Suche nach Motivation zum Datenschutz

[Basharan]

Guten Tag,

ich glaube ich brauche Hilfe um das Chaos im Kopf zu bändigen. Meine Gedanken wechseln täglich zwischen: "Datenschutz ist Wichtig!" und "Die haben deine Daten sowieso, also was soll die Mühe". Und dabei zähle ich mir stets die Vor- und Nachteile im Kopf auf, was dann schon mal Kopfschmerzen bereiten kann.
Das geht schon soweit das ich täglich mein Desktop OS neu installiere... Die Debian Buster Installationsroutine funktioniert einwandfrei.
Es geht mir nicht darum das hier ein Psychologe, eine fern Therapie anbietet, sondern mehr um andere Sichtweisen oder Ideen wie andere damit umgehen / darüber denken.
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ich habe wenig Disziplin, wenn es um selber gesetzte Ziele geht. Wenn ich einer Entscheidung folge, dann benötige ich stets einen Feedback (egal in welcher Form), der mich dazu motiviert weiter zu machen.
Datenschutz ist leider so ein unsichtbares Gut, bei dem man nicht sofort sieht das die Einhaltung auch etwas bringt.

Ich liebe Debian seit Jahren, aber es war immer eine on / off Beziehung. Irgend eine Anwendung (Photoshop, WoW, GTA 5, etc...) zwingt mich zurück zu Windows.

Auf meinem Android (ohne Root, aber ohne Google Account Anbindung) reichen mir alle Apps die ich in F-Droid finde für den Alltag, Aber die google-apps bringen Komfortfunktionen mit, die das Erlebnis gut abrunden (bsp: Playstore, banken app, etc...). Außerdem fließen viele meiner Daten, Bilder, etc.. an Google, Facebook, Microsoft und Apple, durch Familie und Bekannte. Sah immer wieder das viele, zum Teil auch aus Unwissenheit, alle Bilder auf Google Photos hochladen. Mit Gesichtserkennung. Es hört sich auch sehr verlockend an, "unendlichen" "kostenlosen" Speicherplatz.

Ich bin bereit auf Komfort und auch Entertainment zu verzichten, aber wie kann ich mich längerfristig dazu motivieren das auch durch zu halten? Was mich vor allem auch immer wieder demotiviert, ist die Frage nach dem Sinn für den Verzicht. Wenn gewisse Daten von mir, durch andere Menschen oder lokal installierte Anwendungen (NVidia Treiber, Steam) hochgeladen werden, dann bringt es doch nichts das ich auf andere Ebene alles Blocke.

Wie motiviert ihr euch, gewisse Themen längerfristig durchzuhalten bei denen ihr etwas einbüßt, wenig Erfolg seht, aber wisst das es essenziell wichtig ist?

Grüße
Basharan

[Meillo]

Ich zitiere ein paar fuer mich relevante Saetze deines Posts:

Datenschutz ist leider so ein unsichtbares Gut, bei dem man nicht sofort sieht das die Einhaltung auch etwas bringt.


Ich bin bereit auf Komfort und auch Entertainment zu verzichten, aber wie kann ich mich längerfristig dazu motivieren das auch durch zu halten? Was mich vor allem auch immer wieder demotiviert, ist die Frage nach dem Sinn für den Verzicht.


Wie motiviert ihr euch, gewisse Themen längerfristig durchzuhalten bei denen ihr etwas einbüßt, wenig Erfolg seht, aber wisst das es essenziell wichtig ist?

Gut dass du schreibst. Es ist gut, dass du dir diese Gedanken machst und ebenso, dass du merkst, dass gerade (mal wieder) ein Punkt ist, an dem du jemanden brauchst, der dir neue Motivation gibt. Ich glaube, es ist ganz normal sich immer wieder an diesem Punkt (Wozu mache ich das alles?) zu befinden, wenn man fuer ein -- wie du so schoen schreibst -- ``unsichtbares Gut'' kaempft. Dann sollte man sich nicht alleine damit fuehlen muessen, sondern Personen haben, die einen ein bisschen mitziehen, bis man sich wieder selbst stark fuehlt (und dann andere in ihren Krisen mitziehen kann).

Eine Person hat mir in einer solchen Situation mal gesagt, dass es ja kein Verzicht sei, sondern die richtige Entscheidung. Es ist die Frage der Prioritaeten und Werte, die man lebt und leben will. Ich entscheide mich damit nicht bloss gegen das eine Leben mit manchen Nachteilen, sondern ich entscheide mich auch fuer das andere Leben mit ebenso manchen Vorteilen. Mach dir diese guten Seiten fuer dein eigenes Leben bewusst, dann faellt es dir schon leichter, weil die Betrachtung dann weniger einseitig negativ wird.

Und suche dir, wenn moeglich, Personen, die aehnlich denken, damit du dich mit der Aufgabe weniger alleine fuehlst. (Mir helfen hier bespielsweise auch gute Fernsehdokumentationen, Buecher oder Lieder zu neuer Motivation.)

[TomL]

Ich teile in etwa meillo's Sicht... das ist für mich mittlerweile ebenfalls eine grundsätzliche Lebenseinstellung... mit dem Ziel genau das zu tun, was in meiner Macht steht, um die informelle Selbstbestimmung bestmöglich zu wahren. Ich bemerke den Erfolg meiner Maßnahmen daran, wie zufällig und wenig zielgerichtet der übliche Spam-Wust ist, mit dem man im digitalen Leben an allen Stellen konfrontiert wird. Ich bekomme so gut wie keinen Spam, der mit irgendwas oder irgendwelchen Interessen meiner Person oder mit irgendwelchen vergangenen meiner Online-Aktivitäten in Zusammenhang steht. Es gibt keinerlei Übereinstimmung oder Abstimmung in der täglichen unvermeidbaren Spam auf meiner unterschiedlichen Hardware, wie Laptop, Smartphones, verschiedenen PC-Sessions, alles ist immer rein zufällig, neutral und willkürlich. Ich bin auch Amazon-Kunde, und stehe dazu. Wenn ich auf meinem Rechner Amazon öffne, sehe ich solange keine Zusammenhänge zu vorherigen Aktionen, keine zuzuordnende Werbung, absolut nix reproduzierbares, bis ich mich endlich mit Namen angemeldet habe. Ich finde, dass das ein gutes Zeichen für erfolgreiche informelle Selbstbestimmung ist.

Eine Motivation für informelle Selbstbestimmung....?... nun ja, Du kennst sicher die Schufa, oder hast davon gehört... das ist eine Auskunftei über persönliche finanzielle Verfehlungen, deren Auskünfte und ggf. Liquiditäts-Ranking darüber entscheiden, ob Du einen Kredit bekommst oder ein Risiko-Patient bist. Nun ist ja klar, dass die Schufa nur über das an Daten verfügt, was ihnen von den Kreditunternehmen mitgeteilt wurde, also eigentlich nur das, wo's um Kohle geht. Und nun vergleich das einfach mal mit der Menge an Daten, über die Google verfügt, wenn man ein Google-Konto hat, Drive nutzt, den Kalender, Kontakte, Postfächer, Geräte-Synchronisation, private google-suchen über Hobby, Medizin, Gesetze, Reisen, etc. Die wissen im Laufe der Zeit alles über Dein ganzes Leben, vollständig alles, privat, job, medizin. Und nun stell Dir einfach mal vor, wie es wäre, wenn im Zuge einer künftigen möglichen Liberalisierung des Datenhandels Google als Auskunftei auftreten dürfte. Dann entscheidet dein Google-Profil, ob Du einen Job bekommst, eine Wohnung, einen Kredit... mal Dir die Möglichkeiten selber aus.....

Klar ist, man kann sich der Beobachtung nicht vollständig entziehen... will ich auch gar nicht... aber das, was ich tun kann, ist erfolgreich.

[Basharan]

Danke für die einleuchtenden Posts. Manchmal sieht man vor lauter Bäume den Wald nicht mehr.

Ich finde beide Posts ergänzen sich tatsächlich gut:

Eine Person hat mir in einer solchen Situation mal gesagt, dass es ja kein Verzicht sei, sondern die richtige Entscheidung. Es ist die Frage der Prioritaeten und Werte, die man lebt und leben will. Ich entscheide mich damit nicht bloss gegen das eine Leben mit manchen Nachteilen, sondern ich entscheide mich auch fuer das andere Leben mit ebenso manchen Vorteilen.

Die wissen im Laufe der Zeit alles über Dein ganzes Leben, vollständig alles, privat, job, medizin. Und nun stell Dir einfach mal vor, wie es wäre, wenn im Zuge einer künftigen möglichen Liberalisierung des Datenhandels Google als Auskunftei auftreten dürfte. Dann entscheidet dein Google-Profil, ob Du einen Job bekommst, eine Wohnung, einen Kredit... mal Dir die Möglichkeiten selber aus.....

Und es wäre tatsächlich hilfreich wenn man eine Person neben sich hat der einen mitzieht. Macht es wohl leichter. Ich habe zwar niemand der mich mitzieht, deshalb dieser Post in einem Forum mit gleichgesinnten, aber ich muss auch ehrlich zugeben das mich im engsten Umfeld, niemand runterziehen würde. Die verstehen das Thema über Datenschutz nicht, (es wird sogar sehr oft drüber geschimpft, weil dies ja das Leben erschwert ), aber am ende aller Tage schliesst mich niemand aus weil ich kein Whatsapp und Facebook benütze.

Ich werde wohl am besten das "Negative / Verzichten auf etwas", umändern in was Positives. Die Utopie mit Google als Weltmacht, lässt das Verzichten auf den Mainstream tatsächlich Positiv erscheinen.

Ich werde mir hier einen bookmark setzen, und im erneuten Zweifel, lese ich es einfach wieder durch. Der Verzicht auf gewisse Annehmlichkeiten, ist der Schutz vor ungewisse Repressalien.