Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

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Huo
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von Huo » 23.07.2021 12:34:16

willy4711 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 11:59:07
Ansonsten:
Das sich Zurückziehen auf "private Enthaltsamkeit" ist zwar sehr bequem, ändert aber nicht das geringste
an der allgemeinen Misere, außer dass man sagen kann: Ich hab ein reines Gewissen.
Nein, bequem ist die "private Enthaltsamkeit" wohl eher nicht – sonst würden viel mehr Menschen ihren Konsum einschränken und nachhaltiger leben. Bequem ist vielmehr eine Haltung, die alle Verantwortung auf Gesellschaft und Politik schiebt und nicht bereit ist, bei sich selbst anzufangen.

Die Politik hinkt dem gesellschaftlichen Wandel sowieso fast immer hinterher. Die wichtigen Anstöße gehen meist von Einzelnen bzw. von Subkulturen aus (siehe aktuell Greta Thunberg & die Bewegung Fridays for Future). Ich würde Dir also insofern recht geben, falls Du aussagen wolltest, dass der ökologisch bewusst lebende Einzelne sich nicht in sein privates Schneckenhaus zurückziehen sollte, sondern Änderungen nur herbeiführen kann, wenn er sich gesellschaftlich engagiert und vernetzt.

curt123
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von curt123 » 23.07.2021 12:56:54

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 12:34:16
Die Politik hinkt dem gesellschaftlichen Wandel sowieso fast immer hinterher. Die wichtigen Anstöße gehen meist von Einzelnen bzw. von Subkulturen aus (siehe aktuell Greta Thunberg & die Bewegung Fridays for Future).
Bei diesem Ansatz kann m.E. nicht darauf verzichtet werden genauer hinzuschauen, welche Personen und NGOs beteiligt sein könnten.

Aufgefallen ist mir z.B. früher die EAP https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3% ... ter-Partei , die sich ausdrücklich für Kernenergie ausgesprochen hat. Interessant fand ich z.B. auch, als ich vor Jahrzehnten zufällig mal eine Zeitschrift der DKP gesehen hab, und darin Werbe-Anzeigen eines VEB-irgendwas aus der DDR veröffentlicht wurden. Interessant ebenso für mich einmal vor Jahren auf der Kölner Domplatte, welche hochprofessionelle Ausstattung eine scheinbare Graswurzelbewegung mitbrachte.

Huo
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von Huo » 23.07.2021 13:03:45

schwedenmann hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 07:42:18
das ist einfach Mathe,kann ja jeder selber mal rechnen,wenn er Freelancer ist, oder sich mit BWL auskennt. Nullwachstum zu probagieren iist eine sache,aber die Realität sieht doch ganz anders aus undf mit Nullwchstum fährt man Wirtschaft und gesellschaft gegen die Wand.
Stetiges Wirtschaftswachstum gemessen am BIP gibt es meines Wissens erst seit ca. 1800, nämlich seit dem Beginn der industriellen Revolution. Wirtschaftswachstum als Dauerzustand muss also, anders als Du es suggerieren willst, keine "mathematische" Notwendigkeit darstellen. Es muss vielmehr erlaubt sein (bzw. ist m.E. sogar dringend geboten), die scheuklappenhafte Fixierung auf ein wachsendes BIP zu hinterfragen und nach Alternativen zu suchen. Stichpunkte könnten sein: Deglobalisierung, regionale/lokale Subsistenzwirtschaft (Verkürzung der Produktionsketten), tendenziell mehr Eigenleistung, Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten, gemeinschaftliche Nutzung von Produkten ...

Umrisse einer Postwachstumsökonomie entwirft
  • Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. München, 10. Aufl. 2018
Nachtrag: Zwei weitere, unbedingt empfehlenswerte Bücher:
  • Göpel, Maja: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung. Berlin, 16. Aufl. 2021 [gut als Einstieg, da leichter zu lesen als Paech]
  • Raworth, Kate: Die Donut-Ökonomie. Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört. München 2018 [Raworth ist, was Wachstum betrifft, "Agnostikerin"]

Huo
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von Huo » 23.07.2021 13:52:01

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 12:56:54
Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 12:34:16
Die Politik hinkt dem gesellschaftlichen Wandel sowieso fast immer hinterher. Die wichtigen Anstöße gehen meist von Einzelnen bzw. von Subkulturen aus (siehe aktuell Greta Thunberg & die Bewegung Fridays for Future).
Bei diesem Ansatz kann m.E. nicht darauf verzichtet werden genauer hinzuschauen, welche Personen und NGOs beteiligt sein könnten.

Aufgefallen ist mir z.B. früher die EAP https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3% ... ter-Partei , die sich ausdrücklich für Kernenergie ausgesprochen hat.
Ich glaube, die Aktivisten von Fridays for Future sind gerade deshalb so erfolgreich, weil sie bei aller Radikalität keinen einengenden ideologischen Tunnelblick haben. Die von Dir genannte EAP sehe ich hingegen eher als Negativbeispiel, da sie trotzkistisch ausgerichtet war und ihre Verlautbarungen teils eine bedenkliche Nähe zu Verschwörungstheorien aufwiesen.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von curt123 » 23.07.2021 14:27:45

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 13:03:45
Umrisse einer Postwachstumsökonomie entwirft
  • Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. München, 10. Aufl. 2018
Ich habe mal da etwas, womöglich zu knapp und zu wenig Kontext, quer gelesen:
https://www.oekom.de/_files_media/titel ... 811813.pdf
Wer ver-schuldet sich schon, nur um nach einer vereinbarungsge mä-ßen Rückzahlung wieder auf das Ausstattungsniveau vorSchuldenaufnahme zurückzufallen oder gar zwischenzeitlichangehäufte Vermögenswerte zu tilgen? Folglich dient Ver-schuldung – abgesehen von elementaren Notlagen, die auseigener Kraft nicht zu meistern sind – dem Aufbau eines wieauch immer gearteten Kapitalbestandes, dessen spätere Ver-wertung einen hinreichenden Überschuss erwarten lässt, so-dass über die Schuldentilgung hinaus ein höheres Niveau anmateriellen Möglichkeiten erreicht wird. Das gilt nicht min-der für die Entwicklung von Humankapital etwa im Falleeines durch Schulden finanzierten Studiums. Auch dieseInvestition dient nichts anderem als dem späteren Anspruchauf ein höheres Einkommen.
Offenkundig tendieren Konsumgesellschaften dazu, dasAusmaß an Verschuldung stetig zu erhöhen. Damit werden zu-sehends Forderungen an die Gegenwart gestellt, die sich nichtmittels gegenwärtiger Möglichkeiten befriedigen lassen, son-dern die Zukunft belasten. Du
So kommt mir das, wie auch weitere Ausführungen, erstmal eher unsinnig vor.

Einmal ist die Frage, wenn denn schon das Geldsystem als solches in derzeitiger Form zu Grunde gelegt wird, ob Geld ohne Zins, ggf. Inflation, überhaupt existiert bzw. verfügbar wäre. Wenn ein Staat privates Geld nutzen muss und dort Zins und Zineszins bedient, könnte das wie ein Schneeballsystem organsiert sein. Es geht also nicht um die Zukunft im Sinne von Verhältnismäßigkeiten, sondern evtl. um vom Geldgeber gewünschte Änderungen bei Besitz- und Machtverhältnissen. Der Staat wird z.B. genötigt, das Tafelsilber zu veräußern, Banken zu retten, auch mal überhaupt Kredite aufzunehmen um irgendeinen Aspekt des Finanzsystems zu revitalisieren oder auf fragwürdige Krisen scheinbar adäquat zu reagieren. Überhaupt mag die Frage sein, wessen Interessen Staaten bedienen, und ob staatliche Konstruktionen per se immer voluminöser oder ersatzweise auch nach/trotz Privatisierungen usw. immer dominanter werden. Der Konflikt Real- vs. Finanzwirtschaft oder die erzeugte Geldmenge ist noch ein weiteres Thema.

Auch der Punkt Ausbildung; jemand studiert z.B., um sowohl seinen Interessen und Fähigkeiten gerecht zu werden, als auch um überhaupt eine, im Idealfall vielleicht noch sinnvolle, Tätigkeit ausüben zu können. Gleiches gilt für den Bereich Fortbildung. Wer sich berufen fühlt, wird evtl. auch Kosten auf sich nehmen.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von katzenfan » 23.07.2021 15:37:15

schwedenmann hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 07:27:17
Was ist für dich Nullwachstum nzw. Wachtumswagn ?
Auch wenn ich nicht der angesprochene User bin, meint "Nullwachstum" wohl "weniger Quantität, dafür mehr Qualität" im gesamten Produktionsprozess.

Man wird nicht umhinkommen, die Leute auch für's Nichtstun zu bezahlen, wenn das Tun sonst des Tuns wegen getan wird und sich der ökologische Sinn dieses Tuns nicht wirklich erschließt.

Bspw. ist es nicht nachvollziehbar, wieso außerhalb landwirtschaftlicher Nutzung eine blühende Wiese abgemäht wird, während das Totholz sichtbar in den Bäumen bleibt.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von fischig » 23.07.2021 15:54:11

eggy hat geschrieben:Es war vielleicht nicht sonderlich geschickt, den Wunsch nach einem anderen Diskussionsstil (Textblock über "@all"), und meine Wahrnehmung der Inhalte aus der konkreten Diskussion (Textblock unter "@all") in einen einzigen Beitrag zu schreiben.
In der Tat! Aber ich nehme an, ich hab's mittlerweile geschnallt.
Nichtsdestotrotz wäre eine Korrektur des Betreffs vielleicht hilfreich.

irgendwas
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von irgendwas » 23.07.2021 17:32:32

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 10:09:26
das (Lingen DWD Messwert Rekord) kann man als Einzelfall sehen, und irgendwann nervt das Thema vielleicht auch, ok.
Mir ging es eigentlich nur um den Zeitraum. Technisch gesehen, das was der Temperatursensor tatsächlich gemessen hat, war die Messung fehlerfrei. Die Messungen waren nicht grundsätzlich zu hoch, sondern nur unter bestimmten Umständen. Wenn ein Fehler immer nur sporadisch auftritt, kann sich eine Fehlersuche/-analyse schon lange ziehen. Daher die Frage nach dem Zeitraum.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von eggy » 23.07.2021 17:48:37

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 15:54:11
Nichtsdestotrotz wäre eine Korrektur des Betreffs vielleicht hilfreich.
gute Idee, erledigt

curt123
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von curt123 » 23.07.2021 18:22:23

irgendwas hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 17:32:32
Wenn ein Fehler immer nur sporadisch auftritt, kann sich eine Fehlersuche/-analyse schon lange ziehen. Daher die Frage nach dem Zeitraum.
Klar, Fehler können auch immer mal passieren, hier ist es offenbar ein wenig anders. Zudem können sich z.B. Abweichungen durch zunehmende Bebauung nicht statistisch ausgleichen, wenn es kaum entgegengesetzt wirkende Renaturierungsmassnahmen gibt. Ich hab mir eine Quelle nochmal genauer angeschaut:
https://www.wetteronline.de/wetternews/ ... 9-07-30-hi
Dass dies dem Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht unbekannt war, belegen Presseberichte aus dem Jahr 2014. Dabei wurde auch die Entscheidung für eine Verlegung der Station mitgeteilt, die aber bis heute nicht vollzogen wurde.
Die Fehleranalyse hatte also offenbar schon Jahre vor dem fraglichen Ereignis stattgefunden. Es bleibt eher ein Politikum:
Aus Sicht des DWD war es eine schwierige Situation. Erkennt man den Wert nicht an, rücken "Klimawandelleugner" auf den Plan und erklären, dass es nach dem Medienhype ja gar nicht so heiß gewesen sei. Wird er für ungültig erklärt, wären wohl schnell unangenehme Fragen zur Standortqualität im Allgemeinen aufgetaucht.

Noch ein Fundstück zum Thema HAARP. HAARP Anlagen dürften m.E. Wetter, Ozonloch und Jet-Stream relevant sein:
https://www.heise.de/tp/features/Russla ... 54905.html
Russland und China haben die Ionosphäre mit Radiowellen erhitzt
sei bei einem Experiment eine großflächige Veränderung in der Höhe von 500 km über der russischen Stadt Vasilsursk auf einem Gebiet von 126.000 Quadratkilometern ausgelöst worden. Dabei seien negativ geladene subatomare Teilchen zehnmal stärker als in der Umgebung angeregt worden. In einem anderen Experiment der 1981 in Betrieb gegangenen russischen Anlage Sura wurde durch das Hochjagen von Elektronen mit bis zu 260 MW über die Mikrowellenantennen angeblich das ionisierte Gas in großer Höhe um 100 Grad Celsius erhitzt.
Australien selbst betreibt das Überhorizont-Radarsystem Jindalee/JORN, das die Interaktion der Signale mit der Ionosphäre nutzt, um Bewegungen auf den Meeren und in der Luft bis zu einer Entfernung von 4000 km zu beobachten.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von irgendwas » 23.07.2021 18:39:34

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 18:22:23
Es bleibt eher ein Politikum
Ja, denn technisch waren die Messungen fehlerfrei - diese Temperaturen gab es ja tatsächlich an dieser Stelle. Aus der Sicht der Ingenieurwissenschaft hat also alles gepasst ;)

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von curt123 » 23.07.2021 20:11:35

irgendwas hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 18:39:34
curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 18:22:23
Es bleibt eher ein Politikum
Ja, denn technisch waren die Messungen fehlerfrei - diese Temperaturen gab es ja tatsächlich an dieser Stelle. Aus der Sicht der Ingenieurwissenschaft hat also alles gepasst ;)
Genau, der Akademiker kann schließlich nicht einfach selbst hingehen und Hecken schneiden, dafür (und das) hat er ja auch nicht studiert. Und den wohl anscheinend schon seit Jahren beschlossenen Wechsel oder Ersatz der Station bei so heißem Klima, dazu in einer Bundesoberbehörde, umzusetzen, vielleicht gibt es da ja Laien unbekannte bürokratische Hürden, Dienstwege oder Fragen des Budgets?

Wenn also anscheinend, wie es der FAZ-Text nahelegt, da sowohl die eigenen Richtlinien über Messstellen nicht eingehalten wurden, wie auch die der WMO, dann bleibt heiße Luft bzw. wie im Freitag zu lesen "Fake News":
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 13195.html
„Die freie Exposition der Station gegenüber den meteorologischen Einflussgrößen muss dadurch gewährleistet werden, dass alle die Strahlung und den Wind abschirmenden Hindernisse in Abhängigkeit von ihrer Höhe und Breite einen Mindestabstand vom Messfeld haben müssen.“
Und wenn es tatsächlich gestimmt hätte, dass die Messungen repräsentativ seien, hätte man ja später nichts mehr ändern müssen.
https://www.freitag.de/autoren/einfache ... ake-news-6
Der vermeintliche Rekordwert von Lingen und dass er so unkritisch aufgenommen wurde wird ein grelles Licht auf die Debatte. Anstatt den Messwert kritisch zu hinterfragen, wurde einfach wiederholt was das herrschende Narrativ bestätigt. Und vor dem Hintergrund dass der deutsche Wetterdienst (DWD) diesen Wert leichtfertig angenommen hat stellt sich eine Frage. Wie viele solcher Fälle gibt es noch?
Ich halte das Thema insofern für relevant, als wahrscheinlich nicht alle Ursachen und evtl. komplexe Zusammenhänge völlig erforscht sind. Allgemeine Temperaturerhöhungen und veränderter Jet-Stream müssen vielleicht nicht zwangsläufig immer gleiche Ursachen haben, und m.E. ist eine stimmige Datenlage und Analyse in verschiedene Richtungen wichtiger, als womöglich -warum auch immer- direkt oder indirekt noch mehr Panik aufkommen zu lassen.

Anlässlich des aktuellen Hochwassergeschehens gibt es übrigens auf der Seite von Boris Reitschuster einen Gastbeitrag über "Katastrophale Hochwasser im Ahrtal 2021, 1910, 1804, 1719 und 1601". Ist für aktuell Betroffene wohl kein Trost und ich will hier auch nicht verharmlosen, ist aber m.E. trotzdem interessant, zumal ja früher nicht nur weniger CO2, sondern auch weniger Bebauung und eher unbegradigte Flüsse vorhanden waren.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von Huo » 23.07.2021 20:25:41

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 14:27:45
So kommt mir das, wie auch weitere Ausführungen, erstmal eher unsinnig vor.

Einmal ist die Frage, wenn denn schon das Geldsystem als solches in derzeitiger Form zu Grunde gelegt wird, ob Geld ohne Zins, ggf. Inflation, überhaupt existiert bzw. verfügbar wäre. Wenn ein Staat privates Geld nutzen muss und dort Zins und Zineszins bedient, könnte das wie ein Schneeballsystem organsiert sein. Es geht also nicht um die Zukunft im Sinne von Verhältnismäßigkeiten, sondern evtl. um vom Geldgeber gewünschte Änderungen bei Besitz- und Machtverhältnissen. Der Staat wird z.B. genötigt, das Tafelsilber zu veräußern, Banken zu retten, auch mal überhaupt Kredite aufzunehmen um irgendeinen Aspekt des Finanzsystems zu revitalisieren oder auf fragwürdige Krisen scheinbar adäquat zu reagieren. Überhaupt mag die Frage sein, wessen Interessen Staaten bedienen, und ob staatliche Konstruktionen per se immer voluminöser oder ersatzweise auch nach/trotz Privatisierungen usw. immer dominanter werden. Der Konflikt Real- vs. Finanzwirtschaft oder die erzeugte Geldmenge ist noch ein weiteres Thema.
Ich bin alles andere als ein Wirtschaftsexperte und außerdem nicht sicher, ob ich alle Deine Einwände verstehe. Im von Dir verlinkten ersten Kapitel des von mir empfohlenen Buches zeigt der Autor, finde ich, u.a. sehr plausibel auf, dass moderne globalisierte Gesellschaften/Ökonomien nicht nur durch räumliche Expansionsdynamiken geprägt sind, sondern auch durch Entgrenzungen zeitlicher Art: Was wir jetzt haben möchten, wird erst in der Zukunft bezahlt, wobei Wachstum als Voraussetzung herhalten muss, Schuldenlasten künftig wieder abzutragen.

Im Übrigen geht Paech in weiteren Kapiteln durchaus auf die Dich offenbar interessierenden Fragen des Finanz- und Geldsystems ein. Um wenigstens auf drei Punkte kurz hinzuweisen: (1) Paech bringt als Anregung regionale Alternativwährungen ins Spiel, um eine räumliche Entflechtung der Wirtschaft zu fördern und Wertschöpfungsketten zu verkürzen. Eine zinslose Umlaufsicherung könnte hierbei zusätzlich wachstumsdämpfend wirken. (S. 117) (2) Die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken gälte es nach Paech zu beenden. Das Vorrecht der Geldschöpfung sollte alleine beim Staat liegen; neu geschöpftes Geld wäre hierbei durch öffentliche Ausgaben schuldenfrei in Umlauf zu bringen. (3) Als notwendig bezeichnet Paech sozial-ökologisch orientierte Genossenschaftsbanken, um u.a. eine "weniger zins- und renditeträchtige Kapitalbeschaffung [zu] unterstützen" (S. 135).

Ich muss zugeben, dass die Erfolgsaussicht oder überhaupt die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung solcher Vorschläge mein Vorstellungsvermögen übersteigt, was mich wiederum mit einer gewissen Mutlosigkeit erfüllt. Andererseits wäre es vielleicht nicht das erste Mal, dass radikal neue Ideen zuerst als Spinnerei abgetan werden, bevor sie irgendwann doch im Mainstream ankommen.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von curt123 » 23.07.2021 20:53:51

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 20:25:41
Ich muss zugeben, dass die Erfolgsaussicht oder überhaupt die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung solcher Vorschläge mein Vorstellungsvermögen übersteigt, was mich wiederum mit einer gewissen Mutlosigkeit erfüllt. Andererseits wäre es vielleicht nicht das erste Mal, dass radikal neue Ideen zuerst als Spinnerei abgetan werden, bevor sie irgendwann doch im Mainstream ankommen.
Wenn es so ähnlich ist, dass derzeit eine Art privates Schuldgeld zirkuliert, womöglich ein Kredit, der schon wegen der Zinsen nie getilgt werden kann, dann wäre es wohl ein sehr radikaler Schritt. Das Problem wird wohl immer wieder diskutiert, z.B.:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... n-1.540544
Das exponentielle Wachstum, das durch unser Geldsystem angeheizt wird, ist auf Dauer nicht durchzuhalten auf einem endlichen Planeten. Das kann man jedem einigermaßen intelligenten Menschen mit Volksschulabschluss in fünf bis zehn Minuten erklären.
Könnte natürlich sein, dass irgendwann die Besitzverhältnisse etc. sowieso hinreichend verschoben sind, nicht mehr genug Profit entsteht und dass das System sowieso auf eine Art "Reset" hinausläuft, aber ob das dann mehr Freiheit für den Einzelnen bedeutet?

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von Huo » 23.07.2021 21:17:25

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 12:56:54
Interessant ebenso für mich einmal vor Jahren auf der Kölner Domplatte, welche hochprofessionelle Ausstattung eine scheinbare Graswurzelbewegung mitbrachte.
Ich weiß nicht, was genau du unter "hochprofessionell" verstehst. Das handgemalte, mit einem witzig-nachdenklichen Spruch versehene Plakat einer Fridays-for-Future-Schülerin ist in seiner Authentizität sicher allemal wirkungsvoller als jede durchdesignte Hochglanzbroschüre oder Stellwand.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 23.07.2021 21:24:58

Kommentare zu zwei Aussagen im letzten Link:
Das exponentielle Wachstum, das durch unser Geldsystem angeheizt wird, ist auf Dauer nicht durchzuhalten auf einem endlichen Planeten.
Endlichkeit der Resourcen hat nichts zu tun mit menschlicher Fähigkeit zur Mehrproduktion.
Zum einen am Neoliberalismus mit seinem Privatisierungswahn und dem Dogma, dass sich der Staat möglichst nicht einmischen soll
Überholt ist das nicht, jedenfalls nicht für den, der davon profitiert, indem er fremde Arbeitskraft für sich gewinnbringend nutzt.

edit: sachfremden Unsinn eliminiert.
Zuletzt geändert von fischig am 23.07.2021 22:02:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von Huo » 23.07.2021 21:49:36

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 21:24:58
Endlichkeit der Resourcen hat nichts zu tun mit menschlicher Fähigkeit zur Mehrproduktion.
"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an economist." (Kenneth E. Boulding)
fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 21:24:58
Zum einen am Neoliberalismus mit seinem Privatisierungswahn und dem Dogma, dass sich der Staat möglichst nicht einmischen soll Das habe ich seit Jahren aufgegeben. Diese Firmen setzen ihre I-Frames (bei denkbar schlechter Videoqualität) gekonnt so, dass du immer verlierst
Ja, seit dem Neoliberalismus sind die I-Frames auch nicht mehr das, was sie mal waren. :P

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von irgendwas » 23.07.2021 21:52:46

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 20:11:35
Genau, der Akademiker kann schließlich nicht einfach selbst hingehen und Hecken schneiden, dafür (und das) hat er ja auch nicht studiert.
Allein mit Hecke schneiden es bestimmt nicht getan ;) Wie häufig werden die Messstationen von einem Meteorologen geprüft/besichtigt? Jedenfalls haben die Messgeräte korrekte Werte geliefert und die Software hat sie korrekt verarbeitet/übermittelt. Grundsätzlich verstehe ich immer noch nicht, was das Problem sein soll :| Das Problem wurde erkannt und der Trend ist durch die übrigen Stationen erkennbar.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 23.07.2021 22:00:50

Huo hat geschrieben:Ja, seit dem Neoliberalismus sind die I-Frames auch nicht mehr das, was sie mal waren. :P
Scheiß Klemmbrett! :twisted:

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von schorsch_76 » 23.07.2021 22:03:07

Das ganze soll nur Zweifel sähen und wissenschaftliche Nachweise und Messwerte des Klimawandels in Frage stellen. Es geht um FUD. Um das Auslösen der Fallback Heuristik im menschlichen Entscheidungsprozess : Weiter wie bisher.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von irgendwas » 23.07.2021 22:33:44

schorsch_76 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 22:03:07
Das ganze soll nur Zweifel sähen und wissenschaftliche Nachweise und Messwerte des Klimawandels in Frage stellen. Es geht um FUD. Um das Auslösen der Fallback Heuristik im menschlichen Entscheidungsprozess : Weiter wie bisher.
Klingt plausibel :D

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von curt123 » 24.07.2021 07:04:31

irgendwas hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 21:52:46
Grundsätzlich verstehe ich immer noch nicht, was das Problem sein soll :| Das Problem wurde erkannt und der Trend ist durch die übrigen Stationen erkennbar.
Ich würde eher sagen: Das Problem, der ungültige/ungeeignete Mess-Aufbau, war offensichtlich jahrelang gut bekannt, dennoch wurde mit folglich falschen Daten letztlich auch noch medienwirksam Politik gemacht, statt sich gleich um wissenschaftliche Standards zu bemühen oder diese einuhalten. Da kann man sich schon fragen, warum scheinbar die Rekordvermarktung wichtiger gewesen sein könnte als saubere Arbeit.

Kachelmann zu solchen Problemen:
https://www.epochtimes.de/umwelt/klima/ ... 11646.html
Es gibt zwei unredliche Seiten der Unwissenschaftlichkeit. Beiden geht es nicht um die Sache, sondern um Eigennutz. Das Anliegen bleibt auf der Strecke. Von aussen ist es schwer zu verstehen, warum manche im Kampf gegen Klimawandel alles viel schlimmer machen als die Realität schon ist.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von schorsch_76 » 24.07.2021 07:22:49

Hing die gesamte Erkenntnis und jede einzelne Entscheidung von diesem einen Wert ab? Alle anderen Daten sind irrelevant?

Eben nicht. Auch wenn bei der Beobachtung des Wetters und auf lange Sicht des Klimas einzelne Werte nicht stimmen, werden dadurch nicht alle anderen Werte ungültig.

Ich schätze mal, das du die unerlaubte "Wahlwerbung" des Wetters nicht hinnehmen willst. Leider hat es innerhalb Deutschlands gleich zwei "Wahlkampfveranstaltungen" innerhalb ein paar Tagen gegeben.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von curt123 » 24.07.2021 07:45:42

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
23.07.2021 21:24:58
Endlichkeit der Resourcen hat nichts zu tun mit menschlicher Fähigkeit zur Mehrproduktion.
Was meinst du, wird die Blechverkleidung der Waschmaschine einfach dünner? Geht nicht lange gut. Oder produzierst du im Cyberspace?
Selbst das Mitrechnen von unsinnigen Dienstleistungen oder anderen ABM-Blähungen im BSP scheint mir nicht unbedingt beliebig ausbaufähig.
Zum einen am Neoliberalismus mit seinem Privatisierungswahn und dem Dogma, dass sich der Staat möglichst nicht einmischen soll
Überholt ist das nicht, jedenfalls nicht für den, der davon profitiert, indem er fremde Arbeitskraft für sich gewinnbringend nutzt.
Arbeitskraft wohl nur indirekt, wenn z.B. Land verpachtet wird und das Saatgut auch noch patentiert ist.

Ansonsten könnte noch gefragt werden, wo wir eigentlich (und ggf. welchen) Staat brauchen könnten und wo nicht. Etwa wenn ich an BlackRock, Deutsche Wohnen und die Geschichte der LEG NRW denke, https://de.wikipedia.org/wiki/LEG_Immobilien
entstand 1970 aus dem Zusammenschluss der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen Rheinische Heim GmbH (Bonn), Rote Erde GmbH (Münster), Westfälische Lippe Heimstätte GmbH (Dortmund) sowie der Rheinische Heimstätte GmbH (Düsseldorf).
Der taxierte Unternehmenswert der LEG betrug 3,4 Milliarden Euro. Die LEG wurde am 10. Juni 2008 mit Wirkung zum 28. August 2008 an die von der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs aufgelegten Whitehall Real Estate Funds verkauft.[4] Nach Abzug der Verbindlichkeiten der LEG in Höhe von 2,6 Milliarden Euro verblieb ein Reinerlös von 787,1 Millionen Euro.

irgendwas
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen?

Beitrag von irgendwas » 24.07.2021 07:51:56

curt123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
24.07.2021 07:04:31
... dennoch wurde mit folglich falschen Daten ...
Nein, die Daten waren richtig. Was du meinst nennt sich repräsentativ.

Wie schorsch_76 schrieb, hängt nicht alles von einer einzelnen Messstation ab, sondern das Gesamtbild ist entscheidend. Ansonsten könnte man nur die Station auf der Zugspitze belassen und alle anderen Stationen abbauen. Die Daten wären zwar richtig und auch ein Trend lässt sich gut erkennen, aber die Messstation wäre nicht repräsentativ für das gesamte Bundesgebiet.

Ich seh immer noch nicht das Problem. Es wird ein neuer Standort gesucht und die Messwerte werden nicht mehr in die Statistik aufgenommen. Daher klink ich mich jetzt aus.

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