Computerzentriertes Leben

Smalltalk
ViNic

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von ViNic » 19.05.2017 19:17:57

Yadgar hat geschrieben:
Die Idee hatte ich auch schon... dann aber nicht zum sogenannten Nordkapp (wo sich zur Sommersonnenwende eh nur die Touristen drängeln), sondern zum Knivskjellodden! Und dann dort am Meer das Zelt aufschlagen... Anreise natürlich so weit es geht über Norwegen (mit Edvard Grieg im MP3-Player!), Mittel- und Nordschweden stelle ich mir ziemlich langweilig vor!

Anschließend dann auf der Eismeerstraße weiter nach Kirkenes, rüber nach Murmansk und dann südwärts durch Karelien nach Sankt Petersburg, über Baltikum und Polen zurück. Und, ja, ich weiß, dass das Wetter in Norwegen auch im Hochsommer ganz schön ürgselig sein kann, weiter östlich wird es dann besser.

Aber auch diese Tour wird wohl utopisch bleiben, mit Minirente und GruSi ist das eben nicht drin (weshalb ich Lotto spiele - allerdings immer nur zwei Felder und nur dann, wenn der Jackpot 10 Millionen oder größer ist, außerdem lasse ich immer mindestens eine Woche zwischen zwei Spielteilnahmen verstreichen, um erst gar nicht in die Gefahr zu kommen, spielsüchtig zu werden). Desgleichen die Alpen-Tour zum Gardasee... und selbst eine Fahrt nach Berlin dieses Jahr steht bis jetzt noch in den Sternen!
Ich will ja keinen Floh ins Ohr setzen, aber wieso machst du es nicht. Letztes Jahr haben wir gemacht. Einfach ins Auto und losgefahren. Keine Hotelbuchung, keine festgelegte Route, gar nichts. Gut, wir haben kein preislich günstiges Hotel kurzzeitig finden können, weshalb wir im Auto mehrere Tage übernachtet haben und auch einmal im Kaufland uns waschen mussten (war sehr kalt an dem Tag um am Fluss oder See zu waschen. Aber hey, letztendlich hat es auch Spaß gemacht. Wir haben viele Stellen im Süden Deutschlands besichtigt, gewandert und es hat letztendlich viel Spaß gemacht. Und gekostet hat es nur etwas Essen kaufen und Sprit. Das nächste mal, nehmen wir ein Zelt mit.

Auf nem Bike oder zu Fuß, spart man noch mehr und sieht mehr von der Welt.

Benutzeravatar
Revod
Beiträge: 3788
Registriert: 20.06.2011 15:04:29
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von Revod » 19.05.2017 19:28:14

ViNic hat geschrieben:.... Letztes Jahr haben wir gemacht. Einfach ins Auto und losgefahren. Keine Hotelbuchung, keine festgelegte Route, gar nichts. Gut, wir haben kein preislich günstiges Hotel kurzzeitig finden können, weshalb wir im Auto mehrere Tage übernachtet haben und auch einmal im Kaufland uns waschen mussten (war sehr kalt an dem Tag um am Fluss oder See zu waschen. Aber hey, letztendlich hat es auch Spaß gemacht.....
Danke der Erinnerung an meine 80er Jahren. Alsbald mehr Zeit habe werde ich es wiederholen, ohne Floh im Ohr, allerdings eher Richtung wärmeres Süden... damals waren die Autobahn Raststätte sehr gut um sich " einigermassen " zu waschen, rasieren... :mrgreen: :THX:
Systemd und PulseAudio, hmmm, nein danke.

Benutzeravatar
Yadgar
Beiträge: 954
Registriert: 22.11.2010 22:11:08
Wohnort: Qal'a-ye Nil, Bergisch-Afghanistan (linksrheinische Exklave)
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von Yadgar » 20.05.2017 18:13:49

Hi(gh)!
ViNic hat geschrieben: Ich will ja keinen Floh ins Ohr setzen, aber wieso machst du es nicht.
Weil ich schlichtweg zu arm bin! Unterwegs brauche ich, selbst wenn ich illegal wild campe, pro Woche mehr Geld zum Leben als in meinem Wohnklo... zumindest hier im teuren Deutschland mit seiner de-facto-Wohlstandspflicht!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
If operating systems were countries, Linux would be pre-1978 Afghanistan: an all-time favourite among alternative globetrotters, but shunned by mainstream tourists because of its lack of fancy beaches, shortage of alcoholic beverages and its fondness of beards...

DeletedUserReAsG

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von DeletedUserReAsG » 20.05.2017 18:36:50

Entschuldige, aber ’nen Bauern zu fragen, ob man auf seiner Wiese sein Zelt aufschlagen darf, kostet nix, und solange man in D bleibt, variieren die Preise für die Grundnahrungsmittel auch nicht derart stark, dass es ins Gewicht fallen würde. Und wenn man sich dann noch ’n paar Gleichgesinnte suchen würde […].

Liest sich also eher wie „… aber ich bin zu bequem!“ für mich.

scientific
Beiträge: 3020
Registriert: 03.11.2009 13:45:23
Lizenz eigener Beiträge: Artistic Lizenz
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von scientific » 20.05.2017 18:45:37

In Niederösterreich kann dich absichtliches wildes Campieren im schlimmsten Fall bis zu 15.000Euro kosten... Das ist nicht mehr witzig...
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

guennid

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von guennid » 20.05.2017 18:59:06

In Niederösterreich kann dich absichtliches wildes Campieren im schlimmsten Fall bis zu 15.000Euro kosten... Das ist nicht mehr witzig...
In der Tat!

Hängt wohl immer von der lobbyistischen Stärke der Fremdenverkehrsmafia ab. Eine Qualitätsstufe höher (WoMo) kenne ich Ähnliches aus dem Brexit-Land: Wo du hinkommst: "no overnight parking".

Als furchtsamer Mensch war ich der Frage nach den Preisen für Zuwiderhandlung enthoben. :wink:

TomL

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von TomL » 20.05.2017 20:03:58

Yadgar hat geschrieben:
hikaru hat geschrieben:Wenn das die Motivation und das Geld knapp ist, dann würde ich vorschlagen, du radelst bei Gelegenheit mal zum Nordkapp - idealerweise zur Sommersonnenwende!
Die Idee hatte ich auch schon... dann aber nicht zum sogenannten Nordkapp (wo sich zur Sommersonnenwende eh nur die Touristen drängeln), sondern zum Knivskjellodden! Und dann dort am Meer das Zelt aufschlagen... Anreise natürlich so weit es geht über Norwegen (mit Edvard Grieg im MP3-Player!), Mittel- und Nordschweden stelle ich mir ziemlich langweilig vor!
Ich habe das vor 2 Jahren gemacht... eine Reise über 3 Monate und 9000 km.... durch Schweden, Finnland, bis rauf zum Nordkapp. Zurück über die Lofoten, dann Mittelschweden, noch mal Norwegen zum Geiranger Fjord und die Trollstigen. Phantastische Länder, tolle Menschen, die Mentalität der Menschen dort ist überhaupt nicht zu vergleichen mit der hier in DE herrschenden Hektik und Aggression. Ich kann auch nur sagen "Machen!".

Hotels und Pensionen braucht man dort nicht, die Campingplätze tuns auch. Und die sind anders als hier. Fast auf allen konnte man eine Schlafhütte für die Übernachtung mieten. Einfachste Holzhütten, so groß wie ein Schlafzimmer, 2 Stühle, 1 Tisch, 1 großes Bett, nur Licht, sonst nix - häufig in beeindruckenster Natur gelegen. Für solche Gäste gabs im Servicehaus neben den obligatoirischen Sanis voll eingerichtete Küchen, deren Nutzung im Preis enthalten ist - mit Besteck, Geschirr, Töpfe, Pfannen, etc., teilweise mit mehrereren Koch-, Back- Mikrowellen-Geräten und Spülen. Alles zwar einfach, aber komplett. Fürs schlafen brauchte man nur Bettzeug oder Schlafsack. Ich habe viele gesehen, die nur diese Tagesübernachtungen auf Campingplätzen auf der Fahrt in den Norden genutzt haben.

scientific
Beiträge: 3020
Registriert: 03.11.2009 13:45:23
Lizenz eigener Beiträge: Artistic Lizenz
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von scientific » 21.05.2017 00:47:33

guennid hat geschrieben:
In Niederösterreich kann dich absichtliches wildes Campieren im schlimmsten Fall bis zu 15.000Euro kosten... Das ist nicht mehr witzig...
In der Tat!

Hängt wohl immer von der lobbyistischen Stärke der Fremdenverkehrsmafia ab. Eine Qualitätsstufe höher (WoMo) kenne ich Ähnliches aus dem Brexit-Land: Wo du hinkommst: "no overnight parking".

Als furchtsamer Mensch war ich der Frage nach den Preisen für Zuwiderhandlung enthoben. :wink:
In Britannien hab ich auch schon wild campiert. Auf einem Truppenübungsplatz... Unwissenderweise... Mit Militätstreife. Trotz Nachfrage beim Bauern ob es eh ok ist... War spannend und ist immer noch wert, erzählt zu werden [emoji4]
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

ViNic

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von ViNic » 21.05.2017 07:40:57

Yadgar hat geschrieben: Weil ich schlichtweg zu arm bin! Unterwegs brauche ich, selbst wenn ich illegal wild campe, pro Woche mehr Geld zum Leben als in meinem Wohnklo...
Der Sinn der Unternehmung bedeutet nicht das halbe "Wohnklo" mitzunehmen.

@andere: Das mit wild campieren wußte ich nicht. Danke für den Hinweis. Als jugendliche haben wir auch einfach irgendwo campiert und hatten nie probleme. Zelt aufgeschlagen und fertig.

scientific
Beiträge: 3020
Registriert: 03.11.2009 13:45:23
Lizenz eigener Beiträge: Artistic Lizenz
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von scientific » 21.05.2017 09:56:10

In Österreich ist das von Bundesland zu Bundesland äußerst unterschiedlich geregelt. In anderen sind die Strafen viel geringer und in anderen überhaupt erlaubt!
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

Benutzeravatar
novalix
Beiträge: 1908
Registriert: 05.10.2005 12:32:57
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz
Wohnort: elberfeld

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von novalix » 22.05.2017 12:01:51

In den dünn besiedelten skandinavischen Ländern ist das Jedermannsrecht weiter gefasst als in Mittel- oder Südeuropa.
Mit gewissen Einschränkungen ist das "wilde" campieren durchaus erlaubt. Umweltverschmutzung wird allerdings ganz und gar nicht toleriert. Es gilt dort also den benutzten Platz möglichst so zu hinterlassen, als ob man gar nicht dort gewesen sei. Im Grunde genau so wie im Rest Europas, nur das hier noch "sich nicht erwischen lassen" dazu kommt. Bonne Route.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

Benutzeravatar
Yadgar
Beiträge: 954
Registriert: 22.11.2010 22:11:08
Wohnort: Qal'a-ye Nil, Bergisch-Afghanistan (linksrheinische Exklave)
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von Yadgar » 23.05.2017 06:12:49

Hi(gh)!
TomL hat geschrieben: Ich habe das vor 2 Jahren gemacht... eine Reise über 3 Monate und 9000 km....
Wirklich? Das wären überschlägig jeden Tag 100 km, und das drei Monate lang ohne Pause! Kann ich irgendwie nicht so richtig glauben... hast du dir nie Zeit genommen, dich mal an einem Ort etwas gründlcher umzusehen? Gab es nie Tage, an denen das Wetter dermaßen daneben war, dass man lieber in der Hütte blieb?
TomL hat geschrieben: Phantastische Länder, tolle Menschen,
Reisenden gegenüber zeigen sich Einheimische eigentlich überall (vielleicht nicht in Nerv-Ätz-Frust-Proll-Aggro-Däutschland, hier ist die Gastfreundschaft ja an Professionelle ausgelagert...) von ihrer Schokoladenseite...
TomL hat geschrieben: mit der hier in DE herrschenden Hektik und Aggression.
Woran mag das (im Vergleich zu Skandinavien) wohl liegen? Zu wohlhabend? Wohl kaum! Zu dicht besiedelt? Dann müssten die Niederlande und Belgien noch hektischer und aggressiver sein, aber davon hört man komischerweise nie... Zu NS-belastet? War in Norwegen auch Thema (Quisling!), kann es also nicht sein. Am Wetter? Dann müsste Norwegen mentalitätstechnisch die Hölle auf Erden sein. Zu billiger Alkohol? Das wird es wohl sein... vor allem in Ostdeutschland, wo es ja in der DDR Tradition hatte, die Massen mit Alkohol ruhigzustellen. Äh, ruhigzustellen? Ich dachte, es geht hier um Aggression! Zu protestantisch? Die skandinavischen Länder sind evangelischer als jede schwäbische Kleinstadt! Wie man es auch dreht, man kommt einfach nicht hinter das Geheimnis des spezifisch deutschen (däutschen? Oder gar doitschen?) Dachschadens...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
If operating systems were countries, Linux would be pre-1978 Afghanistan: an all-time favourite among alternative globetrotters, but shunned by mainstream tourists because of its lack of fancy beaches, shortage of alcoholic beverages and its fondness of beards...

DeletedUserReAsG

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von DeletedUserReAsG » 23.05.2017 07:58:45

Vorurteile sind doch toll. Damit braucht man nicht aus seiner Wohnung, sich die Realität mal selbst anschauen – man kann einfach pauschal über’n Land und seine Leute herziehen und sich gut dabei fühlen.

Yadgar, du tust mir fast ‘n bisschen leid.

Benutzeravatar
Yadgar
Beiträge: 954
Registriert: 22.11.2010 22:11:08
Wohnort: Qal'a-ye Nil, Bergisch-Afghanistan (linksrheinische Exklave)
Kontaktdaten:

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von Yadgar » 23.05.2017 08:32:42

Hi(gh)!
niemand hat geschrieben:Vorurteile sind doch toll. Damit braucht man nicht aus seiner Wohnung, sich die Realität mal selbst anschauen – man kann einfach pauschal über’n Land und seine Leute herziehen und sich gut dabei fühlen.

Yadgar, du tust mir fast ‘n bisschen leid.
Moment, ich bezog mich auf TomL, der meinte, dass in .de "Hektik und Aggression" herrschen - das heißt ja nicht, dass ich mir dieses Vorurteil zu eigen machte! Übrigens bin ich selbst zuweilen der hektischste und aggressivste Mensch, den ich überhaupt kenne...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Now playing: Feng Shui (Ozric Tentacles)
If operating systems were countries, Linux would be pre-1978 Afghanistan: an all-time favourite among alternative globetrotters, but shunned by mainstream tourists because of its lack of fancy beaches, shortage of alcoholic beverages and its fondness of beards...

Benutzeravatar
MSfree
Beiträge: 10686
Registriert: 25.09.2007 19:59:30

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von MSfree » 23.05.2017 08:40:24

Yadgar hat geschrieben:Wohl kaum! Zu dicht besiedelt? Dann müssten die Niederlande und Belgien noch hektischer und aggressiver sein, aber davon hört man komischerweise nie.
Schonmal in Belgien auf der Autobahn gefahren? Da sind zwar nur 120km/h erlaubt, dafür kompensieren sie dort niedrige Geschwindigkeiten mit Gedrängel und "Sicherheitabstand" von 10m. Ob du nun in Deuschland oder anderen europäischen Ländern fährst, sobald der Verkehr zu dicht wird, wird gedrängelt. Lyon zur Stoßzeit auf der Autobahn ist auch nicht schlimmer als der Verkehr um Stuttgart und genauso agressiv.
Am Wetter? Dann müsste Norwegen mentalitätstechnisch die Hölle auf Erden sein.
Allerdings ist die Selbstmordrate in den skandinavischen Ländern deutlich höher als bei uns, was auf das Wetter und auf die langen dunklen Winter zurück geführt wird.
Zu billiger Alkohol?
Der Preis hat noch niemanden gehindert, Alkohol oder Drogen zu beschaffen. In den skandinavischen Ländern lag die Zahl der Alkoholkranken ebenfalls deutlich höher als bei uns.

DeletedUserReAsG

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von DeletedUserReAsG » 23.05.2017 08:42:32

Moment, ich bezog mich auf TomL, der meinte, dass in .de "Hektik und Aggression" herrschen
Und ich bezog mich auf deine Hasstiraden gegenüber Deutschland, die ich so im realen Leben nicht nachvollziehen kann.

TomL

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von TomL » 23.05.2017 20:46:33

Yadgar hat geschrieben:Wirklich? Das wären überschlägig jeden Tag 100 km, und das drei Monate lang ohne Pause! Kann ich irgendwie nicht so richtig glauben... hast du dir nie Zeit genommen, dich mal an einem Ort etwas gründlcher umzusehen? Gab es nie Tage, an denen das Wetter dermaßen daneben war, dass man lieber in der Hütte blieb?
In der Planung war jede zweiter Tag als Fahrtag gedacht. Dabei hatte ich das Ziel, irgendwas zwischen 150 und 250 km zu fahren und mir dafür durchaus auch 6-10 Stunden Zeit zu nehmen. Ich war ja ganz alleine mit dem Caravan unterwegs, nur mit meinem Hund. Natürlich bin ich auch manchmal mehrere Tage hinternander gefahren, z.B. auf den eher stark urbanisierten Etappen, um das schnell hinter mir zu lassen, und um dann wieder an anderer Stelle mehrere Tage zu bleiben. Aber im Großen und Ganzen passte das. Und schlechtes Wetter gibts für mich nicht. Ich bin in völliger Einsamkeit bei jedem Wetter durch unglaubliche Wälder gelaufen, nur mit Kompass und GPS und habe mich dabei ein wenig wie Daniel Boone gefühlt. Ich habe in Schweden und Finnland an Seen und in Wäldern übernachtet, völlig abseits von jeglicher anderer Menschenseele und Zivilisation. Ich habe in Norwegens Bergen in Schnee und Eis übernachtet und bin dort durch die Gegend gestreift. Meine Begleiter waren mein Hund, immer der Gehstock und das bei einem einheimischen Sami gekaufte fette Gürtelmesser - so ein typisches Arbeitsmesser, wie die das da benutzen. Ich habe immer ein wenig besorgt nach Wildschweinen gefragt, da hatte ich schon Schiss vor, aber die gibts so weit oben nicht... nur Wölfe und Bären. Aber allgemein wird gesagt, dass die abhauen, wenn man kommt. Und ohne Gehstock isses gefährlich. Einmal vertreten, umknicken und du liegst da, wo kein anderer hinkommt. Ein hoher Gehstock fängt beim Stolpern über einen losen Stein/Wurzel fast immer das Gewicht ab und hilft dabei, nicht zu fallen. Und ohne Netz gibts im Notfall auch keine Anrufe.

Und was die Mentalität der Menschen dort angeht.... man merkt es beim Autofahren. Die "Autobahnen" sind hoch im Norden teilweise 3-spurig, eine Spur rauf, ein Spur runter, die mittlere wechselt so gut alle 2-.3 km die Richtung. Da heisst, falle paar km hast Du eine Überholspur. Keiner, wirklich keiner, nutzt das, um hektisch an meinem Schrank vorbeizukommen. Das noch schnell einer vorbeigerast kommt, nur weil die Spur gleich zu Ende ist, das gibts da nicht. Im Kreisverkehr innen eben noch schnell dran vorbei, damit man dahinter vorne ist, gibts da nicht. Genau das Gegenteil ist der Fall, In 100% der Erlebnisse lassen die mich mit meinem Schiff tiefenentspannt vor fahren, kein einziger hat jemals gedrängelt, oder hektisch hinter mir links-rechts zum vorbeigucken gependelt,

Ein anderes regelmäßiges Erlebnis hatte ich in den Supermärkten. Ich bin mit 50 € Bargeld durch ganz Scandinavien gefahren.... Bargeld braucht man dort nicht. Sogar 2 Brötchen werden dort völlig selbstverständlich mit Karte bezahlt. Und da ich hier auch so gut wie immer vermeide, Bargeld bei mir zu haben, fand ich das richtig klasse. Vor der Reise hatte ich extra sichergestellt, dass meine 2 Kredit-Karten beide mit Pin funktionieren. Nur dummerweise hat meine deutsche Herausgeberbank (alternativlos) das Handshaking mit Kassensystemen auf "Primär Unterschrift" eingestellt. Das heisst, regelmäßig schaute mich die Kassiererein ratlos an und wusste nicht, was sie machen sollte. Etliche Male wurde der Manager gerufen, der ihr erklärt hat, dass sie nur den Bon rausdrucken soll und den auf der Rückseite unterschreiben lässt. Kein einziger der hinter mir stehenden hat genörgelt oder gemosert. Die haben noch nicht mal die Kasse gewechselt, wenns an anderer fixer zuging. Wenn ich mich entschuldigend lächelnd und mit Schulterzucken umgewandt habe, haben die nur abgewunken. Das Warten hat die gar nicht interessiert. Ich war ziemlich verärgert über meine Karten, weil an mannlosen Automaten beide perfekt mit Pin funktionieren. Aber das lässt sich leider entsprechend deutscher bornierter Bürokratie nicht ändern.

Ein drittes regelmäßiges Erlebnis hatte ich auf den Campingplätzen, die ich immer nach den Tagen in der Wildnis besuchen musste. Meine Frage "wo soll ich mich hinstellen, muss ich irgendwie besonders stehen, gibts zugewiesene Parzellen?" wurde regelmäßig wie folgt beantwortet "suchen sie sich den schönsten Platz aus, ganz egal wo, ganz egal wie, nur die gesetzlichen 4 m Abstand zum Nachbar einhalten.". Darüber hinaus gabs keine Anweisungen. WLAN war überall frei. In Deutschland hatte ich mehrfach "Einweiser", dir mir mm-genau vorgeschrieben haben, wie ich stehen darf. Bei der Anmeldung gabs als erstes ein DIN-A-Blatt mit Verboten, mit dem Satz am Ende "Bei Zuwiderhandlung erfolgt Platzverweis". WLAN war in DE auf den Etappen nie frei und konnte meist überteuert zugebucht werden.

In DE ist es so, wenn ein Platz besonders schön ist, wird er oft eingezäunt und der Zugang grundsätzlich verboten. Oder er wird als Geschäft betrieben, wo man für alles unverschämt überhöht bezahlt, einschließlich Parken. In Schweden sind an den besonders schönen Stellen gemauerte Grillplätze mit schweren Eisenrosten eingerichtet. In Arvidsjaur -um den Stadtsee herum- sind mehrfach Grillplätze mit 50 m Abstand, damit man die anderen nicht stört. Das wäre hier bei uns am See völlig undenkar, im Gegenteil, 3/4 ist abgesperrt, Zugang verboten. Mitten in der Wildnis, entlang der Autobahn in Schweden, auf den Rastplätzen ... wenns besonders schön ist, sind Grillplätze einrichtet. Teilweise stehen dort mehrere derbe offene Holzhütten, mit Feuerstelle innen, wo man sich im Winter aufwärmen kann... und der Kracher ist, neben der Feuerstelle liegt gehacktes Holz.

Als ich zurück nach Rügen übersetzt habe und wieder die deutsche Realität bemerkt habe, habe ich mich in Gedanken bei den mit mir rübergekommenen Schweden entschuldigt und gedacht "sorry, leute, aber wie sind nicht alle so".
TomL hat geschrieben:Phantastische Länder, tolle Menschen,
Ja, das denke ich ohne jeden Zweifel.

j.m.2.c.
Zuletzt geändert von TomL am 23.05.2017 21:18:36, insgesamt 2-mal geändert.

guennid

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von guennid » 23.05.2017 20:59:05

@TomL
Was die Geschichte mit den Grillmöglichkeiten angeht: Habe in Australien Ähnliches bemerkt - und ich bin einmal quer durch und einmal rauf und runter.
Begegnet ist mir etwa innerhalb einer halben Stunde ein Auto und überholt wurde ich vielleicht einmal in einer andertalben Stunde - war immer eine Schrecksekunde. 110km/h Höchstgeschwindigkeit. :wink:
Ohne da jetzt was an den deutschen CP-Modalitäten beschönigen zu wollen, schon mal daran gedacht, dass das auch mit der sehr unterschiedlichen Einwohnerdichte zusammenhängen könnte? :wink:
Zuletzt geändert von guennid am 23.05.2017 21:08:08, insgesamt 1-mal geändert.

TomL

Re: Computerzentriertes Leben

Beitrag von TomL » 23.05.2017 21:07:59

guennid hat geschrieben:Ohne da jetzt was an den deutschen CP-Modalitäten beschönigen zu wollen, schon mal daran gedacht, dass das auch mit der sehr unterschiedlichen Einwohnerdichte zusammenhängen könnte? :wink:
Ja klar, natürlich ist das der Grund....daran habe ich gar keinen Zweifel. Ich wurde dort mehr als einmal gefragt, wie ich das aushalten kann, dass 10 m neben mir der nächste Nachbar wohnt... :mrgreen: Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich, dass diese erzwungene Nähe auch einen Teil der deutschen Aggression erschafft. Ich bemerke das bei diesem Vergleich ja auch nur als Fakt, ohne nach Begründungen und Erklärungen zu suchen.... die Menschen in Scandinavien sind definitiv entspannter. Wobei ich nicht mal ausschließe, dass es in Stockholm oder Oslo doch wieder genau gleich sein kann, wie bei uns. Aber genau um diese Orte habe ich ja einen großen Bogen gemacht und versucht, das schnell hinter mir zu lassen, bzw. bin dort gar nicht erst hingefahren.

Antworten