catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Wirklich Angst vor der AfD muss man zum jetzigen Zeitpunkt keine haben. Ist halt ein wirres, im Grunde ziemlich uneiniges Sammelbecken von Leuten am rechten Rand und hat sich halt derzeit diesen Protestpartei Nimbus angeeignet. Zukunft mehr als ungewiss würde ich sagen. Mehr Sorgen mache ich mir darum, dass auch in den anderen Parteien wohl als Reaktion auf den Erfolg ein gewisser Rechtsruck zu spüren ist.
Ich glaube den gibt es mit oder ohne AfD. Völkische Schreihälse gab es in der CSU schon immer. Und ob die nun angefeuert von der AfD etwas lauter schreien oder nicht erscheint mir recht egal. Alles abseits des Völkischen ist durchaus Neoliberalismus-kompatibel und wird daher früher oder später eh von CDU (und möglicherweise FDP) besetzt. Die SPD sammelt dann rechts auf, was beim Stühlerücken der CDU links runterfällt.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Viele können sich wohl leider nicht mehr vorstellen, dass der Neoliberale Status quo nicht alternativlos ist.
Ich mir auch nicht. Aber deshalb muss ich dieses System noch längst nicht unterstützen.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Im großen und ganzen ist das Programm der Linken halt auch keine Linke Spinnerei, das sind halt kompromisslos sozialdemokratische Forderungen.
Ich denke, das ist kein Widerspruch. Sozial-Demokratie IST heute Linke Spinnerei.
Das Ende der Sozialen Marktwirtschaft hat zwar keiner offiziell ausgerufen, aber sie ist spätestens seit dem Zusammenbruch des Ostblocks stetig auf dem Sinkflug und mMn seit der Agenda 2010 unter der Wasserlinie verschwunden. Wer jetzt noch ernsthaft daran festhält, hat einfach einen langen Atem.
Die Demokratie als Anspruch der Politik wurde offiziell abgeschafft, nämlich mit Merkels Forderung, sie müsse marktkonform werden. Demokratie ist aber vom Wesen des Vertretungsanspruchs her kompromisslos. Entweder hat das Volk die Souveränität (auch über den Markt und seine Akteure) oder es hat sie nicht. Man kann Volkssouveränität nicht marktkonform machen, höchstens Souveränität an den Markt abtreten.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Im wesentlichen scheint sich da denke ich der WASG Teil durchsetzt zu haben wobei der andere Teil der Parteigeschichte sicherlich noch nach hängt und bei einigen zu dieser "Linke Spinner" Wahrnehmung beitragen dürfte.
Ich denke, die "Linken Spinner" (echte Sozialdemokraten) kamen eher aus dem ehemaligen WASG-Teil. Die öffentliche Wahrnehmung trübt aber der ehemalige PDS-Teil als Erbe der SED. Das wird dann von polemischen Kritikern und unkritischen Wählern vermengt und so werden die Sozialdemokraten als Mauerschützen hingestellt.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Was auch noch dazu kommt: Selbst wenn einem einzelne Positionen dann doch zu sehr wie Spinnerei erscheinen muss man bedenken, dass diese Partei weit davon entfernt ist alleine an die Macht zu kommen. Heißt am Ende steht ein Kompromiss und es kann durchaus sinnvoll sein linker zu wählen als man selbst steht, wenn die anderen in Frage kommenden Koalitionspartner wiederum bei weitem nicht links genug sind.
Auf die gleiche Weise könnte man für die AfD argumentieren - was keine Kritik an deiner Aussage sein soll.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Ist halt auch die Frage ob die SPD schon weit genug am Boden ist um mal endlich diese Agenda Säcke aus der Parteiführung zu kicken, wenn sie in die Opposition geht und sich das mehr oder weniger linke Spektrum wieder zusammen rauft (ich fürchte aber nein).
Ich fürchte, dazu wird es nie kommen. Dazu ist in der SPD zu wenig Sozialdemokratie übrig. Die meisten, die dahingehend ernste Ambitionen haben sind längst bei den Linken. Der Rest dürften hauptsächlich "Alt-Sozen" sein, denen die Linke zu schmuddelig ist. Letztere werden irgendwann rein demographisch entsorgt.
Ich sehe die SPD auf absehbare Zeit weiter als profillosen Mehrheitsbeschaffer einer großen Koalition, wenn die Mehrheitsverhältnisse gerade nichts anderes hergeben (was der Regelfall sein dürfte). Dabei wird sie immer weiter an Stimmen verlieren, bis sie irgendwann vielleicht um die 20% dümpelt.
catdog2 hat geschrieben: 24.08.2017 02:05:00
Das tragische ist halt, dass linke Politik in D derzeit wohl durchaus mehrheitsfähig wäre, die Akteure es aber nicht gebacken kriegen das Potential zu Nutzen. Dann halt wieder "sie kennen mich" Merkel.
Linke Politik ja, aber nicht linke Parteien. Dass linke Akteure nichts gebacken kriegen liegt daran, dass es momentan nur einen politisch relevanten linken Akteur gibt, nämlich die Linke. Und die stehen zu sehr in der Schmuddelecke (siehe Radfahrers Bekannte!).
MartinV hat geschrieben: 24.08.2017 07:58:36
Tatsächlich sind die Linken die einzigen, die sich konsequent für Sozialdemokratie einsetzen, und konsequent gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr sind. Aber die Medien ziehen sie stets durch den Kakao, wenn sie nicht ganz ignoriert werden.
Im Neoliberalismus stören linke Positionen nur. daher ist es im Interesse des Systems (als emergentem Handlungsträger - sorry guennid
), solche Positionen kleinzuhalten. Das sehen wir seit Ewigkeiten bei den Linken und deren Vorgängern, es war vermutlich ein Teil der Ursache für die Demontage der Piraten und es war ein interner Prozess bei den Grünen der nötig war um sie vom politischen Arm von Greenpeace über Kosovo-Krieger mit Bauchschmerzen zur Landesregierung in BW mit Bekenntnis zum Benziner zu bringen.
Liffi hat geschrieben: 24.08.2017 08:39:09
Die Piraten wirken auch so, als wären sie nicht von Firmen finanziert und sind z.T. noch etwas progressiver als die Linken, [..]
Die Piraten waren mir zu ihrer Hochzeit viel zu heterogen in ihren politischen Positionen um sie ernstnehmen zu können.
Was mich am ehesten dazu hätte bringen können sie zu wählen, waren ihre Bestrebungen zum Thema Datenschutz. Gleichzeitig gab es aber die "Datenschutzspackeria", die im Grunde eine völlige Abkehr vom Prinzip der Privatheit forderte, weil es rein technisch eh nicht mehr haltbar sei.
Was soll ich da als Wähler machen? Wenn ich sie wegen Datenschutz wähle, sich dann aber aus welchen Gründen auch immer die Spackeria durchsetzt, dann habe ich mit meiner Wahl genau das Gegenteil von dem getan was ich eigentlich wollte.
Liffi hat geschrieben: 24.08.2017 08:39:09
z.B. beim bedingungslosen Grundeinkommen.
Das halte ich für ein völlig utopisches Konzept, allerdings nicht aus den Finanzierungs- und Motivationsgründen die überall als Kritik genannt werden.
Aber ich denke das führt hier zu weit.