Star Trek

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Ozelot
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Re: Star Trek

Beitrag von Ozelot » 01.05.2018 15:08:49

hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
In ENT wird Archer plötzlich zu so einer Art Messias der Föderation, die Föderation ist ohne ihn und die Menschen nicht denkbar, und permanent kommen Seitenhiebe, warum Archer oder die Menschen insgesamt (oder auch die Erde) so viel besser und wichtiger sind als andere Rassen
Auf Archer als Person bezogen bin ich voll bei dir. Insbesondere Daniels geht mir mit seinem ständigen Bemuttern von Archer auf den Senkel, weil Archer ja so wichtig sei. Da schreckt er auch nicht davor zurück, Archer nahezulegen, doch bitteschön andere, "entbehrliche" Crewmitglieder auf gefährliche Missionen zu schicken.
Falls Daniels repräsentativ ist, dann gab es zwischen dem 24. und 31 Jhd. wohl einige moralische Rückschritte in der Föderation.
Ja! Und das ist so ärgerlich, weil ich die ersten Szenen mit Daniels, also ca. die erste Hälfte von ENT:Cold Front total stark finde. Bis er anfängt durch die Wände zu laufen. Ab da bleibt er ein - wiederum - technisch überlegener, aber moralisch und menschlich blasser, wenn nicht zweifelhafter (und anbiedernder, kindischer) Charakter - Du hast also wohl Recht: Bis auf die technologische Seite geht's eher abwärts bis zum 31. Jhd..
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
(Die Andorians und Tellarites sind von dummen Traditionen oder Emotionen behindert, die Vulkanier haben Angst vor der menschlichen Entwicklungsfähigkeit und Archers toller Intuition
Naja, man muss sich eben darauf einlassen, dass Alienrassen in Star Trek stereotype Verhaltensmuster haben und dass offenbar die Menschen mit ihren stark unterschiedlichen Charakteren die kosmische Ausnahme sind. Ohne das bricht die ganze Star-Trek-Welt in sich zusammen, genauso wie wenn man über die physikalische Unmöglichkeit von Warp-Antrieb und Beamen nicht hinwegsieht.
Unter dieser Prämisse kann ich dann die "dummen" Verhaltensweisen der anderen Rassen akzeptieren. Soval spricht diesen Punkt in ENT:The Forge sogar explizit im Gespräch mit Forrest an. ;)
Stimmt, da ist was dran.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
Sovals letzte Bemerkung vor seinem Tod
Soval stirbt im Verlauf der Serie nicht. Allerdings stirbt Forrest kurz nach dem eben erwähnten Gespräch mit Soval. Meintest du den?
:facepalm:
Äh, ja, natürlich. Falsch erinnert.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
und die Menschheit führt sie alle in eine bessere Zukunft. Und wenn dann noch die Sache mit der Folter dazukommt, ausgerechnet im Gefolge des 11.September, ist das echt daneben und sendet eine ganz andere politische Botschaft als z.B. die Darstellung der Klingonen (die ja stark an die Russen erinnern) in den 90ern.
Von außen auf die Serie betrachtet stimme ich dir zu. ENT reagiert hier im Wesentlichen nur auf 9/11, hat aber selbst keine positive Zukunftsvison anzubieten (mal abgesehen davon, dass es offensichtlich ein Prequel zu TOS und TNG ist). Das unterscheidet die Serie ganz entscheidend von TOS und TNG. Fairerweise muss man aber sagen, dass auch DS9 und VOY das nicht getan haben, wobei man bei DS9 vielleicht noch sagen könnte, dass es vorher aufgebaute Visionen kritisch reflektiert hat.
Mich stört es, wie sie reagieren. Die Message ist immer: wenn wir in unserem Überleben bedroht sind, dann müssen wir eben auch härter werden. Und diese Message ist in der damaligen weltpolitischen Lage eine Übertreibung genau am falschen Platz - denn die USA waren nicht in ihre Existenz bedroht, haben sich dann aber genau so aufgeführt. Und das steht im Kontrast dazu, wie andere Serien das gehandhabt haben. Die Anspielungen auf den kalten Krieg in den ersten zwei Serien waren immer versöhnlich, und DS9 hat mit dieser Doppelfolge DS9:Inquisition und DS9:InThePaleMoonlight (die ich auch extrem gut finde) oder auch DS9:InterArmaSilentLeges viel besser gezeigt, wie verzweifelt, vertrackt und uneindeutig das Verhältnis von Selbstverteidigung und Moral ist. Enterprise wirkt dagegen viel mehr wie eine platte Rechtfertigung harter Reaktionen auf eine Bedrohung.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
Den Doktor fand ich eigentlich auch sehr gut,
Er war eine Ulknudel und als solche gut. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob mir das reicht. Vielleicht hätte es geholfen mehr andere Denobulaner zu zeigen um ihn einzuordnen. Seine Frau passt zu ihm, die drei Wissenschaftler in ENT:The Breach eher nicht.
Ich finde den Doktor eigentlich gerade dann sehr gut, wenn er ernst ist. Und finde auch gerade dann die Schauspielerische Leistung richtig gut: Billingsley hat ein gutes Gefühl für Tonfall und Timing in all den ernsten Gesprächen und moralisch zweideutigen Situationen. Gutes Beispiel ist auch die Phase, in der er mit Borg-Nanoprobes infiziert ist (ENT:Regeneration). Vielleicht kommt das im Englischen auch mehr zum Vorschein.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
überzeugend auch Malcolm Reed (bzw. Keatings Darstellung).
Jetzt wo du es sagst, ja. Reed ist halt ein ruhiger Charakter. Deshalb habe ich ihn vermutlich übersehen.
Der übrigens auch (Timing und Tonfall). Ich finde den Charakter stark, mit all seinen verkrampften Schwierigkeiten. Und allein das Minenspiel von Keating in entsprechenden Situationen ist super. Ich fand auch den Konflikt mit Hays ganz gut und passend zu seinem schwierigen Charakter.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.04.2018 19:39:45
Schwach fand ich nur Mayweather.
Er hatte interessante Eigenschaften. Die ganze Hintergrundgeschichte seiner Familie als "Boomer" und was sich daraus für die Figur ergeben hat, fand ich interessant und größtenteils überzeugend. Leider waren sonst kaum Details zu der Figur ausgearbeitet (wo lernt ein Boomer z.B. klettern?).
Ähnliches ließe sich aber auch über Hoshi sagen.
Absolut! Als Ausgangspunkt ist das ein vielversprechender Charakter. Nur machen sie dann nichts draus. Es gibt diesen Versuch mit ENT:Horizon, und dann verschwindet er in der Versenkung und bleibt blass. Ich zähle ihn (mit Tom Paris und ein paar anderen, teilweise auch Riker) zu den Figuren in Star Trek, aus denen nicht wirklich etwas wurde.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.04.2018 07:22:19
Eigentlich sind wir, wenn ich mich richtig erinnere, voll on track was Star Trek Geschichte angeht: das 21. Jahrhundert in Star Trek ist geprägt von großen und kleinen Kriegen, inklusive dritter Weltkrieg, von zerfallenden Gesellschaften, von Drogen, Sucht und Exzess. Erst der Kontakt mit den Vulkaniern nach dem ersten Warp-Flug ändert das.
Irgendwie habe ich meine Zweifel daran, dass 2063* hier ein außerirdisches Raumschiff auftauchen wird und der Menschheit die Köpfe gerade rückt. Von daher fände ich es schon ganz schick, wenn wir das auch so gebacken bekämen. Und aus ganz egoistischen Motiven fände ich es auch toll, wenn das ohne 3. Weltkrieg klappt.
Ja, jetzt wo Du's sagst - wär eigentlich gar nicht schlecht. Auch wenn ich noch nie so pessimistisch war wie zur Zeit, was das Thema angeht, insbesondere seit den letzten Meldungen zum Iran.

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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 02.05.2018 11:26:07

Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Ja! Und das ist so ärgerlich, weil ich die ersten Szenen mit Daniels, also ca. die erste Hälfte von ENT:Cold Front total stark finde. Bis er anfängt durch die Wände zu laufen.
Ich finde die erste Hälfte von ENT: Cold Front ganz ok. Daniels macht den Teil der Folge weder besser noch schlechter. Die zweite Hälfte, die dann im Wesentlichen aus Tech und Action besteht reißt mich überhaupt nicht vom Hocker.
Dazu mag beitragen, dass ich Zeitreisegeschichten tendenziell kritisch gegenüber stehe. Ich habe nichts grundsätzlich gegen sie, aber da sie das Potenzial für gigantische Kontinuitätsprobleme und Plotholes bergen, sollten sie nur mit gutem Grund eingesetzt werden.

Paradebeispiel für eine gute Zeitreisegeschichte in Star Trek ist für mich Star Trek IV. Ziel war es, auf den gesellschaftlichen Unterschieden zwischen 20. und 23. Jhd. eine Komödie aufzubauen. Dazu war eine Zeitreise nötig. Man brauchte zwar die Wale um die Welt zu retten, aber dieser Punkt wird nicht in den Vordergrund gedrängt.
In gewisser Weise spielt VOY:Future's End I&II mit den selben Elementen und abgesehen davon, dass mir hier zu viel Action in der Komödie ist, gefällt mir auch das gut.

Auf ENT:Cold Front bzw. den ganzen Handlungsbogen um den Temporalen Kalten Krieg trifft das nicht zu. Gesellschaftliche Unterschiede zwischen einem hypothetischen 22. und 31. Jhd. sind für einen Zuschauer aus dem realen 21. Jhd. irrelevant und eine Story an unsichtbaren "höheren Interessen" aufzuhängen finde ich schwach. Das ganze Zeug nach dem Motto "Hier passiert etwas Seltsames." hätte man z.B. ganz ohne Zeitreisen mit einem Wesen erklären können, das Zeit nicht linear wahrnimmt. Um mal den Holzhammer rauszuholen: Man hätte z.B. einfach Daniels durch Guinan ersetzen können und ohne Zeitreisen die selben Geschichten erzählen können.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Mich stört es, wie sie reagieren. Die Message ist immer: wenn wir in unserem Überleben bedroht sind, dann müssen wir eben auch härter werden. Und diese Message ist in der damaligen weltpolitischen Lage eine Übertreibung genau am falschen Platz - denn die USA waren nicht in ihre Existenz bedroht, haben sich dann aber genau so aufgeführt.
Und eben weil sich die USA so aufgeführt haben, als wäre ihre Existenz bedroht, passt die Darstellung in ENT dann doch wieder. ;-)
Natürlich bestand nach 9/11 nie die Gefahr, dass die USA als Staat zerfallen, aber auf eigenem Boden angegriffen worden zu sein stellte damals ein Trauma für die amerikanische Gesellschaft dar, das gefühlt einer existenziellen Bedrohung gleich kam. Und es ist im Grunde bis heute nicht überwunden.
Genau das reflektiert ENT. Daran ist erstmal nicht auszusetzen. Allerdings hast du recht damit, dass ENT im Großen genau deshalb schwach macht ist, weil es nur reflektiert, aber keine eigene positive Vision liefert.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Die Anspielungen auf den kalten Krieg in den ersten zwei Serien waren immer versöhnlich,
Man könnte einwerfen, dass auch TNG hier nur den Zeitgeist reflektiert. TNG entstand zu Zeiten von Glasnost & Perestroika, was z.B. auch Star Trek VI verdeutlicht. Und wenn man im Schatten des überstandenen Kalten Krieges die ganzen regionalen Kleinkriege der frühen 90er ignorieren kann, dann bietet auch die Zeit nach der Wende keinen großen Anlass zum Pessimismus. Vor diesem Hintergrund eine positive Vision zu entwerfen erscheint mir nicht als große Leistung.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
und DS9 hat mit dieser Doppelfolge DS9:Inquisition und DS9:InThePaleMoonlight (die ich auch extrem gut finde) oder auch DS9:InterArmaSilentLeges viel besser gezeigt, wie verzweifelt, vertrackt und uneindeutig das Verhältnis von Selbstverteidigung und Moral ist. Enterprise wirkt dagegen viel mehr wie eine platte Rechtfertigung harter Reaktionen auf eine Bedrohung.
Da hast du recht! Mir gefallen die ganzen Section31-Folgen von DS9 viel besser als das düstere Zeug aus ENT - eben weil das moralische Dilemma immer behandelt wird.

Da fällt mir ein, dass ich früher im Thread bei meiner Aufzählung guter DS9-Schauspieler Andrew Robinson vergessen habe. Gerade im Zusammenspiel mit Bashir in "007-Geschichten" ist Garak einfach großartig.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Ich finde den Doktor eigentlich gerade dann sehr gut, wenn er ernst ist. Und finde auch gerade dann die Schauspielerische Leistung richtig gut: Billingsley hat ein gutes Gefühl für Tonfall und Timing in all den ernsten Gesprächen und moralisch zweideutigen Situationen.
Ja, Billingsley ist gut. Ich hadere nur etwas mit der Figur. Falls Phlox ein typischer Denobulaner ist (worauf seine Frau Feezal hindeutet), dann erscheinen mir die Denobulaner als Rasse so außergewöhnlich, dass ihr Nichterscheinen in anderen Serien mMn eine In-Universe-Erklärung bräuchte. Falls das individuelle Eigenschaften sind (worauf die drei Wissenschaftler in ENT:The Breach hindeuten), dann hätte ich mir dazu eine Betrachtung gewünscht.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Gutes Beispiel ist auch die Phase, in der er mit Borg-Nanoprobes infiziert ist (ENT:Regeneration).
Ja, schauspielerisch gut. Aber ich finde gerade das storytechnisch ganz schwach.
Wenn Denobulaner wie dargestellt sowas wie eine natürliche Resistenz gegen Borg-Nanosonden haben, warum wird das nie in TNG und gerade VOY thematisiert?

Auch, dass Reed hier im Prinzip die gleiche Lösung für die Adaption der Borg an die Handwaffen findet, wie 200 Jahre später Worf, finde ich eher schwach, insbesondere da das Borg aus dm 24. Jhd. sind und die Phase Pistols in ENT sicher deutlich primitiver sind als die Phaser in TNG.
Und mal wieder ist die Auflösung des Borg-Problems total unlogisch (wie schon in Star Trek VIII): Das Borgschiff wird zerstört. Warum beamen sich die Borg an Bord der Enterprise dann in's Nichts, anstatt jetzt erst recht zu versuchen, das Schiff zu assimilieren?
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Ich zähle ihn [Mayweather] (mit Tom Paris und ein paar anderen, teilweise auch Riker) zu den Figuren in Star Trek, aus denen nicht wirklich etwas wurde.
Sich ausgerechnet Tom als Vergleich herauszupicken ist unfair! ;)
Die gesammte Voyager-Crew ist blass - abgesehen vom Doktor vielleicht.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
hikaru hat geschrieben:Irgendwie habe ich meine Zweifel daran, dass 2063* hier ein außerirdisches Raumschiff auftauchen wird und der Menschheit die Köpfe gerade rückt. Von daher fände ich es schon ganz schick, wenn wir das auch so gebacken bekämen. Und aus ganz egoistischen Motiven fände ich es auch toll, wenn das ohne 3. Weltkrieg klappt.
Ja, jetzt wo Du's sagst - wär eigentlich gar nicht schlecht. Auch wenn ich noch nie so pessimistisch war wie zur Zeit, was das Thema angeht, insbesondere seit den letzten Meldungen zum Iran.
Akuter Grund zum Pessimismus besteht mMn nicht. Das ist nur ganz gewöhnliche Weltpolitik - mal mehr, mal weniger dramatisch. (Das Selbe hat zu Hitlers Machtergreifung sicher auch irgendein Schlauberger an irgendeinem Kneipentresen gesagt. ;) )

Ist dir mal aufgefallen, dass die frühe Star-Trek-Geschichte (In-Universe) vor dem ersten Kontakt erstaunliche Parallelen zu Huxleys Brave New World hat? Das kann einem schon zu Denken geben.

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Re: Star Trek

Beitrag von cosinus » 02.05.2018 13:39:18

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.05.2018 11:26:07
Sich ausgerechnet Tom als Vergleich herauszupicken ist unfair! ;)
Die gesammte Voyager-Crew ist blass - abgesehen vom Doktor vielleicht.
Robert Duncan McNeill spielte schon bei TNG mit --> http://de.memory-alpha.wikia.com/wiki/Nicholas_Locarno
Mir hätte das wohl besser gefallen, wenn diese Figut bei VOY mitgemacht hätte statt Tom Paris. Naja.
Aber sonst waren die Figuren doch gut v.a. Seven :)

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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 02.05.2018 14:41:36

cosinus hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.05.2018 13:39:18
Robert Duncan McNeill spielte schon bei TNG mit --> http://de.memory-alpha.wikia.com/wiki/Nicholas_Locarno
Mir hätte das wohl besser gefallen, wenn diese Figut bei VOY mitgemacht hätte statt Tom Paris. Naja.
Paris war ja auch eindeutig nach Locarno angelegt. Man hat sich nur nicht getraut, den Ballast den die Figur mitbringt, in die neue Serie einzuführen.
Schade! Das hätte wenigstens etwas Tiefe bringen können.
cosinus hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.05.2018 13:39:18
Aber sonst waren die Figuren doch gut v.a. Seven :)
Sagen wir mal so: Ryan hat aus der Figur das Beste gemacht. Das kann ich anerkennen.
Von der Konstruktion der Figur ist 7 of 9 aber genauso langweilig wie T'Pol: Ohne Rücksicht auf den Kontext der Figur stecke eine schöne Frau (oder was man dafür hält) in ein enges Kostüm, mache sie oberflächlich betrachtet taff und unnahbar, (bloß nicht zu weit) darunter aber verletztlich bis hilflos, sobald sie in eine ungewohnte Situation kommt! Eigentlich ist das nur eine postfeministische Neuinterpretation der Damsel in Distress.

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Re: Star Trek

Beitrag von Ozelot » 06.05.2018 18:03:20

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.05.2018 11:26:07
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Ja! Und das ist so ärgerlich, weil ich die ersten Szenen mit Daniels, also ca. die erste Hälfte von ENT:Cold Front total stark finde. Bis er anfängt durch die Wände zu laufen.
Ich finde die erste Hälfte von ENT: Cold Front ganz ok. Daniels macht den Teil der Folge weder besser noch schlechter. Die zweite Hälfte, die dann im Wesentlichen aus Tech und Action besteht reißt mich überhaupt nicht vom Hocker.
Dazu mag beitragen, dass ich Zeitreisegeschichten tendenziell kritisch gegenüber stehe. Ich habe nichts grundsätzlich gegen sie, aber da sie das Potenzial für gigantische Kontinuitätsprobleme und Plotholes bergen, sollten sie nur mit gutem Grund eingesetzt werden.
Ja, stimme ich eigentlich zu - und auch generell, daß die Zeitreisen in ENT inflationär als Plot-Krücken eingesetzt werden. Irgendwas fand ich aber immer genial an dieser Szene, wenn Daniels Archer auf dem Gang trifft - und vom Handlanger zum Zeitreisenden mutiert. Ich glaube, die Szene läßt mich den Rest der (ersten Hälfte der) Folge vielleicht überschätzen. Ich finde die Szene schauspielerisch klasse, aber ok, ich habe auch eine unerfindliche Schwäche für diese Augenöffner-Effekte, wenn zeitlich verschiedene Kulturen aufeinandertreffen.
hikaru hat geschrieben:
Paradebeispiel für eine gute Zeitreisegeschichte in Star Trek ist für mich Star Trek IV. Ziel war es, auf den gesellschaftlichen Unterschieden zwischen 20. und 23. Jhd. eine Komödie aufzubauen. Dazu war eine Zeitreise nötig. Man brauchte zwar die Wale um die Welt zu retten, aber dieser Punkt wird nicht in den Vordergrund gedrängt.
In gewisser Weise spielt VOY:Future's End I&II mit den selben Elementen und abgesehen davon, dass mir hier zu viel Action in der Komödie ist, gefällt mir auch das gut.
:THX:
hikaru hat geschrieben:...eine Story an unsichtbaren "höheren Interessen" aufzuhängen finde ich schwach.
Ich nicht immer. Es ist nicht unplausibel, daß für uns die Interessen einer fortgeschritteneren Kultur keinen Sinn ergeben würden - das ist, was mir an solchen Sachen wie Odyssee 2001 (ohne 2010&2061!) oder auch ENT:Future Tense sehr gut gefällt (eigentlich auch Solaris... allerdings ist das weder fortgeschrittener noch Zeitreise... daher stimmt dann...:
hikaru hat geschrieben:Man hätte z.B. einfach Daniels durch Guinan ersetzen können...
hikaru hat geschrieben:Das ganze Zeug nach dem Motto "Hier passiert etwas Seltsames." hätte man z.B. ganz ohne Zeitreisen mit einem Wesen erklären können, das Zeit nicht linear wahrnimmt
Ich weiß nicht, ob es das besser macht. Solche Wesen erzeugen auch eine logische Schwierigkeit nach der anderen, v.a. wenn sie kommunizieren oder an der Handlung teilnehmen.
hikaru hat geschrieben:.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Die Anspielungen auf den kalten Krieg in den ersten zwei Serien waren immer versöhnlich,
Man könnte einwerfen, dass auch TNG hier nur den Zeitgeist reflektiert. TNG entstand zu Zeiten von Glasnost & Perestroika, was z.B. auch Star Trek VI verdeutlicht. Und wenn man im Schatten des überstandenen Kalten Krieges die ganzen regionalen Kleinkriege der frühen 90er ignorieren kann, dann bietet auch die Zeit nach der Wende keinen großen Anlass zum Pessimismus. Vor diesem Hintergrund eine positive Vision zu entwerfen erscheint mir nicht als große Leistung.
Stimmt, danke, hatte ich überschätzt.
hikaru hat geschrieben:
Da fällt mir ein, dass ich früher im Thread bei meiner Aufzählung guter DS9-Schauspieler Andrew Robinson vergessen habe. Gerade im Zusammenspiel mit Bashir in "007-Geschichten" ist Garak einfach großartig.
Absolut. Und Marc Alaimo und Terry Farrell finde ich auch sehr richtig gut, abgesehen davon habe ich eine Schwäche für die Figur Kira Nerys (definitiv keine Damsel in Distress und mit Dax zwei der besten Frauenfiguren in Star Trek, auch wenn Nerys psychologisch nicht immer ganz stimmig ist) - alle jedenfalls um Längen besser als das durchschnittliche Voyager-Besatzungsmitglied..

zum Thema Mayweather, Paris, Riker: Es fällt auf, daß die Hotshot-Pilot-Figur vielleicht immer eine undankbare Rolle ist (wohingegen man den Captain oder Doctor nicht so leicht völlig versauen kann). Ein Problem ist, daß oft dann, wenn mal ein Hotshot vonnöten ist, aus storytechnischen Gründen doch wieder jemand anders einspringen muß und auch, daß irgendwie jeder Captain qua Amt auch als guter Pilot zu gelten scheint. Zweitens definiert halt das Pilotendasein noch keinen Charakterzug und keine Rolle in der Weise wie das Captain (Autoritätsüperson, Vater/Mutter-Figur) oder Doctor (Hippokratischer Eid) tun.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
Gutes Beispiel ist auch die Phase, in der er mit Borg-Nanoprobes infiziert ist (ENT:Regeneration).
Ja, schauspielerisch gut. Aber ich finde gerade das storytechnisch ganz schwach.
Wenn Denobulaner wie dargestellt sowas wie eine natürliche Resistenz gegen Borg-Nanosonden haben, warum wird das nie in TNG und gerade VOY thematisiert?
Jep. Die Borgfolgen haben generell einige Schwächen, so schön das Theme auch ist. Ihre Besiegbarkeit, Dummheit/Klugheit/technische Überlegenheit schwankt total (wie Du ja auch im Hinblick auf Reeds Lösung sagst[1]), oft sogar innerhalb einer Folge. ENT:Regeneration ist dafür ein extremeres Beispiel. Da finde ich es im Vergleich relativ ok, daß jetzt die leichte Denobulanerresistenz auftaucht. Kleines Plothole - der Doc muß halt länger durchhalten..
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
01.05.2018 15:08:49
hikaru hat geschrieben:Irgendwie habe ich meine Zweifel daran, dass 2063* hier ein außerirdisches Raumschiff auftauchen wird und der Menschheit die Köpfe gerade rückt. Von daher fände ich es schon ganz schick, wenn wir das auch so gebacken bekämen. Und aus ganz egoistischen Motiven fände ich es auch toll, wenn das ohne 3. Weltkrieg klappt.
Ja, jetzt wo Du's sagst - wär eigentlich gar nicht schlecht. Auch wenn ich noch nie so pessimistisch war wie zur Zeit, was das Thema angeht, insbesondere seit den letzten Meldungen zum Iran.
Akuter Grund zum Pessimismus besteht mMn nicht. Das ist nur ganz gewöhnliche Weltpolitik - mal mehr, mal weniger dramatisch. (Das Selbe hat zu Hitlers Machtergreifung sicher auch irgendein Schlauberger an irgendeinem Kneipentresen gesagt. ;) )
Ich hoffe ja sehr, daß Du recht hast. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Sorgen vor der politischen Entwicklung wie zur Zeit. Die letzten Nachrichten sehen sehr danach aus, als seien Trump und Netanyahu zusammen mit Saudi-Arabien zum Krieg gegen den Iran entschlossen, und die Personalien Pompeo und Bolton sprechen auch stark dafür. Wenn das losgeht, wird das vermutlich größer und folgenreicher als jeder Krieg, der zu meinen Lebzeiten stattgefunden hat, und Deutschland hängt an seinen Verpflichtungen gegenüber Israel. Und das in einer Zeit, in der praktisch alle Mitspieler (Russland, China) autoritärer und aggressiver werden und wir ohnehin schon ganze Landstriche haben, die auf Haß und Kampf trainiert sind (Naher Osten). Und das geht einher mit einer erschreckenden Naivetät der zentralen Figuren (nicht nur Trump, aber ja, vor allem der. Dem kann man ohne weiteres zutrauen eine Atomrakete zu starten, in der Hoffnung, seine Ratings zu erhöhen.).
hikaru hat geschrieben:

Ist dir mal aufgefallen, dass die frühe Star-Trek-Geschichte (In-Universe) vor dem ersten Kontakt erstaunliche Parallelen zu Huxleys Brave New World hat? Das kann einem schon zu Denken geben.
Hm - wo siehst Du da die Parallelen?
hikaru hat geschrieben:Eigentlich ist das nur eine postfeministische Neuinterpretation der Damsel in Distress.
Volltreffer! War mir bisher entgangen.

[1] Ich finds eh lustig, wie immer wieder mal spontan die Zerstörungskraft von Waffen in ST mit ein paar ad hoc Modifikationen massiv erhöht wird - als ob das keine State of the Art Systeme sind, an denen Legionen von Wissenschaftlern für Jahre herumgetüftelt und alles herausgeholt haben.

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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 08.05.2018 14:20:12

Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
aber ok, ich habe auch eine unerfindliche Schwäche für diese Augenöffner-Effekte, wenn zeitlich verschiedene Kulturen aufeinandertreffen.
Kann ich verstehen. Nur erfahren wir über Daniels' Kultur so gut wie nichts - weder in dieser Folge noch irgendwann in der Serie. Sie bleibt beliebig. Daher stellt sich bei mir hier auch kein Augenöffner-Effekt ein. Das meinte ich, als ich von UNSICHTBAREN höheren Interessen sprach.
Mit den Relativity-Geschichten in VOY habe ich das selbe Problem.

Bei den Zeitreisegeschichten in unsere Gegenwart ist das anders. Ich kenne die Star-Trek-Kultur des 23. und 24. Jhd. gut genug, um mich sowohl in die Zeitreisenden als auch in die heutigen Menschen hineinversetzen zu können.

Genau wegen dieser Herangehensweise des Gegenüberstellens bekannter Gesellschaften hadere ich aber ein wenig mit Berlinghoff Rasmussen aus TNG:A Matter of Time. Der stellte sich ja als Zeitreisender aus dem 22. Jhd. heraus, der eine Zeitkapsel geklaut hatte. Völlig abgesehen davon, dass es unplausibel ist, dass er damit durchkam, kann ich ihn nicht als ENT-Zeitgenossen einordnen. Zumindest kann ich ihn nicht im Starfleet-Kontext in die ENT-Gesellschaft einsortieren.
Irgendeine Referenz auf ihn in ENT hätte ich hier schön gefunden, vielleicht als Urban Legend die sich Starfleet-Studenten erzählen (ähnlich Cyrus Ramsey).
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
hikaru hat geschrieben:Das ganze Zeug nach dem Motto "Hier passiert etwas Seltsames." hätte man z.B. ganz ohne Zeitreisen mit einem Wesen erklären können, das Zeit nicht linear wahrnimmt
Ich weiß nicht, ob es das besser macht. Solche Wesen erzeugen auch eine logische Schwierigkeit nach der anderen, v.a. wenn sie kommunizieren oder an der Handlung teilnehmen.
Zu allmächtig sollte so ein Wesen natürlich auch nicht sein. Meine Idee zu Guinan kam aus TNG:Yesterday's Enterprise, wo sie ja im Grunde ein Bauchgefühl hatte, dass die Zeitlinie kaputt ist.
Soweit ich weiß ist ja nicht geklärt, ob Guinan wirklich El-Aurianerin ist, und somit alle El-Aurianer diese Fähigkeit haben, oder ob sie ein mächtigeres Wesen ist, das sich als El-Aurianerin ausgibt.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Und Marc Alaimo und Terry Farrell finde ich auch sehr richtig gut,
Bei Terry Farrell bzw. Jadzia Dax bin ich zwiegespalten. Alles was mit Klingonen zu tun hat finde ich toll, aber eigentlich ist das ja nicht Jadzia, sondern Curzon. Was wissen wir denn wirklich über Jadzia, bevor sie Dax wurde? Eigentlich doch nur, dass sie eine Wissenschaftskarriere eingeschlagen hat.
Da wissen wir ja selbst über Ezri mehr (Geburtsname, Familienhintergrund), und die Figur hatte nur eine Staffel Chrakterentwicklung, statt sechs. Diese überhastete Charakterentwicklung macht sich bei Ezri natürlich nachteilig bemerkbar, weil sie oft übertrieben wirkt, aber die ganzen Probleme die sich aus den Umständen ihrer unvorbereiteten Vereinigung ergeben, machen ihre Unsicherheit viel glaubwürdiger als bei Jadzia, die ja offenbar gut auf die Vereinigung vorbereitet war.
Ezri ist zumindest eine glaubwürdige Damsel in Distress. Jadzia nehme ich diese Momente nicht ab, auch wenn sie bei ihr viel seltener sind.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
abgesehen davon habe ich eine Schwäche für die Figur Kira Nerys [..] auch wenn Nerys psychologisch nicht immer ganz stimmig ist
Ja, ich mag die Figur auch. Kira war ja ein "Ro-Laren-Klon" weil Michelle Forbes die Rolle nicht fortsetzen wollte. Auch hier hätte ich mir eine In-Universe-Referenz gewünscht (z.B. eine Bemerkung eines TNG-Crewmitglieds über die Ähnlichkeit der beiden bei einer Crossoverfolge). Ich mag generell diesen Typ der rebellischen Bajoranerin (auch Lupaza oder Sito Jaxa).
Wo siehst du psychologische Unstimmigkeiten?
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
alle jedenfalls um Längen besser als das durchschnittliche Voyager-Besatzungsmitglied..
Immer diese Vergleiche mit tiefhängenden Messlatten. ;)
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
zum Thema Mayweather, Paris, Riker: Es fällt auf, daß die Hotshot-Pilot-Figur vielleicht immer eine undankbare Rolle ist (wohingegen man den Captain oder Doctor nicht so leicht völlig versauen kann). Ein Problem ist, daß oft dann, wenn mal ein Hotshot vonnöten ist, aus storytechnischen Gründen doch wieder jemand anders einspringen muß und auch, daß irgendwie jeder Captain qua Amt auch als guter Pilot zu gelten scheint. Zweitens definiert halt das Pilotendasein noch keinen Charakterzug und keine Rolle in der Weise wie das Captain (Autoritätsüperson, Vater/Mutter-Figur) oder Doctor (Hippokratischer Eid) tun.
Ich glaube hier bin ich nicht deiner Meinung.
Mayweather war jung und dementsprechend ambitioniert. Ich sehe ihn aber nicht als Hotshot wie Riker oder Paris. Immer wenn es um seine Expertise (als Pilot oder Kletterer) oder Privates (gegenüber seinem Bruder oder Gannet Brooks) ging, wirkte er für mich eigentlich für sein Alter recht besonnen (im Gegensatz z.B. zu Bashir). Man merkte irgendwie, dass er für sein Alter viel erlebt hat an dem er persönlich gewachsen ist (man sah leider nur nicht, was das war). Ich glaube das war es, was für mich die Figur dann doch irgendwie gerettet hat.
Da war Archer trotz seines Alters viel mehr Hotshot und es war in Rückblenden zu sehen, dass er das eigentlich schon immer war, bis zur Grenze der Unverantwortlichkeit (was ein Grund dafür ist, warum ich ihn als Captain nicht mag).

Der Captain als guter Pilot scheint mir auch nicht so stereotyp zu sein wie du es wahrnimmst. Ich erinnere mich nicht daran, dass Kirk ein sonderlich guter Pilot war, Picard und Janeway waren es auch nicht. Sie konnten alle ein Schiff steuern wenn nötig, aber es gab abgesehen von Shuttlemissionen mit begrenztem Personal praktisch immer einen der es besser konnte und es dann auch tat. Nur bei Archer/Mayweather gab es die Konstellation, zweier überragender Piloten. Das läuft bei mir unter "plausibler Zufall".
Natürlich könnte man nun doch wieder mit Riker oder Chakotay um die Ecke kommen, die ja gute Piloten waren, aber Riker war halt kein Captain (wenn auch seine ständigen Kommandoabsagen In-Universe schwer zu erklären sind) und Chakotay war so im Cockpit seines Maquisschiffs wenigstens zu irgendwas gut (das war ja mit dem Danube-Cockpit eigentlich schon eine Shuttle-Situation).

War Phlox wirklich an den Hippokratischen Eid gebunden? Er hat wohl weitgehend nach der Maxime gearbeitet, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er irgendwann mal explizit gesagt, dass er als Denobulaner nicht daran gebunden ist.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Jep. Die Borgfolgen haben generell einige Schwächen, so schön das Theme auch ist. Ihre Besiegbarkeit, Dummheit/Klugheit/technische Überlegenheit schwankt total (wie Du ja auch im Hinblick auf Reeds Lösung sagst[1]), oft sogar innerhalb einer Folge.
:THX:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Ich finds eh lustig, wie immer wieder mal spontan die Zerstörungskraft von Waffen in ST mit ein paar ad hoc Modifikationen massiv erhöht wird - als ob das keine State of the Art Systeme sind, an denen Legionen von Wissenschaftlern für Jahre herumgetüftelt und alles herausgeholt haben.
Ich finde das auch lustig, sehe es aber nicht kritisch. Ich glaube, dass die Föderation den anderen Mächten des Alpha/Beta-Quadranten im Schnitt technisch relativ weit voraus ist, dieses Potenzial aber nicht nutzt weil sie auf Nummer sicher gehen, und daher nicht das ganze Potenzial der Technologie ausnutzen. Wenn es der Plot verlangt, doch an die Grenzen der Technologie zu gehen, dann zieht irgendein Starfleet-Engineer ein Technobabble-Kaninchen aus dem Hut, rettet mit einem der berühmten Wunder den Tag und als Nebeneffekt dieses Grenzgängertums fliegen dann Funken und explodieren Konsolen (elektrische Sicherungen gingen wohl den Weg des Fernsehens ;) ).
Die Konstanz dieses Tropes finde ich als Running-Gag schon wieder lustig.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Sorgen vor der politischen Entwicklung wie zur Zeit. Die letzten Nachrichten sehen sehr danach aus, als seien Trump und Netanyahu zusammen mit Saudi-Arabien zum Krieg gegen den Iran entschlossen, und die Personalien Pompeo und Bolton sprechen auch stark dafür. Wenn das losgeht, wird das vermutlich größer und folgenreicher als jeder Krieg, der zu meinen Lebzeiten stattgefunden hat, und Deutschland hängt an seinen Verpflichtungen gegenüber Israel.
Ich mache mir darüber persönlich nicht so große Sorgen. Israel, Saudi-Arabien und Iran haben allein nicht das Potenzial für einen Weltkrieg und ich glaube in Washington, Peking und Moskau sitzen Leute die schlau genug sind, den Konflikt nicht überregional zu eskalieren.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Und das in einer Zeit, in der praktisch alle Mitspieler (Russland, China) autoritärer und aggressiver werden
Autoritär ja, aber aggressiv? Nicht wirklich, jedenfalls nicht aggresser als andere. Russland und China haben eigene weltpolitische Interessen, die nicht mit denen der USA oder unseren übereinstimmen. Das muss man akzeptieren. Diese Interessen setzen sie mit den ihnen geeignet erscheinenden Mitteln durch, notfalls auch kriegerisch (muss man nicht toll finden, kann man aber auch nicht wirklich ändern).
Ich glaube, gerade in Moskau und Peking sitzen viel zu berechnende Leute an den Hebeln der Macht, um von da irgendeine Gefahr befürchten zu müssen.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
und wir ohnehin schon ganze Landstriche haben, die auf Haß und Kampf trainiert sind (Naher Osten).
Vielleicht bin ich dafür schon zu abgestupft, aber ich betrachte weite Teile des nahen und mittleren Ostens als "Failed Societies". Daher schreckt es mich nicht wirklich, was da politisch abgeht, auch wenn mir Einzelschicksale natürlich nahegehen, wenn ich damit Kontakt habe (manche meiner Kollegen kommen aus solchen Staaten).

Ich fange an mir Sorgen zu machen, wenn die EU-Mitgliedschaft der baltischen Staaten oder des Balkans anfangen zu wackeln. Und selbst das sähe ich nicht zwangsläufig als Untergang des Abendlandes.
Russland hat klare Interessen am Baltikum, ich glaube aber nicht, das sie darüber einen offenen Krieg führen würden. Viel eher würde ich erwarten, das sie versuchen würden, die Staaten von innen über die russischen Minderheiten zu zersetzen, ähnlich wie im Fall der Ukraine. Falls in dessen Folge Polen anfängt instabil zu werden, dann werde ich wirklich nervös. Polen und Russen sind historisch aber nicht als dicke Freunde bekannt.
Teile des Balkans sind im Grunde jetzt schon (oder immer noch) am Abgrund. In (keine Ahnung ob wegen oder trotz) der EU sind sie aber zumindest insofern stabil, dass sie einen "Zivilisationsriegel" gegenüber dem instabilen nahen Osten bilden. So lange sie in dieser Rolle bleiben sehe ich aus der Richtung keine echte Gefahr. Das kostet uns zwar Geld, aber das ist eben der Preis den wir für unsere Instrumentalisierung der Menschen dort zahlen müssen.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Und das geht einher mit einer erschreckenden Naivetät der zentralen Figuren (nicht nur Trump, aber ja, vor allem der. Dem kann man ohne weiteres zutrauen eine Atomrakete zu starten, in der Hoffnung, seine Ratings zu erhöhen.).
Ich bezweifle, dass Trump wirklich die Macht hat, aus einer Laune heraus Atomwaffen zu starten. Selbst wenn er als Präsident die Befehlsgewalt dazu hat, dann hat er immer noch Generäle um sich und ich hege die Hoffnung, dass es im Zweifelsfall auch in den USA ein paar Stanislav Petrovs gibt.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
hikaru hat geschrieben:Ist dir mal aufgefallen, dass die frühe Star-Trek-Geschichte (In-Universe) vor dem ersten Kontakt erstaunliche Parallelen zu Huxleys Brave New World hat? Das kann einem schon zu Denken geben.
Hm - wo siehst Du da die Parallelen?
1. Wirtschaftliche Globalisierung, 2. Weltkrieg mit Massenvernichtungswaffen, 3. darauffolgender weltweiter Zusammenbruch der Zivilisationsstrukturen, 4. Bildung eines Weltstaats
Gut, 4. war in Star Trek nach dem ersten Kontakt und führte laut Geschichtsschreibung zu einer besseren Welt. Aber ich wette, Letzteres steht auch in den Geschichtsbüchern von Huxleys Weltstaat. ;)

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Re: Star Trek

Beitrag von Ozelot » 10.05.2018 03:41:17

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
08.05.2018 14:20:12
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
aber ok, ich habe auch eine unerfindliche Schwäche für diese Augenöffner-Effekte, wenn zeitlich verschiedene Kulturen aufeinandertreffen.
Kann ich verstehen. Nur erfahren wir über Daniels' Kultur so gut wie nichts - weder in dieser Folge noch irgendwann in der Serie. Sie bleibt beliebig. Daher stellt sich bei mir hier auch kein Augenöffner-Effekt ein. Das meinte ich, als ich von UNSICHTBAREN höheren Interessen sprach.
Mit den Relativity-Geschichten in VOY habe ich das selbe Problem.

Bei den Zeitreisegeschichten in unsere Gegenwart ist das anders. Ich kenne die Star-Trek-Kultur des 23. und 24. Jhd. gut genug, um mich sowohl in die Zeitreisenden als auch in die heutigen Menschen hineinversetzen zu können.

Genau wegen dieser Herangehensweise des Gegenüberstellens bekannter Gesellschaften hadere ich aber ein wenig mit Berlinghoff Rasmussen aus TNG:A Matter of Time. Der stellte sich ja als Zeitreisender aus dem 22. Jhd. heraus, der eine Zeitkapsel geklaut hatte. Völlig abgesehen davon, dass es unplausibel ist, dass er damit durchkam, kann ich ihn nicht als ENT-Zeitgenossen einordnen. Zumindest kann ich ihn nicht im Starfleet-Kontext in die ENT-Gesellschaft einsortieren.
Irgendeine Referenz auf ihn in ENT hätte ich hier schön gefunden, vielleicht als Urban Legend die sich Starfleet-Studenten erzählen (ähnlich Cyrus Ramsey).
Cyrus wer? :wink:
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Und Marc Alaimo und Terry Farrell finde ich auch sehr richtig gut,
Bei Terry Farrell bzw. Jadzia Dax bin ich zwiegespalten. Alles was mit Klingonen zu tun hat finde ich toll, aber eigentlich ist das ja nicht Jadzia, sondern Curzon. Was wissen wir denn wirklich über Jadzia, bevor sie Dax wurde? Eigentlich doch nur, dass sie eine Wissenschaftskarriere eingeschlagen hat.
Da wissen wir ja selbst über Ezri mehr (Geburtsname, Familienhintergrund), und die Figur hatte nur eine Staffel Chrakterentwicklung, statt sechs. Diese überhastete Charakterentwicklung macht sich bei Ezri natürlich nachteilig bemerkbar, weil sie oft übertrieben wirkt, aber die ganzen Probleme die sich aus den Umständen ihrer unvorbereiteten Vereinigung ergeben, machen ihre Unsicherheit viel glaubwürdiger als bei Jadzia, die ja offenbar gut auf die Vereinigung vorbereitet war.
Ezri ist zumindest eine glaubwürdige Damsel in Distress. Jadzia nehme ich diese Momente nicht ab, auch wenn sie bei ihr viel seltener sind.
Das ist interessant und hatte ich irgendwie immer übersehen: Von Jadzia bleibt wenig zu erkennen. Ich denke, ich habe mir das immer so vorgestellt, daß Jadzia einen braven, ausgeglichenen Charakter hatte, wie er zu einer gut ausgebildeten und an nüchterner Wissenschaft interessierten Person passen kann. Auf dieser (langweiligen) Basis hat sich dann die Extroversion und die klingonischen Erfahrungen von Curzon breit gemacht, wenn auch etwas weniger exzentrisch - ich sehe als das Jadzia-Element daher v.a. die Kontrolliertheit und Stetigkeit von Jadzia Dax, also wesentlich Eigenschaften, die in der Abwesenheit bestimmter Eigenschaften bestehen. In ihrer Souveränität, v.a. in ihrem Job, finde ich, kommen dann Curzon und Jadzia prima zusammen. Wann ist sie unsicher? (Ein bißchen davon passt ja zu jedem). Mir gefällt sehr gut, wie Farrell die komplizierte Beziehung zu Sisko hinkriegt: Dax war erst sein Mentor, nun sein Freund: Sie sind nun auf Augenhöhe, und er steht nominell über ihr, während das alte Verhältnis manchmal durchscheint. Was Ezri angeht (wo sich das Verhältnis wieder weiterdreht, jetzt asymmetrisch in die andere Richtung): :THX:
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
abgesehen davon habe ich eine Schwäche für die Figur Kira Nerys [..] auch wenn Nerys psychologisch nicht immer ganz stimmig ist
Ja, ich mag die Figur auch. Kira war ja ein "Ro-Laren-Klon" weil Michelle Forbes die Rolle nicht fortsetzen wollte. Auch hier hätte ich mir eine In-Universe-Referenz gewünscht (z.B. eine Bemerkung eines TNG-Crewmitglieds über die Ähnlichkeit der beiden bei einer Crossoverfolge). Ich mag generell diesen Typ der rebellischen Bajoranerin (auch Lupaza oder Sito Jaxa).
Wo siehst du psychologische Unstimmigkeiten?
Sie ist trotz aller Stärke und gelegentlicher Aggression doch zu .. gesund, ausgeglichen und fürsorglich für jemanden, der das erlebt hat, was sie erlebt hat. Mir fehlt, daß man ab und zu ein paar Abgründe sieht. Das liegt sowohl am Drehbuch als auch an Nana Visitor. Forbes war schon etwas bitterer und fatalistischer. Selbst bei den Cardassianern überzeugen mich Kiras' Vorurteile nicht. Sie wirken nicht so existentiell, wie sie sein müßten. Sie wirkt alles in allem rund und legt ihre Härte sehr schnell ab (ohne dabei eine damsel in distress zu werden). Was allerdings super paßt, ist, daß sie keinen Sinn für Spiel, Spaß und lockere Kreativität hat. Tolle Figur nichtsdestotrotz. Ihre ersten Begegnungen mit Sisko in der Pilotfolge fand ich gut.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
zum Thema Mayweather, Paris, Riker: Es fällt auf, daß die Hotshot-Pilot-Figur vielleicht immer eine undankbare Rolle ist (wohingegen man den Captain oder Doctor nicht so leicht völlig versauen kann). [...]
Ich glaube hier bin ich nicht deiner Meinung.
Mayweather war jung und dementsprechend ambitioniert. Ich sehe ihn aber nicht als Hotshot wie Riker oder Paris. Immer wenn es um seine Expertise (als Pilot oder Kletterer) oder Privates (gegenüber seinem Bruder oder Gannet Brooks) ging, wirkte er für mich eigentlich für sein Alter recht besonnen (im Gegensatz z.B. zu Bashir). Man merkte irgendwie, dass er für sein Alter viel erlebt hat an dem er persönlich gewachsen ist (man sah leider nur nicht, was das war). Ich glaube das war es, was für mich die Figur dann doch irgendwie gerettet hat.
Da war Archer trotz seines Alters viel mehr Hotshot und es war in Rückblenden zu sehen, dass er das eigentlich schon immer war, bis zur Grenze der Unverantwortlichkeit (was ein Grund dafür ist, warum ich ihn als Captain nicht mag).

Der Captain als guter Pilot scheint mir auch nicht so stereotyp zu sein wie du es wahrnimmst. Ich erinnere mich nicht daran, dass Kirk ein sonderlich guter Pilot war, Picard und Janeway waren es auch nicht. Sie konnten alle ein Schiff steuern wenn nötig, aber es gab abgesehen von Shuttlemissionen mit begrenztem Personal praktisch immer einen der es besser konnte und es dann auch tat. Nur bei Archer/Mayweather gab es die Konstellation, zweier überragender Piloten. Das läuft bei mir unter "plausibler Zufall".
Natürlich könnte man nun doch wieder mit Riker oder Chakotay um die Ecke kommen, die ja gute Piloten waren, aber Riker war halt kein Captain (wenn auch seine ständigen Kommandoabsagen In-Universe schwer zu erklären sind) und Chakotay war so im Cockpit seines Maquisschiffs wenigstens zu irgendwas gut (das war ja mit dem Danube-Cockpit eigentlich schon eine Shuttle-Situation).
Ok, hier hast Du mich hoffnungslos über den Haufen argumentiert. Das stimmt alles und ist viel präziser als meine vage Vermutung, daß die helmsman-Rolle tendentiell undankbar ist.
hikaru hat geschrieben: War Phlox wirklich an den Hippokratischen Eid gebunden? Er hat wohl weitgehend nach der Maxime gearbeitet, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er irgendwann mal explizit gesagt, dass er als Denobulaner nicht daran gebunden ist.
Stimmt. Aber das ändert wenig. Er sieht sich als Doktor trotzdem generell der Heilung, dem Schutz und dem Leben verpflichtet und bleibt meistens nahe am Hippokratischen Eid, was ihm wie jedem Doktor zuvor sofort ein Wertesystem gibt, mit dem der Charakter eine gewisse Präsenz bekommt.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Ich finds eh lustig, wie immer wieder mal spontan die Zerstörungskraft von Waffen in ST mit ein paar ad hoc Modifikationen massiv erhöht wird - als ob das keine State of the Art Systeme sind, an denen Legionen von Wissenschaftlern für Jahre herumgetüftelt und alles herausgeholt haben.
Ich finde das auch lustig, sehe es aber nicht kritisch. Ich glaube, dass die Föderation den anderen Mächten des Alpha/Beta-Quadranten im Schnitt technisch relativ weit voraus ist, dieses Potenzial aber nicht nutzt weil sie auf Nummer sicher gehen, und daher nicht das ganze Potenzial der Technologie ausnutzen. Wenn es der Plot verlangt, doch an die Grenzen der Technologie zu gehen, dann zieht irgendein Starfleet-Engineer ein Technobabble-Kaninchen aus dem Hut, rettet mit einem der berühmten Wunder den Tag und als Nebeneffekt dieses Grenzgängertums fliegen dann Funken und explodieren Konsolen (elektrische Sicherungen gingen wohl den Weg des Fernsehens ;) ).
Die Konstanz dieses Tropes finde ich als Running-Gag schon wieder lustig.
:THX:
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Sorgen vor der politischen Entwicklung wie zur Zeit. [...] autoritärer und aggressiver werden
Autoritär ja, aber aggressiv? Nicht wirklich, jedenfalls nicht aggresser als andere.
Beim zweiten Satz stimme ich Dir zu. Ich gebe Dir auch recht darin, wie Du China und Rußland beschreibst - berechnend, pragmatisch und (natürlich) auf ihren eigenen Vorteil aus. Das ist klar. Vor denen fürchte ich mich auch in dem Sinne nicht. Es gibt aber auch dort kleine Veränderungen: Rußland ist aggressiver als es unter dem jungen Putin war. Daß eine Großmacht ihre Grenzen verschiebt und Land annektiert, ist etwas, das sich seit Jahrzehnten keiner getraut hat. Das Eingreifen in Syrien war politisch zwar clever und gewinnbringend aber auch hier eine leichte Verschärfung, die zu ernsten Verwicklungen führt: Erstmals seit Vietnam (und eigentlich noch krasser als in Vietnam) stehen sich russische und amerikanische Soldaten wieder mit geladenen Waffen in einem heißen Konflikt gegenüber.
In China haben wir ebenfalls die verständliche Politik einer kommenden Supermacht, die militärisch ihre Zähne zeigt. Aber daß sie dabei ebenso kleine expansive Schritte unternimmt (Spratly Islands), ist halt auch ein Novum. Dazu kommt, daß Xi Yinping sich selbst mit einer Großartigkeit sieht und inszeniert, die es seit Mao nicht mehr gab.
All das ist erstmal kein Drama, sondern sind nur kleine, inkrementelle Veränderungen. Anders als bei Trump/Netanyahu/Erdogan/Duterte/Orban?/Babis? bleibt das alles im Rahmen der (berechnenden) Vernunft.
Jetzt kommen aber die unvernünftigen Akteure hinzu: Netanyahu, Bolton und Trump wollen den Krieg mit dem Iran und kriegen ihn wahrscheinlich. Das wird, wie gesagt, der größte Krieg, den die meisten von uns hier je erlebt haben. Ich habe keine Ahnung was passieren wird, aber solche Konflikte haben ihre eigenen Regeln und je länger sie dauern desto normaler fühlen sich Entscheidungen an, die vorher zu krass wirkten. Ich lese gerade Münklers Buch über den Dreißigjährigen Krieg. Und das erinnert mich alles sehr an Syrien: ein lokaler Konflikt mit vielen Parteien, die alle ganz verschiedene sich teilweise überlappende und teilweise ausschließende Interessen haben, was den Konflikt unlösbar macht; und der durch religiöse Differenzen (die von diesen ganz und gar nicht religiösen Interessen instrumentalisiert werden) radikalisiert wird. Schritt für Schritt ist es für die einzelnen Akteure vernünftig, in dem Konflikt aktiv zu werden und was am Ende rauskommt ist brutalste Zerstörung und die Vernichtung ganzer Bevölkerungsteile. Für Schweden waren die Ereignisse in Böhmen damals erstmal auch ganz weit weg. Diese Verschiebung der Grenze dessen, was "zu krass" war, gab es auch in den Weltkriegen. Ob sich unsere Situation jetzt zum Weltkrieg ausweitet oder nicht, weiß ich nicht. Vielleicht bleibt es bei einem mittelgroßen Krieg mit ein paar Millionen Toten. Aber daß ich schon in diesen Dimensionen denken muß, ist viel schlimmer als noch vor 10 Jahren. Und da alles momentan Schrittchen für Schrittchen Richtung Aggressivität und Irrationalität tendiert - wer weiß wo wir in 10 Jahren stehen? Ich kann einen Weltkrieg wenigstens nicht mehr ausschließen - und vor 10 Jahren hätte ich das auch noch nicht gesagt.
(Ja auch zu Deiner Analyse des Baltikums. Diese kursierende Vorstellung von einem russischen Großangriff aus dem Nichts ist natürlich naiv).
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
Und das geht einher mit einer erschreckenden Naivetät der zentralen Figuren (nicht nur Trump, aber ja, vor allem der. Dem kann man ohne weiteres zutrauen eine Atomrakete zu starten, in der Hoffnung, seine Ratings zu erhöhen.).
Ich bezweifle, dass Trump wirklich die Macht hat, aus einer Laune heraus Atomwaffen zu starten. Selbst wenn er als Präsident die Befehlsgewalt dazu hat, dann hat er immer noch Generäle um sich und ich hege die Hoffnung, dass es im Zweifelsfall auch in den USA ein paar Stanislav Petrovs gibt.
Da bin ich wohl wirklich zimperlicher als Du. Daß wir jemals wieder in eine Situation kommen können, wo es einen Petrov braucht, ist der Kern meiner Angst. Und daß die meisten nicht wissen, wer dieser Typ ist, ebenso: Menschen haben merkwürdige Prioritätensetzungen. Warum hat der keinen Friedensnobelpreis bekommen? Was der getan hat, ist wichtiger als Taylor Swift, Fifty Shades of Grey und DSDS zusammen. A propos Generäle: Ich sehe in den USA momentan eine Parallele zum 3. Reich: Je länger der Typ an der Macht ist, desto mehr werden die Leute auf den nächsten Ebenen ausgetauscht gegen Hasardeure und Speichellecker, bis am Ende nur noch Keitels und Kaltenbrunners herumlaufen. Am Anfang gab es noch Leute wie Beck oder Fritsch, die pragmatisch und unabhängig gedacht haben.
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.05.2018 18:03:20
hikaru hat geschrieben:Ist dir mal aufgefallen, dass die frühe Star-Trek-Geschichte (In-Universe) vor dem ersten Kontakt erstaunliche Parallelen zu Huxleys Brave New World hat? Das kann einem schon zu Denken geben.
Hm - wo siehst Du da die Parallelen?
1. Wirtschaftliche Globalisierung, 2. Weltkrieg mit Massenvernichtungswaffen, 3. darauffolgender weltweiter Zusammenbruch der Zivilisationsstrukturen, 4. Bildung eines Weltstaats
Gut, 4. war in Star Trek nach dem ersten Kontakt und führte laut Geschichtsschreibung zu einer besseren Welt. Aber ich wette, Letzteres steht auch in den Geschichtsbüchern von Huxleys Weltstaat. ;)
Ah! Ok, dann ja. Für mich fühlt sich das allerdings noch relativ allgemein an, und irgendwie nach Standard in hunderten anderen Scifi-Geschichten - auch wenn mir gerade, zugegebenermaßen, kein einziges Beispiel einfällt..

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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 11.05.2018 22:42:43

Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Von Jadzia bleibt wenig zu erkennen. Ich denke, ich habe mir das immer so vorgestellt, daß Jadzia einen braven, ausgeglichenen Charakter hatte, wie er zu einer gut ausgebildeten und an nüchterner Wissenschaft interessierten Person passen kann. Auf dieser (langweiligen) Basis hat sich dann die Extroversion und die klingonischen Erfahrungen von Curzon breit gemacht, wenn auch etwas weniger exzentrisch - ich sehe als das Jadzia-Element daher v.a. die Kontrolliertheit und Stetigkeit von Jadzia Dax, also wesentlich Eigenschaften, die in der Abwesenheit bestimmter Eigenschaften bestehen.
Das sehe ich im Wesentlichen genauso, würde aber noch weitergehen:
Curzon war nicht der einzig seltsame Dax. Ihrem Auftreten in DS9:Facets nach waren Lela, Tobin und Joran alle auf die eine oder andere Weise irre. Ezri ist phasenweise nicht weit davon entfernt und Emony, Audrid und Torias haben zumindest "interessante" Charakterzüge.
Entweder zieht der Dax-Symbiont magisch psychologisch auffällige Wirte an, oder er ist selbst nicht ganz sauber. Letzteres erscheint mir wahrscheinlicher. Da kann man es dann natürlich als Leistung von Jadzia ansehen, dass Jadzia Dax möglicherweise die einzige "normale" Dax ist. Ob es allerdings ein Kompliment ist, wenn man selbst so langweilig ist, dass selbst nach einer Vereinigung mit einem grenzwertig wahnsinnigen Symbionten nur eine gesellschaftsfähige Trill herauskommt, lasse ich mal dahingestellt. ;)
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
In ihrer Souveränität, v.a. in ihrem Job, finde ich, kommen dann Curzon und Jadzia prima zusammen.
Ja, das stimmt. Allerdings finde ich es etwas seltsam, dass Curzon offenbar so großen Einfluss auf Jadzia hat, jedenfalls im Vergleich zu den anderen Wirten. Am Anfang scheint das normal zu sein, wie wir auch an Ezri oder Kareel Odan (TNG:The Host) sehen, aber entweder ebbt das normalerweise von allein ab, oder das Stigma, mit dem das Festhalten am Leben des alten Wirts belegt ist veranlasst Trill normalerweise dazu, sich dieses Einflusses zu entledigen.
Bei Jadzia ist davon in sechs Jahren praktisch nichts zu sehen.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Wann ist sie unsicher? (Ein bißchen davon passt ja zu jedem).
Eigentlich immer, wenn Jadzia von Curzon getrennt wird oder ihre Tauglichkeit als Wirt in Frage steht (DS9:Invasive Procedures,Facets). Ich finde, das handhabt Ezri trotz ihrer sonst größeren Unsicherheit in DS9:Field of Fire souveräner als Jadzia.
Nun mag man einwerfen, dass das Extremsituationen sind, mit denen Ezri vielleicht wegen ihrer Counselor-Ausbildung besser umgehen kann, aber es bleibt das Problem, dass sich Jadzia praktisch nur über ihre Existenz als vereinigter Trill definiert, hauptsächlich als Bewahrerin von Curzons Erbe.
Nimmt man der Figur diese Identifikation, dann bleibt nichts, was wirklich Jadzia ist. Das merkt man u.a. auch in den Mirror-Universe-Folgen. Die unvereinigte Jadzia ist da nichts weiter als die zickige Freundin vom jähzornigen Bashir. Ich denke, die Autoren hatten einfach keine Basis um mehr aus einer unvereinigten Jadzia zu machen. Ezri Tigan hat hingegen einen eigenen Charakter und ich kann zumindest in Ansätzen Parallelen zur Prime-Ezri-Tigan ziehen die es laut DS9:Prodigal Daughter als einzige aus ihrer Familie geschafft hat, sich dem Griff ihrer dominanten Mutter und des Orion-Syndikats zu entziehen.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Mir gefällt sehr gut, wie Farrell die komplizierte Beziehung zu Sisko hinkriegt: Dax war erst sein Mentor, nun sein Freund: Sie sind nun auf Augenhöhe, und er steht nominell über ihr, während das alte Verhältnis manchmal durchscheint. Was Ezri angeht (wo sich das Verhältnis wieder weiterdreht, jetzt asymmetrisch in die andere Richtung): :THX:
Ja, Farrell hat das gut gemacht und das was die Figur an Charakter hat, ist trotz der Lücken ordentlich.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Sie [Kira] ist trotz aller Stärke und gelegentlicher Aggression doch zu .. gesund, ausgeglichen und fürsorglich für jemanden, der das erlebt hat, was sie erlebt hat. Mir fehlt, daß man ab und zu ein paar Abgründe sieht. Das liegt sowohl am Drehbuch als auch an Nana Visitor. Forbes war schon etwas bitterer und fatalistischer. Selbst bei den Cardassianern überzeugen mich Kiras' Vorurteile nicht. Sie wirken nicht so existentiell, wie sie sein müßten. Sie wirkt alles in allem rund und legt ihre Härte sehr schnell ab (ohne dabei eine damsel in distress zu werden). Was allerdings super paßt, ist, daß sie keinen Sinn für Spiel, Spaß und lockere Kreativität hat. Tolle Figur nichtsdestotrotz. Ihre ersten Begegnungen mit Sisko in der Pilotfolge fand ich gut.
Ich teile deine Beobachtungen, habe mir Kiras umgänglicheren Charakter im Vergleich zu Ro aber immer mit ihrer tiefe(re)n Spiritualität erklärt. Insofern war das für mich nie ein Problem.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
hikaru hat geschrieben: War Phlox wirklich an den Hippokratischen Eid gebunden? Er hat wohl weitgehend nach der Maxime gearbeitet, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er irgendwann mal explizit gesagt, dass er als Denobulaner nicht daran gebunden ist.
Stimmt. Aber das ändert wenig. Er sieht sich als Doktor trotzdem generell der Heilung, dem Schutz und dem Leben verpflichtet und bleibt meistens nahe am Hippokratischen Eid, was ihm wie jedem Doktor zuvor sofort ein Wertesystem gibt, mit dem der Charakter eine gewisse Präsenz bekommt.
Da hast du natürlich recht.
Ich stelle es mir auch schwer vor, eine Doktorfigur zu konzipieren, die kulturell bedingt nicht an den hippokratischen Eid gebunden ist, und trotzdem wohlwollend agiert. Man müsste den Eid durch einen anderen Grundsatz ersetzen, was aber witzlos wäre, wenn der dann inhaltlich doch das Gleiche aussagen würde.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
hikaru hat geschrieben:
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Sorgen vor der politischen Entwicklung wie zur Zeit. [...] autoritärer und aggressiver werden
Autoritär ja, aber aggressiv? Nicht wirklich, jedenfalls nicht aggresser als andere.
Beim zweiten Satz stimme ich Dir zu. Ich gebe Dir auch recht darin, wie Du China und Rußland beschreibst - berechnend, pragmatisch und (natürlich) auf ihren eigenen Vorteil aus. Das ist klar. Vor denen fürchte ich mich auch in dem Sinne nicht. Es gibt aber auch dort kleine Veränderungen: Rußland ist aggressiver als es unter dem jungen Putin war. Daß eine Großmacht ihre Grenzen verschiebt und Land annektiert, ist etwas, das sich seit Jahrzehnten keiner getraut hat.
Ich glaube, Putin ist da einfach pragmatisch. In den 20 Jahren nach der Wende war es für Russland als untergegangene Supermacht wirtschaftlich von Vorteil, sich mit dem Westen gut zu stellen. Dabei haben sie aber gesehen, dass NATO und EU immer weiter vorrückten. Irgendwann mussten sie dann Wirtschaft gegen strategische Lage gegeneinander abwägen und mit der Euromaidan-Bewegung in der Ukraine ist das Fass einfach übergelaufen. Dass in der Ukraine viele ethnische Russen leben, war dann ein nettr PR-Bonus.
Russland ist für den Westen nicht irgendein arabischer Schurkenstaat, sondern einerseits immer noch der ehemals gefürchtete Gegner aus dem Kalten Krieg und andererseits im weiteren Sinne ein Angehöriger des eigenen historischen Kulturkreises. Daher konnte Putin davon ausgehen, dass nicht einfach wie in Afghanistan oder im Irak die USA mit einer Koalition der Willigen direkt in der Ukraine aufmarschieren würde.
Daher haben, abgesehen von der momentanen Überrumpelung, mich die Ereignisse in der Ukraine dann nicht wirklich überrascht.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Das Eingreifen in Syrien war politisch zwar clever und gewinnbringend aber auch hier eine leichte Verschärfung, die zu ernsten Verwicklungen führt: Erstmals seit Vietnam (und eigentlich noch krasser als in Vietnam) stehen sich russische und amerikanische Soldaten wieder mit geladenen Waffen in einem heißen Konflikt gegenüber.
Aber sie werden nicht gegeneinander kämpfen. Dazu sind beide Seiten zu schlau.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
In China haben wir ebenfalls die verständliche Politik einer kommenden Supermacht, die militärisch ihre Zähne zeigt. Aber daß sie dabei ebenso kleine expansive Schritte unternimmt (Spratly Islands), ist halt auch ein Novum.
China ist wie Russland Atommacht. Keiner wird sich mit ihnen im großen Stil anlegen, schon gar nicht wegen ein paar kaum die Wasseroberfläche ankratzenden Felsen. Das weiß man in China, also schneidet man die Salamischeiben dünn genug.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Dazu kommt, daß Xi Yinping sich selbst mit einer Großartigkeit sieht und inszeniert, die es seit Mao nicht mehr gab.
Naja, die Chinesen haben einen Hang zur autoritären Machtinszenierung. Das sehe ich auch bei mir auf der Arbeit. Insofern: Alles normal.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
All das ist erstmal kein Drama, sondern sind nur kleine, inkrementelle Veränderungen. Anders als bei Trump/Netanyahu/Erdogan/Duterte/Orban?/Babis? bleibt das alles im Rahmen der (berechnenden) Vernunft.
Jetzt kommen aber die unvernünftigen Akteure hinzu: Netanyahu, Bolton und Trump wollen den Krieg mit dem Iran und kriegen ihn wahrscheinlich. Das wird, wie gesagt, der größte Krieg, den die meisten von uns hier je erlebt haben. Ich habe keine Ahnung was passieren wird, aber solche Konflikte haben ihre eigenen Regeln und je länger sie dauern desto normaler fühlen sich Entscheidungen an, die vorher zu krass wirkten.
Schau dir mal den Iran auf der Landkarte an!
Im Osten Afghanistan, im Westen der Irak. Zwei Staaten, die noch vor zwanzig Jahren recht stabile Diktaturen waren. Dann haben die USA in beiden "aufgeräumt" und einen Scherbenhaufen hinterlassen. Im Norden Russland (die selbstständigen Kleinstaaten auf dem Kaukasus ignorieren wir jetzt mal), zu allem Überfluss mit seiner tendenziell instabilen Südflanke (Stichwort: Tschetschenien).
Putin wird nicht zulassen, dass der Iran ähnlich destabilisiert wird wie Afghanistan oder der Irak - jedenfalls nicht vollständig. Falls mal wieder sowas wie der IS hochkommt, kann er es gar nicht gebrauchen, wenn es eine Achse Irak-Iran-Afghanistan vor seiner Haustür gibt, in der irgendwelche pseudoreligiösen Fanatiker Scheiube spielen. Ähnlich wie in Syrien würde ich erwarten, das er zumindest den Norden un Westen des Iran relativ stabil halten wird. Das weiß man auch in den USA.
Putin mag nicht der sympathischste Zeitgenosse sein, aber ich halte ihn für einen der Berechenbarsten. Mit Russland unter seiner Führung mache ich mir jedenfalls keine Sorgen.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Ich lese gerade Münklers Buch über den Dreißigjährigen Krieg. Und das erinnert mich alles sehr an Syrien: ein lokaler Konflikt mit vielen Parteien, die alle ganz verschiedene sich teilweise überlappende und teilweise ausschließende Interessen haben, was den Konflikt unlösbar macht; und der durch religiöse Differenzen (die von diesen ganz und gar nicht religiösen Interessen instrumentalisiert werden) radikalisiert wird. Schritt für Schritt ist es für die einzelnen Akteure vernünftig, in dem Konflikt aktiv zu werden und was am Ende rauskommt ist brutalste Zerstörung und die Vernichtung ganzer Bevölkerungsteile.
Es gibt heute einen entscheidenden Unterschied zur Zeit des 30-Jährigen Krieges:
Damals gab es keine nachhaltig wirkenden Massenvernichtungswaffen, heute schon. Es kann sich heute kein Akteur mehr erlauben, einen totalen Krieg zu führen. Spätestens wenn er dabei eine andere Atommacht in ihrer Existenz bedroht, ist Schluss. Das wissen alle Seiten. Deswegen wollen ja so isolierte und existenziell bedrohte Staaten auch ihre eigenen Atomwaffen haben (Nordkorea, Iran, Israel). Ich kann es ihnen nicht verübeln.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Vielleicht bleibt es bei einem mittelgroßen Krieg mit ein paar Millionen Toten. Aber daß ich schon in diesen Dimensionen denken muß, ist viel schlimmer als noch vor 10 Jahren. Und da alles momentan Schrittchen für Schrittchen Richtung Aggressivität und Irrationalität tendiert - wer weiß wo wir in 10 Jahren stehen? Ich kann einen Weltkrieg wenigstens nicht mehr ausschließen - und vor 10 Jahren hätte ich das auch noch nicht gesagt.
Naja, betrachten wir die Sache doch mal nüchtern:
Krieg irgendwo auf der Welt konnte dir bis jetzt eher egal sein. Er mag dein Wohlbefinden zwicken, aber im Grunde schränken sterbende Menschen in anderen Ländern deine Lebensqualität nicht so sehr ein, wie ein unachtsam fallengelassenes Smartphone.* Das ändert sich auch in einem Weltkrieg erst, wenn du persönlich betroffen bist, d.h. wenn vor deiner Haustür Krieg ist, du selbst oder Menschen die dir nahestehen in den Krieg ziehen, oder die Versorgungslage schwierig wird. Ob du selbst in den Krieg ziehst liegt bei dir. Alles andere scheint mir als verwöhntem Mitteleuropäer so weit weg, dass ich mir darüber keine Sorgen mache.
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
Daß wir jemals wieder in eine Situation kommen können, wo es einen Petrov braucht, ist der Kern meiner Angst. Und daß die meisten nicht wissen, wer dieser Typ ist, ebenso: Menschen haben merkwürdige Prioritätensetzungen. Warum hat der keinen Friedensnobelpreis bekommen? Was der getan hat, ist wichtiger als Taylor Swift, Fifty Shades of Grey und DSDS zusammen.
Taylor Swift ist aber näher an der Lebenswirklichkeit der Menschen dran als Stanislav Petrov. Von Swift kann man sich alle paar Monate ein neues Lied aus dem Netz saugen, Petrov ist nur irgend so ein Typ der es gerade so in ein verstaubtes Geschichtsbuch geschafft hat (von der Teilnahme bei DSDS ganz zu schweigen*).
Ozelot hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.05.2018 03:41:17
A propos Generäle: Ich sehe in den USA momentan eine Parallele zum 3. Reich: Je länger der Typ an der Macht ist, desto mehr werden die Leute auf den nächsten Ebenen ausgetauscht gegen Hasardeure und Speichellecker, bis am Ende nur noch Keitels und Kaltenbrunners herumlaufen. Am Anfang gab es noch Leute wie Beck oder Fritsch, die pragmatisch und unabhängig gedacht haben.
Lass uns doch erstmal schauen wie sich Trump bei seiner zweiten Kandidatur schlägt! Eigentlich hätten die Demokraten gute Voraussetzungen, wenn sie einen halbwegs ordentlichen Kandidaten aufbieten könnten. Ich sehe zwar momentan keinen (Sanders ist 20 Jahre zu alt), aber vielleicht graben sie ja irgendwo einen zweiten Obama oder den unehelichen Halbbruder von Macron aus.
Spannend wird es, falls Trump die nächste Wahl gewinnt bei der Übernächsten. Entweder muss er dann die Verfassung ändern oder einen Nachfolger einsetzen (Melania?).


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Re: Star Trek

Beitrag von mampfi » 05.06.2018 22:08:59

Darf ich den Trump mal kurz überspringen?

Ich hab mir bei der neuen Star-Trek-Kino-Serie gemäß Ratschläge dazu durchgerungen, das als separate "Welt".

Und jetzt seh ich mir im Fernsehen Star Trek beyond an, und die Crashen die NCC 1701.

Und jetzt bin ich schon wieder gegen eine separate Zeitlinie. :x


Ah, doch noch was zu Trump: Mein Cousin hat nach der Wahl gesagt, der Trump hält sich maximal 2 Monate.
Hatte ich damals schon nicht gelaubt.
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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 05.06.2018 22:48:10

mampfi hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.06.2018 22:08:59
Ich hab mir bei der neuen Star-Trek-Kino-Serie gemäß Ratschläge dazu durchgerungen, das als separate "Welt".

Und jetzt seh ich mir im Fernsehen Star Trek beyond an, und die Crashen die NCC 1701.

Und jetzt bin ich schon wieder gegen eine separate Zeitlinie. :x
Nachdem ich den ersten Abramsverse-Film gesehen hatte, fand ich es am erträglichsten, die Augen zuzumachen, mir die Finger in die Ohren zu stecken und ganz laut LALALALA zu rufen. Das Abramsverse existiert für meinen persönlichen Kanon einfach nicht.
Das Einzige was mich daran eigentlich noch ein wenig interessiert ist, ob sie den Mut aufbringen, In-Universe nochmal den Tod von Anton Yelchin* (Chekov) zu thematisieren. Als bei Stargate seinerzeit Don S. Davis (General Hammond) an einem Herzinfarkt starb, ließen sie bei Stargate auch Hammond off-Screen an Herzinfarkt sterben, worüber die anderen Charaktere sichtlich betroffen waren. Das war großes Kino! Nach dem Muster könnte man vermelden, dass Chekov bei einem Autounfall starb. Und wenn man es richtig schlau anstellt, könnte ein Charakterdoppelgänger des jungen Kirk daran beteiligt sein, was den echten Kirk (Pine) dazu veranlasst, zu wachsen und so näher an Prime-Kirk (Shatner) zu kommen.

Bei Discovery bin ich mir nach dem Ende der ersten Staffel immer noch unschlüssig, ob ich das annehmen will. Das ist aber momentan auch nicht so wichtig, denn meine "Trek-Dosis" bekam ich in der Zeit von "The Orville".
Die Serie fängt zwar als Klamauk an, wird nach zwei Folgen aber etwas seriöser und ist dann abgesehen von gelegentlichen Slapstick-Einlagen in Sachen Ernsthaftigkeit etwa auf dem Level von Stargate Atlantis. Thematisch, optisch und oft auch atmosphärisch steht The Orville klar in der Tradition von TNG. Ich habe mich regelmäßig bei dem Gedanken ertappt, dass ich allein schon das Credits-Intro von The Orville besser und "trekkiger" fand, als alles was DIS in der ersten Staffel abgeliefert hat.


*) Neben Karl Urban (McCoy) für mich der einzige überzeugende Schauspieler des Reboots (leider nicht mit überzeugender Figur bzw. mit ungenutztem Potenzial).

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Re: Star Trek

Beitrag von mampfi » 26.06.2018 21:45:56

Wobei Orville meiner Ansicht nach eher eine TNG-Persiflage
(hab mir da eine einzige Aufzeichnung zu Gemüte geführt, glaube aber, der Eindruck stimmt)

Das soll keine negative Kritik sein
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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 26.06.2018 23:54:14

mampfi hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.06.2018 21:45:56
Wobei Orville meiner Ansicht nach eher eine TNG-Persiflage
Ja, das ist es. Gerade die Pilotfolge verhält sich zu TNG etwa wie Spaceballs zu Star Wars.
Aber The Orville ist eben nicht nur das. Es ist auch eine, wie ich finde, aufrichtige Hommage an TNG - gerade in späteren Folgen.
mampfi hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.06.2018 21:45:56
(hab mir da eine einzige Aufzeichnung zu Gemüte geführt, glaube aber, der Eindruck stimmt)
Welche Folge war das?
Ich fand Folge 1 und 2 ganz lustig unter dem Spaceballs-Aspekt, wobei Folge zum Schluss schon etwas das Potenzial erahnen lässt, das in dem Humor von The Orville für die Storyentwicklung steckt.
Folge 3 hat mich dann von den Socken gehauen, weil ich nach dem Auftakt überhaupt nicht mit so einer tiefschürfenden Moralfolge gerechnet habe. Ich weiß nicht ob es nur der Kontrast zu den ersten beiden Folgen war, oder weil DIS im direkten Vergleich so "untrekkig" ist, aber die Folge hat mich an die besten TNG-Folgen erinnert.

Ich finde bei jeder der weiteren Folgen etwas, das mich fasziniert. Sei es eine Story, die ohne den Orville-Humor in eine der Star-Trek-Serien gepasst hätte, die Behandlung eines moralischen Dilemmas oder einfach nur unterhaltsame SciFi-Commedy.
Was ich damit sagen will ist, dass man The Orville nicht an einer einzelnen Folge festmachen sollte, schon gar nicht der ersten.

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Re: Star Trek

Beitrag von ChoMar » 29.06.2018 12:08:38

"The last Episode of StarTrek aired on May 23, 2001"
Im ernst, ENT ist schon grenzwertig, alles danach, lieber nicht.
Wenn ich jetzt vom "Riesigen Erfolg" von Disco höre denke ich nur an Marketing-BlaBla.

The Orville hingegen ist super. Ich habe keine Ahnung, wie die Qualität auf Deutsch ist, aber im Original macht es riesen Spass und erinnert an ein aufgelockertes, modernes TNG.
The Orville könne mit anderem Schiffsdesign und Uniformen direkt im TNG-Universum spielen, wenn man sich vor Augen führt, das es NICHT die Crew des Flaggschiffes ist, die wir hier sehen.

Ob die Serien fast ein Jahr Pause übersteht weiß ich allerdings nicht. Wäre denkbar, das hier einfach nicht genug Leute einschalten, um eine 3. Staffel zu rechtfertigen.
Linux und Windows laufen bei mir zusammen. Ich zocke halt gerne.

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Re: Star Trek

Beitrag von hikaru » 29.06.2018 13:09:18

ChoMar hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.06.2018 12:08:38
The Orville hingegen ist super. Ich habe keine Ahnung, wie die Qualität auf Deutsch ist, aber im Original macht es riesen Spass und erinnert an ein aufgelockertes, modernes TNG.
Vielleicht sollte ich ebenfalls dazu sagen, dass ich The Orville auf englisch geschaut habe und daher die deutsche Fassung nicht beurteilen kann.
ChoMar hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.06.2018 12:08:38
The Orville könne mit anderem Schiffsdesign und Uniformen direkt im TNG-Universum spielen, wenn man sich vor Augen führt, das es NICHT die Crew des Flaggschiffes ist, die wir hier sehen.
Ich finde, die Uniformen und generell die Atmosphäre die das Innere des Schiffs vermittelt sind näher an TNG, als DSC an dem was man sich vielleicht als "modernisiertes TOS" vorstellen würde (was ja in-Universe nur 10? Jahre nach DSC spielt).
Wenn man den letzten Uniformwechsel in DS9 ausblendet, dann könnte ich mir die Orville-Uniformen durchaus als neue Version der TNG, bzw. VOY-Uniformen vorstellen.

Wie man kulturell innerhalb von 10 Jahren von DSC zu TOS kommt, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Dass man dagegen in 20 Jahren vom förmlich geführten Föderations-Flagschiff zu einem relativ unbedeutenden Schiff in einer obskuren Ecke der Galaxie kommt, das von einem schrägen Captain kommandiert wird, der gerade so dem Karriere-Tod von der Schippe gesprungenen ist, erscheint mir da eher plausibel.
ChoMar hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.06.2018 12:08:38
Ob die Serien fast ein Jahr Pause übersteht weiß ich allerdings nicht. Wäre denkbar, das hier einfach nicht genug Leute einschalten, um eine 3. Staffel zu rechtfertigen.
Da mache ich mir keien Sorgen. Ich denke, The Orville hat eine zwar kleine, aber sehr treue Fanbasis. Entweder reicht diese Basis für eine dritte Staffel aus, oder eben nicht. Ob die Staffel ein Jahr verspätet kommt oder nicht wird dem keinen Abbruch tun, sofern es überhaupt reicht.

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