Also ich finde den Chip-Artikel eigentlich nachvollziehbar
Ich habe jetzt die Leidensgeschichte von Meillo nicht gelesen und kenne sie auch nicht, aber mein Einstieg ins Linux "Universum" war sehr sanft. Um das Jahr 2001 rum habe ich das Wort Linux zum erstem mal in einem Buch zu C++ gelesen,
https://www.amazon.de/Easy-leicht-klar- ... 3827260264. Interessant für war, das man C++-Programme vollwertig kompilieren konnte und nicht so wie bei VS 6.0 Einsteiger nur vorläufige Demos. Ich bekam schon sehr bald die Chance dazu Linux kennen zu lernen. Durch ein Magazin, dessen Namen ich nicht mehr genau weiß aber vermutlich Linux-Magazin/Linux-User, bekam ich ein Installationsmedium zu Mandrake Linux 8.0,
https://www.geek.com/news/mandrake-linu ... ut-543394/.
Und schon am erstem Tag habe ich, die Installation hinbekommen, einen Terminal gestartet, ein erstes "Hallo Welt!" mit vim geschrieben und mit :wq abgespeichert und darüber hinaus meinen Drucker Canon BJC2000 zum drucken gebracht
. Die Druckergebnisse waren nicht sonderlich berauschend und eher schlecht, aber es ging! Vielleicht nur eine Einstellungssache
. Gegenüber Windows98 war Linux für mich pfeilschnell und sogar robust, weil es nicht abgeschmiert ist. Windows98 ist mir damals jeden Tag abgeschmiert, was an Treibern gelegen ist, mit dem ich ihn gefüttert habe. SuSE 8.1 war meine erste Box für rund 90€ gewesen und ich habe diese Distro geliebt, der Drucker funktionierte mit SuSE aber nicht mehr. Mit Hilfe des gleichen Magazins, habe ich den MPlayer unter SuSE 8.1 komplett aus den Sourcen kompiliert. Den schon damals habe sich Lizenzrechtliche Probleme bemerkbar gemacht und SuSE lieferte keinen "funktionsfähigen" Player aus, "funktionsunfähig" weil es fast nicht abspielen konnte. Und das kompilieren hat auch geklappt und ich konnte mit dem MPLayer alles anschauen, was ich nur wollte
Ich war so stolz drauf. Schon sehr bald kam SuSE 8.2 wo ich den Umstand doof fand das es recht schnell erschien, nach ca. halben Jahr wo ich SuSE 8.1 gekauft hatte. SuSE 8.2 gefiel mir gar nicht, es war langsamer und hatte schon nach dem booten diverse Bugs. Ich habe noch ein wenig SuSE 8.1 benutzt und bin ein wenig später in die gefürchtete "Updateritis Spirale" gelandet. Ich habe verschiedene Distributionen kennen gelernt, Mandrake wurde zu Mandriva, SuSE wurde zu openSuSE,
Slackware Linux
, Ubuntu und Debian. Während all dieser Zeit habe ich gelernt, wie man mit den Eigenheiten der jeweiligen Distribution umzugehen, konfigurieren und reparieren (zum Teil immer wieder und wieder) war einfach notwendig. Ein Grund warum sich Linux mit ihrem System so gut auskennen, ist oft weil mal nicht kann, sondern muss. Ich habe sogar Linux (Debian) fast 2 Jahre ohne Windows nebenher verwendet und Debian insgesamt gute 6 Jahre, als alleinige Linux Distribution. Ich bin mit Sarge Beta auf Debian aufmerksam geworden mit Release von Sarge und Ende von Ubuntu 5.10 auf Debian gewechselt, wieder mit dem kauf einer Box (50€) und mit Ende von Debian Squeeze, war ich dann doch raus aus dem Linux-Zug.
Danach habe ich mich mit anderen Systemen beschäftigt und Linux eher "nebenher" getrieben. Mit der Lehre zum Anwendungsentwickler und einstieg in die Webentwicklung, bin ich auch wieder auf Linux und damit Debian aufmerksam geworden. Ich war erstaunt, was ich nach paar Jahren Abstinenz noch so alles über Linux wusste. Ich habe schon eine Ausbildung zum "Admin" 2003-2006 hinter mir, wo ich auch ein volles Jahr Linux (SuSE) neben Windows genoss und es war eine sehr schöne und lehrreiche Zeit
. Jedenfalls konnte ich meinen Kollegen etwas über Linux erzählen, etwas schulen (was ich definitiv wusste) und durch eine Betriebsinterne Havarie, Ubuntu durch Debian ausgetauscht. Der umstand war dass das eingesetzte Ubuntu schon sehr alt war und nicht auf neuen Server lief und das neue Ubuntu schon zu neu war und die Firmen eigene Software für die Neuerungen (PHP 7) nicht vorbereitet war. Debian war in dem Einsatzszenario einfach die bessere Alternative (PHP 5).
Kurz darauf habe ich mir wieder einen Linux Desktop installiert und bin vor dem "Bastel OS" gelandet, so mein Eindruck. Der Einstieg war OpenSuSE Leap 42.1 über 42.3 und dann wieder Debian installiert. Das ich diverse Firmware aus dem Non-Free nachinstallieren musste, habe ich schon vollkommen vergessen und musste auch erstmal eine Suchmaschine nutzen. Immerhin das freischalten der Repositories habe ich auf Anhieb hinbekommen. Dann war noch das "gebastel" an Gnome3, Extensions etc. und schon nach recht sehr kurzen Zeit überkam mich einfach der Gedanke, "Wer zum Geier soll das freiwillig nutzen?!".
Was für mich früher nicht nachvollziehbar war, da es völlig normal erschien, bin ich nicht mehr gewohnt und schlicht verlernt. Ich bekomme einen neuen Rechner mit Windows und es macht was es soll. Genauso mit dem MacOS. Längst gelöste Probleme, gelten als gelöst. Ganz anders im meinem Gefühl der Linux-Desktop. So wie ich ihn 2012 verlassen habe, so habe ich es auch im Jahr 2018 vorgefunden. Bis auf etwas mehr "Bling bling", also 3D Effekte, hat sich für mich nichts bemerkenswertes getan. Noch immer muss ich "basteln". Und diesen Umstand merke ich heute einfach mehr, als früher wo ich fast ausschließlich Linux nutzte und solche Dinge völlig normal erschienen.
Deshalb verstehe ich den Journalisten vollkommen und verstehe auch die Linux Nutzer. "Normal" ist halt das, was man schon immer gemacht hat. Also der Journalist braucht sich nicht "dumm zu fühlen" und "Linux Experten" müssen nicht so abheben, weil sie mit den Linux "Problemen" sich schon gar nicht mehr konfrontiert sehen, weil sie es schon immer so gemacht haben.
Meine Meinung