Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
aber ok, ich habe auch eine unerfindliche Schwäche für diese Augenöffner-Effekte, wenn zeitlich verschiedene Kulturen aufeinandertreffen.
Kann ich verstehen. Nur erfahren wir über Daniels' Kultur so gut wie nichts - weder in dieser Folge noch irgendwann in der Serie. Sie bleibt beliebig. Daher stellt sich bei mir hier auch kein Augenöffner-Effekt ein. Das meinte ich, als ich von UNSICHTBAREN höheren Interessen sprach.
Mit den Relativity-Geschichten in VOY habe ich das selbe Problem.
Bei den Zeitreisegeschichten in unsere Gegenwart ist das anders. Ich kenne die Star-Trek-Kultur des 23. und 24. Jhd. gut genug, um mich sowohl in die Zeitreisenden als auch in die heutigen Menschen hineinversetzen zu können.
Genau wegen dieser Herangehensweise des Gegenüberstellens bekannter Gesellschaften hadere ich aber ein wenig mit Berlinghoff Rasmussen aus TNG:A Matter of Time. Der stellte sich ja als Zeitreisender aus dem 22. Jhd. heraus, der eine Zeitkapsel geklaut hatte. Völlig abgesehen davon, dass es unplausibel ist, dass er damit durchkam, kann ich ihn nicht als ENT-Zeitgenossen einordnen. Zumindest kann ich ihn nicht im Starfleet-Kontext in die ENT-Gesellschaft einsortieren.
Irgendeine Referenz auf ihn in ENT hätte ich hier schön gefunden, vielleicht als Urban Legend die sich Starfleet-Studenten erzählen (ähnlich Cyrus Ramsey).
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
hikaru hat geschrieben:Das ganze Zeug nach dem Motto "Hier passiert etwas Seltsames." hätte man z.B. ganz ohne Zeitreisen mit einem Wesen erklären können, das Zeit nicht linear wahrnimmt
Ich weiß nicht, ob es das besser macht. Solche Wesen erzeugen auch eine logische Schwierigkeit nach der anderen, v.a. wenn sie kommunizieren oder an der Handlung teilnehmen.
Zu allmächtig sollte so ein Wesen natürlich auch nicht sein. Meine Idee zu Guinan kam aus TNG:Yesterday's Enterprise, wo sie ja im Grunde ein Bauchgefühl hatte, dass die Zeitlinie kaputt ist.
Soweit ich weiß ist ja nicht geklärt, ob Guinan wirklich El-Aurianerin ist, und somit alle El-Aurianer diese Fähigkeit haben, oder ob sie ein mächtigeres Wesen ist, das sich als El-Aurianerin ausgibt.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Und Marc Alaimo und Terry Farrell finde ich auch sehr richtig gut,
Bei Terry Farrell bzw. Jadzia Dax bin ich zwiegespalten. Alles was mit Klingonen zu tun hat finde ich toll, aber eigentlich ist das ja nicht Jadzia, sondern Curzon. Was wissen wir denn wirklich über Jadzia, bevor sie Dax wurde? Eigentlich doch nur, dass sie eine Wissenschaftskarriere eingeschlagen hat.
Da wissen wir ja selbst über Ezri mehr (Geburtsname, Familienhintergrund), und die Figur hatte nur eine Staffel Chrakterentwicklung, statt sechs. Diese überhastete Charakterentwicklung macht sich bei Ezri natürlich nachteilig bemerkbar, weil sie oft übertrieben wirkt, aber die ganzen Probleme die sich aus den Umständen ihrer unvorbereiteten Vereinigung ergeben, machen ihre Unsicherheit viel glaubwürdiger als bei Jadzia, die ja offenbar gut auf die Vereinigung vorbereitet war.
Ezri ist zumindest eine glaubwürdige Damsel in Distress. Jadzia nehme ich diese Momente nicht ab, auch wenn sie bei ihr viel seltener sind.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
abgesehen davon habe ich eine Schwäche für die Figur Kira Nerys [..] auch wenn Nerys psychologisch nicht immer ganz stimmig ist
Ja, ich mag die Figur auch. Kira war ja ein "Ro-Laren-Klon" weil Michelle Forbes die Rolle nicht fortsetzen wollte. Auch hier hätte ich mir eine In-Universe-Referenz gewünscht (z.B. eine Bemerkung eines TNG-Crewmitglieds über die Ähnlichkeit der beiden bei einer Crossoverfolge). Ich mag generell diesen Typ der rebellischen Bajoranerin (auch Lupaza oder Sito Jaxa).
Wo siehst du psychologische Unstimmigkeiten?
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
alle jedenfalls um Längen besser als das durchschnittliche Voyager-Besatzungsmitglied..
Immer diese Vergleiche mit tiefhängenden Messlatten.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
zum Thema Mayweather, Paris, Riker: Es fällt auf, daß die Hotshot-Pilot-Figur vielleicht immer eine undankbare Rolle ist (wohingegen man den Captain oder Doctor nicht so leicht völlig versauen kann). Ein Problem ist, daß oft dann, wenn mal ein Hotshot vonnöten ist, aus storytechnischen Gründen doch wieder jemand anders einspringen muß und auch, daß irgendwie jeder Captain qua Amt auch als guter Pilot zu gelten scheint. Zweitens definiert halt das Pilotendasein noch keinen Charakterzug und keine Rolle in der Weise wie das Captain (Autoritätsüperson, Vater/Mutter-Figur) oder Doctor (Hippokratischer Eid) tun.
Ich glaube hier bin ich nicht deiner Meinung.
Mayweather war jung und dementsprechend ambitioniert. Ich sehe ihn aber nicht als Hotshot wie Riker oder Paris. Immer wenn es um seine Expertise (als Pilot oder Kletterer) oder Privates (gegenüber seinem Bruder oder Gannet Brooks) ging, wirkte er für mich eigentlich für sein Alter recht besonnen (im Gegensatz z.B. zu Bashir). Man merkte irgendwie, dass er für sein Alter viel erlebt hat an dem er persönlich gewachsen ist (man sah leider nur nicht, was das war). Ich glaube das war es, was für mich die Figur dann doch irgendwie gerettet hat.
Da war Archer trotz seines Alters viel mehr Hotshot und es war in Rückblenden zu sehen, dass er das eigentlich schon immer war, bis zur Grenze der Unverantwortlichkeit (was ein Grund dafür ist, warum ich ihn als Captain nicht mag).
Der Captain als guter Pilot scheint mir auch nicht so stereotyp zu sein wie du es wahrnimmst. Ich erinnere mich nicht daran, dass Kirk ein sonderlich guter Pilot war, Picard und Janeway waren es auch nicht. Sie konnten alle ein Schiff steuern wenn nötig, aber es gab abgesehen von Shuttlemissionen mit begrenztem Personal praktisch immer einen der es besser konnte und es dann auch tat. Nur bei Archer/Mayweather gab es die Konstellation, zweier überragender Piloten. Das läuft bei mir unter "plausibler Zufall".
Natürlich könnte man nun doch wieder mit Riker oder Chakotay um die Ecke kommen, die ja gute Piloten waren, aber Riker war halt kein Captain (wenn auch seine ständigen Kommandoabsagen In-Universe schwer zu erklären sind) und Chakotay war so im Cockpit seines Maquisschiffs wenigstens zu irgendwas gut (das war ja mit dem Danube-Cockpit eigentlich schon eine Shuttle-Situation).
War Phlox wirklich an den Hippokratischen Eid gebunden? Er hat wohl weitgehend nach der Maxime gearbeitet, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er irgendwann mal explizit gesagt, dass er als Denobulaner nicht daran gebunden ist.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Jep. Die Borgfolgen haben generell einige Schwächen, so schön das Theme auch ist. Ihre Besiegbarkeit, Dummheit/Klugheit/technische Überlegenheit schwankt total (wie Du ja auch im Hinblick auf Reeds Lösung sagst[1]), oft sogar innerhalb einer Folge.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Ich finds eh lustig, wie immer wieder mal spontan die Zerstörungskraft von Waffen in ST mit ein paar ad hoc Modifikationen massiv erhöht wird - als ob das keine State of the Art Systeme sind, an denen Legionen von Wissenschaftlern für Jahre herumgetüftelt und alles herausgeholt haben.
Ich finde das auch lustig, sehe es aber nicht kritisch. Ich glaube, dass die Föderation den anderen Mächten des Alpha/Beta-Quadranten im Schnitt technisch relativ weit voraus ist, dieses Potenzial aber nicht nutzt weil sie auf Nummer sicher gehen, und daher nicht das ganze Potenzial der Technologie ausnutzen. Wenn es der Plot verlangt, doch an die Grenzen der Technologie zu gehen, dann zieht irgendein Starfleet-Engineer ein Technobabble-Kaninchen aus dem Hut, rettet mit einem der berühmten Wunder den Tag und als Nebeneffekt dieses Grenzgängertums fliegen dann Funken und explodieren Konsolen (elektrische Sicherungen gingen wohl den Weg des Fernsehens
).
Die Konstanz dieses Tropes finde ich als Running-Gag schon wieder lustig.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Sorgen vor der politischen Entwicklung wie zur Zeit. Die letzten Nachrichten sehen sehr danach aus, als seien Trump und Netanyahu zusammen mit Saudi-Arabien zum Krieg gegen den Iran entschlossen, und die Personalien Pompeo und Bolton sprechen auch stark dafür. Wenn das losgeht, wird das vermutlich größer und folgenreicher als jeder Krieg, der zu meinen Lebzeiten stattgefunden hat, und Deutschland hängt an seinen Verpflichtungen gegenüber Israel.
Ich mache mir darüber persönlich nicht so große Sorgen. Israel, Saudi-Arabien und Iran haben allein nicht das Potenzial für einen Weltkrieg und ich glaube in Washington, Peking und Moskau sitzen Leute die schlau genug sind, den Konflikt nicht überregional zu eskalieren.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Und das in einer Zeit, in der praktisch alle Mitspieler (Russland, China) autoritärer und aggressiver werden
Autoritär ja, aber aggressiv? Nicht wirklich, jedenfalls nicht aggresser als andere. Russland und China haben eigene weltpolitische Interessen, die nicht mit denen der USA oder unseren übereinstimmen. Das muss man akzeptieren. Diese Interessen setzen sie mit den ihnen geeignet erscheinenden Mitteln durch, notfalls auch kriegerisch (muss man nicht toll finden, kann man aber auch nicht wirklich ändern).
Ich glaube, gerade in Moskau und Peking sitzen viel zu berechnende Leute an den Hebeln der Macht, um von da irgendeine Gefahr befürchten zu müssen.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
und wir ohnehin schon ganze Landstriche haben, die auf Haß und Kampf trainiert sind (Naher Osten).
Vielleicht bin ich dafür schon zu abgestupft, aber ich betrachte weite Teile des nahen und mittleren Ostens als "Failed Societies". Daher schreckt es mich nicht wirklich, was da politisch abgeht, auch wenn mir Einzelschicksale natürlich nahegehen, wenn ich damit Kontakt habe (manche meiner Kollegen kommen aus solchen Staaten).
Ich fange an mir Sorgen zu machen, wenn die EU-Mitgliedschaft der baltischen Staaten oder des Balkans anfangen zu wackeln. Und selbst das sähe ich nicht zwangsläufig als Untergang des Abendlandes.
Russland hat klare Interessen am Baltikum, ich glaube aber nicht, das sie darüber einen offenen Krieg führen würden. Viel eher würde ich erwarten, das sie versuchen würden, die Staaten von innen über die russischen Minderheiten zu zersetzen, ähnlich wie im Fall der Ukraine. Falls in dessen Folge Polen anfängt instabil zu werden, dann werde ich wirklich nervös. Polen und Russen sind historisch aber nicht als dicke Freunde bekannt.
Teile des Balkans sind im Grunde jetzt schon (oder immer noch) am Abgrund. In (keine Ahnung ob wegen oder trotz) der EU sind sie aber zumindest insofern stabil, dass sie einen "Zivilisationsriegel" gegenüber dem instabilen nahen Osten bilden. So lange sie in dieser Rolle bleiben sehe ich aus der Richtung keine echte Gefahr. Das kostet uns zwar Geld, aber das ist eben der Preis den wir für unsere Instrumentalisierung der Menschen dort zahlen müssen.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
Und das geht einher mit einer erschreckenden Naivetät der zentralen Figuren (nicht nur Trump, aber ja, vor allem der. Dem kann man ohne weiteres zutrauen eine Atomrakete zu starten, in der Hoffnung, seine Ratings zu erhöhen.).
Ich bezweifle, dass Trump wirklich die Macht hat, aus einer Laune heraus Atomwaffen zu starten. Selbst wenn er als Präsident die Befehlsgewalt dazu hat, dann hat er immer noch Generäle um sich und ich hege die Hoffnung, dass es im Zweifelsfall auch in den USA ein paar Stanislav Petrovs gibt.
Ozelot hat geschrieben: 06.05.2018 18:03:20
hikaru hat geschrieben:Ist dir mal aufgefallen, dass die frühe Star-Trek-Geschichte (In-Universe) vor dem ersten Kontakt erstaunliche Parallelen zu Huxleys Brave New World hat? Das kann einem schon zu Denken geben.
Hm - wo siehst Du da die Parallelen?
1. Wirtschaftliche Globalisierung, 2. Weltkrieg mit Massenvernichtungswaffen, 3. darauffolgender weltweiter Zusammenbruch der Zivilisationsstrukturen, 4. Bildung eines Weltstaats
Gut, 4. war in Star Trek nach dem ersten Kontakt und führte laut Geschichtsschreibung zu einer besseren Welt. Aber ich wette, Letzteres steht auch in den Geschichtsbüchern von Huxleys Weltstaat.