»Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

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bullgard
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»Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von bullgard » 26.05.2020 19:40:38

Hallo debianforum.de,
Lidl macht Reklame für HUAWAI MediaTab »T3 10« mit
HD-IPS-Display mit Eye-Care-Modus
.
BenQ macht Reklame für
Eye-Care-Displays
in https://www.hardwareschotte.de/magazin/ ... ays-a41518
Ich kann im Unterdrücken von kurzwelligem blauen Licht, der Erhöhung der Taktfrequenz der LED-Hintergrundbeleuchtung und der automatischer Anpassung der Hintergrundhelligkeit an die Helligkeit des aktuellen Bildschirminhalts wenig eye care entdecken und fühle mich eher an einen Damen-Schönheitssalon erinnert.
Ist mehr dahinter als ein Reklametrick?
Gibt es dazu wissenschaftliche Studien?
Mit freundlichen Grüßen
bullgard

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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von CH777 » 27.05.2020 10:37:29

bullgard hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.05.2020 19:40:38
Gibt es dazu wissenschaftliche Studien?
Durchaus, mal schnell 2 Beispiele:
Blue light excited retinal intercepts cellular signaling
Effects of blue light on the circadian system and eye physiology

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Luxuslurch
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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von Luxuslurch » 28.05.2020 10:02:46

Wobei sich das ja auch alles softwareseitig erreichen lässt. Oder?
Debian Stable.
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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von MSfree » 28.05.2020 10:17:28

Luxuslurch hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.05.2020 10:02:46
Wobei sich das ja auch alles softwareseitig erreichen lässt. Oder?
Ich kenne diese Anpassung ans Umgebungslicht von den iPads, die das schon länger haben. Im Prinzip ist da nur im Gehäuse ein Sensor, der die Farbtemperatur des Umgebungslichts mißt, also nur 3 Photodioden für RGB. Daraus werden dann die Gammawerte für den roten, grünen und blauen Farbkanal des Displpays bestimmt und der Framebuffer vor der Anzeige durch eine Lookuptabelle geschoben, die die Gammakorrektur pro Intensitätsstufe beinhaltet.

Das Resultat ist dann aber einfach gruselig. Der Bildschirminhalt sieht schlicht und ergreifend shice aus. Das gleiche gilt für die Blaureduktion, alles angezeigte bekommt einen völlig unnatürlichen Farbstich. Ich mußte das beim iPad ausschalten, um keinen Augenkrebs zu bekommen.

Letztlich ändert das auch nichts am hohen Blauanteil der Hintergrundbeleuchtung. Denn die Beleuchtung läßt sich nicht in der Farbtemperatur regeln sondern nur in der Helligkeit per Pulslängensteuerung.

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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von Luxuslurch » 28.05.2020 10:49:26

Oha.
Ich dachte an Debianredshift oder ähnliches. Das Ergebnis ist in der Tat ziemlich mau.
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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von MSfree » 28.05.2020 11:29:12

Luxuslurch hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.05.2020 10:49:26
Ich dachte an Debianredshift oder ähnliches. Das Ergebnis ist in der Tat ziemlich mau.
Das macht im Prinzip das, was ich oben beschrieben habe. Es gibt einen sekundären Framebuffer, in den zunächst gezeichnet wird, der dann per Lookuptable in den primären Framebuffer kopiert wird und dann zu Anzeige kommt.

Im Prinzip kann in die Lookuptable jeder beliebige "Blödsinn" geschrieben werden. Man könnte auch ein invertiertes Bild dadurch erzeugen oder eben eine angepaßte Gammakorrektur.

Die Tabletts machen das aber quasi in Hardware, indem nicht eine Software wie Redshift die Lookuptable erzeugt sondern die Lookuptable über die Farbtemperaturmessung befüllt wird. Wenn man da nochmal Redshift drüber bügeln würde, hätte man eine doppelte "Korrektur".

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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von Luxuslurch » 28.05.2020 12:19:01

Das heißt, um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen, dass die Korrektur des Blautons per Software oder bei manchen Tablets unvollkommen ist. Die vom TE verlinkte Variante des Monitors hingegen könnte durchaus einen erkennbaren Mehrwert (über die Reklame hinaus) bieten?
Debian Stable.
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Re: »Eye-Care-Modus« »Eye-Care-Display« - nur ein Reklametrick?

Beitrag von MSfree » 28.05.2020 13:11:31

Luxuslurch hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
28.05.2020 12:19:01
Das heißt, um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen, dass die Korrektur des Blautons per Software oder bei manchen Tablets unvollkommen ist.
Naja, Redshift und auch die "Hardwarelösungen" bei einigen Tabletts wirken letztlich nur auf den Framebuffer der Graphikhardware. Ob man das als unvollkommen bezeichnen darf, sei mal dahingestellt.
Die vom TE verlinkte Variante des Monitors hingegen könnte durchaus einen erkennbaren Mehrwert (über die Reklame hinaus) bieten?
Auch die funktioniert sehr ähnlich wie in den Tabletts. Der Unterschied ist, daß ein unkorrigiertes Digitalsignal an den Monitor übertragen wird. Die übetragenen Intensitätsinformationen für RGB lassen sich im Monitor genauso mit einer Lookuptabelle korrigieren und diese Lookuptabelle erstellt der Monitor halt mit einem Umgebungslichtsensor.

Es wäre natürlich auch eine andere Lösung denkbar, bei der man die Hintergrundbeleuchtung nicht durch weiße LEDs erzeugt sondern durch rote, grüne und blaue. Dann könnte man die einzelnen Farben der Hintergrundbeleuchtung separat ansteuern und damit die Farbtemperatur regeln. Der Regelmechanismus muß dann aber genauso über einen Umgebungslichtsensor stattfinden. Da aber LEDs nicht in ihrer Helligkeit verändert werden können, muß man sie durch Pulslängensteuerung abdunkeln. Für RGB hieße das, daß die drei Hintergrundfarben jeweils mit unterschiedliche Pulslänge angesteuert werden müßten, was unter Umständen zu Interferenzen führt und letztlich in Flimmern resultiert.

Für welche Lösung sich der Hersteller da entschieden hat, weiß ich nicht. Ich kann auch nicht beurteilen, welcher Ansatz die ansehlichere Darstellung bieten würde.

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