Lebenserwartung von Festplatten?

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desputin
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Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von desputin » 03.09.2017 10:53:38

Hallo Ihr,
ich hätte gerne Eure Einschätzung, was die Lebenserwartung meiner Festplatten angeht. Meint Ihr, man sollte die irgendwann mal vorsorglich austauschen, oder lieber warten, bis sie irgendwann den Geist aufgeben?

Meine Platten:

1. Western Digital - Green Caviar, 1 TB - Betriebsstunden 1 Jahr, 11 Monate, Einschaltvorgänge 4135, Temperatur 45 c (Datenfestplatte)
2. Samsung SSD - Evo 840 120 GB - Betriebsstunden 10 Monate, Einschaltvorgänge 2433, Temperatur 42 c (Systemfestplatte)
3. Hitachi - HDS5C3020..., 2 TB - Betriebsstunden 6 Monate, Einschaltvorgänge 1414, Temperatur 42 C (verschlüsselte Daten-Festplatte)

Alle drei verbaut in einen Standard-Midi-Tower. Was meint Ihr zur Haltbarkeit?

Viele Grüße desputin
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DeletedUserReAsG

Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 03.09.2017 11:05:34

desputin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.09.2017 10:53:38
Was meint Ihr zur Haltbarkeit?
Zwischen einem Tag und zwanzig Jahren, in seltenen Fällen auch außerhalb dieser Grenzen. Ohne Glaskugel ist’s schwer, es genauer zu sagen, und meine hat’s mir beim Update zerhauen. Wenn deine auch nicht geht, dann: zusehen, dass ein Backup in benutzbarem Zustand zur Verfügung steht und die SMART-Ausgabe monitoren.
Zuletzt geändert von DeletedUserReAsG am 03.09.2017 11:06:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Meillo
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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von Meillo » 03.09.2017 11:06:00

In meinem Homeserver, der 24/7 laeuft, tausche ich die Festplatten (RAID 1) routinemaessig alle 4-5 Jahre komplett aus. Ob das notwendig/angemessen/richtig ist, kann ich nicht sagen. Fuer mich fuehlt es sich halt gut an und ist finanziell tragbar. (Die ausgebauten Platten nehme ich dann fuer Einsatzzwecke, die weniger wichtig ist bzw. grossteils offline sind.)
Use ed once in a while!

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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von pferdefreund » 04.09.2017 08:26:35

Regelmäßig Smartwerte auslesen und wenn die ersten realloc oder offline-Sektoren erscheinen das bisher nicht gemachte Backup unbedingt laufen lassen. In der Zeit wo das läuft, kann man dann schon mal nach Ersatz suchen. Eventuell auch mal länger beobachten - wenn sich die Werte nicht zum schlechteren änderen kann es noch Jahre gutgehen. Hatte selbst mal ne Platte mit ca 50 fehlerhaften Sektoren nach ca 1 Jahr und bis zum Ende des Rechners (nach ca 15 Jahren) wurden es nicht mehr.

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heisenberg
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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von heisenberg » 04.09.2017 14:02:56

das bisher nicht gemachte Backup unbedingt laufen lassen.
Das kann ich auch nur bei allen Daten empfehlen. Backup. Immer. Punkt. Backup regelmässig überprüfen. Testwiederherstellung ausführen... Besonders wichtig bei allem, was mit verschlüsselten Datenablagen und verschlüsselten Backups zu tun hat. Denn sonst merkt man: Die Wiederherstellung geht ja gar nicht weil ....

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Kommt ansonsten immer alles auf den Anwendungsfall und die jeweilligen Bedürfnisse drauf an. Es gibt Systeme, da lass' ich alte Platten bis zum Lagerschaden laufen und andere, da werden die Platten beim ersten Smart-Mucken (Auftreten von Pending/Reallocated-Sectors,...) ausgetauscht. Dabei ist auch immer zu Bedenken, dass eine kaputte Platte durchaus auch mal den ganzen Controller oder den ganzen Server mitreissen kann, dass wenn's dumm läuft. D. h. eine Platte den Betrieb eines Server stört und der dann nicht mehr reagiert. Das hatte ich schon vereinzelt.

Die Systeme, um die ich mich kümmere, haben alle auch RAID. Deswegen habe ich auch bei vielen sterbenden Platten noch keine Restaurationen aus dem Backup benötigt. Das es ein nicht so wichtiges System mal wegreisst wegen eines Plattenschadens(siehe voriger Absatz) und das System neu gebootet werden musste, dass kam schon mal vor.

Monitoring der Smartwerte und Controller ist dabei soweit unterstützt aktiv(nicht alle RAID-Controller unterstützen die Abfrage von Smart-Daten(sind jetzt aber eher ältere)).

Auch zu beachten ist, dass bei sehr lang gelaufenen Platten: Zusatzbelastungen führen bei alten Platten schnell mal zum Ausfall. So nach dem Motto:
  1. Oh. ich habe einen Plattenausfall.
  2. Macht nix. Ich habe ein RAID-5.
  3. Neue Platte eingesteckt
  4. Die neue Platte synchronsiert sich, dabei laufen alle anderen Platten des Verbunds auf Volllast, da für die Rekonstruktion einer Platte die Daten aller restlichen Platten benötigt werden.
  5. Während der Synchronisation fällt dann eine weitere Platte aus und das wars dann.
Hatte auch schon den Fall bei einem Hilferuf, dass bei einem Server zwei von zwei Platten defekt waren(also die eine komplett im Eimer und die zweite kurz davor) und dann eine RAID-Synchronisierung nicht mehr funktioniert hat(Lesefehler bei Sektor XXX). Also: Festplattenstatus im Auge behalten! (->smartmontools, munin, check_mk, ...)

Nachtrag

Interessant auch: Ein grosser Server-Anbieter, den ich jetzt mal nicht nenne, verbaut da für Kunden erst Mal nur gebrauchte Platten als Ersatz für defekte Exemplare. Eine neue Platte bekommt man nur gegen Aufpreis. Die gebrauchte ist dann halt eine die noch rumliegt und wer weiss wie lange schon gelaufen ist.

Nachtrag 2: VServer-Anbieter ist natürlich ein Schreibfehler und ergibt dabei auch nicht unbedingt Sinn. Es ging um vorigen Absatz um dedizierte Server.
Zuletzt geändert von heisenberg am 05.09.2017 08:39:54, insgesamt 3-mal geändert.
... unterhält sich hier gelegentlich mangels wunschgemäßer Gesprächspartner mal mit sich selbst.

reox
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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von reox » 04.09.2017 15:22:43

Bei den SSDs ist es meist so, dass die entweder funktionieren oder plötzlich den Geist aufgeben.
Zumindest war das schon 2x der Fall. Von einem Tag auf den anderen war die nicht mehr zum lesen oder schreiben. Konnte ich nur ausbauen, wegwerfen, neue kaufen und vom Backup restoren.

Angeblich kannst ja über die SMART reportings von den SSDs sagen wie gut die Lebenserwartung noch ist, ganz drauf verlassen will ich mich aber nicht.

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hikaru
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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von hikaru » 05.09.2017 07:36:24

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.09.2017 14:02:56
Interessant auch: Ein grosser VServer-Anbieter, den ich jetzt mal nicht nenne, verbaut da für Kunden erst Mal nur gebrauchte Platten als Ersatz für defekte Exemplare.
Das klingt spannend!
Da sollte man wohl von der "neuen" HDD als erstes ein Image ziehen und etwas Forensik drüberlaufen lassen. Vielleicht kann man auf diesem Weg den Vorbesitzer der Platte dazu überreden, sich an der Finanzierung des eigenen VServers zu beteiligen.

r4pt0r
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Re: Lebenserwartung von Festplatten?

Beitrag von r4pt0r » 05.09.2017 12:01:46

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.09.2017 14:02:56

Interessant auch: Ein grosser Server-Anbieter, den ich jetzt mal nicht nenne, verbaut da für Kunden erst Mal nur gebrauchte Platten als Ersatz für defekte Exemplare. Eine neue Platte bekommt man nur gegen Aufpreis. Die gebrauchte ist dann halt eine die noch rumliegt und wer weiss wie lange schon gelaufen ist.

Nachtrag 2: VServer-Anbieter ist natürlich ein Schreibfehler und ergibt dabei auch nicht unbedingt Sinn. Es ging um vorigen Absatz um dedizierte Server.
Das ist üblich, speziell bei den low-end Angeboten die mit relativ kleinen Platten kommen die es kaum noch neu gibt - da wird einfach von den früheren "mid-/high-end" Servern nach unten weitergereicht. Anders sind die Preise für kleine dedizierte Server auch nicht zu realisieren - die sind mittlerweile ja schon weit unter dem, was vor einigen Jahren noch ein kleiner VPS auf nem überprovisionierten Host gekostet hat. Mein erster VPS (debian sarge IIRC) mit 256MB RAM lag damals bei 49EUR/Monat...
Da Platten i.d.r. entweder in den erster 48h oder erst nach einigen Jahren sterben ist das auch nicht weiter verwerflich/schlimm. Die Server kommen mit 2 Platten die im RAID betrieben werden (sollten!), zumal man ohnehin auch regelmäßige backups erstellt.



Zum Topic:
Auf SMART ist erfahrungsgemäß ca so viel verlass wie auf Handauflegen oder Hühnerknochen befragen. Ich hatte schon einige Platten die ohne auffällige SMART-werte I/O Fehler produziert haben und aus raid-verbünden oder ZFS-pools geflogen oder einfach ganz ausgefallen sind. Andererseits haben Platten mit "predicted failure" auch noch mehrere Jahre ohne jeglichen Fehler überlebt. Derzeit hab ich (als "experiment") noch immer eine alte 500GB WD RE2 in einem ZFS 3-way mirror laufen, die laut SMART schon seit 3 Jahren im sterben liegt - inklusive regelmäßig steigender fehlerhafter/neu zugewiesener sektoren (derzeit ~1200 pending). Bisherige checksum-errors beim ZFS scrubbing: 0!

In Produktivsystemen oder backupservern sind HDDs i.d.r. nach ~3 Jahren sowieso wieder zu klein und werden dann sowieso ersetzt. Die leben dann i.d.r. noch bis zum bitteren ende (oder bis sie endgültig zu klein/langsam sind) in anderen Servern weiter, die meistens auch schon aus "ausrangierter" Hardware bestehen und noch für Tests, Debugging oder Entwicklung herhalten bis sie endgültig rausfliegen.

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