Heute ist Happy Blasphemy Day

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ChronoBoost
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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von ChronoBoost » 05.10.2017 19:36:04

scientific hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 19:09:46
[...] PS: Und Mohammed nicht vergessen. Vergesst den scheiß Mohammed nicht! [...]
Join Islam: https://www.youtube.com/watch?v=uQBgrUObbHw
Just do it! ;)

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 05.10.2017 20:08:38

inne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 17:55:32
Aber ich bin was das angeht eher Biologe und will wissen das die Selbtordnung (Von der (Ei)-Zelle zum Meschen) als Analogie zur Entropie angeht. Leider gehe dabei immer wieder den Krationisten auf dem Leim.
Ich bin absoluter Laie.
So wie ich das verstanden habe, haken die Kreationisten - die Saubande - gerne in die neutrale Theorie ein und rechnen sich den Wolf, bis sie bewiesen zu haben glauben, dass die ganze Genentwicklung in der "kürze der Zeit" ja gar nicht habe geschehen können: ergo Schöpfergott.
Die neutrale Theorie zeigt allerdings imho zunächst mal lediglich, dass das Konzept der "natürlichen Selektion" nicht das be-all-and-end-all der Entwicklung sein kann. Das ist für die Anhänger der neo-darwinistischen bzw. synthetischen Evolutionstheorie natürlich schwerer Tobak. Da haben diese halt ihr gesamtes Geld drauf gesetzt.
Zwischen diesen Extremistengruppen Kreationisten und Selektionisten lässt sich aber hoffentlich noch ein Restbestand von Sachbezug und gesundem Menschenverstand finden.
Ob das Konzept der Entropie dabei hilfreich ist, kann ich nicht beurteilen.
Interessant finde ich das Modell des Chilenen Humberto Maturana. Ausgehend von der Autopoesis als funktional beschreibendes Modell lebender Systeme entwickelt er eine Evolutionstheorie, die - das ist jetzt sehr verkürzt - den Lebensvollzug selbst als wesentlichen Motor der Veränderung beschreibt. Dabei braucht es weder einen Oberdesigner noch den letzlich metaphysischen Ballast einer alles entscheidenden "natürlichen Selektion", obwohl beides eine (kleinere) Rolle spielen könnte.
http://www.aynrandaufdeutsch.de/Die%20E ... t%20V4.pdf(PDF)
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von inne » 05.10.2017 20:35:56

Danke für deinen Beitrag. Zu Chilenen Humberto Maturana muss ich mal etwas suchen. Ich lese z.Z. "Der schöperische Impuls" von Josef H. Reichholf. (Und keinen Background-Check zu dem gemacht. :-))

Die Kreationisten gehen von vielem aus. Z.B. auch das im Labor bis Heute nur Mikroevolution nachgewiesen werden konnte (Verschiedene Hunde/Taube/Finken-Rassen – Evolution auf einer Ebene) aber keine Makroevolution. Also kein entstehen neuer Geneketten, welche für neue Arten und Funktionen gesorgt hätten, nachgewiesen werden konnte (Im Experiment wohlgemerkt). Man hatte ja schon unzählige (echte) Bakteriengenerationen im Labor, die sich aber nie zu etwas wirkliche neuen weiterentwickelt haben (Antibiotikaresistens z.B. ist hier auch nur als Mikroevolution zu sehen). Der Fehler liegt hier aber darin, dass aus *echten* Bakterien wohl nie höheres Leben enstanden ist – imo. Das waren andere "Bakterien" die sich dann weiterentwikelten.
Auch Rechnen die u.ä. vor, das wenn man analog annimmt das der Otto-Motor zufällig (wie bei der Evolution erstande sein soll). Dann würde das niemand ersthalft behaupten. Immerhin ist der Otto-Motor sehr komplex, auch wenn alle Bausteine dazu vorhanden sind. Das ist aber wieder so, wie mit dem Affen der sinnfrei auf einer Schreibmaschien tippt und nie ein Buch zusammen tippen wird. Ausser angenommen alles unsinnge wird wider gelöscht (natürliche Auslese).

Wenn du mal eine Stunde Lebenszeit hast, kannst du zum "Abendbrot" mal hier reinschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sHZx-PLe7vs (Genetik – Neue Erkentisse).
Die Doku erklärt wie der Hase läuft, bei den Kreationisten. Die Doku ist eigenllich ganz gut, um zu verstehen wie Kreationisten argumentieren. Basiert wohl auf dem Buch "Evolution - ein kritisches Lehrbuch" von Prof. Dr. Scherer, was ich aber nicht weiter kenne (Er war ehrenamtlicher Vorsitzender der evangelikalen Studiengemeinschaft Wort und Wissen, die eine auf der Bibel basierende Schöpfungslehre vertritt).
Zuletzt geändert von Anonymous am 11.10.2017 21:18:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von scientific » 05.10.2017 20:42:34

Ich hab mal einen Vortrag eines Kreationisten angehört... Und durchgehalten bis zum Ende...

Angefangen hat er in der Bobel nachzusehen, ob man lt. Bibel überhaupt über eine 4. Dimension NACHDENKEN DARF. An dieser Stelle wollt ich wieder abdrehen.

Und er fand natürlich auf Basis der Bibel alle möglichen Erklärungen wie toll Gott ist und untermauerte die mit allerhand wissenschaftlicher Erkenntnisse... Am Ende gabs ein Gebet...

Sehr schräg das ganze.

dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von Radfahrer » 05.10.2017 23:43:02

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 17:26:13
Mich interessierte bei der Frage eher, wie man ausschließen will, dass es eben keine übergeordnete Welt gibt.
Mich interessiert eher die Frage, woher die Annahme kommt, dass man einfach irgend etwas behaupten kann (es gibt einen Gott, es gibt eine übergeordnete Welt, es gibt Außerirdische im Bundestag, Regentänze funktionieren, Kühe können fliegen...), um dann von anderen zu verlangen, es entweder ebenfalls zu glauben oder es gefälligst zu widerlegen.

Ausschließen kann man gar nichts. Man kann auch nicht auschließen, dass ab morgen gebratene Tauben durch die Gegend fliegen und niemand mehr hungern muss.
Nur.... wie sinnvoll ist es, von so einer Annahme auszugehen?
Wie sinnvoll ist es, von der Existenz einer übergeordneten Welt auszugehen, obwohl es nicht den allerkleinsten Hinweis darauf gibt?
Das ist alles nur pseudophilosophisches Geschwafel ohne jeden Nutzen. Und die meisten wissen es tief im Inneren auch.

Wie heißt es so schön: Religiöse Menschen glauben an etwas, obwohl sie wissen, dass es nicht wahr ist.
Jedenfalls gilt das für jeden, der auch nur einen Funken Verstand besitzt.

So, und jetzt bin ich wirklich weg. Kommt ja eh nichts neues mehr. :wink:

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von thoerb » 06.10.2017 00:10:05

Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
Wie heißt es so schön: Religiöse Menschen glauben an etwas, obwohl sie wissen, dass es nicht wahr ist.
Jedenfalls gilt das für jeden, der auch nur einen Funken Verstand besitzt.
Und ich bin mir ziemlich sicher, auch du glaubst daran, dass zwei Papierscheine aus deiner Geldbörse den gleichen Wert besitzen als ein gefüllter Einkaufswagen mit Lebensmittel. Und auch du weißt, dass das nicht wahr ist. Also musst du ein religiöser Mensch sein.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von TuxPeter » 06.10.2017 08:06:22

Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
Und die meisten wissen es tief im Inneren auch. [...] glauben an etwas, obwohl sie wissen, dass es nicht wahr ist.
thoerb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 00:10:05
...auch du glaubst daran, dass zwei Papierscheine aus deiner Geldbörse den gleichen Wert besitzen als ein gefüllter Einkaufswagen /quote]

Ja, der Hang zur Selbsttäuschung zwecks Erlangung des Seelenfriedens ist wohl ein sehr großer - und zwar nicht nur im religiösen Bereich! Wer von uns kann sagen, dass er wirklich ganz frei ist von dem Glauben, und zwar gegen alle Erfahrung, dass die Obrigkeit letztendlich auch das Gute will, dass Geld ein immer gültiger (Tausch-)Wertausdruck ist, dass wir Menschen die Welt schon nicht ganz zu Grunde richten werden usw. usf. So ein bisschen Glauben und Selbsttäuschung ist vielleicht manchmal geradezu zum psychischen Überleben notwendig. Und manchmal kann es sogar auch produktiv werden.

Was aber nicht bedeutet, dass ich jirgendeinem religiösen und anderen Obskurantismus irgendwelche Credits einräume, der diese Wünsche nach geistiger Geborgenheit in einem hübschen, stimmigen Weltbild, nach widerspruchsloser Ordnung im eigenen Kopf, (auch um den Preis viel größerer Widersprüche zur wirklichen Welt, zur sog. Realität) skrupellos für Herrschafts- und Unterwerfungszwecke ausnutzt.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von hikaru » 06.10.2017 09:59:27

inne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 17:55:32
Ich nehme jetzt mal an, das die Vakuumfluktuation keine äussere Welt vorraussetzt (Finde nur Engl. Literatur)? Dann kann man sie auch als unsinnig/unnötig weglassen ;-)
Vakuumfluktuation ist notwendige Voraussetzung für Hawkingstrahlung. Ich bin nicht ganz auf dem Laufenden, meine aber, dass deren Existenz als gesichert gilt.

MartinV hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 18:56:59
Jetzt wird es schwierig - Vakuum gibt es nur im Raum. Räumliche Ausdehnung ist aber eine Eigenschaft des Universums.
Der Begriff "Vakuumfluktuation" (wörtlich: Zustandsschwankungen IN einem leeren Raum) ist in dem Kontext unglücklich, aber so heißt nun mal das Konzept das ausgehend von der Heisenbergschen Unschärferelation besagt, dass auf Quantenebene selbst der Zustand des "Nichts" (um den Begriff "leerer Raum" zu vermeiden) nicht objektiv bestimmbar ist.
Ich habe dazu noch keine Aussage eines Experten gelesen, aber meinem Verständnis nach ist die Einbettung in eine Raumzeit keine Voraussetzung für die Existenz von Vakuumfluktation. Im Kontext der Loop-Quantengravitation erscheint es mir sogar schlüssig, dass die Entstehung von Raumzeit selbst das Ergebnis von Vakuumfluktuation sein könnte.

Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
Ausschließen kann man gar nichts. Man kann auch nicht auschließen, dass ab morgen gebratene Tauben durch die Gegend fliegen und niemand mehr hungern muss.
Nur.... wie sinnvoll ist es, von so einer Annahme auszugehen?
Wie sinnvoll ist es, von der Existenz einer übergeordneten Welt auszugehen, obwohl es nicht den allerkleinsten Hinweis darauf gibt?
Das ist alles nur pseudophilosophisches Geschwafel ohne jeden Nutzen. Und die meisten wissen es tief im Inneren auch.
Hast du bemerkt, dass du gerade den Kontext deiner Argumentationsgrundlage gewechselt hast?
Bisher hast du aus der festen Überzeugung (dem Glauben) heraus argumentiert, dass es nichts Jenseitiges gibt. Hier aber bezweifelst du lediglich die Sinnhaftigkeit der Annahme von etwas Jenseitigem. Ersteres ist Atheismus, letzteres Agnostizismus (Ignostizismus).

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von ChronoBoost » 06.10.2017 11:58:18

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 09:59:27
MartinV hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 18:56:59
Jetzt wird es schwierig - Vakuum gibt es nur im Raum. Räumliche Ausdehnung ist aber eine Eigenschaft des Universums.
Der Begriff "Vakuumfluktuation" (wörtlich: Zustandsschwankungen IN einem leeren Raum) ist in dem Kontext unglücklich, aber so heißt nun mal das Konzept das ausgehend von der Heisenbergschen Unschärferelation besagt, dass auf Quantenebene selbst der Zustand des "Nichts" (um den Begriff "leerer Raum" zu vermeiden) nicht objektiv bestimmbar ist.
Ich habe dazu noch keine Aussage eines Experten gelesen, aber meinem Verständnis nach ist die Einbettung in eine Raumzeit keine Voraussetzung für die Existenz von Vakuumfluktation. Im Kontext der Loop-Quantengravitation erscheint es mir sogar schlüssig, dass die Entstehung von Raumzeit selbst das Ergebnis von Vakuumfluktuation sein könnte.
Ich sehe das wie MartinV. Derartige Spekulationen könnten schwierig werden, denn...
  • Wie soll "etwas" ohne Raum und Zeit "fluk­tu­ie­ren"?
  • Wie sollen überhaupt Begriffe aussehen, die in Abwesenheit von Raum und Zeit irgendetwas erklären?
  • Ist "Erklärung" nicht schon ein Begriff, der Raum und Zeit vorraussetzt? (Weder "Dinge", noch "Veränderungen", noch deren gesetzmäßiges Verhalten ergeben ohne Raum und Zeit einen Sinn)
Ich denke, dass Raum und Zeit, durch die evolutionäre Prägung des Gehirns, für die Bewohner dieses Universums etwas so Fundamentales sind, dass es jenseits der Vorstellungskraft liegt, wie eine "Außenwelt" (schon der Begriff "außen" setzt wieder den Raum voraus) funktionieren könnte.

Deswegen kann ich mir schon vorstellen, dass manche glauben, dass das Universum "erschaffen" wurde. Etwa, wie Menschen eine Computersimulation "erschaffen". Nur, wer hat den Schöpfer erschaffen...usw. Das mit dem "äußersten" aller Universen ist dann schlecht zu erklären. Das kam ja im Thread irgendwo auch schon vor.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass das Universum "alles" ist, was existiert. Die Vorstellung, dass aus "Nichts" etwas entsteht, fällt meinem biologisch evolviertem Gehirn aber dennoch schwer.

Für mich persönlich kommt nur der Agnostizismus in Frage. Damit meine ich die Erkenntnis, dass ich als Bestandteil dieses Universums keine sinnvollen Aussagen zu solchen Zusammenhängen treffen kann. Die Spekulation über solche Dinge üben aber doch einen gewissen Reiz aus :).

Alles Andere ist für mich "Glauben" (auch der Atheismus, wie guennid ja schon andeutete). Vielleicht kann auch nicht jeder psychologisch gut damit Leben, wenn derartig grundlegende Fragen im Angesicht des Todes offen bleiben. Deswegen finde ich den Spott, mit dem manche Atheisten "Andersgläubige" überschütten, nur weil die an etwas glauben etwas arrogant. Konkrete Religionen bieten natürlich reichlich Material für Spott ;)

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von hikaru » 06.10.2017 13:07:50

ChronoBoost hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 11:58:18
  • Wie soll "etwas" ohne Raum und Zeit "fluk­tu­ie­ren"?
  • Wie sollen überhaupt Begriffe aussehen, die in Abwesenheit von Raum und Zeit irgendetwas erklären?
  • Ist "Erklärung" nicht schon ein Begriff, der Raum und Zeit vorraussetzt? (Weder "Dinge", noch "Veränderungen", noch deren gesetzmäßiges Verhalten ergeben ohne Raum und Zeit einen Sinn)
In der Loop-Quantengravitation ist die Raumzeit kein Gefäß in dem alles andere stattfindet, sondern sie ist selbst nur ein topologisches Netz das sich zwischen Quantenpunkten aufspannt. Alle raumzeitlichen Begriffe sind topologische Beziehungen innerhalb dieses Netzes. Materie- und Energiequanten sind keine "Objekte" in diesem Netz sondern Anregungen der Quantenpunkte selbst. Bewegungen sind Übertragungen von Anregungszuständen von einem Quantenpunkt zum Nächsten entlang der Raumzeitkanten.

Die Neuentstehung von Raumzeit ist die Neuentstehung neuer Quantenpunkte und -kanten. Meinem Verständnis nach braucht man so einen Prozess innerhalb der Loop-Quantengravitation schon allein um die kosmische Inflation zu erklären. Der selbe Mechanismus könnte mMn auch Teil der Vakuumfluktuation sein, nur eben weniger strukturiert. Der Urknall ließe sich so als die durch Vakuumfluktuation verursachte Entstehung eines Quantenpunkts erklären, der die Eigenschaft hatte, selbst neue Quantenpunkte zu erzeugen. Woher er diese Eigenschaft bekam kann dann ein Thema der Theologie sein.

guennid

Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von guennid » 06.10.2017 18:47:58

Du begibst dich da auf ziemlich dünnes Eis, wie mir nach zugegebenermaßen äußerst flüchtiger Beschäftigung mit "Vakuumfluktuation" und "Loop Gravitation" erscheint und noch dazu auf eines, das hier gar nicht Gegenstand der Diskussion war. Gegenstand war nicht, wie die Natur ist, sondern ob es etwas außerhalb/jenseits/über der Natur gibt, ob nun "unendlich" oder "unbegrenzt"oder wie auch immer. :wink: Darüber sind seit Kant keine vernünftigen, oder wenn's beliebt: naturwissenschaftlich beweisbaren Aussagen möglich, behaupte ich nach wie vor. Und insofern ist der Satz:
Woher (der Urknall) diese Eigenschaft (selbst neue Quantenpunkte zu erzeugen) bekam, kann dann ein Thema der Theologie sein.
ziemlich überheblicher Unsinn.

Ich bezweifle sehr, dass man derart abstakte Phänomene (s.o.) mit Methapern wie Kanten, Knoten, Schwamm einem Publikum, dass die Gleichungen nicht nachvollziehen kann, redlich popularisieren kann. Ich fürchte, das erzeugt dann im Publikum genau jenes sich so erhaben fühlende Scheinwissen.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 07.10.2017 12:28:53

Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
So, und jetzt bin ich wirklich weg.
Du bist also gar nicht da?
Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
Kommt ja eh nichts neues mehr.
Wie denn auch in einem zweidimensionalen Universum, dass aus einer geschlossenen Oberfläche besteht und in dem alles gleichzeitig vorkommt.
Radfahrer hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.10.2017 23:43:02
:wink:
Wink zurück.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von hikaru » 09.10.2017 11:13:40

guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
Du begibst dich da auf ziemlich dünnes Eis, wie mir nach zugegebenermaßen äußerst flüchtiger Beschäftigung mit "Vakuumfluktuation" und "Loop Gravitation" erscheint
Ja.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
und noch dazu auf eines, das hier gar nicht Gegenstand der Diskussion war.
Es erscheint mir ulkig, in einem Thread wie diesem überhaupt einen "Gegenstand der Diskussion" definieren zu wollen. ;)
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
Gegenstand war nicht, wie die Natur ist, sondern ob es etwas außerhalb/jenseits/über der Natur gibt, ob nun "unendlich" oder "unbegrenzt"oder wie auch immer. :wink:
Jetzt begibst du dich auf dünnes Eis.
Wie ist denn "die Natur" definiert? Wenn es etwas "außerhalb" unseres messbaren Universums geben sollte, ist es dann nicht immer noch Teil "der Natur"?
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
Darüber sind seit Kant keine vernünftigen, oder wenn's beliebt: naturwissenschaftlich beweisbaren Aussagen möglich, behaupte ich nach wie vor.
Kant war (ganz grob) Zeitgenosse Newtons. Was auch immer Kant für ein naturwissenschaftliches Weltbild hatte, es war zweifelsohne von der Newtonschen Physik geprägt. Die hat dummerweise die Angewohnheit ein streng deterministisches Universum zu erzeugen, in dem es keinen objektiven Zufall im Sinne der QFT gibt. Könnte man alle Teilchen exakt messen so ließe sich die gesamte Geschichte und Zukunft des Universums berechnen.
Ich denke, seit Heisenbergs Unschärferelation hat auch eine naturwissenschaftlich begründbare Philosophie wieder deutlich mehr Raum zum atmen. Der freie Wille müsste z.B. für Kant eine auf Messungenauigkeiten basierende Illusion gewesen sein.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
Und insofern ist der Satz:
Woher (der Urknall) diese Eigenschaft (selbst neue Quantenpunkte zu erzeugen) bekam, kann dann ein Thema der Theologie sein.
ziemlich überheblicher Unsinn.
Es ist das, was ich mir zu dem Thema aufgrund meine äußerst dürftigen Wissens zusammenreimen kann. Insofern ist die Chance hoch, dass es Unsinn ist. Was daran aber überheblich sein soll, verstehe ich nicht.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.10.2017 18:47:58
Ich bezweifle sehr, dass man derart abstakte Phänomene (s.o.) mit Methapern wie Kanten, Knoten, Schwamm einem Publikum, dass die Gleichungen nicht nachvollziehen kann, redlich popularisieren kann. Ich fürchte, das erzeugt dann im Publikum genau jenes sich so erhaben fühlende Scheinwissen.
Mag sein, aber bessere Metaphern gibt es wohl nicht.
Und ohne Metaphern lässt sich allgemeinverständlich gar nichts vermitteln. Das geht schon bei so "einfachen" Sachen wie dem Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts oder beim Bohrschen Atommodell los. Keine Ahnung wie es heute ist, aber vor 15 Jahren wurden beide Modelle noch in den Oberstufen deutscher Gymnasien gelehrt ohne auch nur ihre Schwächen zu behandeln.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 12.10.2017 18:04:35

Anscheinend hat das Interesse an den Fragen nach Gott und der Welt schlagartig nachgelassen. Möglicherweise ja deswegen, weil jüngst auch noch das Universum dazu gekommen ist.
Die Antwort "42" ist selbstverständlich nach wie vor gültig. Man kann sich auf der anderen Seite des Eindrucks nicht erwehren, dass da eine gewisse Ironie drin liegt. Worin besteht die?
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.10.2017 11:13:40
Kant war (ganz grob) Zeitgenosse Newtons. Was auch immer Kant für ein naturwissenschaftliches Weltbild hatte, es war zweifelsohne von der Newtonschen Physik geprägt. Die hat dummerweise die Angewohnheit ein streng deterministisches Universum zu erzeugen, in dem es keinen objektiven Zufall im Sinne der QFT gibt. Könnte man alle Teilchen exakt messen so ließe sich die gesamte Geschichte und Zukunft des Universums berechnen.
Ich denke, seit Heisenbergs Unschärferelation hat auch eine naturwissenschaftlich begründbare Philosophie wieder deutlich mehr Raum zum atmen. Der freie Wille müsste z.B. für Kant eine auf Messungenauigkeiten basierende Illusion gewesen sein.
Das könnte man so auffassen, dass eine "valide" Philosophie nur auf Grundlage der physikalischen Modellbildung du jour möglich wäre.
Ich bin, was Kant angeht, keineswegs textsicher. Da müsste @guennid zur Hilfe eilen.
Ich ordne seine Philosphie als einen Meilenstein der Synthese zweier vorherrschender Denktraditionen seiner Zeit - dem Rationalismus und dem Empirismus - ein.
Zu seinen denkerischen Bordmitteln gehörte mit Sicherheit auch eine profunde Kenntnis der griechischen Denktraditionen und deren Fortführung und Neuinterpretationen.
Da hätte er mit dem schon weiter oben (ähem, deutlich weiter oben) erwähnten Konzept der Atome bei Leukipp/Demokrit eine Theorie des "objektiven Zufalls" zur Verfügung gehabt und daran anschließend über Epikur auch noch den "freien Willen" im philosophischen Rucksäckchen.
Diese Denkmodelle kann man aus der heutigen Sicht natürlich als total unwissenschaftlich belächeln. Man kann sich auch selber in den Fuß schiessen, weil man eh nur noch Auto fährt.
Worauf ich hinaus will:
Physik ist gut. Moderne wissenschaftliche Methoden sind gut. Sie sind aber das, was sie sind: Physik und moderne wissenschaftliche Methoden.
Sie sind keinesfalls Voraussetzungen jeglicher Erkenntnis.
Es sind sprachlich ausdifferenzierte, systematische Kontexte, mithin Menschenwerk.[1]
Wenn ich die Physik auffasse, als die Wissenschaft von dem Ding (an sich, Danke Imanuel), vor das wir immer rennen, und dann machts "Aua". Dann stellt sich ja auch die Frage: Was war zuerst da?
1. Der Name der Pumpe (Romantitel)
oder
2. Die Pumpe ohne Namen (Hollywood, Film Noir)
Das führt mich jetzt wieder zu der Rubrik Lieblingszitate:
Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersucheungen §504 hat geschrieben:Wenn man aber sagt: "Wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen", so sage ich: "Wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen."
[1] Kronecker hat mal behauptet, die natürlichen Zahlen seien uns von Gott gegeben und der Rest sei Menschenwerk. Wenn er sich da mal nicht vertan hat.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

guennid

Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von guennid » 12.10.2017 18:34:10

hikaru hat geschrieben:Was auch immer Kant für ein naturwissenschaftliches Weltbild hatte, es war zweifelsohne von der Newtonschen Physik geprägt.
das wird wohl so sein:
wikipedia hat geschrieben:Zu seinen Lehrfächern gehörten Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Natürliche Theologie, Mathematik, Physik, Mechanik, Geografie, Anthropologie, Pädagogik und Naturrecht.
Ich meine anderswo gelesen zu haben, dass er den Lehrstuhl für Mathematik innegehabt hätte.
hikaru hat geschrieben:Wenn es etwas "außerhalb" unseres messbaren Universums geben sollte, ist es dann nicht immer noch Teil "der Natur"?
Ich weiß es nicht, aber zumindest die christlichen Religionen behaupten, dass dem so sei, es also eine Transzendenz "außerhalb" der empirisch wahrnehmbaren, wenn du willst, außerhalb "unseres messbaren Universums" gebe. (mal abgesehen von den Evangelen, bei denen es nach meinem Eindruck ungefähr doppelt so viele Gottesvorstellungen wie mehr oder weniger "Gläubige" gibt. :wink: )
hikauru hat geschrieben:Jetzt begibst du dich auf dünnes Eis.
Das kann ich nicht sehen, da ich nur zitiere, bzw. mit Kant lediglich behaupte, dass abgesehen von der Annahme einer solchen Transzendenz vernünftig beweisbare Aussagen über die Beschaffenheit derselben (z.B. den Willen Gottes) nicht möglich seien..
hikaru hat geschrieben:Der freie Wille müsste z.B. für Kant eine auf Messungenauigkeiten basierende Illusion gewesen sein
Die Annahme der Existenz eines freien Willens ist eine, wenn nicht die, zentrale These in seiner Philosophie. Sie ist meiner Meinung nach übrigens auch Grundlage der Legitimierung jeglichen politischen Systems, dass das Attribut "demokratisch" wenigstens in Ansätzen verdient.
Und ohne Metaphern lässt sich allgemeinverständlich gar nichts vermitteln.
Bestreite ich in dieser Allgemeinheit. Methaphern können auch einlullen und falsche Assoziationen erzeugen, siehe bürgerliche Ökonomie. Aber da begäbe ich mich mit differenzierteren Aussagen sicherlich auf "dünnes Eis" :wink: , insbesondere, was Physik angeht.

BenutzerGa4gooPh

Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 12.10.2017 19:12:28

novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Physik ist gut. Moderne wissenschaftliche Methoden sind gut. Sie sind aber das, was sie sind: Physik und moderne wissenschaftliche Methoden.
Hat schon was. Insbesondere Ergebnisse und industrielle und landwirtschaftliche Produkte, von denen Menschen leben, bekleidet und satt werden.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Sie sind keinesfalls Voraussetzungen jeglicher Erkenntnis.
Nö. Aber Voraussetzung des historischen und modernen Lebens.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Dann stellt sich ja auch die Frage: Was war zuerst da?
Nur dir und deinem angeblich "philosophischen" Geschwurbel.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Anscheinend hat das Interesse an den Fragen nach Gott und der Welt schlagartig nachgelassen. Möglicherweise ja deswegen, weil jüngst auch noch das Universum dazu gekommen ist.
Oder wegen Geschwurbel, was keinem ausser deiner Selbstdarstellung hilft? :wink:
Von Novalis sind mir auch nur wenige praktikable Ergebnisse ausser Blütenstaub bekannt.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Ich ordne seine Philosphie als einen Meilenstein der Synthese zweier vorherrschender Denktraditionen seiner Zeit - dem Rationalismus und dem Empirismus - ein.
Rationalismus und empirisch erfahrbare Ergebnisse wären vielen hungrigen, schutzbedürftigen, sozial bzw. wirtschaftlich unzufriedenen Menschen wichtiger als Wortgeschwurbel. Deinen jetzigen und vorherige Texte hast du schon mal aus Sicht anderer gelesen? Ergebnisse deiner selbstdarstellerischen, ansonsten nichtssagenden "Reden" reflektiert? Wenn nicht, unbedingt nachholen... :wink:

Philosophen kenne ich nur wenige - allerdings weit bessere! Man sollte doch in Würde verlieren/aufgeben, wenn Philosophie offenbar nur für Selbstbefriedigung reicht.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 12.10.2017 19:23:28, insgesamt 1-mal geändert.

TuxPeter
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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von TuxPeter » 12.10.2017 19:22:23

Ich habe einen lieben Freund, der sich sehr gern darüber ereifert, dass die Erzählungen der Physiker und die der Theologen anscheinend immer ähnlicher werden. Beide würden mit dem überheblichen Duktus des Bescheidwissens vorgetragen, nutzten eine barocke Metaphorik und stellten beim genaueren Hinhören eine Beleidigung des Verstandes dar.

Da hat er wohl recht. Was aber nicht heißt, dass beide gleichberechtigt sind. Die erste hat einen Gegenstand, um dessen Erklärung sie sich bemüht, die andere kann höchsten Gegenstand einer Erklärung werden - dieser Job ist aber bereits Generationen getan.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 13.10.2017 11:49:30

Na, bei einem solchen "Gesprächsangebot" ist es nun auch keine pure Freude, am Ball zu bleiben.
Ich muss auch gestehen, dass ich kein großer Freund des Zerpflückens von Posts bin. Für mich steckt da immer ein wenig Dekontextualisierung drin, ob gewollt oder nicht. Sei es drum:
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Physik ist gut. Moderne wissenschaftliche Methoden sind gut. Sie sind aber das, was sie sind: Physik und moderne wissenschaftliche Methoden.
Hat schon was. Insbesondere Ergebnisse und industrielle und landwirtschaftliche Produkte, von denen Menschen leben, bekleidet und satt werden.
Wenn ich sage, dass ich etwas als "gut" erachte, dann meine ich das auch so. Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass es sinnvoll sei, hinter die Errungenschaften der modernen Wissenschaften zurück zu gehen.
Ich bin allerdings der Überzeugung, dass jede Perspektive, und sei sie auch noch so systematisch ausgefeilt, einen blinden Fleck mit sich führt. Dass die moderne Wissenschaft die einzige Möglichkeit darstellt die Weltbevölkerung zu ernähren, behauptet z.B. Bayer/Monsanto ja auch. Ich gehe mal davon aus, dass Du hier nicht unbedingt für deren Perspektive eintrittst.
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Sie sind keinesfalls Voraussetzungen jeglicher Erkenntnis.
Nö. Aber Voraussetzung des historischen und modernen Lebens.
Verstehe ich nicht so ganz. Ich sprach ja zunächst mal von "Erkenntnis". Das ist ja nicht unbedingt synonym zu "Leben". Außerdem geschah das im Zusammenhang mit einer hypothetischen Lesart einer Äußerung von @hikaru.
Ob diese Lesart vertretbar ist, ist ja noch lange nicht entschieden.
Das moderne Leben ist sicherlich eng verknüpft mit der (ebenfalls modernen) Wissenschaft. Das bedeutet aber jetzt auch nicht, dass alle Gesellschaften, die derzeit auf diesem Planeten leben, in gleicher Weise an ihren Segnungen partizipieren. Mal abgesehen davon, dass es noch Reste indigener Kulturen gibt, lebt ein großer Teil der Menschheit in Verhältnissen, in denen die "Moderne" eher als von außen machtvoll übergestülptes "System" wahrgenommen werden muss.
Inwieweit die moderne Wissenschaft nun "Voraussetzung" für das historische Leben sein soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Dann stellt sich ja auch die Frage: Was war zuerst da?
Nur dir und deinem angeblich "philosophischen" Geschwurbel.
Euer Ehren, ich plädiere auf unschuldig. Ich habe mir das nicht ausgedacht.
Wilhelm Kamlah, Paul Lorenzen, Logische Propädeutik hat geschrieben:Die Sprache sucht sich also einerseits der Welt und ihrer sich aufdrängenden Gliederung anzupassen, indem sie andererseits der Welt eine Gliederung erst gibt. Die Welt "besteht", wie schon gesagt, nicht aus Gegenständen (aus "Dingen an sich"), die erst nachträglich durch den Menschen benannt würden, "entsteht" aber auch nicht erst mit der Sprache zugleich. Somit ist die Welt in gar keinem Sinne die bloße Summe oder die Menge der Gegenstände (was ja oft behauptet wird). Sie ist aber auch nicht selbst ein Gegenstand (da nur "in der Welt" Gegenstände durch Prädikatoren ausgegrenzt werden), was ferner heißt: "Die Welt" ist kein Eigenname, obwohl sich dieses Wort "so anhört" (ähnlich nämlich wie "die Erde", "die Sonne"), sondern - ähnlich wie "Gegenstand" - ein Wort sui generis, dessen Gebrauch wir "synsemantisch" einüben durch Sätze wie die in diesem Paragraphen ausgesprochenen.
Na, das nenne ich mal "Geschwurbel". Dabei ist das erst die "Vorschule des vernünftigen Redens" und darüber hinaus auch noch "richtig".
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Anscheinend hat das Interesse an den Fragen nach Gott und der Welt schlagartig nachgelassen. Möglicherweise ja deswegen, weil jüngst auch noch das Universum dazu gekommen ist.
Oder wegen Geschwurbel, was keinem ausser deiner Selbstdarstellung hilft? :wink:
Von Novalis sind mir auch nur wenige praktikable Ergebnisse ausser Blütenstaub bekannt.
Lass den Hardenberg aus dem Spiel. Der kann nichts dafür.
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Ich ordne seine Philosphie als einen Meilenstein der Synthese zweier vorherrschender Denktraditionen seiner Zeit - dem Rationalismus und dem Empirismus - ein.
Rationalismus und empirisch erfahrbare Ergebnisse wären vielen hungrigen, schutzbedürftigen, sozial bzw. wirtschaftlich unzufriedenen Menschen wichtiger als Wortgeschwurbel. Deinen jetzigen und vorherige Texte hast du schon mal aus Sicht anderer gelesen? Ergebnisse deiner selbstdarstellerischen, ansonsten nichtssagenden "Reden" reflektiert? Wenn nicht, unbedingt nachholen... :wink:
Deine Smilies kannst Du Dir sparen. Deren Gebrauch mildert in keiner Weise Deine Unverschämtheit.
Ob ich der Perspektivübernahme fähig bin?
Wahrscheinlich in den üblichen Grenzen des Machbaren.
Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:12:28
Philosophen kenne ich nur wenige - allerdings weit bessere! Man sollte doch in Würde verlieren/aufgeben, wenn Philosophie offenbar nur für Selbstbefriedigung reicht.
Ich bin ja kein Philosoph; maximal interessierter Laie. Dass es da "weit bessere" gibt, will ich mal schwer hoffen.
Mit Selbstbefriedigung und Würde kenne ich mich nicht besser oder schlechter aus als die meisten Anderen.
Falls Du des weiteren Verständnisfragen zu meinen Einwürfen hast, immer raus damit.
Bao Ninh hat geschrieben:Über Sieger oder Verlierer diskutiert nur, wer nie gekämpft hat.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 13.10.2017 12:37:59

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:22:23
Ich habe einen lieben Freund, der sich sehr gern darüber ereifert, dass die Erzählungen der Physiker und die der Theologen anscheinend immer ähnlicher werden. Beide würden mit dem überheblichen Duktus des Bescheidwissens vorgetragen, nutzten eine barocke Metaphorik und stellten beim genaueren Hinhören eine Beleidigung des Verstandes dar.

Da hat er wohl recht. Was aber nicht heißt, dass beide gleichberechtigt sind. Die erste hat einen Gegenstand, um dessen Erklärung sie sich bemüht, die andere kann höchsten Gegenstand einer Erklärung werden - dieser Job ist aber bereits Generationen getan.
Es spricht ja einiges dafür, die "Geburt" der modernen (Natur-)Wissenschaft, die kopernikanische Wende, mit Galilei zu verknüpfen.
Es war ja nicht zuletzt der universelle Erklärungsanspruch, der die Kirche so fundamental kirre gemacht hat.
Viele Methoden und Ansätze lassen sich durchaus weiter in die Vergangenheit zurück verfolgen. Man findet einiges davon schon in hellenistischer Zeit vor, was dann tradiert und weiter entwickelt über zunächst die byzantinische und später die arabische Wissenschaft an verschiedenen Stellen auch im "Westen" wieder auftaucht. Der Roman "Der Name der Rose" handelt davon.
Man findet in der Staatsführung und Wissenschaftsförderung von Kaiser Friedrich II, dem "Stupor Mundi" oder dem "Chint vun Pülle" (wie der Kölner sagt), schon deutliche Anknüpfungspunkte an einen modernen Vernunftsbegriff.
Das mag durchaus auch einer der tiefer liegenden Gründe sein, warum Rom ihn so vehement bekämpft hat.
Ich finde die These, dass die Geburt der modernen Wissenschaft aus der Opposition zu einem religiösen System mit Anspruch auf Letztbegründung entstanden ist und sich dadurch eben ein solcher Anspruch unwillkürlich mit überträgt, nicht völlig abwegig.
Vielleicht sollte ich hier vorsichtshalber noch mal klar stellen, dass ich die modernen Naturwissenschaften nicht für ein religiöses System halte, zumindest nicht hauptsächlich.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von guennid » 13.10.2017 12:50:19

Vielleicht sollte ich hier vorsichtshalber noch mal klar stellen, dass ich die modernen Naturwissenschaften nicht für ein religiöses System halte
Ich möchte das dahingehend einschränken wollen: "Wenn sie denn bei dem bleiben, was sie können." Leider sind mitunter auch Naturwissenschaftler, vor allem aber ihre Adepten durchaus anfällig für's Spekulieren. Was ja auch nicht weiter schlimm wäre, wenn sie es denn merkten. :wink:

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von hikaru » 13.10.2017 14:22:13

novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Da hätte er mit dem schon weiter oben (ähem, deutlich weiter oben) erwähnten Konzept der Atome bei Leukipp/Demokrit eine Theorie des "objektiven Zufalls" zur Verfügung gehabt und daran anschließend über Epikur auch noch den "freien Willen" im philosophischen Rucksäckchen.
Hier muss ich leider passen.
Leukipp und Demokrit sind mir weitestgehend unbekannt. Was haben die zum Thema "objektiver Zufall" zu sagen? Ich kenne den Begriff bisher nur aus der QFT.
Magst du mir helfen, meine Wissenslücke zu füllen?
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Physik und moderne wissenschaftliche Methoden.
Sie sind keinesfalls Voraussetzungen jeglicher Erkenntnis.
Das ist Spock! ;)

guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:34:10
hikauru hat geschrieben:Jetzt begibst du dich auf dünnes Eis.
Das kann ich nicht sehen, da ich nur zitiere, bzw. mit Kant lediglich behaupte, dass abgesehen von der Annahme einer solchen Transzendenz vernünftig beweisbare Aussagen über die Beschaffenheit derselben (z.B. den Willen Gottes) nicht möglich seien..
Meine Aussage zum dünnen Eis bezog sich darauf, dass du Aussagen über etwas außerhalb "der Natur" machen wolltest. Ich fände es gut, wenn wir vorher eine klar definierte Abgrenzung "der Natur" hätten, denn sonst werden wir uns nicht einig, was dieses "außerhalb" sein soll.
Meine persönliche Meinung ist, dass falls es etwas Transzendentes "außerhalb" unseres Universums geben sollte, dann wäre das trotzdem Teil "der Natur", denn es wäre ja Bestandteil dessen, was die von uns wahrgenomene Welt formt. Insofern wäre die Definition eines "außerhalb" unsinnig, denn wann immer man über die Grenzen des Vorstellbaren hinausgeht erweitert man sie automatisch.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:34:10
Die Annahme der Existenz eines freien Willens ist eine, wenn nicht die, zentrale These in seiner Philosophie.
Genau deshalb macht mir Kant ein paar Knoten in's Hirn.
Wie kann ein Anhänger von Newtons Determinismus, welcher DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes schlechthin ist einen freien Willen für real halten? In seinem Weltbild müsste der Mensch ein reiner Automat sein, dessen Funktion zwar (noch) nicht vollständig wissenschaftlich verstanden ist, aber im Prinzip vollständig modellierbar sein sollte wenn man alle diese Informationen hätte, die laut Newton zumindest prinzipiell vollständig ermittelbar sein sollten?
Ich kann mir das nur mit der Annahme einer transzendenten Komponente erklären die den Verstand irgendwie beeinflusst (nicht steuert, eher sowas wie ein Zufallsgenerator). Für diese transzendente Komponente hätte Kant diverse Modelle in Form von Religionen gekannt. Nun hätte er durch die Anwendung seines eigenen Verstandes erkennen müssen, dass er mit seinen Verstandesmitteln keine schlüssigen Aussagen über diese Modelle treffen, also auch nicht ihre Qualität beurteilen kann. Wie kam er dann aber ohne taugliche Mittel zur Beurteilung zu seinem im Kontext gesehen recht selektiven Antisemitismus?
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:34:10
Und ohne Metaphern lässt sich allgemeinverständlich gar nichts vermitteln.
Bestreite ich in dieser Allgemeinheit.
Ja, war schlecht formuliert von mir. Natürlich gibt es jede Menge Sachverhalte die sich ohne schlechte Metaphern vermitteln lassen. Aber es gibt auch Sachverhalte deren allgemeinverständliche Vermittlung Metaphern braucht.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:34:10
Methaphern können auch einlullen und falsche Assoziationen erzeugen,
Natürlich.

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:22:23
Ich habe einen lieben Freund, der sich sehr gern darüber ereifert, dass die Erzählungen der Physiker und die der Theologen anscheinend immer ähnlicher werden.
Da ist was dran. Das Problem das die Physik hat ist, dass theoretische Modelle oft die Möglichkeiten der praktischen Messmethoden übersteigen. Und etwas das nicht messbar ist, ist in den Naturwissenschaften letztendlich nicht besser als Theologie.
TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 19:22:23
Beide würden mit dem überheblichen Duktus des Bescheidwissens vorgetragen, nutzten eine barocke Metaphorik und stellten beim genaueren Hinhören eine Beleidigung des Verstandes dar.
Ich denke, sowas kannn man in jedem akademischen Feld beobachten, nicht nur in Physik und Theologie. Jemand der Fachmann auf einem Themengebiet ist, weiß für gewöhnlich tatsächlich besser bescheid als ein Nichtfachmann, und er ist auch eine fachspezifische Sprache gewohnt, die außerhalb eher unüblich ist. Das erzeugt manchmal für den Unkundigen des Eindruck der Überheblichkeit und das vielleicht auch zu Recht, weil der Fachmann den Unkundigen angesichts seiner Unkenntnis nicht als gleichwertigen Menschen sieht.

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von scientific » 13.10.2017 14:32:14

Viele betrachten ja schon den Menschen als nicht mehr Teil der Natur...
dann putze ich hier mal nur...

Eine Auswahl meiner Skripte und systemd-units.
https://github.com/xundeenergie

auch als Debian-Repo für Testing einbindbar:
deb http://debian.xundeenergie.at/xundeenergie testing main

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von novalix » 13.10.2017 15:49:53

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 14:22:13
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
12.10.2017 18:04:35
Da hätte er mit dem schon weiter oben (ähem, deutlich weiter oben) erwähnten Konzept der Atome bei Leukipp/Demokrit eine Theorie des "objektiven Zufalls" zur Verfügung gehabt und daran anschließend über Epikur auch noch den "freien Willen" im philosophischen Rucksäckchen.
Hier muss ich leider passen.
Leukipp und Demokrit sind mir weitestgehend unbekannt. Was haben die zum Thema "objektiver Zufall" zu sagen? Ich kenne den Begriff bisher nur aus der QFT.
Magst du mir helfen, meine Wissenslücke zu füllen?
Was völlig neu war, an deren Lehre, war die Leere. Das Konzept des leeren Raums hatte bis dahin noch nie jemand konsequent gedacht bzw. formuliert. Ganz im Gegenteil dazu stand z.B. die Schule der "Eleaten" (Parmenides, Zenon), die das "Sein" als völlig zusammenhängend dachten und daher auch Bewegung als reine Illusion begriffen.
Wie sehr dieses Konzept die damalige und auch die darauf folgende Denkwelt verunsichert hat, kann man vielleicht daraus ablesen, dass Platon, der ansonsten in seinen Dialogen Vertreter sämtlicher Denkströmungen seiner Zeit agieren läßt (um sie dann über seinen "Sokrates" zu seiner Ideenlehre zu führen), von der Kenntnis des demokritischen Denkens nichts erkennen läßt. Dabei kann es eigentlich nicht sein, dass er nicht darum wusste.
Aristoteles lehnte das Konzept des leeren Raums ab, was in der Folge unter dem lateinischen Begriff "horror vacui" Karriere machte.
Innerhalb des leeren Raums bewegen sich unteilbare (das ist es, was das griechische Wort "Atom" heißt), kleinste Einheiten Materie mit unterschiedlichen Formen (Kugel, Würfel, Dodekaeder, etc.) und Größe. Beides - Raum und Materie - war schon immer da, wurde nicht geschaffen.
Zuweilen treffen Atome zufällig aufeinander, verklumpen und bilden etwas neues. So ist alles entstanden, was ist.
Demokrit hat darauf bestanden, dass dieses Aufeinandertreffen ungelenkt von außen statt findet. Da ist die Frage "Wie das?" naheliegend. Entweder bewegen sich die Atome parallel im Raum, oder der Zusammenstoß ist von vornherein bestimmt. Eine genaue Auflösung dieses Zufalls ist, soweit ich weiß, nicht überliefert und Gegenstand vieler Spekulationen gewesen.
Die bedeutsamste Spekulation war die Epikurs, derzufolge die Atome sich auf parallelen Bahnen bewegen und aus "freien Willen" aufeinander prallen. Oder auch anders herum: Die Tatsache, dass sie aufeinander prallen, zeigt, dass es einen "freien Willen" gibt, weil sonst nichts entstanden wäre und entstehen könnte.
Wie gesagt, das Konzept ist aus heutiger Sicht eher "dünn". Es war aber über Jahrhunderte prägend für weitere Diskussionen.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

guennid

Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von guennid » 13.10.2017 17:34:24

hikaru hat geschrieben:Wie kann ein Anhänger von Newtons Determinismus, welcher DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes schlechthin ist,(?) einen freien Willen für real halten?
Verständnisprobleme: Wer ist in diesem Satz "DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes"? Newton? Kant? Beide?

Unabhängig davon: Mir scheint, du bist, was Kant angeht, zu sehr auf Newton fixiert. Mir ist nicht bekannt, welche Rolle die geistige Auseinandersetzung mit Newton in der Herausbildung der Kantischen Philosophie spielt. Bekannt ist mir eher, dass sie vor allem in Abgrenzung zum Empirismus von David Hume [1] geschah.

Ich verstehe Natur im Sinne der Gesamtheit der (direkt oder indirekt) sinnlich wahrnehmbaren Welt. Die mag aus einem Universum oder aus unendlich viele Universen bestehen, das zu klären ist eine naturwissenschaftliche Aufgabe.
Du hast das Universum/die Universen genauso wie den Menschen (siehe scientific) immer nur in einer Subjekt-Objekt-Relation. Was das Universum/der Mensch unabhängig von dieser Relation, also "an sich" (siehe novalix) ist, WEISS man nicht.
hikaru hat geschrieben:Meine persönliche Meinung ist, dass falls es etwas Transzendentes "außerhalb" unseres Universums geben sollte, dann wäre das trotzdem Teil "der Natur", denn es wäre ja Bestandteil dessen, was die von uns wahrgenomene Welt formt.
Ich denke, dass Papst Franzsikus deine Meinung nicht teilt. Und ein zulässiger Schluss ist es nicht, dass das Transzendente Teil der Natur wäre. Du mixt hier die Begriffe: Transzendenz, Natur, wahrgenommene Welt. Und ich denke, genausowenig, wie er dir die Richtigkeit seiner Meinung/seines Glaubens wird beweisen können, genausowenig wirst du ihm die Richtigkeit deiner Meinung/deines Glaubens beweisen können. Das ist eigentlich alles, worauf ich hinaus will. Ich find's gefährlich, wenn Glauben sich als Wissen ausgibt (keinesfalls auf dich gemünzt!). Das ist der Beginn eines jeden Fanatismus.
hikaru hat geschrieben:Für diese transzendente Komponente hätte Kant diverse Modelle in Form von Religionen gekannt.
Der Konjunktiv ist hier fehl am Platze. Er hat sie gekannt.
hikaru hat geschrieben:Nun hätte er durch die Anwendung seines eigenen Verstandes erkennen müssen, dass er mit seinen Verstandesmitteln keine schlüssigen Aussagen über diese Modelle treffen, also auch nicht ihre Qualität beurteilen kann.
Ja, das ist doch aber genau das, was ich mit Kant sage: Eine Aussage über die Beschaffenheit/Richtigkeit (Qualität) einer Religion (des Inhalts der Transzendenz) ist mit den Mitteln der Vernunft nicht möglich.
hikaru hat geschrieben:Wie kam er dann aber ohne taugliche Mittel zur Beurteilung zu seinem im Kontext gesehen recht selektiven Antisemitismus?
Ich muss nicht, weil ich überzeugt bin, dass Kant einige bis heute nicht widerlegte Theoreme formuliert hat, alles andere auch für bare Münze nehmen, oder frei nach Brecht: Nicht alles, was ein großer Mensch sagt, ist auch groß. :wink: "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" und den Kategorischen Imperativ zähle ich nicht dazu. :wink:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hume

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Re: Heute ist Happy Blasphemy Day

Beitrag von hikaru » 16.10.2017 11:32:18

@novalix:
Danke!

guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
hikaru hat geschrieben:Wie kann ein Anhänger von Newtons Determinismus, welcher DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes schlechthin ist,(?) einen freien Willen für real halten?
Verständnisprobleme: Wer ist in diesem Satz "DER Verfechter der Nutzung des eigenen Verstandes"? Newton? Kant? Beide?
Kant.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
Unabhängig davon: Mir scheint, du bist, was Kant angeht, zu sehr auf Newton fixiert.
Ja, das ist mir nach Verfassen des Beitrags auch aufgefallen.
Meine Idee dahinter war, dass sich Kant als unzweifelhaft kluger Mensch mit Hang zur Physik sicher dafür interessiert hätte, wie die Welt funktioniert. Dafür hatte mMn Newton seiner (Kants) Zeit das beste Angebot.
Ob er allerdings je einen Bogen von der Physik zur Erkenntnistheorie geschlagen hat kann ich nicht sagen. Und wenn man bedenkt, dass sich erst gegen Ende seines Lebens überhaupt eine wissenschaftliche Vorstellung der Atome abzeichnete, dann ist natürlich in Frage zu stellen, ob Kant überhaupt schon den Determinismus der Newtonschen Mechanik in vollem Umfang hätte erkennen können.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
Ich verstehe Natur im Sinne der Gesamtheit der (direkt oder indirekt) sinnlich wahrnehmbaren Welt.
Schöne Formulierung! Inhaltlich gehe ich mit.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
Die mag aus einem Universum oder aus unendlich viele Universen bestehen, das zu klären ist eine naturwissenschaftliche Aufgabe.
Ja, das ist eine naturwissenschftliche Aufgabe. Fragt sich allerdings, ob die erfüllbar ist. Im Rahmen der Naturwissenschaften sind wir auf die Naturgesetze beschränkt.
Nehmen wir an, unser Universum sei eine Computersimulation, die sich nach programmierten Regeln (unseren Naturgesetzen) verhält. Um die Simulation spannender zu machen, hat der Simulationsbetreiber da noch einen Zufallsgenerator angeflanscht, der in die Simulation winzige Schwankungen in die ansonsten starren Regeln einführt. Oder die Hardware ist nicht ganz in Ordnung: Hier und da kippt mal ein Bit im RAM.
Die Auswirkungen dieser Schwankungen bezeichnen wir als "Vakuumfluktiation. Deren Ursache können wir mit unseren Naturgesetzen nicht erklären, denn unsere Naturgesetze gelten nur innerhalb der Simulation.
So ein Univerum kann die Naturwissenschaft "von innen" nicht vollständig erklären. Hat man Anspruch auf Vollständigkeit, dann braucht man etwas das über die Naturgesetze hinausgeht. Das kann Religion leisten, indem sie Vorgänge außerhalb des Universums postuliert. Was sie nicht seriös kann ist, einen Wahrheitsanspruch zu stellen, denn die Postulate sind unüberprüfbar. Das schmälert aber nicht den Umstand, dass eines dieser Postulatmodelle richtig sein KÖNNTE.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
Du hast das Universum/die Universen genauso wie den Menschen (siehe scientific) immer nur in einer Subjekt-Objekt-Relation. Was das Universum/der Mensch unabhängig von dieser Relation, also "an sich" (siehe novalix) ist, WEISS man nicht.
Ich glaube ich würde dir zustimmen, wenn ich wüsste was du meinst. Ich habe Vorstellungsprobleme mit diesem "an sich".
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
hikaru hat geschrieben:Meine persönliche Meinung ist, dass falls es etwas Transzendentes "außerhalb" unseres Universums geben sollte, dann wäre das trotzdem Teil "der Natur", denn es wäre ja Bestandteil dessen, was die von uns wahrgenomene Welt formt.
Ich denke, dass Papst Franzsikus deine Meinung nicht teilt. Und ein zulässiger Schluss ist es nicht, dass das Transzendente Teil der Natur wäre. Du mixt hier die Begriffe: Transzendenz, Natur, wahrgenommene Welt.
Oben hast du die Natur noch als die "Gesamtheit der (direkt oder indirekt) sinnlich wahrnehmbaren Welt" bezeichnet. Wenn es nun transzendente Elemente gibt, die auf unsere sinnlich wahrnehmbare Welt Einfluss nehmen, wieso ist dann dieses transzendente Etwas nicht Teil der Gesamtheit bzw. Natur?
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
Und ich denke, genausowenig, wie er dir die Richtigkeit seiner Meinung/seines Glaubens wird beweisen können, genausowenig wirst du ihm die Richtigkeit deiner Meinung/deines Glaubens beweisen können. Das ist eigentlich alles, worauf ich hinaus will. Ich find's gefährlich, wenn Glauben sich als Wissen ausgibt (keinesfalls auf dich gemünzt!). Das ist der Beginn eines jeden Fanatismus.
Ich erwarte weder vom Papst, mir den christlichen Glauben schlüssig erklären zu können, noch habe ich den Anspruch, meine Weltvorstellung (ob nun mit oder ohne transzendente Komponente - da bin ich selbst unschlüssig) als "die Wahrheit" hinzustellen. Vielleicht unterscheidet mich das von einem Fanatiker, vielleicht bin ich aber auch gerade in dieser Unbestimmtheit selbst fanatisch.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
hikaru hat geschrieben:Für diese transzendente Komponente hätte Kant diverse Modelle in Form von Religionen gekannt.
Der Konjunktiv ist hier fehl am Platze. Er hat sie gekannt.
Der Konjunktiv bezog sich auf die Frage, ob er diese Modelle auch tatsächlich für die Postulierung eines freien Willens in einem deterministischen Universum herangezogen hat.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.10.2017 17:34:24
hikaru hat geschrieben:Nun hätte er durch die Anwendung seines eigenen Verstandes erkennen müssen, dass er mit seinen Verstandesmitteln keine schlüssigen Aussagen über diese Modelle treffen, also auch nicht ihre Qualität beurteilen kann.
Ja, das ist doch aber genau das, was ich mit Kant sage: Eine Aussage über die Beschaffenheit/Richtigkeit (Qualität) einer Religion (des Inhalts der Transzendenz) ist mit den Mitteln der Vernunft nicht möglich.
hikaru hat geschrieben:Wie kam er dann aber ohne taugliche Mittel zur Beurteilung zu seinem im Kontext gesehen recht selektiven Antisemitismus?
Ich muss nicht, weil ich überzeugt bin, dass Kant einige bis heute nicht widerlegte Theoreme formuliert hat, alles andere auch für bare Münze nehmen, oder frei nach Brecht: Nicht alles, was ein großer Mensch sagt, ist auch groß. :wink: "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" und den Kategorischen Imperativ zähle ich nicht dazu. :wink:
Mit anderen Worten: Kant war auch nur ein Mensch, und als solcher hatte er Fehler.
Das ist sicher richtig, trotzdem finde ich es enttäuschend dass er mit seinem erkenntnistheoretischen Hintergrund zu einer so selektiven Meinung zu einer einzelnen Religion kam.

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