Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

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Lohengrin
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Lohengrin » 26.11.2018 08:55:32

raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 06:03:42
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 00:22:06
Ich habe als Kind (acht Jahre) das Morsealfabet gelernt. Atom, Bohnensuppe, Coburg-Gotha, Drogerie, ... Silbe mit o ist lang, Silbe ohne o ist kurz. Das hat nur ein paar Stunden gedauert, und ich habe es bis heute nicht vergessen.
Aber ich habe damit nie eine brauchbare Geschwindigkeit erreicht. Ich hätte das, um eine brauchbare Geschwindigkeit zu erreichen, überwinden müssen,
Hä? Was hättest du überwinden müssen? Geschwindigkeit ergibt sich nur durch Übung - aber da erzähle ich dir hoffentlich nichts Neues.
Beispiel Zahlen in englisch.
Es hat für mich sehr lange gedauert, bis ich aus one three six four -> eins drei sechs vier -> 1364 den Zwischenschritt entfernt hatte. Reste sind immernoch vorhanden. Ich verstehe eine Zahl schneller, wenn sie auf deutsch genannt wird. Bei anderen englischen Wörtern ist das längst nicht so. Da denke ich sofort an das Benannte und frage mich, falls notwendig, danach, wie das denn auf deutsch heißt. Andere erzählten mir das gleiche von sich. Demnach ist das nicht meine persönliche Macke.

Beispiel Tastatur.
Ich habe vor etwa 20 Jahren mir das Schreiben ohne hinzukucken angewöhnt. Es war für mich sehr anstrengend, das mir gewohnte Adler-Such-System zu überwinden, und bis heute sind noch Reste davon vorhanden.

Bei Morse müsste ich von B sofort auf -... kommen und nicht erst an Bohnensuppe denken. Ich kriege die Bohnensuppe einfach nicht weg. Hätte ich das damals sofort ordentlich gelernt, hätte ich keine Bohnensuppe im Kopf. Das hätte dann aber wohl so lange gedauert wie das kleine Einmaleins.
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 06:03:42
Mal ganz pragmatisch: Wozu könntest du das auch heute noch gebrauchen?
Ist doch ganz nett, wenn man es kann. Ich kenne ja auch Sütterlin, Fraktur und arabische Ziffern in arabischer Schreibweise.
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 06:17:16
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
25.11.2018 20:16:43
Es ist ein Kunststück, so geschickt zu fragen, dass man einerseits nichts implementiert und andererseits Widerspüche erkennt.
Das ist nicht nur ein Kunststück, das ist praktisch ausgeschlossen. Frage mal mehrere Zeugen eines Unfalls (schon unmittelbar danach) nach dem Hergang. Den können sie höchstens zufällig gesehen haben (die meisten sind sog. "Knallzeugen"). :wink: Aber jeder ist von seiner Version "überzeugt: So kann's nur gewesen sein." Und dann vergleiche mal und versuche zu rekonstruieren ...
Das geht schon. Es bleibt dann aber nicht mehr viel Brauchbares übrig. Man muss nach irgendetwas fragen, womit der Befragte nicht rechnet, oder nach etwas, wovon man schon weiß, dass es falsch ist, obwohl es penetrant in der Gerüchteküche kursiert. Das Legen von falschen Erinnerungen, um die besonders anfälligen Knallzeugen zu erkennen, gehört mit zum Repertoir.
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Lohengrin » 26.11.2018 09:33:42

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
sollten sich die Psychologen und Pädagogen mal ernsthaft fragen, ob sie trotz ihrer schönen Worte und dem gerüttelt Maß an Selbstbeweihräucherung wirklich auf dem richtigen Weg sind.
Es reicht sich anzusehen, wer aus welchem Grund Psychologe oder Psychiater wird, oder beruflich mit Psychologen und Psychiatern zu tun gehabt zu haben.
Dass Gert Postel diese Nummer abziehen konnte, wundert einen dann nicht mehr. Postel sagte dazu: "Wir waren alle Hochstapler. Ich wusste es, die nicht. Das war mein Vorteil. In einer Bäckerei hätte ich das nicht geschafft."
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 00:22:06
Ich kann übrigens, wenn ich betrunken bin, fließender Lateinisch sprechen als wenn ich nüchtern bin - haben mir Freunde gesagt. Keine Ahnung warum.
Hängt ein wenig mit der Enthemmung zusammen. Während man nüchtern während des Sprechens der sonst nicht aktiv genutzten Sprache nebenher versucht, das zu Sprechende mit der gelernten Aussprache und den Regeln abzugleichen, was nunmal allenfalls dann wirklich gut funktionieren könnte, wenn $Mensch tatsächlich multitaskingfähig wäre, fällt dieser Filter bei ausreichend Ethanol weitgehend weg. Führt dazu, dass nicht alles korrekt ist, was man von sich gibt (jedoch überraschend viel, wenn man’s irgendwann mal richtig gelernt hat), es sich aber auf jeden Fall fließender anhört.
Richtig. Wenn ich betrunken bin, frage ich mich nicht lange, ob der Ablativ jetzt auf e oder auf i ist. Im nüchternen Zustand bin ich Perfektionist, was den Fluss bremst.
Mein Lateinlehrer war auch Perfektionist und mir ist nicht aufgefallen, dass er jemals betrunken gewesen wäre. Der hat jeden Schüler, der ihn korrekt korrigiert, in seinem Notizbuch positiv vermerkt. Etwa alle zwei Wochen war es mal soweit.
Womit wir wieder beim Thema sind. Gibt es heute noch solche Lehrer? Oder kriegen die inzwischen vom Schulpsychologen Anweisung, dass sie niemals zeigen dürften, dass sie auch Fehler machten? Der Lehrer hatte Autorität, gerade weil er so unterrichtet hatte.
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Huo
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Huo » 26.11.2018 10:39:14

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Du meinst, die Kinder würden besser lernen, wenn sie von Weitem auf den Versuchsaufbau des Lehrers schauen und seinen Ausführungen folgen dürfen, oder wenn sie bei komplexeren Sachen nur ein paar bunte Bilder im Lehrbuch zu den Ausführungen anschauen dürfen, als wenn sie den Aufbau auf ’nem Bildschirm vor sich haben, und selbst allerhand Sachen probieren können („Was passiert, wenn ich dieses und jenes ändere?“).
Du unterschlägst, dass ich von Experimenten geschrieben habe, die der Schüler selbst durchführt, nicht von solchen, die der Lehrer vorführt.

Und doch glaube ich, dass auch ein Lehrervortrag im Frontalunterricht dem computergestützten Lernen im Allgemeinen überlegen sein wird. Natürlich hängt das auch von der didaktischen Kompetenz und der Persönlichkeit des Lehrers ab. (Da fällt mir meine 16-jährige Nichte ein, die für ihren Mathelehrer schwärmt und abends aus freien Stücken Vorträge über Metamathematik an der Uni besucht; diesen Motivationsschub hätte wohl auch die beste Lernsoftware nicht anstoßen können. :D ) Ein Lehrer kann jedenfalls auf Fragen und Ideen der Schüler individueller und flexibler eingehen als die vorfabrizierten Abläufe einer Lernsoftware, deren bunte GUI potentiell sogar vom Inhalt ablenkt.
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Sorry, ich bin da anderer Ansicht – Psychologen-/Pädagogenbuzzwords hin oder her.
Kaum jemand wirft doch so massiv mit Buzzwords um sich wie die Digitalisierungseuphoriker! Mit "digitalen Lernsettings" will etwa die "Schule 4.0" auf den Zug der "digitalen Disruption" aufspringen.
Ergänzung: Wenn Du Pädagogen und Psychologen ein "gerüttelt Maß an Selbstbeweihräucherung" unterstellst, empfinde ich das nicht gerade als ein Musterbeispiel für sachliche Argumentation. Während Schuldigitalisierer auf der Zeitgeistwelle reiten dürfen und eine mächtige IT-Wirtschaft hinter sich wissen, werden Vertreter einer sensomotorisch orientierten Pädagogik leicht mit rückwärtsgewandten Waldorf-Eurythmikern in einen Topf geworfen.
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Abgesehen davon hab ich nicht davon gesprochen, alles durch Technik ersetzen zu wollen, sondern sehe sie als Ergänzung, Mittel zur Unterstützung.
Okay, ich will auch nicht jegliche Technik kategorisch aus der Schule verbannen. Lernsoftware sollte allerdings nur in wohlüberlegter, quasi homöopathischer Dosierung eingesetzt werden. Viel wichtiger wäre erstens, wie bereits angesprochen, ein guter Informatikunterricht (damit in unserer zunehmend algorithmengesteuerten Welt die Technik ein Stück weit ihren Blackboxcharakter verliert); und zweitens ein Unterricht, der zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der digitalen Revolution auf Mensch und Gesellschaft einlädt.
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Und wenn ich sehe, in welchem Zustand die Kinder heute aus der Schule entlassen werden (zusammenhängende Texte verfassen? Vielleicht sogar noch mit korrekter Rechtschreibung? Probleme analysieren und auf dieser Grundlage Lösungswege erarbeiten? Bei Fehlschlägen die Erkenntnisse daraus zum Erarbeiten eines neuen Ansatzes heranziehen, statt erstmal alles hinzuwerfen und als unlösbar zu deklarieren? Alles Schnee von gestern …), sollten sich die Psychologen und Pädagogen mal ernsthaft fragen, ob sie trotz ihrer schönen Worte und dem gerüttelt Maß an Selbstbeweihräucherung wirklich auf dem richtigen Weg sind.
Dass die von Dir aufgelisteten Mißstände eine Folge von Smartphonefixierung und der fragmentierten Häppchenkultur digitaler Medien sein könnten, ziehst Du nicht in Betracht?
Zuletzt geändert von Huo am 26.11.2018 14:28:19, insgesamt 2-mal geändert.

raa
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 26.11.2018 12:13:02

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Ein Computer ist kein Ding, das dich auf magische Weise davon abhält, einen Stift in die Hand zu nehmen und damit auf Papier zu schreiben.
Nicht auf magische Weise - aber mach' mir mal vor, wie ich meine stapelweise Korrespondenz handschriftlich bewältigen sollte. "Stapelweise" ist keine Übertreibung.
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 08:55:32
Beispiel Tastatur.
Ich habe vor etwa 20 Jahren mir das Schreiben ohne hinzukucken angewöhnt. Es war für mich sehr anstrengend, das mir gewohnte Adler-Such-System zu überwinden, und bis heute sind noch Reste davon vorhanden.
Und das hast du geschafft? Wirklich mit 10 Fingern flüssig und "blind"? Nach wievielen Jahren "2...4-Finger-Suchsystem"? Wunderkind. :wink:
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 08:55:32
Frage mal mehrere Zeugen eines Unfalls (schon unmittelbar danach) nach dem Hergang. Den können sie höchstens zufällig gesehen haben (die meisten sind sog. "Knallzeugen"). :wink: Aber jeder ist von seiner Version "überzeugt: So kann's nur gewesen sein." Und dann vergleiche mal und versuche zu rekonstruieren ...
Das geht schon. Es bleibt dann aber nicht mehr viel Brauchbares übrig. Man muss nach irgendetwas fragen, womit der Befragte nicht rechnet, oder nach etwas, wovon man schon weiß, dass es falsch ist, obwohl es penetrant in der Gerüchteküche kursiert. Das Legen von falschen Erinnerungen, um die besonders anfälligen Knallzeugen zu erkennen, gehört mit zum Repertoir.
Leider längst nicht jedes Richters.
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 00:22:06
Ich kann übrigens, wenn ich betrunken bin, fließender Lateinisch sprechen als wenn ich nüchtern bin - haben mir Freunde gesagt. Keine Ahnung warum.
Hängt ein wenig mit der Enthemmung zusammen.
Oh ja. Also meine Akkordeonlehrerin damals: Bei irgendeinem Stück konnte sie drauf warten, dass ich an einer bestimmten Stelle hängenblieb. "Weißte was, jetzt kriegste 'nen Wodka." Der erste Schnaps in meinem Leben. Den hab' ich 'runtergekippt - dann lief's. Ich war aber nicht besoffen. :wink:

Ansonsten war ich immer ihr Bester, hatte 6 Jahre lang nur Einsen bei ihr - das einzige Problem: ich kann das Instrument heute noch nicht spielen. :wink: Die drei Stücke jedes Jahr zur Prüfung saßen - Kunststück, da hatte ich ja auch jeweils ein Jahr Zeit zum Üben. Und ein Prüfer sagte mal: "Du spielst sehr gut, du machst nur einen Fehler." (Hä?) "Wenn du mal danebentippst, verziehst du das Gesicht." :wink:

Jahrzehnte später unterhalte ich mich mal mit einem "Profi": "Jaja, mal danebengreifen tue ich auch öfters." Da hatte ich ihm aber schon ein Bier spendiert. :wink:
Zuletzt geändert von raa am 26.11.2018 12:30:18, insgesamt 2-mal geändert.

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novalix
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von novalix » 26.11.2018 16:38:04

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
... Psychologen-/Pädagogenbuzzwords hin oder her.
Ich kann eine gewisse Skepsis gegenüber dem Auftreten und dem Output bestimmter akademischer Vertreter dieser "Genres" verstehen.
Der Link von @Huo auf den sich dieser Absatz bezieht skizziert allerdings Forschungsansätze und -traditionen, die absolut nicht unter dem Label "Buzz" abgetan werden können.
Die Arbeiten von George Herbert Mead zu lesen und zu durchdenken, bedeutet einen erheblichen wissenschaftlichen Mehrwert, sowohl im Hinblick auf Erkenntnisinhalte, als auch methodischer Ansätze, als auch handwerlicher Präzision, als auch auf pragmatischer Bezugsebene.
Ebenso sind die phänomenologischen Ausarbeitungen von Alfred Schütz und Maurice Merleau-Ponty alles andere als fundamentlose Spinnereien.
Der engere Begriff des "Embodiment" - bzw. dessen Auftauchen als eigenes Lemma in der Wikipedia - geht wahrscheinlich zurück auf das Buch "The Embodied Mind" (deutsch: Der mittlere Weg der Erkenntnis) von Francisco Varela, et. al. Darin wird der Bezug zur Kognitionswisssenschaft hergestellt.

Die Kognitionswissenschaft ist ein interessanter Bastard. Hervorgegangen ist sie vornehmlich aus dem kybernetischen Programm. Dem wiederum lag eine gewisse Unzufriedenheit mit der unmittelbaren Nutzbarmachung der geisteswisssenschaftlichen Erkenntnisse zu Grunde. Während die harten Wissenschaften kontinuierlich Technologie als Ergebnis vorweisen, kommt aus den weicheren Gefilden "nur Gelaber".
Die Kognitionswissenschaft ist also in einem gewissen Sinne eine "feindliche Übernahme" vorher primär geisteswissenschaftlicher Interessensgebiete durch das Ingenieurlager.
Dem Inschenör ist nichts zu schwör, oder auch:
Freiwillige Selbstkontrolle - Lob der Kybernetik hat geschrieben:Nimm Dir einen Regelkreis
und tu' Dich mitten rein!
Schnell erhälst Du den Beweis,
besser kann die Welt nicht sein.

Die Kognitionswissenschaft ist heute praktische Realität und noch immer im gewissen Sinne Projektionsfläche für eine naturwissenschaftlich orientierte, "harte" Herangehensweise an "das Denken".
Kann man von mir aus machen. Man muss sich aber auch Rechenschaft darüber ablegen, was man eigentlich genau erklären kann und was nicht.
Die Probleme der Modellbildung innerhalb der Kognitionswissenschaft zeigt "The Embodied Mind" ganz anschaulich auf. Im wesentlichen hatte Varela diese Studien schon in einem früheren Aufsatz veröffentlicht. In "The Embodied Mind" kommt noch eine Auseinandersetzung mit den erfahrungsbasierten Erkenntnissen buddhistischer Traditionen hinzu.

Man sollte die Erziehungswissenschaften nicht pauschal geringschätzen. Es existieren wissenschaftlich gut fundierte und ausgeführte Untersuchungen und ebenso begriffliche Rahmenwerke. Leider wird allerdings auch viel geplappert.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

DeletedUserReAsG

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 26.11.2018 18:06:42

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 10:39:14
Du unterschlägst, dass ich von Experimenten geschrieben habe, die der Schüler selbst durchführt, nicht von solchen, die der Lehrer vorführt.
… und du unterschlägst, dass ich an keiner Stelle gefordert habe, alles solle dann nur noch virtuell stattfinden. Meine Idee war eher: so Sachen wie „wir tun Lackmuslösung in eine Flüssigkeit und gucken dann, ob es sich um eine Säure oder eine Base handelt“ kann man durchaus tatsächlich durchführen. So Sachen wie „Wir haben hier ’nen Haber-Bosch-Reaktor und möchten wissen, was passiert, wenn wir diesen oder jenen Parameter ändern, und wir möchten herausarbeiten, warum das so sein könnte“ sind im Unterricht eher schwierig zu realisieren. Und das ist nur ein Beispiel, mir fallen da aus’m Stand heraus erheblich mehr ein, bei denen eine Simulation vielen meiner Mitschüler wahrscheinlich sehr geholfen hätte, die Sache zu verstehen.
Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 10:39:14
Kaum jemand wirft doch so massiv mit Buzzwords um sich wie die Digitalisierungseuphoriker!
… jaja, das alte „Aber aber aber … aber die machen das doch auch!!k“.
Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 10:39:14
Dass die von Dir aufgelisteten Mißstände eine Folge von Smartphonefixierung und der fragmentierten Häppchenkultur digitaler Medien sein könnten, ziehst Du nicht in Betracht?
… doch, schon – weil die Kinder mangels Kompetenzen und technischer Ausstattung in den Schulen eben derzeit nicht lernen, damit umzugehen.
Zuletzt geändert von DeletedUserReAsG am 26.11.2018 18:21:33, insgesamt 1-mal geändert.

DeletedUserReAsG

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 26.11.2018 18:19:40

(ich splitte die Beiträge dann auch mal auf)
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 12:13:02
aber mach' mir mal vor, wie ich meine stapelweise Korrespondenz handschriftlich bewältigen sollte.
Und abseits deiner Korrespondenz bist du nicht in der Lage, irgendwas zu schreiben? Ich weiß, ich bin keine Referenz – aber ich genieße es, von Zeit zu Zeit einfach vor mich hinzuschreiben. Analog.
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 12:13:02
Und das hast du geschafft? Wirklich mit 10 Fingern flüssig und "blind"? Nach wievielen Jahren "2...4-Finger-Suchsystem"?
Gut, an der Stelle war ich nicht gefragt. Aber ich hab das auch mal gemacht, und es hat ungefähr 2 Monate gedauert, bis ich überwiegend die richtigen Tasten getroffen habe, und nochmal so 3-4 Monate, bis ich auf rund 300 Anschlägen pro Minute war. Nach etwa 20 Jahren „Mehrfingersuchsystem, optisch gestützt“. Da muss man jedenfalls kein Wunderkind zu sein.
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 16:38:04
Ich kann eine gewisse Skepsis gegenüber dem Auftreten und dem Output bestimmter akademischer Vertreter dieser "Genres" verstehen.
Ich habe mich eine Zeit lang sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt (wenngleich ich vermutlich auch das Meiste nicht, oder auch falsch verstanden habe). Was aber selbst mir als Laien auffiel: es gibt erheblich viele sich widersprechende Theorien, und wenn’s um die Erklärung der gemachten Beobachtungen ging, hätte selbst ich die eine oder andere anhand eigener Erfahrungen zerlegen können.

TuxPeter
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von TuxPeter » 26.11.2018 19:32:23

Vermutlich haben alle EDV-ler, die jemals nennenswerten Umgang mit denen, die alltäglich die schönen Kreationen ambitionierter Programmierer anwenden müssen, folgende Beobachtung gemacht:

Es gibt einen überraschend hohen Anteil von Menschen, die zwar nicht die geringste Schwierigkeit haben, ein Blatt Papier in den richtigen Ordner zu heften, diesen an die vorgesehene Stelle zu stellen und das Zeug dann auch tatsächlich völlig problemlos wieder zu finden, die aber dem im Grunde völlig analogen Vorgang des Abspeicherns und Wieder-Aufrufens ziemlich bis äußerst hilflos gegenüber stehen. ("Ich habs doch ganz bestimmt abgespeichert, und nun isses weg!")

Was schließt der schlaue EDV-ler im Regelfalle daraus? Dass er die finsteren Einzelheiten von Pfaden, Verzeichnissen, Dateinamen und -Ergänzungen möglichst vollständig vorm geplagten User verstecken muss und ihn möglichst unmündig lassen muss. Aber das ist jetzt nicht das Thema - sondern der Fakt, dass etwas, was unter Beteiligung von körperlicher Bewegung und - Sensorik geschah, sich viel besser merken lässt.

DeletedUserReAsG

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 26.11.2018 19:36:21

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 19:32:23
Aber das ist jetzt nicht das Thema - sondern der Fakt, dass etwas, was unter Beteiligung von körperlicher Bewegung und - Sensorik geschah, sich viel besser merken lässt.
Ich behaupte: wäre der User die ersten paar Male gezwungen worden, den kompletten Pfad manuell einzugeben und das Speichern zu bestätigen, hätte er es sich genausogut merken können.

guennid

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von guennid » 26.11.2018 19:41:24

TuxPeter hat geschrieben:Was schließt der schlaue EDV-ler im Regelfalle daraus? Dass er die finsteren Einzelheiten von Pfaden, Verzeichnissen, Dateinamen und -Ergänzungen möglichst vollständig vorm geplagten User verstecken muss und ihn möglichst unmündig lassen muss.
:THX: :THX: :THX:

Bis zu Linux-Systemen ist diese Regel nach meiner Wahrnehmung Gott sei Dank noch nicht vorgedrungen, jedenfalls nicht flächendeckend.

Und was die Windows-EDVler ageht: denen fällt partout nichtauf, dass es zwischen der Anlage eines Verzeichnisses ("Ordners", vulgo dicitur) und der Beschaffung eines neuen Aktenschrankes denn doch gewisse Unterschiede bestehen. :mrgreen:

Grüße, Günther

guennid

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von guennid » 26.11.2018 20:01:56

niemand hat geschrieben:wäre der User die ersten paar Male gezwungen worden, den kompletten Pfad manuell einzugeben und das Speichern zu bestätigen
Völlig einverstanden. Und ich behaupte mal: Das ist Sensorik.

Grüße, Günther

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von spiralnebelverdreher » 26.11.2018 22:08:36

schwedenmann hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.11.2018 18:46:42
Hallo
werden die Kids jetzt besser fürs Studium vorbereitet, oder ist das im Grunde nur heiße Luft ?
Ich tendiere eher zu Letzterem, das digitale Lernen wird überschätzt.
Das [moderne|neue|digitale|you_name_it] Lernen wird immer überschätzt, solange der Anpassungs- und Lernbedarf der Lehrenden wie Lernenden unterschätzt wird.
Mir hat mal der Schulleiter eines Oberstufengymnasiums (3 Jahrgänge, vierzügig, gute Mischung aus Natur- und Geisteswissenschaften) erzählt, wie hoch sein Jahresbudget (!) für Fortbildung aller (!) Lehrer pro Jahr ist (bzw. war vor 5 Jahren). Es war deutlich unter 1000€, für alle zusammen. Auch unter Anerkennung der Tatsache, dass die staatliche Lehrerfortbildungseinrichtung keine hohen Gebühren ausruft: Wie kann mit so einem Ansatz die Einführung neuer Medien und Lernformen gelingen?

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Lohengrin » 26.11.2018 22:14:59

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 19:32:23
Was schließt der schlaue EDV-ler im Regelfalle daraus? Dass er die finsteren Einzelheiten von Pfaden, Verzeichnissen, Dateinamen und -Ergänzungen möglichst vollständig vorm geplagten User verstecken muss und ihn möglichst unmündig lassen muss. Aber das ist jetzt nicht das Thema - sondern der Fakt, dass etwas, was unter Beteiligung von körperlicher Bewegung und - Sensorik geschah, sich viel besser merken lässt.
Das Problem fängt da an, wo von Ordnern statt von Verzeichnissen gesprochen wird.
Was ist denn an Datei, Verzeichnis und Link so schwer zu verstehen? Wenn der Benutzer das versteht, dann versteht er auch den Unterschied zwischen Kopieren und Verschieben, versteht, dass es zum Löschen nicht reicht, den Eintrag im Verzeichnis zu entfernen, usw.
Der Benutzer muss sich, wenn er etwas speichern, fragen, wie er es denn wiederzufinden gedenkt. Wenn er das nicht tut, hat er später das Problem. Das hat nichts mit körperlicher Bewegung zu tun, das ist fehlendes Nachdenken, weil er durch den Begriff Ordner verwirrt ist.
Harry, hol schon mal das Rasiermesser!

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 27.11.2018 00:21:27

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 18:19:40
Und abseits deiner Korrespondenz bist du nicht in der Lage, irgendwas zu schreiben?
Wie kommst du darauf? Muss ich ja auch gelegentlich. Habe nur manchmal selber Probleme, es zu lesen. :wink:
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 18:19:40
Ich weiß, ich bin keine Referenz – aber ich genieße es, von Zeit zu Zeit einfach vor mich hinzuschreiben.
Schwer vorstellbar, aber so hat eben jeder seine Vorlieben und Abneigungen. :wink:
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 22:14:59
Der Benutzer muss sich, wenn er etwas speichern, fragen, wie er es denn wiederzufinden gedenkt. Wenn er das nicht tut, hat er später das Problem. Das hat nichts mit körperlicher Bewegung zu tun, das ist fehlendes Nachdenken, weil er durch den Begriff Ordner verwirrt ist.
Nö. Wenn ich alles ohne System "irgendwo" speichere (ob nun als Papier oder als Datei), werde ich nach einer bestimmten Zeit immer Mühe haben, es wiederzufinden. Nur Ordner zu verwenden ist nämlich noch keine Garantie für Ordnung. So wie eine Badehose noch keinen guten Schwimmer macht, einen Stradivari noch keinen Geigenvirtuosen, (ähm - eine PA - Anlage mit ein paar kW noch keine Rockband), ... :wink:
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 16:38:04
Dem Inschenör ist nichts zu schwör, oder auch:
Freiwillige Selbstkontrolle - Lob der Kybernetik hat geschrieben:Nimm Dir einen Regelkreis
und tu' Dich mitten rein!
Schnell erhälst Du den Beweis,
besser kann die Welt nicht sein.
Sorry, der Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Oder hat nur mein Ironiedetektor versagt?

Huo
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Huo » 27.11.2018 09:42:01

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 18:06:42
Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 10:39:14
Du unterschlägst, dass ich von Experimenten geschrieben habe, die der Schüler selbst durchführt, nicht von solchen, die der Lehrer vorführt.
… und du unterschlägst, dass ich an keiner Stelle gefordert habe, alles solle dann nur noch virtuell stattfinden.
... und Du unterschlägst (zu meinem Erstaunen), dass ich Deine relativierende Sicht sehr wohl zur Kenntnis genommen, in meinem letzten Beitrag auch explizit zitiert und durch eine eigene "Relativierung" ergänzt hatte:
Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 10:39:14
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 07:25:28
Abgesehen davon hab ich nicht davon gesprochen, alles durch Technik ersetzen zu wollen, sondern sehe sie als Ergänzung, Mittel zur Unterstützung.
Okay, ich will auch nicht jegliche Technik kategorisch aus der Schule verbannen.
Aber wir laufen nun Gefahr, uns in absurden Scharmützeln zu verlieren, die nichts mehr zum Thema beitragen. Unsere unterschiedlichen Meinungen dürften klar geworden sein, weshalb ich jetzt raus bin, wie die einschlägige Floskel geht. Bestimmt würde uns beiden etwas körperliche Bewegung jetzt ganz gut tun. :wink:

"Ich würde ganz gern – warum denn nicht – einen Ausflug mit einer Gesellschaft von lauter Niemand machen. Natürlich ins Gebirge, wohin denn sonst?"
(Franz Kafka, Der Ausflug ins Gebirge)

DeletedUserReAsG

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 27.11.2018 12:14:14

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.11.2018 09:42:01
Aber wir laufen nun Gefahr, uns in absurden Scharmützeln zu verlieren, die nichts mehr zum Thema beitragen. Unsere unterschiedlichen Meinungen dürften klar geworden sein, weshalb ich jetzt raus bin, wie die einschlägige Floskel geht. Bestimmt würde uns beiden etwas körperliche Bewegung jetzt ganz gut tun.
Im Grunde stimme ich zu, bis auf dem Teil mit der Bewegung. Ich denke, ich bewege mich, über den Tag gesehen, deutlich mehr, als 80% der Bevölkerung es tun.

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Lohengrin » 27.11.2018 16:00:39

raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.11.2018 00:21:27
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 22:14:59
Der Benutzer muss sich, wenn er etwas speichern, fragen, wie er es denn wiederzufinden gedenkt. Wenn er das nicht tut, hat er später das Problem. Das hat nichts mit körperlicher Bewegung zu tun, das ist fehlendes Nachdenken, weil er durch den Begriff Ordner verwirrt ist.
Nö. Wenn ich alles ohne System "irgendwo" speichere (ob nun als Papier oder als Datei), werde ich nach einer bestimmten Zeit immer Mühe haben, es wiederzufinden. Nur Ordner zu verwenden ist nämlich noch keine Garantie für Ordnung. So wie eine Badehose noch keinen guten Schwimmer macht, einen Stradivari noch keinen Geigenvirtuosen, (ähm - eine PA - Anlage mit ein paar kW noch keine Rockband), ... :wink:
Wieso Nö?
Du hast mir doch zugestimmt. Es liegt nicht an der fehlenden körperlichen Bewegung. Es liegt am fehlenden Nachdenken.

Anton glaubt, es sei wiederfindbar, weil der Begriff Ordner gefallen ist, und er das mit seinem Aktenschrank mit den Ordnern in Zusammenhang bringt. Dass Anton seinen Aktenschrank mit den Ordnern mit Bedacht bestückt, aber er, wenn er am Computer sitzt, darüber nicht nachdenkt, fällt ihm nicht auf.

Nun fragt sich Bodo, woran es liegen könnte, sucht nach Unterschieden, und stellt fest, dass sich Anton beim Aktenschrank bewegt und beim Computer nicht. Er meint, das Problem lösen zu können, indem er Anton dazu bringt, sich auch am Computer zu bewegen.

Das ist Cargo-Kult-Wissenschaft.
Harry, hol schon mal das Rasiermesser!

raa
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 28.11.2018 19:17:28

Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.11.2018 16:00:39
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.11.2018 00:21:27
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 22:14:59
Der Benutzer muss sich, wenn er etwas speichern, fragen, wie er es denn wiederzufinden gedenkt. Wenn er das nicht tut, hat er später das Problem. Das hat nichts mit körperlicher Bewegung zu tun, das ist fehlendes Nachdenken, weil er durch den Begriff Ordner verwirrt ist.
Nö. Wenn ich alles ohne System "irgendwo" speichere (ob nun als Papier oder als Datei), werde ich nach einer bestimmten Zeit immer Mühe haben, es wiederzufinden. Nur Ordner zu verwenden ist nämlich noch keine Garantie für Ordnung. So wie eine Badehose noch keinen guten Schwimmer macht, einen Stradivari noch keinen Geigenvirtuosen, (ähm - eine PA - Anlage mit ein paar kW noch keine Rockband), ... :wink:
Wieso Nö?
Du hast mir doch zugestimmt. Es liegt nicht an der fehlenden körperlichen Bewegung. Es liegt am fehlenden Nachdenken.

Anton glaubt, es sei wiederfindbar, weil der Begriff Ordner gefallen ist, und er das mit seinem Aktenschrank mit den Ordnern in Zusammenhang bringt. Dass Anton seinen Aktenschrank mit den Ordnern mit Bedacht bestückt, aber er, wenn er am Computer sitzt, darüber nicht nachdenkt, fällt ihm nicht auf.

Nun fragt sich Bodo, woran es liegen könnte, sucht nach Unterschieden, und stellt fest, dass sich Anton beim Aktenschrank bewegt und beim Computer nicht. Er meint, das Problem lösen zu können, indem er Anton dazu bringt, sich auch am Computer zu bewegen.

Das ist Cargo-Kult-Wissenschaft.
Ah so.
Auf den Samoainseln haben die Einheimischen nicht begriffen, was es mit den Flugzeugen auf sich hat, die während des Krieges landeten und ihnen alle möglichen herrlichen Dinge brachten. Und jetzt huldigen sie einem Flugzeugkult. Sie legen künstliche Landebahnen an, neben denen sie Feuer entzünden, um die Signallichter nachzuahmen. Und in einer Holzhütte hockt so ein armer Eingeborener mit hölzernen Kopfhörern, aus denen Bambusstäbe ragen, die Antennen darstellen sollen, und dreht den Kopf hin und her. Auch Radartürme aus Holz haben sie und alles mögliche andere und hoffen, so die Flugzeuge anzulocken, die ihnen die schönen Dinge bringen. Sie machen alles richtig. Der Form nach einwandfrei. Alles sieht genau so aus wie damals. Aber es haut nicht hin. Nicht ein Flugzeug landet.
Stimmt. Ich habe soooo viele Ordner, trotzdem kommt die "große Unordnung" immer von ganz alleine. :wink: Also bin ich nun so ein Eingeborener? Ach nein - ich sitze ja nicht vor einer Computeratrappe ...
Beim Umgang mit Technologie führte Feynman später seine Eindrücke aus der Untersuchungskommission der Challenger-Katastrophe an. Er kritisierte sowohl die von Wunschdenken geprägten Risikoeinschätzungen der NASA zum Space-Shuttle-Programm als auch die Arbeit der Untersuchungskommission selbst als Cargo-Kult-Science. In beiden Fällen wurde laut Feynman formalen Kriterien genügt, ohne die teilweise absurden Inhalte zu hinterfragen.
Aber die Ings, die vor dem Start bei diesen niedrigen Temperaturen gewarnt hatten - eben weil Probleme mit Dichtungen auftreten könnten ...

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von Lohengrin » 28.11.2018 19:31:40

raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:17:28
Stimmt. Ich habe soooo viele Ordner, trotzdem kommt die "große Unordnung" immer von ganz alleine. :wink: Also bin ich nun so ein Eingeborener? Ach nein - ich sitze ja nicht vor einer Computeratrappe ...
In meinem Beispiel ist nicht Anton, sondern Bodo der Cargo-Kult-Wissenschaftler.
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:17:28
Aber die Ings, die vor dem Start bei diesen niedrigen Temperaturen gewarnt hatten - eben weil Probleme mit Dichtungen auftreten könnten ...
Die konnten sich gegen den Cargo-Kult nicht durchsetzen. Es gab da wohl Experten, die mehr zu sagen hatten, weil sie den größeren Bambus an der Kopfhörerattrappe hatten.

Ich habe wegen des Cargo-Kults gestern noch ein bisschen bei Wikipedia gestöbert, bin bei Prinz-Philip-Bewegung gelandet, und habe mir dann gedacht "Nicht lachen! Wir haben auch solche Experten.", und dann hörte ich - wegen unserer Experten - Harrys (oder Goethes, auch egal) Lachen, das Lachen der Unsterblichen.

Feynman hat einiges in diese Richtung gebracht. "The map of the cat" ist eins mehr davon. Feynman war großartig. Schade, dass in der Schule den Kindern nichts von ihm erzählt wird.
Harry, hol schon mal das Rasiermesser!

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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 28.11.2018 19:58:34

raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:17:28
Ich habe soooo viele Ordner, trotzdem kommt die "große Unordnung" immer von ganz alleine. Also bin ich nun so ein Eingeborener? Ach nein - ich sitze ja nicht vor einer Computeratrappe ...
Ich denke eher an folgende Interpretation: du nennst deine Verzeichnisse „Ordner“ und erwartest, dass sich das Ganze wie echte Ordner verhält, und Unordnung vermieden wird. So wie die Einheimischen den Kram nachgebaut haben, den sie sehen konnten, und erwarteten, dass sich das wie ’n echter Flughafen verhält (i.e., dass dann auch Flugzeuge kommen).

raa
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 28.11.2018 20:25:22

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:58:34
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:17:28
Ich habe soooo viele Ordner, trotzdem kommt die "große Unordnung" immer von ganz alleine. Also bin ich nun so ein Eingeborener? Ach nein - ich sitze ja nicht vor einer Computeratrappe ...
Ich denke eher an folgende Interpretation: du nennst deine Verzeichnisse „Ordner“ und erwartest, dass sich das Ganze wie echte Ordner verhält, und Unordnung vermieden wird.
Das verbitte ich mir! :roll:
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:58:34
So wie die Einheimischen den Kram nachgebaut haben, den sie sehen konnten, und erwarteten, dass sich das wie ’n echter Flughafen verhält (i.e., dass dann auch Flugzeuge kommen).
Naja, wie gesagt: Nicht alles, was auf allen vier Beinen hinkt, ist ein Vergleich. Ich für meinen Teil nenne sowas weder "Ordner noch "Nachbau". :wink:

Code: Alles auswählen

├── conf.d
│   ├── mysql.cnf
│   └── mysqldump.cnf
├── debian.cnf
├── debian-start
├── mariadb.cnf
├── mariadb.conf.d
│   ├── 50-client.cnf
│   ├── 50-mysql-clients.cnf
│   ├── 50-mysqld_safe.cnf
│   └── 50-server.cnf
├── my.cnf -> /etc/alternatives/my.cnf
└── my.cnf.fallback
Ich meine ja nur, weil wir's in einem anderen Thread gerade davon hatten ...
Lohengrin hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:31:40
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 19:17:28
Aber die Ings, die vor dem Start bei diesen niedrigen Temperaturen gewarnt hatten - eben weil Probleme mit Dichtungen auftreten könnten ...
Die konnten sich gegen den Cargo-Kult nicht durchsetzen. Es gab da wohl Experten, die mehr zu sagen hatten, weil sie den größeren Bambus an der Kopfhörerattrappe hatten.
Kann man so sehen, wie bei so vielen Katastrophen. Wer war wohl für Eschede verantwortlich - zuallerletzt wohl die, die wussten, dass eben dieser Radreifen schon weit über den zulässigen Grenzwert abgefahren war, sonst hätten sie den Zug nicht immer wieder auf die Strecke gejagt (am Unglückstag übrigens quasi direkt aus der Wartungshalle in München) ...
Zuletzt geändert von raa am 28.11.2018 20:33:53, insgesamt 1-mal geändert.

DeletedUserReAsG

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 28.11.2018 20:38:49

raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:25:22
Ich für meinen Teil nenne sowas weder "Ordner noch "Nachbau".
Naja, doch. Du selbst nanntest es „Ordner“. Machen halt auch viele, aber wenn man dann auch noch weniger technikaffin ist, und dem „Ordner“ Eigenschaften eines tatsächlichen Ordners andichtet, wird’s nunmal schnell ungeordnet. No offense intended – mag bei dir vielleicht anders sein. Aber ich konnte das nunmal schon bei sehr vielen „Nur-Anwendern“ beobachten. Und da ist’s schon vergleichbar mit den Eingeborenen aus dem Beispiel oben.

raa
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Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 28.11.2018 21:14:58

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:38:49
raa hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:25:22
Ich für meinen Teil nenne sowas weder "Ordner noch "Nachbau".
Naja, doch. Du selbst nanntest es „Ordner“.
Nein, nein, ich habe da nur eine Namenskonvention übernommen, wenn man mal so sagen darf. :wink: Ok, in der -ixoiden Welt gibt's die wohl kaum ...
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:38:49
Machen halt auch viele, aber wenn man dann auch noch weniger technikaffin ist, und dem „Ordner“ Eigenschaften eines tatsächlichen Ordners andichtet, wird’s nunmal schnell ungeordnet.
Och, nicht nur dann. :wink: Wie war das: Ordnung ist was für Primitive, das Genie beherrscht das Chaos. Leider gilt die Umkehrung nicht zwingend: Dem Genie kann schon manchmal Schluderei nachgewiesen werden - Schluderei alleine garantiert aber noch keine Genialität ...
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:38:49
No offense intended
In German, please?
niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 20:38:49
– mag bei dir vielleicht anders sein. Aber ich konnte das nunmal schon bei sehr vielen „Nur-Anwendern“ beobachten. Und da ist’s schon vergleichbar mit den Eingeborenen aus dem Beispiel oben.
Na schön, mit wem würdest du also die Leute vergleichen, mit denen ich bei meinen fast täglichen S-Bahn-Fahrten so konfrontiert werde: Kaum noch ein Mensch, der nicht auf so einem teuren Gerätchen 'rumwischt - aber zu bleede, sich richtig hinzusetzen. Sich lieber einen Knoten in die Beine macht, als sich mit seinem Gegenüber (also z.B. mit mir) mal kurz zu verständigen. Es geht nämlich anders. Habe nur keinen Bock mehr, das jedesmal aufs neue zu erklären.

Ok, so dämlich wie damals einer im ICE kam mir noch keiner wieder: "Wollen Sie sich nicht hier 'rüber setzen? Da sitzen Sie näher an ihren Füßen!"

guennid

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von guennid » 28.11.2018 21:27:39

Ich denke, das Problem ist nicht, ob ich das zuletzt in Rede stehende Phänomen nun Ordner- oder Verzeichnis-Struktur nenne, sondern das, worauf TuxPeter hingewiesen hat: Ob ich für gute Verkaufszahlen alles easy nenne, was halt meistens schlicht nicht easy ist.

on topic: Man müsste sich zunächst mal darüber unterhalten, was denn weswegen "digitalisierungsmäßig" Lernstoff in einer (welcher eigentlich?) allgemeinbildenden Schule sein soll. Ob man das draufpacken kann auf den bisherigen Lernstoff oder zu Lasten welchen Lernstoffs das denn jetzt gehen soll. Ich sehe nicht, wo diese Diskussion sachlich und ohne Affekthascherei von den zuständigen Politmenschen geführt würde. Mal abgesehen davon, dass über personellen und organisatorischen Veränderungsbedarf eh nicht gesprochen wird.

Grüße, Günther

raa
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Registriert: 19.12.2013 10:16:19

Re: Bekommt Deutschlandf dadurch bessere Schüler und Studenten ?

Beitrag von raa » 28.11.2018 22:26:39

guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 21:27:39
Ob ich für gute Verkaufszahlen alles easy nenne, was halt meistens schlicht nicht easy ist.
Der Zweck "gute Verkaufszahlen" heiligt jedes Mittel. Jedenfalls in der gegenwärtig praktizierten Form der Marktwirtschaft. Die geht nämlich nötigenfalls über Leichen.
guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.11.2018 21:27:39
on topic: Man müsste sich zunächst mal darüber unterhalten, was denn weswegen "digitalisierungsmäßig" Lernstoff in einer (welcher eigentlich?) allgemeinbildenden Schule sein soll. Ob man das draufpacken kann auf den bisherigen Lernstoff oder zu Lasten welchen Lernstoffs das denn jetzt gehen soll. Ich sehe nicht, wo diese Diskussion sachlich und ohne Affekthascherei von den zuständigen Politmenschen geführt würde. Mal abgesehen davon, dass über personellen und organisatorischen Veränderungsbedarf eh nicht gesprochen wird.
Ach weißt du, die Sinnlosigkeit solcher Diskussionen hab' ich eingesehen, nachdem ich gesehen habe, dass meine missratene Tochter nach ihrem glänzenden Hochschulabschluss von Psychologie genauso viel Ahnung hatte wie vorher. Erst war ich ja angenehm überrascht: Sie fängt an derselben Schule an wie ich damals - aber der alte Barkhausen würde im Grabe rotieren wie ein Ventilator, wenn er wüsste, was ihr da "gelehrt" wurde, und wie.

Du hast richtig gelesen: Barkhausen, die Rede ist also von der TU Dresden. Was Psychologie an einer technischen Uni zu suchen hat, wird allerdings auch ewig ein Geheimnis der "gesamtdeutschen" Fehl- und Missbildungspolitik bleiben.

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