Hier muss ich leider passen.novalix hat geschrieben:12.10.2017 18:04:35Da hätte er mit dem schon weiter oben (ähem, deutlich weiter oben) erwähnten Konzept der Atome bei Leukipp/Demokrit eine Theorie des "objektiven Zufalls" zur Verfügung gehabt und daran anschließend über Epikur auch noch den "freien Willen" im philosophischen Rucksäckchen.
Leukipp und Demokrit sind mir weitestgehend unbekannt. Was haben die zum Thema "objektiver Zufall" zu sagen? Ich kenne den Begriff bisher nur aus der QFT.
Magst du mir helfen, meine Wissenslücke zu füllen?
Das ist Spock!novalix hat geschrieben:12.10.2017 18:04:35Physik und moderne wissenschaftliche Methoden.
Sie sind keinesfalls Voraussetzungen jeglicher Erkenntnis.
Meine Aussage zum dünnen Eis bezog sich darauf, dass du Aussagen über etwas außerhalb "der Natur" machen wolltest. Ich fände es gut, wenn wir vorher eine klar definierte Abgrenzung "der Natur" hätten, denn sonst werden wir uns nicht einig, was dieses "außerhalb" sein soll.guennid hat geschrieben:12.10.2017 18:34:10Das kann ich nicht sehen, da ich nur zitiere, bzw. mit Kant lediglich behaupte, dass abgesehen von der Annahme einer solchen Transzendenz vernünftig beweisbare Aussagen über die Beschaffenheit derselben (z.B. den Willen Gottes) nicht möglich seien..hikauru hat geschrieben:Jetzt begibst du dich auf dünnes Eis.
Meine persönliche Meinung ist, dass falls es etwas Transzendentes "außerhalb" unseres Universums geben sollte, dann wäre das trotzdem Teil "der Natur", denn es wäre ja Bestandteil dessen, was die von uns wahrgenomene Welt formt. Insofern wäre die Definition eines "außerhalb" unsinnig, denn wann immer man über die Grenzen des Vorstellbaren hinausgeht erweitert man sie automatisch.
Genau deshalb macht mir Kant ein paar Knoten in's Hirn.guennid hat geschrieben:12.10.2017 18:34:10Die Annahme der Existenz eines freien Willens ist eine, wenn nicht die, zentrale These in seiner Philosophie.
Wie kann ein Anhänger von Newtons Determinismus, welcher DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes schlechthin ist einen freien Willen für real halten? In seinem Weltbild müsste der Mensch ein reiner Automat sein, dessen Funktion zwar (noch) nicht vollständig wissenschaftlich verstanden ist, aber im Prinzip vollständig modellierbar sein sollte wenn man alle diese Informationen hätte, die laut Newton zumindest prinzipiell vollständig ermittelbar sein sollten?
Ich kann mir das nur mit der Annahme einer transzendenten Komponente erklären die den Verstand irgendwie beeinflusst (nicht steuert, eher sowas wie ein Zufallsgenerator). Für diese transzendente Komponente hätte Kant diverse Modelle in Form von Religionen gekannt. Nun hätte er durch die Anwendung seines eigenen Verstandes erkennen müssen, dass er mit seinen Verstandesmitteln keine schlüssigen Aussagen über diese Modelle treffen, also auch nicht ihre Qualität beurteilen kann. Wie kam er dann aber ohne taugliche Mittel zur Beurteilung zu seinem im Kontext gesehen recht selektiven Antisemitismus?
Ja, war schlecht formuliert von mir. Natürlich gibt es jede Menge Sachverhalte die sich ohne schlechte Metaphern vermitteln lassen. Aber es gibt auch Sachverhalte deren allgemeinverständliche Vermittlung Metaphern braucht.guennid hat geschrieben:12.10.2017 18:34:10Bestreite ich in dieser Allgemeinheit.Und ohne Metaphern lässt sich allgemeinverständlich gar nichts vermitteln.
Natürlich.guennid hat geschrieben:12.10.2017 18:34:10Methaphern können auch einlullen und falsche Assoziationen erzeugen,
Da ist was dran. Das Problem das die Physik hat ist, dass theoretische Modelle oft die Möglichkeiten der praktischen Messmethoden übersteigen. Und etwas das nicht messbar ist, ist in den Naturwissenschaften letztendlich nicht besser als Theologie.TuxPeter hat geschrieben:12.10.2017 19:22:23Ich habe einen lieben Freund, der sich sehr gern darüber ereifert, dass die Erzählungen der Physiker und die der Theologen anscheinend immer ähnlicher werden.
Ich denke, sowas kannn man in jedem akademischen Feld beobachten, nicht nur in Physik und Theologie. Jemand der Fachmann auf einem Themengebiet ist, weiß für gewöhnlich tatsächlich besser bescheid als ein Nichtfachmann, und er ist auch eine fachspezifische Sprache gewohnt, die außerhalb eher unüblich ist. Das erzeugt manchmal für den Unkundigen des Eindruck der Überheblichkeit und das vielleicht auch zu Recht, weil der Fachmann den Unkundigen angesichts seiner Unkenntnis nicht als gleichwertigen Menschen sieht.TuxPeter hat geschrieben:12.10.2017 19:22:23Beide würden mit dem überheblichen Duktus des Bescheidwissens vorgetragen, nutzten eine barocke Metaphorik und stellten beim genaueren Hinhören eine Beleidigung des Verstandes dar.