debianoli hat geschrieben: 22.10.2019 12:59:43
guennid hat geschrieben: 22.10.2019 12:37:30
KEIN Betriebssystem lässt sich ohne grundlegende Kenntnisse bedienen
Definiere „grundlegend“. Aber konkret.„Grundlegende“ Kenntnisse von Windows sind womöglich andere als „grundlegende“ Kenntnisse von Standard-Debian, „grundlegende“ Kenntnisse von als apple-os, ...
Ich versteig mich mal zu dieser Behauptung: Zunächst mal bedient kein Nichtinformatiker-Mensch ein Betriebssystem. Der bedient Anwendungen, neudeutsch Äpps. Und diese Bedienung sollte ihm sein Betriebssystem am Bildschirm möglichst selbsterklärend ermöglichen.
Dann definiere ich dir "grundlegende Kenntnisse":
- Was sind Dateien und Verzeichnisse
- Mit welchem Programm schreibe ich Briefe, surfe im Internet, spiele ich Musik ab etc
- Wie finde ich Dateien auf meinem Rechner? Kopieren von Dateien, Löschen, Verschieben in andere Verzeichnisse
- Wo und wie schalte ich den Rechner an und aus
Ich denke, deine Erwartungen an den Nutzer entsprechen nicht (mehr) der Realität. Heute bedient praktisch jeder Computer in irgendeiner Form, aber es hat längst nicht jeder die von dir genannten Grundkenntnisse oder das Interesse, sie zu erwerben.
Meine Mutter hat die von dir geforderten Grundkenntnisse zum Großteil nicht. Sie hat bestenfalls eine grobe Ahnung davon, was Dateien und Verzeichnisse sind, aber nicht auf einem wie auch immer gesicherten Niveau.
Mit welchem Programm sie Briefe schreibt? Mit dem, das als erstes aufgeht, wenn sie auf ein Symbol klickt, das wie ein Brief aussieht. Internet? Stand bei uns lange Zeit groß als Hinweisschild auf dem Desktop-Wallpaper neben dem Browsersymbol. Musik? Dafür gibt's das Radio.
Wie sie Dateien findet? Gar nicht. Ihr Dokumentenordner geht standardmäßig im Filemanager auf. Da ist ein Sack Dateien drin. Eine davon macht sie auf, ändert den Inhalt auf den aktuellen Bedarf und mit Glück schafft sie es, das Dokument unter einem neuen Namen abzuspeichern. Kopieren, Löschen und Verschieben von Dateien sind bei ihr hochstens Unfälle.
Rechner Ein- und Ausschalten? Das ist einfach, denn dafür gibt es einen völlig analogen Knopf - zum Anfassen.
Gut, sie ist auch nicht die Sorte Mensch, die sich freiwillig Debian auf den Rechner holen würde. Das scheitert schon daran, dass sie keine wirkliche Vorstellung davon hat, was ein Betriebssystem ist. Aber guennid hat die Latte für potenzielle Nutzer auch sehr tief gehängt, indem er den Äppschubser als Referenz anlegt. Ich denke ab einem gewissen Punkt muss man einfach eine Grenze für Mindestfähigkeiten ziehen. Und ich denke, der ist bei Debian oberhalb des Äppschubsers.
kalle123 hat geschrieben: 22.10.2019 13:01:31
Mein aktueller Kenntnisstand bei den Linux distros: Debian und Mint.
Das ist im Grunde die selbe Suppe.
Ich entnehme daraus, dass du eigentlich keine Linuxkenntnisse hast, sondern nur Debiankenntnisse. Das ist ein bisschen wie ein Programmierer, der nur eine Sprache kann. Der kann auch nicht wirklich programmieren (abstrahieren), sondern weiß höchstens, wie diese eine Sprache funktioniert.
kalle123 hat geschrieben: 22.10.2019 13:01:31
Wenn ich an nem Zeitschriftenständer vorbei komme und über die Computermagazine schau, irgendwo kommt dann das Thema 'Umstieg auf Linux'. Zuletzt noch bei der c't gesehen. Und dann kommt Mint.
Das ist aus zwei Gründen ein schlechtes Beispiel:
1. Ich habe noch nie einen guten "Umsteigerartikel" gesehen. Die Artikel drehen sich nämlich meiner Beobachtung nach immer darum, wie man möglichst viel von seinen Windows-Kenntnissen mitnimmt. Ich halte das für den falschen Weg. Der richtige Weg wäre mMn aufzuzeigen, wie man sich von Windows löst und von Grund auf bei Linux neu anfängt. Ja, das ist mühsamer und möglicherweise leidet darunter die Auflage. Aber zufriedene Linuxer sind meiner Wahrnehmung nach nur die, die die Lösung von Windows vollzogen haben.
2. Mint halte ich für eine Blenderdistribution. Sie sieht von außen Schick aus, aber als ich das letzte mal nachsah (Jahre her), da machte es auf mich keinen soliden Eindruck. Schon allein, dass dist-upgrades als "nicht empfohlen" galten, fand ich zweifelhaft. Warum soll sowas nicht gehen? Dann waren da die unvollständig recompilierten Ubuntu-Pakete, die Paketnamenskonflikte und die zurückgehaltenen Kernelpakete. Das wirkte alles sehr mit heißer Nadel gestrickt.
kalle123 hat geschrieben: 22.10.2019 13:01:31
Ich finde das schade, denn m.E. gibt es bei Debian auch eine Bewegung in Richtung Anfängersystem für den Desktop.
Ich sehe so eine Bewegung nicht innerhalb von Debian, sondern höchstens von außen als Forderung gestellt. So eine Bewegung braucht es aber mMn auch nicht, weder bei Debian noch bei irgendeiner anderen Distribution.
Anfänger sollten hingegen realistisch ihre Fähigkeiten einschätzen und die Geduld mitbringen, sich auch mal ein ein paar Monate auf den Hosenboden zu setzen, bevor sie große Erfolge erwarten. Was sie dazu von den alten Hasen brauchen ist in erster Linie eine gute Dokumentation und ebenfalls Geduld im Umgang mit den Neulingen (der Mangel an Beidem lässt sich oft genug zurecht kritisieren).
kalle123 hat geschrieben: 22.10.2019 13:01:31
Kann mich erinnern, dass ich vor ca. 10 Jahren schon mal Richtung Debian geschaut hab, war damals unter Kubuntu unterwegs mit KDE 3.5.10
Da mir nach längerem Studium der verfügbaren Doku dann immer noch nich klar war, welche CD ich den jetzt zu brennen hab, hab ich es sein lassen.
Ich bin etwa zum Jahreswechsel 2007/2008 zu Debian gekommen. Ich meine klar erkannt zu haben, dass ich die CD1 brauche. Gut, das mit den verschiedenen Desktops hatte ich noch nicht durchschaut, aber Gnome2 funktionierte damals für mich gut genug, um mich damit auf den Hosenboden setzen zu können.