[Gelöst] LibreOffice vs. OpenOffice

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ottonormal
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[Gelöst] LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von ottonormal » 27.01.2021 09:57:15

Hallo,

meinem Bruder habe ich vor einigen Jahren schon zum Umstieg von Windows zu Linux Mint verholfen. Er kommt damit auch gut klar und ist zufrieden. Nur meckert er immer wieder über LibreOffice rum und behauptet, dass sein OpenOffice, das er unter Windows nutzte, irgendwie besser war. Ich weiß zwar nicht genau was, er kommt damit aber immer wieder.

Ich selbst war immer der Meinung, dass beide Programme gleich sind und das es für den Anwender gleichgültig ist welches er nutzt, bin mir aber auch nicht 100%ig sicher. Habe mir mal diesen Artikel durchgelesen:

https://www.heise.de/tipps-tricks/OpenO ... 56436.html

sehr viel schlauer bin ich dadurch aber auch nicht.
Wie ist Eure Meinung, was/sollte kann ich meinem Bruder sagen? Oder hat er wirklich recht?
Zuletzt geändert von ottonormal am 28.01.2021 00:52:19, insgesamt 1-mal geändert.

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borrtux
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von borrtux » 27.01.2021 10:07:14

Ich würde unter Linux LibreOffice vorziehen.
Das zeigt schon der letzte Satz in dem von Dir zitierten Artikel.
Ich habe auch gehört (weiß aber nicht wo) dass OpenOffice vielleicht eingestellt wird.
LibreOffice wird mehr gepflegt und häufiger aktualisiert.
Viele Grüße
Borrtux :D

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MSfree
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von MSfree » 27.01.2021 10:28:13

ottonormal hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 09:57:15
Nur meckert er immer wieder über LibreOffice rum und behauptet, dass sein OpenOffice, das er unter Windows nutzte, irgendwie besser war.
LibreOffice ist auf jeden Fall auf einem aktuelleren Stand als das vermutlich veraltete OpenOffice, das dein Bruder auf der Windowskiste hat. Daher gibt es auf jeden Fall Unterschiede, auch optische auf der Oberfläche, zwischen LO und OO. Und da der Mensch sich nunmal nicht gerne mit neuen Dingen auseinander setzt, ist das alte OO für deinen Bruder halt besser, weil er es besser kennt und die Bedienung verinnerlicht hat.
Zuletzt geändert von MSfree am 27.01.2021 11:09:07, insgesamt 1-mal geändert.

rhHeini
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von rhHeini » 27.01.2021 10:39:49

Gleich sind die Programme definitiv nicht. Lass ihm halt sein OO, wenns irgendwann klemmt wird er umschwenken müssen.

Als ich noch Windows-User war habe ich mir für meine privaten Briefchen und kleinen Tabellen Staroffice geholt, war im Gegensatz zu MS-Office kostenlos. In meinen frühen Linux-Tagen war daraus bereits OO geworden, ich hab erst mal damit weitergemacht. Dann kamen die x64-Maschinen auf, und LO war als 64-bit-Version in den Repos. Also bin ich umgeschwenkt und nutze seit rund 10 Jahren ausschliesslich LO.

LO ist inzwischen recht gut darin zumindest MS-Word-Dokumente zu lesen und wieder beschreiben zu können. Nutzt meine Frau häufig, und da höre ich auch keine Beschwerden.

Rolf

fischig
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von fischig » 27.01.2021 11:09:44

Soweit mir bekannt, waren die späteren libre-Leute mit einem Aspekt der Oracle-Politik unzufrieden und - obwohl der Quellcode damals schon opensource war - erstellten den Fork libreoffice. Womit genau sie unzufrieden waren, habe ich nicht erfahren und ist wohl auch durch einigermaßen objektive Information nicht mehr erfahrbar. Um Programm-Interna ging's dabei aber offensichtlich nicht - sonst würde damit geworben, denke ich. Das ist halt der opensource-Spaltpilz. Jedenfalls hatten die späteren libre-Leute bei der Abstimmung mit den Füßen offenbar die stärkeren Bataillone, :wink: was du auch in diesem Abschnitt aus deinem Link sehen kannst:
Ein Vorteil von LibreOffice ergibt sich daraus, dass wesentlich mehr Entwickler an diesem Programm arbeiten.
Wenn ich nicht irre, dann stehen die verbliebenen OO-Leute auch nach wie vor im Sold von Oracle. Vielleicht hatten sie schlicht keine Lust, für lau oder weniger Geld zu wechseln.
Da es, wie gesagt, hinsichtlich der Programm-Spezifika eigentlich keinen Trennungsgrund gab, ist die Existenz zweier gleicher opensource-Programme eine eher sinnlose Resourcenverschwendung. Für mich ist die Angelegenheit mehr oder weniger eine reine Machtfrage und aufgrund der Kräfteverhältnisse dürfte Libreoffice die zukunftsträchtigere Suite sein.

Was nun genau oder ob überhaupt die libre-Leute etwas anders gemacht haben/anders machen als die von oo, und vor allem, wie man das für sich bewerten sollte, da müsste dein Bruder wohl schon genauer sagen können, was anders ist. Und im Zweifel: Es gibt das Teil ja immer noch, soll er sich's halt drauftun, wenn er meint, damit besser zu fahren. Ich zumindest sehe z.Z. keinen Grund, warum ein zukünftiger Wechsel (falls OO dann doch eingeht) Probleme bergen könnte.
rHeini hat geschrieben:Als ich noch Windows-User war habe ich mir für meine privaten Briefchen und kleinen Tabellen Staroffice geholt, war im Gegensatz zu MS-Office kostenlos.
Die Geschichte ist noch älter. Starwriter und die anderen Komonenten der späteren Suite gab es bereits für DOS (aus Hamburg).

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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von Luxuslurch » 27.01.2021 14:35:26

fischic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 11:09:44
Soweit mir bekannt, waren die späteren libre-Leute mit einem Aspekt der Oracle-Politik unzufrieden und - obwohl der Quellcode damals schon opensource war - erstellten den Fork libreoffice. Womit genau sie unzufrieden waren, habe ich nicht erfahren und ist wohl auch durch einigermaßen objektive Information nicht mehr erfahrbar.
Naja schon. Nach der Übernahme durch Oracle hatte das Projekt keine gewisse Zukunft. Die Idee war schon länger, eine eigene Stiftung dafür zu gründen. Oracle hat das aber offen gelassen. Deswegen wurde OO geforkt und die ODF gegründet- nicht obwohl, sondern weil es opensource war und möglichst bleiben sollte. Dass Oracle kurz darauf doch eine Stiftung gründete und das Ding bis jetzt am Leben gehalten wird, ist eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte.
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von heisenberg » 27.01.2021 14:46:50

(Apache) OpenOffice ist schon seit Jahren mehr oder weniger total tot. Kaum/Null Entwicklungsfortschritt. Kaum/Null Entwickler. Es ist halt irgendwann stehen geblieben und da steht's jetzt immer noch. Die Entwickler haben es teilweise gerade so mal geschaft, die Apache Verwaltungsvorgaben zu erfüllen - ohne die wären sie aus dem Apache Projekt rausgeflogen. Oracle ist seit 2011 aus OO komplett draussen. OO veröffentlich - so wie ich das sehe - einmal im Jahr ein Minor-Release, während LO im 2-Jahres-Rhytmus komplette Major-Releases umsetzt.

Den LibreOffice Fork 2011 gab es, nachdem die Document Foundation Ende 2010 gegründet wurde und Oracle der ODF die Zustimmung verweigerte, den Namen OpenOffice zu verwenden.

Wenn Dein Bruder gerne eine ~10 Jahre alte Software verwendet, obwohl es IMHO mit LO eine wesentlich bessere Alternative gibt: Jeder trifft halt seine eigenen Entscheidungen. Wenn er damit glücklich ist, ist doch super.

LO hat an der Oberfläche für mich gefühlt in den letzten Jahren nur sehr dezent hier und da mal was geändert.

Zur Libre Office Entstehung / Geschichte: https://de.wikipedia.org/wiki/LibreOffice
Zuletzt geändert von heisenberg am 27.01.2021 18:04:36, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von fischig » 27.01.2021 14:49:51

Dass Oracle kurz darauf doch eine Stiftung gründete und das Ding bis jetzt am Leben gehalten wird, ist eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte.
Sagst du. An Treppenwitze glaube ich nicht so recht, insbesondere bei Unternehmern/Managern, denen unterstelle ich erst mal (zweck-)rationale Motive. :wink:

edit: Wenn Oracle da komplett draußen ist, ergo keine komerziellen Interessen mehr im Spiel sind, stellt sich mir die Frage, warum gibt's da keine Zusammenarbeit unter freien Menschen?
Zuletzt geändert von fischig am 27.01.2021 14:56:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von heisenberg » 27.01.2021 14:55:40

Luxuslurch hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 14:35:26
Dass Oracle kurz darauf doch eine Stiftung gründete und das Ding bis jetzt am Leben gehalten wird, ist eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte.
Das gerade nachdem die ODF gegründet wurde, Oracle die Stiftung gegründet hat - obwohl vorher auf die lange Bank geschoben - riecht doch schon sehr nach geplanter Konteraktion.

Anruf von Bill bei Larry(reine Fantasie): "Hey, Larry! Du hast Doch da dieses komische Open Office! Kannst Du das nicht ein bisschen bremsen? Nicht dass die uns mit unserem Microsoft Office da noch mal in die Quere kommen! Na klar Bill! Kein Problem. Rück mal XX Millionen rüber, dann mach ich das! Alles klar Larry! Hast Du morgen!"

Microsoft war ja noch nie wirklich zimperlich, wenn es um seine Cash Cow MS Office geht. (Siehe auch MSO Bestechung im Rahmen der internationalen Standardisierung von ODF / OOXML).
Zuletzt geändert von heisenberg am 27.01.2021 15:48:18, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von Luxuslurch » 27.01.2021 15:25:49

Sag ich ja. Oracle wird schon wissen, wie sie die Leiche vermarkten.
Zurück zum TE: Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass AOO und LO schon lange nicht mehr "gleich" sind und dass LO nicht nur der ursprüngliche Weg ist, sondern auch die Zukunft. Aber für den Endanwender / Bruder, der mal eine Tabelle erstellt oder einen Brief schreibt, ist es vielleicht wirklich "gleichgültig", welches Programm man benutzt.
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von atarixle » 27.01.2021 15:29:07

Hieß es nicht irgendwann mal, beide Suiten werden wieder vereint werden?

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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von heisenberg » 27.01.2021 18:30:40

atarixle hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 15:29:07
Hieß es nicht irgendwann mal, beide Suiten werden wieder vereint werden?
Für mich war das persönlich schon mal auch die Frage - ist auch absolut verständlich, dass man das wieder zusammenführt. Aber es scheinen da schon immer wieder auch Leute da gewesen zu sein, die meinten AOO(Apache Open Office - das tote Pferd) wäre die bessere Office Suite.

Mittlerweile ist der Zug zum vereinen der Software längst abgefahren. Zu unterschiedlich sind die beiden Softwareprodukte aktuell. Das einzige was noch übrig bliebe wäre, dass LibreOffice den Namen und die Webseite von OpenOffice.org übernimmt. Aber das wird aktuell wohl nicht passieren.

Die tatsächliche Entwicklertätigkeit sprach aber bereits vor 5 Jahren schon eine deutliche Sprache:

https://lwn.net/Articles/637735/

Auch andere schrieben schon, dass es Zeit ist, die Tatsachen anzuerkennen....
zdnet(September/2016) hat geschrieben: Last year, open-source supporters urged Apache to officially abandon OpenOffice. Christian Schaller, a Red Hat software engineering manager, said, "Letting users believe that OpenOffice is still alive and evolving is only damaging the general reputation of open source Office software among non-technical users." Therefore, "Apache should direct people who go to the openoffice.org website to the LibreOffice website instead."

Hamilton is only saying what people in the know already knew. OpenOffice is done. It's time for it to be put in the grave and to encourage everyone to use LibreOffice instead.
Wie man an den Jahreszahlen sieht: Das ist alles schon eine Weile her...
ottonormal hat geschrieben:Wie ist Eure Meinung, was/sollte kann ich meinem Bruder sagen? Oder hat er wirklich recht?
Wenn Du Bock hast, dann installiere Ihm OpenOffice. Ich hatte auch einige Jahre nach meinem Umstieg von Windows auf Linux den Eindruck dass das damals (Windows 2000/XP Zeiten) alles irgendwie flüssiger lief und manches - ohne es genau benennen zu können - angenehmer war. Seit langen jahren habe ich mich schlicht daran gewöhnt und bin aufgrund der ganzen - für mich - häßlichen Seiten von Windows auch nicht scharf drauf, dorthin jemals wieder zurück zu gehen - und werde wohl gelegentlich - wenn ich muß - wieder damit arbeiten.
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von Korodny » 27.01.2021 19:10:45

fischic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 11:09:44
Soweit mir bekannt, waren die späteren libre-Leute mit einem Aspekt der Oracle-Politik unzufrieden und - obwohl der Quellcode damals schon opensource war - erstellten den Fork libreoffice. Womit genau sie unzufrieden waren, habe ich nicht erfahren
Nach dem Aufkauf durch Sun ist StarOffice/OpenOffice weitgehend so weiterentwickelt worden wie vorher auch: Das ehemalige "StarDivision"-Team in Hamburg (hieß dann "Sun Office Division" oder so) hat die Entwicklung gemacht und neue Versionen veröffentlicht. Der Quelltext war für Außenstehende zwar zugänglich, aber selbst Code beizutragen war umständlich bis unmöglich - ganz abgesehen davon, dass der merkwürdige Build-Prozess und die weitgehend deutsche Kommentierung vielen Leuten die Mitarbeit sowieso unnötig schwer gemacht haben.

Es gab deswegen bereits sehr früh Forks wie go-oo, die beispielsweise Linux-Anpassungen und Ähnliches eingepflegt haben. Die meisten Linux-Distributionen haben ihre Version von "OpenOffice" dann auch aus diesen Forks gebaut, nicht aus den offiziellen Quellen.

Sun hat ihr ursprüngliches Versprechen, eine Stiftung zu gründen und den Entwicklungsprozess demokratischer zu machen, nie eingelöst. Als sie dann von Oracle übernommen worden sind, hat sich die Kommunikation noch mal verschlechtert: die Mitarbeiter und Helfer außerhalb von Sun/Oracle hatten das Gefühl, dass OO keine Zukunft mehr hat und Oracle es einstampfen will - sind aber von Oracle ignoriert worden. Deswegen gab es die LibreOffice-Abspaltung.

Kurze Zeit später hat Oracle dann die OO-Entwicklung tatsächlich komplett eingestellt und das Büro in Hamburg geschlossen.
Wenn ich nicht irre, dann stehen die verbliebenen OO-Leute auch nach wie vor im Sold von Oracle.
Nein. Das war zuletzt IBM, nicht Oracle. Aber auch das ist Geschichte:

Sun hatte vor rund 15 Jahren IBM eine Closed-Source-Lizenz für OpenOffice erteilt, das damalige Lizenzmodell von OO hat das zugelassen. IBM hat dann einen eigenen (Closed Source) Fork namens "Lotus Symphony" gepflegt und dort zahlreiche Neuerungen eingebaut: Die Sidebar, Karteikartenreiter usw.

Dass Oracle OO nicht einfach aufgegeben und die Nutzer an LibreOffice verwiesen hat, dürfte am Lobbying von IBM oder entsprechenden vertraglichen Pflichten seitens Oracle gelegen haben: LibreOffice steht unter recht strengen Lizenzen, die es IBM unmöglich gemacht hätten, ihren Closed-Source-Fork weiter mit offiziellem Code zu aktualisieren. Oracle hat den OO-Code dann an die Apache Foundation gespendet, welche seitdem für "Apache OpenOffice" verantwortlich ist. Die Apache-Lizenz ist deutlich großzügiger, weswegen IBM diesen Code problemlos auch in proprietären Projekten verwenden konnte.

IBM hat dann ihre Änderungen aus Symphony ebenfalls ganz oder teilweise an AOO gespendet und vor allem (m.W. als einzige) bezahlte Entwickler auf das Projekt angesetzt. Die ex Oracle-/Sun-/Stardivision-Leute hatten da bereits einen eigenen Laden gegründet und an einer serverbasierten Office-Lösung gearbeitet, deren Namen mir gerade nicht einfällt.

2013 oder 2014 hat aber auch IBM alle seine bezahlten Entwickler abgezogen. Seitdem dümpelt das Projekt dramatisch vor sich hin: Eine richtige Community (also externe, meist ehrenamtliche Helfer) gab es nie wirklich - die Leute waren alle zu LibreOffice gegangen.
Was nun genau oder ob überhaupt die libre-Leute etwas anders gemacht haben/anders machen als die von oo, und vor allem, wie man das für sich bewerten sollte
LibreOffice war schon von Anfang an das aktivere Projekt und veröffentlicht zuverlässig zwei Major-Versionen pro Jahr, während das letzte größere AOO-Update (von überhaupt nur zwei oder drei) von 2014 stammt. Es gibt da schon lange keinen Wettbewerb mehr, der Drops ist gelutscht. OpenOffice ist (außerhalb von Linux) halt immer noch das bekanntere Projekt, das war's dann aber auch. LibreOffice ist schneller, hat viel mehr Funktionen, deutlich bessere MS-Kompatibilität, die bessere Benutzeroberfläche, die weitaus größere Community und fixt Sicherheitslücken sehr viel schneller.

Der einzige Kritikpunkt, der ab+zu Richtung LO genannt wurde, war dass es mehr neue Fehler enthält als AOO. Das ist oder war sicher richtig, lässt sich aber problemlos umgehen wenn man nicht die neuesten ("Fresh") Versionen einsetzt, sondern die für den Produktiveinsatz empfohlenen "Stable"-Ausgaben.
Zuletzt geändert von Korodny am 28.01.2021 19:41:44, insgesamt 2-mal geändert.

fischig
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von fischig » 27.01.2021 19:22:14

@Korodny
Ziemlich informativ, Danke!

Korodny
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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von Korodny » 27.01.2021 19:23:03

atarixle hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.01.2021 15:29:07
Hieß es nicht irgendwann mal, beide Suiten werden wieder vereint werden?
Es gab den Wunsch, von Seiten der Anwender. Offiziell war das m.W. nie.

LibreOffice hat früher (weiß nicht ob sie das noch machen) eine Kopie des AOO-Quelltextes gepflegt und alle eingehenden Änderungen überprüft, kommentiert und ggfs. übernommen. Alles was in AOO neu war, ist auch in LO gelandet - wie beispielsweise die wirklich brilliante Sidebar.

AOO kann Nichts, was LO nicht auch könnte. Eine "Vereinigung" hat deswegen schon vor fünf Jahren keinen Sinn mehr gemacht. Alles was AOO hat, ist die bekannte Marke - weswegen in der Regel auch gefordert wird, man solle doch auf den eigenen Webseiten auf den Status des Projekts ("tot, letzte Zuckungen") hinweisen und LO empfehlen. Aber das scheitert am Starrsinn der verbliebenen (Freizeit-) AOO-Entwickler, die "ihr" Projekt halt nicht beerdigen wollen.

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Re: LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von ottonormal » 28.01.2021 00:51:46

Vielen Dank für all die vielen Informationen. :THX:
Ich habe jetzt alle Kernaussagen zusammengefasst und in einer Mail meinem Bruder zugesendet.
Danach gibt es ja wohl nichts mehr zu diskutieren, ein zurück zu OO sollte daher ausgeschlossen sein.

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Re: [Gelöst] LibreOffice vs. OpenOffice

Beitrag von fischig » 28.01.2021 08:30:42

Nichts destotrotz, der Hauptgrund des Konflikts scheinen mir nach wie vor persönliche Animositäten zu sein. Wenn man Korodny folgt, dann sollte es ja zumindest nach dem Ausstieg von IBM bei OO keine kommerziellen Interessen mehr gegeben haben, die einer „Wiedervereinigung“, in welcher Form auch immer, im Wege hätten stehen können. Und mich macht immer skeptisch, wenn die Irrationalität („Starrsinn“) immer nur der einen Seite unterstellt wird. Was so sein mag, das kann man als Außenstehender kaum beurteilen. Es ist halt wie es ist (LO wins), das sehe ich auch so und schlecht machen will ich's schon gar nicht. Ein schaler Nachgeschmack bleibt.

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