Danke fuer deine Ueberlegungen, ralli! Ich kann mit ihnen viel anfangen und stimme dir weitgehend zu.
ralli hat geschrieben: 26.07.2021 06:46:24
Natürlich werden die Arbeitslosenzahlen steigen.
Diesem ``natuerlich'' hier -- je nachdem wie es gemeint ist -- evtl. nicht. Ich denke auch, dass das vermutlich (eine Zeitlang) passieren wird, aber ich denke nicht, dass das zwangslaeufig so sein muss. Ja, es gibt immer mehr Menschen und durch Automatisierungen und Fortschrittsverbesserungen immer weniger zu tun. Damit bleibt weniger Arbeit. Vollbeschaeftigung fuer alle ist nicht mehr moeglich und sollte als Ziel (und Wahlkampfversprechen) abgelegt werden. Arbeitslosigkeit ist einerseits ein Verteilproblem (siehe dazu auch ``In Praise of Idleness'' von Bertrand Russell) und andererseits ein Definitionsproblem mit einer Kopplung an die Erwerbsarbeit. (Zu tun gibt es genug, auch genug was wertschoepfend fuer die Menschheit ist, bloss nicht in Form des traditionellen Vollzeiterwerbsjobs.)
Wir vergessen leicht, dass die 40h-Woche keine Fixgroesse ist. Es gab auch schon 60h- und 50h-Wochen. Die 40h-Woche ist eine Fortentwicklung und nur ein Zwischenstand. Nun muss die 30h-Woche kommen. Nicht die einen 50h und die anderen gar nicht, sondern alle nur 30h ... und dann nur 20h, usw. (Russells Essay ist diesbezueglich wirklich lesenswert. Gleichzeitig muss der Lebenserwerb davon mehr entkoppelt werden (Stichwort Grundeinkommen). Dann werden naemlich die anderen Nicht-Erwerbstaetigkeiten, wie Dasein, Betreuung und Pflege im sozialen Umfeld, Ehrenamt, Beitraege zum Naturschutz und z.B. der eigene Garten zunehmend ein gleichwertigerer Teil der Arbeit.
Entscheidend ist, einzusehen, dass es eben nicht moeglich ist, so weiterzumachen wie bisher, gleich zu denken wie bisher, die gleichen Systeme aufrecht zu erhalten wie bisher ... sondern wir muessen eine neue Form finden. Fuer sie gibt es eine Menge Loesungsansaetze, bloss beduerfen die einer Offenheit dafuer. Man kann sie nicht aus dem Blickwinkel der bisherigen Weltordnung verstehen und damit auch nicht bewerten. Wir muessen uns davon loesen und neue Wege gehen, denn unsere Situation heute ist eine neue/andere.