Sind Bewertungen Fake?

[Merjema]

Moin zusammen,
Ich habe immer mehr das Gefühl das Bewertungen fake sind, bzw. bezahlt werden und dann von Leuten geschrieben werden die sich nicht damit auskennen.
Ich sehe z. B. sehr viele App Bewertungen, wo Apps 4,5 Sterne haben, und jeder 10te Kommentar ist negativ, und genau der scheint legitim. Die anderen fühlen sich Fake an.

Kann man sich positive Bewertungen erkaufen?
Wie funktioniert das?
Was für eine Meinung habt ihr zu diesem Thema?

[Lord_Carlos]

Ja, kann man, und ja wird auch gemacht.

Aber das 1 zu 10 ist halt so ne Sache. Jemanden den etwas nicht gefaellt ist eher dazu verleitet einen negativen kommentar zu schreiben. Wenn die app funktioniert werte ich einfach nur 5 Sterne und gebe kein kommentar ab.

[schwedenmann]

Hallo

Dasselbe hast du doch bei Produktbewertungen.

Man muß eben mehrere Quellen durchstöbern, bei den Kommentaren merkt man sehr schnell (ist halt lästig bei 300 Kommentaren, alle durchzulesen) wer Ahnung hat und wer nicht.


mfg
schwedenmann

[Luxuslurch]

Naja, 1/10 schlechte Bewertung sind halt bei 5 möglichen Punkten 0,5. Auf Sterne allein ist doch kein Verlass. Wenn du wissen willst, ob die App was kann, musst du wohl oder übel selber testen.
Siehe dazu auch diese Bilderklärung.

[Meillo]

Wenn alles so ist wie ich es erwarte, bewerte ich dann mit 5/5 Sternen? Korrekterweise muesste ich mit 4/5 Sternen (``gut'') bewerten, damit ich noch Raum habe, das Aussergewoehnliche, das Besser-als-erwartete verhaeltnismaessig korrekt zu bewerten. Aber um Sinn geht und ging es dabei ja nie ... Bei den Schulnoten ist leider die gleiche Inflation ueblich geworden: Alles muss super sein. ``Gut'' ist nicht mehr gut. Das Problem sind die Zahlen, weil diese keine inhaerente Bedeutung haben, weswegen man ihre Bewertung verschieben kann. Darum bin ich um die Wortbeschreibungen der Schulnoten in Deutschland froh; an die sollte man sich halten, weil die sehr viel widerstandsfaehiger gegen die Inflation sind.

Online bewerte ich inzwischen in den Faellen wo alles wie erwartet war gar nicht mehr, sondern bloss noch die Abweichungen nach oben und nach unten. Fremde Kommentare lese ich mit sehr viel Misstrauen. Schlechte Bewertungshistogramme sind fuer mich ein Zeichen dafuer, dass entweder die Leistung wirklich schlecht ist, oder dass der Anbieter sich nicht bemueht, sich gut zu praesentieren. Der zweite Fall ist dabei eine Feststellung aber noch keine Bewertung, die muss anschliessend noch getroffen werden und kann zu ganz anderen Schluessen fuehren.

[guennid]

Dieser ganze Bewertungs-Bohai ist ziemlicher Unsinn. Verlässlich ist am ehesten noch die Falsifizierung, heißt, wenn's negative Bewertungen hagelt, kann man die Finger davon lassen. Positive Bewertungen veranlassen mich höchstens, mich genauer mit dem Gerät zu beschäftigen.

Ist halt auch ein Ergebnis dieses feedback-hypes aus dem beruflichen Umfeld - Wer hört schon gerne, dass er 'ne Flasche ist? - und - interessanter noch als die Frage "Was nutzt es?" ist die: Wem nutzt es?

[hikaru]

Naja, 1/10 schlechte Bewertung sind halt bei 5 möglichen Punkten 0,5. Auf Sterne allein ist doch kein Verlass. Wenn du wissen willst, ob die App was kann, musst du wohl oder übel selber testen.
Siehe dazu auch diese Bilderklärung.

Ergänzend dazu:
https://xkcd.com/937/

Bei den Schulnoten ist leider die gleiche Inflation ueblich geworden: Alles muss super sein. ``Gut'' ist nicht mehr gut. Das Problem sind die Zahlen, weil diese keine inhaerente Bedeutung haben, weswegen man ihre Bewertung verschieben kann. Darum bin ich um die Wortbeschreibungen der Schulnoten in Deutschland froh; an die sollte man sich halten, weil die sehr viel widerstandsfaehiger gegen die Inflation sind.

Widerstandsfähiger ja, aber leider nicht immun. Man braucht sich nur mal typische Arbeitszeugnisse anzuschauen. Wer da meint, mit Alltagsdeutsch eine gute bis sehr gute Bewertung abzugeben, der wird in der Regel in Wahrheit eine vernichtende Bewertung formulieren, weil all die aus dem Bullshit-Bingo entlehnten grammatisch unsinnigen Überhöhungen fehlen, die Personaler als Signalwörter verwenden um aus einer gesetzlich vorgeschrieben immer wohlwollend verfassten (und damit wertlosen) Bewertung doch noch irgendeinen Nutzen ziehen zu können.

Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden was Schulnoten angeht, aber als ich noch Schüler war, waren die Schulnoten eindeutig an Prozentzahlen gekoppelt, die aussagten in welchem Maß ein Schüler die gestellten Anforderungen erfüllt hat. Wenn man in einer Mathearbeit 17/20 Punkten erreichte, dann waren das eben 85% und das war unumstößlich eine "2" (glaube ich jedenfalls). Klar, kann man die Prozente der Noten verschieben, aber das ist immer noch transparent. Worte hingegen sind mehrdeutig, zumindest wenn man sie nicht formalisiert, sondern alltagssprachlich benutzt. Ob eine 2 "gut" ist oder nicht, hängt davon ab, ob der Schüler sonst Einsen oder Vieren schreibt.
Andererseits vermitteln die Wortnoten auch eine Objektivität der Anforderungen, die in Wahrheit nicht gegeben ist. Wenn z.B. ein Dreier-Schüler die Schule (länderübergreifend) wechselt und plötzlich nur noch Einsen in Mathe schreibt weil er den Stoff schon mal in seiner alten Schule durchgenommen hat, dann heißt das nicht, dass er plötzlich "sehr gut" in Mathe ist, sondern dass die Anforderungen schlicht nicht seinem Kenntnisstand gerecht wurden. Dass er die GESTELLTEN Anforderungen zu 100% erfüllt hat stimmt aber weiterhin.

[TuxPeter]

In der Regel erfährt man zu wenig vom Kenntnisstand derjenigen, die die Bewertungen abgebnen.
Ich suche meist nach Bemerkungen wie beispielsweise "läuft unter Linux problemlos". Oder generell nach dem Rahmen, in dem ein Produkt mehr oder weniger erfolgreich eingesetzt wurde.

[DeletedUserReAsG]

… ich frage mich an dieser Stelle, ob der TE ein Fake ist. Oder nur ein Troll?

[uname]

Ich bin dazu übergegangen bei Apps und bei Produkten jeder Art mir Youtube-Videos anzuschauen. Einige Youtuber verdienen natürlich mit der Produktvorstellung Geld und sind vielleicht nicht objektiv. Aber in Bild und Ton sind Manipulationen doch eher erkennbar. Trotzdem schaue ich mir am liebsten Produktvideos von den Youtubern an, wo Produktvorstellungen nur einen sehr kleinen Teil des Youtube-Kanals ausmachen. Meist gibt es hier auch weit weniger Zugriffe. Natürlich muss man trotzdem immer kritisch bleiben.

[TuxPeter]

… ich frage mich an dieser Stelle, ob der TE ein Fake ist. Oder nur ein Troll?

Ja, schon merkwürdig, wenn jemand sich für so ein Thema extra in einem Linuxform anmeldet. (Hab eben in der Mitgliederliste nachgeschaut - 2 Beiträge bisher, der andere heißt "Hallo ich bin neu hier".

[ViNic]

Ich bin eher an mittelmäßigen und schlechten Bewertungen interessiert und was inhaltlich drin steht. Oft wird das Produkt für irgendwas beworben und hier findet man eher wertvolle Informationen.

Wenn da steht "versprochen aber nicht gehalten" ist das ein Punkt wo ich mir schon nächstes Produkt suche.

Wenn da steht "alles nur auf Englisch", stört mich das selbst nicht weiter.

Ich selber gebe Bewertungen ab, wenn ich das Produkt möglichst vollständig begutachten könnte. Meist schreibe ich ausführlich Kommentare. Hat schon dazu geführt das meine Kommentare nicht erscheinen, weil wohl zu ausführlich ...

[MSfree]

Ich bin dazu übergegangen bei Apps und bei Produkten jeder Art mir Youtube-Videos anzuschauen.

Ich lese nur noch die 1-Sterne Berwertungen von Amazon. Das ist einerseits unterhaltsam und andererseits zeigt es wirklich Schwachstellen, keiner wird für Verrissse bezahlt. Produkten ohne schlechte Bewertungen stehe ich aber auch eher skeptisch gegenüber.

Lobhudeleien mit Bildern von sogenantnen "Top Rezensenten" und solchen mit mehreren 100 Rezensionen kann man sich gleich sparen, das ist auch nicht informativer als Waschmittelreklame im Fernsehen.

[hikaru]

keiner wird für Verrissse bezahlt.

Ging nicht mal vor einigen Jahren durch die Presse, das manche Hersteller Rezensenten für schlechte Bewertungen von Konkurrenzprodukten bezahlen?

[MSfree]

Ging nicht mal vor einigen Jahren durch die Presse, das manche Hersteller Rezensenten für schlechte Bewertungen von Konkurrenzprodukten bezahlen?

Denkbar wäre das. Allerdings muß sich ein Händler, der in Deutschland verkaufen will, auch an deutsche Gesetze halten, und bezahlte Negativbewertungen dürften klar unter unlauteren Wettbewerb fallen. Selbst, wenn das zunächst nur schwer aufdeckbar wäre, irgendwann fällt es eben doch auf und dann hätte der Händler/Hersteller ein ziemliches Problem.

[Lohengrin]

Ich habe immer mehr das Gefühl das Bewertungen fake sind, bzw. bezahlt werden und dann von Leuten geschrieben werden die sich nicht damit auskennen.

Ein Mensch kann unter mehreren Identitäten auftreten, und mehrere Bewertungen abgeben. Ob er dafür bezahlt wurde, oder ob er das aus anderen Gründen macht, ist egal.

Oft wird nach einem Wert zwischen 0 und 10 gefragt. Manchmal wird auch verlangt, auf einer 10 cm langen Linie eine Markierung zu setzen, die Experten nennen das dann VAS, visuelle Analogskala, und es wird dann von links in Zentimetern gemessen.
Das Problem dabei ist, dass jeder den Bereich anders ausschöpft. Wenn jemand 10 sagt, kann er damit meinen, dass er sich nichts Besseres vorstellen kann. Aber hat er dabei auch schon ausgeschlossen, dass er eine positive Überraschung erleben wird? Ein Optimist hat einen guten Grund dafür, nicht 10 anzugeben.
Wenn man von solchen Werten Mittelwerte usw bildet, dann unterstellt man, dass der Abstand zwischen 2 und 3 so wichtig sei wie der Abstand zwischen 7 und 8. Das ist oft nicht sinnvoll. Insbesondere ist das bei Schulnoten nicht sinnvoll, und trotzdem wird das Errechnen von Durchschnitten verlangt.

Am Besten suchst du dir jemanden, von dem du glaubst, dass er es entscheiden kann, und hältst dich an dessen Bewertung. Dabei sind die Kommentare hilfreich.
Ich habe zB erst seit November ein Smartphone, habe hier im Debianforum um Hilfe gefragt, und habe schnell kompetente Antworten bekommen. Diese Antworten hätte ich in den Beschreibungen der Apps im Google Playstore nicht gefunden.

Wenn man in eine andere Stadt zog, und einen Zahnarzt sucht, dann ist es sinnvoll, irgendwelche Leute anzusprechen, und sie nach ihrer persönlicher Erfahrung mit Zahnärzten zu fragen. Nach zwanzig Antworten weiß man, welche drei es nicht sein sollen und von welchen drei es einer werden soll.
Bei den Bewertungen, die man im Web findet, kann man davon ausgehen, dass ein Zahnarzt, der weiß, wie der Hase läuft, dafür gesorgt hat, dass er dort vorwiegend gute Bewertungen hat. Aber es geht dem, der neu in der Stadt ist, um die Fähigkeit als Zahnarzt und nicht und die Fähigkeit als Werbefachmann.

[Lohengrin]

Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden was Schulnoten angeht, aber als ich noch Schüler war, waren die Schulnoten eindeutig an Prozentzahlen gekoppelt, die aussagten in welchem Maß ein Schüler die gestellten Anforderungen erfüllt hat. Wenn man in einer Mathearbeit 17/20 Punkten erreichte, dann waren das eben 85% und das war unumstößlich eine "2" (glaube ich jedenfalls).

Diese Grenzen sind in den letzten Jahren deutlich nach unten verschoben worden.
Als ich Schüler war, waren 50% die Grenze zwischen schwach ausreichend und ausreichend, 4 Punkte und 5 Punkte, Defizit oder kein Defizit.
Man kann in Klassenarbeiten immer genau 100 Punkte verteilen und gelegentlich für irgendwas Bonuspunkte geben, so dass niemand genau an einer Grenze verreckt. Außerdem kann man dann noch eine Bonusaufgabe geben, die nur die Besten hinbekommen, was denen dann das sehr gut rettet, weil die Besten gewöhnlich irgend etwas ärgerlich verpaddeln.
Das mögen viele aber überhaupt nicht, erklären es für ungerecht weil intransparent.

Leider ist inzwischen die sonstige Leistung mindestens so wichtig wie die schriftliche Leistung. Und bei der sonstigen Leistung gibt es fünf Bereiche, nämlich meldet sich oft, macht Hausaufgaben, versucht anderen zu helfen, benutzt technische Hilfsmittel und ist sachlich richtig, was jeweils 0 bis 3 Punkte bringt.
Das Ergebnis davon ist, dass jemand, der nie Hausaufgaben macht, sich nie meldet, aber wenn man ihn fragt, alles kann, in sonstiger Leistung als voll mangelhaft bewertet werden muss, und bei sehr guter schriftlicher Leistung auf dem Zeugnis befriedigend bekommt. Aber jemand, der sich immer meldet, dann aber nichts hinkriegt, immer Hausaufgaben abliefert, egal woher die kommen, immer versucht anderen zu helfen, allerdings erfolglos, Vorträge mit Powerpoint halten kann, und wenn man ihn an die Tafel holt, nichts kann, in sonstiger Leistung als voll gut bewertet werden muss, und bei schriftlicher Leistung von schwach mangelhaft ebenfalls auf dem Zeugnis befriedigend bekommt.
Und heute ist es schon verdammt schwer, in einer schriftlichen Matheprüfung ein ungenügend zu schießen, weil ein paar Lösungen von Aufgabe 4 in der Aufgabenstellung zu Aufgabe 1 stehen sollen.

[Meillo]

Ich lese nur noch die 1-Sterne Berwertungen von Amazon. Das ist einerseits unterhaltsam und andererseits zeigt es wirklich Schwachstellen, keiner wird für Verrissse bezahlt. Produkten ohne schlechte Bewertungen stehe ich aber auch eher skeptisch gegenüber.

Aus diesem Grund wuerde ich, wenn ich ein Anbieter waere, Geld fuer gezielte ``schlechte'' Bewertungen investieren. Gute Bewertungen braucht man nur viele, bei denen ist egal was drin steht. Die liest eh niemand (mit genug Erfahrung) mehr. Viel wichtiger sind Bewertungen mit wenigen Sternen, die inhaltlich gar nicht so schlecht sind. Das sind naemlich die die gelesen werden. Mit denen kann man am ehesten die Kaeufermeinung praegen. Recht effektiv ist es, bei denen nicht das Produkt selbst zu kritisieren, sondern als Kritikpunkt nur falsche Erwartungen durchblicken zu lassen. So kann man auch mit scheinbar schlechten Bewertungen noch fuer sein Produkt werben. Hin und wieder treffe ich solche Bewertungen schon an. Das wird sicher zunehmen.

[Lohengrin]

Viel wichtiger sind Bewertungen mit wenigen Sternen, die inhaltlich gar nicht so schlecht sind. Das sind naemlich die die gelesen werden. Mit denen kann man am ehesten die Kaeufermeinung praegen. Recht effektiv ist es, bei denen nicht das Produkt selbst zu kritisieren, sondern als Kritikpunkt nur falsche Erwartungen durchblicken zu lassen.

Das ist die Propagandamethode Falsche Flagge.
Man tut so, als sei man ein Gegner, und argumentiert so, dass sich die Verbündeten bestätigt sehen.

Beispiel: Totaler Mist! Da kann ich mich nicht mit dem Fingerabdrucksensor anmelden. Und die schreiben dazu, dass sie das auch gar nicht wollen, und es absichtlich nicht eingebaut hätten.

[Lohengrin]

… ich frage mich an dieser Stelle, ob der TE ein Fake ist. Oder nur ein Troll?

War es ein Bot, der diese Zeichen schrieb?

[Radfahrer]

War hier nicht eben noch ein neuer Beitrag?

[DeletedUserReAsG]

Von ’nem Spambot, ja.

[Radfahrer]

Ach so.
Ich hatte das nur in der Liste der ungelesenen Beiträge gesehen und mich gewundert, dass da offenbar ein Beitrag kommentarlos gelöscht wurde.
Ein kleiner Hinweis hätte nicht viel Mühe gemacht.

[DeletedUserReAsG]

Es kommt relativ häufig vor, dass sich ein Spambot o.ä. an bestehende Threads ranhängt und manchmal sind’s auch ziemlich alte Threads, die hochgeholt werden. Wenn jeder dann mit einem Hinweis à la „Spambot war hier“ als aktiver Thread angezeigt würde nachdem der betreffende Beitrag gelöscht wurde, wär’s wahrscheinlich auch nicht so toll.

Ich finde, kommentarloses Löschen ist wohl die sinnvollste Möglichkeit, solange zwischenzeitlich noch kein Folgebeitrag von ’nem User geschrieben wurde.

[Radfahrer]

Ja, stimmt schon.
Nur in diesem Fall war es halt etwas verwirrend, weil ich in der Liste gesehen hatte, dass ein neuer Beitrag da ist und als ich ihn lesen wollte, war er wieder weg, ohne dass ich wusste, was es war.
Schlechtes Timing.