Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

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Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 29.04.2016 19:15:46

Aufgrund der vielen politischen Kritiken kam mir der Gedanke, es wäre sinnvoll, über Ideen zu gesellschaftlichen und politischen Verbesserungen zu diskutieren.

Ausgangspunkte:
1. Die BRD hat ein sehr gutes Grundgesetz einer von den Alliierten eingesetzten Kommision - und keine Verfassung. In 50 Jahren ca. 50x geändert - zum Besseren? Keine Volksabstimmung darüber. Von keiner Generation "ratifiziert". Durch EU-Beitrittsvertrag obsolet? Jedenfalls sehe ich (zu) leichte Aenderungssmoeglichkeiten als Risiko wie auch Chance.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Grundge ... eutschland
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verfassungsänderung
https://grundgesetz.wordpress.com/2008/ ... seit-1949/
2. Die heutige Parteienlandschaft ist historisch überlebt, siehe Wahlbeteiligung und Stimmen-Verteilung.
3. Allgemeine Politikverdrossenheit könnte leicht zum Kippen der momentanen Demokratie führen.
4. Soziale Ungerechtigkeit, finanzielle Polarisierung, keine soziale Marktwirtschaft, Korruption durch Lobbyismus als momentane Probleme
5. Medien-Freiheit, -Ehrlichkeit durch Kapitalabhaengigkeit und Abhängigkeit von der Regierung nicht gegeben
6. negativer Einfluss von TTIP auf das ach so leicht änderbare Grundgesetz
usw.

Meine Thesen:
1. Eine oder mehrere Experten-Kommissionen (Fachexperten, Ingenieure, Wissenschaftler in jedem Ministerium, auch in der höchsten Ebene / Minister), alle 5 Jahre neu eingesetzt, einmalig legislativ tätig, individuelle Bonuszahlungen und Haftung nach Erfolg/Misserfolg sollten regieren.
2. Unpolitische, sachliche, abrechenbare Wahlkampfthemen
3. Abrechnung, Bonuszahlungen, Haftung nach Ende Legislaturperiode
4. Länder-Regierung als Legislative abgeschafft, sinnlos, wozu in jedem Bundesland unterschiedliches Schulrecht, Baurecht etc.
5. durch EU-Beitritt entstand eine neue legislative Ebene, Bundesländer obsolet
6. Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
7. Wiederherstellung freier Medien, nur öffentliche Grundinformationen, kein Fussball, Volksmusik, Fernsehfilme, Krimis etc. per GEZ, alles weitere nach individuellem Bedarf und individueller Bezahlung, nicht werbeabhaengig
8. Volksabstimmung über Verfassung und Verfassungsänderungen
9. Volksbefragung fuer wichtige Regelungen wie TTIP etc.

Nun ist mir klar, dass meine Vorschläge/Thesen sehr unausgegoren sind. Ich will deshalb mit euch diskutieren. Vielleicht denken wir in 2 Schritten:
1. Vorstellungen für die ideale Gesellschaft
2. notwendige und kurz- bis mittelfristig machbare Uebergangsschritte

Macht was draus, o. g. Text ist nur Vorschlag zum Start. Ihr müsst euch nicht allzu sehr an meinen Worten hochziehen, eine konstruktive Kritik sieht so aus: "Das und das ist deshalb unrichtig und muss besser so lauten:"

LG Jana
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 29.04.2016 20:37:23, insgesamt 1-mal geändert.

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detix
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von detix » 29.04.2016 20:35:06

Nur eine Frage dazu: Was hast du in diesem Forum vor?
Gruß an alle Debianer, und immer daran denken:
Macht ohne Haftung funktioniert nicht!

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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 29.04.2016 20:41:08

Etwas anderes als nur die ewige, billige, linke Krittelei an den Zuständen. Mal sehen, ob es neben der allzu leichten Meckerei auch konstruktive Ideen gibt. Ist doch wohl irgendwie eine logische Konsequenz nach den vielen Polit-Kritik-Threads, findest du nicht auch?
Meckern ohne Ideen kann jeder .... Das nur zu tun, erscheint mir allmählich zu simpel. Frage umfassend beantwortet?

Falls jemand ängstlich ist, volles Verständnis dafür, die allseits bemängelte Überwachung wirkt genau wegen der Ängstlichen am effektivsten.

NAB
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von NAB » 29.04.2016 21:28:20

Und Freibier und freie Software für alle! :mrgreen:
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von spiralnebelverdreher » 29.04.2016 22:23:12

Jana66 hat geschrieben:Aufgrund der vielen politischen Kritiken kam mir der Gedanke, es wäre sinnvoll, über Ideen zu gesellschaftlichen und politischen Verbesserungen zu diskutieren.


Meine Thesen:
1. Eine oder mehrere Experten-Kommissionen (Fachexperten, Ingenieure, Wissenschaftler in jedem Ministerium, auch in der höchsten Ebene / Minister), alle 5 Jahre neu eingesetzt, einmalig legislativ tätig, individuelle Bonuszahlungen und Haftung nach Erfolg/Misserfolg sollten regieren.
2. Unpolitische, sachliche, abrechenbare Wahlkampfthemen
...
Ich finde Utopien gut und hilfreich, aber mit deinen Thesen hab ich so einige Schwierigkeiten. Ich will nicht auf alle eingehen, sondern mir nur mal zu deinen beiden ersten dumme Frage stellen:

Zu 1) Wer soll denn bestimmen, wer in diesen Kommissionen tätig ist? Auch unter Wissenschaftlern gibt es sehr unterschiedliche Ansichten, wie die Zukunft am besten gestaltet werden sollte: mit oder ohne Gentechnik, mit oder ohne Kernkraft, mit oder ohne fossile Energieträger, mit oder ohne Inflationsziel von 2%?
Zu 2) Was sind unpolitische Wahlkampfthemen? Was sind sachlich abrechenbare Wahlkampfthemen? Können typische Wahlthemen bereits nach 5 Jahren beurteilt werden? Wer stellt die Regel auf, was als Erfolg und was als Misserfolg gilt?

Für mich ist Demokratie nichts, was vorhersagbar und zuverlässig die (wie immer geartete) "beste Entscheidung" hervorbringt. Das tut sie definitiv nicht, dazu wäre nur ein absolutistisch regierender, selbstloser, umfassend gebildeter, menschenfreundlicher Kaiser in der Lage. Da ich auf einen solchen (sicher wünschenswerten) Glücksfall nicht hoffen und vertrauen will, sehe ich in der Teilung und Begrenzung von Macht einen tauglichen Entwurf, wie Gesellschaften sich selbst organisieren können. Mit allen Schwächen, Langsamkeiten und Widersprüchen, die das mit sich bringt.

BenutzerGa4gooPh

Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 30.04.2016 14:08:09

Es handelt sich um reine und damit - wie auch geschrieben - unausgegorene Thesen, Themenvorschläge. Keiner muss sich an diese halten sondern bringt gerne bessere Vorschläge, Ideen ein. Wäre mir recht lieb - wegen der bereits von mir selbst eingeschaetzten und zugegeben "Unausgegorenheit". Daraufhin ist eine Diskussion mit anderen m. E. sinnvoll, alles andere wäre Arroganz. Zu deinen Dingen:

1. Mein Vorschlag wären vom Volk gewählte Fachkommisionen. Von dazu Fähigen gewählt.

2. Rote-Socken-Kampagnen der CDU und "Mehr Geld fuer die Oma, statt für Sinti und Roma" der NPD und "Atomkraft - Nein, danke" der Grünen auf Wahlplakaten erscheinen mir etwas dünn. Demzufolge abrechenbares Sachthemen. (Bezüglich SPD und AFD ist mir nur nichts treffendes eingefallen, schade, ein "Rundumschlag" gegen alle sinnlosen Wahlplakate war Absicht. Vielleicht "Kinder sind Zukunft" - wie intelligent ist diese Neuigkeit - oder Gesichter mit 5-Wort-Spruechen darunter- wenn überhaupt so ausführlich.)

3. Demokratie muss wirtschaftlich effektiv, vorhersagbar, vorhersehbar, für die Mehrheit nützlich sein, sonst haben wir morgen keine mehr! Regeln könnten beispielsweise die Abrechnung des Wahlprogrammes sein.

Ihr könnt gern - wie immer - Meinungen und Vorschläge kritisieren, aber auch eigene Ideen und Vorschläge entwickeln, auch wenn es schwerer ist, als Erstgenanntes. Meine, von mir selbst als unausgegoren bezeichneten Thesen sind - entsprechend Bedeutung des Wortes - ausschließlich Diskussionsvorschlaege. Andere Ideen wären mir viel lieber. So man welche hat. Es ist leichter, die Ideen anderer zu kritisieren, natürlich erst, wenn man selbst darunter leidet.

Die deutsche Demokratie ist nicht die älteste, einzige. Aus Griechenland kommen kaum einheimische Flüchtlinge. Warum nicht mal darüber nachdenken??? Am deutschen Wesen ist noch keiner genesen - obwohl schon mal so behauptet. Warum nicht mal die von uns geliebte, deutsche Art und Weise, die Demokratie an sich nicht, auf den Prüfstand stellen?

Oder eben Popkorn und Bier. Psychologisch dabei interessant: Grenzen eines Forums: Allgemein akzeptierte und opportune Kritik ist leicht, allgemein akzeptierte und praktisch umsetzbare und kreative Ideen entwickeln der erste Schritt vor Veränderung. Jedenfalls habe ich persönlich vor, an Altersschwäche zu sterben - und nicht an Feigheit. Und auch nicht, Kaiser von Deutschland zu werden.

Mal schauen, wie sich der Thread entwickelt, wenn er leer bleibt, auch vielsagend ...
Jedenfalls habe ich bisher leider keine neuen Ideen entdeckt und Kritik allein finde ich unkreativ, dünn - genau wie entsprechende Wahlplakate. Vielleicht doch mal versuchen, selbst schöpferisch zu arbeiten und nicht den ganzen Thread mit Kritik an meinen Thesen zu verbringen?! Stellt jedoch kein Problem für mich dar, zeugt nur von eigener Ideenlosigkeit.

Jedenfalls wird es mir persönlich zeigen, wieviel Sinn politische Diskussionen in Foren - weil vorrangig nur Kritiken - überhaupt haben.
Ein halbwegs sinnvoll gestalter Beiträg kostet auch Zeit und deshalb kann man das biblische Wort mit den Perlen zumindest mal bedenken, ebenfalls auf den Prüfstand stellen. War vielleicht etwas hart formuliert, allerdings rein reaktiv.

Mal ein Kompliment an hikaru: Er hat sich auf eine zwar unidealistische - aber zumindest plausibel erklärende Philosophie zurückgezogen. Ist wahrscheinlich mein nächstes Projekt. Seelisch bin ich schon lange soweit, mir lag nur die persönliche Akzeptanz fern und diese speziellePhilosophie an sich war mir unbekannt. Danke hikaru, du schreibst nicht umsonst! Mit Idealismus sollte ich deine Philosophie nicht akzeptieren, als Realist wäre es besser für mich. Ich muss nur einen Schritt sehenden Auges gehen, den du bereits gingst. War zwar unbeabsichtigt, aber dieser Thread wird bei dieser Entscheidung helfen.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 30.04.2016 18:28:15, insgesamt 12-mal geändert.

LDR
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von LDR » 30.04.2016 14:39:56

Ich habe gestern erst noch einen sehr interessanten Vortrag mit Diskussionsrunde danach gesehen, sollte man gesehen haben wenn man sich für das Thema interessiert, daher verlinke ich das mal hier:

https://vimeo.com/163529455
https://vimeo.com/163529457

...und die Diskussionsrunde danach:

https://vimeo.com/163529458

Ich finde Frank Rieger bringt das in der Diskussionsrunde schon ganz gut auf den Punkt...könnt euch die ab Minute 57 vorab angucken...wir sollten keine Utopien schaffen...sondern stabile Alternativen! Und die sollten weniger über Geld gehen sondern eher über subjektives Glück, Zufriedenheit etc. pp...wie er so schön da sagt...so das die Menschen gerne zu "uns" kommen.

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MartinV
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von MartinV » 01.05.2016 22:39:05

Interessanter Thread, danke Jana.
konstruktive Zukunftsgedanken sind eine schwierige Herausforderung, und ich bin weit davon entfernt, eine Vorstellung zu haben, wie "es" denn besser oder gar "am Besten" laufen könnte.
Zumindest ein paar Gedanken zu Teilaspekten kann ich beisteuern.
2. Die heutige Parteienlandschaft ist historisch überlebt, siehe Wahlbeteiligung und Stimmen-Verteilung.
Dem stimme ich zu. Letztendlich muß eine Partei mit Führungsanspruch sämtliche Themen abdecken, die politisch zu entscheiden und zu führen sind, und damit in sämtlichen Bereichen kompetent sein und kompetente Minister (usw.) stellen können.
Ein paar Problemaspekte:
- Welche Partei kann das bieten?
- Wie kann eine Partei noch einen programmatischen Schwerpunkt setzen, wenn sie ALLEM gerecht werden muß.
- Ich kann zu zwei verschiedenen Themen jeweils eine Meinung haben. Keine Partei vertritt beide Meinungen zugleich. Welche soll ich wählen?
3. Allgemeine Politikverdrossenheit könnte leicht zum Kippen der momentanen Demokratie führen
Adolf Hitler wurde demokratisch gewählt. Auch wenn es das Wort "Politikverdrossenheit" damals noch nicht gab, trifft es einen (oder den?) wesentlichen Grund. Offensichtliche Dummheit und Menschenfeindlichkeit war und ist kein Hindernis, siehe AfD. (Ich habe mal einen Teil von "Mein Kampf" gelesen, das damals in jedem Haushalt pflichtweise vorhanden war. Ein bißchen Blättern reicht, um Hitler für einen haßzerfressenen Depp zu halten).
1. Eine oder mehrere Experten-Kommissionen (Fachexperten, Ingenieure, Wissenschaftler in jedem Ministerium, auch in der höchsten Ebene / Minister), alle 5 Jahre neu eingesetzt, einmalig legislativ tätig, individuelle Bonuszahlungen und Haftung nach Erfolg/Misserfolg sollten regieren.
Ich stimme spiralnebelverdreher in seinen Bedenken zu.
Ein erfolgreiches Studium sagt _nichts_ aus über Menschenfreundlichkeit oder realistischen Sachverstand oder soziale Kompetenz.
Und Erfolg/richtige Entscheidungen lassen sich nach 5 Jahren oft/meist nicht beurteilen.
Bestechlichkeit bleibt, z.B. gute Jobs in der Wirtschaft nach gefälligen Entscheidungen.
Die Auswahl des besten Anführers ist ein Kernproblem jeder Regierungsform. Und auch der/die beste(n) ist den Herausforderungen nicht unbedingt gewachsen.
6. Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
8. Volksabstimmung über Verfassung und Verfassungsänderungen
9. Volksbefragung fuer wichtige Regelungen wie TTIP etc.
Ich wünsche mir mehr direkte Demokratie. Volksabstimmungen mindestens für weitreichende Entscheidungen sollten selbstverständlich sein.
Ein SEHR großes Problem dabei: Meinungen in der "breiten Masse" (von der wir ein Teil sind), sind wesentlich durch vages Empfinden, Halbwissen und Medienerfahrung bestimmt. Nicht nur BILD betreibt tendenziöse Meinungstreiberei; auch FAZ/SZ/Spiegel/Focus/Welt/ARD/ZDF/$DEINEZEITUNG/... gehören dazu.
Eine "Qualifizierung" zur Abstimmung, ein Nachweis, daß man sich vor Stimmabgabe informiert hat, ist ein sehr interessanter Ansatz. Ich sehe da einen Berg Schwierigkeiten bei der Umsetzung - nichtsdestotrotz ein richtiger Ansatz.
Eines der Hauptargumente gegen Voksabstimmungen ist die reale Befürchtung, daß die Ergebnisse wesentlich mehr von blinder Meinungstreiberei als von klarer Betrachtung/Überlegung gesteuert werden.
Hier gilt es, gute Lösungen zu finden. Ein schwieriger Weg, aber der beste, den ich sehen kann.
4. Länder-Regierung als Legislative abgeschafft, sinnlos, wozu in jedem Bundesland unterschiedliches Schulrecht, Baurecht etc.
5. durch EU-Beitritt entstand eine neue legislative Ebene, Bundesländer obsolet
Dem widerspreche ich. Im Gegenteil, eine weitergehende lokale Aufteilung, und dadurch eine größere Entscheidungsmacht auf kleineren Ebenen bis hin zu einzelnen Gemeinden, schafft eine größere Vielfalt.
Diese Vielfalt hat Vorteile:
- Regelungen können besser an lokale Gegebenheiten angepaßt werden. Das gleiche Gesetz/die gleiche Regel ist nicht an jedem Ort gleich sinnvoll.
- Lokal ist mehr Einfluß einzelner Menschen möglich, von Dir und mir zum Beispiel.
- es kann mehr "ausprobiert" werden. Verschiedene Gegenden können verschiedene Konzepte umsetzen, und unterschiedlich erfolgreich sein, und voneinander lernen/abgucken.
Tatsächlich bin ich für mehr lokale Selbstbestimmung, als es derzeit möglich ist.
Gegenüber EU fühle ich mich noch machtloser/hilfloser als gegenüber BRD. Wenn wir TTIP bekommen sollten, werden die Giganten vor mir so groß, daß ich nicht mehr weiter weiß.
Grenzen und Unterschiede sind wichtig, und werden gebraucht.

Danke, wenn jemand bis hierher gelesen haben sollte. :)
Mein Gedanken sind unvollständig, und allzu nebulös möchte ich nicht weiterschreiben.
Nur eines noch: Wäre dieser Brief echt gewesen, hätte ich wieder gewußt, was ich bei der nächsten Wahl mache: Brief Gabriels an Lafontaine
Die Vernunft kann einem schon leidtun. Sie verliert eigentlich immer.

guennid

Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von guennid » 02.05.2016 09:23:10

Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
ALL ANIMALS ARE EQUAL
BUT SOME ANIMALS ARE MORE EQUAL THAN OTHERS (Orwell)

Aristokratie, Oligarchie Timokratie, Politie ... Alles schon gehabt, nennt sich jetzt bei "technikaffinen" Menschen "Meritokratie" (libreoffice)

Leute mir wird schlecht.

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Luxuslurch
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von Luxuslurch » 02.05.2016 09:52:14

Also Punkt 1 ist hinfällig, denn die Repräsentanten in den Parlamenten werden bereits von Experten beraten. Könnte man jetzt drüber streiten, wie sinnvoll es sein soll, gleichzeitig 60 Stunden im Labor für Biotechnologie zu forschen und weitere 60 Stunden in der Woche mit parlamentarischer Arbeit befasst zu sein. Ich meine, okay, wenn man auf Crystal Meth steht...
Punkt 2 ist dann ein Widerspruch in sich: "unpolitischer Wahlkampf" - was soll das denn bitteschön sein? Wettstreit der Ideen = Politik (zumindest in einer liberalen Demokratie wie der unsrigen).
Das geht dann so unausgegoren weiter, dass es müßig ist, alles zu widerlegen. Aber spätestens bei Punkt 6 "Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung"" wird mir - ebenso wie guennid - schlecht. Universelle Menschenrechte sind nicht so dein Ding, oder?

Mal ganz davon abgesehen, dass das Grundgesetz eine Verfassung ist und auch seit 1990 als solche angesehen wird. Das zweifeln eigentlich nur Reichsbürger mit Aluhüten an. Wie kommst du darauf?
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ralli
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von ralli » 02.05.2016 10:53:39

guennid hat geschrieben:
Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
ALL ANIMALS ARE EQUAL
BUT SOME ANIMALS ARE MORE EQUAL THAN OTHERS (Orwell)

Aristokratie, Oligarchie Timokratie, Politie ... Alles schon gehabt, nennt sich jetzt bei "technikaffinen" Menschen "Meritokratie" (libreoffice)

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Ja, so war es in der DDR auch, oder? Alle sind gleich, nur einige waren gleicher als gleich. :facepalm:
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 02.05.2016 10:56:59

Universelle Menschenrechte sind nicht so dein Ding, oder?
Doch, aber Kinder dürfen auch nicht wählen gehen, weil sie eben nicht zu entsprechenden Entscheidungen in der Lage sind. Ebenso wie Erwachsene, die sich mit einem Wahlprogramm oder wenigstens unserer Verfassung einschl. deren Historie noch nicht mal beschäftigt haben und trotzdem (falsch!?) wählen gehen. Und da kenne ich leider einige. Ohne Rechtswissen darf auch kein Polizist auf die Straße, für den Führerschein existieren "gewisse Voraussetzungen" etc. Nur für die Wahl nicht?! Für unausgegorene Thesen habe ich wenigstens Gründe und mir ist schon schlecht.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 02.05.2016 11:10:02, insgesamt 3-mal geändert.

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Luxuslurch
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von Luxuslurch » 02.05.2016 11:01:08

Ach so. Und welche Expertenkommission entscheidet nun über die Wahlbefähigung? Gründe gibt's genug, phrenologische Analysen zuhauf. Aber irgendwie ist man aus anderen Gründen von weg gekommen. Klingelt's jetzt vielleicht?
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TomL

Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von TomL » 02.05.2016 11:03:22

Ich muss gestehen, dass ich (ganz subjektiv) unser Land und mein ganzes Leben in diesem großartigen Deutschland derzeit einfach toll finde. Ich wünsche mir allerdings für die Zukunft, dass es einigen wenigen destruktiven Kräften in DE (dazu zähle ich derzeit unsere Regierungsparteien) nicht gelingt, das zu zerstören. Natürlich sehe ich auch, dass viel Dreck angehäuft oder unter den Teppich gekehrt wird, aber im Großen und Ganzen ist es derzeit für mich trotzdem toll.

Mittlerweile bin ich (obwohl ehemaliger Befürworter) auch skeptisch, ob Volksabstimmungen wirklich das Mittel der Wahl sein können. Vermutlich war ich wohl auch ein Politik- und Sozialromantiker.... aber die Gespräche hier haben mich einigermaßen ernüchtert, mit dem Erfolg, dass sie mich jetzt an der Fähigkeit unserer Bürger zweifeln lassen, wirklich die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Mein utopischer Wunsch wäre, die Parlamentsdemokratie grundsätzlich beizubehalten, aber Fraktionszwang und namentliche Abstimmungen zu verbieten. Die Abgeordneten müssen unbedingt allein nach ihrem Gewissen und dem persönlichen Auftrag ihrer eigenen Wähler abstimmen dürfen, ohne Angst vor dem Verlust von Privilegien oder Karriereaussichten zu haben. Weiterhin müssen direkt gewählte Kandidaten mit ausreichender Stimmenanzahl auch unterhalb einer 5%-Hürde zu den Parlamenten zugelassen werden. Darüberhinaus finde ich den oben gelesenen Vorschlag auf begrenzte Politiker-Zeit richtig. Und als letztes müssen Lobbyisten aus der Politik verbannt werden, bzw. Lobbyisten-Politiker obligatorisch unter Korruptionsverdacht gestellt werden.

Meine Überzeugung ist, die Entscheidung eines Wählers für eine rechte Politik, oder eine linke, oder irgendwas um die Mitte herum, ist immer die Entscheidung für eine bestimmte Teilmenge aus einem viel größeren Ganzen, aus der unbedingt resultiert, dass man nicht von den Vorteilen der guten Aspekte und Lösungen eines anderen Lagers partizipiert. Ich habe die Vorstellung, dass geheime Abstimmungen es vielleicht ermöglichen, dass ein Abgeordneter seinem Gewissen folgt und sich durchaus auch mal gegen seine Fraktion und für die Politik eines anderen Lagers entscheiden kann.
Zuletzt geändert von TomL am 02.05.2016 11:07:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 02.05.2016 11:07:09

MartinV und TomL, das nenne ich Vorschlag und konstruktive Kritik. :THX:

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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von ralli » 02.05.2016 11:08:54

Und dann könnten wir auch gleich einen Fähigkeitsnachweis für eine kindgerechte Erziehung fordern, denn jeder Dödel darf ja unbesehen Kinder in die Welt setzen. Oder einen Fähigkeitsnachweis zu dem grundsätzlichen Wissen der Grundlagen einer sozialen Marktwirtschaft a la Adam Smith, bevor jemand mit seinen Geschäftsideen auf die Menschheit losgelassen wird und sie beglücken will. Aber das alles hätte dann mit einer offenen Gesellschaft, wie ich sie mir vorstelle, nichts mehr zu tun. Ich habe ein anderes Verständnis von einer lebendigen Demokratie. Wenn das Parlament homogener zusammengesetzt wäre und die Interessenlage von allen Bevölkerungsschichten widerspiegeln würde, das wäre ja schon mal ein Fortschritt. Eine direkte Demokratie wie in der Schweiz würde ich auch befürworten und einer parlamentarischen Demokratie vorziehen.
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von Luxuslurch » 02.05.2016 11:17:27

Richtig. Über mehr direkte Demokratie kann man zumindest diskutieren. Über eine Einschränkung des Wahlrechtes nicht.
@Jana66: der Versuch einer Ehrenrettung dieser dramatisch schlechten Idee über den Hinweis auf die Altersbeschränkung zieht nicht, weil jedes Kind irgendwann erwachsen wird. Der Ausschluss nach IQ oder ähnlichem ist aber genauso gefährlich wie der Ausschluss nach Geschlecht oder Hautfarbe. Sorry wenn dir die Worte zu hart vorkommen, aber es gibt gewisse Grundsätze, unterhalb deren Grenze eine Diskussion nicht möglich ist.
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von ralli » 02.05.2016 11:29:53

Mit Visionen und Utopien ist das so eine Sache. Ich lehne sie ja nicht grundsätzlich ab, aber sie müssen sich ja erst Mal in der Realität die Hörner abstoßen und bewähren. Ob Du als ein Macher gefeiert wirst oder als Träumer etikettiert, entscheiden die Eliten, die die Mainstreammedien beherschen. Helmut Schmidt hat mal in einem Interview gesagt:
Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.
Na ja, es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von Revod » 02.05.2016 11:38:50

Ich finde optimale Lösungen gibt es nicht. Wenn keine " indirekte " Bestechung Wege gäbe wäre es vielleicht möglich die Wirtschaftliche Verhältnisse mit " Vermögen Verteilung " Gesetzes einen gutes Stück zu verbessern, doch das wärs bereits gewesen.

Man kann Irrationalität, Verbrechertum, Mentalitäten ( Familien Gesetze anderer Kulturen ), Machtgier und dessen Missbrauch, " dunkle Firmeninhaber " , Fussbalchaoten, Skeanheds, Egoismus usw. Problem nicht mit " pauschale gute Ideen " lösen. Ich erwähne das gesamte " Radius " , weil das ganze ein einander zusammenhängt.

Wie ich schon ein paar mal sagte, das menschliche Wesen als ganzes sollte endlich Mal " erwachsen " werden, in Verantwortung, Anteilnahme ... das Höhlenbewohner Bewusstsein mit rationelleres ersetzen. Dieses Reifeprozess muss über ie gesamte Menschheit statt finden, ansonsten .... kein Raumschiff Enterprise wird entstehen... :wink:
Systemd und PulseAudio, hmmm, nein danke.

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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von hikaru » 02.05.2016 11:38:59

Jana66 hat geschrieben:1. Die BRD hat ein sehr gutes Grundgesetz einer von den Alliierten eingesetzten Kommision - und keine Verfassung. In 50 Jahren ca. 50x geändert - zum Besseren? Keine Volksabstimmung darüber. Von keiner Generation "ratifiziert". Durch EU-Beitrittsvertrag obsolet? Jedenfalls sehe ich (zu) leichte Aenderungssmoeglichkeiten als Risiko wie auch Chance.
Dass das GG nicht "Verfassung" heißt sehe ich nicht als Problem. Das ist nur Wortklauberei.
Gesellschaften ändern sich. Darauf müssen Gesetze reagieren können, auch solche mit Verfassungsrang. Ich denke rein formal ist das GG hier gut aufgestellt. Es ist veränderbar, aber die Hürden dafür sind hoch. Die Grundrechte sind sogar im Wesen unabänderbar.
Das eigentliche Problem sehe ich darin, dass die aktuellen Vertreter von Legislative und Exekutive nicht mehr wirklich im Sinne des GG handeln. Mir scheint es eher, als betrachten sie es als lästiges Hämmnis bei ihrer Arbeit. Ein "guter Staatsdiener" sollte intuitiv GG-konform arbeiten, ohne wirklich in den Gesetzestext schauen zu müssen. Der darf eigentlich nur Spickzettel für Notfälle sein. Falls das wirklich mal schief geht bliebe für alle Fälle noch die Judikative als letzte Abwehrmaßnahme gegen sporadische Grundrechtsverletzungen durch den Gesetzgeber. Das Ausmaß, in dem das BVerfG aber die aktuelle Bundespolitik korrigieren muss, finde ich persönlich aber nicht mehr akzeptabel.
Jana66 hat geschrieben:2. Die heutige Parteienlandschaft ist historisch überlebt, siehe Wahlbeteiligung und Stimmen-Verteilung.
Ich halte das Konzept von Parteien als Ganzes für überholt. Aus Themenperspektive waren Parteien ein sinnvolles Konzept, um dem Wähler eine mehr oder weniger sinnvolle Vorauswahl zu bieten, die historisch begründet deshalb notwendig war, weil ohne schnelle individuelle Massenkommunikationsmittel technisch kaum mehr möglich ist.
In Zeiten des Internets sehe ich aber keinen Grund, warum man nicht für Themen und Standpunkte wählen sollte, statt für Parteien. Jede Parteienwahl ist zwangsläufig eine Abwägung des geringsten Übels, denn es wird immer Themen geben zu denen einen der Parteistandpunkt gefällt, während er es zu anderen nicht tut. Im Grunde wäre das Endprodukt eine direkte Demokratie.
Jana66 hat geschrieben:3. Allgemeine Politikverdrossenheit könnte leicht zum Kippen der momentanen Demokratie führen.
Ich sehe hier Ursache und Wirkung vertauscht. Nicht Politikverdrossenheit gefährdet die Demokratie, sondern die weitgehende Aushöhlung der Demokratie erzeugt Politikverdrossenheit und gefährdet damit das Funktionieren der Gesellschaft. Hier bin ich eigentlich wieder bei 1., denn die Achtung und Stärkung demokratischer Prozesse sollte einem Staatsdiener einer Demokratie eigentlich "im Blut liegen". Das sehe ich nicht.
Jana66 hat geschrieben:4. Soziale Ungerechtigkeit, finanzielle Polarisierung, keine soziale Marktwirtschaft, Korruption durch Lobbyismus als momentane Probleme
Die soziale Marktwirtschaft möchte ich hier ausklammern. Den Rest sehe ich nicht als momentane Probleme, sondern als permanente Probleme, die sich zwangsläufig aus der menschlichen Natur als im großen Maßstab unsoziales Wesen ergeben.
Soziale Ungerechtigkeit gegenüber Menschen die man nicht kennt interessiert einen für gewöhnlich wenig. Der eigene Vorteil hat Priorität. Finanzielle Polarisierung ist die Manifestierung dieser Haltung in unserer Gesellschaft und Korruption eines der dazugehörigen Werkzeuge.

Zur sozialen Marktwirtschaft las ich letzte Woche im Heise-Forum sinngemäß Folgendes, was ich sehr passend fand:
Soziale Marktwirtschaft war das Schauspiel, das der Westen für den Osten aufgeführt hat.
Nachdem sich der Ostblock und damit das Konkurrenzsystem von der Weltbühne verabschiedet hat, gibt es für den Kapitalismus keinen Grund mehr, das soziale Schauspiel weiter aufzuführen.
Jana66 hat geschrieben:1. Eine oder mehrere Experten-Kommissionen (Fachexperten, Ingenieure, Wissenschaftler in jedem Ministerium, auch in der höchsten Ebene / Minister), alle 5 Jahre neu eingesetzt, einmalig legislativ tätig, individuelle Bonuszahlungen und Haftung nach Erfolg/Misserfolg sollten regieren.
Auf die Schnelle halte ich deinen Lösungsvorschlag für anfällig für Manipulation durch Lobbyismus.
Kernfragen dazu:
Wer wählt die Kommission?
Was qualifiziert jemanden dazu, aufgestellt zu werden?
Wie wird Erfolg gemessen?
Wer kontrolliert den ganzen Prozess?
Jana66 hat geschrieben:2. Unpolitische, sachliche, abrechenbare Wahlkampfthemen
Wahlkampf halte ich generell für einen schwierigen Begriff. Er stammt vermutlich historisch bedingt aus der Arbeiterkampfzeit des 19. Jahrhunderts, die zumindest in meier Wahrnehmung wohl insgesamt recht unsachlich ablief. Einen sachlichen Wahlkampf halte ich daher für einen Widerspruch in sich. Natürlich muss man über abweichende Standpunkte diskutieren, wobei es auch mal hitzig werden kann, aber das sollte nicht der normale Diskussionsstil sein. Unpolitisch kann und darf politische Diskussion aber niemals werden.
Jana66 hat geschrieben:3. Abrechnung, Bonuszahlungen, Haftung nach Ende Legislaturperiode
Viele politische Themen erstrecken sich weit über Legislaturperioden hinaus. Deren Erfolg lässt sich also am Ende einer Legislaturperiode möglicherweise gar nicht bewerten. Versucht man es doch, dann entstehen möglicherweise Effekte wie in der Wirtschaft, wo nur noch Quartalszahlen zählen.
Jana66 hat geschrieben:6. Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
Auch hier wieder:
Wer legt die Kriterien fest und wie wird dieser Prozess überwacht?
Im Grunde forderst du hier die Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts, was nach heutigem Verständnis ein Grundpfeiler einer Demokratie ist.
Jana66 hat geschrieben:7. Wiederherstellung freier Medien, nur öffentliche Grundinformationen, kein Fussball, Volksmusik, Fernsehfilme, Krimis etc. per GEZ, alles weitere nach individuellem Bedarf und individueller Bezahlung, nicht werbeabhaengig
Wenn du den Passivsatz in einen Aktivsatz umbaust, dann fällt dir das Problem sicher selbst auf. ;)
Jana66 hat geschrieben:1. Vorstellungen für die ideale Gesellschaft
Grundvoraussetzung dafür wäre meiner Ansicht nach die grundlegende freiwillige Bereitschaft der überwältigenden Mehrheit der Bürger, sich an gesellschaftliche Regeln zu halten.
Gesetze sind dabei sicher wichtig um diese Regeln zu formulieren, aber man darf dabei nicht den Fehler machen, das eine mit dem anderen zu verwechseln. Gesetze werden in ihrer Formulierung immer unvollständig sein und daher Schlupflöcher bieten. Diese Schlupflöcher auszunutzen dürfte der Einzelne nicht als Sport betrachten, sondern müsste freiwillig und ohne Androhung von Gesetzesverschärfung auf deren Ausnutzung verzichten. Die Umsetzung dieser Grundvoraussetzung halte ich für utopisch, weshalb ich schon den Versuch des Entwurfs einer "idealen Gesellschaft" für Zeitverschwendung halte.

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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 02.05.2016 11:44:29

@Luxuslurch: Ich glaube, man diskutiert über Thesen, gerade um diese zu bestätigen, zu überdenken, zu konkretisieren, zu verändern oder gänzlich fallenzulassen. Luthers Thesen wurden auch nicht in Gesamtheit in irgendwelche Glaubensbekenntnisse übernommen - und gern schon gar nicht - jedenfalls von manchen Zeitgenossen. Es handelt sich um eine reine Methodik. Vereinfacht gesagt: Ich kann keinen Thread nur mit einer Überschrift beginnen.
https://de.wikipedia.org/wiki/These
Und jetzt muss ich über einige Beiträge nachdenken.

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hikaru
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von hikaru » 02.05.2016 12:54:35

Ich hätte mir mehr Zeit für's Lesen nehmen sollen. Dann hätte ich mir beim Schreiben sehr viel gespart. ;)

Eins noch:
Jana66 hat geschrieben:Ohne Rechtswissen darf auch kein Polizist auf die Straße
Das scheint sich bei den Beamten noch nicht richtig rumgesprochen zu haben. Ich bin auf der Straße zu 80% Radfahrer und ich staune immer wieder wie wenig diejenigen die mir erklären wollen was ich darf und was nicht von geltenden Gesetzen wissen.

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MartinV
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von MartinV » 02.05.2016 13:35:31

hikaru hat geschrieben: In Zeiten des Internets sehe ich aber keinen Grund, warum man nicht für Themen und Standpunkte wählen sollte, statt für Parteien. Jede Parteienwahl ist zwangsläufig eine Abwägung des geringsten Übels, denn es wird immer Themen geben zu denen einen der Parteistandpunkt gefällt, während er es zu anderen nicht tut. Im Grunde wäre das Endprodukt eine direkte Demokratie.
Ich stimme zu.
hikaru hat geschrieben:
Jana66 hat geschrieben:6. Wahlteilnahme nach irgendeiner "Faehigkeitpruefung", wenigstens Grundwissen über Wahlprogramme, Verfassung
Auch hier wieder:
Wer legt die Kriterien fest und wie wird dieser Prozess überwacht?
Im Grunde forderst du hier die Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts, was nach heutigem Verständnis ein Grundpfeiler einer Demokratie ist.
Dieser Punkt wurde in mehreren Beiträgen scharf kritisiert.
Es gilt, die Problematiken von Direktabstimmungen und Volksbefragungen zu sehen, und Möglichkeiten zur Lösung zu suchen.
Einige Probleme:
- Steuerung der öffentlichen Meinung durch Medien etc.
- daraus folgend: Entscheidungen bei (Direkt-)Wahl/Volksbefragung sind oft nicht sachlich, sondern beruhen auf unklarem Gefühl, Halbwissen und Medienmanipulation. (Wesentlicher Grund, warum wir Parteien&Volksvertreter&parlamentarische Demokratie haben)
- Zu viele Befragungen / Entscheidungsmöglichkeiten können den Wählenden rasch überfordern

Mögliche Lösungen?
- Jeder darf entscheiden und wählen, vollkommen unabhängig davon, ob er weiß, worüber er gerade abstimmt, oder welche Folgen das haben könnte.
- Qualifizierung zu einer Entscheidung. Wie könnte so eine Qualifizierung aussehen? Was sind die Kriterien?
- Zu jeder Frage/Wahl sollte es einen kurzen Text mit den wichtigsten Kernpunkten geben, ähnlich wie bei Petitionen. Die hohe Kunst ist es, in diesem kurzen Text das wichtigste zusammenzufassen, ohne bereits tendenziös eine Meinung zu formen.
- Es geht nicht darum, Wahlrecht nach IQ oder anderen Kriterien abzuschaffen. Ich bin sicher, daß Jana das auch nicht meinte. Es geht eher darum, daß bei jeder einzelnen Entscheidung (ob Wahl oder Volksentscheid) ein Minimum an Information seitens des Wählenden gegeben ist.
- Politische Aufklärung ist Aufgabe der staatlich/GEZ-finanzierten Medien. 99% dessen, was da geboten wird, gehört in die graue Tonne. Das geht auch besser. Tatort&Lindenstraße&Kochshow&Co mögen nett sein, sind aber nicht Aufgabe aufklärender Sender.
Die Vernunft kann einem schon leidtun. Sie verliert eigentlich immer.

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Luxuslurch
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Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von Luxuslurch » 02.05.2016 13:38:03

MartinV hat geschrieben:Es geht nicht darum, Wahlrecht nach IQ oder anderen Kriterien abzuschaffen.
MartinV hat geschrieben:Wie könnte so eine Qualifizierung aussehen? Was sind die Kriterien?
Ist das noch kognitive Dissonanz oder willst du dich schon mal im Voraus für den Wahlbefähigungstest disqualifizieren?
Ich werde hier wirklich sehr explizit in meiner Ausdrucksweise. Aber ich kann nicht anders, sorry.

Die einzig richtige "Lösung" ist diejenige, die jetzt bereits praktiziert wird:
MartinV hat geschrieben:Jeder darf entscheiden und wählen, vollkommen unabhängig davon, ob er weiß, worüber er gerade abstimmt, oder welche Folgen das haben könnte.
Debian Stable.
Der Mod spricht rot.

BenutzerGa4gooPh

Re: Vorstellungen, Utopien für unsere Zukunft

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 02.05.2016 13:41:39

Wer legt die Kriterien fest und wie wird dieser Prozess überwacht?
Das ist wohl der Knackpunkt. Weswegen ich den Begriff "unausgegorene Thesen" nutzte und eine Diskussion anstieß.
Dass das GG nicht "Verfassung" heißt sehe ich nicht als Problem. Das ist nur Wortklauberei.
Ich persönlich sehe Unterschiede: Ein Gesetz wird mir diktiert, dessen Grundlage sollte eine Verfassung sein, über die alle abstimmen durften.
Sonst einverstanden und eigene argumentative Fehler eingesehen. :mrgreen: :THX:

@ MartinV: Ich habe über die Abschaffung von Landesregierungen ausschließlich im legislativen Bereich nachgedacht um sinnlose und widersprüchliche Alleingänge zu vermeiden (Beispielweise verschiedenes Abitur). Nicht im exekutivem Bereich. Natürlich können nur lokale Organe wissen, was an der Basis los ist.
-> war jetzt mehr AW zu Deinem ersten Beitrag ...
-> Ansonsten sehe ich das meiste wohl ähnlich, kann aber nicht auf jeden Beitrag und dann noch ausführlich eingehen.
Wahre Anekdote zu Martins erstem Beitrag: Habe mal darüber nachgedacht als parteilose Stadrätin oder Kreisrätin zu kandidieren. Was meinst Du, wievieler Unterstützungsunterschriften es bedarf. Nun wohne ich auf dem Dorfe, meine "Unterstützer" müssten erst kostenpflichtig in die Stadt fahren, es fahren recht selten und nur in größeren zeitlichen Abständen Busse und müssten ganz bürokartisch amtliche Unterschriften mit Wartezeiten im Wartezimmer des Bürgerbüros leisten. Keiner ist ja bequem. Nix mit einfacher Unterschriftensammlung etc. Da haben es die Zeugen Jehovas ja leichter. Alles ganz im Sinne der etablierten Parteien - einschließlich NPD und AFD - man bleibt offensichtlich gern unter sich. Es lebe die deutsche Bürokratie und Demokratie - so es denn letztere und nicht erstere ist, bzw. erstere gern gegen leztere genutzt wird. So viel zu unseren gern wahrgenommenen bzw. zu Aufforderungen der Wahrnehmung von demokratischen Mitbestimmungsrechten. Für die ganz Schlauen: Ich könnte im Ortschaftsrat anfangen und mich von ganz unten hochdienen: Das überlasse ich dann doch lieber den jungen Ehrgeizigen und beschäftige mich privat mit Philosophie und Debian und Euch!

Liebe Forenmitglieder, ich werde mich erst mal nicht mehr äußern, morgen ist Urlaub angesagt. Leider auch von Euch. Werde danach aber interessiert lesen, Abschwörungen werden wohl nicht mehr erwartet und erzwungen?! :wink: :mrgreen:

Ach so, wann war gleich nochmal die letzte Volksabstimmung über wesentlichere Dinge als bunte Wahlplakate, z. B. über Grundgesetzänderungen, über die (etwas trickreiche, weil ursprünglich nicht so vorgesehene) Verlängerung des Grundgesetzes über die Wiedervereinigung hinaus, über EU-Beitrittsvertrag, der wiederum die ab Wiedervereinigung sogenannte Verfassung verändert etc? Da eine Verfassung die Grundlage jeden Gesetzes bilden sollte, drängen sich mir gewisse DEMOKRATISCHE Vorstellungen über DEMOKRATISCHE Grundlagen einfach auf.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 02.05.2016 15:04:06, insgesamt 19-mal geändert.

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