Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

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reox
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Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von reox » 05.12.2017 12:55:57

Ich spiele gerade mit dem Gedanken eine alte Dual Xeon Workstation zu kaufen. Die gibts so um die 300€ meistens mit zwei X5650 CPUs. Das wären dann 2x 6 Kerne. Einziges Manko: Meistens haben die angebotenen Rechner nur wenig RAM und neuer DDR3 ECC ist teuer. Für die prognostizierten 48GB sinds dann schnell nochmal 300€...
Server in 19" gibts sogar günstiger aber die sind sau laut. Hatte schon überlegt einfach so einen zu nehmen und die Kühler umzubauen - problem dabei wird das Systemboard werden. Die Hersteller halten sich da ja kaum an Standards :/ Außerdem wäre ggf eine gute GPU auch nicht schlecht und die passt schlecht in in ein 1HE Gehäuse. Nur so ein Board passt selten in ein ATX kompatibles Gehäuse... Also eher nix.

Nur die generelle Frage ist, ob es überhaupt Sinn macht solche alten CPUs zu nehmen. Meine jetzige Workstation hat einen i5-3450 - also klar wäre das nen Upgrade von denen Kernen her. Nur die Xeons sind dann auch schon ~ 7 Jahre alt.

Aufgaben wären hauptsächlich Finite Elemente Berechnung und Machine Learning. Deswegen auch die GPU, da es ein paar Dinge gäbe die dort auch laufen würden. Allerdings sind viele Algorithmen nur auf der CPU lauffähig, daher würden mich mehr Kerne schon interessieren.

Also kurz und knapp: Lohnt das noch in so eine Hardware zu investieren?
Der Preis ist übrigens ein großes Hinderniss. Mehr als sagen wir 400€ würde ich aktuell nicht dafür ausgeben...

BenutzerGa4gooPh

Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 05.12.2017 13:07:24

Yeah, interessanter Thread! Schreibe noch, welcher Stromverbrauch und welche Lautstärke von dir (privat?) verkraftet wird. Mit dem Umbau eines gebrauchten Servers für Privatnutzung liebäugele ich schon lange. :wink:
reox hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.12.2017 12:55:57
Aufgaben wären hauptsächlich Finite Elemente Berechnung und Machine Learning
Leider kenne ich nur das Erstere. ANSYS. :wink:
Also welches FEM-Programm - dann könnte man beim Hersteller mal nach HW-Anforderungen vs. Anzahl Elemente "forschen". Sollte der Knackpunkt wegen Anzahl Rechenoperationen sein. Demzufolge solltest du die Anzahl der Elemente, sowie 2D/3D und Eigenfrequenzen der Geometrie abschätzen. Oder nur Statik - ohne Modalanalysen, transienter und harmonischer Analysen?

Halb-OT: FEM-Ergebnisse kann man in weniger rechenintensive Algorithmen "einspeisen": Ich hatte die transiente FEM-Analyse (Deformation) eines Festkörpers (Piezo) in Matlab genutzt, um dort mittels Punktquellensysnthese das Schallfeld (Richtcharakteristik) zu berechnen, somit die FEM-Berechnung des Schallfeldes eingespart. Nur mit FEM hat die Sun-Solaris-Workstation 1 Woche für beides benötigt. Okay, ist 20 Jahre her. :facepalm:
Derartige Methodik könnte jedoch deine HW beeinflussen.

Edit Rechtschreibung.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 05.12.2017 13:49:51, insgesamt 2-mal geändert.

reox
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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von reox » 05.12.2017 13:27:30

weder noch :D Ich verwende derzeit ParOSol: https://github.com/reox/parosol-tu-wien Das ist ein Voxelbasiertes System. Da gehts um FE Analysen direkt aus CT Daten.
Hin und wieder verwende ich Calculix aus FreeCAD heraus, da ging es eher dann um statische Probleme.
Ggf würde ich irgendwann mal die CFD Sachen ansehen wollen...

Also Stromverbrauch ist nicht sooo tragisch, da die Kiste eh net 24/7 rennen würde. Problem beim Server ist das redundante Netzteil - mir sagte mal jemand von unserem IT Support das die wie blöd Strom fressen... Außerdem, wenn mal eins hin wird sind die sau teuer. Ein normales ATX Netzteil hätte ich sogar jetzt im Schrank liegen. Das wäre sehr viel besser.
Lautstärke ist halt eben die Sache. Bisher hab ich meine PCs so leise wie möglich gebaut. Das soll auch so bleiben.

Die Maschine würde privat verwendet werden (also dzt für Sachen auf der Uni, aber vllt später mal für andere FE/CFD/Machine Learning projekte). Würde jedenfalls bei mir daheim stehen.
Mein Workflow wäre die Sachen immer nur dort rennen zu lassen wenn sie gebraucht werden. Als Hauptarbeitsmaschine würde ich weiterhin meinen PC verwenden. Wenn ich Strom im Abstellraum hätte, würde ich das Ding dort hinstellen - hab ich aber nicht :facepalm:

Ich hab auch überlegt einfach einzelteile zu kaufen. Die CPUs bekommt man sehr günstig. Leider nicht die Boards. Die kosten so viel wie die ganze Workstation. Wie gesagt, RAM ist weiterhin ein Problem...
Meine generelle Vermutung ist, dass die Hardware sicher noch Leistungsstark ist. Ich hab den Eindruck, dass die mega Sprünge am Hardware Markt nicht mehr so regelmäßig kommen wie vor 15 Jahren noch.
Pro für die Workstation: Die meisten Teile lassen sich austauschen bei Defekt (das Board wohl eher nicht, wegen dem Preis)
Pro für den Server: Günstiger... Aber wohl nicht auf dauer.

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von MSfree » 05.12.2017 14:36:30

reox hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.12.2017 12:55:57
problem dabei wird das Systemboard werden.
Nein, das sollte kein Problem sein.
Die Hersteller halten sich da ja kaum an Standards
Doch, da sind entweder (E)ATX oder BTX-Bretter drin, sogar MiniITX habe ich schon in 1HE gesehen. Ein Umbau in ein Towergehäuse geht, habe ich auch schon selbst gemacht. BTX ist da wohl noch am lästigsten, da gibt es nicht so viel Auswahl.
Nur die generelle Frage ist, ob es überhaupt Sinn macht solche alten CPUs zu nehmen. Meine jetzige Workstation hat einen i5-3450 - also klar wäre das nen Upgrade von denen Kernen her. Nur die Xeons sind dann auch schon ~ 7 Jahre alt.
Der X5650 ist ein Westmere mit 6 x 2.66GHz. Ich würde den in etwa mit 3 Kernen eines Core i7-7700 vergleichen. Am Ende wird das Doppelgespann vielleicht 50% schneller als ein Core i7-7700. Mit einem Core i7-8700 wird der schon nicht mehr mithalten.

Dazu kommt ein wirklich hoher Stromverbrauch. Selbst im Leerlauf sind da schnell 150W weg, einen i7-8700 bekommst du im Leerlauf unter 40W. Unter maximaler Last dürfte das 350W zu 150W ausgehen, zuzüglich Graphikkarte(n). Die mit so hoher Leistung verbundene Lärmentwicklung kommt dann noch oben drauf. OK, man könnte das ganze auch mit Wasser kühlen, aber dann ist der Preisvorteil der alten Hardware gänzlich dahin.
Also kurz und knapp: Lohnt das noch in so eine Hardware zu investieren?
Meiner Meinung nach nein.

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von reox » 05.12.2017 18:22:54

Danke für die Einschätzung. Ich hab zwischendurch mal Angefragt was die gebrauchte Workstation mit RAM Upgrade kosten würde. Ich bekomme 6x 8GB ECC Ram für je 24€, also Gesamtkosten um die 500€.
Der i7-8700 kommt auf ca 340€, neues Board auf etwa 60€ und 32GB RAM auf ca 90€.
Also vermutlich könnte man um das gleiche Geld meine aktuelle Hardware einfach aufrüsten.

Wundert mich aber, dass die Boards aus Servern passen würden. Ich hab mal so herumgesucht und viele gefunden die dann ganz obskure Steckverbinder haben... Vllt hat sich das aber auch Zeitweise wieder geändert?

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von MSfree » 05.12.2017 19:13:45

reox hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.12.2017 18:22:54
Wundert mich aber, dass die Boards aus Servern passen würden. Ich hab mal so herumgesucht und viele gefunden die dann ganz obskure Steckverbinder haben...
Die Boards ansich orientieren sich am ATX oder BTX Standard (für Supermicro lege ich da meine Hände aber nicht ins Feuer), was sich in entsprechende Towergehäuse schrauben läßt. Ich habe z.B. noch ein CM-Stacker Gehäuse, das sich auf ATX und BTX umbauen läßt und solche Boards aufnehmen könnte.

Mit den Anschlüssen hast du recht, da gibt es z.B. skurile Anschlußleisten für SATA/SAS-Backplanes. Wenn man auf die Möglichkeit, große Mengen Festplatten anschließen zu können, verzichten kann, läßt man so etwas einfach weg. Ein paar "normale" SATA-Anschlüße sind eigentlich immer vorhanden.

Beim Stromanschluß kann man auch mit "normaler" Desktophardware Überraschungen erleben. Mir ist erst vor kurzem bei einem Rechner von Dell das Netzteil abgeraucht. Von der Bauform ein normales ATX, der Stromanschluß allerdings kein normaler 24-Pin sondern eine deutlich kleinere Bauform. Adapter auf ATX kann man aber für ein paar € im Versandhandel bekommen. HP ist auch so ein Spezialist für die Verhinderung von kostengünstigen Eigenreparaturen.

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von reox » 05.12.2017 21:27:46

Ja, also um Festplattenkapazität geht es in erster Linie nicht, da reicht eigentlich eine SSD für System und SWAP sowie eine Platte für die Daten. Im Grunde ist es nur viel CPU mit viel RAM.
Ein Nachteil vom i7 ist, dass er nur max. 64GB RAM ansprechen kann. Sogar die alten Xeon können schon 288GB, da könnte man immerhin später noch in diese Richtung skalieren, wenn benötigt.

Also irgendwie in jede Richtung ein Kompromiss - wenn man auf den Preis schauen muss :/

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von MSfree » 05.12.2017 21:56:31

reox hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.12.2017 21:27:46
Ein Nachteil vom i7 ist, dass er nur max. 64GB RAM ansprechen kann.
Ja, die Sockel 1151 haben nur 2 Speicherkanäle und unterstützen max 64GB.
Eventuell wäre der i7-7800X was für dich? Der hat 4 Speicherkanäle mit bis zu 128GB RAM, ist allerdings Sockel 2066, die MoBos sind entsprechend teurer.
Sogar die alten Xeon können schon 288GB,
Das ging aber einerseits nur mit ECC-Speicher und dann mußte das MoBo das auch können. Für einige Boards gab es dafür spezielle (teure?) Riserkarten, damit man insgesamt 36 4GB Module unterbringen konnte.

Threadripper 1950X?
16 Kerne, maximal 1TiB RAM :mrgreen:
Schlürft allerdings unter Last mit 2 1080Ti lockere 550W aus der Steckdose.

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Re: Alter Dual Xeon noch sinnvoll?

Beitrag von reox » 05.12.2017 22:05:33

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.12.2017 21:56:31
Threadripper 1950X?
:hail:
aber 912€ nur für die CPU 8O

Der Vorteil vom ur-alt Xeon System wäre, dass es billig ist... Aber klar, wenn selbst eine neue nicht-ganz-so-gut Hardware besser ist (und das selbe kostet) macht es keinen Sinn in alte Hardware Geld zu stecken.

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