Jana66 hat geschrieben:Deutschland und Europa selbst sind stabil.
Europa auch nur teilweise:
- Ungarn und Türkei sind keine Demokratie im umfassenden Sinne mehr (d.h. mit funktionierenden unabhängigen Institutionen).
- Polen und Rumänien stehen schon länger auf der Kippe. Italien ist notorisch instabil. Südeuropa generell wirtschaftlich instabil. Großbritannien hat gerade den Kurs der UKIP eingeschlagen.
- In den Niederlanden und Frankreich gibt es - anders als bei uns - eine reale Gefahr, daß die Rechten die stärkste Fraktion werden.
Jana66 hat geschrieben:
- "Demokratie" durch Einschüchterung/Überwachungsstaat, häufige Verfassungsbrüche und EU-Rechtsbrüche userer Regierung, ständige Einschränkung der Bürgerrechte und Privatsphäre sind durchaus vergeichbar mit Bananenrepubliken, Diktaturen.
Philippinen: Todesschwadronen, die direkt dem Präsidenten hörig sind, bringen willkürlich tausende um, um seinen politischen Kurs durchzusetzen.
Türkei: Zehntausende verhaftet ohne Anklage, massive Säuberungen.
Westafrika: keine friedlichen Regierungswechsel nach einer Wahl, massive Wahlfälschungen.
Mexiko: Bandenherrschaft und riesige Mordraten.
In der Hälfte aller Länder kommt es beim Behördengang nur darauf an, wieviel Geld Du den Beamten in die Tasche steckst.
Das findest Du vergleichbar?
Nimm das mal als Illustration: Es wäre völlig unmöglich für Merkel, sich einen Palast wie Erdogan bauen zu lassen.
Ja, wir haben zu viel Überwachung. Das ist aber wirklich auch der einzige Teil der Grundrechte, der hier massiv übertreten wird.
Jana66 hat geschrieben:
- Die meisten Bananenrepubliken hatten/haben sogar den Vorteil, dass sie mehr oder weniger nur intern agieren.
Mal egal, was zu was geführt hat: Wie würdest Du außenpolitisch unter den jetzigen Bedingungen mit der Situation in Afghanistan, Syrien, Somalia und Irak umgehen?
Jana66 hat geschrieben:
Russlandsanktionen ja. Türkeisanktionen - das geht unter Freunden gar nicht. Was ist politisch an Zypern anders als an der Krim?
Einiges. Und die Behandlung der Türkei ist hochkomplex zur Zeit. Es geht nicht um "Freunde". Es geht darum, was passiert, wenn man sie so oder so behandelt. Der Kurs der Regierung ist eine sehr schwierige Gratwanderung. Was würdest Du an deren Stelle tun? Was würde dann passieren? (Flüchtlinge, IS)
Ich sage nicht, daß es richtig ist, was Merkel gegenüber der Türkei tut. Aber man muß erstmal anerkennen, wie kompliziert und gefährlich die Situation ist.
Jana66 hat geschrieben:
- CETA und TTIP geheimverhandelt - betrifft ja so gut wie niemand - Demokratie oder Bananen? Demokratie heißt Herrschaft des Volkes!!!
Fast ALLES wird geheim verhandelt. Ob Kubakrise oder START II. Das liegt in der Natur von Verhandlungen. Aber keine Sorge: TTIP halte ich auch für eine der schlimmsten Sachen, die Europa zu meinen Lebzeiten passieren kann.
Jana66 hat geschrieben:Gut dass du es sagst [daß Politiker nicht automatisch Schweinehunde sind]. Schlecht dass du es sagen musst. Noch schlechter, dass dir kaum einer glaubt.
Das ist in der Tat schlecht. Könnte man auch mal genauer untersuchen. Es gibt Studien, die zeigen, daß die Sympathie gegenüber Politikern seit Jahrzehnten abgenommen hat, parallel zu einer immer schlechteren und Skandalorientierten Darstellung der Politik in den Medien (Privatfernsehen). Aber mal ehrlich: Strauß war sicher nicht besser als Merkel oder Schulz.
Jana66 hat geschrieben:
Die DDR war auch ein Rechtsstaat. Nach ihrem Recht. Und gleichzeitig SED-Diktatur. Wie sich islamische Staaten nennen, weiß ich nicht. Irgendein Recht gibt es wohl auch. Scharia? Wobei Recht nichts oder wenig mit Gerechtigkeit zu tun hat.
Mit Rechtsstaat, genauso wie mit Demokratie, meinen wir meistens etwas umfassenderes als bloß ein abstraktes Kriterium, z.B.
- Daß es Rechte gibt, die auch wirkliche, moralische Rechte sind und nicht bloß deswegen abgesegnet werden, weil irgendjemand Mächtiges sie gerade brauchen kann (lex Berlusconi, aktuelle Lage in Rumänien).
- Daß Rechte einklagbar sind von jedem, daß die Judikative unabhängig von der Politik ist. Gewaltenteilung ist so weder in der DDR noch in Scharia-Staaten vorhanden.
Und das hat mit Gerechtigkeit zu tun.
Jana66 hat geschrieben: Weder hier noch da. Lernt jeder Jurist. Also ein Rechtsstaat muss nicht zwangsläufig human und gerecht sein. Eine Diktatur des Kapitals schafft sich schon ihr passendes Recht. Und die passenden Begründungen dazu.
Der Rechtsstaat hat tonnenweise Entscheidungen gegen Unternehmen getroffen. Wenn Bayer heute Giftmüll in die Pampa kippt, dann sind sie dran, weil Aktivisten sie verklagen können und massive Regelbrüche auch gegen Mächtige verfolgt werden. Vergleiche das mal mit Rußland oder (Süd)Italien.
Jana66 hat geschrieben:
Schauen wir mal, was die PKW-Maut
wieder ein anderes Thema. Und echt nicht vergleichbar mit Problemen von Rechtsstaatlichkeit und Diktatur.
Jana66 hat geschrieben:
an zusätzlicher Überwachung/Vorratsdatenspeicherung so bringt ... .
(Merkel hat mal gesagt, mit ihr gäbe es keine Maut. Bei Ulbricht gab es auch keine Mauer. )
Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass die Regierungsparteien und der Staatsapparat mehr Angst vor sehr seltenen Terroristen haben als vor dem recht häufigen, eigenen Volk, Angst vor Entmachtung, Verlust von Privilegien.
Die meinen das Ernst. Es gibt viele, die echt einfach verhindern wollen, daß es Anschläge gibt, weil sie das für ihre Aufgabe halten. Und es wird unglaublich viel daran gearbeitet. Ein bißchen zu viel.
Was hat eigentlich Terrorismus mit der Maut zu tun? Und warum müssen immer gleich alle gesellschaftspolitischen Themen gleichzeitig in einen Post?
Jana66 hat geschrieben: Früher wurde die träge Masse berücksichtigt, medial beeinflusst und ausgenutzt. Heute wird sie zusätzlich noch überwacht und dadurch eingeschüchtert.
Kaum einer fühlt sich durch Überwachung eingeschüchtert - genau das ist das Problem.
Du hast keine Ahnung, was staatliche Einschüchterung ist.