arm(64) desktop?

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michaa7
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arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 20.05.2019 15:34:37

Gibt es mittlerweile irgendwelche brauchbaren, ausreichend leistungsfähige arm desktops (boards+armcpu)?

Eigentlich reicht mir mein derzeitiger core-duo rechner. Verärgert bin ich aber darüber, dass intel mich mit den spectre-meltdown lücken (plus den neuen lücken die in den letzten tagen publik wurden) im regen stehen läßt. So meldet mir beispielsweise der spectre-meltdown-checker dass es zwar einen neueren als den bei mir installierten microcode gäbe (ich rede hier nicht von dem über die Debian repos installierten intel-microcodes), diesen gibt es aber wohl nur irgendwo unauffindbar, aber nicht bei meinem mainboard hersteller. Die reale gefahr kann ich kaum realistisch einschätzen, aber wenn ich beginne die augen einfach zu zu machen, kann ich gleich aufhören mir um die sicherheit meines rechners gedanken zu machen. Intel kann sich dieses gebaren meiner ansicht nach nur leisten, weil die einzige tatsächliche konkurrenz vergleichbar schlecht dasteht.

Mich interessiert vor diesem hintergrund einfach die frage ob es *oberhalb* der arduino/raspi ähnlichen schwachbrust ebene tatsächlich brauchbare desktop boards auf arm(64) basis gibt. Meine bisherigen googeleien haben ausser spezialisierten serverboards für die industrie nichts sinnvolles hervorgebracht.
gruß

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 20.05.2019 16:10:10

Ausreichend leistungsfähige Geräte gibt es genug.
CuBox Cubieboard ODROID sind mal ein paar Suchschlagworte.

Die Frage ist halt immer wie Glücklich man mit sowas wirklich wird.
3D-Beschleunigung kannst du üblicherweise vergessen. Da haben die Hersteller meistens mal irgend was für irgend einen Kernel von vor 20 Jahren zusammengebastelt. Selbst wenn sie dich da dran lassen, dann willst du das aus Sicherheitsgründen nicht verwenden. Also Gnome und Spiele kannst du dir schonmal abschminken,
Für Videobeschleunigung sieht es oft ähnlich aus. Damit fällt Youtube und Co auch flach.
Das nächste ist massenhaft Hardware mit propritären Treibern, die nur unter x86 laufen. (Drucker WLAN-Sticks Grafikkarten fallen da drunter. Kann man aber entsprechend einkaufen.) Dazu kommt, dass für diverse Hardware oft einfach keine oder stinke langsame Anschlüsse vorhanden sind. (SATA, PCIe, USB-3 sind problematische Kandidaten.)
Und zu aller Letzt gibt es abseits von den Debianquellen noch ne Menge Software, die nicht unter ARM läuft. Chrome, Steam, Skype z.B.
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hikaru
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von hikaru » 20.05.2019 17:14:56

Mir stellen sich hier zwei Fragen:
1. Warum arm? Wenn du nur von Intel weg willst, wäre dann nicht AMD die naheliegende Alternative? Da sieht es zumindest mit dem ganzen Zeug rund um Spectre & Co. deutlich freundlicher aus. Oder ist dir das nicht radikal genug?
2. Wenn von x86 weg, liegt arm erstmal nahe. Aber warum die Forderung nach arm64? Das Thema 32 vs. 64bit existiert hier natürlich auch, aber es hat hier nicht den Stellenwert wie auf x86. Du kannst das Thema nicht 1:1 übertragen.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 20.05.2019 17:36:53

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.05.2019 17:14:56
Das Thema 32 vs. 64bit existiert hier natürlich auch, aber es hat hier nicht den Stellenwert wie auf x86. Du kannst das Thema nicht 1:1 übertragen.
Das 64 war ja in Klammern. Aber eben weil es einen kleineren Stellenwert hat, sehe ich eigentlich praktisch keine Hardware, die kein ARM64 unterstützt. Eventuell ein paar ältere Cortex-A9.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 20.05.2019 18:49:38

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.05.2019 17:14:56
Mir stellen sich hier zwei Fragen:
1. Warum arm? Wenn du nur von Intel weg willst, wäre dann nicht AMD die naheliegende Alternative? Da sieht es zumindest mit dem ganzen Zeug rund um Spectre & Co. deutlich freundlicher aus. Oder ist dir das nicht radikal genug?
Naja, das hat mit radikalität nichst zu tun. Ja, AMD wäre schon eine alternative soweit es da rund um spectre und co besser aussieht. Mich interessiert einfach ob es weitere Alternativen gibt.
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.05.2019 17:14:56
2. Wenn von x86 weg, liegt arm erstmal nahe. Aber warum die Forderung nach arm64? Das Thema 32 vs. 64bit existiert hier natürlich auch, aber es hat hier nicht den Stellenwert wie auf x86. Du kannst das Thema nicht 1:1 übertragen.
Eben weil arm(32 oder 64) in den letzten jahren so positiv ins gerede gekommen ist liegt es einfach nahe sich dafür zu interessieren ob diese architektur oberhalb von Raspi und co und gerne unterhalb von gaming etwas brauchbares zu bieten hat. wannes beiträge lesen sich so, dass es eben doch eher dünn aussieht. Wenn youtube bereits zum problem wird dann ist in meinen augen die HW nicht ausreichend leistungsfähig.

Als nichtgamer wäre ich ja bereits mit ca. 130€ für mb, cpu und 4GB ram bedient, wenn ich das letzte angebot des händlers meines vertrauens richtig erinnere. Aber auch dieses geld würde ich im moment nur ausgeben, weil mein system einen fragwürdigen sicherheitsstatus hat, aus oben genannten gründen. Unterm strich sind das dann immer noch 130 nicht gerne ausgegebene Euros. Wenn ARM ausscheidet (und so sieht es ja wohl aus) dann bliebe sonst als preiswertes system unter 130 € nur noch die bucht ... + recherche damit ich nicht kaufe was ich eigentlich loswerden will ;-)

Danke euch beiden.
gruß

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von hikaru » 20.05.2019 19:22:24

michaa7 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.05.2019 18:49:38
Als nichtgamer wäre ich ja bereits mit ca. 130€ für mb, cpu und 4GB ram bedient, wenn ich das letzte angebot des händlers meines vertrauens richtig erinnere.
Was hat er dir denn für das Geld angeboten?
Das kann ja nur altes Zeug sein, was bei Intel dein Problem nicht löst und bei AMD unattraktive prä-Zen-Hardware bedeutet

Ich schlage vor, du verdoppelst dein Budget und holst dir zeitgemäße AMD-Hardware:
https://www.golem.de/news/deskmini-a300 ... 41174.html


Edit:
130 Euro kann doch passen. Du brauchst ja nur Mainboard, CPU und RAM.
Mainboards mit B450-Chipsatz (zwecks grundlegender Zukunftsfähigkeit) gehen bei etwa 60 Euro los. Einen Athlon 200GE gibt es für gut 40 Euro. Für 4GB RAM kommen dann nochmal 20 Euro dazu. Das reicht für Youtube.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 21.05.2019 09:22:15

michaa7 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.05.2019 18:49:38
Wenn youtube bereits zum problem wird dann ist in meinen augen die HW nicht ausreichend leistungsfähig.
Die hardware gibt das schon her. Siehst du ja an diversen Fernsehern die meist auf eher schwachbrünstigen ARMs läuft.
Du bekommst als Privatmann nur nicht (oder nur sehr schwer) an Grafiktreiber für ARM. Die in den ARM-CPUs verbauten sind alle ziemlich vernagelt und praktisch nicht auf einen anderen Kernel zu bekommen. Und für nvidia gibt es keine Treiber für arm. Ganz abgesehen, dass es kein Board, gibt das einen 16x PCIe-Slot hat.
Es ist auch nicht so, dass das grundsätzlich nicht tut. Du musst nur sehr gut vor dem Kauf recherchieren, wo du ne GPU her bekommst für die du einen Treiber bekommst, der auch noch das nächste Kernelupdate überlebt. Und dann bist du halt weitestgehend beim Raspberry PI.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von schorsch_76 » 21.05.2019 13:40:14

Du könntest dir auch das Cubieboard4 [1][2] anschauen... (Allwinner A80 Octa-SoC (mit vier ARM Cortex-A15- und vier Cortex-A7-Prozessorkernen))

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Cubieboard
[2] https://www.amazon.de/LIJEBR-Cubieboard ... way&sr=8-3

EDIT: Das schaut auch schön aus ....
[3] http://wiki.banana-pi.org/Banana_Pi_BPI-W2

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 21.05.2019 14:32:34

Danke auch für diesen hinweis. Das scheint ja schon in die richtige richtung zu gehen. Allerdings ist mein bastelbedürfnis nicht mehr soooo ausgeprägt wie das vor jahren der fall war. Standard Debian/ARM OOTB sollte es daher schon sein, die Debian basierten basteleien von wer weiß wem möchte ich nicht auf meinem hauptrechner.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von MSfree » 21.05.2019 15:13:39

Im Moment gibt es nichts sinnvolles mit ARM für den Desktop.

Mindestens eines der folgenden Probleme taucht bei jedem ARM-SBC auf:
  • CPU lahm
  • zu wenig RAM
  • keine SATA-Schnittstelle
  • nur 100MBit Ethernet
  • proprietäre Graphikhardware, die nur mit dem einen einzigen Kernel der Herstellers funktioniert, ohne Updates gegen Sicherheitslücken
  • Installation auf Medien, die nicht auf Dauerlast ausgelegt sind, z.B. µSD-Karten.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 21.05.2019 16:51:55

Ich denke das ist eine recht gute zusammenfassung der derzeitigen situation und bestätig meine vermutungen. Aber es scheint zumindest was die grafikkerne betrifft licht am ende des tunnels erkennbar: Endlich offene Treiber für gängige Grafikkerne von ARM

Wird aber wohl noch ein längere durststrecke bis entsprechende, brauchbare boards auf den markt kommen.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 21.05.2019 17:55:39

schorsch_76 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 13:40:14
EDIT: Das schaut auch schön aus ....
[3] http://wiki.banana-pi.org/Banana_Pi_BPI-W2
Den kannte ich noch nicht. Schaut nett aus. Ist der ITX-Kompatibel? Und wie sieht es mit der Grafik aus?
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von schorsch_76 » 21.05.2019 19:44:39

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 17:55:39
schorsch_76 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 13:40:14
EDIT: Das schaut auch schön aus ....
[3] http://wiki.banana-pi.org/Banana_Pi_BPI-W2
Den kannte ich noch nicht. Schaut nett aus. Ist der ITX-Kompatibel? Und wie sieht es mit der Grafik aus?
Der hat eine "Mali T820 MP3 GPU". Laut dem Link auf heise zum Kernel 5.2 wandert der OSS Treiber diesen Monat in Mesa und in den 5.2 Mainline Kernel.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 21.05.2019 20:53:56

Aber nur 2GB RAM ... und dann rutscht da ja die grafik auch noch mit drauf herum. Ich weiß ja nicht ob das technisch anders als bei x86 zu bewerten wäre, falls nicht ist das doch reichlich dünn ??? Oder helfen da die 8G eMMC flash irgendwie weiter?
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von tijuca » 21.05.2019 22:27:34

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 15:13:39
Im Moment gibt es nichts sinnvolles mit ARM für den Desktop.

Mindestens eines der folgenden Probleme taucht bei jedem ARM-SBC auf:
...
Es gibt schon ARM Hardware die Desktop tauglich ist, allerdings nicht für günstiges Geld bzw. so günstig wie es eben Intel basierende Plattformen gibt.

http://macchiatobin.net/
https://www.golem.de/news/opteron-a1100 ... 18530.html
https://www.socionext.com/en/products/a ... acer/Edge/

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von MSfree » 21.05.2019 22:30:38

michaa7 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 20:53:56
Aber nur 2GB RAM ... und dann rutscht da ja die grafik auch noch mit drauf herum. Ich weiß ja nicht ob das technisch anders als bei x86 zu bewerten wäre, falls nicht ist das doch reichlich dünn?
2GB reicht für sehr vieles aus, selbst, wenn da noch ein paar MB für die Graphik abgetrennt werden.
Oder helfen da die 8G eMMC flash irgendwie weiter?
eMMC ist der SSD-Ersatz. Technisch betrachtet ist eMMC nichts anderes als eine µSD-Karte, die fest aufs Mainboard gelötet ist.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 22.05.2019 05:53:28

michaa7 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.05.2019 20:53:56
Aber nur 2GB RAM ... und dann rutscht da ja die grafik auch noch mit drauf herum. Ich weiß ja nicht ob das technisch anders als bei x86 zu bewerten wäre
Ne. Das ding ist vollständig auf dem Niveau. kostet ja aber auch nur 150€. Board+CPU+RAM legst du bei nem Intel mindestens das dreifache hin. Für Office reicht das dicke. Spielen oder Videobarbeitung willst du damit eher nicht machen.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von MSfree » 22.05.2019 09:31:25

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 05:53:28
Board+CPU+RAM legst du bei nem Intel mindestens das dreifache hin.
Nicht wirklich. Ein Celeron G4920 ist immer noch schneller als selbst die schnellsten ARMs und kostet 65 Euro. Dazu ein Mobo für 55 Euro und für 8GB RAM habe ich vor kurzem 36 Euro bezahlt. Zusammen also 155 Euro, Also nix mit 3 mal so teuer, dafür aber mit 8GB statt 2GB RAM.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von hikaru » 22.05.2019 10:48:14

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 09:31:25
Celeron G4920
Das Grundproblem ist doch hier, dass michaa7 wegen Spectre & Co. kein Vertrauen mehr in Intel hat. Wie praxisrelevant das ist, sei mal dahingestellt, aber den leistungstechnisch offenbar noch ausreichnden vorhandenen Intel-Rechner gegen einen neuen Intel-Rechner zu tauschen ergibt doch unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn.
Ich halte nach wie vor das AMD-Angebot seines Händlers des geringsten Misstrauens für den optimalen Kompromiss aus (gefühlter) Sicherheit und Praxistauglichkeit.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von Colttt » 22.05.2019 11:17:43

Es gibt hier noch ein desktop-arm system:
https://www.96boards.org/products/ bzw https://www.96boards.org/product/developerbox/

ansonsten halt nen powerpc oder nen sparc kostet aber dezent mehr
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von MSfree » 22.05.2019 11:59:45

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 10:48:14
Das Grundproblem ist doch hier, dass michaa7 wegen Spectre & Co. kein Vertrauen mehr in Intel hat.
Das war auch nur gegen die Behauptung gerichtet, daß Intel 3 mal so teuer wie das genannte ARM-Brett sei.
Ich halte nach wie vor das AMD-Angebot ... für den optimalen Kompromiss aus (gefühlter) Sicherheit und Praxistauglichkeit.
AMD habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr angefaßt. Ich bin 2008 von einem Sempron 2600+ auf einen Q9300 umgezogen und AMD habe ich seitdem nicht mehr in Kalkül gezogen. Zu hoher Stromverbrauch bei gleichzeitig zu wenig Geschwindigkeit hat AMD für mich lange Zeit unattraktiv gemacht. Selbst die aktuellen Ryzen reissen mich nicht vom Hocker. Die sind immer noch langsamer als Intel, brauchen immer noch mehr Strom und preislich sind die auch nicht besser. Dazu kommen noch diverse Inkompatibilitäten mit Debian-Stable, die nur durch Backportkernel gelöst werden können. Das ist mir schlicht zu wackelig.

Die Angst, vor Spectre und Co. halte ich sowieso für lächerlich. Die Gefahr, durch Softwarelücken erwischt zu werden, ist unendlich viel höher, und wechselt deshalb jemand von Debian nach BSD?

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von wanne » 22.05.2019 14:52:38

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 09:31:25
Nicht wirklich. Ein Celeron G4920 ist immer noch schneller als selbst die schnellsten ARMs
Snapdragon 845 rechnet im Geekbebch halt über eineinhalb mal so schnell. In vielen anderen sieht das eher besser aus.
Aber gegen den Bananapi W2 hast du recht:
MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 09:31:25
und kostet 65 Euro. Dazu ein Mobo für 55 Euro und für 8GB RAM habe ich vor kurzem 36 Euro bezahlt. Zusammen also 155 Euro, Also nix mit 3 mal so teuer, dafür aber mit 8GB statt 2GB RAM.
Ich habe krass überschätzt was man für ein billiges Intel-Mainboard zahlt. Ich dachte unter 150€ läuft man da nicht aus dem Laden. Der BananaPI kann Video in 75Hz statt 60Hz und VP9 encoding. Der Celeron kann dafür OpenGL 4.1.
Dazu mag der Multicore-Speed ist etwas ebenbürtig sein aber der W2 doppelt so viele Kerne was ihn in Singlecore Anwendungen etwa um ein drittel langsamer macht.
Alles in allem kann man sagen, dass man da mehr Leistung fürs gleiche Geld bekommt. Dafür schluckt der Bananapi im Maximum 10W während dein System irgend wo bei 100W laufen wird,
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von hikaru » 22.05.2019 15:24:35

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 11:59:45
Selbst die aktuellen Ryzen reissen mich nicht vom Hocker. Die sind immer noch langsamer als Intel, brauchen immer noch mehr Strom und preislich sind die auch nicht besser.
Intel liegt nur dort mit der Rechenleistung vorn, wo AMD gar nichts mehr anzubieten hat. Alles andere erschlägt Ryzen über das Preis-/Leistungsverhältnis.
MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 11:59:45
Dazu kommen noch diverse Inkompatibilitäten mit Debian-Stable, die nur durch Backportkernel gelöst werden können. Das ist mir schlicht zu wackelig.
Der Ryzen 5 2600 meines Vaters läuft seit letztem Jahr problemlos unter Stretch mit bpo-Kernel.
MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 11:59:45
Die Angst, vor Spectre und Co. halte ich sowieso für lächerlich. Die Gefahr, durch Softwarelücken erwischt zu werden, ist unendlich viel höher, und wechselt deshalb jemand von Debian nach BSD?
Spectre & Co. öffnen zusätzliche Angriffsvektoren für Softwarelücken.

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 14:52:38
Dafür schluckt der Bananapi im Maximum 10W während dein System irgend wo bei 100W laufen wird,
MSfrees Celeron-System dürfte je nach Last irgendwas zwischen 20 und 40W schlucken. Jedenfalls ist das bei dem etwas älteren Celeron-HTPC meiner Eltern so.

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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von michaa7 » 22.05.2019 15:33:43

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 10:48:14
MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 09:31:25
Celeron G4920
Das Grundproblem ist doch hier, dass michaa7 wegen Spectre & Co. kein Vertrauen mehr in Intel hat. Wie praxisrelevant das ist, sei mal dahingestellt, aber den leistungstechnisch offenbar noch ausreichnden vorhandenen Intel-Rechner gegen einen neuen Intel-Rechner zu tauschen ergibt doch unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn.
Ich halte nach wie vor das AMD-Angebot seines Händlers des geringsten Misstrauens für den optimalen Kompromiss aus (gefühlter) Sicherheit und Praxistauglichkeit.

FAZIT:
Zunächstmal danke an alle, die hier Informationen beisteuern. Daraus ergibt sich für mich, dass es unterm Strich so ausschaut das derzeit wohl ARM (+ Debian OOTB !!!) keine Alternative für den Desktopbetrieb darstellt. Obwohl ARM Systeme soweit es die Leistungsfähigkeit der HW betrifft Anforderungen *unterhalb* von Gamingperformance gewachsen wären ist eben die softwareseitige Situation im vergleich zu x86 systemen miserabel (vor allem proprietäre Treiber und daher Kernelupdates nur über den Hersteller, Einschränkungen bei sonstiger SW). Ob und wie schnell sich die Situation mit den neu in den Kernel eingezogenen offenen Grafiktreibern ändert bleibt abzuwarten.

Zu meiner Motivation, meinem Sicherheitsmodell:
Ich gehe eigentlich grundsätzlich davon aus, dass andere viel mehr Ahnung von Computersicherheit haben als ich. Aber ich überlege mir eben wem ich vertraue. Wenn ich von Sicherheitlücken höre schaue ich schonmal nach ob bei einem dist-upgrade (Debian/unstable) die entsprechend angesagte neue Version schon bereit steht. Wenn nicht nutze ich dennoch meinen Rechner weiter ... und hoffe, dass eben das neueste Paket alsbald in unstable aufschlägt. Zudem nutze ich (außer zu Testzwecken) nicht den Debian Kernel, sondern den jeweils aktuellsten Siduction Kernel (Debian/sid(uction)), der auf Basis des jeweiligen kernel.org/stable kernels erstellt wird. Ist natürlich auch eine Frage des Vertrauens ;-) .
Soweit es spectre und co betrifft möchte ich einfach tuen was ich beitragen kann um potenziellen Bösewichten einen Angriff auf meinen Rechner möglichst schwer zu machen. Und dies vor allem deshalb, weil es schon geschieht, dass ich mir im Netz ein Video auf einer Seite anschaue, die mich nicht nur mit Werbepopups bombardiert sondern vermutlich schlimmeres versucht. Und hier spielt dann zugegebenermaßen das Prinzip "Hoffnung" eine große Rolle, die Hoffung nämlich, dass die jeweils neueste SW auf meinem Rechner möglich allen Versuchen standhält unerwünschten Code auszuführen. Daher halte ich meine SW so aktuell wie möglich. Das ist natürlich keine 100%-ige Sicherheit, aber es ist das was ich tuen kann.

Und wenn mir dann der spectre-meltdown-checker mitteilt, dass einige der Sicherheitsbemühungen von Kernelentwicklern auf meinem Rechner deshalb ins Leere laufen weil meiner Installation ein microcode (in meinem Fall von 2015!!!) fehlt, der offenbar nicht im aktuell verbreiteten intel-microcode Paket enthalten ist dann ist für mich die natürlichste Reaktion dass ich schaue wie ich Intel bei einem Neukauf nicht auch noch für seine Verweigerungshaltung belohne.

Es schaut so aus, als wäre ein AMD System die einzige tatsächliche Alternative. Aber noch schätze ich die reale Gefährdung nicht so dramatisch ein, dass ich wirklich bereit bin Geld in die Hand zu nehmen für ein neues System welches ich hinsichtlich Leistungsfähigkeit nicht benötige. Der Ärger über Intel schwelt dennoch weiter ...

Meldung vom spectre-meltdown-checker:
* CPU microcode is the latest known available version: NO (latest version is 0xa0e dated 2015/07/29 according to builtin MCExtractor DB v84 - 2018/09/27)
Zuletzt geändert von michaa7 am 22.05.2019 15:59:36, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: arm(64) desktop?

Beitrag von MSfree » 22.05.2019 15:41:12

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.05.2019 14:52:38
Dafür schluckt der Bananapi im Maximum 10W während dein System irgend wo bei 100W laufen wird,
Der Stromverbrauch ist beim Intel sicherlich deutlich höher. Aber 100W habe ich bei meinem i3-7100 noch nie gemessen. Selbst unter maximaler Auslastung inklusive Hypertheading komme ich nicht über 60W und im Leerlauf sind es 15W. Ich denke, daß der G4920, der kein HT unterstützt und 700MHz niedriger getaktet ist, zumindest bei Vollast noch etwas sparsamer ist als der sonst praktisch baugleiche i3-17100.

Allerdings muß man zum Stromverbrauch beim Desktoprechner noch den Bildschirm addieren. Mein nicht mehr ganz aktueller 24" TFT saugt sich lockere 65W aus der Steckdose. (TFT mit LED-Backlight sind wohl einiges sparsamer, aber auch die liegen bei 30-40W)

Das Gesamtwerk aus Rechner und meinem Bildschirm kommt beim ARM also auf ca. 67W Leerlauf, mein i3 liegt bei 80W. Mit einem moderneren TFT wären es wohl 32W bzw. 45W. Da relativiert sich der Unterschied dann doch wieder.

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