bullgard hat geschrieben: 02.03.2021 07:20:17
Astronomen wie Wetterfrösche sind jeweils eine Teilmenge der Physiker, sollten also die gleichen Begriffe und Definitionen für "Frühling", "Tag" und "nachts" usw. verwenden. Sonst gibt es Konfusion.
Konfusion entsteht innerhalb menschlicher Kommunikation häufig. Ein Grund dafür kann z.B. sein, dass unterschiedliche begriffliche Bezugsrahmen verwendet werden.
Die Wettervorhersage ist ja keine Fachkommunikation unter Naturwissenschaftlern, sondern eine Mitteilung im öffentlichen Raum. Die Relevanzstruktur dieser Aussagen muss offensichtlich in erster Linie alltagspraktischen Kriterien genügen. Wenn man das ausser Acht lässt, begeht man einen Kategorienfehler.
Ein Begriff ist auch dann ein Begriff, wenn er nicht definiert ist. Das gilt sowieso in der Alltagswelt aber auch in der wissenschaftlichen Praxis. Einen innerhalb eines theoretischen, begrifflichen Bezugsrahmens definierten Begriff nennen wir "Terminus". Diese Termini sind auch in der Wissenschaft viel seltener als angenommen. Der Begriff "Nacht" z.B. ist letztlich in der physikalischen Theorie überhaupt nicht definiert, sondern gilt lediglich als hinreichend bestimmt (und zwar via taxonomischer Konvention).
Wenn wir von "Begriffen" reden, setzen wir implizit psychische Systeme voraus; spezifischer: menschliche psychische Systeme.
Die menschliche Wahrnehmungsstruktur ist sowohl räumlich wie auch zeitlich gerichtet. Kommunikation gründet immer in einem Zeigfeld (Deixis) in einer Hier-Jetzt-Ich-Origo (näheres dazu findet man auch in den Beiträgen von @Grobi in der Sesamstrasse).
Wenn Du jetzt (Dienstag mittags) zu jemanden sagst: "Ich gehe heute nacht um ein Uhr ins Bett", kannst Du nicht davon ausgehen, Dein Gegenüber verstünde Du seist am Dienstag um 01:00 ins Bett gegangen. Da ist ja alleine die Syntax vor. Bei einer Wetter
vorhersage ist diese zeitliche Richtungsanzeige offensichtlich eingebettet.
"Heute nacht beginnt es um ein Uhr zu regnen" ist hinreichend genau bestimmt, um richtig verstanden zu werden, wohingegen "Morgen nacht beginnt es um ein Uhr zu regnen" als nicht die kommende, sondern die darauf folgende Nacht (Donnerstag 01:00) interpretiert werden würde.
Eine Frage des Standpunkts.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.