Wie schläft eine Festplatte?

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buhtz
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Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von buhtz » 14.12.2020 21:43:07

Ich bin zwar nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass meine Festplatte wirklich schläft.

Code: Alles auswählen

$ sudo hddtemp /dev/sda
/dev/sda: TOSHIBA HDWG180: Laufwerk schläft
Ein ls auf den passenden Mount-point dauert dann auch auffällig lange (1-2 sec). Ein zweites ls geht fix und gefühlt verzögerungsfrei.
Und dann bekomme ich auch die Temperatur.

Code: Alles auswählen

$ sudo hddtemp /dev/sda
/dev/sda: TOSHIBA HDWG180: 42°C
Nebenfrage: Gibt es noch eine weitere Methode, um den Schlafmodus zu verifizieren?

Die Platte steckt in einem Odroid-HC4 und guckt zu ca 80% oben raus - wie ein Stück fertiger Toast. Davor hatte ich noch nie frei zugängliche Computer-Gehäuse.

Die Platte vibriert leicht. Da rotiert etwas.
Und sie fühlt sich mehr als handwarm an - ordentlich warm. Die 42°C scheinen mir hier passend.
Kopfgeräsuche macht sie in diesem Zustand nicht. Wie sich das anhören würde, weiss ich von einem tagelangen rsync-Job.

OK, das Ding dreht sich und heizt ordentlich. Was schläft dann da? Warum bewegt sich überhaupt etwas?
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rockyracoon
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von rockyracoon » 14.12.2020 22:15:46

Nebenfrage: Gibt es noch eine weitere Methode, um den Schlafmodus zu verifizieren?
Z.B. "gnome-disks" (gnome-disk-utility).

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smutbert
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von smutbert » 14.12.2020 22:34:23

Was die Platten aus den diversen Stromspareinstellungen und -modi machen bleibt weitgehend den Herstellern überlassen. Es gibt ja einen Stromsparparameter (hdparm -B x) der von 1 bis 254 geht und das einzige was glaube ich klar festgelegt ist, dass die Platte nur bis 127 den Motor abschalten darf (1 ist am stromsparendsten).

Ob die Platte dann irgendwo lediglich langsamer dreht, die Kopfe parkt oder vielleicht etwas langsamer bewegt und was den Herstellern sonst noch so einfallen mag, kann man höchstens den Hersteller fragen oder durch Erfahrungsberichte aus dem Netz erahnen.
Anzeigen wie der Zustand aus Softwaresicht sein sollte, kannst du jedenfalls mit

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hdparm -C /dev/sda
vielleicht auch

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hdparm -I /dev/sda

buhtz
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von buhtz » 14.12.2020 23:04:59

Das Gerät ist als NAS-Platte beworben. Der Wert steht auf 254 - d.h. minimale Stromsparfunktion.

Die Platte is 4-6 Stunden (nicht am Stück) am Tag aktiv. Ansonsten ungenutzt. Der Server selbst läuft leider 24/7 da er (Odroid HC4) kein WakeOnLan beherrscht.

Könnte sich also ein stärker Stromsparmodus auszahlen? Gibt es sicherheitstechnisch irgendwelche Einwände dagegen? Reduziert es die Lebenserwartung, wenn der Motor zwischendurch ausgeht?
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von smutbert » 15.12.2020 00:28:25

Ich habe keine Ahnung.

Mir scheinen, dass sich die Aussagen mit Netz öfter gegen den Spin-Down/Schlafmodus aussprechen als dafür.

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MSfree
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von MSfree » 15.12.2020 08:23:14

smutbert hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 00:28:25
Mir scheinen, dass sich die Aussagen mit Netz öfter gegen den Spin-Down/Schlafmodus aussprechen als dafür.
Ob das wirklich erhöhten Verschleiß bedeutet, kann aber keiner nachweisen.

Wenn ein paar Heimanwender sowas sagen, ist die Aussagekraft sowieso gleich Null. Verreckte Platten bei Heimanwendern sind nunmal Einzelfälle ohne statistische Relevanz. Erst, wenn man mehrere hundert Laufwerke im Einsatz hat und diese zur Hälfte dauerhaft und zur anderen Hälfte mit Spinndown über mindestens 7 Jahre betriebt, kann man eine gewisse Aussage treffen.

Jedenfalls schadet es einem Elektromotor nicht, wenn er ein paar mal am Tag hoch und runter fährt. Der Stromrechnung schadet es jedeoch, wenn die Platte dauerhaft orgelt statt vielleicht 4h pro Tag. Die Kopfbewegungen der Platte, die bis zu 120 mal pro Sekunde stattfinden, dürften für sehr viel mehr Verschleiß sorgen als das Hoch- und Runterfahren der zentralen Rotationsachse.

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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von buhtz » 15.12.2020 10:57:08

@MSfree Danke für die Analyse der aktuell vorliegenden Evidenz. ;)

Kann man Vermutung anstellen, über das Verhalten des Kopfes während der Schlafphase bei Wert 254? Also die Platte rotiert offensichtlich aber "schläft". Dann ist der Kopf vermutlich geparkt? Würde auch zu der relativ langen Ausführungsdauer von ls passen.

Rechenzentrumbetreiber, haben da bestimmt Studien zu gemacht.

Bei einer NAS-Platte gehe ich eigentlich davon aus, dass das Ding ordentliche Voreinstellungen mitbringt. Bei einem richtigen (Office)-NAS macht ein tiefer Schlaf auch wenig Sinn, das versteh ich. Tagsüber werkeln die Mitarbeiter drauf und Nachts laufen Backups und Co.

Vielleicht schreib ich mal Toshiba selbst an. Vielleicht rücken die ja mit ein paar Infos raus.

Und da hier niemand ein trifftigen Grund gegen eine Motor-aus-Schlaf anführen kann, werd ich das mal risikieren und mit dem Schlafwert ein bisschen experimentieren.
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von Meillo » 15.12.2020 11:18:09

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 10:57:08
@MSfree Danke für die Analyse der aktuell vorliegenden Evidenz. ;)
Ohne MSfrees Fachwissen einen Abbruch tun zu wollen, aber (es sei denn, er wollte zum Ausdruck bringen, dass er selbst diese hundete Platten in Betrieb habe), so war seine Aussage auch nicht mehr als die von ihm angefuehrten Aussagen von Heimanwendern mit Aussagekraft gleich Null. ;-) Damit geht es mir nicht um seine Aussage, sondern um deine Interpraetation seiner Aussage! Ich wuerde durchaus etwas auf MSfrees Meinung setzen, aber wie er selbst schon sagt: Wenn man sich nicht auf grosse Versuchsserien bezieht, sind alle Aussagen nur persoenliche Meinungen und Glaube. Man kann sich viel denken und man kann schluessig argumentieren, aber ob es sich tatsaechlich so verhaelt, weiss niemand.
buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 10:57:08
Bei einer NAS-Platte gehe ich eigentlich davon aus, dass das Ding ordentliche Voreinstellungen mitbringt.
Festplattenhersteller wollen in erster Linie eines: Geld verdienen. Ihre Produkte sollten besser als die der Konkurrenz sein (zumindest in der Meinung der Kaeufer), dennoch sollten sie fruehstmoeglich kaputt gehen, halt nach der Garantie und spaet genug, dass das Image keinen Schaden nimmt. Standardkonfigurationen sind nicht immer die besten fuer den Betrieb, sondern moeglicherweise die besten fuer den ersten Eindruck und Performance-Tests mit der neuen Platte.
buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 10:57:08
Und da hier niemand ein trifftigen Grund gegen eine Motor-aus-Schlaf anführen kann, werd ich das mal risikieren und mit dem Schlafwert ein bisschen experimentieren.
Ich glaube, dass du dir keine Sorgen machen musst, dass irgendeine Einstellung ein grosses Risiko haben wuerde. Experimentieren schadet sicher nicht. Schlecht ist es vermutlich dann, wenn deine Einstellung uebermaessig viele Spin-Ups/Spin-Downs erzeugt (weil sie dann zu oft schlafen geht) oder wenn sie, am anderen Ende des Spektrums, sehr viel Laufzeit hat, ohne genutzt zu werden. Eine gute Balance anzustreben ist meist sinnvoll im Leben.
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MSfree
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von MSfree » 15.12.2020 12:09:37

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 11:18:09
Ich wuerde durchaus etwas auf MSfrees Meinung setzen, aber wie er selbst schon sagt: Wenn man sich nicht auf grosse Versuchsserien bezieht, sind alle Aussagen nur persoenliche Meinungen und Glaube.
Exakt, und da schließe ich meine Meinung nicht aus :wink:

Ich kann hier weder als Heimanwender noch durch Erfahrungen mit hunderten Platten im Geschäft über die letzten Jahrzehnte irgendwelche Aussagen treffen, was nun einer Platte gut bekommt und was nicht. Eine Systematik ist aus den Erfahrungen jedenfalls nicht ableitbar.

Natürlich hat im Laufe der Zeit die ein oder andere Platte versagt. Es ist auch schonmal ein RAID mit 36 Platten überhitzt, weill die Putzfrau im Hochsommer gemeint hat, die Tür zur "Besenkammer", in der das RAID stand, zu schließen. Eine Platte hat es dann auch nicht überlebt, daß die Luft in der Besenammer über das Wochenden Zeit hatte, sich auf 70°C zu erwärmen, die Platten waren um die 90°C heiß. Mein Fazit, Platten sind erstaunlich robust gegen Überhitzung. Den klimatisierte Serverraum haben wir uns erst einige Zeit später geleistet.

Wir haben auch schon zwei Plattenausfälle in einem 24-Platten RAID gehabt, das seit 9 Jahren 24/7 läuft. War das nun schlechte Qualität oder normaler Verschleiß oder haben wir die Platten schlecht behandelt?

Von daher ist meine Meinung, daß Internetbeiträge, die irgendwas darüber auszusagen versuchen, was Platten schadet, ziemliches Wischiwaschi. Begründen kann natürlich jeder seine Ansichten, nur eben nicht mit harten Fakten.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 11:18:09
... dennoch sollten sie fruehstmoeglich kaputt gehen, halt nach der Garantie und spaet genug, dass das Image keinen Schaden nimmt.
ROFL, so ungefähr.

Wobei meinem Gefühl nach das Image schon deutlich leiden würde, wenn die Platten eines Herstellers mehr oder weniger zuverlässig nach 3-4 Jahren versagen. Ein "Bißchen" mehr Ausdauser erwarte ich dann doch.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
15.12.2020 11:18:09
Schlecht ist es vermutlich dann, wenn deine Einstellung uebermaessig viele Spin-Ups/Spin-Downs erzeugt
Ich glaube auch, daß man hier ein wenig den Bauch entscheiden lassen sollte. Wenn so ein Server während der üblichen Arbeitszeiten benöigt wird, finden in der Regel auch alle paar Minuten Zugriffe statt. Eine Spin-down-Zeit von 20-30 Minuten ist meiner Meinung nach angemessen. Dann fahren die Platten halt nach Feierabend und zur Mittagspause runter. Mehr als 10 Spin-downs pro Tag entstehen dann sehr wahrscheinlich nicht.
Zuletzt geändert von Meillo am 15.12.2020 16:45:37, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Quotes gefixt (das Zitierte war von mir, nicht von buhtz)

eggy
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von eggy » 15.12.2020 12:32:00

Wichtiger als Kopfschonen ist meines Erachtens Betriebstemperatur und dafür zu Sorgen, dass die Geräte nen festen Stand haben.

https://research.google.com/archive/disk_failures.pdf

Weitere Quellen müsst ich jetzt selber suchen, gibt einige Paper zu dem Thema. Ich erinner mich u.a. an nen interessanten Artikel von nem asiatischen (?) Rechnenzentrumsbetreiber, die auf Consumerhardware gesetzt hatten und vor nen paar Jahren ne größere Statistik veröffentlicht haben.

Evtl war bei den Referenzen in dem Googlepaper noch was lesenswertes was dabeigewesen, oder via Wikipedia, der entsprechende Artikel dort hat auch einiges an Referenzen angegeben, ich hab da jetzt aber nicht durchgesehen
https://en.wikipedia.org/wiki/Hard_disk ... References

Falls jemand noch was Interessantes kennt, würd ich mich über die Links freuen.

buhtz
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von buhtz » 16.12.2020 20:44:16

Es gibt auch Artikel die behaupten das der APM Wert eine Zeiteinheit ist, die besagt, wann die Platte in sleep geht und nicht in welcher Form.

https://linuxconfig.org/change-hard-dri ... onsumption

Was soll man nun glauben? ;)

EDIT: Nicht glauben, sondern manpage lesen. Sorry! :D -B setzt den (herstellerabhängigen) power management Modus. -S setzt die Zeitspanne, ab wann das passiert.
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baeuchlein
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von baeuchlein » 16.12.2020 23:58:40

Weder manpage-Leserei noch Glaube hilft hier weiter. Eigenes "Forschen" ist gefragt, sowie eigenes Überlegen. Und zunächst mal muss man sich überlegen, was man denn überhaupt will. Bei buhtz ist mir das nach dem Lesen des Threads nicht mehr klar: Soll hier Strom gespart werden? Oder sollen die Platten geschont werden? Oder ist ein (wie auch immer definiertes) Optimum aus Beidem angedacht? Die Frage muss buhtz sich selber stellen und beantworten, damit man einigermaßen auf ein (dann auch definierbares) Ziel hinsteuert.

Um herauszufinden, wie man ein Optimum zwischen Stromsparen und Plattenschonung festlegt, muss man die Nutzung der Platten betrachten. Nicht irgendeine allgemeine Nutzung, und auch nicht die spezielle Nutzung anderer Leute. Letzteres trifft auf die Platten aus der Google-Studie zu. Nur, wenn man deren Plattennutzung fast exakt genauso hat, kann man das überhaupt 1:1 vergleichen.

Dazu gehört auch, dass viele Dinge bisher v.a. von magnetischen Festplatten bekannt sind, weniger von SDDs. Ich selber hab' nicht mal 'ne SDD, also gilt mein folgendes Geschwalle auch nicht für SSDs. (buhtz geht es ja offenbar auch um eine magnetische Platte.)

Viele hier im Thread haben es gesagt, und viele Berichte im Netz und in den Printmedien der letzten ca. 20 Jahre sagen es ebenfalls aus: Ein häufiges Anfahren des Drehmotors (=Spindelmotor) der Festplatte ist wahrscheinlich eine recht "stressige" Sache für die Festplatte. Es ist auch das, was ca. 25-50% meiner verstorbenen oder "problematischen" Festplatten der letzten 30 Jahre als Problem hatten: Der Drehmotor fuhr nicht oder nicht mehr zuverlässig hoch. Fehler, die auf defekte Kopfbewegungs-Motoren hindeuten, habe ich hingegen bisher nicht beobachtet. Ich achte daher schon seit ca. 20-25 Jahren darauf, dass das "Power Management" meiner Platten darauf ausgerichtet ist, dass der Drehmotor nicht zu früh abschaltet. Zu seligen MS-DOS-Zeiten habe ich mal die längstmögliche Zeit (16 min) in die Platten "einprogrammiert", mittlerweile stelle ich u.U. auch 20-30 min über's Betriebssystem ein. Kraß weniger gibt's nur noch bei sehr wenigen, alten, lauten Festplatten. Und zwei externe Platten, die ich in den letzten 13 Monaten kaufte, regeln das Abschalten selber, wofür offenbar vom Hersteller eine Zeit von ca. 30-60 min vorgesehen ist. Das scheint 'ne recht brauchbare "Hausnummer" zu sein.

Für meine Verhältnisse ist das so in Ordnung. Ob das auch für buhtz' Situation sinnvoll ist, kann er nur selber erforschen. Dazu muss er aber auch 'rausfinden, was denn seine Platten überhaupt machen, wenn ihre "Stromspar-Zeit" abgelaufen ist. Meistens kann man mit 'nem Ohr am Plattengehäuse noch recht gut hören, wann eine Platte sich abschaltet. Dasselbe Geräusch kann man beim Ausschalten des Rechners bzw. des Stroms für die Platte hören, oder u.U. auch, wenn der Befehl "hdparm -y ..." zum Abschalten des Motors gegeben wird. In irgendwelchen man-pages dazu herumzulesen, bringt keine klare Aussage - es gibt so manche Platten bei mir, die "hdparm -y" ignorierten, während ihre laut Bezeichnung baugleichen Exemplare desselben Herstellers drauf reagierten. Auch das USB-to-SATA-Interface von externen Platten kann da noch 'reinpfuschen. Ohren sind zuverlässiger als man-pages. :mrgreen:

Eventuell kann man auch auf andere Weise (S.M.A.R.T.-Daten der Platte, Verzögerung bis zum Ausführen eines Kommandos wie ls, ...) 'rausfinden, was die Platte macht - aber aus eigener Erfahrung würde ich damit anfangen, erst mal festzustellen, was die Platte tut, und nicht, was sie angeblich tut. Und wie es schon der Google-Report feststellte, sind S.M.A.R.T.-Daten bei Weitem nicht so aussagekräftig, wie oft behauptet wird.

Wenn man dann 'raus hat, was die Platte wirklich macht, kann man versuchen, die Abschaltzeit des Motors so einzustellen, dass sie möglichst nur dann erreicht wird, wenn auch für längere Zeit keine Zugriffe mehr stattfinden werden. Das auszutarieren, ist buhtz' Sache - nur er kann analysieren, wie die Zugriffe zeitlich liegen, und die Abschaltzeiten der Platten so einstellen, dass sie nach dem Abschalten in der Regel lange aus bleiben.

Meine eigenen Erlebnisse mit Festplatten passen übrigens relativ gut zum generellen Fazit jener Google-Studie: Defekte Sektoren (Stichworte "Reallocation Event" und "Pending Sectors") sind etwas, was beobachtet werden sollte, aber man muss nicht bei jedem einzelnen kaputten Sektor gleich Panik kriegen. S.M.A.R.T.-Werte sind nur bedingt aussagekräftig (das scheint z.T. vom Plattenhersteller abhängig zu sein), und eine Freck-Voraussage für Platten kann man daraus kaum ableiten. Sich mit den S.M.A.R.T.-Daten zu beschäftigen (z.B. indem man sie mit smartctl ausliest, sie in Textdateien schreiben lässt und selbige immer mal wieder untereinander vergleicht, gerne auch mit diff), kann nützlich sein. Und vor allem muss man ungewöhnliche Probleme mit Platten nicht ignorieren, sondern sich merken und/oder darauf reagieren. Genau wie Google habe auch ich nur bei ca. 25% der verreckten Platten in den S.M.A.R.T.-Daten eindeutige Hinweise auf das baldige Ableben gefunden, und in weiteren 25% konnte ich im Nachhinein Hinweise deuten - bloß wäre es im Ernstfall dann zu spät gewesen. 50% der abgenibbelten Platten hingegen krepierten plötzlich und unerwartet - meistens schafften sie eines Tages das Einschalten des Drehmotors nicht mehr (bzw. die Platten konnten nicht mehr gedreht werden).

Und nun kann buhtz mal eine Weile lang seine Platte untersuchen und dann eine eigene Strategie für's Stromsparen entwickeln. Ob sich übrigens was anderes als das Abschalten des Spindelmotors stromverbrauchsmäßig lohnt, halte ich für fraglich. Über jenes Motörchen kann man zumindest diskutieren - mehr als ein paar Watt sind da aber auch nicht drin.

Soweit die heiligen Worte. :mrgreen:

wanne
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von wanne » 17.12.2020 06:01:01

Man muss da mit Aussagen immer sehr vorsichtig sein. Wir haben auch mal ne größere Storage mit SATA-Platten betrieben. Wenn man die abgeschaltet und wieder angeschaltet sind auch immer ein paar Platten über den Jordan gegangen. Zuerst wäre die entsprechende Vermutung, dass das Anfahren Problematsich ist. Auf der anderen Seite haben die viel weniger Spin-Ups und downs wie in nem normalen Consumer gerät gehabt. In sofern ist wohl eher der "NAS"-Betrieb problematisch. (4HE mit 90 Platten vibriert einfach ein bisschen mehr als dein Rechner zuhause.) Ich tippe dass die Motoren viel früher einen Schuss bekommen haben und beim nächsten Spinup merkst du es dann halt. Man sieht aber eben auch dass die Hersteller sich immer mit Händen und Füßen gegen spindowns wehren. In sofern scheinen sie da schon Probleme zu haben...
Kurz nichts genaues weiß man nicht. Und ohne randomisierte Tests in einer realen konsumer-Umgebung kommst du da nicht weiter.
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von MSfree » 17.12.2020 08:38:25

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.12.2020 06:01:01
Ich tippe dass die Motoren viel früher einen Schuss bekommen haben und beim nächsten Spinup merkst du es dann halt.
Oder die Lagerschmierung ist nach Jehren des Dauerbetriebs nicht mehr optimal. Solange die Dinger drehen, ist alles gut. Wenn man sie runterfährt, schlagen die verharzten Schmierstoffe zu, das Lager verklebt, und die Platte fährt nicht mehr hoch.

Einem Elektromotor schadet das Hochfahren überhaupt nicht. Die kurze Überlastphase bis die Platte ihre Geschwindigkeit erreicht hat, ist egal. E-Motoren kann man kurzzeitg stark überlasten, ohne sie zu schädigen.

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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von schorsch_76 » 17.12.2020 09:02:12

Mein letztes HDD Fiasko passt da gut rein.
viewtopic.php?f=15&t=179606

Die Platten hatten 15000h drauf und waren von 2014. Das trifft sich auch gut mit der Google Statistik. Mein Klackern der Platte war was ein mechanisches Problem. Die Frage bleibt: Was löst das aus? Da ich kein Festplattenspezialist für das Innenleben bin kann ich nur mutmassen.... Ich tippe auf ein Problem des Schreib Lesekopf Mechanismus.

https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 47178.html
https://www.heise.de/ct/artikel/Ausfall ... 10460.html

Am Ende bleiben nur die 3 Regeln der IT:
  • Sichern
  • Sichern
  • Sichern
und Backups....

baeuchlein
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Re: Wie schläft eine Festplatte?

Beitrag von baeuchlein » 17.12.2020 15:13:03

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.12.2020 08:38:25
Oder die Lagerschmierung ist nach Jehren des Dauerbetriebs nicht mehr optimal. Solange die Dinger drehen, ist alles gut. Wenn man sie runterfährt, schlagen die verharzten Schmierstoffe zu, das Lager verklebt, und die Platte fährt nicht mehr hoch.
Das passt auch halbwegs zu einigen Erfahrungen meinerseits mit Platten. Der Ärger begann oft, wenn der Rechner stark ausgekühlt war (über Nacht Fenster auf gelassen im Winter & Rechner ausgeschaltet) und die Platten schon etwas älter waren. Sie schafften es dann nicht, den "Spin-up" hinzukriegen; dann mussten die betreffenden Platten erst wieder auf normale Temperatur kommen, bis es ging.

Ein "Spin-Up" funktionierte bei einigen lange Zeit im Schrank gelagerten Platten auch nicht mehr. Oft half es aber, die Platten bei längerer Lagerung kopfüber hinzulegen und erst unmittelbar vor dem Einbau wieder "richtig 'rum" zu orientieren. Ich vermute, dass der Schmierstoff zäher geworden war und sich bei längerem Herumliegen unten sammelte. Beim Einschalten musste die Platte dann den Schmierstoff gegen die Schwerkraft nach oben bewegen, damit er wieder wirkte - außer, wenn er sich durch Kopfüber-Lagern am "Deckel" der Platte gesammelt hatte und schwerkraftbedingt fast von alleine herunter kam. Das "Über-Kopf-Lagern" eignet sich natürlich nicht für Platten, die dauerhaft in einem Rechner verbaut sind.

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