Warum ist der lekkere Lynx gestorbehn ?
Warum der Arachne für DOS ? (gab es auch mal für Linux)
Warum der Opera (mit dem ich gerade hier unterwegs bin) ?
Ich wundere mich, daß keiner mehr die Anfänge des Net kennt. Es stehen so einige Fehlinformationen unkommentiert in diesem Thread.
Na gut, nicht nur rum meckern, sondern halt mal beitragen.
Der wohl erste populäre Browser war der NCSA Mosaic. Er war damals für Viele ein Grund, auf Linux einzusteigen. Mosaic lief auf X Window Systemen schon lange bevor es einen Windows Port gab. Das war auch einer der Gründe, weshalb man Linux damals den Erfolg über Windows zutraute. Zur Erinnerung: 1993 war die Blütezeit von Windows 3.*.
"Er war nach den Browsern WorldWideWeb (1990), ViolaWWW (1991) und Erwise (1992) der vierte seiner Art, der außer Text auch eingebettete Elemente wie Grafiken oder interaktive Elemente anzeigen konnte. Ende 1993 waren etwa 2 Millionen Kopien von NCSA Mosaic im Umlauf."
"Vom Viola-Browser wurden die Schaltknöpfe für die Startseite und die Navigation (vor/zurück) übernommen, vom Textbrowser Lynx die Lesezeichen. Es konnten Bilder in den Formaten GIF und HDF dargestellt werden."
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/NCSA_Mosaic
Hier mal ein Screenshot:
Der NCSA Mosaic war (ist) Freeware. Der Code wurde von verschiedenen Unternehmen ausgeschlachtet bis zum bitteren Ende. Einen Port von Mosaic 2.7 (Source, kein Binary) für "modernes" Ubuntu könnt Ihr zum selbst compilieren hier herunterladen:
https://github.com/alandipert/ncsa-mosaic
Er wurde sowohl die Basis des Netscape Communicator, der auf den AOL Net CD mitgegeben wurde, als auch die Basis des Microsoft IE, der ursprünglich im "Pluspack" zu Windows 95 (a) enthalten war. AOL Netscape hatte lange (etwa 2 Jahre) die Nase Vorn, bis MS seinen Browser ins Betriebssystem integrierte.
"Mozilla" steht im Übrigen für "Mosaic Killer". AOL hatte sich komplett vom Mosaic Code getrennt und für den Netscape eine eigene Rendering Engine programmiert, die u.a. Frames (Rämchen) darstellen konnte. Mit der Integration von MSIE in Windows war der Netscape praktisch über Nacht tot.
Um 2002 entstand dann das Firefox Projekt, nachdem der Mozilla Code freigegeben war. Daraus wurde dann Firefox oder z.B. der Seamonkey, den ich zuletzt in SuSE 11.2 sehr mochte, bevor ich nach Debian wechselte. Der ist zwar noch mächtiger als Firefox, wirkt aber sehr gepflegt und lief bei mir auf mehreren Rechnern stets 100% stabil.
Hier mal ein PoserBild aus Wikipedia zur Sache:
Nun, Lynx ist faktisch mit dem Mosaic gestorben, weil Lynx nicht grafisch ist. Man fühlt sich unter Lynx wie in einem BBS Mailboxprogramm, und das WWW muß halt groß und bunt und grafisch sein.
Arachne (konnte Netscape Frames) ist mit DOS verstorben. Die letzten kommerziellen DOS Versionen waren meines Wissens IBM PC-DOS 2000 sowie DR-DOS 7.03, das man übrigens zeitweise frei aus dem Netz herunterladen konnte. Und zu dieser Zeit hatte Arachne seine echte Blütezeit. Er ist noch Heute Teil des FreeDOS Projektes.
MCSA Mosaic war zu gut und zu frei. Der wurde sofort kommetziell ausgeschlachtet, und nach nur einem Jahr war er tot.
Netscape konnte Frames, also echte Leistungssteigerung, und wurde von AOL massiv gefördert. Damit wurde er zum "Mozilla", zum "Mosaic Killer". Mit der Integration der Netzwerkfähigkeit sowie des Internet Explorer in die Microsoft Betriebssysteme sind sowohl Provider wie AOL als auch Netscape verstorben.
Am MSIE wurde immer herumgemeckert, weil er wohl sehr große Sicherheitslücken aufweist, die insbesondere angeblich MMicrosoft intern genutzt werden. Wirklich verstorben ist er aber noch nicht, soll aber bald durch MS Edge ersetzt werden.
Bild: Historische Werbung für Firefox 1.0 aus der FAZ (Wikipedia):
Firefox war niemals wirklich groß. Am Erfolg MSIE konnte er sich zu keiner Zeit ermessen. Die Meisten installierten ihn, weil sie in "Freie Software" in so weit vertrauen, daß im "Offenen Code" keine Spy Software versteckt ist. Aus meiner Sichtweise verstirbt Firefox derzeit daran, daß man erkennen mußte, daß der die "Datenkrake" Google (vermutlich) bedient, weil er von dort finanziell gestützt wurde, auch sind andere Fälle etwa um Burda Medien oder andere Promotionen eingebaut hat. Dem Vertrauen der vermeintlichen Sicherheit Quelloffener Software hat Firefox damit nach meinem Ermessen ziemlich geschadet. Ein weiteres Problem, besonders für kommerzielle Administratoren, ist die sehr kurze Zykluszeit aktueller Versionen. Es ist einem Chef schlichtwegs nicht vermittelbar, warum das ganze Unternehmen im Rhythmus weniger Wochen ständig auf einen neuen Webbrowser trainiert werden muß.
Chrome habe ich seit den frühen Beta Versionen installiert, Er wird bei mir aber fast nur von der Freundin benutzt. Aus dem anfangs instabilen Ding ist ein recht ansehlicher Browser geworden, doch ist jedem klar, daß der die "Datenkrake" bedient. Falls ein wirklich vertrauenswürdiger Browser mit ähnlicher Akzeptanz seitens der Websiten Betrieber kommt, wird Chrome tot sein.
Pild: (Pild = Gibbi Poser Bild): Eigener, historischer Screenshot, erstellt mit Neograb (bearbeitet mit Neopaint) vom Webbrowser Arachne 1.50 SRC auf DR-DOS 7.03 zur Frage, welchem Betriebssystem man Y2K Tauglichkeit zutraute:
Meine Lieblingsbrowser sind / waren:
1994 bis 2000: Arachne bevorzugt in Version 1.5 SRC auf DR-DOS 7.03 aus Ramdisk laufend und mit allen Temporärdateien ebenfalls in Ramdisk. Der war schnell, und nach dem Ausschalten des Rechners war auch die Ramdisk weg, da blieb nichts zurück. Saubere Sache.
1998 bis 2012: Firefox 2.0 unter Linux hatte ich sehr lange laufen und war sehr zufrieden damit. Vergleichsweise schnell, kompakt, stabil, und halt etwas "normaler" als der Arachne.
2010 bis 2015: Unter SuSE 11.2 (hatte ich vorab Debian) war ich zuletzt mit dem Seamonkey sehr zufrieden. Wirkt zwar sehr aufgeblasen und langsam, aber auch sehr gepflegt und stabil und ganz einfach "sauber".
Seit ca. 2013: Derzeit bevorzuge ich Opera unter Debian 8, auch wenn GMX damit bereits nicht mehr geht.
Den hier empfohlenen Palemoon werde ich gelegentlich probieren.
Sehr wesentlich ist die Akzeptanz der Websiten Betreiber für einen Browser. Ich erinnere mich an Zeiten, da ich Wikipedia oder GMX oder auch ebay aus dem Arachne und aus DOS heraus machen konnte. Heute ist es halt so, wenn das ebay nicht mehr geht, muß ein neuer Browser her, und wenn der nicht mehr läuft, ein neuer Rechner. So wird Geld gemacht; Obwohl z.B. GMX etwa zur Jahrtausendwende sogar aus einem 486er mit Wählmodem ganz brauchbar lief, sollte man da Heute nicht ohne 64 BIT CPU hingehen, und schon garnicht mehr mit Opera Browser oder so. eMail ist Heute das Gleiche wie in 1993, eine textbasierte Kommunikation, die theoretisch sogar mit dem Lynx funktionieren müßte. Auch Wikipedia ist weitgehend textorientiert, doch das HTTPS schmeißt radikal die Besitzer älterer Rechenr raus. Wahrscheinlich werden die alle von Hardwarefirmen gesponsort. Zumindest erklärt das, warum Projekte wie "Any Browser" nie wirklich gefördert wurden, obgleich sie qualitativ hochwertige Websiten erstellen, die halt einfach immer funktionieren.
Zu viel Kritik und Computerklassik. Ich werde es mir die Tage mal komplett durchlesen. Bin zwar nicht mehr im Job aktiv, doch gerade in der Entwicklung achtet man immer darauf, daß eine Sache eine lange Zyklenfestigkeit hat. Solche "Fehlerdokumentationen" welche eigentlich Konzeptfehler betreffen, finde ich immer interessant, soweit mir Zeit für sowas bleibt.