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Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 09.01.2018 13:19:36
von heisenberg
So, nachdem Citrix mit XenServer jetzt ein paar Jahre auf der Open Source Welle gesurft ist, ist jetzt wieder Schluß damit?

Ab der aktuellen 7.3er - Version ist die OSS Version von XenServer stark beschnitten:
  • Keine VM Live Storage Migration mehr(Also von Lokalem Storage auf anderen Server mit anderem lokalem Storage live im laufenden Betrieb)
  • Maximal 3 Hosts pro Pool
  • Keine Storage Migration innerhalb eines Hosts(Also die virtuelle Festplatte plattenübergreifend innerhalb eines Servers bei laufender VM verschieben)
  • Keine dynamische RAM-Anpassung mehr(Ballooning,...)
  • Keine Langzeitupdates mehr
  • Keine Hochverfügbarkeit mehr
Preis pro physischer CPU und Jahr für Citrix XenServer Standard: ca. 600 EUR.
Auf Wiedersehen Citrix XenServer....

Quelle

https://xen-orchestra.com/blog/xenserver-7-3/

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 09.01.2018 17:23:19
von dufty2
@heisenberg
Dumme Frage: Für Qubes (welches bekanntermaßen auch auf Xen setzt) hat das aber keine Auswirkungen, richtig?

2. Dumme Frage gleich hinterher: die features, welche gestrichen worden sind, wie z. B. "VM Live Storage Migration", gibt es die unter kvm auch oder muss man auf das ebenfalls kostenpflichtige vmware ausweichen?

Scheinbar will jeder was vom "Cloud-Kuchen" abbekommen, vgl. auch
Nvidia: Keine Consumer-Karten in Rechenzentren
http://www.pro-linux.de/news/1/25482/nv ... ntren.html

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 09.01.2018 18:53:02
von heisenberg
Dumme Frage: Für Qubes (welches bekanntermaßen auch auf Xen setzt) hat das aber keine Auswirkungen, richtig?
Nein, keine. Vor allem deswegen, weil ich von Citrix XenServer schrieb, was ebenso wie Qubes nur ein auf das Xen Projekt aufbauendes Werk ist und nicht das Xen Projekt selbst. XenServer ist ein Virtualisierungs-OS mit eigener API und Windows Admin-GUI auf der Basis von Xen und CentOS.
die features, welche gestrichen worden sind, wie z. B. "VM Live Storage Migration", gibt es die unter kvm auch ...?
AFAIK kann das KVM auch und KVM scheint mir mittlerweile auch die technisch bessere Platform zu sein. Ich werde es selbst mal mit oVirt versuchen.

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Das grundsätzliche Problem bei der Geschichte ist, das Citrix XenServer zwar offiziell Open Source ist. Es gibt aber weder eine Gemeinschaft dahinter, noch einen Build-Prozess für eine OpenSource-Variante, noch das Wissen dazu wie man das wirklich umsetzen kann.

Im Citrix-Forum scheint ein Entwickler von XO, einem Anbieter von Zusatzsoftware für XenServer dieses Build-Vorhaben starten zu wollen.

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 09.01.2018 19:59:07
von DynaBlaster
Da passt es Citrix ganz gut in den Kram, das gerade Meltdown und Spectre am Start sind. Patches gibt es zwar schon, aber nicht für die älteren XenServer-Versionen. Du musst auf 7.3 updaten - mit allen Einschränkungen in der OSS-Variante. Zu dumm, wenn ne Firma, Uni oder was auch immer bislang Xenserver als kostengünstige Variante zu VMWare genutzt hat :-)

Im Grundsatz muss ich natürlich sagen, dass ich deren Begründung für diesen Schritt nachvollziehen kann. Eine Privatperson oder kleine Firma braucht vermutlich kein HA, keine Cluster mit mehr als 3 Hosts und auch keine Live-Migration von VM`s. Aus Citrix' Sicht werden also nur Firmen, die solche Features brauchen, zum Abschliessen von Support-Verträgen genötigt.

Ob Citrix damit den gewünschten Effekt erzielt, bleibt abzuwarten. Die Leute, die XenServer genutz haben, um VMWare zu vermeiden, wandern zum Großteil sicher zu oVirt oder Proxmox ab.

Wobei wir dann ggf. in ein paar Jahren ein ähnliches Szenario seitens Redhat erleben könnten, die ja hinter oVirt stehen

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 10.01.2018 08:50:37
von heisenberg
Im Grundsatz muss ich natürlich sagen, dass ich deren Begründung für diesen Schritt nachvollziehen kann. Eine Privatperson oder kleine Firma braucht vermutlich kein HA, keine Cluster mit mehr als 3 Hosts und auch keine Live-Migration von VM`s. Aus Citrix' Sicht werden also nur Firmen, die solche Features brauchen, zum Abschliessen von Support-Verträgen genötigt.
Es gibt halt auch Firmen, da ist das jetzt zu berappende Geld nicht im Budget möglich. Mal davon abgesehen, dass es damit solche Spielchen wie, "ach ich habe hier und da noch ne Kiste rumstehen. Da installier ich halt mal XenServer drauf" sofort mit einem Schlag beendet hat.

Ich gehe mal davon aus das Citrix damit das OSS Projekt XenServer schnell und effektiv getötet hat, auch wenn Sie das nicht wollten.

Es war ja schon ein steiniger Weg hier und da mit XenServer und jetzt wo's anfängt etwas besser zu laufen, da ist schon Schluß.

Desweiteren haben sie mit diesem Schritt mal komplett Ihr Vertrauen, dass Sie auf Jahre aufgebaut haben komplett zerstört. Vertrauen in eine Firma, die zu dem steht, was Sie versprochen hat. Ein Kommentator bei der Veröffentlichung hat es klar geschrieben:
Willem Boterenbrood(auf xenserver.org) hat geschrieben: Nimm niemals ein Feature irgendwo weg! Wenn, dann entwickle das, was Du verkaufen möchtest und verkaufe es!
Siehe: https://xenserver.org/blog/entry/xenser ... ition.html

Ob man der Aussage "Wir werden keien weitere Features entfernen" noch glauben kann spielt dabei dann eigentlich keine Rolle mehr. Das was übrig ist, ist wenig genug.
Wobei wir dann ggf. in ein paar Jahren ein ähnliches Szenario seitens Redhat erleben könnten, die ja hinter oVirt stehen
Das könnte natürlich passieren. Ich kann mich allerdings an keinen Fall erinnern, in dem Red Hat so eine Show abgezogen hätte.

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Also die oben erwähnte Firma XO(Xen Orchestra) ist jetzt natürlich nicht begeistert, weil denen wahrscheinlich Umsatz in der Grössenordnung von 50% oder mehr wegbrechen wird und auch andere Großnutzer haben jetzt ein Produkt, dass wahrscheinlich kein Community-Support/Community-Feedback mehr hat.

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Nicht zuletzt gefällt mir aber dieser Satz zum Thema Open Source:
keeper(auf hn.svelte.technology) hat geschrieben:"Opensource" is about many things. But to me, and many others, one of the early core tenements has been that the users of a product help out in some way. It doesn't mean you get to whine your way into others doing free work for you.
Siehe: https://hn.svelte.technology/item/15974615

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 10.01.2018 20:50:48
von DynaBlaster
Also die oben erwähnte Firma XO(Xen Orchestra) ist jetzt natürlich nicht begeistert, weil denen wahrscheinlich Umsatz in der Grössenordnung von 50% oder mehr wegbrechen wird und auch andere Großnutzer haben jetzt ein Produkt, dass wahrscheinlich kein Community-Support/Community-Feedback mehr hat.
Die gleichen Leuten haben ja vermutlich auch deshalb XCP wiederbelebt: https://xcp-ng.github.io/

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 10.01.2018 23:14:00
von Simon74
Bin vor ca. 2 Jahren im privaten Umfeld auf KVM(Proxmox) umgestiegen (VMs migriert).
Debian Unterbau, kein (Windows)Xencenter-Tool sondern Webinterface, integrierte Backuplösung, mir fehlt nichts. :-)

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 10.01.2018 23:25:52
von Colttt
AFAIK kann das KVM auch und KVM scheint mir mittlerweile auch die technisch bessere Platform zu sein. Ich werde es selbst mal mit oVirt versuchen.
oVirt ist riesen fett, wenn du nur KVM nutzen willst, schau dir mal kimchi (https://github.com/kimchi-project/kimchi) an, ich glaub da steckt IBM mit drin. Leider fehlt da noch LXC/LXD, aber wer weiß was da noch kommt..

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 11.01.2018 08:43:50
von heisenberg
Das Feature, dass mir persönlich am wichtigsten ist, dass ist die Livemigration. D. h. man kann auch im normalen Betrieb mal eine paar Maschinen durch die Gegend schubsen und muss das nicht mit Downtime tun, was dann idR Abends/Nachts bedeutet - gescriptet oder mit persönlicher Anwesenheit während des ganzen Prozesses. Und natürlich ohne Shared Storage.

Das Leistungsmerkmal ist wichtig, um die Last im Lauf der Zeit auf verschiedene Server zu verteilen, um bei Resourcen-Erweiterungen einzelne VMs auszulagern und um einzelne VM-Hosts auch mal komplett offline nehmen zu können wegen einer Wartung oder wegen Stilllegung.

Das ist afaik ein Standard-KVM-Feature und Proxmox hat das Feature bereits in der CLI, aber noch nicht in der GUI.

Siehe:
https://bugzilla.proxmox.com/show_bug.cgi?id=196

Das hier meint aber, das wäre bereits in der GUI:

https://forum.proxmox.com/threads/how-t ... age.34895/

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 06.06.2018 19:44:17
von heisenberg
Habe mir gerade mal XCP-NG 7.4.1 installiert. Läuft wie eine 1.

Sogar eine angepasste Version vom XenCenter hat XO(Also Oliver Lambert, die treibende Kraft hinter XCP-NG) veröffentlicht. (Mit der Citrix-Version von XenCenter kann man XCP nicht verwalten, da als Produktname im XCP eben "XCP-ng" statt "XenServer" drin steht. Mit dem "XCP-Center" kann man beides verwalten, also XCP-NG und XenServer. Das ist besonders erfreulich, da XO ja eigentlich ein eigenes Interface in Konkurrenz zum XenCenter hat, was Sie bestimmt auch verkaufen möchten. Aber Sie haben es trotzdem direkt mitgeliefert. Für mich eine echt vertrauensbildende Massnahme.

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 26.03.2020 01:14:24
von heisenberg
Ich habe gerade gelesen, dass Xen-Orchestra ein Open-Source Projekt ist.

Xen-Orchestra ist die Web-GUI für XCP-NG, von der Firma, die den Citrix-XenServer fork initiiert hat.

Bisher habe ich nur gesehen, dass man da ein Image für XCP-NG zum importieren herunterladen kann, und dass das Webinterface einen an jeder Ecke darauf hinweist, dass man für dieses und jenes Feature nur die kostenpflichte Version X.Y benötigt(Kleinste Variante beginnt bei knapp 1000 EUR pro Jahr, dafür aber ohne Limits wieviel man damit verwaltet). Dass das OSS ist, habe ich dann jetzt erst gelesen. Und die Installation ist auch jetzt wirklich nicht so schwer. Und damit hat man die meisten Features der kommerziellen Variante(habe ich noch nicht im Einzelnen getestet):
  • Inkrementelle Image Backups
  • Dateiwiederherstellung aus dem Image
  • Geplante Backup-Läufe(wie bei Proxmox)
  • Snapshots mit Möglichkeit den RAM mit abzuspeichern
  • ...
Das einzige, was ich sehe, was man definitiv nicht hat, ist das Patchmanagement.

Hier ist netterweise eine Anleitung des Anbieters:

https://xen-orchestra.com/docs/from_the_sources.html

Die Installation hat mit 2 GB RAM abgebrochen. Also habe ich temporär mal 8 GB + 8 CPU-Cores für den Build gegeben und hab's dann anschließend wieder auf 2 GB heruntergedreht.

In der Anleitung steht, dass man von NodeJS die LTS-Version nehmen soll. Das ist wirklich notwendig. Ich habe es mit der aktuellen stable versucht: Ging nicht.

Re: Citrix XenServer 7.3 beschneidet OSS-Variante drastisch

Verfasst: 26.03.2020 15:22:43
von heisenberg
Was nervig ist, sind diverse Erinnerungen, dass das eine OSS Version ohne support ist.

Das Banner oben kann man wegbekommen. Hier ist die Beschreibung dazu:

https://github.com/vatesfr/xen-orchestra/issues/4175

bzw. hier:

https://github.com/FoxieHazmat/xenorche ... x/issues/1

und hier ein Script:

https://github.com/megabert/xenorchestraSourceBannerFix