Verweigerung der Gesundheitskarte?

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hikaru
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von hikaru » 13.04.2015 14:22:03

Wenn ich das Thema etwas weiter denke komme ich zu dem Schluss, dass ich gern zu einer privaten Kasse wechseln würde*, zu deren Kernleistungen der vertrauenswürdige Umgang mit meinen Daten gehört.
Natürlich werden das alle Privaten von sich behaupten, aber gibt es welche die sich das auf die Fahnen (und idealerweise in die Verträge) geschrieben haben und ihre Prozesse auch soweit offenlegen, dass das unabhängig prüfbar ist?
Was dazu offenzulegen wäre und wie das zu prüfen wäre weiß ich leider nicht.

*) wenn ich eh schon als solcher Patient behandelt werde

debianoli
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von debianoli » 13.04.2015 14:44:52

r4pt0r hat geschrieben:Behandlungsstandard bei Privatpatienten ist aber merklich höher - fängt damit an dass man als Privatpatient recht problemlos einen Termin bekommt, die Behandlung und Beratung ist wesentlich ausführlicher und die verschriebenen Medikamente sind auch oft andere. Auch Nachbehandlung/Kontrolluntersuchungen sind bei Privatpatienten eher üblich und bei Kassenpatienten wegrationalisiert... War selber jahrelang Privat versichert - die Unterschiede sind wirklich teilweise immens!
Ja, aber verstehst du was falsch: Bei Privatpatienten werden dafür teilweise Behandlungen durchgeführt, die eigentlich überhaupt nicht nötig sind. Eben WEIL man sie ABRECHNEN KANN. Daher wirst du teilweise nicht besser behandelt, sondern einfach nur mehr. Und wie willst du als Laie überhaupt beurteilen, ob die Einzelpostitionen der Arzt-Rechnung überhaupt nötig waren?

Ich war auch einige Jahre lang privat versichert und würde es nie wieder tun. Du fährst mit einer Zusatzversicherung (Zähne etc) zur gesetzlichen um einiges besser.

r4pt0r
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von r4pt0r » 13.04.2015 16:32:00

Ich war auch einige Zeit privat versichert und würde - wenn es nicht mittlerweile extrem umständlich wäre aus der gesetzlichen Kasse wieder rauszukommen - wieder zurückwechseln.
Alleine die Tatsache dass ich praktisch nie Wartezeiten hatte ist es schon wert. Als Kassenpatient wird man ja teilweise nichtmal wirklich durchgecheckt sondern nach einem "was tut denn weh... aha... ich schreib ihnen was auf" ist man nach 30min warten innerhalb von 3 Minuten abgespeist - weil die Kassen sowieso nichts mehr an die Ärzte Zahlen und diese nur noch auf maximalen durchsatz arbeiten müssen.
Terminvereinbarungen liefen Grundsätzlich ungefähr so: "Leider haben wir die nächsten 8 Wochen nichts mehr frei" "Ich wäre Privatversichert..." "Achso... würde es morgen um xx Uhr passen?"
Behandlung im Krankenhaus: Notaufnahme gestopft voll -> man wird direkt durchgeschleust und der Leitende Arzt/Chefarzt steht parat...

Wenn man zusammenrechnet was man bei den Kassen mittlerweile alles selber bzw zuzahlen muss fährt man mit ner Privaten mit entsprechendem eigenanteil meistens sogar günstiger.

Das ganze wird aber eigentlich schon _sehr_ OT....
Wenn ich das Thema etwas weiter denke komme ich zu dem Schluss, dass ich gern zu einer privaten Kasse wechseln würde*, zu deren Kernleistungen der vertrauenswürdige Umgang mit meinen Daten gehört
Da i.d.r. einfach nur die Rechnungen an die Kasse weitergereicht werden und keine Behandlungsdetails, gibt es dort erst garnicht so umfangreich Daten abzugreifen wie es mit der eGK der Fall ist, wo praktisch alles was der Arzt bisher in seiner Patientenakte hatte (-> unterliegt der Ärztlichen schweigepflicht) in einer obskuren "infrastruktur" eines gewinnorientierten Unternehmens abgelegt wird.... (und denen trau ich nichtmal halb so weit wie man deren Plastikkarten werfen kann...)

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hikaru
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von hikaru » 13.04.2015 16:41:47

r4pt0r hat geschrieben:Da i.d.r. einfach nur die Rechnungen an die Kasse weitergereicht werden und keine Behandlungsdetails, gibt es dort erst garnicht so umfangreich Daten abzugreifen wie es mit der eGK der Fall ist, wo praktisch alles was der Arzt bisher in seiner Patientenakte hatte (-> unterliegt der Ärztlichen schweigepflicht) in einer obskuren "infrastruktur" eines gewinnorientierten Unternehmens abgelegt wird....
Wobei sich die Frage stellt, wo der Arzt jetzt die Behandlungsdetails von Privatversicherten ablegt, wenn nicht aus Bequemlichkeit (des Systems, nicht des Arztes) in der eGK-DB.
Wenn eh alles bei der Gematik mbH landete, egal wo es her käme, dann hätte man mit einem Wechsel natürlich nichts gekonnt.

debianoli
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von debianoli » 13.04.2015 16:52:04

r4pt0r hat geschrieben:Ich war auch einige Zeit privat versichert und würde - wenn es nicht mittlerweile extrem umständlich wäre aus der gesetzlichen Kasse wieder rauszukommen - wieder zurückwechseln.
Alleine die Tatsache dass ich praktisch nie Wartezeiten hatte ist es schon wert.
Dazu brauchst aber einen teuren privaten Tarif. Mit den billigen bist du auf einer Stufe mit Kassenpatienten - und wirst im Alter arm. Aber das ist OT hier

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hikaru
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Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von hikaru » 20.11.2019 23:56:11

Sorry für's Ausgraben, aber gerade lief im Rahmen von "ZDF Zoom" eine interessante Doku mit dem Titel "Der gläserne Patient - Daten in Gefahr?" rund um Gesundheitsminister Spahns "E-Health"-Programm, mit Fokus auf die dahinterstehende IT-Sicherheit. [1][2]
Eigentlich wird da nichts Überaschendes präsentiert. Fazit und Ausblick sind erwartungsgemäß katastrophal. Alles was gerade umgesetzt oder geplant ist, war seit Einführung der eGK so absehbar. Im Grunde kann man nur zu dem Schluss kommen, dass wer heute noch freiwillig zum Arzt geht, dringend einen Arzt aufsuchen sollte.

[1] https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoo ... r-100.html
[2] https://rodlzdf-a.akamaihd.net/none/zdf ... p36v14.mp4 (Direktdownload 555MB)

willy4711

Re: Verweigerung der Gesundheitskarte?

Beitrag von willy4711 » 21.11.2019 01:04:06

Dazu passend:
https://www.techbook.de/easylife/google ... entendaten

@hikaru
Es ist ja nicht nur die Unsicherheit der IT. Prickelnd wird ja dann irgendwann die Frage, wer "berechtigten" Zugriff auf die Daten erhält.
Das Speichern der Daten ist ja kein Selbstzweck von karitativen Wohltätigkeitsorganisationen, sonder es soll damit Profit gemacht werden.
Dann wir es heißen, Firma xy hat aus "berechtigten Gründen" Zugriff auf Daten von xy bekommen.
Ich hab mal irgendwo gelesen, dass ca. 80% der sog. Datenlecks intern entstehen. Also Datenklau und Veräußerung von internen an Außenstehende.

Na ja der Zu ist wohl angefahren :roll:

Nur mal noch eine Anmerkung zu den vermeintlich günstigen privaten Krankenversicherungen:
Die anfangs relativ günstige private Versicherung meiner Frau stieg im Alter auf fast das Doppelte der gesetzlichen Versicherung.
Zum Schluss lag ihr Eigenanteil bei über 900 damals noch DM. Mit Ach und Krach konnte sie noch in die gesetzliche Versicherung wechseln,
was ab 55 Jahren so gut wie unmöglich ist, wenn man über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt.
Das sollte man im Hinterkopf haben. Mancher Rentner ist daran Pleite gegangen.

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