Lesetipp: "Losing Earth"

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heisenberg
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 21.05.2019 13:53:20

Hallo Hikaru,

ich denke nicht das ein Dialog - zumindest bei diesem Thema - zwischen uns beiden zu irgend etwas führt, was für einen von uns beiden irgend ein Gewinn ist. Deswegen werde ich auf Deine zukünftigen Beiträge - bei diesem Thema - nicht mehr eingehen.

---

Falls noch einer da ist, den's interessiert:
  • Fell ist kein Wissenschaftler, sondern Gymnasiallehrer und Politiker mit einer persönlichen Vision von 100% erneuerbaren Energien, die er mit unglaublicher Begeisterung und Engagement verfolgt.
  • Er wohnt ca. 6 km von meinem Elternhaus. Ich habe Ihn auch persönlich mal kennen gelernt. Er war damals halt irgend einer der "Grünen" aus dem Dorfumfeld.
  • In seinem Blog veröffentlicht er regelmässige Informationen zu aktuellen Entwicklungen des Themas Erneuerbare Energien, Speichertechnik(z. B. [1]), politische Entwicklungen, Projekten, ...
Für mich ist das, was er darstellt, das was es jetzt im Moment braucht: Das radikale Anpacken des Problems. Und da ist er Anderen um Jahre voraus.

Grüße,
h.

[1] 13.5.2019 Batteriespeicher mit 15 MWh in Bordesholm online: https://www.vb-bordesholm.de/batteriespeicher.html
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heisenberg
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 03.06.2019 00:38:55

Was mich hier wundert, vor allem auch in dieser rationalen, aufgeklärten Gruppe von Menschen, die vermutlich aufgrund der IT-Affinität eigentlich eher wissenschaftsaffin zu sein scheinen - dass auch hier immer noch Leute über ein Thema diskutieren wollen, dass seit über 30 Jahren bzgl. der relevanten Kernaussage so klar ist, wie's nur irgend sein kann. (Die Zeit ist um. Das Risiko eines Klimakollapses droht mit jedem Tag der Untägigkeit. Dann halt unaufhaltbares plantenweites Massensterben, Überflutung von Küstenregionen, extreme Wetterereignisse, und der ganze Käse eben... )

Nach dem Motto: Jedes Volk bekommt die Regierung die es verdient hat:
Martina Fietz(Sprecherin der Bundesregierung) hat geschrieben:Und unsere Regierung ist ja der Meinung, "... deswegen wird es ja gar nicht notwendig sein seitens der Politik ... Vorschriften zu machen. Es wird wahrscheinlich schon ein verändertes Verhalten der Bevölkerung dazu führen ... das Klimaschutzziele sich erreichen lassen!"

3:40 ... Die Bundeskanzlerin möchte eine Diskussion darüber führen bis 2050(!!!) Klimaneutral zu werden und dabei nicht ob das tatsächlich geschafft wird, sondern nur wie wir das tun können...
https://www.youtube.com/watch?v=0yFSjrM-_ho (RegPK vom 29.5.2019, Anfang des Videos)

Genau Kohleausstieg? Brauchen wir nicht! Regenerative Energieförderung? Regelt sich alles komplett von alleine(Auch wenn wir die jetzt erst mal so kaputt reguliert haben, dass der Ausbau komplett zum Stillstand gekommen ist.) Statt dessen, wie Rezo es so schön ausgedrückt hat "zerstört die CDU mit Steuergeldern die Umwelt."

Und fragt mich nicht nach Quellen. Wer sich damit beschäftigt, der sollte sich mit kurzer Internetrecherche einen Überblick über die Situation verschaffen können.

Zur Info: Aktuelle Kapazitätsmessungen gehen davon aus, dass für eine Stabilisierung der Erwärmung bei 1,5°C noch ca. 9 Jahre Kapazität für das aktuelle Ausstosslevel da ist.

Die Zeit des Redens ist definitiv vorbei. Es gibt für die Politik eine Vielzahl von Vorschlägen und Möglichkeiten, wie die Wege da sind und vor allem aber auch Experten, die man einfach nur hinzu ziehen muss. Hätte man den Ausbau der Erneuerbaren ungebremst weiterlaufen lassen, dann wäre man da jetzt schon wesentlich weiter. Trotz allen schönen Reden: Sie tun so gut wie nichts.

Möglichkeiten
  • Engagieren in Protestbewegungen(Lasst Ihr Euch das echt alle einfach so gefallen und sterbt freiwillig bzw. lasst Ihr Eure Kinder einfach so sterben?)
  • Konsumverhalten/Mobilitätsverhalten umstellen
  • private finanzielle Mittel in regenerative Energien investieren(z. B. auch durch Umstellung des Kontos auf die GLS-Bank)
  • Umstellen des Stromvertrages auf einen 100% Ökostromanbieter(Am besten auf einen der auch wirklich dediziert 100% Ökostrom herstellt, um nicht für denjenigen denen es egal ist, noch dreckigen Strom produziert)
  • Umstellung auf erneuerbare im Eigenheim(Wärmepumpen, BHKW, Photovoltaik, Verbesserung der Dämmungssituatin, Solarthermie)
Zuletzt geändert von heisenberg am 03.06.2019 10:29:56, insgesamt 2-mal geändert.
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MartinV
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von MartinV » 03.06.2019 10:04:01

@heisenberg: Guter Beitrag, danke! :THX:

Am Rande: Mein bevorzugter Ökostromanbieter: EWS, ein Pionier auf diesem Gebiet.
Die Vernunft kann einem schon leidtun. Sie verliert eigentlich immer.

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hikaru
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 03.06.2019 10:27:41

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 00:38:55
Was mich hier wundert, vor allem auch in dieser rationalen, aufgeklärten Gruppe von Menschen, die vermutlich aufgrund der IT-Affinität eigentlich eher wissenschaftsaffin zu sein scheinen - dass auch hier immer noch Leute über ein Thema diskutieren wollen, dass seit über 30 Jahren bzgl. der relevanten Kernaussage so klar ist, wie's nur irgend sein kann.
Ich denke, der Diskussionswille ist nicht verwunderlich. Das Thema mag zwar seit 30 Jahren im Raum stehen, aber die eigentlichen Folgen fangen eben erst jetzt an, für jeden sichtbar zu werden - zumindest in einer Form, die sich nicht mehr wegreden lässt.
Außerdem ist es spannend. Wir sehen hier gerade einen Katastrophenfilm in Zeitlupe. Und wir spielen mit.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 00:38:55
Genau Kohleausstieg? Brauchen wir nicht! Regenerative Energieförderung? Regelt sich alles komplett von alleine(Auch wenn wir die jetzt erst mal so kaputt reguliert haben, dass der Ausbau komplett zum Stillstand gekommen ist.) Statt dessen, wie Rezo es so schön ausgedrückt hat "zerstört die CDU mit Steuergeldern die Umwelt."
Verabschiede dich von der Vorstellung, dass "die Politik" das Ziel hätte, die Lebensgrundlagen ihrer Bürger zu sichern! Das ist nur Propaganda. Und verabschiede dich von dem Gedanken, dass "das Volk" ein Interesse hätte, seine eigenen Lebensgrundlagen zu sichern! Das ist nur Wunschdenken.

Für beides wären Prozesse nötig, die einfach nicht vorhanden sind. Sowohl Politik als auch Volk müssten sich als emergente Ganze über ihre jeweilige Verantwortung für die Zukunft des Planeten bewusst sein. "Emergente Superwesen" haben aber kein Bewusstsein, selbst wenn die Einzelakteure aus denen sie bestehen jeweils eines haben.
Passend zusammengefasst ist das in dem Spruch: "Ein einzelner Mensch handelt klug, die Masse handelt dumm."

Wir zerstören diesen Planeten schon mindestens so lange wie wir Geschichte aufzeichnen, und daran wird sich auch nichts ändern. Die antiken Hochkulturen haben den Mittelmeerraum entwaldet, unsere Vorfahren haben das Gleiche mit den mitteleuropäischen Urwäldern getan. Ahnliches haben die Wikinger auf Island und die Bewohner der Osterinsel getan. Die Vorfahren der Aboriginies haben durch ihre Brandjagd das Ökosystems eines ganzen Kontinents umgekrempelt. Und es ist zumindest plausibel, dass die Vorfahren der heute für ihre Naturverbundenheit gelobten amerikanischen Ureinwohner nach ihrer Ankunft entscheidend am Aussterben der amerikanischen Megafauna beteiligt waren.

Der aktuelle Klimawandel ist nur eine weitere Runde des immer gleichen Spiels. Sollte man das deshalb einfach so hinnehmen? Nein, natürlich nicht - insbesondere weil wir uns im Gegensatz zu unseren Vorfahren bewusst sind, was wir tun. Aber dieses Bewusstsein ist eben das (vieler) Einzelner, kein systemischer Prozess "des Volkes" oder "der Politik".
Das sieht man u.a. daran, dass, wenn wir uns doch mal zu politisch relevanten Aktionen durchringen, diese viel zu kurz greifen. Kohleausstieg bis 2038 ist so ein Beispiel. Das ist viel zu wenig viel zu spät. Aber mehr war eben poltisch nicht drin.

Das 1,5°C-Ziel ist gar nicht mehr diskussionswürdig und auch das 2°C-Ziel ist eigentlich nur noch ein Wunschtraum. In Wahrheit geht es nur noch darum, auf welcher Seite von +4°C das Thermometer 2100* stehen wird. Wenn wir uns richtig reinhängen, schaffen wir vielleicht irgendwas nahe +3°C.
Aber weißt du was? Das braucht uns im Grunde nicht zu kümmern. Denn bis dahin sind alle die heute in der Lage sind die Politik zu beeinflussen tot. Die "Friday's for Future"-Kids sind die ersten, die diese Zeit miterleben werden. Davor haben sie zurecht Angst. Außerdem sind sie jung und naiv und glauben noch, etwas bewegen zu können. Deshalb gehen sie auf die Straße. Für diesen Aktionismus haben sie meinen Respekt, aber es ist eben nur Aktionismus.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 00:38:55
Möglichkeiten
  • Engagieren in Protestbewegungen(Lasst Ihr Euch das echt alle einfach so gefallen und sterbt freiwillig bzw. lasst Eure Kinder einfach so sterben?)
Im Bewusstsein um die Verhältnisse habe ich schon vor 15 Jahren entschieden, keine Kinder zu kriegen. Ich könnte es nicht vor ihnen verantworten, sie in diese Welt zu setzen. Für mich persönlich erledigt sich das Problem auf natürliche Art rechtzeitig.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 00:38:55
[*] Konsumverhalten/Mobilitätsverhalten umstellen
Ich hatte vor einiger Zeit spaßeshalber mal meinen CO₂-Fußabdruck durchgerechnet. Ich lebe nicht wirklich umweltbewusst, aber auch nicht verschwenderisch. Ich glaube ich kam auf ca. 7-8t, was ca. 2/3 des deutschen Durchschnitts entspricht, aber immer noch um Faktor 4 über dem ist, was nachhaltig wäre. Ich habe auch keine Ahnung, wie ich jemals auf 2t kommen sollte, u.a. auch deshalb weil schon ~1t für meinen öffentlichen Anteil draufgehen. Ich glaube, <6t wäre selbst mit Anstrengung für mich nicht realistisch machbar. Spielraum hätte ich in erster Linie noch beim Thema Ernährung. Aber ehrlich gesagt, bin ich dafür viel zu bequem.


*) Nur weil wir uns dieses Jahr als Benchmark rausgesucht haben ist das Thema ja dann nicht erledigt. Das scheinen mir viele nicht im Blick zu haben. Ich glaube, irgendwo hatte ich sowas wie +8°C im Jahre 2200 gelesen, wenn wir 2100 bei +4°C stehen. DAS wird lustig!

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von dufty2 » 03.06.2019 11:41:04

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 10:27:41
*) Nur weil wir uns dieses Jahr als Benchmark rausgesucht haben ist das Thema ja dann nicht erledigt. Das scheinen mir viele nicht im Blick zu haben. Ich glaube, irgendwo hatte ich sowas wie +8°C im Jahre 2200 gelesen, wenn wir 2100 bei +4°C stehen. DAS wird lustig!
In 0.8 Mrd. Jahren wird es aufgrund des roten Riesen keine Wirbeltiere mehr geben auf der Erde.
DAS wird erst lustig!

Auf der Autobahn fahre ich 115 bis 120. Mich überholen 98% der PKWs (und 100% der Mopeds/Motorräder).
Braucht man die Regierung dazu?

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heisenberg
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 03.06.2019 11:48:17

Es gibt genügend Menschen, die meinen Sie wären so schlau, dass sie bereits alles wüssten. Dass sie wissen, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Dass es schlau ist, einfach nichts mehr zu tun. Das ist keine Intelligenz, dass ist Faulheit. Natürlich: Nur zu reden und den gut informierten Intellektuellen zu mimen ist schön bequem und einfach und vor allem scheinbar so moralisch überlegen. Die Leute interessieren mich nicht, denn sie sind schon tot. Das sage ich, weil mir diese Art von tot sein nicht fremd ist und es für mich schwer ist, mich nicht an dieser Position auszuruhen. Zu denen sage ich nur:

Seid willkommen, falls Ihr Euch Doch noch zum Leben entschließt und behaltet Euren Zynismus, Eure Apathie für Euch, weil sie andere Menschen lähmt und Ihnen die Kraft raubt. Denn es darum andere Menschen zu motivieren, Ihnen Energie zu geben und gemeinsame Kraft zu entwickeln.

Auch wenn vielleicht schon einiges verloren ist, noch stehe ich mit beiden Beinen auf der Erde und kann etwas bewirken. Und ich schreibe das hier, weil ich hoffe, dass vielleicht noch ein Lebender unter Euch ist, der vielleicht bereit ist, zu lernen an sich zu glauben und dass jeder einen Unterschied macht.

Und wenn sich zu engagieren dumm sein soll, dann lass ich mich doch gerne als dumm bezeichnen.

Noch eine kleine Anmerkung zum Thema "Es hat ohnehin alles keinen Sinn!" Hans-Joachim Schellnhuber:

Als ehemaliger Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung war der Klimaschutz sein Anliegen Nummer 1. Er beobachtet seit langem auch die Aktivitäten, die sich gegen den Klimawandel richten und hat folgende, sich im Lauf der Zeit u. a. diese sich verändernde Strategien festgestellt:
  1. Abstreiten, dass ein Klimawandel stattfindet
  2. Abstreiten, dass der Mensch den Klimawandel verursacht
  3. Verharmlosung der Folgen des Klimawandels
  4. Verbreitung von Hoffnungslosigkeit, dass man ohnehin nichts machen kann(Da sind wir jetzt)
Überlegt selbst, von wem Ihr Euch manipulieren lasst.
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

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hikaru
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 03.06.2019 12:19:21

dufty2 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 11:41:04
In 0.8 Mrd. Jahren wird es aufgrund des roten Riesen keine Wirbeltiere mehr geben auf der Erde.
Die gab es vor 0,8 Mrd. Jahren auch nicht.
Vor rund 200 Jahren entstand gerade unser aktuelles Gesellschaftssystem (Nationalstaaten, Aufklärung, Industrielle Revolution).

V.A. aber, sind ein paar hundert Jahre durchaus klimatisch zusammenhängend, während es hunderte von Mio. Jahren eher nicht sind. Die Folgen der in den letzten 1000 Jahren abgeholzten lokalen Urwälder spüren wir heute noch.
Du siehst also die unterschiedliche Relevanz der betrachteten Zeiträume?

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 11:48:17
Es gibt genügend Menschen, die meinen Sie wären so schlau, dass sie bereits alles wüssten. Dass sie wissen, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Dass es schlau ist, einfach nichts mehr zu tun. Das ist keine Intelligenz, dass ist Faulheit. Natürlich: Nur zu reden und den gut informierten Intellektuellen zu mimen ist schön bequem und einfach und vor allem scheinbar so moralisch überlegen.
Ich vermute mal, das war auf mich gemünzt. Falls das so ist hast du mich nicht verstanden. Weder bin ich so vermessen zu glauben, alles zu wissen, noch behaupte ich, es wäre schlau, nichts zu tun.

Ich bin allerdings der Meinung, dass (falsche) Hoffung zu verbreiten ebenso fatal ist, wie jegliche Hoffnung aufzugeben. Die Hoffnung zu verbreiten, dass wir das Ruder rumreißen können, wenn wir alle an einem Strang ziehen ist naiv, denn es ist naiv, eine kritische Menge von Menschen (Auch CxU-Wähler) in diesem Sinn zu vereinen.
Genau diese naive Hoffnung steht hinter "Friday's for Future" und sie sei den Aktivisten aufgrund ihrer Jugend gegönnt. Aber sie wird mangels Reichweite (v.A. in konservative Kreise) nicht zum Ziel führen und ich halte es für wichtig, das realistisch einzuschätzen.

Wir brauchen etwas Besseres als Jugendproteste und eine Grüne Partei im Aufwind. Leider habe ich keine Ahnung, was dieses Etwas sei soll. Aber es muss systemumstürzend radikal sein und schnell kommen - besser gestern als heute.
Wir haben schlicht nicht die Zeit unsere Gesellschaft umzubauen. Sie muss eingerissen und von Grund auf neu errichtet werden.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 11:48:17
Die Leute interessieren mich nicht, denn sie sind schon tot.
Das ist schade, denn indem du dich der Auseinandersetzung mit den Hoffnungslosen entziehst, schränkst du deinen Horizont ein (ich behaupte aus Faulheit, die Auseinandersetzung zu führen). Vor Allen aber schwächst du damit dein Anliegen, denn indem du diese Leute abschreibst, verlierst du sie für deine Sache.

TomL

Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von TomL » 03.06.2019 12:44:33

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.06.2019 11:48:17
Seid willkommen, falls Ihr Euch Doch noch zum Leben entschließt und behaltet Euren Zynismus, Eure Apathie für Euch, weil sie andere Menschen lähmt und Ihnen die Kraft raubt. Denn es darum andere Menschen zu motivieren, Ihnen Energie zu geben und gemeinsame Kraft zu entwickeln.
Diese moralische Keule gefällt mir überhaupt nicht... und das obwohl ich weiss, dass alle Deine Argumente wahr sind ... und auch das vermutlich alles zutreffen wird, was als worst-case vorhergesagt wird. Und obwohl ich weiss, dass Du Recht, teile ich dennoch hikaru's Standpunkt, weil ich sicher bin, dass es einerseits aus subjektiv egoistischen Interessen und andererseits aus Gründen der fehlenden Kontiguität (*) nicht gelingen wird, in aller Kürze etwas wirksam auf die Beine zu stellen.

Jeder Mensch hat eine Grenze, an dem er seine persönliche Schmerzgrenze für den Klimaschutz hinsichtlich persönlicher direkter Betroffenheit oder auch fehlender langfristiger Konsequenzen überschritten sieht. Und genau die Summe dieser vielen persönlichen Anti-Aspekte (auch vertreten durch Firmen und wirtschaftliche Interessen) führt eben in der politischen Debatte zu einem unüberwindbaren Berg an Standpunkten und Hindernissen, der wirksames Handeln für eine erfolgreiche Klimarettung quasi unmöglich macht.

Ich glaube, dass wir (meine Familie) unseren Fussabdruck in den letzten Jahre um einige Schuhgrößen verringert haben, durch andere Lebensgewohnheiten, andere Ernährungsgewohnheiten, durch gesenkten Energieverbrauch.... aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem ich sage "wieso eigentlich nur ich? was denn noch?"

Nur mal so ein persönliches Beispiel.... ich bin alt... habe also eine zeitlich eher sehr begrenzte Prognose... und ich fahre nen bösen Euro-4-Diesel-Panzer.... einen dieser vermaledeiten SUVs mit viel PS. Aber... hier am Heimatort tanke ich einmal alle 3-4 Monate, ich mache hier stattdessen alles mit dem Rad. Mal eben 3 Schrauben im Baumarkt, 14 km hin und zurück.... natürlich mit dem Rad. Fleisch? Heute nur noch nebensächliche Beilage. Stromkosten? Aufgrund von Spar-Investitionen über 10 Jahre fast konstante Kosten, trotz rapider Strom-Preis-Erhöhungen. Heizung und Isolation wurden im letzten Jahr im Rahmen unserer Möglichkeiten mit deutlichen Investitionen modernisiert, mit gravierender Senkung im Energieverbrauch für Heizung und warmes Wasser. Warum brauch ich überhaupt so einen Panzer? Weil ich im früheren Leben mal Zigeuner war und ich heute mit Leib und Seele Camper bin. Darauf soll ich jetzt verzichten, die letzen Jahre, die ich mit Caravan noch reisen kann? Das ganze Leben für 2 malochen und dann am Ende eingesperrt werden? Nee!

Jeden Tag -als ich noch im Job war- sah ich die Handwerker-Sprinter auf der A31... morgens aus dem Münsterland in die Ruhrpott-Grossstädte, abends zurück, in Summe zigtausende Kilometer jeden Tag mit immensen Schadstoff-Emissionen dieser Fahrzeuge. Warum arbeiten die nicht in der eigenen Region? Wieso karren wir Lebensmittel über unzählige Autobahn-Kilomenter mit LKWs zur Verarbeitung von A nach B, um sie anschliessend wieder nach A zu bringen? Die Pötte auf unserem Wesel-Datteln-Kanal hau'n täglich einen Dreck raus, an den mein SUV über Jahre nicht drankommt.... ich seh's jeden Tag auf meinem Spaziergang mit meinem Hund. Der Stromverbrauch der Industrie, der von dort verursachte Dreck, der Raubbau an Rohstoffen auf unserem Planeten, die Wegwerf-Mentalität der Menschen, geplante und festeingebaute Obsoleszenz bei den Elektro-Konsumgütern ... der von uns finanzierte Mord der Menschen in Afrika und Arabien ... die bekloppte AKK, die einen Flugzeugträger haben will ... die EU, die die Briten quasi wirtschaftlich kaputt machen wollen, um einen funktionieren Brexit zu verhindern, eben damit kein Präzedenzfall geschaffen wird ... und das vor dem Hintergrund, dass der US-Clown den Briten kurzerhand ein Freihandelsabkommen anbietet.... was die gloreichen EVPs zwischen EU und GB natürlich anscheinend verhindern wollen.... 1,8 Billionen Dollar (18.000.000.000.000) für weltweite Rüstungsausgaben im Jahr 2018 um Menschen zu ermorden.... Deutschland mit 50 Milliarden Euro liegt dabei an weltweit 8.Stelle. Man muss sich nur mal vorstellen, was 1,8 Billionen Euro für die Produktion von Mordwerkzeug für eine Klimabelastung erzeugen, oder was andersrum damit für Klimaschutzziele getan werden könnte. All diese zusammenhanglos aufgezählten Stichworte zeigen, wie pervers die von Menschen gemachte Realität in Wirklichkeit ist.

Und ich soll jetzt auf meinen Caravan und noch ein paar wenige Jahre Reisen verzichen? Scheissdrauf..... :twisted: .... wenn Du wirklich was ändern willst, dann schaff dieses von Lobbyismus korrumpierte und antidemokratische Politik-Parteien-System ab und ersetze es durch eine Parlaments-Demokratie, die auch wirklich dem Anspruch "demokratisch" gerecht wird. Also sowas wie: nur Direkt-Wahl ins Parlament, keine Fraktionsbildung, keine Koalitionen, geheime Abstimmungen, einfache Mehrheiten gewinnen, keine Berufspolitiker, keine lebenslangen Amtszeiten, keine privat gepflegten Netzwerke (Vetternwirtschaft), kein Lobbyismus, keine Korruption ... schaff die EVP-Parteien ab, die nachweislich die europäischen Nationen in den letzten 15 Jahren deutlich entzweit haben und die für haufenweise antidemokratisches Handeln gegen Land und Menschen verantwortlich sind.

Ich finds scheisse, den kleinen Leuten die Moral-Keule zu zeigen und sie als ignorante Idioten und Umweltsünder hinzustellen, die an allem Schuld sind, weil sich nix ändert" .... fang jedenfalls nicht bei mir an, sondern da, wo der große Dreck produziert wird.

jm2c


(*) Kontiguität beschreibt in der Verhaltensbiologie das zeitlich kongruente oder räumliche Aufeinandertreffen von Ursache und Wirkung, also von Reiz und Reaktion.

KP97
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von KP97 » 03.06.2019 17:21:37

Thomas, tausendmal plus eins....

guennid

Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von guennid » 03.06.2019 17:26:31

Ich setz' 1001* (-1) dagegen. :wink:

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 04.06.2019 00:07:46

Zum Thema "Abwendung vom Hoffnungslosen"

Mal so grundsätzlich habe ich auch Erfahrungen in kathartischen Prozessen(Durchleben von Emotionen), denke aber dass das in einem Forum so nicht funktioniert, weil man hier - wie ich das auch tatsächlich so erlebe - durch intellektuellen Diskurs und Beharren auf der leidensverursachenden Position den Prozess nicht durchläuft. Ich merke, dass endlose Diskussionen nirgendwo hin führen. Die Energie spare ich mir. Im einer direkten persönlichen Begegnung sehe ich das anders.

Fokus auf die Hindernisse oder die Möglichkeiten?

Ihr habt viel Negatives erwähnt: Ja! Dieses Negative ist da. Faulheit. Ignoranz. Verdrängung. Flucht. Eigennutz. Böswilligkeit. Profitgier. Und die Personen und Organisationen dahinter sind viele Milliarden schwer. Die Verbrechen der Menschen und Ihre kriminelle Energie scheinen fast endlos, das ist ohne Frage! Ich könnte da noch jede Menge mehr drauflegen.

Aber will ich mich nur auf das Negative konzentrieren? Nein! Der Tod ist der Tod der Motivation, der Verlust der Zuversicht. Schaut Euch an, was Menschen in der Lage waren gemeinsam zu meistern, als es darauf ankam! Der Bau der Pyramiden mit einfacher Menschen und Tierkraft und wahrscheinlich einfachen technischen Hilfsmitteln. Der Flug zum Mond, technische Errungenschaften noch und nöcher.

Aber warum braucht es unbedingt die Erfahrung aus der Vergangenheit? Warum nicht einfach glauben dass es möglich ist? Daran glauben, dass die Mühe nicht umsonst sein wird!

Habt Ihr Recht mit der Negativität? Ja.
Bringt das irgend etwas voran? Nein!

Hört einfach mit dem Pessimismus auf und fangt an. Wenn jeder einfach nur anfängt, dann sind irgendwann einfach nur eine riesige Menge an Menschen involviert, die mitmachen. Fridays for Future ist da erst der Anfang. Demonstrieren, Aufrütteln. Diskutieren, Aufklären. Eruieren. Planen.

Und zum Thema falsche Hoffnungen machen: Angenommen es bestünde wirklich zu 100% keine Hoffnung: Im Zweifelsfall ist 2,5°C besser als 3,5°C oder 3,5°C ist besser als 4,5°C. Und selbst wenn alles nichts geholfen hat, was ist dann? Dann hat's nichts oder nicht viel oder nicht genug geholfen. Ist das schlimm? Nein! Wenn's nicht reicht sterben Menschen. Wenn Du's gar nicht versuchst auch. Wen kratzt es dann noch, dass da jemand falsche Hoffnungen gemacht hat? Geht's jemandem darum, dass er es bedauern würde, sich als eine der letzten Generationen die noch Wohlstand hat, sich nochmal gemütlich relaxed in die Sonne zu legen und ist dafür gerne bereit jegliche Chance sausen zu lassen?

Ebenen der Aktivität

Es gibt hier beides und bei dem, was Du Thomas, so von deinen privatem Engagement so erzählst, würde ich mir - wäre ich an Deiner Stelle - selbst keine all zu großen Vorwürfe machen. Dein Engagement scheint ja in der Tat nicht unerheblich zu sein. Und weil Du auf Dein Alter anspielst: In UK machen gerade viele Ältere bei Extinction Rebellion mit, weil sie einfach nichts mehr zu verlieren haben.

Meine Absicht ist auch nicht jemanden anzuklagen, sondern ganz kräftig den Finger in die eitrige Wunde zu legen, dass es weh tut. Um mal die Apathie etwas zu durchbrechen.

Es gibt bei der Problematik auch viele Ebenen, bei denen man aktiv werden kann:
  • privat
  • kommunal(Gemeinde, Landkreis, Stadt, Schulen, ...)
  • kulturell(Vereine,...)
  • Bundespolitik
  • was fällt Dir noch ein?
Mein Aufruf ist: aktiv werden! Die unendlichen Wege und Möglichkeiten, die eine Masse von Menschen im Stande ist im Angesicht einer tatsächlich wahrgenommenen Katastrophe zu finden, mag ich mir alleine noch gar nicht vorstellen und - davon bin ich überzeugt - wird weit über das normale Mass hinaus gehen.

---

Warum ich nicht die Politiker direkt anspreche? Weil das keine Verbündeten sondern aktuell noch Gegner sind(nicht alle)! Weil die einem auf den Teller k****, das als Nouvelle Cuisine verkaufen wollen und meinen es merkt niemand. Die Antwort der CDU auf das Rezo Video ist das jüngste Beispiel dazu. ( https://www.volker-quaschning.de/artike ... /index.php ) Massiver Druck von unten scheint mir da dass angemessene Mittel zu sein.

Die junge Partei DiEM25(25 => 2025 Der Zeitpunkt, an dem sich dei Partei wieder auflösen will, weil lt. Bianca Praetorius(Nr. 4 auf deren Liste) sich da sonst auch nur unproduktiver Parteiensumpf ausbreitet) bei der Europawahl hat scheinbar eine ausreichende Radikalität in Sachen Energiewende u. a. im Programm gehabt, die vor allem auch sozialverträglich umgesetzt werden soll. (Das EEG war zwar ein durchschlagender Erfolg, scheint mir aber auch eine Belastung für ärmere Menschen/Familien. Bin mir aber da nicht ganz sicher, ob meine Einschätzung zutrifft.).
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von cronoik » 04.06.2019 02:28:18

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Das EEG war zwar ein durchschlagender Erfolg, scheint mir aber auch eine Belastung für ärmere Menschen/Familien. Bin mir aber da nicht ganz sicher, ob meine Einschätzung zutrifft.
Ich sehe das EEG nicht als einen Erfolg an. Wenn du dir diese Grafik [1] mal anschaust, dann laesst sich die Finanzkrise als oekologischen Erfolg bezeichnen. Die Effekte der Foerderung von Solar- und Windernergie (Einspeiseverguetung) sind aber verschwindend gering wenn man annimmt das unser Energieverbrauch im gleichen Zeitraum nicht im gleichen Masze gestiegen ist. Eine moegliche Ursache hierfuer koennte der EU-Emissionshandel sein. Eine genauere Erlaeuterung findest du bei Wikipedia [2]. Ein weiterer Zubau von erneuerbaren Energiequellen welche nicht grundlastfaehig sind, ohne eine Moeglichkeit die produzierte Energie zu speichern, scheint mir ueberhaupt nicht zielfuehrend. Mit dem Geld sollte man lieber gezielt in die Forschung investieren oder Effizienzprojekte foerdern.

[1] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Infogr ... ionen.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerba ... tz#Negativ
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von ralli » 04.06.2019 09:11:14

Zunächst ein Mal möchte ich hikaru danken für den Lesetipp, kommt sofort auf meine ToDo Liste.
Natürlich auch allen Anderen, die sich dialogbereit und mit Respekt auch vor anderen Meinungen einbringen.

Und nun zum eigentlichen Thema:

Mahner gab es genug, aber Propheten im eigenen Land wurden immer irgendwie auch an den Pranger gestellt und verteufelt, wenn es den eigenen ökonomischen Interessen zuwider lief.

Ich erinnere anfang der Siebziger an das Buch "Die Grenzen des Wachstum" von Meadows und dem Club of Rome.

Konrad Lorenz schrieb 1983 in seinem Vorwort des Buches "Der Abbau des Menschlichen" ich zitiere.....
Zur Zeit sind die Zukunftsaussichten der Menschheit außerordentlich trübe. Sehr wahrscheinlich wird sie durch Kernwaffen schnell, aber durchaus nicht schmerzlos Selbstmord begehen. Auch wenn das nicht geschieht, droht ihr ein langsamer Tod durch die Vergiftung und sonstige Vernichtung der Umwelt, in der und von der sie lebt. Selbst wenn sie ihrem blinden und unglaublich dummen Tun rechtzeitig Einhalt gebieten sollte, droht ihr ein allmählicher Abbau aller jener Eigenschaften und Leistungen, die ihr Menschentum ausmachen.
Ich erwarte von den herrschenden Eliten weder Antworten noch einen zukunfsweisenden Sinneswandel. Wer auf die Politik vertraut, ist grenzenlos naiv. Sie werden weder den Klimawandel stoppen noch die Welt retten.

Es kommt auf jeden Einzelnen selbst an. Auch wenn Plastiktragetaschen nicht verboten werden, wir benutzen sie nicht. Wir kaufen keine in Plastik verpackten Fleisch oder Wurstwaren. Unser Lebensmotto für Nachhaltigkeit ist "WENIGER IST MEHR". Das gilt für alle Lebensbereiche, auch die Konsumerelektronik oder Kleidung. Wir müssen unseren Konsum überdenken und auf ein Mindestmaß reduzieren.

Ob Greta Thunberg mit dem Flugzeug oder dem Schiff zu den globalen Konferenzen reist, ist nebensächlich, denn auch das Reisen muß drastisch eingeschränkt werden. Warum werden keine Videokonferenzen abgehalten, liebe Politiker und Aktivisten? Die technischen Möglichkeiten sind ja vorhanden. Erst wenn das umgesetzt würde, bekäme es einen ersten Hauch von Glaubwürdigkeit. Das Thema ist zu komplex, deshalb habe ich es nur angerissen...

Nochmals, jeder einzelne muß sein Handeln oder Unterlassen auf Nachhaltigkeit überprüfen.... das wäre ein erster Anfang.
Wer nicht lieben kann, muß hassen. Wer nicht aufbauen kann muß zerstören. Wer keine Brücken baut, muß spalten.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 04.06.2019 09:49:20

@Chronoik:

Meine Zweifel beziehen sich nur auf die sozialverträglichkeit des EEG. Bzgl. des Ausbausschubs, der dadurch ausgelöst wurde
gibt es bei mir keine Zweifel. Nach einem schleppenden Anfang hatten wir dann 2010/2011/2012 Zuwächse von 7 GW
installierter Leistung pro jahr.in der PV. Bis es dann wieder komplett eingebrochen ist, weil das EEG massiv von der
Bundesregierung eingeschränkt wurde.

Siehe besonders in diesem Video: "Wo stecken wir bei den Erneuerbaren Energien?(https://www.youtube.com/watch?v=Kv-ntZstr6I)
Zeitpunkt: 18:50 Min. Grafik zum Ausbau und Einbruch der Solarenergie.

Grundlast

Gleichbleibende Grundlast ist jetzt nicht das Verbrauchsprofil, das wir in Deutschland haben. Der Tagesverbrauch folgt ähnlichen(aber bei weitem nicht deckungsgleichen) Zyklen, wie die Erzeugungsmengen der Photovoltaik.

Siehe:
https://www.agora-enrgiewende.de/servic ... 4.06.2019/

Stromspeicher

Ja, Stromspeicher sind wichtig. Vor allem im Hinblick auf Elektroautos, die ja in Zukunft kommen und wohl vorwiegend Nachts geladen werden.
Doch die gibt es auch. Das vorher erwähnte Bordesholm, RRKW Feldheim und weitere sind erste Anlagen, die hier im Betrieb sind.

Die Kombination der RE-Anlage in Haßfurt vereint einen Windpark und eine Power2GAS-Anlage sowie weitere Effizienzsteigerung durch KWK(Kraft-Wärme-Kopplung). Hier eine Präsentation mit Detailinformationen zum Projekt, was auch ökonomisch mit schwarzen Zahlen arbeitet.

https://www.duh.de/fileadmin/user_uploa ... Paulus.pdf

Und dieser dezentrale Stromspeicher macht die Notwendigkeit von Stromleitungskapazitätsausbau überflüssig, da alles regional abläuft.

Desweiteren gibt es auch Beispiele für Großspeicherung, wie z. B. Teslas Superbatterie in Australien:

https://www.handelsblatt.com/unternehme ... 59574.html

Nachtrag Mittlerweile gibt es auch für Haus-PV-Anlagen Stromspeicher als Standardprodukte, die eine Tageslast aufnehmen können und so die in Sonnenzeiten erzeugte Energie zwischenspeichern und so in Masse auch die Situation bei der Anforderung der Strommengen entspannen.

Einspeisevergütung: Wind vs. Atomkraft

Besonders interessant ist auch ein Vergleich der Einspeisevergütung zwischen Atomkraft am Beispiel des in Bau befindlichen KKWs von Hinkley Point C in UK und der Windkraft hier in Deutschland:

a) Hinkley Point C: 92 Pfund pro MWh für 35 Jahre (=10,4 ct/KWh)
b) Windkraftvergütungssatz in D aktuell: 8,93 ct/KWh für 20 Jahre mit Jährlicher Reduktion von 1,5% dieser Vergütung.

Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraft ... kley_Point
https://www.swe-windenergie.de/unterneh ... lagen.html

Ich kann mir nach den Erfahrungen in D nicht vorstellen, dass da selbst die kurz Endlagerproblematik finanziell mitberücksichtigt wurde.

Interessant vor diesem Hintergrund auch dass die Firma Areva(Jetzt Framatome, KKW-Bauer) vom französischen Stromkonzern EdF übernommen werden musste um Areva vor der Pleite zu retten. Mittlerweile hat EdF selbst massive finanzielle Schwierigkeiten.

Meine Absicht

Meine Absicht ist hier nicht alles aufzuzählen, was derzeit technisch möglich und auch schon in Umsetzung ist. Meine Absicht ist: Schaut hin, dass es möglich ist. Wir müssen weg aus der fossilen Energieerzeugung und es ist absolut möglich. Es sind auch technische Herausforderungen, aber die sind lösbar bzw. dafür sind bereits technische Lösungen da.

Wer sich detailliert über Umsetzungspläne von 100% erneuerbarer Energie in Europa interessiert möge sich in der Studie der Energy Watch Group umfassend informieren;

http://energywatchgroup.org/neue-studie ... anz-europa

Die private Energiewende kann jeder für sich angehen. Aber die Gesamtgesellschaftliche ist wichtiger denn je. Und da braucht es Druck von der Bevölkerung, der sich gegen die massiven Blockadekräfte durchsetzt und unsere Politiker zum Handeln oder Abdanken zwingt.
Zuletzt geändert von heisenberg am 04.06.2019 11:57:04, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 04.06.2019 10:33:37

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Zum Thema "Abwendung vom Hoffnungslosen"

Mal so grundsätzlich habe ich auch Erfahrungen in kathartischen Prozessen(Durchleben von Emotionen), denke aber dass das in einem Forum so nicht funktioniert, weil man hier - wie ich das auch tatsächlich so erlebe - durch intellektuellen Diskurs und Beharren auf der leidensverursachenden Position den Prozess nicht durchläuft. Ich merke, dass endlose Diskussionen nirgendwo hin führen. Die Energie spare ich mir. Im einer direkten persönlichen Begegnung sehe ich das anders.
Dann haben wir uns hier missverstanden. Ich ging davon aus, dass du generell keine Leute ansprichst, die nicht ohnehin schon zumindest latent auf deiner Seite sind.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Ihr habt viel Negatives erwähnt: Ja! Dieses Negative ist da. Faulheit. Ignoranz. Verdrängung. Flucht. Eigennutz. Böswilligkeit. Profitgier.
Das meiste davon sind keine per se negativen Eigenschaften, sondern psychische Abwehrmechanismen um das in seinem Verständnis und seiner Handlungsfähigkeit beschränkte Individuum vor der Komplexität und der (empfundenen) Bedrohung durch die große weite Welt zu schützen.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Schaut Euch an, was Menschen in der Lage waren gemeinsam zu meistern, als es darauf ankam! Der Bau der Pyramiden mit einfacher Menschen und Tierkraft und wahrscheinlich einfachen technischen Hilfsmitteln.
Man kann es auch ganz direkt Sklavenarbeit nennen.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Der Flug zum Mond,
Was im Grunde ein Ersatzschlachtfeld zweier Kriegsparteien war, welche Waffen entwickelt hatten, die so schrecklich sind, dass sie sich nicht mehr getraut haben, damit einen offenen Krieg zu führen.

Versteh mich nicht falsch, die Pyramiden und die Mondlandungen sind trotzdem herausragende technische Leistungen. Aber ich halte es für falsch, sie als positive Leistungen der Menschheit zu verklären.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Aber warum braucht es unbedingt die Erfahrung aus der Vergangenheit?
Die Frage meinst du mit deinem Nutzernamen im Hinterkopf nicht wirklich ernst, oder?
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Warum nicht einfach glauben dass es möglich ist? Daran glauben, dass die Mühe nicht umsonst sein wird!
Weil der Glaube allein naiv ist. Er sorgt für ein schönes Gefühl und das ist auch völlig in Ordnung. Aber für sich allein verstellt er den Blick auf die Realität.
Greta Thunberg hat den schönen Satz "I want you to panic!" dagegen gestellt. Panik allein ist natürlich genauso wenig hilfreich wie der Glaube an die Hoffnung, aber im Kontrast zeigt er, dass 30 Jahre Hoffnung zu wenig geführt haben, jedenfalls zu zu wenig.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Hört einfach mit dem Pessimismus auf und fangt an. Wenn jeder einfach nur anfängt, dann sind irgendwann einfach nur eine riesige Menge an Menschen involviert, die mitmachen.
Genau das halte ich (nicht nur) für deinen zentralen Denkfehler bei der Thematik:
Es reicht nicht aus, dass sich viele einzelne Menschen der Klimabewegung anschließen. Es fehlt hier ein "emergenter Funke", der aus den vielen Einzelakteuren ein Ganzes macht. Damit meine ich nicht das kuschelige Gefühl, gemeinsam auf einer Demo Schilder zu schwenken, sondern ein breites gesellschaftliches Umdenken.
ralli hat gerade den Klassiker "Die Grenzen des Wachstums" angesprochen. Das ist das Kaliber auf dem wir uns bewegen müssten. Das Werk ist nun fast 50 Jahre alt, aber wir leben mehr als je zuvor nach einem Wirtschaftsmodell, welches unendliches Wachstum voraussetzt.
Es ist auch nicht so, dass wir Zeit hätten, nach Alternativmodellen zu suchen oder noch darüber reden könnten, wie wir sowas umsetzen. Wir müssten in etwa einem Jahrzehnt global in einem vollständig anderen Gesellschaftssystem leben. Das halte ich nicht für realistisch, egal wie viele Leute du auf die Straße trommelst.

(Edit: Ich bin gerade über ein Interview mit einer Vertreterin von "Ende Gelände" gestolpert, welches meine Punkt unterstreicht. [1] Eine (wirtschafts)systemerhaltende Lösung ist nicht möglich. Das Problem ist, dass kein Alternativsystem bereit steht und selbst wenn das anders wäre, ich die verbleibende Zeit nicht für ausreichend hielte, den Umbau gegen den Widerstand des etablierten Systems zu vollziehen.)
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 00:07:46
Und zum Thema falsche Hoffnungen machen: Angenommen es bestünde wirklich zu 100% keine Hoffnung: Im Zweifelsfall ist 2,5°C besser als 3,5°C oder 3,5°C ist besser als 4,5°C. Und selbst wenn alles nichts geholfen hat, was ist dann? Dann hat's nichts oder nicht viel oder nicht genug geholfen. Ist das schlimm? Nein! Wenn's nicht reicht sterben Menschen. Wenn Du's gar nicht versuchst auch. Wen kratzt es dann noch, dass da jemand falsche Hoffnungen gemacht hat?
Es kratzt meine Kinder, bzw. es würde sie kratzen, wenn ich sie in die Welt gesetzt hätte.
Wenn ich vor 15 Jahren die Hoffung gehabt hätte, dass alles nur halb so schlimm wird, dann hätte ich womöglich heute Kinder, die bei Friday's for Future mitmachen würden, weil ich es in ihrem Alter nicht geschafft habe, verantwortlich zu handeln.


[1] https://www.heise.de/tp/features/Klimas ... 37966.html
Zuletzt geändert von hikaru am 04.06.2019 12:17:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von cronoik » 04.06.2019 11:54:39

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Meine Zweifel beziehen sich nur auf die sozialverträglichkeit des EEG. Bzgl. des Ausbausschubs, der dadurch ausgelöst wurde
gibt es bei mir keine Zweifel. Nach einem schleppenden Anfang hatten wir dann 2010/2011/2012 Zuwächse von 7 GW
installierter Leistung pro jahr.in der PV.
Daran habe ich auch keine Zweifel. Meine Zweifel beziehen sich auf das eigentliche Ziel, naemlich die Verringerung des CO2-Ausstosses. Wo ist diese Verringerung wenn wir doch soviel investiert haben? Ich sehe in der obigen Grafik nicht. Weshalb ich zu dem Schluss komme, dass viel Geld ausgegeben wurde ohne das tatsaechlich etwas in Bezug auf den CO2-Ausstosses passiert ist. Mit diesem Geld haette an anderer Stelle deutlich mehr in Bezug auf den CO2-Ausstoss erreicht werden koennen.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Gleichbleibende Grundlast ist jetzt nicht das Verbrauchsprofil, das wir in Deutschland haben. Der Tagesverbrauch folgt ähnlichen(aber bei weitem nicht deckungsgleichen) Zyklen, wie die Erzeugungsmengen der Photovoltaik.
Das ist auch nicht die Definition der Grundlast. Die Grundlast bezeichnet die Strommenge die innerhalb eines Zeitraums (meistens innerhalb eines Tages) mindestens benoetigt wird um den Verbrauch abzudecken. Das ist genau der kritische Punkt an dem Wind- und Solarenergie momentan scheitern. Wir muessen Windkraftanlagen abschalten und bezahlen Nachbarstaaten fuer die Abnahme unseres Stroms wenn ein starkes Lueftchen weht.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Ja, Stromspeicher sind wichtig. Vor allem im Hinblick auf Elektroautos, die ja in Zukunft kommen und wohl vorwiegend Nachts geladen werden.
Doch die gibt es auch. Das vorher erwähnte Bordesholm und weitere sind erste Anlagen, die hier gebaut werden
Ich bin kein Experte, aber Batterien halte ich fuer ungeeignet als Stromspeicher um beispielsweise die Erzeugungsspitzen eines Sommertages in den Winter zu tragen. Zum einen wachsen die Batterien nicht nachhaltig auf irgendwelchen Wiesen. Die Rohstoffe muessen gefoerdert werden und die Produktion ist sehr energieaufwendig. Du hast vielleicht schon von ersten Klagen aus der Autoindustrie ueber die Probleme der Versorgungssicherheit gehoert, wie sollen genug Batterien fuer eine Stadt wie Frankfurt erzeugt werden?
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Die Kombination der RE-Anlage in Haßfurt vereint einen Windpark und eine Power2GAS-Anlage sowie weitere Effizienzsteigerung durch KWK(Kraft-Wärme-Kopplung). Hier eine Präsentation mit Detailinformationen zum Projekt, was auch ökonomisch mit schwarzen Zahlen arbeitet.
Power2GAS koennte wohl wirklich eine Alternative sein, aber hierfuer muss mehr geforscht werden. Statt also weitere Solarpanele zu installieren, sollte man hier lieber investieren.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Desweiteren gibt es auch Beispiele für Großspeicherung, wie z. B. Teslas Superbatterie in Australien:
Diese Batterie gleicht aber auch nur kurzfristige Schwankungen aus.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Nachtrag Mittlerweile gibt es auch für Haus-PV-Anlagen Stromspeicher als Standardprodukte, die eine Tageslast aufnehmen können und so die in Sonnenzeiten erzeugte Energie zwischenspeichern und so in Masse auch die Situation bei der Anforderung der Strommengen entspannen.
Das ist nett, aber laesst sich dies in Bezug auf die benoetigten Ressourcen auch auf alle Haushalte in Deutschland ausrollen? Was ist mit den Hochhaeusern? Von meinem jetzigen Kenntnisstand aus, wuerde ich beide Fragen verneinen.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Wer sich detailliert über Umsetzungspläne von 100% erneuerbarer Energie in Europa interessiert möge sich in der Studie der Energy Watch Group umfassend informieren;

http://energywatchgroup.org/neue-studie ... anz-europa
Vielleicht habe ich es ueberlesen, aber die Studie setzt sich meiner Auffassung nach nicht mit den Problemen der Batteriespeicher ausseinander (Ressourcenkonflikte...).
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
Meine Absicht ist hier nicht alles aufzuzählen, was derzeit technisch möglich und auch schon in Umsetzung ist. Meine Absicht ist: Schaut hin, das es möglich ist. Wir müssen weg aus der fossilen Energieerzeugung und es ist absolut möglich. Es sind auch technische Herausforderungen, aber die sind lösbar bzw. dafür sind bereits technische Lösungen da.
Versteh meine Beitraege bitte nicht falsch, aber nicht alles was irgendwie oekologisch/nachhaltig klingt ist es auch. Ein Elektro-SUV ist fuer mich kein Beitrag zum Umweltschutz (der eigentlich Selbstschutz heissen muesste). Ich gehoere eher zur Fraktion die eine starke Einschraenkung des Konsumverhaltens und damit einhergehend ein geaendertes Gesellschaftsmodell als moegliche Loesung sehen. Ein blinder Zubau von Solar- und Windenergie ohne entsprechende Speichertechnologien und auch ohne eine Betrachtung der Frage inwieweit alle Bestandteil der Energieerzeugung auch in der eigenen Erzeugung moeglichst nachhaltig sind, halte ich damit unvereinbar. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 04.06.2019 12:04:22

hikaru hat geschrieben:Es reicht nicht aus, dass sich viele einzelne Menschen der Klimabewegung anschließen. Es fehlt hier ein "emergenter Funke", der aus den vielen Einzelakteuren ein Ganzes macht. Damit meine ich nicht das kuschelige Gefühl, gemeinsam auf einer Demo Schilder zu schwenken, sondern ein breites gesellschaftliches Umdenken.
Was ist der Sinn von Schilder schwenken?

Es baut Handlungsdruck auf die Politik auf. Es bringt das Thema weiter in die Öffentliche Aufmerksamkeit. Das sind beides wichtige Themen, beides noch viel zu wenig. Da muss noch viel mehr kommen.

Weiterhin wichtig ist es, nicht in seinem Denksumpf alleine zu bleiben, sondern sich mit anderen Gleichgesinnten zusammen zu schließen, zu schauen, was machbar ist und das anzugehen. Aus der Situation heraus können sich z. B. Projekte auf kommunaler Ebene ergeben, vor allem auch wenn die Verantwortlichen merken, wie stark die Forderung und der Rückhalt aus der Bevölkerung ist.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Lösungen wird es immer schwieriger auf nationaler und internationaler Ebene Scheinargumentation im Sinne von "ist nicht möglich" oder "zu teuer" aufrecht zu erhalten.
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 04.06.2019 12:49:49

cronoik hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 11:54:39
Meine Zweifel beziehen sich auf das eigentliche Ziel, naemlich die Verringerung des CO2-Ausstosses. Wo ist diese Verringerung wenn wir doch soviel investiert haben? Ich sehe in der obigen Grafik nicht. Weshalb ich zu dem Schluss komme, dass viel Geld ausgegeben wurde ohne das tatsaechlich etwas in Bezug auf den CO2-Ausstosses passiert ist. Mit diesem Geld haette an anderer Stelle deutlich mehr in Bezug auf den CO2-Ausstoss erreicht werden koennen.
Wo siehst Du die grössten CO2-Einsparpotentiale?
Das ist genau der kritische Punkt an dem Wind- und Solarenergie momentan scheitern. Wir muessen Windkraftanlagen abschalten und bezahlen Nachbarstaaten fuer die Abnahme unseres Stroms wenn ein starkes Lueftchen weht.
Das sehe ich nicht als Problem, sondern als Chance hier Kapazitäten für Power2Gas(u. a.) aufzubauen. Damit muss man den ja dann nicht nur nicht bezahlen, sondern bekommt mit einem gewissen Verlust den Strom später wieder. Mit KWK dann mit entsprechend höherem Wirkungsgrad.
Ich bin kein Experte, aber Batterien halte ich fuer ungeeignet als Stromspeicher um beispielsweise die Erzeugungsspitzen eines Sommertages in den Winter zu tragen.
Ist es nicht. Batterien sind zur kurzfristigen Regulierung(innerhalb eines Tages oder mehrerer Tage). Das ist zum Schwankungsausgleich von Erneuerbaren besonders hilfreich. Langfristige Stromspeicher sind das nicht. Da gibt's andere Lösungen. Gasdruckspeicherkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke, P2G.
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 09:49:20
...Haus-PV-Anlagen Stromspeicher als Standardprodukte...
Das ist nett, aber laesst sich dies in Bezug auf die benoetigten Ressourcen auch auf alle Haushalte in Deutschland ausrollen? Was ist mit den Hochhaeusern? Von meinem jetzigen Kenntnisstand aus, wuerde ich beide Fragen verneinen.
Das EEG hatte hier den Weg beschritten, finanzielle Anreize zu schaffen. Man hat gesehen, wie gut dieses Modell funktioniert. Es gibt Vorschläge(von Hans-Josef Fell, habe gerade keinen Link parat) dazu, eine entsprechende Förderung so zu gestalten, die nur dann greift, wenn z. B. eine Anlage(Verbraucher+Erzeuger) 100% autark ist, bzw. 100% konstant über das ganze Jahr Strom einspeist. Das setzt irgend eine Art von Energiespeicher voraus. Welche der vorhandenen Technologien zum Einsatz kommt, dass bleibt dem Betreiber selbst überlassen.

---

Der Speicherbereich ist durchaus noch einer der Forschungsbereiche, wo ich vermute, dass sehr viel zu tun ist. Auch gerade bei Batterierecycling ist wohl noch einiges zu tun. Das will ich mal nicht klein reden. Nicht dass da eine grosse Sauerei mit viel weggeworfenen Rohstoffen entsteht. Ich denke auch, dass wir uns das nicht leisten können, bzw. dann in Engpässe kommen, wenn ein Recycling nicht zügig entwickelt wird.
Zuletzt geändert von heisenberg am 04.06.2019 15:45:10, insgesamt 4-mal geändert.
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

TomL

Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von TomL » 04.06.2019 12:50:59

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 12:04:22
Was ist der Sinn von Schilder schwenken?
Es baut Handlungsdruck auf die Politik auf. Es bringt das Thema weiter in die Öffentliche Aufmerksamkeit. Das sind beides wichtige Themen, beides noch viel zu wenig. Da muss noch viel mehr kommen.
Ich glaube nicht, dass Schilder was bewirken werden..... deshalb nicht, weil es nicht gelingen wird, eine entsprechend grosse Menge an Schildern an einem Platz zu einer Zeit zu mobilisieren. Es sind immer nur viele kleine Einzelaktionen auf viele Orte verteilt, zu unterschiedlichen Zeiten und damit in schlimmsten Maße fragmentiert ... womit solche lokalen Aktionen auch immer nur als lokales Fragment in die Wahrnehmung der Menschen gelangen. Mit den obligatorischen Randnotizen der zur politischen Neutralität selbstverpflichteten Medien auf Seite 3 bekommen sie darüberhinaus auch nur eine vorübergehende Nebensachen-Aufmerksamkeit. Wirkung gelingt also nur durch Wiederholrate, aber genau da befürchte ich, dass das scheitern wird und das die heutigen Entscheider sich einfach auf den Umstand "Motivationsermüdung durch Ignoranz" verlassen können....

Ich glaube, es braucht viel mehr solcher Rezo-Videos, die nachhaltig eine breite Masse erreichen müssen, die die riesigen Lücken in der normalen Berichterstattung mit den derzeit von den Medien verschwiegenen Wahrheiten schließen, und zwar ohne eine fade Neutralitäts-Stillschweige-Verpflichtung, die das antidemokratische Handeln der aktuellen Regierungsorganisationen in aller Deutlichkeit aufzeigen, die zeigen wie seit einem Jahrzehnt kontinuierlich demokratische Grundrechte demontiert werden. Und die schonungslos unsere Beteiligung an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den Staaten der Welt zeigen, die wir im Rahmen einer quasi Neokolonialisierung mit unseren Werten zwangsweise beglücken wollen.

Wie brauchen keine Schilder, wir müssen die Menschen über das Internet mobilisieren, um die abzulösen, die für all das verantwortlich sind.... und zwar bevor sie auf die AKK-Idee zurückkommen und die Meinungsfreiheit doch noch ultimativ regeln und den Menschen damit alle Möglichkeiten nehmen, Veränderungen herbeizuführen. Ich bin nur ein alter Sack, aber ich glaube, um wirklich was zu ändern, muss die junge Generation das einzige Werkzeug nutzen, was sie perfekt beherrschen und in dessen Bedienung sie im Augenblick allen überlegen sind... und das ist das Internet. Ich glaube, das wirkt viel mehr, als Schilder... denn Schilder sind nur ein Aufschrei, Schlagworte.... aber die überzeugenden und wirklich notwendigen Hintergrund-Informationen, die einen selber zu einem Umdenken motiveren, enthalten sie nicht. Rezo hat diese Infos geliefert.... und binnen 3 Wochen 14 Millionen Menschen erreicht... das hat die Wirkung, die es für Veränderungen braucht.

Du sagst es selber, die Politk ist derzeit kein Verbündeter, sondern viel mehr Gegner... man kann mit denen nicht reden... die müssen deshalb einfach aus der Entscheidungsbefugnis herausgenommen werden.... konsequent abwählen, solange wir das noch können.... dazu braucht es informierte Wähler... keine Wähler, die durch die Mainstream-Medien tiefenindoktriniert sind. Nur Schilder allein informieren m.M.n aber viel zu wenig.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von inne » 05.06.2019 20:09:21

Ich will hier mal auch etwas loswerden was ich Heute gelesen habe:
https://www.klimareporter.de/erdsystem/der-unheimliche-anstieg-der-methan-konzentration hat geschrieben: "Wir wissen nicht, ob der Anstieg beim Methan durch höhere Methanemissionen oder durch weniger Methan-Abbau verursacht wird oder durch beides", fasst Nisbet das Dilemma zusammen. "Was auch immer die Ursache ist, es sieht so aus, als ob die Erwärmung die Erwärmung antreibt."

Das heißt, die steigenden globalen Temperaturen haben möglicherweise schon Prozesse in Gang gesetzt, die den Klimawandel weiter befeuern.
Damit ist wohl ein Scheitelpunkt erreicht?

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 05.06.2019 20:28:12

https://www.klimareporter.de/erdsystem/der-unheimliche-anstieg-der-methan-konzentration hat geschrieben: "Wir wissen nicht, ob der Anstieg beim Methan durch höhere Methanemissionen oder durch weniger Methan-Abbau verursacht wird oder durch beides", fasst Nisbet das Dilemma zusammen. "Was auch immer die Ursache ist, es sieht so aus, als ob die Erwärmung die Erwärmung antreibt."
Zur Klarstellung:
Mit "Abbau" sind hier natürliche Prozesse gemeint, die in der Atmosphäre befindliches Methan aus ihr entfernen, kein "Abbau" von Methan(hydrat) durch menschlichen "Bergbau" o.ä. aus gebundenen Lagerstätten.
Das hatte ich zunächst ohne den Kontext des Artikels missverstanden und mich darüber gewundert, weil mir die Kausalität widersinnig erschien.

inne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.06.2019 20:09:21
Damit ist wohl ein Scheitelpunkt erreicht?
Das wäre möglich, würde ich so aus dem Artikel aber noch nicht schlussfolgern. Dazu ist er zu vage.
In wissenschaftlichen Publikationen wären das übrigens die ewähnten "Kipppunkte" ("tipping points").

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von cronoik » 05.06.2019 21:22:50

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
04.06.2019 12:49:49
Wo siehst Du die grössten CO2-Einsparpotentiale?
Das ist eine schwierige und interessante Frage. Bei meiner Antwort lasse ich mal Prioritaeten, Haertefaelle und moegliche Alternativen ausser Acht, weil eine 'richtige' Ausarbeitung entsprechend Zeit benoetigen wuerde und ich mich selbst auch nicht fuer clever genug halte. Die Liste bezieht sich demnach auf Felder in denen, meiner Auffassung nach, etwas getan werden muss und bezieht sich auf cronoiks Fantasieland (Ihr muesst hier nicht wohnen, also lasst uns nur darueber diskutieren ob es etwas bringt und nicht darueber unter welchen Umstaenden sich dadurch jemand unterdrueckt fuehlt). Vollstaendig ist die Liste auch nicht und ich beziehe mich nicht nur auf CO2 sondern auf Treibhausgase allgemein.
  • Die Rinderhaltung muss deutlich reduziert (/verboten?) aufgrund des Methanausstosses der Tiere
  • Flugreisen muessen verboten werden (fuer den Warenverkehr halte ich Ausnahmen fuer denkbar. fuer den Tourismus nicht)
  • Autos sollten grundsaetzlich mit mindestens 2 Personen besetzt sein (dadurch verringert sich die Gesamtanzahl der benoetigten Fahrzeuge und somit der zugehoerigen Industrie). Noch besser waere ein vollstaendige Umstellung auf den OePNV.
  • Des Weiteren muss es einen irgendwie gearteten Technologietransfer zu den weniger entwickelten Laendern geben, da es sich dieser Planet nicht leisten kann dass diese alle unsere Entwicklungsstufen erneut durchlaufen und wir ihnen auch die Entwicklung nicht verwehren koennen.
  • Abschaffung jeglicher Kriegsgeraete. So schwer es manchen fallen wird, aber man wird sich einfach mal vertragen muessen.
  • Ein anderes Wertemodell fuer die Gesellschaft.
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TomL

Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von TomL » 05.06.2019 22:18:06

Ich habe nur einen Punkt, der mir nicht gefällt.....
cronoik hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.06.2019 21:22:50
[*]Die Rinderhaltung muss deutlich reduziert (/verboten?) aufgrund des Methanausstosses der Tiere
... ich wills zwar nicht vollständig verbieten, aber ich würde den Satz trotzdem etwas rigoroser umformulieren:
Die geschäftsmäßige Tierhaltung mit dem wirtschaftlich motivierten Ziel 'billige Fleischproduktion' muss pauschal um 90% reduziert werden. Das umfasst Tiere im allgemeinen, also Rinder, Schweine, Geflügel, Fische und Meeressäugetiere und stellt bei der verbleibenden Tierhaltung das tierlich-subjektive Interesse an ein angst und -leidensfreies Leben in den Vordergrund. Das bedeutet, die derzeit profit-orientierte Definition von 'artgerechter Haltung' muss gleichzeitig beendet werden. Ich glaube, das beinhaltet bestimmt sogar eine noch weitere Verringerung des Methanausstosses.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 06.06.2019 10:05:24

TomL hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.06.2019 22:18:06
Die geschäftsmäßige Tierhaltung mit dem wirtschaftlich motivierten Ziel 'billige Fleischproduktion' muss pauschal um 90% reduziert werden.
[..]
Meeressäugetiere
Rein Interessehalber:
Wer hält denn welche Meeressäuger im geschäftsmäßigen Maßstab im Sinne von 'billige Fleischproduktion'?

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von cronoik » 06.06.2019 11:06:11

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.06.2019 10:05:24
Rein Interessehalber:
Wer hält denn welche Meeressäuger im geschäftsmäßigen Maßstab im Sinne von 'billige Fleischproduktion'?
Marine Harvest (oder jetzt Mowi) haelt ein paar Lachse.
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