes, das dabei unter anderer Lizenz stehen darf (siehe 2.1a) der CDDL). Bedingung ist nur, dass für die unter CDDL stehenden Bestandteile des größeren Werkes der Quellcode noch immer unter CDDL verfügbar sein muss (genau deshalb kann Oracle auch keine Teile von OpenZFS übernehmen, sonst müssten sie den Quellcode wieder unter CDDL offen legen!).
Die GPL ist Viral - sie fordert dass alle Komponenten des Werkes unter GPL gestellt werden, daher kann OpenZFS niemals direkt mit dem Linux-Kernel verbreitet werden bzw Treiber/Module in diesen Integriert werden.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von jph » 17.01.2019 20:32:22

r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.01.2019 16:11:11
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 23:07:54
jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.01.2019 21:25:15
Wie wird Oracle darauf reagieren?
Gar nicht. Oracle hat zfs unter CDDL von Sun übernommen. Die könnten kaum die Lizenz wechseln, selbst wenn sie wollten, denn dazu müssten sie entweder die Originalautoren um Erlaubnis fragen, oder deren Code austauschen.
Zudem hat OpenZFS nichts mit Oracle am Hut und 'Oracle ZFS' entspricht zum Großteil noch immer der Codebasis zum Zeitpunkt der Annihilation von Sun, da sämtliche wichtigen Entwickler (nicht nur von ZFS) sofort danach abgewandert sind.
Erklärst du bitte, ob OpenZFS und ZFS on Linux identisch sind? Ich stecke nicht tief genug in der Materie. Und darüber hinaus möchte ich dich bitten, deinen Ton („Lizenz-FUD“, „GPL-Kreuzzügler“, „Totgeburt“ etc.) zu mäßigen.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von novalix » 18.01.2019 12:44:45

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.01.2019 15:48:23
GPL und CDDL beziehen sich nur auf das Verbreiten der Software, nicht auf deren Nutzung. Probleme entstehen, wenn man Code inkompatibler Lizenzen mischt und das Ergebnis (hier ein Binary in Form eines Kernelmoduls) verbreitet.
Das Binary ist nicht das Problem. Die CDDL lässt es zu, dass es unter GPL weiter gegeben wird.
Die GPL fordert allerdings, dass auch der Quellcode des gesamten zusammengesetzten Codes unter den Bedingungen der GPL weiter gegeben werden darf. GPL-kompatible Lizenzen (BSD, MIT, Apache Software License) lassen das zu; die CDDL nicht. Deshalb gilt sie bei der Free Software Foundation als nicht GPL-Kompatibel.
Die CDDL ist halt etwas seltsam in ihrer "Liberaltät". Auf den ersten Blick erscheint sie BSD-like, enthält allerdings Elemente eines schwachen Copyleft und irritierende Bezüge zu Patentrechten und intellectual property.

Die verschwörungstheoretische Auffassung über das Zustandekommen der CDDL besagt, dass der ehemalige Posterboy der Unix-Workstations SUN in seiner wirtschaftlichen Agonie zum letzten Strohhalm gegriffen hat und wesentliche Teile seiner proprietären Software-Assets unter eine freie Lizenz gestellt hat. Nicht unter irgendeine freie Lizenz (man hätte ja auch BSD-like wählen können) sondern eine mit Bedacht so konzipierte, dass die wesentlichen freien Konkurrenten (Linux im Bereich Betriebssystem und Apache im Bereich Java-Implementierung) inkompatibel bleiben mussten.
Und tatsächlich ist es zwar relativ einfach eine weitesgehend permissive Lizenz zu bauen, die inkompatibel zu GPL ist, aber eine zu bauen, die inkompatibel zur ASF ist, dazu gehört schon ein gewisses Maß höherer juristischer Hexenmeisterkunst.

Das ist natürlich nur Verschwörungstheorie. Die "Kreuzzügler" sitzen *immer* auf Seiten der GPL.
Die FSF fordert im übrigen gar nicht den Verzicht auf die CDDL, sondern eine deutliche Klärung in Richtung GPL-Kompatibilität.[1]

Dass Oracle als Käufer der Lizenzrechte von SUN so gar nichts mit dem ganzen Geschehen zu tun hätte, will ich nicht so recht glauben.
Immerhin haben die jüngst, mir nichts die nichts, DTrace für Linux, das heißt unter GPL, veröffentlicht.
Anscheinend musste in diesem Fall kein Jörg SchillingEntwickler um seinen Segen gebeten werden.

[1]Likewise, the copyright holders of ZFS (the version that is actually used) can give permission to use it under the GNU GPL, version 2 or later, in addition to any other license. This would make it possible to combine that version with Linux without violating the license of Linux. This would be the ideal resolution and we urge the copyright holders of ZFS to do so. https://www.fsf.org/licensing/zfs-and-linux
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 18.01.2019 14:29:15

novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 12:44:45
Das Binary ist nicht das Problem. Die CDDL lässt es zu, dass es unter GPL weiter gegeben wird.
Die GPL fordert allerdings, dass auch der Quellcode des gesamten zusammengesetzten Codes unter den Bedingungen der GPL weiter gegeben werden darf. GPL-kompatible Lizenzen (BSD, MIT, Apache Software License) lassen das zu; die CDDL nicht. Deshalb gilt sie bei der Free Software Foundation als nicht GPL-Kompatibel.
Ich sehe nicht, dass sich Code und Binary hier trennen ließen.
Sowohl CDDL als auch GPL fordern, dass der Code zu einem gelieferten Binary zur Verfügung gestellt werden. Beide fordern außerdem, dass die Code-Lizenz beibehalten wird - die CDDL nur für den eigenen Code, die GPL für das Gesamtwerk.
Mischwerke aus CDDL- und GPL-Code sind daher nicht verteilbar, also kann man auch keine daraus erstellten Binarys verteilen weil man den Code nicht lizenzkonform liefern kann.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 12:44:45
Die CDDL ist halt etwas seltsam in ihrer "Liberaltät". Auf den ersten Blick erscheint sie BSD-like, enthält allerdings Elemente eines schwachen Copyleft und irritierende Bezüge zu Patentrechten und intellectual property.
Ich behaupte, die CDDL wirkt nur deshalb seltsam, weil die GPL dank ihrer Popularität das gesamte Copyleft-Universum überstrahlt.
Dabei ist es nicht das Copyleft, was die GPL von der CDDL unterscheidet, sondern ihre Infektiösität. Das haben nur viele nicht auf dem Schirm, weil sie im Grunde "Copyleft" mit "GPL" gleichsetzen und daher davon ausgehen, dass eine Copyleft-Lizenz automatisch infektiös ist.

Wären die Popularitätsrollen vertauscht, dann würde sich jeder über die Infektiösität der GPL wundern, nicht über das Copyleft.
Dass sich eine Copyleft-Lizenz gegen Relizensierung wehren muss (wie es sowohl GPL als auch CDDL tun) liegt in der Natur der Sache. Punkt 6 der CDDL, der sich mit Patenten beschäftigt, tut das meiner Lesart nach, um Patentstreitigkeiten abzuwehren.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 12:44:45
Die verschwörungstheoretische Auffassung über das Zustandekommen der CDDL besagt, dass der ehemalige Posterboy der Unix-Workstations SUN in seiner wirtschaftlichen Agonie zum letzten Strohhalm gegriffen hat und wesentliche Teile seiner proprietären Software-Assets unter eine freie Lizenz gestellt hat. Nicht unter irgendeine freie Lizenz (man hätte ja auch BSD-like wählen können) sondern eine mit Bedacht so konzipierte, dass die wesentlichen freien Konkurrenten (Linux im Bereich Betriebssystem und Apache im Bereich Java-Implementierung) inkompatibel bleiben mussten.
Und tatsächlich ist es zwar relativ einfach eine weitesgehend permissive Lizenz zu bauen, die inkompatibel zu GPL ist, aber eine zu bauen, die inkompatibel zur ASF ist, dazu gehört schon ein gewisses Maß höherer juristischer Hexenmeisterkunst.
Mir fehlt das juristische Handwerkszeug um zu beurteilen, ob Apache-Lizenz und CDDL kompatibel sind. Aus dem Stehgreif würde ich keine Probleme erwarten und ich sehe mich durch [1] bestätigt.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 12:44:45
Die FSF fordert im übrigen gar nicht den Verzicht auf die CDDL, sondern eine deutliche Klärung in Richtung GPL-Kompatibilität.
Ich verstehe zwar, dass die FSF als Stallmeister der GPL diesen Standpunkt wählt, halte hier das Pferd aber trotzdem für von hinten aufgezäumt.
Die CDDL ist nicht inkompatibel zur GPL. Die GPL ist inkompatibel zur CDDL. Die GPL verlangt von der CDDL, ihren Code zur Relizensierung rauszurücken. Die CDDL wehrt sich lediglich dagegen, genau wie es die GPL andersrum auch tun würde. Die CDDL stellt aber gar keine Relizensierungsansprüche von Fremdcode.
(Edit: Die FSF müsste für zukünftige Versionen der GPL klären, ob Fremdcode zwingend relizensiert werden muss, oder ob es bei hinreichend kompatiblen Lizenzbestimmungen ausreicht, den Fremdcode unter Originallizenz einzubetten.)
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 12:44:45
Dass Oracle als Käufer der Lizenzrechte von SUN so gar nichts mit dem ganzen Geschehen zu tun hätte, will ich nicht so recht glauben.
Immerhin haben die jüngst, mir nichts die nichts, DTrace für Linux, das heißt unter GPL, veröffentlicht.
Ich kenne weder die Entwicklerstrukturen hinter zfs noch hinter dtrace. Fakt ist, dass jeder, der einen (Schöpfungshöhe erreichenden) Beitrag abgeliefert hat, erstmal das Recht hat mitzubestimmen ob sein Beitrag relizensiert werden darf.
Das zu organsierieren mag mal leichter (dtrace?) und mal schwerer (zfs?) fallen.


[1] https://www.apache.org/legal/resolved.html#category-b

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von novalix » 18.01.2019 19:21:06

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 14:29:15
Ich verstehe zwar, dass die FSF als Stallmeister der GPL diesen Standpunkt wählt, halte hier das Pferd aber trotzdem für von hinten aufgezäumt.
Die CDDL ist nicht inkompatibel zur GPL. Die GPL ist inkompatibel zur CDDL. Die GPL verlangt von der CDDL, ihren Code zur Relizensierung rauszurücken. Die CDDL wehrt sich lediglich dagegen, genau wie es die GPL andersrum auch tun würde. Die CDDL stellt aber gar keine Relizensierungsansprüche von Fremdcode.
(Edit: Die FSF müsste für zukünftige Versionen der GPL klären, ob Fremdcode zwingend relizensiert werden muss, oder ob es bei hinreichend kompatiblen Lizenzbestimmungen ausreicht, den Fremdcode unter Originallizenz einzubetten.)
Eine Relizensierung des Quellcodes, die die GPL einfordert, bezieht sich nur auf das Gesamtwerk, welches durch die Verlinkung von Elementen von GPL lizensierten Code und einem anders lizensierten Code entsteht. Der "Fremdcode" darf alleine weiterhin unter der angegebenen Lizenz weitergegeben werden.
Der Grund für diese Forderung ist die Befürchtung, dass bei einer Doppellizensierung, etwa GPL und BSD, zusammengesetzter Werke ein Einfallstor zur Umgehung des starken Copyleft gegeben sei.
So könnte beispielsweise ein Dritter her gehen und unter Bezugnahme auf die geltende BSD-Lizenz die Herausgabe des Quellcodes verweigern.

Falls - wie Du sagst - die CDDL sich gegen diese Bedingungen wehrt (oder verwehrt), dann ist das selbstverständlich ein Grund von Seiten der FSF aus zu sagen: In dem Fall ist diese Lizenz nicht kompatibel zur GPL.
Die Bedingungen der GPL gelten nun mal in einem GPL-lizensierten Code. Da kann die FSF nicht einfach so tun als wäre das egal.

Die Frage, die sich mir stellt, ist eher: Sind die Bedingungen der CDDL tatsächlich unbedingt inkompatibel zur GPL?

Ich habe dazu weder Expertise noch Fantasie diese Frage zu beantworten.
Über diese Frage wurde auch schon lange und ausführlich diskutiert, auch auf Ebene der Kontrahenten.
Ich sehe, dass in Sachen Bockbeinigkeit sich *beide* Seiten in nichts nachstehen.

Wenn es so sein sollte, dass die Inkompatibilität "in Wahrheit" gar nicht gegeben und lediglich eine unzutreffende Behauptung der "Taliban" sei, dann sehe ich keinen Grund, warum die Lizenzrechteinhaber eines CDDL-Codes nicht diese kleine Geste der expliziten Erlaubnis den Code so verwenden, wie es die GPL vorsieht, zu geben. Um des lieben Frieden willens.

Der andere Fall wäre ja, dass die Vertreter der CDDL ebenfalls eine Inkompatibilität sehen bzw. eine explizite Konkurrenz zur GPL anstreben und dementsprechend auch einfach sagen könnten: Ja klar, sind die Lizenzen nicht miteinander vereinbar. War so gedacht.

So weit ich informiert bin, gibt es kein nennenswertes Projekt (oder überhaupt eins) außerhalb der Codebasis von SUN, welches unter CDDL lizensiert ist. Die Lizenz ist ja eigens dafür geschaffen worden.

Mir ist unter den Umständen einfach nicht wirklich verständlich, was diese Lizenz zusätzlich zu den schon vorhandenen freien Lizenzlösungen eigentlich leisten soll.
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 18.01.2019 23:38:29

novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Eine Relizensierung des Quellcodes, die die GPL einfordert, bezieht sich nur auf das Gesamtwerk, welches durch die Verlinkung von Elementen von GPL lizensierten Code und einem anders lizensierten Code entsteht. Der "Fremdcode" darf alleine weiterhin unter der angegebenen Lizenz weitergegeben werden.
Natürlich! Das setzt aber trotzdem voraus, dass der Autor des CDDL-Codes damit einverstanden ist, dass sein Code unter GPL verbreitet wird. Was, wenn er zwar mit dem GPL-lizensierten Projekt (Linux) einverstanden ist, nicht aber mit der Lizenz an sich - wenn er z.B. nicht möchte, dass sein Code (als Teil des Kernels) infektiösen Charakter annimmt?
Ich halte das für ein valides anliegen. Ich sehe hingegen nur einen einzigen Punkt, der die unbedingte Forderung der GPL auf Unterwerfung von Fremdcode rechtfertigt, und das ist der Wunsch, das Gesamtwerk lizenzrechtlich einfach zu halten. Einfachheit in allen Ehren, aber ich finde es sollte auch andere Wege geben, die Aufgabe, ein Gesamtwerk zu erstellen, zu lösen.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Der Grund für diese Forderung ist die Befürchtung, dass bei einer Doppellizensierung, etwa GPL und BSD, zusammengesetzter Werke ein Einfallstor zur Umgehung des starken Copyleft gegeben sei.
Deshalb schrieb ich ja "hinreichend kompatibel". Es könnte z.B. eine Anforderung an unter Originallizenz eingebetteten Code sein, dass er selbst unter einer Copyleft-Lizenz steht.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Falls - wie Du sagst - die CDDL sich gegen diese Bedingungen wehrt (oder verwehrt), dann ist das selbstverständlich ein Grund von Seiten der FSF aus zu sagen: In dem Fall ist diese Lizenz nicht kompatibel zur GPL.
Natürlich. Aber es zäumt trotzdem das Pferd von hinten auf. Wenn ich dem Polizisten erzähle, dass ich dich nur geschlagen habe, weil du mir deine Brieftasche nicht freiwillig gegeben hast, dann mag das zwar stimmen, aber das Grundübel bleibt trotzdem, dass ich sie überhaupt von dir gefordert habe.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Die Bedingungen der GPL gelten nun mal in einem GPL-lizensierten Code. Da kann die FSF nicht einfach so tun als wäre das egal.
Aber sie diktiert die Bedingungen der GPL. Und wenn die GPL einseitig etwas fordert, kann man nicht andere Lizenzen dafür verantwortlich machen, wenn sie eine andere Auffassung vertreten.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Die Frage, die sich mir stellt, ist eher: Sind die Bedingungen der CDDL tatsächlich unbedingt inkompatibel zur GPL?
(Disclaimer: Laiengefasel) Ja, denn die GPL fordert eine Relizensierung von CDDL-Code und die CDDL lässt das nicht zu. Das ist aber nicht die Schuld der CDDL, so wie es nicht deine Schuld ist, dass du dich gegen meinen Versuch, deine Brieftasche zu kriegen wehrst.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Wenn es so sein sollte, dass die Inkompatibilität "in Wahrheit" gar nicht gegeben und lediglich eine unzutreffende Behauptung der "Taliban" sei, dann sehe ich keinen Grund, warum die Lizenzrechteinhaber eines CDDL-Codes nicht diese kleine Geste der expliziten Erlaubnis den Code so verwenden, wie es die GPL vorsieht, zu geben. Um des lieben Frieden willens.
Wenn das so drastisch wie du es formulierst zuträfe, dann relizensiert die CDDL schon deshalb nicht, weil man nicht mit "Terroristen" verhandelt.
Aber ich denke wir sind uns einig darüber, dass unser Argumentationsniveau in den Gänsefüßchen hier gerade die Wasserlinie unterschreitet. Und ich kann so schlecht plappern wenn ich die Luft anhalte.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
18.01.2019 19:21:06
Mir ist unter den Umständen einfach nicht wirklich verständlich, was diese Lizenz [Anm: CDDL] zusätzlich zu den schon vorhandenen freien Lizenzlösungen eigentlich leisten soll.
Sie stellt eine nicht-infektiöse Copyleft-Lizenz bereit. Ich halte das für einen lobenswerten Ansatz, der mir eigentlich sympathischer ist als die GPL. Im Endeffekt siegt aber auch bei mir hier Pragmatismus über Sympathie, so dass ich ein Werk im Zweifelsfall eher unter GPL als CDDL stellen würde, falls ich mich für eine einzige von beiden entscheiden müsste.

wanne
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von wanne » 21.01.2019 01:33:26

Sie stellt eine nicht-infektiöse Copyleft-Lizenz bereit.
Das ist falsch. Ganz im Gegenteil ist die CDDL ja nochmal eine Nummer härter. Sie verlangt sogar, dass du Patente auf kombinierte Werke nicht durchsetzen darfst. Und genau da kollidiert sie mit der GPL, die das erlaubt. (Im Sinne du darfst mit deinem Code machen was du willst.)
Der andere Fall wäre ja, dass die Vertreter der CDDL ebenfalls eine Inkompatibilität sehen bzw. eine explizite Konkurrenz zur GPL anstreben und dementsprechend auch einfach sagen könnten: Ja klar, sind die Lizenzen nicht miteinander vereinbar. War so gedacht.
Das ist so ein bisschen gespalten. Einige ehemalige Mitarbeiter von Sun sagen,man habe von Anfang an von der Problematik gewusst und die passende Patenklausel aber für wichtiger als die Kompatibilität zur GPL gefunden. Andere sagen die Lizenz wäre erst nach dem Gehen der vorherigen Mitarbeiter finalisiert worden und man hätte sich absichtlich mühe gegeben, kompatibel zur GPL zu sein. Offizielle Aussagen von Sun gab es nie.
Meine Verschwörungstheorie ist, dass SUN absichtlich die Gegenteiligen Behauptungen da gelassen hat. So hat man Komptibilität in der Grauzone zum Anfixen und wenn die Rechtsabtilungen meckern wäre man halt auf Solaris gewächselt.So wie MS mehr oder minder dabei erwischt wurde, Cracks für windows gebaut zu haben. Damit man chinesiche firmen erst mal anfixt und dann wenn sie genug Geld haben doch Geld verlangt.
Am Ende gehen die jetztihen ZoL-Entwickler offensichtlich davon aus, dass man nicht kompatibel zur GPL ist, sonst hätte man ja nicht so ein Problem damit gehabt, dass die passenden Funktionen jetzt explizit GPL gemarkt wurden.
Ich verstehe zwar, dass die FSF als Stallmeister der GPL diesen Standpunkt wählt, halte hier das Pferd aber trotzdem für von hinten aufgezäumt.
Im Prinzip hat die GPL mit der v3 ja gezeigt wie man es machen kann, dass man trotz Patentklausel (vermutlich) kompatibel zu v2 bleibt. Ursprünglich wollte SUN da ja mitmachen und hat dann aber den Rückzieher gemacht.
Die CDDL ist nicht inkompatibel zur GPL. Die GPL ist inkompatibel zur CDDL.
Inkompatibel ist eine symmetrische Relation. Und Fakt ist, die GPL war zuerst da. Die GPL konnte keine Rücksicht auf die CDDL nehmen. In die andere Richtung wäre das aber gegagnten. Wie schon angemerkt wurde hat ja sogar die FSF mehr oder minder zugegeben, dass die CDDL in mancherlei Hinsicht besser als die GPLv2 ist. Nur die nichtkompatibilität zur GPL ist halt doof.
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 21.01.2019 07:37:30

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 01:33:26
Sie stellt eine nicht-infektiöse Copyleft-Lizenz bereit.
Das ist falsch. Ganz im Gegenteil ist die CDDL ja nochmal eine Nummer härter. Sie verlangt sogar, dass du Patente auf kombinierte Werke nicht durchsetzen darfst. Und genau da kollidiert sie mit der GPL, die das erlaubt. (Im Sinne du darfst mit deinem Code machen was du willst.)
1. Hat die Frage nach Patenten nichts damit zu tun, ob eine Lizenz infektiös ist oder nicht. Die Aussage die du hier von mir zitierst ist also nicht falsch.

2. In welcher Weise stehen die Patentklauseln aus Punkt 6, der CDDL im Konflikt mit den Bestimmungen der GPL? Die CDDL sagt aus, dass deine Lizenzrechte dann verfallen, wenn du gegen Autoren des erhaltenen Codes patentrechtlich vorgehst.
GPL v3 verlangt in Punkt 11. Patents. sinngemäß, dass du Nutzungsrechte an Patenten mit der Software weitergibst. Die Situation, dass du nach CDDL deine Lizenz verlierst kann nie eintreten, da du nach GPL bereits der Nutzung deiner Patente zugestimmt hast.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 01:33:26
Die CDDL ist nicht inkompatibel zur GPL. Die GPL ist inkompatibel zur CDDL.
Inkompatibel ist eine symmetrische Relation.
Nein. Du darfst CDDL-Code nicht in ein GPL-Projekt einbinden, weil die GPL die Forderung stellt, den CDDL-Code zu relizensieren. Du darfst aber GPL-Code in ein CDDL-Projekt einbinden, weil die CDDL keine vergleichbare Forderung aufstellt.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von wanne » 21.01.2019 08:54:52

GPL v3 verlangt in Punkt 11
Der Kernel ist aber (in erster Linie) GPLv2
Du darfst aber GPL-Code in ein CDDL-Projekt einbinden, weil die CDDL keine vergleichbare Forderung aufstellt.
Die CDDL stellt die Forderung Auf, dass du Patente auch auf kombinierte werke nicht durchsetzen darfst. Natürlich ist das viral.
So wie btw. defakto jede üblichere Lizenz abgesehen von CC0. Und auch da ist strittig wie weit die international durchsetzbar ist. Am Ende passen andere Lizenzen üblichwerweise halt nicht mit dem Vorhandensein des Urheberrechts überhaupt zusammen. – Ganz abgesehen davon, dass sie bei 99%-Werkanteil mit viralen Lizenzen früher oder später defakto von so einer geschluckt werden.
Und nein. Die GPL verlangt keine Relizenzierung unter GPL. Sie verlangt lediglich eine Lizenz, dass du die Rechte des Nutzers nicht weiter einschränkst. Genau deswegen ist der obere Punkt relevant.
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von hikaru » 21.01.2019 10:25:49

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 08:54:52
Der Kernel ist aber (in erster Linie) GPLv2
Du hast GPL v2 in's Spiel gebracht. Darauf bezog ich mich. GPL v2 sagt gar nichts zu Patenten, abgesehen davon, dass die Lizenzbestimmungen nicht die Absicht haben, Patente zu verletzen.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 08:54:52
Die CDDL stellt die Forderung Auf, dass du Patente auch auf kombinierte werke nicht durchsetzen darfst. Natürlich ist das infektiös.
Die CDDL fordert, dass du keine Patentansprüche auf "Covered Works", also unter der CDDL stehende Teile durchsetzt. "Larger Works", also kombinierte Werke, bestehen aus "Covered Works" und anderen Teilen. Über diese anderen Teile sagt die CDDL nichts. Eben deshalb ist sie nicht infektiös.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 08:54:52
So wie btw. defakto jede üblichere Lizenz abgesehen von CC0.
Das stimmt nicht. Mir fällt auf Anhieb keine Freie Lizenz außer der GPL (und Abkömmlingen) ein, die infektiös ist. (Vielleicht übersehe ich aber gerade auch eine oder zwei.)
Insbesondere die ganzen Lizenzen ohne Copyleft sind nicht infektiös. Infektösisät geht überhaupt nur mit Copyleft, denn ohne Copyleft lässt sich Infektösität nicht durchsetzen. Copyleft impliziert aber nicht zwangsläufig Infektösität, je nachdem auf welche Teile eines Werks sich das Copyleft bezieht.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.01.2019 08:54:52
Und nein. Die GPL verlangt keine Relizenzierung unter GPL.
Doch. Wenn ein Gesamtwerk als solches verteilt wird, dann wirkt die GPL auf alle Teile:
GPL v2 Punkt 2. hat geschrieben:These requirements apply to the modified work as a whole. If identifiable sections of that work are not derived from the Program, and can be reasonably considered independent and separate works in themselves, then this License, and its terms, do not apply to those sections when you distribute them as separate works. But when you distribute the same sections as part of a whole which is a work based on the Program, the distribution of the whole must be on the terms of this License, whose permissions for other licensees extend to the entire whole, and thus to each and every part regardless of who wrote it.
GPL v3 Punkt 1. hat geschrieben:The “Corresponding Source” for a work in object code form means all the source code needed to generate, install, and (for an executable work) run the object code and to modify the work, including scripts to control those activities.

nudgegoonies
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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von nudgegoonies » 23.01.2019 13:22:03

r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.01.2019 16:11:11
BTRFS wird davon sicher nicht 'profitieren' - da es ganz klar nie mit dem Maßstab "production safe" entwickelt wurde und mittlerweile sämtliche größeren Firmen die Unterstützung bzw Entwicklungsarbeiten eingestellt haben. BTRFS wird also weiterhin eine Totgeburt bleiben.
Nur weil RedHat es nicht supported soll BTRFS eine Totgeburt sein? RedHat supportet vieles aus der Open Source Welt nicht. Was auch völlig verständlich ist, weil sie vor allem in Anbetracht von LTS Zeiträumen sich auf möglichst wenig Software beschränken müssen. Denn sie müssen sie schließlich sehr lange selber pflegen. Ich hatte mir vor Jahren mal die RedHat Kernel Sourcen angesehen. Ihre Patches für den Kernel waren größer als die Sourcen des Vanilla-Kernel. Von daher werden sie auch innerhalb eines Linux-Kernels nicht alles supporten und backporten, sondern nur das, was sie auch pflegen wollen und können. SuSE dagegen propagiert BTRFS sogar und entwickelt es aktiv weiter. Ich nutze es jetzt schon länger und es läuft bei mir völlig stabil.
r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.01.2019 16:11:11
Wenn überhaupt jemand Profitiert, sind das FreeBSD und illumos - da beide noch mehr als bisher die de-facto Standard-Entwicklungplatformen für ZFS sein/bleiben werden und - sofern der CDDL-FUD und gezielte blockade von OpenZFS in Linux weiter betrieben wird - dürften auch einige Entwickler und Firmen (wieder) zu FreeBSD oder illumos abwandern (ich denke da z.B. speziell an Nexenta, die einen großen Teil an OpenZFS/ZoL-Entwicklern beschäftigen).
Erstens: Die Lizenzen sind so wie sie sind. Manche finden die GPL schlecht weil sie "viral" ist. Manche finden sie gut, weil sie dafür sorgt, dass auch alle Änderungen "frei bleiben" müssen und sich niemand bereichern kann. Manche finden die BSD schlecht weil sie eine "Schmarotzer-Lizenz" ist, wo sich Firmen bei der Community bedienen ohne etwas zurückzugeben. Manche finden die BSD gut, weil nur sie die Freiheit gewährt entsprechend lizenzierte Software komplett in "kommerzielle Anwendungen" zu übernehmen. Ich bin kein Anwalt. Die Vor- und/oder Nachteile der CDDL kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass GPL und CDDL inkompatibel sein sollen. BSD und CDDL sollen kompatibel sein. Man kann unter Linux auch kommerzielle Software bauen und nutzen. Aber ein Dateisystem, was komplett im Kernel-Mode läuft und mit Kernel-Subsystemen und internen Kernel-Schnittstellen interagiert, die gar nicht nach "außen" exponiert werden, ist wohl doch eher Teil des Kernels. Es gibt aber wohl auch bei Treibern so eine Art interne API, die sich häufig ändert, und eine externe API, wo ja auch NVIDIA mit seinen nicht-freien Treibern andockt. Und ZFS hat ewig eine interne API benutzt die seit Ewigkeiten deprecated ist. Da ZFS wegen der Lizenz nicht Teil des offiziellen Kernels wird müssen die ZFS Entwickler halt immer nachfixen. Und es fehlen somit auch die Entwickler, die sich auch mit dem Dateisystem beschäftigt hätten, wenn es denn echter Teil des Linux Kernels wäre. DKMS Treiber fühlen sich häufig wie ein Fremdkörper an. Es gibt welche, die immer funktioniert haben. Und es gibt welche, wahrscheinlich die, die nicht schnell genug auf Änderungen an der internen API reagieren, wo jedes Kernel-Update ein Lotteriespiel ist.

Zweitens: Was Storage Server betrifft könntest Du bei der Betriebssystemwahl recht haben. Die werden ja hauptsächlich als Komplett-Systeme verkauft und werden dann auf unterschiedlichsten Art und Weisen per Netzwerk angebunden. Da ist das Betriebssystem und das darunterliegende Dateisystem egal. Hauptsache die API (DRDB, S3, etc.) ist stabil. Für normale Linux-Desktop-Anweder ist ZFS dagegen viel zu kompliziert aufzusetzen und für normale Compute Server, die eh nur kleine Platten und dafür aber immer einen Raid-Controller haben, bringt es auch keine Vorteile außer vielleicht Snapshots. Die hat BTRFS auch. XFS soll sie übrigens demnächst auch können.
Zuletzt geändert von nudgegoonies am 28.01.2019 14:24:56, insgesamt 1-mal geändert.
Soft: Bullseye AMD64, MATE Desktop. Repo's: Backports, kein Proposed, eigene Backports. Grafik: Radeon R7 360 MESA.
Hardware: Thinkstation S20, Intel X58, 16GB, Xeon W3530, BCM5755 NIC, EMU10K1 SND, SATA SSD+HDS und DVD+RW.

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Re: ZFS/ZoL und Linux 5.0

Beitrag von Colttt » 23.01.2019 21:47:43

r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.01.2019 16:11:11
BTRFS wird davon sicher nicht 'profitieren' - da es ganz klar nie mit dem Maßstab "production safe" entwickelt wurde und mittlerweile sämtliche größeren Firmen die Unterstützung bzw Entwicklungsarbeiten eingestellt haben. BTRFS wird also weiterhin eine Totgeburt bleiben.
Für dich sind also Oracle, Synology, Fujitsu, SuSe, Facebook uvm nur kleine Klitschen?

Du hast recht BTRFS ist nicht das gelbe vom Ei und sie opfern machmal Ausfallsicherheit für usebility (Bsp: im RAOD10 darf insgesamt nur eine Platte ausfallen) aber ist nicht per se schlecht. Wir nutzen es oft als / -Dateisystem. Und wenn man sieht wie langsam und zäh die Entwicklung da geht ist das schon traurig, immerhin ist es schon über 10Jahre alt.

Wobei ich hoffe das bcachefs bald in den Kernel kommt.
Debian-Nutzer :D

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