niemand hat geschrieben: 28.08.2017 10:24:10
Ich finde es sehr vermessen von dir, mir Neid zu unterstellen. Ich habe keine politischen Ambitionen, aber, wie gesagt, von Zeit zu Zeit Kontakt zu Leuten, die welche haben (oder oft auch hatten). Solange du keine Beispiele in D auf den Tisch legst, wo jemand aus der, ich nenn’s mal etwas provokativ so, „Arbeiterklasse“ in politischen Kreisen etwas bewegt hat, bleibe ich bei dem Bild, das ich aus Gesprächen mit o.g. Personenkreis aufgebaut und weiter oben dargelegt habe.
Deine Idee, mit der du was bewegt hättest, hast du immer noch nicht näher beschrieben. Erzählen kann man viel – ich würde gerne selbst nachschauen.
Naja... Auf "die da oben" schimpfen, dass die eh nur Mist bauen würden und Steuergelder verschwenden und nur im eigenen Interesse handeln, oder sonst noch so ein Argument aus diesem bekannten Politiker-Bashing-Themenkreis und gleichzeitig erwähnen, dass man ja sowieso keine Chance hätte und das Geld fehlt und die Räumlichkeiten fehlen... usw. Das ist für mich subsummiert Neid und Hilflosigkeit, Jammern und Schimpfen.
Wenn das alles so ein Mist ist, was "die da oben" machen, dann gibts wirklich nur einen Weg: Sich selber einbringen.
Schau zurück in die Geschichte der Arbeiterparteien... Marx suchte sich Engels als reichen Sponsor für seine Ideen. Ohne Engels hätt es nie die Idee der Sozialdemokratien und des Kommunismus in einer Form welche durchaus mal die Welt beherrscht hat gegeben. Und ich weiß, dass dieses Beispiel jetz gefährlich ist... Hitler war ein Sohn einer ganz einfachen Familie... Du weißt, wie mächtig der wurde. Und wie lange er gleichgesinnte suchte.
Karl Renner war aus gänzlich ärmlichen Bedingungen in einem böhmischen Bauerndorf und wurde Staatsgründer und Bundeskanzler von Österreich.
Thomas Klestil war der Sohn einer klassischen Arbeiterfamilie (Straßenbahner in Wien) und wurde Bundespräsident.
Alexander van der Bellen ist der aktuelle Bundespräsident Österreichs. Ein Flüchtlingskind.
Thomas Klestil erzähle einmal, dass ihn sein Lehrer in der Volksschule fragte, was den sein Vater von Beruf sei: "Straßenbahner" erzählte der Bub ganz stolz. Dann sagte der Lehrer zu ihm: "Dann wirst du halt auch Straßenbahner". Das kränkte den Buben so sehr, dass er beschloß mehr zu erreichen. Und erreichte es. Er wurde Diplomat und dann Bundespräsident.
Was meine "Verdienste" anbelangt... in Wien wird seit vielen Jahren Straßenbahn abgebaut und stattdessen U-Bahn gebaut. Ich finde diese Entwicklung nicht gut. Und mein mir selbst auferlegter Auftrag war es damals, die Straßenbahn zurückkehren zu lassen. Dazu mussten sowohl einzelne Bezirksgruppen einer Partei umgestimmt werden, die alle wientypisch ganz auf die teure U-Bahn eingeschossen waren. Dann musste die Landespartei dieser Partei umgestimmt werden, dass sie von ihren Forderungen die U-Bahn auszubauen ablassen und die Straßenbahn einfordern müssen.
Und in der Tat gelang mir das. Das wirst du leider nicht auf irgendwelchen Websites nachlesen können... Sowas findet mit den Meinungsmachern im persönlichen Gespräch statt. Die habe ich kennengelernt, getroffen und in vielen Gesprächen beackert. Mit Fakten und Emotionen versorgt... bis der Schwenk kam.
Zu der Zeit, als ich dann aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden bin, kam der Bauauftrag für eine neue Straßenbahnlinie in "Transdanubien". Der erste große Neubau einer langen Strecke seit fast 20 Jahren.
Das die Linien am Ring in Wien, welche zuvor nur im Kreis gefahren sind, nun wieder mit Durchgangsstrecken befahren werden, welche den Umsteigezwang massiv verminderten war nicht allein mein Verdienst. Ich bin aber mit verschiedensten Vorschlägen von Pontius zu Pilatus gerannt. Sowohl in meiner damaligen Partei, bei den Verkehrsbetrieben und beim politischen Mitbewerber mit vollumfänglicher Macht in Wien...
Das so etwas durchgeht bedarf nicht einer Handlung. Das bedarf einer Entscheidung bei den Entscheidern und das bedarf der Zustimmung und Unterstützung beim politischen Gegner (bei dem ich damals aktiv war).
Meinen Namen wirst du in all diesen Zusammenhängen nirgends im Netz finden... den wirst du möglicherweise hören, wenn du gezielt bei den damaligen Akteuren nachfragst... ich war jeden Abend auf Veranstaltungen, war in Gremien tätig, hab Papers (mit)verfasst und hab mich an allen Ecken und Enden engagiert. Ja, das ist aufwändig. Und wäre mir meine Gesundheit nicht dazwischengekommen, säße ich wohl heute im Landtag in Wien oder gar schon im Parlament. Und das, obwohl ich aus ganz einfachen Verhältnissen stamme.
Für so eine Karriere muss aber mehr mitspielen. Ich hab den Stress nicht mehr ausgehalten und bin zusammengeklappt. Renner, Klestil, usw. haben das besser gemacht oder hatten robustere Naturelle wie ich...
Aber zu behaupten "Es geht nicht" ist absoluter Topfen. Dann zieht man sich halt in Internetforen zurück, lamentiert über die Zustände und behauptet, man habe keine politischen Ambitionen... Das glaub ich einfach nicht. Dafür bist du zu intelligent.
(Und ich muss gestehen... mit dem "du" in meinen Texten zuvor warst nicht nur du, niemand, gemeint. Es gibt hier mehrere User, die ich damit angesprochen habe...
)
lg scientific