Lizenzbedingen in jedem File

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hikaru
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von hikaru » 05.09.2019 14:22:16

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 13:39:17
Und sie haben eben noch viel weniger im Blick was für folgen BSD artige haben.
Ich denke, das nimmt sich nichts. Und wenn man keine bzw. wenig Ahnung hat, sollte man sich mMn nicht zu unnötig festen Ansichten versteifen.

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 13:40:52
In vielen Lizenzen (MIT, BSD) heisst es nur ``the code'', ``the software''.
Genau so habe ich das auch in Erinnerung. Ich bin aber nicht sattelfest genug um bei komplexeren Lizenzen aus dem Stehgreif sagen zu können, ob nicht doch irgendwo konkretisiert wird, ob sich die Lizenz auf einzelne Dateien oder das ganze Werk bezieht.
BSDL und MITL sind aber ohnehin schlechte Beispiele, denn die haben kein Copyleft. Das Problem das hinter der Frage steht, in welchem Rahmen nun genau lizensiert wird, stellt sich hier gar nicht.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 13:47:32
Nur wenn man einen Nachteil darin sieht, wenn aus einem BSD-Code ein GPL-Code wird, ist das problematisch. Der Nachteil existiert aber (grob gesagt) nur darin, dass man ihn dann nicht mehr in unfreie Werke einbauen darf
Das Problem ist weitreichender:
Wenn BSDL-Code zu GPL-Code relizensiert wird, ist der Code auch zu GPL-inkompatiblem Freien Code inkompatibel. DAS (die Virulenz) ist das eigentliche Problem der GPL, nicht die Inkompatibilität zu unfreiem Code (Copyleft).
Genau hier ist mir persönlich die CDDL mit Copyleft aber ohne Virulenz sympathischer.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 13:47:32
Ich kann deine Sichtweise schon nachvollziehen, aber ich will sie (ungeachtet meiner eigenen Meinung) nicht als die definitive Sichtweise dastehen lassen.
Unageachtet dessen, dass ich mir nicht sicher bin, ob dir meine Sichtweise überhaupt klar ist, möchte ich diese bestimmt nicht als "definitive Sichtweise" hinstellen.
Mir ist völlig klar, dass man das Thema von verschiedenen Seiten betrachten kann, und je nachdem welchen Winkel man wählt kommt man dann zu unterschiedlichen Ansichten. Mir ist es nur wichtig, dass man diesen Blickwinkel sehr bewusst wählt, falls man sich für eine restriktive Lizenz entscheidet und sich nicht in fundamentalistische Grabenkämpfe verwickelt, nur weil man nicht versteht, dass jemand anderer aus seinen Überlegungen einen anderen Blickwinkel wählt.

Lord_Carlos hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:11:07
Wenn ich aus einem Anderen Projekt was kopiere kann ich es ja wieder in die Kopfzeile hinzufuegen.
Geniales Szenario! :THX:

1. Ich erstelle ein Projekt unter GPL und schreibe in alle Header den GPL-Text, weil mir GPL wichtig ist.
2. Meillo kopiert eine Lib aus meinem GPL-Projekt in sein GPL-Projekt, findet aber Header lästig und löscht ihn.
3. inne findet meine Lib in Meillos Projekt, weiß aber nicht, dass es mal meine war. Außerdem befindet er, dass keine Schöpfungshöhe vorliegt und kopiert sie in sein MITL-Projekt. Den MITL-Header fügt er der Vollständigkeit halber hinzu.
4. Du holst dir die Lib aus innes MITL-Projekt und verwurstest sie in deinem erfolgreichen proprietären Projekt. (mangels Copyleft ja kein Problem)
5. Ich stoße auf "verdächtig vertrautes Verhalten" in deiner Software und verklage dich, weil du mutmaßlich meinen GPL-Code geklaut hast.

PS: Tabs natürlich! :mrgreen:

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Lord_Carlos
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von Lord_Carlos » 05.09.2019 14:42:34

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
3. inne findet meine Lib in Meillos Projekt, weiß aber nicht, dass es mal meine war. Außerdem befindet er, dass keine Schöpfungshöhe vorliegt und kopiert sie in sein MITL-Projekt. Den MITL-Header fügt er der Vollständigkeit halber hinzu.
Meillos projekt sollte ja gerne eine Lizens Datei in root Verzeichnis haben. Und dann zeigt github und aehnliches da auch nett an wenn man sich das Projekt anguckt.
Wenn Inne es dann Trotzdem rauskopiert, haette ihn die Lizens in der Datei auch nicht gestoppt. Das ist jetzt ja mutwillig und nicht aus Versehen. Eine ganz andere Suppe.

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von wanne » 05.09.2019 15:21:51

In dem Urteil vom Gericht steht aber u.a. auch:
Sorry, Nein. In der Ausführung der Verteidigung steht.
Es sei im Übrigen insgesamt davon auszugehen, dass etwaige Linux-Code-Beiträge des Klägers, soweit sie innerhalb von „vmklinux“ und damit von ESXi verwendet worden sein sollten, dem Umfange nach so gering seien, dass sie im Verhältnis zur Gesamtheit von „vmklinux“, „vmkernel“ und „ESXi“ so sehr zurücktreten
Also wenn ich hier die erfolgreichsten Kinofilme der 2000er veröffentliche hat Warner auch nichts mehr zu melden, weil sie ja nur einen kleinen Anteil an denen haben?
Sorry, der Argumentation folgt keiner, der bei Verstand ist. – Vor allem in einem Staat der keine Sammelklagen zulässt. Das hat auch das Gericht so gesehen.
Gescheitet ist er daran:
in einem sog. Git-Repository […] könne jeder Entwicklungsbeitrag des Klägers detailliert nachvollzogen und belegt werden. Ein solcher pauschaler Verweis auf eine Ermittlungsmöglichkeit von Tatsachenvortrag im Internet ist kein zulässiger prozessualer Vortrag.
Auch die Vorlage des angeblich vollständigen Linux-Sourcecodes der Version 2.6.12-rc2 mit Versionsgeschichte (Ss 25.09.2015 S. 10) genügt den Anforderungen an einen prozessual nachvollziehbaren Vortrag zu vorliegend relevanten Bearbeiter-Urheber-Anteilen des Klägers nicht
nicht ausreichend ist in diesem Zusammenhang auch die Vorlage der Datei „linux.tgz“
K 15 selbst ist kein Ausdruck eines Code-Abschnitts und auch keine Veröffentlichung einer Bearbeitungshistorie, sondern eine vermutlich wohl vom Kläger persönlich zusammengestellte Übersicht über die einzelnen dort geltend gemachten acht Funktionen; daher kommt der Anlage K 15 selbst keinerlei Beweiswert bzgl. der Urheberschaft des Klägers zu.
Kurz: Wasch mich aber mach mich nicht nass. Du musst zwar vorlegen was dein Anteil am Sorucecode ist, aber Sourcecode ist kein gültiges Beweismittel.
Oder anders gesat: Im Original lassen sie git nicht als Beweismittel zu weil im Internet und Neuland und so. Druckst du es aus ist es ja von dir und nicht mehr das Original und damit kein Beweismittel.
Also ist der Kläger samt FSF und JBB Rechtsanwälte immer noch in der Bringschuld, dem Gericht zu erklären wo der Verstoß liegt?
So sieht es das Gericht. Sie haben das sehr ausführlich gemacht und das Gericht hat sich die Ohren zugehalten und sich sogar geweigert die passenden Beweise überhaupt erst zu sichten.
Wie soll ich einer Bringschuld nachkommen, wenn sich die Gerichte weigern mich überhaupt erst anzuhören? Genau das habe ich damit gemeint, mit dass das OLG Hamburg das Urheberrecht auf Programme defakto abgeschafft hat.
Es ist in etwa so wie die Möglichkeit zum Widerspruch in per Anhalter durch die Galaxis.
Ich kann deine Sichtweise schon nachvollziehen, aber ich will sie (ungeachtet meiner eigenen Meinung) nicht als die definitive Sichtweise dastehen lassen. Es ist IMO nur eine von zwei, die beide gleichermassen valide sind. (Darum haben wir diese Debatte ja schon seit Jahrzehnten: weil eben beide Sichtweisen valide sind.)
So sehe ich das auch. Am Ende ist es schwer abzuschätzen was der Wille eines Menschen ist, wenn der sich selbst zum Thema noch gar keine Gedanken gemacht hat... Das gibt es auch an anderen eklatanteren Stellen. (Organspende, Lebenserhaltende Maßnahmen...)
Wenn BSDL-Code zu GPL-Code relizensiert wird, ist der Code auch zu GPL-inkompatiblem Freien Code inkompatibel.
Und genau deswegen willst du den BSD-Header in einer Datei lassen – gerade wenn sie in ein GPL-Projekt (wie im aktuellen Beispiel) wandert.
PS: Tabs natürlich! :mrgreen:
Nein. Spaces. Mit denen kann man alignen.
Das ist jetzt ja mutwillig und nicht aus Versehen.
IM verlinkten Projekt kannst du dir schön ansehen, wie das ausversehen passiert. Irgend jemand hat da GPL-Code reinkopiert und meint, dann müsste man halt das Projekt unter GPL stellen. Das wird zuerst gemacht dann entscheidet man sich aber doch für BSD und meint, man schmeißt den GPL-Code wieder raus. – Dummerweise hat man bei weitem nicht alles erwischt. Das kann man relativ schön sehen weil da noch einige Dateien den GPL-Header haben. – Und jetzt löscht gerade ein user alle BSD-header... Ich glaube auch nicht, dass es die braucht. Ich halte sie aber schon für sehr nützlich.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von Meillo » 05.09.2019 15:38:09

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
Das Problem ist weitreichender:
Wenn BSDL-Code zu GPL-Code relizensiert wird, ist der Code auch zu GPL-inkompatiblem Freien Code inkompatibel.
Der urspruengliche Code ist weiterhin unter BSD-Lizenz nutzbar, auch wenn er Teil eines GPL-Codes ist. Nur wenn er dann (vom GPL-Projekt) veraendert wird wird es schwierig, ob die Aenderungen der GPL unterliegen und dadurch dieser Teil des urspruenglichen BSD-Codes auch, oder ob das GPL-Projekt die Aenderungen im BSD-Code unter die BSD-Lizenz stellt.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:47:52
Und genau deswegen willst du den BSD-Header in einer Datei lassen – gerade wenn sie in ein GPL-Projekt (wie im aktuellen Beispiel) wandert.
Ja genau ... bloss wuerde ich es etwas anders formulieren: Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt. Siehe Lizenzbedingungen, z.B. bei der MIT-Lizenz:
MIT-Lizenz hat geschrieben: [...] subject to the following conditions:

The above copyright notice and this permission notice shall be included in all copies or substantial portions of the Software.
[...]
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
DAS (die Virulenz) ist das eigentliche Problem der GPL, nicht die Inkompatibilität zu unfreiem Code (Copyleft).
Genau hier ist mir persönlich die CDDL mit Copyleft aber ohne Virulenz sympathischer.
Aber ist die Trennung zwischen Copyleft und Virulenz ueberhaupt moeglich. Die GPL infiziert halt alle anderen Codedateien fuer das gleiche Projekt. Die CDDL infiziert aber doch auch allen Code in der gleichen Datei. Es ist eine aehnliche Art von Infektion, bloss eine Stufe tiefer. Wenn man (wie bei dwm damals) alle Codedateien zu einer zusammenfasst, dann wirkt die CDDL doch genau wie die GPL.

Jetzt koennte man sagen: gut, wir wollen keine Lizenzierung auf Projektebene und auch keine auf Dateiebene, sondern eine auf Codezeilenebene ... dann haben wir aber immer noch das Problem von Aenderungen in einer Zeile. Und Lizenzierung auf Commitebene, was das eigentlich richtige waere, fuehrt am Ende zu voelligem Kompatiblitaetschaos.

All das ist letzlich nur Buerokratie, die verhindert, dass eigentliche Arbeit getan wird. All das bremst uns nur aus. So gesehen, finde ich die RMS-Vision schon ansprechend: Aller Code ist einfach GPL und wir haben all diese Probleme los. ;-) Wir leiden hier voll unter diesem Problem: https://xkcd.com/927/ -- Weniger Lizenzen sind besser, auch wenn die dann nicht jedem individuellen Wunsch perfekt entsprechen.

Unageachtet dessen, dass ich mir nicht sicher bin, ob dir meine Sichtweise überhaupt klar ist
Ich wollte dir keine Sichtweise unterstellen, hab ``deine Sichtweise'' nur verwendet um mich auf das von dir Formulierte zu beziehen.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von reox » 05.09.2019 15:50:07

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt. Siehe Lizenzbedingungen, z.B. bei der MIT-Lizenz:
Das bedeutet es reicht wenn ich bei den Dateien die ich da so finde und deren Lizenzheader gestripped wurden, einfach eine Copyrightnotice dazubaue die derer entspricht die das Projekt haben sollte (falls im Ursprungscode eine solche Notice ebenfalls nicht vorhanden war) und in einem README alle Projekte mit Copyright xxx aufliste die teil des Projektes geworden sind?
Ahja wie schaut das dann aus mit Dateien die Kopiert und verändert wurden? Behalten die dann die Notice vom alten Projekt?

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von wanne » 05.09.2019 16:41:18

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Ja genau ... bloss wuerde ich es etwas anders formulieren: Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt.
Das ist korrekt. Ich finde es aber halt Workflow mäßig sinnvoll wenn der der die Datei erstellt auch gleich die 3 Zeilen Header anfügt. (bzw. nicht er sonder sein Editor wenn er auf neue Datei klickt.) Dann kann man sie einfach unverändert kopieren und Projekte problemloser umlizenzieren. Das ist einfach robuster als wenn das der Kopierer der sonst wenig mit der Datei zu tun hat macht. Schon alleine weil dann die Hasches beim Kopieren gleich bleiben. (Für die ganze Automatisierung, die sich mittlerweile ihre Sourcen aus aus verschiedenen Quellen Nachlädt ist das dann auch besser.)
Aber ist die Trennung zwischen Copyleft und Virulenz ueberhaupt moeglich.
Ich würde sogar eins weiter gehen: Es gibt keine nicht Virulenten Lizenzen. Am ende kannst du nirgends deine Rechte erweitern. => Nur eine Lizenz mit maximalen Rechen kann nicht Virulent sein. Das könnte in den USA eventuell die CC0 sein. Derartig extreme Varianten lehnen Europäische Rechtsgelehrte aber ab. Daneben haben die halt massive Probleme was den ungenügenden Schutz von Nutztern angeht. Wie gesagt die meisten verstehen nicht, dass weniger Lizenz eher Problemtischer für Kopierer ist, weil bei undefiniertheit immer die Maximalrechte des Urhebers gelten.
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
Aller Code ist einfach GPL und wir haben all diese Probleme los. ;-) Wir leiden hier voll unter diesem Problem: https://xkcd.com/927/ -- Weniger Lizenzen sind besser, auch wenn die dann nicht jedem individuellen Wunsch perfekt entsprechen.
So ist es. Trotzdem: Irgend wann muss ich einfach mal eine Schreiben die allen passt.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von Meillo » 05.09.2019 17:05:16

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 16:41:18
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Ja genau ... bloss wuerde ich es etwas anders formulieren: Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt.
Das ist korrekt. Ich finde es aber halt Workflow mäßig sinnvoll wenn der der die Datei erstellt auch gleich die 3 Zeilen Header anfügt. (bzw. nicht er sonder sein Editor wenn er auf neue Datei klickt.) Dann kann man sie einfach unverändert kopieren und Projekte problemloser umlizenzieren. Das ist einfach robuster als wenn das der Kopierer der sonst wenig mit der Datei zu tun hat macht. Schon alleine weil dann die Hasches beim Kopieren gleich bleiben. (Für die ganze Automatisierung, die sich mittlerweile ihre Sourcen aus aus verschiedenen Quellen Nachlädt ist das dann auch besser.)
Ja, das kann ich verstehen.

Man sollte aber nicht ganz blind an die Sache gehen, denn nicht immer stehen im Header die kompletten Credits drin. Ausserdem muss man den vollen Lizenztext auch kopieren (separate Datei). Also wenn man genau sein will, dann ist es schon etwas mehr Arbeit und genauer Hinschauen als nur eine Datei zu kopieren. (Aber das widerspricht nicht deiner Aussage.)

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
Aller Code ist einfach GPL und wir haben all diese Probleme los. ;-) Wir leiden hier voll unter diesem Problem: https://xkcd.com/927/ -- Weniger Lizenzen sind besser, auch wenn die dann nicht jedem individuellen Wunsch perfekt entsprechen.
So ist es. Trotzdem: Irgend wann muss ich einfach mal eine Schreiben die allen passt.
;-)
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von reox » 05.09.2019 19:39:04

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 16:41:18
Das ist korrekt. Ich finde es aber halt Workflow mäßig sinnvoll wenn der der die Datei erstellt auch gleich die 3 Zeilen Header anfügt. (bzw. nicht er sonder sein Editor wenn er auf neue Datei klickt.) Dann kann man sie einfach unverändert kopieren und Projekte problemloser umlizenzieren. Das ist einfach robuster als wenn das der Kopierer der sonst wenig mit der Datei zu tun hat macht. Schon alleine weil dann die Hasches beim Kopieren gleich bleiben. (Für die ganze Automatisierung, die sich mittlerweile ihre Sourcen aus aus verschiedenen Quellen Nachlädt ist das dann auch besser.)
Also ich hab heute ewig lange nach einer Datei gesucht wo die herkam. Der Coding Style war jedenfalls nicht der des Authors... Nunja - gefunden hab ich es schlussendlich aber auch nur durch Zufall. Im git des Projektes war die Datei nämlich nicht drin, da es C Code war der aus einer GTK Object Builder Datei erzeugt wird... In einem tarball den ich über archive.org gefunden habe waren die C files drin...
Das du die original hashes hast, bringt dir also nur was wenn der upstream source auch irgendwie sinnvoll gehandelt wird :D

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von inne » 06.09.2019 11:53:35

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:21:51
Sorry, Nein.
Dann liest sich der Rest des Schreiben vom Gericht, für mich als Laien aber so, als hätte die Klägerseite Formfehler im weitesten Sinne begangen (Das will ich der Kanzlei aber nicht unterstellen.). Und dann Stimmt auch die Aussage im Kommentar zum Heise Artikel, dass er sei an sich selbst gescheitert sei.

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von Meillo » 06.09.2019 12:49:45

reox hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:50:07
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt. Siehe Lizenzbedingungen, z.B. bei der MIT-Lizenz:
Das bedeutet es reicht wenn ich bei den Dateien die ich da so finde und deren Lizenzheader gestripped wurden, einfach eine Copyrightnotice dazubaue die derer entspricht die das Projekt haben sollte (falls im Ursprungscode eine solche Notice ebenfalls nicht vorhanden war) und in einem README alle Projekte mit Copyright xxx aufliste die teil des Projektes geworden sind?
Du darfst den fremden Code nach dessen Bedinungen nutzen. Wie die genau sind steht in der jeweiligen Lizenz. (Wenn du Glueck hast, ist es eine kurze Lizenz.) Meistens wird eine Namensnennung und die Mitgabe der Lizenz gefordert sein. D.h. du musst markieren, dass dieser Code von demunddem geschrieben worden ist und dass er unter derundder Lizenz steht. Zudem musst du den vollen Lizenztext mitliefern. In welcher Weise du das markierst, ist erstmal deine Sache. Es muss halt klar genug sein.

Ich wuerde in die uebernommene Datei einen Lizenz-Header einbauen falls der noch nicht vorhanden ist, bzw. ihn so ergaenzen, dass er auch innerhalb deines Projektcodes verstaendlich ist. Den Lizenztext (falls es eine laengere Lizenz ist) wuerde ich im Projektverzeichnis ablegen und in einer Datei LICENSE beschreiben, welche Lizenz fuer was gilt. (Man muss dran denken, im Falle von Dateiumbenennungen, das anzupassen.)

Zudem wuerde ich in dem Commit im VCS, in dem der Fremdcode eingefuehrt wird, die Situation in der Commit-Message beschreiben. Das hilft spaeter bei der Nachvollziehbarkeit.
Ahja wie schaut das dann aus mit Dateien die Kopiert und verändert wurden? Behalten die dann die Notice vom alten Projekt?
Hier fehlt mir etwas die Erfahrung. Ich wuerde sagen, die Basis ist, dass du den fremden Code nach seinen Lizenzbedinungen nutzen darfst. Wenn darin steht, dass du seine Lizenz mitgeben musst (wie z.B. bei der MIT-License), dann musst du das tun, auch wenn du Teile davon aenderst. Solange uebernommener Code vorhanden ist, der die Schoepfungshoehe uebersteigt, unterliegt der seiner Lizenz und du musst deren Pflichten nachkommen.

Am einfachsten wird es wohl sein, die Aenderungen an der uebernommenen Codedatei unter die gleiche Lizenz zu stellen, wie der Fremdcode ... unabhaengig vom Restprojekt.


Ganz grundsaetzlich: Egal welche Lizenz man am liebsten hat, wir alle haben ein Interesse an freier Software. Das ist das hoehere Ziel. Solange alles innerhalb der freien Softwarewelt stattfindet, wird niemand ein Interesse haben, rechtliche Angriffe zu starten. Man sollte stets darum bemueht sein, Anerkennung zu zeigen (Namensnennung). Alles weitere kann man normalerweise pragmatisch loesen. Und wenn etwas nicht so ist wie es sein sollte, dann aendert man es doch gerne, sobald man darauf hingewiesen worden ist. Je mehr sich die freie Softwarewelt intern mit Lizenzkram beschaeftigt, desto mehr bremst sie sich beim Erreichen ihres eigentlichen Zieles aus.

Siehe dazu auch die Gedanken in diesem Text: http://marmaro.de/apov/txt/2016-07-04_d ... -waffe.txt
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von reox » 06.09.2019 13:21:20

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.09.2019 12:49:45
Am einfachsten wird es wohl sein, die Aenderungen an der uebernommenen Codedatei unter die gleiche Lizenz zu stellen, wie der Fremdcode ... unabhaengig vom Restprojekt.
Nun gut, das kann ich für meine Änderungen machen aber wohl nicht für die Änderungen entscheiden die jemand anderer gemacht hat...
Ich hab jetzt einfach mal angefangen die Teile zusammenzusuchen - es ist aber in manchen Fällen nicht wirklich einfach die originale Quelle zu finden, geschweige denn herauszufinden welche Lizenz die dort gewählt haben (ok, so stimmts auch nicht - man muss die lizenz einfach lesen und schauen welche erfordernisse sie hat, unabhängig von einem gängigen Namen).
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.09.2019 12:49:45
Man sollte stets darum bemueht sein, Anerkennung zu zeigen (Namensnennung). Alles weitere kann man normalerweise pragmatisch loesen.
Ja sehe ich eigentlich auch so.

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von wanne » 06.09.2019 15:11:49

inne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.09.2019 11:53:35
Dann liest sich der Rest des Schreiben vom Gericht, für mich als Laien aber so, als hätte die Klägerseite Formfehler im weitesten Sinne begangen.
Ja. In beiden Gerichtsverfahren wurden die beweise der Anklage nicht angenommen, weil sie formal nicht als solche taugen.
Und dann Stimmt auch die Aussage im Kommentar zum Heise Artikel, dass er sei an sich selbst gescheitert sei.
Nein. Es gibt im Moment keinen der irgend wie eine Idee hat, wie man der Bringschuld bei einem größeren Softwareprohket formal korrekt nachkommen soll. Er ist nicht an sich gescheitert sonden er ist daran gescheitert, das es kein formal korrektes verfahren gibt, (oder zumindest noch keiner eines gefunden hat) wie man als einzelner seine Rechte geltend macht und es allgemein anerkannt ist, dass man in Sachen Urheberrecht (Abgesehen vom Verwertungsrecht) nicht als Gemeinschaft klagen kann, weil diese Rechte sich immer auf eine natürliche Person beziehen und nur durch Vererbung übertragbar sind. (Du kannst deine Rechte an keine Gemeinschaft übertragen und ohne die Rechte darf sie als Ungeschädigte nicht klagen.)
Es ist so ein bisschen wie bei den Falschen Preisen in der Werbung. Die sind zwar verboten. Kunden sind aber ausdrücklich nicht klageberechtigt. (Klageberechtigt sind explitzit nur Wettbewerber.) Entsprechend wenig nutzt dir das. – Oder eben mit dem Widerspruchsrecht gegen die Intergalaktische Autobahn in per Anhalter durch die Galaxis, der nur ein paar Lichtjahre weiter hätte eingereicht werden können.

Sprich du kannst kein formal korrektes Verfahren anstreben. => Alle Verfahren werden an Formfehlern scheitern. => Das Urheberrecht ist für Software nutzlos.
Wie gesagt: Die Industrie hat das Memo schon lange bekommen und klagt deswegen schon lange auf Leistungsschutzrechte/Kopierschutzumgehungen/Verwertungsrechte/Unzureichende Schutzmaßnahmen... Sie alle sind aber halt von der Industrie lobbyirt und stehen OpenSource-Software nicht zur Verfügung.
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von TRex » 06.09.2019 22:14:08

Warum nicht jede Funktion/Zeile mit Kommentar zur Lizenz bestücken?

Die eine Datei im Projekt muss reichen, und wer aus dem Projekt kopiert, möge bitte den Aufwand selbst tätigen. Mir ist das zuviel Aufwand, zuviel Müll in den Dateien und zu anlasslos.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von inne » 08.09.2019 10:52:10

@Wanne. Nagut, dann ist doch das Prinzip der Beweisführung hier allgemein gescheitert bzw. festgefahren und das Gericht müsste die Richtlinien genau Vorgeben.

Ich nahm beim lesen des Kommentar auf Heise nur ganz naiv an, man hätte nicht auf das Git (https://git.kernel.org/) an sich, sondern auf den entsprechenden Code darin also z.B. den entsprechenden Teil unter https://git.kernel.org/?s=name, die Dateien bzw. Zeilenblöcke o.ä. verweisen müssen. Denn das Gericht schreibt doch: Wer dem Gericht den kompletten Linux Source Code vorlegt und erwartet, dass das Gericht sich dort die Teile raussucht, der hat den Begriff Darlegungslast nicht wirklich verstanden.
Und das Schreiben hier ist eines, worauf der Kläger noch eingehen konnte - wenn ich das richtig sehe. Das endgültige Schreiben steht noch aus.

Aber letztendlich sind hier Fachleute gescheitert. Was schade ist und auch die Frage aufwirft, ob die Klage andersherum auch an dieser Fromalie gescheitert wäre. Wenn im Linux-Code geschützter Code auftaucht..

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von reox » 09.09.2019 09:21:40

TRex hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.09.2019 22:14:08
Warum nicht jede Funktion/Zeile mit Kommentar zur Lizenz bestücken?
Ich denke mal eine einzelne Zeile ist eher schwer zum schützen - wenn ich zB nur eine Zeile kopiere, wie ist das dann vom Urheberrecht her?
Ich glaube am einfachsten ist sowieso alles nur per API zu verwenden. Somit trifft mich das viel weniger als wenn ich den Code kopiere und mit ausliefere...

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von hikaru » 09.09.2019 12:38:33

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Der urspruengliche Code ist weiterhin unter BSD-Lizenz nutzbar, auch wenn er Teil eines GPL-Codes ist.
In de Praxis stellt sich dan die Frage, ob der ursprüngliche Code auffindbar ist.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Nur wenn er dann (vom GPL-Projekt) veraendert wird wird es schwierig, ob die Aenderungen der GPL unterliegen und dadurch dieser Teil des urspruenglichen BSD-Codes auch, oder ob das GPL-Projekt die Aenderungen im BSD-Code unter die BSD-Lizenz stellt.
Genau das ist der Charakter der GPL: Sie dehnt sich auf das gesamte Projekt aus und ist dabei viral. Alo steht am Ende das gesamte Projekt unter der GPL.
Abweichende Bestimmungen sind möglich, z.B. indem man gezielt änderungen an BSDL-Code weiterhin als BSDL auszeichnet, aber es ist eben nicht das normale Verhalten der GPL und muss explizit erwähnt werden, wie du ja auch schon mit wanne herausgestellt hast:
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:47:52
Und genau deswegen willst du den BSD-Header in einer Datei lassen – gerade wenn sie in ein GPL-Projekt (wie im aktuellen Beispiel) wandert.
Ja genau ... bloss wuerde ich es etwas anders formulieren: Wenn man eine Datei mit BSD-Code in ein GPL-Projekt einbringt, muss man darauf achten, dass die BSD-Datei als BSD-lizenziert markiert ist oder wird. Wenn's noch nicht der Fall ist, muss es halt die Person machen, die sie einbringt. Siehe Lizenzbedingungen, z.B. bei der MIT-Lizenz:
MIT-Lizenz hat geschrieben: [...] subject to the following conditions:

The above copyright notice and this permission notice shall be included in all copies or substantial portions of the Software.
[...]
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Aber ist die Trennung zwischen Copyleft und Virulenz ueberhaupt moeglich.
Ja, natürlich. Man muss nur die GPL-Denke überwinden, die beides in einem Paket verkauft.
Die CDDL unterscheidet in "Covered Software", auf welche sich die eigentliche Lizenz bezieht und in "Larger Works", was das z.B. dem Gesamtprojekt entsprechen würde. Dabei sagt die CDDL unter Punkt 3.6 ziemlich eindeutig, dass Larger Works als Ganze nicht der CDDL unterliegen müssen:
You may create a Larger Work by combining Covered Software with other code not governed by the terms of this License and distribute the Larger Work as a single product. In such a case, You must make sure the requirements of this License are fulfilled for the Covered Software.
Das geht z.B. mit der GPL nicht, denn hier würde das Kombinieren des Codes (sprich: Linken) nicht gehen.

Eine Copyleft-Lizenz ist die CDDL trotz fehlender Virulenz, denn in Punkt 3.1. steht:
Any Covered Software that You distribute or otherwise make available in Executable form must also be made available in Source Code form and that Source Code form must be distributed only under the terms of this License. You must include a copy of this License with every copy of the Source Code form of the Covered Software You distribute or otherwise make available. You must inform recipients of any such Covered Software in Executable form as to how they can obtain such Covered Software in Source Code form in a reasonable manner on or through a medium customarily used for software exchange.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Die GPL infiziert halt alle anderen Codedateien fuer das gleiche Projekt. Die CDDL infiziert aber doch auch allen Code in der gleichen Datei. Es ist eine aehnliche Art von Infektion, bloss eine Stufe tiefer. Wenn man (wie bei dwm damals) alle Codedateien zu einer zusammenfasst, dann wirkt die CDDL doch genau wie die GPL.

Jetzt koennte man sagen: gut, wir wollen keine Lizenzierung auf Projektebene und auch keine auf Dateiebene, sondern eine auf Codezeilenebene ... dann haben wir aber immer noch das Problem von Aenderungen in einer Zeile. Und Lizenzierung auf Commitebene, was das eigentlich richtige waere, fuehrt am Ende zu voelligem Kompatiblitaetschaos.
Irgendwo muss man halt die Grenze ziehen. Einzelne Dateien stellen für mich hier die Grenze zwischen sinnvoller Atomisierung und unsinniger Haarspaleterei dar.
Im Extremfall könnte ich das soweit treiben, dass ich in einer von dir erstellten und lizensierten Datei ein Vorzeichen im Rahmen eines Bugfixes ändere, und diesen Fix unter einer anderen Lizenz veröffentliche.
Eben deshalb ist ja das Konzept der Schöpfungshöhe eigentlich eine gute Idee. In einer einzelnen Codezeile lässt sich eben nur eine sehr begrenzte Menge geistiger Schaffenskraft unterbringen.* Das Problem mit der Schöpfungshöhe ist, dass es eine juristische Kategorie ist, die irgendwie auf die technische Ebene im Sinne konkrerten Codes heruntergebrochen werden muss.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
All das ist letzlich nur Buerokratie, die verhindert, dass eigentliche Arbeit getan wird. All das bremst uns nur aus. So gesehen, finde ich die RMS-Vision schon ansprechend: Aller Code ist einfach GPL und wir haben all diese Probleme los. ;-)
Du bist zu sehr im 21. Jhd. verhaftet. Die GPL und RMSs Idee dazu stammt aber aus dem 20. Jhd.
In RMSs Vision bräuchte es die in Wahrheit viel zu komplizierte GPL gar nicht, weil es jeder für selbstverständlich hielte, Code Frei zur Verfügung zu stellen und alles Andere als asozial ansehen würde. Wie ich anderswo schon mal erwähnt hatte: Copyleft (und im nächsten Schritt auch Virulenz) ist die verjuristisierte Einsicht, dass manche Menschen Arschlöcher sind.

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
06.09.2019 12:49:45
Ganz grundsaetzlich: Egal welche Lizenz man am liebsten hat, wir alle haben ein Interesse an freier Software. Das ist das hoehere Ziel. Solange alles innerhalb der freien Softwarewelt stattfindet, wird niemand ein Interesse haben, rechtliche Angriffe zu starten.
Das halte ich für blauäugig. Die Diskussion um die Aufnahme von zfs (CDDL) in den Linux-Kernel (GPLv2) hat mMn gezeigt, dass die Sache nicht so einfach ist. Lizenztexte sind ja keine Wünsche, sondern Forderungen. Und wenn jemand seinen Code unter CDDL stellt, welche klar sagt, dass der nicht relizensiert werden darf, dann darf man den Code eben nicht in ein GPL-Projekt einfügen, weil die GPL eben keine Lizenz-Fremdkörper duldet.
Dass einige Distributoren das nicht so eng sehen und trotzdem ZFS im Kernel ausliefern, ändert daran nichts.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Man sollte stets darum bemueht sein, Anerkennung zu zeigen (Namensnennung).
Mir fehlt eigentlich eine Standardlizenz, die explizit Namensnennung ausschließt. Ich würde manchmal gern Sachen anonym veröffentlichen. Das kann ich aber nicht, denn ich kann bestenfalls Namensnennung optional machen. Und wenn ich einen eigenen Passus hinzufüge, der Namensnennung ausschließt, habe ich sofort den Streisand-Effekt.
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 15:38:09
Siehe dazu auch die Gedanken in diesem Text: http://marmaro.de/apov/txt/2016-07-04_d ... -waffe.txt
Der Text ist zwar menschlich verständlich, aber juristisch naiv.
Im Grunde bist du darin der Pazifist, der sich weigert die Waffe zu erheben, während dir ein anderer eine Pistole an den Kopf hält.


*) Es sei denn, man codet in Perl. ;)

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von wanne » 09.09.2019 14:01:26

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 12:38:33
Eine Copyleft-Lizenz ist die CDDL trotz fehlender Virulenz, denn in Punkt 3.1. steht:
Any Covered Software that You distribute or otherwise make available in Executable form must also be made available in Source Code form and that Source Code form must be distributed only under the terms of this License. You must include a copy of this License with every copy of the Source Code form of the Covered Software You distribute or otherwise make available. You must inform recipients of any such Covered Software in Executable form as to how they can obtain such Covered Software in Source Code form in a reasonable manner on or through a medium customarily used for software exchange.
Und damit ist die CDDL genau so Virulent wie die GPL – oder jede andere Lizenz. Am Ende muss sich mein Gesamtprojekt an die CDDL halten. (Sourcecode ausliefern, Namen nennen.) Es hilft nicht. Jede Lizenz ist nur kompatibel mit Lizenzen, die weniger Bedingungen Stellen. Und da per default relativ viele gestellt werden heißt das, dass du möglichst alle Bedingungen ausschlagen musst. Das versucht die CC0. So pauschal ist das aber wohl in Kontinentaleuropa nicht möglich. (Alle Rechte ausschlagen ohne sie überhaupt zu nennen.)
Der Text ist zwar menschlich verständlich, aber juristisch naiv.
Im Grunde bist du darin der Pazifist, der sich weigert die Waffe zu erheben, während dir ein anderer eine Pistole an den Kopf hält.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von hikaru » 09.09.2019 15:22:00

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
Und damit ist die CDDL genau so Virulent wie die GPL – oder jede andere Lizenz. Am Ende muss sich mein Gesamtprojekt an die CDDL halten.
Woraus schließt du das?
Wenn du CDDL-Dateien in ein nicht-CDDL-Projekt einbindest, dann bleibt der CDDL-Code als "Covered Software" unter CDDL erhalten und es ist ihr weitgehend egal, was das "Larger Work" außen herum macht. Das Einzige was sie nicht zulässt ist die Relizensierung der Covered Software. Eben an Letzterem scheitert eine Integration von CDDL-Code in GPL-Projekte, denn die GPL verlangt die Unterwerfung des CDDL-Codes.
Andersrum kannst du aus CDDL-Sicht Dateien mit beliebigen Lizenzen in ein CDDL-Projekt einfügen. Die sind dann eben nicht Teil der Covered Software. Probleme bekommst du dann, wenn du GPL-Dateien ohne Linking Exception einführst und gegen diese linkst. Auch hier ist aber nicht die CDDL der Schuldige an der Inkompatibilität, sondern die GPL. Das gleiche Problem hättest du hier mit jeder anderen Lizenz des Gesamtwerks, wenn du es nicht unter die GPL stellen willst.
Das Thema hatten wir übrigens schon mal, und zwar dieses Jahr. [1]
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
(Sourcecode ausliefern, Namen nennen.)
Das hat weder mit Copyleft noch mit Virulenz zu tun.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
Es hilft nicht. Jede Lizenz ist nur kompatibel mit Lizenzen, die weniger Bedingungen Stellen.
Das ist falsch. Jede Lizenz ist mit allen Lizenzen kompatibel, die keine zu ihren Bedingungen inkompatiblen Bedingungen stellen. Das ist eine Tautologie, denn etwas anderes ist dazu nicht zu sagen. Dass Lizenzen mit weniger Bedingungen tendenziell weniger Kompatibilitätsschranken haben liegt in der Natur der Sache und ist trivial.
Selbst wenn eine Lizenz nur eine einzige Bedingung stellt, reicht das aber, sie mit anderen Lizenzen inkompatibel zu machen, falls diese einzige Bedingung inkompatibel zu anderen Lizenzen ist. Berühmtestes Beispiel dürfte CC by-nc sein. nc macht die Lizenz unfrei und damit inkompatibel.
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
Und da per default relativ viele gestellt werden heißt das, dass du möglichst alle Bedingungen ausschlagen musst. Das versucht die CC0. So pauschal ist das aber wohl in Kontinentaleuropa nicht möglich. (Alle Rechte ausschlagen ohne sie überhaupt zu nennen.)
Das Problem an CC0 ist, dass sie versucht, den Schutzgegenstand direkt in Public Domain zu überführen. Public Domain entspricht im Deutschen Recht am ehesten der Gemeinfreiheit, ist aber nicht völlig deckungsgleich. Nach wohl vorherrschender Rechtsauffassung kann im Deutschen Recht kein Urheberrecht abgetreten werden. Deshalb kann auch kein Schutzgegenstand von seinem Urheber in die Gemeinfreiheit überführt werden, denn sein Urheberrecht erlischt erst 70 Jahre nach seinem Tod.


[1] viewtopic.php?f=1&t=171961&p=1195974#p1195974

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von wanne » 09.09.2019 16:26:27

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 15:22:00
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
(Sourcecode ausliefern, Namen nennen.)
Das hat weder mit Copyleft noch mit Virulenz zu tun.
Doch. Es wird damit inkompatibel zu Lizenzen, die die Namensnennung nicht verlangen. Die Lizenz ist damit genau so Viral wie die GPL auch.
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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von hikaru » 10.09.2019 09:10:41

wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 16:26:27
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 15:22:00
wanne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
09.09.2019 14:01:26
(Sourcecode ausliefern, Namen nennen.)
Das hat weder mit Copyleft noch mit Virulenz zu tun.
Doch. Es wird damit inkompatibel zu Lizenzen, die die Namensnennung nicht verlangen. Die Lizenz ist damit genau so Viral wie die GPL auch.
Eine mangelnde Klausel zur Namensnennung führt niemals zu Inkompatibilität, denn wie ich früher schon bemängelt habe gibt es keine Standardlizenz, die Namensnennung explizit ausschließt. Wenn du also ein Gesamtwerk aus Einzelteilen unter einer Lizenz mit by-Klausel und einer Ohne erstellst, kannst du dich in jedem Fall an die by-Klausel der Lizenz mit Klausel halten, ohne dass du dabei Probleme mit der anderen Lizenz bekommst.

Unabhängig davon hättest du das Problem selbst dann mit der CDDL nicht, wenn es eine Lizenz mit explizitem Ausschluss der by-Klausel gäbe, denn da die CDDL sich nur auf ihre Covered Software bezieht, den Rest des Larger Work aber unangetastet lässt, könntest du den CDDL-Teil mit Namensnennung und den Anderen Ohne ausliefern.

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von inne » 10.09.2019 11:59:12

Lord_Carlos hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:11:07
Und morgen gibt es ein Thread: Tab oder Spaces :)
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
PS: Tabs natürlich! :mrgreen:
Alle anderen werden am Makefile scheitern :mrgreen:

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Re: Lizenzbedingen in jedem File

Beitrag von reox » 10.09.2019 20:17:43

inne hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.09.2019 11:59:12
Lord_Carlos hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:11:07
Und morgen gibt es ein Thread: Tab oder Spaces :)
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
05.09.2019 14:22:16
PS: Tabs natürlich! :mrgreen:
Alle anderen werden am Makefile scheitern :mrgreen:
Also mein vim kann das problemlos und macht in Makefiles echte Tabs und sonst halt Spaces :P
*scnr*

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